Benutzer
Benutzername: 
kirsche98

Bewertungen

Insgesamt 77 Bewertungen
Bewertung vom 01.08.2025
Fonthes, Christina

Wohin du auch gehst


sehr gut

Ein gelungenes Debüt. Christina Fonthes erzählt von zwei Frauen, die auf eine besondere Art und Weise verbunden sind. Mira wächst im Kongo auf, verliebt sich und muss Entscheidungen treffen. Oder werden die Entscheidungen viel mehr für sie getroffen?
Zwei Jahrzehnte später steht Bijoux vor einer ähnlichen Entscheidung. Die Kongolesin lebt mittlerweile in London, doch wird immer noch sehr von ihrer religiösen Familie geprägt.
Die Autorin bringt die Gefühlslagen der Protagonisten sehr angenehm rüber, nicht zu aufdrängend, aber trotzdem aussagend. Auch die Themen des Buches haben mich angesprochen, Identität, Zugehörigkeit, Abgrenzung der Familie, Liebe und Freundschaft. "Wohin du gehst" hat mir gut gefallen.
Ich kenne das von einigen anderen PoC-Autor:innen, dass Wörter aus der afrikanischen Sprache verwendet werden, hier hat das meinen Lesefluss aber überhaupt nicht beeinflusst, sondern hat die ganze Geschichte einfach nur ein Stückchen authentischer gemacht.

Bewertung vom 27.07.2025
Engelmann, Julia

Himmel ohne Ende


ausgezeichnet

Wow, mit Sicherheit eines der schönsten Geschichten, die ich dieses Jahr gelesen habe. Julia Engelmann schreibt wahnsinnig poetisch (aber wer hat etwas anderes erwartet?), mit Gefühl für Emotionen und der Schmerz der Protagonistin Charlie ist auf angenehme Art und Weise so präsent, dass der eigene jugendliche Schmerz ein bisschen hochgekommen ist.
"Eine Geschichte über Freundschaft und die Frage, wer wir sein können" - so einfach wie dieser Satz klingen mag, das Buch war viel mehr als das. Ich habe viele Passagen markiert, weil sie so mitten ins Herz getroffen haben. Und wer hätte gedacht, dass die 15-jährige Charlie so tolle Lebensweisheiten verteilen kann?
Das abtauchen ihres Vaters, Schwierigkeiten in der Schule, Freundschaften, die vielleicht gar keine Freundschaften sind und keine Freundschaften, die dann doch Freundschaften sind. Das Gefühl des aneckens, von Erwachsenen-nicht-verstanden-werden, das nicht dazugehören - all dieses Gefühle fühlt Charlie. Und all diese Gefühle verarbeitet Charlie in dem Roman "Himmel ohne Ende" ganz wunderbar.

Bewertung vom 21.07.2025
Hauff, Kristina

Schattengrünes Tal


gut

Leider konnte mich dieses Buch nicht so wirklich überzeugen. Teilweise hat es trotzdem Spaß gemacht, es zu lesen, deswegen vergeben ich drei Sterne. Gerade die Beschreibungen der Umgebung, der Landschaft und der Szenerie haben mir gefallen, ein wenig mystisch. Das spiegelt sich ja auch in dem Buchtitel wider, der mir auch gefallen hat. Was spielt sich in dem grünen, aber schattigen Tal wirklich ab?
Die Inhaltsangabe spricht von einer trügerischen Freundschaft, der Macht der Manipulation und Wahrnehmungsstörungen. All dieses psychologisch interessanten Themen kamen in der Geschichte von Lisa vor, jedoch nur sehr oberflächlich. Mir hat das Innere, die Auseinandersetzung damit gefehlt. Die Details, die Gefühle, die Ängste und die Gründe dahinter. Auch das Ende hat mich überhaupt nicht abgeholt, die Geschichte war für mich nicht wirklich rund...

