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Leselampe
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Osnabrück

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Insgesamt 52 Bewertungen
Bewertung vom 26.10.2025
Ferguson, R. L.

Die Macht der weißen Sonne / Spellcraft Bd.2


sehr gut

Das fantasievolle Abenteuer geht weiter...

Wie bereits im ersten Band der Reihe folgen wir den Spellcraftern Lucy, Renly, Adele und dem Sept-Sohn Carter ins London der Zauberkraft. Ein Diebstahl auf dem Winterfest und das Verschwinden zahlreicher Spellcrafter ruft die vier Freunde auf den Plan. Lucy wird dabei von einer Stimme in ihrem Kopf geleitet, von der lange Zeit unbestimmt bleibt, ob sie für das Gute oder Böse steht. Macht, Missbrauch von Macht und Aufbegehren dagegen sind zentrale Themen.

Der englische Schriftsteller Graham Edwards schreibt auch dieses Mal unter seinem Pseudonym R. L. Ferguson. Wie im ersten Band sind seine Ideen unglaublich fantasievoll; die Handlung hat an Action gewonnen. Lucy ist klarer als Anführerin der Gruppe herausgearbeitet und erwachsener geworden. Weiterhin spielen Freundschaft, Mut, Respekt vor dem Anderen, Einstehen füreinander und Zusammenhalt eine große Rolle, um neue Herausforderungen und Abenteuer zu meistern.

Eine kleine Kritik und ohne zuviel zu verraten: Die Schlusssätze habe ich als etwas banal empfunden. Dennoch: Die Neugier auf den dritten Teil ist bei mir geweckt und ich möchte ihn unbedingt lesen. Einen kleinen Eindruck bietet bereits die Leseprobe am Ende.

Bewertung vom 29.09.2025
Stiefvater, Maggie

Grand Hotel Avalon


gut

Ein mythischer Ort

Nicht von ungefähr steht der Name des luxuriösen Hotels, einsam in den Appalachen gelegen, für Magie und Mythen: Avalon, bekannt als Insel aus dem Sagenkreis um König Arthur. Dort wurde der verwundete König gepflegt und geheilt. Das berühmte Grand Hotel wiederum ist für seine Heilwasserquellen bekannt. Normalerweise reisen seine prominenten und vermögenden Gäste an, um sich mit den entsprechenden Kuranwendungen in den Badehäusern des Hotels behandeln zu lassen.

Doch im Januar 1942 ist alles anders: Der Zweite Weltkrieg wirkt sich nun auf das Hotel aus, die regulären Gäste müssen abreisen, von staatlicher Seite wird verfügt, 300 Diplomaten und deren Familienangehörige einzuquartieren. Sie entstammen verfeindeten Nationen und sollen zu gegebener Zeit gegen festgehaltene Amerikaner auszutauscht werden. So besiedeln Japaner, Italiener, Ungarn und vor allem deutsche Nationalsozialisten die Räumlichkeiten, überwacht und belauscht von FBI-Agenten und Männern vom State Department. Besonders die Machenschaften und Schicksale einzelner deutscher Familien werden näher dargestellt. Die noch junge Hoteldirektorin June Hudson, genannt Hoss, sieht sich der besonderen Herausforderung gegenüber, ihrem Personal, den unwillkommenen Gästen und den Anforderungen des Staates gerecht zu werden. June hat sich aus ärmlichen Verhältnissen hochgearbeitet, ist jedoch anerkannt und nimmt ihre Berufung sehr ernst.

Ihre schwierigste und Kräfte zehrende Aufgabe liegt allerdings im Umgang mit dem lebendigen Süßwasser, den Heilquellen. Diesem wird im Roman von Maggie Stiefvater eigenes Handeln, ein Charakter, eine Persönlichkeit zugeschrieben. June hat bereits als Kind Vieles über die Macht des Wassers gelernt: "Das Wasser würde einem guttun, wenn man selber ihm Gutes tat, und es würde einem schaden, wenn man ihm Schaden zufügte."(S. 64). Nach dem Tod ihres väterlichen Chefs Francis Gilfoyle hat June die körperlich und seelisch auslaugende Aufgabe übernommen, das Wasser zu beschwichtigen. Sie fühlt sich der Eigentümerfamilie so verpflichtet und verbunden, dass sie lange braucht, um dieses Gefangensein zu durchbrechen.

