Die Kinder sind aus dem Haus und Jenni merkt, dass da nun keine Aufgabe mehr ist. Mit jedem Schritt der Kinder weg von ihr, ist Jenni leerer geworden. Ihre Ehe mit Jussi ist unglücklich, ihr Leben als Bild nach außen hin perfekt. Eines Tages bricht sie aus und beginnt neu. Sie mietet sich eine Wohnung und wird begleitet von einer Gruppe weiblicher Disney-Figuren, die sie bestärken und ihr ehrlich zureden was sie verdient hat und sucht ihren eigenen Weg.
„Die Rettung steckt in dir selbst.“
Die Art der Geschichte liest man derzeit des Öfteren. Eine Frau, die in einem gewissen Alter merkt, dass ihr Leben nicht das ist, was sie will. Dass sie sich verloren hat. Besonders an diesem Roman ist zum einen die Erzählweise. Es gibt wenig bis gar keine direkte Rede, die Sätze sind sehr lang und verschachtelt - so wie Jenni‘s Gedanken auch sind. Dadurch wird man automatisch tiefer in die Geschichte gezogen. Zum anderen wird sie witzigerweise von weiblichen Disney-Figuren begleitet, wie z.B. Dornröschen oder Schneewittchen, die uns als Kind gezeigt haben, wie eine Frau behandelt wird und für was eine Frau steht. Sie geben so viel ehrliches mit und korrigieren eben genau das feministische Bild, was sie repräsentieren sollen. Ein sehr starker Roman über eine Frau, Mutter und Ehefrau und ihre Gefühle, vorallem Scham ist ein großes Thema, die sie begleiten. Eine Frau, die ihren Weg neu findet.
Nachdem Agneta sich nach Frankreich getraut hat, lebt sie endlich das Leben, was sie will. Das Baguette, die Menschen, die Herzlichkeit, ihr bester Freund Einar. Im sonnigen Saint Carelle kann sie so sein, wie sie wirklich ist. Traut sich, sich zu zeigen. Doch es tun sich Schwierigkeiten auf. Ihr geliebtes, neues Zuhause droht ihr weggenommen zu werden und ihr liebster Freund verlässt sie. Agneta kämpft. Für ihre Träume. Für ihr Leben. Für sich.
„Ich will aber nicht wieder ich selbst sein.“
Ich hatte mich sehr auf den zweiten Band von Agneta gefreut. Man hat sie einfach gern und begleitet sie gerne durch ihr Leben. Es passiert so viel mit ihr und in ihrem Umfeld. Zu sehen, wie sie schrittweise zu sich findet und - was so menschlich ist - auch immer wieder mal „falsch“ abbiegt, ist so realitätsnah. Die Autorin schreibt so anschaulich, dass man sehr mitfühlen kann und man fiebert bis zum Ende mit. Ein schöner zweiter Roman über Agneta. Leichte Lektüre, aber trotzdem mit ein bisschen Tiefgang. Danke!
„Es ist angenehm, hinter jemandem zu sitzen, der alles lenkt, zumindest eine Weile.“
Es geht um eine Frau in den 50ern, die sich das erste Mal wieder frei fühlt. Die Zwillinge sind aus dem Haus, sie lebt sowohl in der Stadt als auch in ihrem Haus auf dem Land und kann tun und lassen was sie will. Sie wird älter, was sie daran merkt, dass sie ständig zum Zahnarzt muss, ihr erster Zahn droht auszufallen. Zusätzlich zu dieser kleinen Krise der Endlichkeit trifft sie im Supermarkt Friedrich, ein Mann von früher. Und ihre beste Freundin Therese heiratet jetzt nochmal und sie ist Trauzeugin. Es geht um die Liebe, das Allein sein und um das, was man wirklich im Leben braucht.
