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Sali
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Striegistal

Bewertungen

Insgesamt 29 Bewertungen
Bewertung vom 22.07.2025
Hausmann, Romy

Himmelerdenblau


gut

Eine seit 20 Jahren andauernde Tragödie
Julie verschwand in dieser Septembernacht in 2003 mit 16 Jahren spurlos. Es gibt nur einen Brief des Entführers, der eine lächerlich geringe Summe fordert. Doch wurde das Lösegeld nicht übergeben. Jetzt 20 Jahre später sucht Julies Vater immer noch nach seiner Tochter. Unterstützt wird er von Liv, die einen True Crime Podcast betreibt und Cold cases wieder hervorholt. Nur was soll jetzt noch Neues ans Licht kommen? Besonders an diesem Buch ist, dass es weitestgehend von Theo - Julies Papa erzählt wird. Theo, der an fortgeschrittener Demenz leidet und dessen Verstand sich ab und an ausknipst wie eine Lampe. Romy Hausmann ist es meiner Meinung nach, sehr gut gelungen Theo eine Stimme zu verleihen ohne ins kitschige oder mitleidsvolle abzugleiten. Hier muss die Autorin sehr lange Recherchearbeit geleistet haben. Aber Theo trägt das Buch aus meiner Sicht. Die anderen Personen wie die bereits erwähnte Liv (die selbst eine Vielzahl von Problemen mit sich trägt), die zweite Tochter von Theo - Sophia - die am Rande des Nervenzusammenbruchs balanciert und der Exfreund von Julie, der alsTäter herhalten musste und daran zerbrochen ist.
Nicht so schön fand ich den Schluss - hier wurde es für mich sehr unrealistisch. Und einige Handlungsstränge, die den Leser wahrscheinlich verwirren sollten, fand ich komplett überflüssig weil sie nichts zur Geschichte beigesteuert haben.
Ein lesenswertes Buch für das ich 4 Sterne vergebe.

Bewertung vom 20.07.2025
Shusterman, Neal

All Better Now (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Dyst-utopisch
Neal Shusterman schockt nach Corona mit der nächsten Seuche. Aber bei diesem Virus ist der, der es überlebt glücklich und entspannt und die, die sterben, Tun dies in einem Moment des Glücks. Allerdings sind die Genesenen nicht nur glücklich, sondern sie verschenken ihr Hab und Gut, sind komplett umweltbewusst und bis zur Selbstaufopferung hilfsbereit. Das gefällt natürlich der Wirtschaft nicht und somit wird versucht, ein Gegenvirus, dass die Menschen unglücklich macht, zu entwickeln. Und in diesem Gemenge treffen Rón (aus reichem Elternhaus) und die mittellose Mariel zusammen. Weltverbesserer und Realismus prallen aufeinander und da ist noch Morgan - die Meisterin der Manipulation. Ein durchaus gut und spannend geschriebenes Buch. Ich hätte mir gewünscht, dass die Charaktere etwas detaillierter ausgearbeitet worden wären, so dass man mit ihnen besser hätte mitfühlen können. Sie bleiben für mich wie hinter einem transparenten Schleier. Ich kann sie zwar sehen, aber die Details bleiben verborgen. Aber egal spannend und unterhaltsam ist das Buch - eine Mischung aus Dystopie und Utopie- und zum Nachdenken kommt man auch.

