Sizilianisches Blut - von Ann Baiano.
Zunächst deutet vieles auf einen Italo-Krimi nach gängiger Machart hin: Viel Lokalkolorit aus Sizilien wird geschildert, es wird so einiges Leckeres aus der Regionalküche gekocht und viel Espresso getrunken, und der ermittelnde Journalist Luca Sant Angelo darf mit einer literarisch gebildeten Schönheit flirten...
Aber beim Lesen zeigt sich die wahre Qualität des Buches: Der Kriminalfall um eine brutal ermordete junge Tänzerin ist spannend konstruiert, die Figuren sind mit lebendigen und interessanten Charakteren ausgestattet. Mit dem gesellschaftlichen Kontext der Geschichte wiederum werden beispielsweise mit der Migrationsdebatte und der politischen Korruption aktuelle Themen aufgegriffen, die nicht nur die Politik Siziliens und Italiens prägen, sondern mit denen auch wir in Deutschland konfrontiert sind. Dabei gelingt es der Autorin, zusätzlich zum eigentlichen Kriminalfall viele Einsichten zu vermitteln, ohne je belehrend zu wirken. Und es gelingt ihr noch etwas: Man verbringt ein paar schöne Stunden auf Sizilien, ohne den Wohnzimmersessel zu verlassen. Eine absolute Leseempfehlung!
Ich habe diesen Titel benutzt, wie wir den Woyzeck in der Schule gelesen haben. Der Kauf hat sich für mich voll rentiert. Es gibt zuerst einen Interpretationsteil, mit der man jede Szene und die Bedeutung selbst kleinerer Details nochmals genau nachlesen kann. Außerdem erfährt man einiges über die Geschichte, in der das Stück spielt und über den Autor. Besonders gut finde ich, dass man genau sieht, wie sich das typische im Leben Georg Büchners in seinem Stück wiederfinden. Außerdem konnte ich mich gut auf meine Klausur vorbereiten. Ihr findet Musterklausuren und außerdem mehrere Übersichten zu den wichtigsten Lerninhalten, mit denen man am Abend vor dem Klausurtag alles nochmal anschauen und wiederholen kann. Außerdem sind Internetadressen angegeben, wo man noch mehr über Büchner und sein Drama erfährt. Ich empfehle das Buch jeder SchülerIn. Das Buch ist nicht teuer und dieses Geld ist in meinen Augen wirklich gut angelegt.
29 von 29 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.
Mit diesem Roman legt Andrea Camilleri seinen inzwischen 15. Krimi um den sizilianischen Comissario Montalbano vor.
Ein ermordetes Mädchen aus Russland wird auf einer Müllkippe nahe der Stadt Vigata gefunden. Im Laufe seiner wie immer messerscharf geführten Ermittlungen stößt Montalbano schließlich auf einen eindeutigen Tatverdächtigen. Aber er ahnt, dass er damit nur einen ersten Teil der Wahrheit aufgedeckt hat...
Dieses Buch ist ein weiterer Beweis dafür, dass die Krimis Camilleris ein Phänomen eigener Art sind. Selbst im 15. Band haben Montalbano und sein kleiner Lebenskosmos inmitten Siziliens nichts von ihrer Faszination verloren. Auch der neue Fall ist klasklar konstruiert, er bietet viel Möglichkeiten zum Mitraten, und die Lösung des Falls bietet dem Leser ein echtes Aha-Erlebnis.
Darüber hinaus leben die Erzählungen um Montalbano nicht nur von den aufzuklärenden Verbrechen, sondern auch von der etwas eigenwilligen Persönlichkeit des Ermittlers. Inzwischen etwas in die Jahre gekommen, kommt Montalbano immer mehr über den Sinn seines Daseins ins Grübeln. Das betrifft wie immer auch seine Fernbeziehung zur schönen und geduldigen Livia. Diesem Handlungsstrang kann Camilleri auch nach vierzehn Romanen immer noch interessante und zwischenmenschlich anrührende Erzählaspekte entlocken.
Darüber hinaus ist Camilleri ganz einfach ein Weltklasseerzähler, wenn es um situative Schilderungen geht. Seien es die stets humorvollen Zwischenspiele mit Montalbanos Mitarbeiter Catarella, seien es die Szenen des harten Ermittleralltags - Camilleri erzählt auf jeder Seite so fesselnd, dass man das Buch unter Garantie auf einen Satz durchlesen wird.
Fazit: Wer Camilleri liest, liest mehr als einen Krimi, und er/sie liest mehr als unterhaltsame zwischenmenschliche Alltagsgeschichten von der schönsten Insel im Mittelmeer. Ich bin überzeugt: Wer Camilleri liest, findet zwischen zwei Buchdeckeln das ganze Sizilien und alle Sizilianer, in all ihren Widersprüchen, in ihrer Rauheit, aber vor allem in ihrer faszinierenden Menschlichkeit.
Mit "Das Mädchen seiner Träume" legt Donna Leon ihren inzwischen 17. Kriminalroman um den venezianischen Commissario Brunetti vor. Das Buch trägt wieder die unverkennbare Handschrift der in Italien lebenden US-Autorin: So wird der Plot aus sorgfältigen Recherchen über die soziale Wirklichkeit in der modernen Italienischen Gesellschaft konstruiert. Diesmal geht es um einen Mord an einem Roma-Mädchen. Diese Menschen viele Italiener üblicherweise zu den "extracomunitari", also zu den sozialen Randgruppen. Außerdem vermitteln Leons atmosphärische Schilderungen durchaus ein gewisses Italien-Gefühl.
Leider ist auch diesmal ein Leon-typischer Webfehler nicht zu übersehen: Die Gestalt des Kommissars (sowie übrigens auch die seiner Familienmitglieder...) ähnelt nicht im geringsten einem Italiener. Auf jeder Seite hat man eher das Gefühl, einen überreflektierten linksintellektuellen Harvard-Dozenten durch Venedig zu begleiten, dessen Melancholie und Volksnähe aufgesetzt wirken und nur als Teil der persönlichen Eitelkeitsinszenierung dienen.
Fazit: Dieses Buch wird mögen, wer sich bei fiktiven Venedigspaziergängen urlaubsgleich entspannen kann. Wer aber die Italiener etwas näher kennt oder auf der Suche nach Ihnen ist, wird das Buch wahrscheinlich gar nicht zu Ende lesen. Für diese Leser gibt es wahrlich authentischeres Lesevergnügen zu empfehlen.
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