Benutzer
Benutzername: 
Schoko_und_buch
Wohnort: 
Friedberg

Bewertungen

Insgesamt 58 Bewertungen
Bewertung vom 09.08.2025
Kuhn, Yuko

Onigiri (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Die Geschichte erzählt aus Akis Leben. Ihre Mutter Keiko ist als junge Frau von Japan nach Deutschland gezogen, traf dort ihren künftigen Mann und den Vater ihrer beiden Kinder Aki und Kenta. Inzwischen ist Keiko in einen Seniorenstift umgezogen und leidet an Demenz. Aki nimmt sie nochmals mit auf eine Reise nach Japan, um ihre Familie zu besuchen. Dabei werden immer wieder kleine Episoden aus dem Leben von Aki, aber auch von Keiko erzählt.
Aki verbindet wunderbar die Kultur Deutschlands mit der von Japan, fast schnell und zusammenhanglos gibt sie Begebenheiten wieder die typisch für eines der beiden Länder sind. In wenigen, ruhigen Worten, fast wie eine Aufzählung und doch fühlt man bei Lesen direkt, was gemeint ist. Akis Mutter hatte es nicht leicht und mit der Reise nach und nach findet Aki ihren Frieden mit ihr und beide finden wieder zueinander. Während Keiko in Japan ein einfaches Leben führte, stammt ihr Ehemann aus einer reichen Familie mit vielen Regeln und Erwartungen. Auch Aki kommt als Kind in Berührung mit dieser Welt.
Die Autorin erzählt diese Geschichte so unaufgeregt, mit wenigen Worten, die es aber genau treffen. Es ist einerseits eine Geschichte über Kulturen, aber gleichzeitig eine Familiengeschichte und auch das Thema Demenz nimmt einen greifbaren Raum ein. Absolut bewegend, tiefgründig und emotional und gleichzeitig zart, ruhig und sacht formen die Worte eine gewaltige Sprache, die einfach nur eine Bereicherung war. Dieses Buch hat mich tief berührt.

Bewertung vom 03.08.2025
Villard, Sophie

Der Glanz von Gold / Cartier Bd.2


ausgezeichnet

Der 1. Weltkrieg ist vorbei, Jeanne hat die Pariser Filiale über die schwere Zeit gebracht und hat nun endlich ihren geliebten Louis zurück. Auch die Europäer möchten langsam wieder Glanz genießen. Cartier wächst, Jeanne steigt beruflich auf. Doch wird sie auch privat ihr Glück finden?

Die Autorin nimmt uns mit in ein Paris der 20er Jahre. Begleitet von Größen wie Coco Chanel, den Fitzgeralds und anderen Künstlern habe ich mich beim Lesen mittendrin gefühlt. Wunderbar, wie ein Zeitsprung in Jeannes Welt. Der Schreibstil war erneut sehr gelungen, ebenso der Blick über den Tellerrand von Cartier hinaus in die Gesellschaft. Die private Geschichte ist dabei perfekt eingewoben in die goldenen 20er. Ein absolut gelungener Abschluss der Dilogie, der mit einigen Überraschungen aufwartet und den Abschluss bildet mit einem Nachwort, das Bezug zu den wahren in den Büchern erwähnten Schmuckstücken nimmt.

Bewertung vom 29.07.2025
Kornmüller, Jacqueline

6 aus 49


sehr gut

Lina hat in den 1920er Jahren eine Anstellung in einem kleinen Gastbetrieb. Hatte Arbeit steht an der Tagesordnung. Mit ihrer Freundin Marie zieht es sie nach Garmisch und beide beginnen im renommierten Hotel. Mehr und mehr erarbeitet sich Lina ein kleines Unternehmen, welches beträchtlich wächst. Sie ist glücklich und nimmt das Leben oft als Glückliche Fügung. Von Glück erzählt ihr auch einst ein Gast und seitdem versucht sie ihr Glück auch beim Lotto.