„Während ich wählte, keinen mehr zu wählen, weil ich mir nicht mehr zutraute, die guten von den schlechten unterscheiden zu können.“
Ich bin mind. 20 Jahre jünger als die Protagonistin und hatte nicht damit gerechnet, wie stark und intensiv das Thema Mann und Liebesbeziehung thematisiert wird. Ihre Zweifel und vorallem, dass es nicht mehr einfach ist, sich jemandem zu öffnen. Jemanden in das Leben zu lassen, da man doch irgendwann festgefahren ist. Nicht mehr bereit ist für die Liebe. Die Protagonistin ist geschieden. Als sie Friedrich wieder sieht, nimmt sie das ganze Thema in ihrem Kopf sehr auseinander. Sie hat viele schlechte Erfahrungen erlebt, kann nicht gelöst an die Sache ran gehen. Sie hat große Angst vor der Liebe, vor dem Unbekannten, vor dem Verlassen der Komfortzone. Auf der anderen Seite konnte ich ihre Gedanken über das Allein sein, das Single und alleinerziehende Mutter sein in der heutigen Gesellschaft sehr nachvollziehen. Ein Buch, dass die romantische Liebe sehr stark in Frage stellt und mir zeigt, dass egal in welchem Alter man ist - jeder sehnt sich irgendwo nach der Nähe zu einer bestimmten Person und das Thema Liebe ist immer allgegenwärtig. Witzig, ehrlich und ein Buch fürs Erwachsen sein.
Alle reden über Teddy! Teddy Huntley ist 34 als sie im Sommer 1969 von Texas nach Rom zieht - mit ihrem neuen Ehemann David. Endlich kann ihr Leben losgehen. Sie kann endlich die Person sein, die sie sein will. Sie möchte gut für ihren Mann sein. Sie will ihre Vergangenheit hinter sich lassen und eine gute Frau werden, die alle verzaubert. Nur gelingt es Teddy nicht. Ihre Vergangenheit und auch ihre Naivität holt sie schnell ein.
„Ich wollte so gut wie nichts von alldem tun - von allem, was ich je getan habe -, von meinem Leben lang.“
Man steigt ziemlich tief in die weibliche Psyche von Teddy ein. Ein Frau, aufgewachsen in einer Familie, in der es um Ruhm und Reichtum ging, musste sie funktionieren. Sich nichts falsches leisten, was sie nicht schaffte. Daher waren alle froh als Teddy endlich einen Mann gefunden hat…wenn es doch nur so einfach wäre. Teddy durfte nie sie selbst sein. Sie musste schön, still und perfekt sein. Am Ende siegt die Entscheidung für sich selbst. Tolles Buch und unterhaltsam und fesselnd geschrieben.
„Männer sagen mir immer, ich solle mich entspannen, wenn etwas schreckliches bevorstand.“
Als Qualitätsmanager in einem großen Pharmakonzern muss Lute sich damit auseinander setzen, dass seine Abteilung wegrationalisiert wird und er seinen Mitarbeitern sagen muss, dass sie gekündigt werden bzw. - noch schlimmer - sie sollen am besten von alleine gehen. Damit hat er große Bauchschmerzen und will sich davor drücken. Als Lombard, ein selbstständiger Headhunter, seine Wege kreuzt, ist er total froh, dass dieser ihm seine Dienste anbietet und für ihn diese Arbeit erledigt. Lombard sorgt auch wirklich dafür, dass die Mitarbeiter verschwinden - nur wird nach den ersten Todesfällen klar, dass „Verschwinden“ für Lombard und sein Kompagnon Reiner eine andere Tragweite hat.
„Wer keine Angst hat, braucht keinen Mut.“
Spannend. Ich habe vorab schon einiges über das Buch gelesen und war daher im Zwiespalt, was ich davon halten werde. Ich bin es auch immer noch, auch wenn es echt gut ist. Es ist nicht ganz von dieser Welt. Der Autor spielt mit schwarzem Humor, Krim, Horrorfilm, Tragik und Satire in einem Buch - das muss man erstmal schaffen. Es thematisiert ein sehr wichtiges gesellschaftliches Thema - die Arbeitswelt. Wer übernimmt denn heutzutage wirklich noch Verantwortung und stellt sich den heutigen Herausforderungen? Man denkt beim Lesen ab und an wo man hier gelandet ist, aber zusammenfassend eine spannende, provokante und auch witzige Reise. Danke!
Dorothy Darling ist eine argwöhnische alte Dame, die seit vielen Jahren im Shelley House wohnt. Sie hat alles im Blick, sie beobachtet jeden Nachbar und schreibt alles in ihr kleines Notizbuch, was sie für wichtig erachtet. Die neue Untermieterin Kat bei Joseph gefällt ihr gar nicht mit ihren vielen Tattoos und den pinken Haaren. Bestimmt wieder eine Unruhestifterin. Eines Tages ereilt die Bewohner von Shelley House eine schreckliche Nachricht. Das Haus soll einem großen neuen Wohnkomplex weichen und abgerissen werden. Dorothy und Kat haben große Motive dies zu verhindern.
