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rflieder

Bewertungen

Insgesamt 13 Bewertungen
12
Bewertung vom 14.05.2025
Der dunkle Sommer
Buck, Vera

Der dunkle Sommer


sehr gut

Die Autorin Vera Buck erzählt den Thriller „Der dunkle Sommer“ aus drei Perspektiven.
Zentrale Person ist Tilda, ca. 40jährige Hamburger Architektin mit italienischen Wurzeln, die nach einem traumatischen Erlebnis „aussteigt“ und in einem verlassenen sardischen Bergdorf für den symbolischen Preis von 1 Euro ein Haus kauft und renoviert. Außer ihr wohnt nur ein alter Mann mit seiner Pflegerin in dem Ort. Tilda erfährt, dass in dem von ihr gekauften Haus im Jahr 1982 ein geheimnisvolles Massaker stattgefunden haben soll.
Zweite Person ist Franca, eine junge Frau, die in dem Dorf aufgewachsen ist, an den damaligen Geschehnissen beteiligt war und aus deren Sicht die damaligen archaischen Traditionen der Dorfbewohner geschildert werden. Die Männer bestimmten, was gemacht wurde. Der Staat Italien wurde abgelehnt und man versuchte der Armut zu entfliehen, indem man Touristen entführte und Lösegeld erpresste.
Dritte Person ist Enzo, ein einheimischer Journalist, der versucht, die Vorgänge von damals aufzuklären und darüber ein Buch schreiben will.
Die historischen Hintergründe von „Der dunkle Sommer“ wurden gut recherchiert. Von 1945 an wurden im letzten Jahrhundert in Italien ca. 1000 Menschen entführt, ca. 150 auf Sardinien (Quelle: FAZ). Bekannt wurden in Deutschland besonders die Entführungen der Kinder des Fernsehjournalisten Dieter Kronzucker (in der Toskana) und von Paul Getty jr. (in Rom).
Auch „Lost places“ gibt es in ganz Italien reichlich und im Internet wird auf die 1 Euro-Häuser hingewiesen.
Der Schreibstil ist flüssig, die düstere Handlung nachvollziehbar, wenn auch nicht immer logisch. Das Buch ist interessant, teilweise spannend, aber in meinen Augen erfüllt es nur mit Einschränkung die Anforderungen an einen Thriller (ich habe extra gegoogelt, was die typischen Eigenschaften eines Thrillers sind). Daher kann ich nicht die volle Punktzahl erteilen.

Bewertung vom 25.03.2025
Die Nacht / Art Mayer-Serie Bd.3
Raabe, Marc

Die Nacht / Art Mayer-Serie Bd.3


ausgezeichnet

Rasanter 3. Teil der Art-Mayer-Reihe

Wieder geht es um einen aktuellen Fall, der eine in der Vergangenheit liegende Vorgeschichte hat. Daher verwundert es nicht, dass der Krimi in abwechselnden Zeitebenen erzählt wird.
Wer die ersten beiden Bände der Reihe gelesen hat, ist von Seite 1 an mit den Figuren vertraut und mitten im Geschehen. Dana, die Nachbarin des ruppigen BKA-Ermittlers Art Mayer, ist seit über einem Jahr spurlos verschwunden und hat ihre Tochter Milla und ihre demente Mutter zurückgelassen. Zu allem Überfluss verschwindet auch Milla, für die Art väterliche Gefühle entwickelt hat. Seine junge Kollegin Nele Tschaikowski, die sich im Mutterschutz befindet, hilft ihm bei der Suche nach Milla und Dana, wobei sie die Verantwortung für ihren kleinen Sohn gegen dessen Willen an ihren Ehemann abgibt.
Der Leser erfährt auf bedrückende Weise, in welchen prekären Verhältnissen Dana aufgewachsen ist und dass auch ihr kleiner Bruder vor 15 Jahren spurlos verschwunden ist. Erst sehr spät erfährt man, wie die Dinge zusammen hängen und was in einer Nacht vor 15 Jahren und später tatsächlich passiert ist.
Marc Raabe schreibt gewohnt flüssig und rasant. Die Auflösung des Falls ist nach meinem Geschmack etwas zu kompliziert und konnte mich wie schon im zweiten Band nicht restlos überzeugen, ist aber in sich stimmig. Da ich mich sehr gut unterhalten fühlte und das Buch regelrecht verschlungen habe, vergebe ich 5 Sterne und freue mich schon jetzt auf den für das Frühjahr 2026 angekündigten 4. Band der Reihe.

Bewertung vom 28.02.2025
Enna Andersen und die dunklen Tage
Johannsen, Anna

Enna Andersen und die dunklen Tage


sehr gut

Kein wirklich spektakulärer Krimi, aber interessant und relativ spannend. Das sympathische Oldenburger Ermittlerteam um Enna Andersen arbeitet sich in seinen nächsten Cold-Case-Fall ein. Eine junge Hotelangestellte ist vor 5 Jahren auf der Insel Spiekeroog mit Schlangengift ermordet worden und das Team findet erstaunlich schnell einige ähnliche Fälle in ganz Niedersachsen. Die Toten sind unterschiedlichen Geschlechts, was ein sexuelles Motiv unwahrscheinlich macht und es wird sehr schwer, einen Zusammenhang zwischen den Fällen nachzuweisen. Deshalb stellt sich die Staatsanwaltschaft quer (wieder einmal) und blockiert die Ermittlungen. Auch die zur Aufklärung der Taten eingesetzten Polizisten sind nicht begeistert, weil sie vermuten, dass ihnen Ermittlungsfehler nachgewiesen werden sollen. Gegen alle Widerstände gelingt es dem Team, die Fälle unter Einsatz von Undercover und KI zu lösen.
Einen breiten Raum nimmt wie immer bei der Autorin Anna Johannsen das Privatleben der Ermittler ein, was mir gefällt. Die Personen, Menschen „wie du und ich“, kommen dem Leser so näher. Auch das Lokalkolorit spielt eine Rolle. Der Schreibstil ist flüssig und das eher kurze Buch ideal, um mal zwischendurch einen guten Krimi zu lesen.