Die Rolle des Heilwassers ist mir leider bis zum Ende des Romans nicht ganz klar geworden. Sicherlich steht es mit seiner Heilkraft u. a. als Kontrapunkt zur zerstörerischen Kraft des Krieges. Und vermutlich verwendet die Autorin gern derartige Fantasy-Elemente, um ihren Romanen eine magische und mythische Stimmung zu verleihen. Mit ihren Jugendbüchern zumindest fühlt sich Maggie Stiefvater schon lange im Fantasy-Genre zu Hause.

Der Schreibstil der Autorin unterstreicht die teils geheimnisvolle, teils auch beängstigende Atmosphäre des Hotels. Zugleich wird so eine gewisse Spannung aufgebaut: Wie entwickelt sich das Schicksal einzelner Diplomaten? Was hat es mit Hannelore (Tochter eines deutschen Ehepaares) auf sich? Wie handelt June Hudson?

Gelungen finde ich das Cover mit der eindrucksvollen Treppe: Gleich einem schraubenförmigen Schneckenhaus windet sie sich nach oben und nimmt Bezug zu den überall im Hotel präsenten Tieren - seien sie lebendig oder aus Porzellan.

Bewertung vom 24.09.2025
Swidler, Nicole;Swidler, Uli T.

Herzlauschen


sehr gut

Voller Romantik

In dieser romantischen Liebesgeschichte treffen eine Frau und ein Mann aus zwei sehr unterschiedlichen Lebenswelten aufeinander: Hier Tessa, die berühmte Sopranistin, die als gefeierter Star ein doch einsames Dasein führt, dort Paul, der erfolgreiche Bildhauer, dessen Leben vom Verlust seiner Frau und seiner Gehörlosigkeit geprägt ist.

Paul sitzt - eher unfreiwillig - im Konzertsaal der Berliner Philharmonie, und Tessa singt. Und hier nimmt die Verbindung zwischen beiden ihren Anfang, während Paul, ohne Tessas Gesang zu hören, ihr Inneres erspürt und in einer Zeichnung zu Papier bringt. Tessa wiederum ist unglaublich irritiert von diesem Mann, der keine Regung zeigt, der nicht applaudiert. Doch da ist ein Band zwischen ihnen, da entspinnt sich nach und nach eine tiefe Liebe, mit Höhen und Tiefen, vom jeweiligen Umfeld kritisch beäugt und teils hintertrieben.

In den kurzen Kapiteln wechselt jeweils die Perspektive zwischen Tessa und Paul, bringen beide aus ihrer Sicht die Handlung voran. So konnte ich die Gefühlswelt der beiden Hauptcharaktere immer besser kennenlernen. Spannend wäre es zu erfahren, ob das Autorenpaar Swidler sich diese Kapitelaufteilung beim Schreiben zu eigen gemacht hat. Generell ist das ein interessanter Aspekt: Wie schreibt man gemeinsam einen Roman, so dass er "wie aus einem Guss" wirkt?

Die Geschichte habe ich gern gelesen und mich jeweils auf das Weiterlesen gefreut. Die Situation gehörloser Menschen in einer Welt von überwiegend Hörenden behandelt das Autorenpaar mit viel Empathie, wobei am Beispiel von Paul sehr deutlich beschrieben wird, wie geschärft seine übrigen Sinne sind. Insgesamt mutet der Roman schon ein wenig kitschig an, passte aber gerade sehr gut zu meiner Stimmung. Das Cover zeigt die Diva auf der Bühne - berühmt, erhaben und allein. Das gewählte Motiv fängt die Ausgangslage Tessas treffend ein.