Das Buch wird aus Sicht von Linas Enkelin erzählt und enthält immer wieder Rückblicke zu Linas Geschichte, welche absolut beeindruckend ist. Das Buch ist toll geschrieben, ich habe es innerhalb kurzer Zeit gelesen. Emotional, bewegend und tolle Charaktere. Mich hat das Buch begeistert. Der Bogen hin zum Glück im Lottospiel ist hervorragend gelungen. Auch Lina blickt zu ihrer Großmutter auf. Es ist eine liebevolle Beziehung, zwischen beiden herrscht eine sehr enge Bindung. Allein das war bezaubernd zu lesen.

Bewertung vom 27.07.2025
Wagner, Jan Costin

Eden


sehr gut

Sofie ist ein ganz normaler Teenager. Zusammen mit ihrem Vater hilft sie ihrem Schulfreund Toby bei einem Referat. Sofie wächst in einem liebevollen Zuhause auf. Anders als Toby, dessen Mutter trinkt und dessen Vater sich in rechtsextremen Verschwörungstheorien wiederfindet.
Doch das gewohnte Leben findet ein radikales Ende durch einen Terroranschlag, bei dem Sofie stirbt, die Eltern gehen grundverschieden damit um. Während Vater Markus jedes Detail an Informationen aufsaugt, schweigt Mutter Kerstin. Markus sucht dabei auch nach Details zum Attentäter. Die Familie droht zu zerbrechen, doch Toby scheint in seiner Trauer gleichzeitig auch der Familie zu helfen.

Die Geschichte ist so tragisch, wie sie wahr sein könnte. Anschläge bestimmen seit Jahren in aller Regelmäßigkeit die Nachrichten und lassen immer wieder Fassungslosigkeit zurück. Die Geschichte versucht den Spagat aufzugreifen zwischen dem tragischen Verlust völlig zufälliger Opfer und dem Hintergrund des Attentäters. Die Opfer entkommen hier aus der Anonymität und ein konkretes Schicksal wird gezeigt. Aber auch der Attentäter hat Familie, die damit umgehen muss. Kann es hier eine Mitschuld geben? Hätten die Angehörigen etwas erkennen müssen? Ein schwieriges Thema. Verpackt in diese tragische Geschichte wird ein Thema greifbar, welches sonst schnell wieder vom Alltag verdrängt wird. Fesselnd und gefühlvoll geschrieben, absolut nachvollziehbar, menschlich, emotional.
Trauer, Verlust und Terror sind hier Thema. .

Bewertung vom 25.07.2025
Patzschke, Peggy

Bis ans Meer (eBook, ePUB)


sehr gut

Frieda und Karl sind ein glückliches Paar. Verheiratet mit zwei Kindern überstehen sie die Kriegstage in Schlesien bis fast zum Kriegsende. Doch dann wird Karl doch einberufen, Frieda flieht mit den Kindern und dem absolut nötigsten zur Verwandtschaft in den Süden. Doch sie können nicht ewig bleiben. Ein anderes Ziel, als wieder zurückzukehren, gibt es für Frieda nicht, denn wie solle Karl sie sonst finden. Doch die alte Heimat ist nicht mehr dieselbe, sie sind genauso Flüchtlinge wie andere. Und Frida wartet vergeblich auf Karls Rückkehr, ebenso die Kinder. In Halle bauen sie sich ein neues Leben auf und nach langer Zeit kommt ein Lebenszeichen von Karl.
Und heute fragt sich ihre Enkelin, warum sie es nicht schafft, eine feste Bindung einzugehen….

Die Geschichte Friedas wird ausführlich erzählt, so dass man die tiefe Liebe beim lesen spüren kann. Aber auch das Elend, die schwere Zeit, die Hoffnung. An manchen Stellen springt die Geschichte in Heute und zur Enkelin. Die Frage, ob ein Trauma über Generationen weitergegeben werden kann, stellt sich beim Lesen. Wobei dies für mich nicht in den Vordergrund rückte. Vielmehr nahm das Thema Flucht und Vertreibung, Hoffnung und Neuanfang einen Raum ein. Ich möchte nicht vorgreifen, daher ist es schwer Worte zu finden für das Trauma ohne zu viel zu verraten. Der tiefe Einschnitt hat mich mitgenommen. Ich habe mitgefühlt. Ein tolles Buch über ein bewegendes Schicksal.