Bewertung vom 06.07.2025
Hermanson, Marie

Im Finsterwald


ausgezeichnet

Ein Thriller der leisen Töne
Alice ist während eines Ausfluges mit ihren Geschwistern und dem Kindermädchen im Naturhistorischen Museum verschwunden. Trotz dass das Mädchen zusammen mit den Museumsangestellten sofort mit der Suche begonnen und das Museum schon geschlossen hatte. Ist Alice vielleicht doch in den bitterkalten Wintertag hinausgelaufen oder an eine falsche Person geraten? Kommissar Nils Gunnarsson beginnt zu ermitteln, unterstützt wird er von der Journalistin Ellen, die sich mit dem Kindermädchen anfreundet und in die Abgründe von Alice Familie blickt.
Was meint Alice kleinerer Bruder, dass sie das Mädchen nicht finden werden, weil diese im Wald bei den Elchen ist. Welchen Wald meint das Kind? Man befindet sich doch in Göteborg, ist es der Park oder ein Synonym? Ein Thriller der leisen Töne. Er ist spannend und subtil. Irgendwie hat jeder ein Motiv und dann doch wieder nicht. Man rätselt mit - Mord, Unfall, versteckt sich Alice in den Tiefen des Museums und findet nicht zurück?
Ein Thriller der leiden Töne, der zum genauen Hinsehen und Hinhören auffordert. Eine Geschichte, die aufzeigt, wie vielschichtig der Mensch ist und dass man sein genaues Wesen nie enträtseln wird. Das Buch ist sehr lesenswert, wenn es nicht unbedingt der blutige Schocker sein muss.

Bewertung vom 30.06.2025
Grandl, Peter

Reset (eBook, ePUB)


sehr gut

Nicht so abwegig
Ein Virus befällt Rechner, Mobilgeräte - eigentlich alles, was in irgendeiner Art und Weise mit dem Internet verbunden ist. Und dieses Virus versendet Fake-Nachrichten und zwar täuschend echt. Kein Wunder wir alle haben massig Daten, Videos und Fotos im Netz - so dass das von Peter Grandl geschilderte Szenario nicht abwegig ist. Und auf einmal steht die Welt am Rande des Atomkriegs, Abfangjäger Steigen auf, um angeblich entführte Flugzeuge abzufangen.
Eine düstere Geschichte, die am Anfang zäh anfängt, aber sich später zu einem echten Pageturner entwickelt. Der Autor schafft es sehr überzeugend darzustellen, wie vulnerabel unsere Wirtschaftssysteme sind und spätestens bei der Hyperinflation kommt man mächtig ins Grübeln. Das bunt zusammengewürfelte Expertenteam, was das Virus stoppen und den Urheber finden soll, besteht mal aus ganz normalen Menschen, die durchaus Schwächen haben und Fehler machen. Und die Welt existiert weiter, indem man auf analoge Inhalte zurückgreift. Analoge Telefone, Fax- und Funkgeräte sogar die alten Zeitungsdruckmaschinen werden zusammen mit dem längst verrenteten Bedienpersonal aus dem Museum geholt. Ein gut zu lesendes Buch. Man muss nur am Anfang durchhalten, finde ich. Dann packt es einen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.06.2025
Russ, Rebecca

Der Weg - Jeder Schritt könnte dein letzter sein


ausgezeichnet

Wandern und / oder Überleben
Julia wird von ihrer alten Freundin Nadin überrascht, die sie als Junggesellenabschied zu einer Wanderung - nein zu Julias Traumwanderung nach Schweden einlädt. Julia drückt Befürchtungen, immerhin hatten sie und Nicki sich komplett aus den Augen verloren, weg und kommt mit. Bedenkzeit gibt es nicht. Der Trip startet bereits am kommenden Tag. Julias Hoffnung, dass sie und Nicki sich wieder näher kommen könnten, scheinen sich nicht zu bewahrheiten. Nicki ist in sich gekehrt und abweisend. Nach ihrer ersten Übernachtung im Zelt ist Nicki früh verschwunden und Julia allein. Es ist Herbst - auf dem Wanderweg ist niemand und was ist mit Nicki? Ist ihr etwas zugestoßen? Julia macht sich auf die Suche und verirrt sich komplett. Nur mit den Sachen, die sie am Leib trägt und etwas Proviant muss sie überleben und einen Weg zurück finden. Oder findet irgendwas sie früher?
Ein spannend geschriebenes Buch, was zusätzlich zum Nervenkitzel immer wieder Rätsel und einstreut. Der Horror und die Spannung sind subtil. Aber diese leiden Töne machen die Geschichte so besonders. Auch die kursiv dargestellten Erinnerungen lassen manches in Julias Leben in anderen Licht erscheinen. Sie wird verändert von dieser Reise zurückkommen- wenn sie überlebt.