„Aber sie hatte es sich nie gestattet, sentimental zu werden, woher also kamen auf einmal all diese seltsamen Gefühle?“
In dieser Geschichte steckt so viel mehr, wie ich gedacht habe. So ein schönes Buch. Ich habe gelacht, gelitten, gefühlt und geweint. Aus scheinbar oberflächlichen Nachbarschaftsstreitigkeiten entpuppen sich tiefe Lebensgeschichten, die mich sehr mitgezogen haben. Dorothy hat eine starke Verbindung zu dem Haus aufgrund ihrer verstorbenen Tochter, Kat hat viele Kindheitserinnerungen an den Ort Chalcot. Ich habe die Geschichte sehr gerne gelesen und die Geschichten der Menschen verfolgt. Hinter den Menschen um einen herum steckt so viel mehr. Ich wohne selbst in einem Mehrfamilienhaus. Es herrscht oft so viel Anonymität, aber machmal lohnt es sich einen Blick hinter die Kulissen der Nachbarn zu werfen. Danke für das schöne Buch!
Nora Blum, Gründerin der Online Therapieplattform Selfapy, beschäftigt sich in ihrem Buch mit der radikalen Freundlichkeit. Unterlegt mit wissenschaftlichen Belegen zeigt sie auf, wie sehr sich das eigene Leben ändern kann, wenn man aktiv im Leben auf Freundlichkeit achtet. In einer Welt voller Macht und Streben nach dem Höheren begleitet man Nora durch 14 Kapitel, in denen Sie aufzeigt, in welchen Bereichen des Lebens sich man der Freundlichkeit üben darf. Vom Smartphone über die Kraft von freundlichen Gesten bis zum Job gibt sie einen Informationen und Tipps mit, wie man den eigenen Umgang optimieren kann.
Jedes Kapitel beginnt mit einer Geschichte von Nora zu dem jeweiligen Thema, was ich sehr schön finde. Sie nimmt einen gut mit durch das Buch mit vielen Impulsen, einer anschaulichen Schreibweise und ein paar guten Tipps für die Umsetzung. Was mir sehr im Kopf geblieben ist, ist das Kapitel über den Einfluss des Smartphones auf die Freundlichkeit. Wie kann ich in der Welt überhaupt freundlich sein, wenn mir nicht auffällt, dass ich jemandem meinen Platz in der Bahn anbieten kann oder nicht mal der Kassiererin im Supermarkt Hallo sage, da die Menschen ständig auf das Handy schauen?
Zusammenfassend kann jeder an seiner Freundlichkeit arbeiten, in dem er achtsam und reflektiert durch sein Leben schreitet. Achtsam gegenüber anderen Menschen und sich selbst. Mehr Freundlichkeit führt zu einem glücklicheren und schönem Leben. Danke für die schönen Impulse.
„Die Beziehung zu uns selbst aber ist eine wichtige Basis für unsere Beziehung zu anderen.“
„Man heulte hinter verschlossener Tür und riss sich zusammen.“
Die Protagonistin bucht ein Ticket, in eine fremde Stadt ans Meer. Sie braucht eine Pause. Sie will den Erwartungen, den Ansprüchen, den Mustern und dem eigenen Leid entkommen. Es geht um die Frauen in ihrer Familie. Es geht um die Geschichte ihrer Mutter, Großmutter, Tante - den Frauen, die stark und kraftvoll sein mussten. Die nach den Erwartungen der Gesellschaft gelebt haben. Die nicht Frau, sondern Mutter, Hausmutter, Angestellte und vieles mehr waren. Kann man sich von den Mustern der Vorfahren lösen? Kann man ein selbstbestimmtes Leben führen? Können wir je wirklich frei sein?
„Warum ist das bloß so, dass man glaubt, andere zu brauchen, damit die eigenen Träume wahr werden?“
Ich habe in dem Buch so viel angestrichen. So viele wahre Worte. Ich kenne den Prozess, den die Protagonistin durchlebt. Man weiß nicht wie ihr Leben „davor“ war, man weiß nicht wie ihr Leben „danach“ ist. Man begleitet sie in dem Prozess des Hinschauens. Sie geht in ihre Familiengeschichte rein. Was für ein Leben hatten die Frauen in ihrer Familie? Wie groß war der Erwartungsdruck? Aufgewachsen als Kriegskinder ging es um Stärke, ums Durchhalten. Gefühle zeigen - Fehlanzeige.