Bewertung vom 22.07.2025
Stern, Anne

Wenn die Tage länger werden (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

In diesem Jahr verbringt Lisa, die Mutter des 6-jährigen Paul 3 Wochen Sommerferien allein. Das erste Mal ohne Kind, denn Paul verreist mit seinem Vater. In dieser Zeit fällt ihr ihre alte Geige in die Hände, die jedoch kleinerer Reparaturen bedarf. So trifft sie auf den alten Geigenbauer mit seiner Tochter Ute. Die Geige birgt ein altes Geheimnis, dem Lisa nun näher auf den Grund gehen möchte. Somit verbringt sie unerwartet viel Zeit bei ihrer Mutter und auch bei Ute und blickt zurück auf ihr Leben, ihre Rolle und ihre Vergangenheit.

Die Geschichte erinnert an zarte, leicht melancholische Sommertage. Lisas Gedanken zur Rolle von Mutter und Vater haben mir sehr gefallen, wenngleich ich denke, dass sich da momentan einiges wandelt ☺️ zudem kommen Themen wie Mutter-Tochter-Beziehung, aber auch die Schuld, die sich aus den Taten im Nationalsozialsmus ergeben haben. Dabei wirkt es keinesfalls überladen, sondern die Themen greifen ineinander sind geschickt verwoben. Dabei ist es richtig toll geschrieben, einfühlsam, sanft, nachdenklich. Leise Töne und ein Hauch. In Einsamkeit durchziehen das Buch, gleichzeitig aber auch Kraft und Stärke.
Ein Buch, dass ich gern weiter empfehle.

Bewertung vom 22.07.2025
Knecht, Doris

Ja, nein, vielleicht


sehr gut

Eine Frau, in der Mitte ihres Lebens. Die Kinder sind aus dem Haus. Das kleine Haus auf dem Land und ihre Wohnung in der Stadt hat sie für sich und auch ihren Alltag, den sie nun wieder selbst bestimmen kann. Bis ihre Schwester gern die Stadtwohnung für eine nicht genaue Zeit nutzen möchte und zudem ein Mann aus der Vergangenheit das Leben zunächst wieder durcheinander rüttelt. Probleme mit den Zähnen zeigen der Protagonistin ihre eigene Endlichkeit auf. Und dann heiratet ihre beste Freundin noch einmal. Die gemeinsame Vergangenheit als alleinerziehende Mütter sieht sie bereits vergessen. Doch dann fragt sich unsere Protagonistin, was sie eigentlich selbst möchte.
Ich habe das Buch sehr gern gelesen, auch wenn ich noch ein wenig jünger scheine als die Protagonistin. Unweigerlich stellt sich aber jedem die Frage, wie man älter wird, wie man sich verändert oder was ist, wenn die Kinder aus dem Haus sind. Jahrelang definier man sich als „Mutter“, aber was kommt dann? Eigene Bedürfnisse zu erkennen, schien der Protagonistin sehr schwer zu fallen. In ihrer Familie schien es kein „Nein“ gegeben zu haben. Doch nach und nach findet sie zu sich und entwickelt ein eigenes Ich. Ich habe sie dabei sehr gern begleitet. Ein tolles Buch über einen Lebensabschnitt mit vielen Veränderungen.

Bewertung vom 15.07.2025
Nicholas, Anna

Das Teufelshorn


ausgezeichnet

Isabel ist gebürtige Mallorquinerin und kehrt nach Jahren, die sie als Kommissarin auf dem Festland verbracht hat, zurück auf die Insel, um die familieneigenen Ferienhausvermittlung zu übernehmen. Im Dorf bestens vernetzt, wird jedoch ihre Unterstützung bei der Aufklärung der Entführung eines kleinen Mädchens genötigt. Als kurz darauf noch ein Mord geschieht, ist sie schneller wieder ermittelnd tätig als ihr lieb ist. Das wiederum ist nicht jedem recht, allem voran dem örtlichen Kommissar.
Dieser Krimi hat mich begeistert. Ich habe mich regelrecht nach Mallorca versetzt gefühlt. Die Autorin schafft es, die mallorquinische Mentalität zu transportieren. Isabel ist eine mir sehr sympathische Kommissarin. Das Inselleben und privates fließt ein, anfangs hatte ich die Befürchtung, dass der Krimi in das Cosy Genre abdriftet. Aber ich wurde schnell eines Besseren belehrt. Der Fall ist spannend, nachvollziehbar konstruiert und dennoch überraschend und nicht trivial. Es hat mir viel Spaß gemacht, in das Inselleben einzutauschen und die Ermittlungen zu verfolgen und freue mich schon auf einen weiteren Teil.