Bewertung vom 18.08.2025
Gestern, Hélène

Rückkehr nach St. Malo


weniger gut

Leider die falsche Wahl

Da lag nun also mein Wunschbuch vor mir, über 500 Seiten stark, ummantelt von einem wunderschön gestalteten Umschlag in den Farben des Meeres. "Rückkehr nach St. Malo" ließ Vorfreude bei mir aufkommen auf viele unterhaltsame Lesestunden, beim Eintauchen in eine spannende historische Familiengeschichte.

Was ich stattdessen zunächst Seite um Seite vorfand, war eine in weiten Teilen langatmig und mühsam zu lesende Mischung aus Sachbuch und Romanhandlung. Die Hauptfigur Yann kehrt nach dem Tod des Vaters in die Familienvilla in St. Malo zurück, verlässt damit den Lehrstuhl an der Pariser Sorbonne, den er als Historiker innehatte. Yann entdeckt viele archivarische Unterlagen seines Urgroßvaters Octave, seinerzeit Gründer einer erfolgreichen Reederei und sorgfältiger Chronist mittels zahlreicher Handelsbücher. Der Urenkel beginnt dort mit einer akribischen Recherche in zumeist geschäftlichen Dokumenten, liest auch private Briefe und sichtet Familienfotos. Hélène Gestern lässt ihren Protagonisten diese Schriftstücke ausführlichst wiedergeben bzw. beschreiben.

Solche Archivzeugnisse der auch eigenen Geschichte können wohl manches Familiengeheimnis enthüllen und die Leser mitnehmen auf eine abwechslungsreiche Reise in die Vergangenheit, wenn sich die Zutaten zu einem spannenden Roman zusammenfügen.

Doch hier? Lange Zeit fühlte ich mich überhaupt nicht berührt oder gefesselt von der Erzählweise. Obwohl Yann als Ich-Erzähler aus seiner Perspektive beschreibt, denkt, handelt, fühlt, bot er sich nicht als Identifikationsfigur an - zu distanziert, detailliert, ja fast zu geschliffen wirkte die Erzählweise auf mich. Keine Frage, Hélène Gestern weiß brillant zu formulieren, allein die Schilderungen zum rauen bretonischen Meer und zur Landschaft sind unglaublich abwechslungsreich. Nur fand ich diese, immer und immer wieder aufgegriffen, auf Dauer einfach übertrieben, wie auch die ausufernden Erläuterungen zum Schiffbau ermüdeten.

Inhaltlich haben mich die jeweils zwei bis drei Seiten langen Abschnitte in Kursivschrift vor manches Rätsel gestellt: Aus welcher Perspektive wird hier erzählt? Handelt es sich um die Fantasien des Protagonisten? Könnte es so oder auch anders gewesen sein? Soll das Geheimnisvolle der vorgelagerten Insel Cézembre hervorgehoben und entschlüsselt werden?

Nun, jedenfalls machte mich das umfangreiche Buch in vielerlei Hinsicht ratlos, und etwa bei Seite 400 angekommen, war ich kurz davor, es zuzuklappen und wegzulegen. Zu meinem Erstaunen nahm die Geschichte jedoch noch Fahrt auf, wurde die Handlung lebendiger, und eine gewisse Spannung ließ mich weiterlesen. Yann nimmt wieder Kontakt zu lange vernachlässigten Verwandten auf, die lebendigeren Passagen mit wörtlicher Rede gewinnen Raum gegenüber trockener Beschreibung, die Beziehung zu Rebecca, die er in der Hafenstadt kennen- und schätzen gelernt hat, wird enger. Zudem entwickelte sich der Roman fast noch zu einem spannenden Krimi.

Fazit: Insgesamt gesehen jedoch war "Rückkehr nach St. Malo" für mich die falsche Wahl. Leider.