Bewertung vom 02.07.2025
Szántó, Henrik

Treppe aus Papier


ausgezeichnet

Henrik Szanto erzählt auf einzigartige Weise eine Geschichte, die ich so schnell nicht vergessen werde. Aus Sicht der Wände eines Hauses tauchen die Leser:innen in die Welt der Hausbewohner ein. Erlebnisse, Gedanken und Gefühle haben so eine besondere Wirkung. An einigen Stelle habe ich mich gefragt, was meine Wände wohl so erzählen würden, was haben sie schon alles gefühlt und gehört? Auf wundersame Weise wird ein Gefühl der Verbundenheit erzeugt. Auch der Inhalt vollkommen faszinierend. Die Schwere des Nachklanges des Nationalsozionalismus, das Befassen mit der Familiengeschichte und die Frage der Vergangenheit. Hart und doch wahnsinnig einfühlsam.
Kapitel mit sehr angenehmer Länge, Pausen zum Atmen und Denken an den richtigen Stellen - "Treppe aus Papier" ist nicht nur eine Treppe in die Vergangenheit, sondern auch eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart.
Für mich ein toller Roman, mit Nachklang und Gefühlsausbrüchen, mit allen Ecken und Kanten, die trotzdem rund werden.

Bewertung vom 17.06.2025
Noort, Tamar

Der Schlaf der Anderen


sehr gut

Tamar Noort schreibt von zwei Frauen, die eine gemeinsame Nacht in einem Schlaflabor verbringen. Janis arbeitet dort, Sina möchte dort endlich mal wieder eine Nacht schlafen. Die zwei begegnen sich rauchend auf dem Dach und es entsteht eine Freundschaft, vorerst für eine Nacht. Die Leser:innen erfahren zwischendurch immer mehr von den Protagonisten, es geht um die Überforderung mit dem Leben, dem Alltag, der inneren Unruhe und man versteht schnell, warum Sina nicht mehr schlafen kann. Das ganze ist sehr einfühlsam geschrieben, die Charaktere sind sympathisch.
Doch irgendwann bricht der Morgen an und das '"normale Leben" geht wieder weiter. Ich möchte an dieser Stelle nicht Spoilern, aber die Art und Weise wie die Geschichte der beiden weitergeht, hat mich überrascht und unterhalten.
Der erste Roman der Autorin hat mir auch schon gut gefallen und auch für diesen spreche ich gerne eine Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 08.06.2025
Berkel, Christian

Sputnik


sehr gut

Christian Berkel erzählt die Geschichte von Sputnik, eine Mischung aus Fiktion und einem autobiografischen Roman über seine Kindheit und Jugend. Dies ist mein erstes Buch von Berkel gewesen und seine Erzählweise hat mich wirklich überzeugt. Zudem hatte ich zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, die anderen Bücher von ihm gelesen haben zu müssen um den Kontext zu verstehen. Es geht unter anderem um Familie, das aufwachsen in Berlin, Schauspielerei, Freundschaft und Partnerschaft, Antisemitismus, schöne und auch schlechte Gedanken - das alles formt Sputnik's Identität.
Besonders gut gefallen hat mir der tiefe Einblick in die Gedanken und Gefühle des Protagonisten. Er spielt mit Erinnerungen und der Gegenwart, mit verschiedenen Wahrnehmungen und der Zeit. Mitreißend und interessant geschrieben, das Cover passt auch sehr gut zu dem Erzählten. Mir hat's gefallen.