Bewertung vom 06.06.2025
Raffaelli, Valentina

Hauptsache Salat


ausgezeichnet

Inspiration
Dieses Buch hat mich Salate in einem ganz anderen Licht sehen lassen und zwar keine Nudel- oder Kartoffelsalate oder auch der grüne Blattsalat. Nein Valentina Raffaelli verbindet Gemüse und Obst mit Blattgrün auf sehr kreative Weise und schafft so neue Geschmackserlebnisse zum Beispiel die Kombination Blattpfirsich mit Radieschen oder eine Panzanella mit Erdbeeren und bunter Bete. Rezepte wie man verschiedene Zutaten selbst herstellen kann, runden das Buch ab. Leider orientiert sich die Autorin bei der Wahl der Zutaten an ihrer italienischen Heimat, was uns hier vor Herausforderungen stellt. Bei vielen Kombinationen hab ich das Problem ein Teil ist reif und der andere nicht. Hier ist Flexibilität und Rumspielen angesagt. Aber das macht für mich ein gutes Kochbuch aus. Man bekommt Vorschläge und kann sich bei der Umsetzung kreativ austoben. Die Salate, die ich ausprobiert habe, kamen bei meiner Familie gut an und ich werde weiter mit dem Buch arbeiten. Mir schmeckt es.

Bewertung vom 29.05.2025
Moriarty, Liane

Vorsehung


ausgezeichnet

Alles nur Zufall?
Da denkt man, man ist auf einem langweiligen Flug von Hobart Tasmanien nach Sydney und dann steht eine ältere Dame auf und beginnt, den Passagieren ihre Todesursache und ihr Sterbealter zu prophezeien. Erst herrscht Verständnislosigkeit, dann Verwirrung und Heiterkeit. Denn solche Prognosen treffen doch nie zu, oder? Das Buch bekleidet mehrere Passagiere, eine Flugbegleiterin, sowie die „morbide“ Dame und berichtet aus deren Leben. Doch dann stirbt der erste wie vorhergesagt. Angst macht sich breit sowohl bei den Passagieren aber auch bei deren Angehörigen. Manch einer droht daran zu zerbrechen, andere ordnen ihr Leben neu. Aber vielleicht war es doch nur Zufall? Besonders gut hat mir gefallen, wie in dem Roman rein zufällig Lebenslinien verknüpft werden. Es liest sich ungemein spannend und man fragt sich, hat die ältere Dame recht? Das Buch ist gefühlvoll ohne ins Kitschige abzugleiten. Mir hat es sehr gut gefallen.

Bewertung vom 28.05.2025
Buck, Vera

Der dunkle Sommer


ausgezeichnet

Die Vergangenheit holt Dich immer ein
Tilda will vergessen, den Arbeitsunfall, das Unglück, den Toten, ihre Schuld - sie will vergessen und kauft auf Sardinien ein altes Haus in einem verlassenen Dorf. Nur was ist hier passiert? Warum sind die Leute alle gegangen und warum reagiert der letzte Einwohner so abweisend auf ihre Anwesenheit. Und was ist damals in ihrem neuen Haus passiert? Stimmen die Gerüchte über die Tragödie. Sehr gut gelungen finde ich, dass die Geschichte einmal in der Gegenwart spielt, aber in weiten Teilen von den Erzählungen von der jugendlichen Franca aus dem
Jahr 1982 getragen wird, die eine Rolle in der Tragödie spielte und deren Grabstein Tilda auf dem Friedhof entdeckt.
Eine spannende Geschichte, die trotz des sommerlich heißen Temperatur kale Schauer über den Rücken laufen lässt. Eine Geschichte, die zeigt, wie stark Traditionen bindend sind und das hübsche Abgeschiedene Dörfer durchaus sehr hässlich sein können. Ich fand das Buch unglaublich spannend und habe es nahezu in einem Rutsch gelesen. Von mir gibt es eine große Leseempfehlung.