Bewertung vom 06.07.2025
Kornmüller, Jacqueline

6 aus 49


gut

Lina hat Glück

Zunächst hat mir diese Hommage der Autorin an ihre Großmutter Lina sehr gefallen. Viele Beschreibungen, Verhaltensweisen, Gedanken waren so liebe- und fantasievoll formuliert. Zum Beispiel wie Jacqueline Kornmüller als Kind im großen Bett im Rücken der Oma liegt, über Vieles reden kann, einschläft, sich wohlig beschützt und behütet fühlt: "Der Rücken war ein großer, runder Hügel aus warmer Haut, er war die Landschaft, durch die ich reiste. Hinter ihrem Rücken war man vor allen Unwägbarkeiten des Lebens sicher" (S. 9). In solchen Sätzen wird die Nähe der Beiden bildhaft deutlich.

Lina, geboren 1911, ist eine tatkräftige Frau, die - allen Schicksalsschlägen zum Trotz - unverbrüchlich an ihr Glück glaubt und reich beschenkt wird. Aus der extremen Armut ihrer Kindkeit arbeitet sie sich hoch bis zum eigenen Pensionsbetrieb, ihr freundliches und umsorgendes Wesen lässt ihre Gäste gern wiederkommen. Die Marotte des kontinuierlichen und ziemlich ausufernden Lottospiels wird schließlich mit dem Hauptgewinn belohnt. Aber eigentlich hätte es für das Glücksempfinden gar nicht eines solchen Gewinns bedurft. Denn Lina hat sich ihren positiven Blick auf das Leben immer bewahrt, kommt so auch durch die Zeit mit den verhassten Nationalsozialisten.

Informativ ist hier zu lesen, wie Hitler den Zusammenschluss von Garmisch und Partenkirchen erzwungen hat; von der Autorin wird der Ort nur "Bindestrich" genannt. Zunächst fand ich solche Bezeichnungen auch für Personen recht originell: "Zufallsgast" für den entschwundenen Großvater, "Unternehmerkutscher" für den ständigen Begleiter im verregneten Schweiz-Urlaub, "Frankreich" gleichermaßen für das Land wie für eine französische Reisebekanntschaft und Affäre von Linas Tochter, die zur Geburt der Autorin führte.

Spätestens hier fand ich diese Benennungen befremdlich: Kein einziges Mal wird Jacqueline Kornmüllers Mutter mit ihrem Namen benannt, oder gar liebevoller als Mama oder mit einer sonstigen Koseform bezeichnet, immer ist nur von "Linas Tochter" die Rede. Sicherlich steht das für die Distanz in der Beziehung, doch die Hintergründe für das Warum werden nicht thematisiert. Völlig krampfig fand ich dann die ausschließliche Bezeichnung "Du" für den Freund der Autorin. Um nur ein Beispiel von vielen zu nennen: "Du kam an einem Vormittag in Bindestrich an" (S. 194). Dieser Sprachstil gegen Ende des Romans hat das Lesevergnügen bei mir doch sehr getrübt.

Witzig fand ich wiederum, dass das Buch in 49 kurze Kapital gegliedert war. Hier wird nochmals der Bezug zum Titel gebenden Lottospiel "6 aus 49" genommen.

Bewertung vom 21.06.2025
Sußebach, Henning

Anna oder: Was von einem Leben bleibt


sehr gut

Intensiv und liebevoll

Henning Sußebach begibt sich auf Spurensuche im Leben seiner Urgroßmutter Anna, versucht eine nahezu vergessene Verwandte für sich fassbarer zu machen, die weiten Lücken in der Biografie seiner Vorfahrin - zumindest ein wenig - aufzufüllen.

Ihm stehen dabei nur wenige Erinnerungsstücke zur Verfügung, denn niemand, der diese ungewöhnlich selbstständige Frau des späten neunzehnten und frühen zwanzigsten Jahrhunderts noch persönlich gekannt hatte, lebt noch. So bleiben, überliefert in der Familie, nur wenige Fotos, Poesiealben, Notizen, Briefe, Porzellan, Schmuck und anderes, was keinesfalls eine geschlossene Biografie ergeben kann. Sußebach recherchiert in Archiven, liest Romane und Sachbücher aus der Zeit, in der Anna lebte. Die kargen überlieferten Informationen zu Annas Leben reichert er mit historischen Daten und Geschehnissen an, die er öffentlichen Quellen entnimmt.