Bewertung vom 29.05.2025
Dunlay, Emily

Teddy


gut

Die Geschichte war okay, aber eben "nur" okay. Anhand der Leseprobe und dem Cover habe ich auf mehr Schiller gehofft. Rom in den 60er Jahren muss toll gewesen sein, doch leider fand ich die porträtierten Figuren in dem Roman nicht ansatzweise schillernd, sodass die Hintergrundkulisse auch keine überzeugende Rolle gespielt hat. Zum Ende hin musste ich mich zum weiterlesen tatsächlich ein wenig überwinden, fand es relativ fad. Die Geschichte ist meiner Meinung nach total ins stocken geraten, auch die verschiedenen Zeitsprünge haben nicht geholfen...
Trotzdem hat die Geschichte teilweise auch Spaß gemacht, deswegen drei Sterne. Emily Dunlay's Schreibstil gefällt mir.
Ich kann auch total nachvollziehen, dass ihr Debüt viele positive Rezensionen bekommt, an sich eine gute Geschichte, allerdings von den Charakteren und Erzähltempo nicht so wirklich meins.

Bewertung vom 22.05.2025
Deya, Claire

Eine Welt nur für uns


ausgezeichnet

Eine wunderbare, traurige und zerreißende Geschichte über die verlorene Liebe. Die Szenen der Nachkriegszeit, der Minenräumer und die daher miteinhergehenden Gefahren sind eigentlich schon zerstörend genug, dazu kommt die Sehnsucht und Suche nach der verlorenen Liebe.
Und doch würde ich sagen, dass dieser Roman weitaus mehr als von einer Liebesgeschichte in der Nachkriegszeit erzählt. Menschlichkeit gegenüber der Unmenschlichkeit, verstehen und vergessen, schillernde Persönlichkeiten der Charaktere...
Der Titel "Eine Welt nur für uns" hat es mir sehr angetan, ich finde ihn ganz wundervoll passend zu der von Claire Deya erzählten Geschichte. Gerne würde ich auch mein Lob an Elisabeth Liebl aussprechen, die diesen Roman wirklich toll übersetzt hat und die verschiedenen Gefühlslagen sehr gut an die Leser:innen rüberbringt.
Kraftvoll und doch sentimental, einfach wunderschön geschrieben.

Bewertung vom 05.05.2025
Deitch, Hannah

Killer Potential


sehr gut

Ich hatte großen Spaß an der Geschichte von Evie, würde für das Leseerlebnis an sich auch gerne fünf Sterne verteilen. Jedoch war es für mich kein Thriller, definitiv interessant aber eben nicht gruselig spannend. Sie auf ihrer Flucht zu begleiten war aufregend, ich habe an einigen Stellen mitgefiebert, konnte mich dank dem angenehmen Schreibstil gut in die Protagonistin hineinversetzen. Nicht zu schnell geschrieben, und trotzdem passiert auf den 400 Seiten wirklich eine Menge, sowohl in der Geschichte und auch bei den Protagonisten selber. Die Entwicklung der Charaktere und auch der Geschichte selber hat mir gut gefallen.
Das Buch handelt von Mord, trotzdem wird von Brutalität in der Erzählweise größtenteils abgesehen.

Eine schöne Urlaubslektüre, für alle die ereignisreich aber nicht übermäßig gruselig mögen.

Bewertung vom 23.04.2025
Eng, Tan Twan

Das Haus der Türen


sehr gut

Tolles Cover, der Titel hat mir auch sehr gut gefallen. Ich hatte hohe Erwartungen in "Das Haus der Türen", diese wurden auch größtenteils erfüllt.
Tan Twan Eng schreibt von der Begegnung mit dem Schriftsteller Willian Maugham (ich habe nie etwas von ihm gelesen), erzählt von Krisen und Geschichten der Protagonisten. Das ganze spielt hauptsächlich in Malaysia im Jahre 1921. Affären, Ehebruch, Frauen vor Gericht, das Leben in der Kolonialzeit; Geschichtlich wird einiges behandelt. Hier hat mir allerdings so einiges gefehlt, vielleicht liegt es an meinem Mangel an Hintergrundwissen, aber vieles war für mich nicht 'rund' erzählt... Trotzdem kann ich das Buch absolut empfehlen, gerade für diejenigen, die nicht umbedingt etwas geschichtliches lernen möchten. Denn schön geschrieben ist das Buch allemal, poetisch und warm erzählt.