Bewertung vom 04.07.2025
Eichbaum, Anja

Inselnächte


sehr gut

In den Norderneyer Dünen wird ein Kind verschüttet. Der Vater des Kindes, Anwalt, lässt sich jedoch nicht belehren und droht eher noch der Polizei. Kurz darauf wird eine Leiche in den Dünen gefunden von einem auf der Insel bekannten jungen Mann, der sich insbesondere durch Alkohol und Drogenkonsum hervortut. Doch er ist auch Sohn einer sehr reichen Familie und damit einer von 5 Geschwistern, die jedoch alle gegenseitig zerstritten sind. So richtig kommt der Kommissar Martin nicht voran.
Ein Wiedersehen mit alten Bekannten, dieses Mal waren mir die Namen und Zugehörigkeiten schon weitaus vertrauter. Ich empfehle aber dennoch, mindestens ein Buch der Reihe vorab gelesen zu haben. Mit dabei war auch wieder die gute Marthe – entweder man liebt sie oder eben nicht. Sie spaltet wahrscheinlich die Fangemeinde. Unterhaltsam geschrieben und spannend wartet „Inselnächste“ als toller Krimi mit einem Touch zu Cosy auf die Leserschaft. Persönlich nahm mir der private teil an manchen Stellen zu viel Raum ein, aber dafür hat mich das Buch ein Stück näher an Norderney gebracht.

Bewertung vom 04.07.2025
Herngren, Moa

Schwiegermutter


ausgezeichnet

In „Schweigermutter“ wird die Geschichte von Asa und ihrem Sohn Andreas erzählt. Früh vom Vater verlassen, wächst Andreas bei seiner Mutter auf und beide haben ein entsprechend inniges Verhältnis. Nun stößt Josefin, die Freundin von Andreas und gleichzeitig die Tochter von Asas bester Freundin in ihr Leben und Andreas konzentriert sich mehr und mehr auf sie. Als sie aufgrund einer Baumaßnahme vorübergehend bei Asa einziehen, freut diese sich auf gemeinsame Familienzeit. Das Pärchen zieht sich jedoch zurück.
Asa kann mit dieser Ablehnung schwer umgehen. Es ist schwer hier nicht zu viel zu verraten. Der Großteil des Buches wird aus Asas Perspektive geschildert, bevor auch Andreas Sicht deutlich wird. Einzelne Szenen bekommen so rückblickend eine ganz andere Bedeutung und eine Menge Konflikte werden zu Tage befördert.
Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen. Es ist richtig schön beschrieben und ich schwankte zwischendurch zwischen Verständnis und Unverständnis für alle Beteiligten. Warum so gehandelt wird, klärt sich auf. Und für mich ist es ein Fall von „Gut gemeint heißt nicht, gut gemacht“. Doch geht das Buch weit tiefer bis hin zu psychischen Belastungen. Die Eltern-Kind-Beziehung ist so vielfältig wie besonders, aber auch komplex. Während man als Kind, alleine des Überlebens willen, zu 100% loyal zu den Eltern ist und auch auf sie angewiesen ist, ist es normal, dass der Nachwuchs flügge wird und sich abnabelt. Eine schwere Zeit, in der Eltern viel falsch machen können. Aber diese Abnabelung ist so wichtig. Ich wurde an so vielen Stellen im Buch getriggert und hätte manches 1:1 unterschrieben. Das Ende beschäftigt mich etwas. Es kommt relativ abrupt und ich bin mir noch nicht sicher, wie ich es einordnen soll. Die Figuren sind sehr detailliert und die Autorin zeigt hier ein sehr feines Gespür, auch die psychische Komponente dezent einfließen zu lassen. Stichwort emotionale Erpressung – wunderbar zwischen den Zeilen fühlbar. Insgesamt ein tolles Buch, welches ich absolut empfehle – bewegend, tiefgründig, sanft und mit vielen Emotionen.