Entstanden ist so eine Art Biografie, ein Sachbuch, ein Roman - eine eindeutige Zuordnung des gut 200 Seiten schmalen Bandes zu einem Genre gelingt nicht. Der Stil ist reportagehaft und distanziert, wo Zeitgeschichtliches aufgeführt wird. Auf Grund der lückenhaften Informationen zum Persönlichen verbleibt Vieles im "könnte so gewesen sein" oder "hätte ich mir gewünscht", doch das tut dieser liebevollen Annäherung an eine sonst vergessene Verwandte keinen Abbruch.

Bewertung vom 03.05.2025
Lacrosse, Marie

Licht und Schatten / Montmartre Bd.1


sehr gut

Ein wunderbarer Schmöker

Von der ersten Zeile an hat mich dieser historische Roman begeistert. Der Autorin Marie Lacrosse ist es gelungen, das Pariser Künstlermilieu des neunzehnten Jahrhunderts lebhaft auferstehen zu lassen. Die beiden Hauptfiguren Elise und Valérie verkörpern dabei zwei starke Frauen aus sozial ganz unterschiedlichen Milieus, die die jeweiligen Herausforderungen annehmen, um ihre Lebensträume zu verwirklichen. Die Schicksale beider Frauen berühren sich im Montmartre-Viertel immer wieder.

Elise muss als Tochter einer armen Wäscherin schon früh mitarbeiten, um die Familie zu unterstützen. Sie möchte eine gefeierte Tänzerin werden und auf den Varietébühnen am Montmartre auftreten. Die am selben Tag geborene Valérie wächst behütet als Tochter eines Kunsthändlers auf und wünscht sich nichts sehnlicher, als ihr Maltalent zu nutzen und auf der Kunstakademie zu studieren.

Die Autorin hat in ihre spannende Romanhandlung historische Persönlichkeiten aufgenommen wie die Maler Toulouse-Lautrec, Degas oder van Gogh, die Cancan-Tänzerin Louise Weber oder auch Gustave Eiffel, den Erbauer des Eiffelturms. Auf diese Weise bekommt die fiktive Geschichte ein hohes Maß an Authentizität und vermittelt unterhaltsam Einiges an Wissen über die zweite Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts. In einem eigenen Kapitel "Wahrheit und Fiktion" beschreibt Marie Lacrosse ihre Recherchen und Vorgehensweise. Ein umfangreiches Personenverzeichnis am Beginn des Buches ist für den Einstieg nützlich.

Das Cover und die Innenseite des Umschlags sind stimmig, ansprechend und dem Zeitkolorit entsprechend gestaltet; der Hinweis auf den Folgeband macht mich bereits neugierig darauf, wie die Geschichte von Elise und Valérie weitergehen wird.

Bewertung vom 29.03.2025
Loose, Anke

Schmeckt!


gut

Bunt und vielfältig...

...ist das Sachbuch, und so soll auch unsere Ernährung sein, im besten Fall von kleinauf. In elf Kapiteln finden sich geballte Informationen rund um unsere Nahrungsmittel.

Vielfach unterhaltsam und lehrreich vermittelt "Schmeckt!" alles Mögliche über Makro- und Mikronährstoffe und wofür wir sie brauchen, wie Nahrung im Körper verarbeitet und verdaut wird, über Nahrungsketten und -netze, darüber wie Farben unsere Sinne ansprechen und so beeinflussen, ob uns etwas gut schmeckt. Trostessen, Essensvorlieben in anderen Ländern sind weitere Themen; einige Rezepte runden das Sachbuch ab.

Gut hat mir das Design gefallen: Jedes Kapitel wird mit einer andersfarbigen Seite eröffnet, bunte comicartige Illustrationen lockern die Textpassagen auf. All das ist sehr gelungen.