Bewertung vom 25.05.2025
Eui-kyung, Kim

Hello Baby


ausgezeichnet

Wenn Kinderkriegen zum Leistungskriterium wird
Ein Buch, welches mich sehr erschüttert hat, da es einen Einblick in die Abgründe der koreanischen Leistungsgesellschaft gibt. Die Frauen, die sich in einer Klinik für Reproduktionsmedizin als Leidensgenossinnen kennenlernten und über die WhatsApp Gruppe „Hello Baby“ in Kontakt bleiben. Sie kommen aus ganz unterschiedlichen gesellschaftlichen Strukturen. Doch eines zieht sich wie ein roter Faden durch ihr Leben - nämlich der Druck nun endlich Nachwuchs zu bekommen. Und die Klinik versucht zu liefern. Mensch werden als technischer Prozess - Medikamente, Eizellenentnahme, Befruchtung und Implantation des Embryos. Nur leider ist die Zahl der Abgänge sehr groß und die Traurigkeit steigt. Dazu der kalte und unpersönliche Umgang in der Klinik. Doch dann bekommt eine von ihnen ein Kind - mit 46…
Dieser Roman hat mich wirklich betroffen gemacht. Die unerfüllten Kinderwünsche, der Druck der Schwiegereltern, die distanzierten Partner - furchtbar, wer das durchstehen muss. Und das Licht am Ende des Tunnels - das Baby - es kommt einfach nicht. Sehr schön fand ich, dass jeder Frau ein eigenes Kapitel geschenkt wurde. Somit kann man sie alle kennenlernen bis es zum großen Finale kommt. Ein sehr lesenswertes Buch.

Bewertung vom 21.05.2025
Leciejewski, Barbara

Am Meer ist es schön


ausgezeichnet

Das Meer mag ja schön sein, aber…
Der Roman von Barbara Leciejewski nimmt das düstere Kapitel der Kinderkuren in den 60er Jahren in der BRD aufs Korn. Hier hat es die Hauptperson Susi auch getroffen. Ihre Eltern, in dem Glauben, ihr etwas Gutes zu tun, schicken sie zur Kur an die Nordsee. Dort gehen das Mädchen und ihre Freunde buchstäblich durch die Hölle - böse Erzieherinnen (eigentlich ist es nur eine und der Rest der Belegschaft macht aus Angst vor dieser Person mit), Aufessen bis man bricht und darüberhinaus, Schläge, Einsperren im Dunkeln und Tausend andere Schikanen. Nur das Meer ist schön, wie Susi selbst sagt. Das ist auch der Satz, den sie in ihren Briefen an zu Hause immer wiederholt- die Post wird ja gelesen. Wenigstens hat Susi ihre Freunde und es war so schön zu lesen, wie die Kinder sich gegenseitig helfen, Mut machen und trösten.
All das erzählt die erwachsene Susanne ihrer Tochter und ihrer Mutter. Die welche im Sterben liegt, ihr endlich Glauben und Gehör schenkt. Die Vergangenheit hat bei Susi Narben hinterlassen aber wenigstens kann sie im Jetzt Frieden finden. Und da ist ja auch noch Matti, der ihr immer geholfen hat.
Ein nachdenklich machendes Buch, was sich gleichzeitig unglaublich spannend liest. Ich konnte es fast nicht aus der Hand legen. Und wenn man bedenkt, dass es das Grauen in diesen Kurheimen wirklich gab…