„Gefühlsausbrüche störten.“
Die Ich-Erzählerin spürt diese Muster in sich. Man nimmt die Muster und Erfahrungen der eigenen Vorfahrinnen mit in das eigene Leben. Man begleitet sie in ihrem Schmerz, in dem Leid, welches sie fühlt. Es ist der schwerste Schritt auf diesem Weg, aber auch der Wichtigste. Man wird von einer gewissen Schwere beim Lesen begleitet. Kein einfaches Buch für nebenbei, aber dafür umso wichtiger. Nur man selbst hat das eigene Leben in der Hand. Vertrau auf dich! „Freiheit bedeutet Überleben, Aufblühen und Ausdauer.“
„Welches Leben würde sie führen, wenn sie auf niemanden Rücksicht genommen hätte?“
„Träume sind der Ausdruck verborgener Wünsche, aber auch geheimer Ängste.“
Es geht um drei Frauen in diesem Roman. Gabriela, Silvia und Cosima leben in Barcelona. Sie sind Mütter, Freundinnen und haben Sehnsüchte. Sehnsüchte, die sie befriedigt haben wollen. Sehnsüchte, die über den üblichen Alltag, in dem man funktionieren muss, hinausgehen. Sehnsüchte als Frau gesehen und begehrt zu werden. Sie fragen sich in ihren Vierzigern, wie ihre Wünsche aussehen und was es bedeutet eine verheiratete Frau zu sein.
„Das wenige, was sie von ihm verlangt, sollte er gut machen.“
Stark. Ich habe das Buch wahnsinnig gerne gelesen und bin den drei Frauen in ihren Gedanken und Gesprächen gefolgt. So viel Ehrlichkeit in der Beschreibung wie ein typischer Alltag einer Frau, verheiratet und Mutter, aussieht. Es geht um Sehnsüchte, um Ehemänner, um die sexuelle Lust und die eigenen Wünsche. Die Hauptfigur ist Gabriela. Sie ist Journalistin, überlegt ein eigenes Buch zu schreiben und fängt nach 15 Jahren Ehe eine Affäre mit einem Autor an, den sie über viele Jahre immer mal wieder gesehen hat und ab Anfang an eine Anziehung gespürt hat. Silvia ist Fotografin und merkt ihr Begehren zu Frauen und Cosima findet ihre Liebe in einem anderen Land. Es geht tief rein, ehrliche Worte und der Mut als Frau zu sich und seinen Wünschen zu stehen. Danke dafür!
„Träume sind der Ausdruck verborgener Wünsche, aber auch geheimer Ängste.“
In dem Buch geht es um die Geschichte der Familie Garnett. Die drei Schwestern Imogen, Rachel und Sasha sind mit ihrer Mama Margo aufgewachsen. Ihr Vater war starker Alkoholiker und hat die Familie früh verlassen. Margo brach daraufhin zusammen und konnte sich eine ganze Weile nicht mehr um ihre drei Mädels kümmern. Dies und viele weitere Erfahrungen haben die Mädchen sehr geprägt, so dass sie als Erwachsene starke Vertrauensprobleme in Partnerschaften haben und bis heute die Anerkennung der Mutter brauchen. Sie kommen nie zur Ruhe. Die Familiengeheimnisse werden schrittweise aufgedeckt.
„Sasha fand es gerade bei der eigenen Familie am schwersten, sie selbst zu sein, vor allem, wenn Schweigen und Geheimnisse zwischen den einzelnen Mitgliedern standen.“
Ein Buch voller Drama, aber auch viel Schmerz, Leid und Wut. Die drei Frauen haben sehr stark unter der Trennung ihrer Eltern gelitten. Margo war so voller Hass und Wut auf Richard, der sie verlassen hat. Ständig war er betrunken, war nie da, wenn sie ihn gebraucht hat und dann verlässt er sie. Lässt sie mit den Kids sitzen. Die Kinder versuchten seitdem Margo zu gefallen. Sie hatten sie ein Mal verloren, das sollte nicht wieder passieren. Diese Verhaltensmuster sieht man in jeglicher Situation im Umgang mit Margo und Männern als erwachsene Frauen. Es ist traurig mit anzusehen, wie stark die Kindheit einen prägen kann ohne dass man selbst etwas dafür kann. Ein tiefgründiger und ehrlicher Roman über die Möglichkeiten, die man als erwachsener Mensch ergreifen darf, um sich von den eigenen Eltern zu lösen. Selbständig zu werden, ein eigener Mensch.
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