Vorstellen kann ich mir allerdings nicht, dass die anvisierte Zielgruppe mit Textmenge, Formulierungen und Wortwahl (allein) gut zurechtkommt. Hier bietet es sich an, gemeinsam in der Familie zu lesen und zu lernen. Manche Passagen sind sehr kindgerecht gestaltet, über andere musste ich als Erwachsene zunächst nachdenken, da durchaus komplexe Zusammenhänge behandelt werden. Wobei ich mich mit dem Thema Ernährung recht intensiv beschäftigt habe und somit nicht ganz unbedarft bin.

Bewertung vom 10.03.2025
Engelmann, Gabriella

Der Gesang der Seeschwalben / Die Bücherfrauen von Listland Bd.1


sehr gut

Inselgeheimnisse

In diesem Roman von Gabriella Engelmann steckt so Vieles, was mich anspricht: eine spannende und zugleich anrührende Familiengeschichte, die Liebe zu Büchern, eine tragische Liebesgeschichte, die wundervoll eingefangene Inselatmosphäre, die Verzahnung zweier Zeitebenen.

Die 55-jährige Journalistin Anna März und die 85-jährige Bücherfrau Fenja Lorenzen bilden zusammen mit Fenjas Tochter Elisa die Hauptfiguren im Listland der Gegenwart. Fenja ist das Bindeglied ins Jahr 1937, die andere Zeitebene des Buches. Hier sind zudem Beeke, Fenjas Großmutter und Lene, Fenjas Mutter zu finden.

Anna möchte die Lebensgeschichte Fenjas für eine Buchveröffentlichung aufschreiben und sieht sich hierbei mit einigen Geheimnissen und Dachbodenfunden konfrontiert. Nach und nach können mit verschiedenen Recherchen Rätsel der Familienhistorie aufdröselt und zugleich viele Missverständnisse zwischen und Verhaltensweisen von Fenja und ihrer Tochter Elisa geklärt und bereinigt werden.

Die einzigartige Natur und Ruhe des Listlands auf der sonst so quirligen Insel Sylt vermittelt die Autorin liebevoll und anschaulich; ich konnte dadurch so herrlich in die besondere Stimmung dieses Landstrichs eintauchen. Auch sonst liest sich der Roman sehr angenehm, gut formuliert und flüssig, sind die Figuren vielschichtig angelegt.

Der vorliegende Band macht mich neugierig auf den angekündigten zweiten Teil der Bücherfrauen-Geschichte. Und auch darüber hinaus werde ich sicherlich noch den einen oder anderen Roman von Gabriella Engelmann lesen. Bislang war mir die Autorin unbekannt.

Bewertung vom 25.02.2025
Flammang, Sina

Die drei !!!, Maries Channel, #endlich_online (drei Ausrufezeichen) (eBook, PDF)


sehr gut

Maries Sicht - ein cooles Buch

Mal etwas anderes von den drei Ausrufezeichen: Das gesamte Buch ist aus Maries Perspektive in Ich-Form geschrieben. Im Vordergrund steht dieses Mal nicht die Krimihandlung (die es natürlich auch gibt), sondern Maries "Karriere" als Influencerin mit eigenem Channel. Hier schildert sie Details aus ihrem Leben, was ihre Wünsche und Träume sind, was sie bewegt, Positives und Negatives. Die Geschichte wird bestimmt durch einen Gesangswettbewerb, an dem auch Marie teilnimmt.

Die fünfzehn kurzen Kapitel beginnen jeweils mit einem Post von Marie. So wird die Welt der Social Media gut in den Handlungsablauf eingebunden, werden nicht nur die tollen Möglichkeiten dieser Medien aufgegriffen, sondern auch die Schattenseiten nicht verschwiegen. Das Thema und dessen Umsetzung ist sicherlich spannend für die angepeilte Zielgruppe und bietet auch Diskussionsstoff in der Familie. Insgesamt ist das Buch sehr ansprechend illustriert. Neben den Kapitelaufmachern finden sich auf vielen Seiten kleinere farbige Zeichnungen. Der Schreibstil ist modern und locker und dem vorgeschlagenen Lesealter angemessen.