Bewertung vom 21.08.2024
Tode, die wir sterben / Svea Karhuu & Jon Nordh Bd.1
Voosen, Roman;Danielsson, Kerstin Signe

Tode, die wir sterben / Svea Karhuu & Jon Nordh Bd.1


sehr gut

Gelungener Auftakt einer neuen Krimiserie!

Es ist für Autor:innen so schwer, bei der Flut an neu erscheinenden Krimis etwas Besonderes zu schreiben. In „Tode, die wir sterben“ gelingt es Voosen und Danielsson mit all ihrer Routine mit Einschränkungen. Bei einem Mordanschlag wird irrtümlich ein Teenager erschossen. Alles deutet auf einen Konflikt zwischen kriminellen Banden in einem Brennpunktviertel in Malmö hin. Als es weitere Tote gibt, alle mit Migrationshintergrund, soll dem Ermittlerpaar Karhuu und Nordh der Fall wieder weggenommen werden. Schon früh ahnt der Leser, dass wie in vielen Krimis die Vorgesetzten falsch liegen. Es kommt wie es kommen muss. Trotz vieler Widerstände und Intrigen in der Polizeibehörde gelingt es Karhuu und Nordh fast allein (mit zu vielen Alleingängen) den Fall zu lösen. Dabei hilft ihnen reichlich oft der Zufall, wenn auch einige von ihnen verfolgte teilweise absurde Gedanken in die Irre führen. Der tatsächliche Hintergrund der Morde hat höchste aktuelle politische Dimensionen, ist aber ziemlich dick aufgetragen.

Einen großen Teil des Buchs nehmen die persönlichen Lebensverhältnisse der Ermittler ein. Karhuu ist eine junge Farbige, die als Adoptivkind in Nordschweden aufgewachsen ist und als verdeckte Ermittlerin in Notwehr einen korrupten Kollegen erstochen hat. Nordh hat seine Frau bei einem Autounfall verloren und hat große Mühe, sein Privatleben mit zwei kleinen Kindern und einer kranken Schwiegermutter zu organisieren. Das bringt dem Leser die beiden Personen näher.

Den für Sommer 2025 angekündigten Folgeband werde ich sicher lesen.

Bewertung vom 29.07.2024
Die Toten von Veere. Ein Zeeland-Krimi
Vermeer, Maarten

Die Toten von Veere. Ein Zeeland-Krimi


ausgezeichnet

Nachdem der Autor des letzten von mir gelesenen Krimis sich an den von ihm beschriebenen Gewalttaten förmlich berauschte, kommt „Die Toten von Veere“ trotz vieler Toter angenehm ruhig daher.
Dem Autor Marten Vermeer gelingt es, seinen Lesern den Schauplatz Zeeland einschließlich seiner jüngeren Geschichte wunderbar nahe zu bringen. Die handelnden Personen werden einfühlsam mit ihren Vorzügen und Fehlern, insbesondere Vorurteilen beschrieben.
Oberthema ist die Fremdenfeindlichkeit, die in den Niederlanden in den letzten Jahren immer deutlicher zum Vorschein tritt. Es gibt drei bzw. vier Handlungsstränge. Zum einen geht es um den Widerstand der niederländischen Bevölkerung gegen die deutschen Besatzer im Jahr 1944, dann um einen toten rechten Journalisten, um ein vor zehn Jahren vermisstes Mädchen mit Migrationshintergrund und um einen vermissten ehemals rechten Mann, der für den Verfassungsschutz gearbeitet hat und im Zeugenschutzprogramm lebte.
Diese Themen werden vom Autor geschickt abwechselnd aufgegriffen und es wird erst spät klar, wie sie zusammenhängen. Der historische Fall dient wohl eher dazu, den Leser mit dem Schauplatz vertraut zu machen. Die mit der Vermisstenmeldung befasste sympathische Hoofdinspecteurin hat gerade im Dienst einen Drogendealer mit Migrationshintergrund erschossen und soll aus der Schusslinie der Medien gebracht werden, was nicht wirklich gelingt. Eine Kollegin mit Migrationshintergrund und der Leiter der Ortspolizei passen gut ins Ermittlungsteam, zu dem über den toten Journalisten noch eine etwas überzeichnet dargestellte junge Rechtsmedizinerin stößt. Nicht zu vergessen ein streunender Hund, der als Running Gag seinen Beitrag zur Aufklärung der Fälle leistet. Das eine oder andere ist etwas zu dick aufgetragen, wie in vielen Krimis führen Alleingänge zu schwierigen Situationen und ein guter Schuss Laienpsychologie ist auch vorhanden. Aber es liest sich gut mit sowohl ernsten als auch amüsanten Passagen.
Am Schluss sind alle Fälle aufgeklärt, das Gesetz hat gesiegt und der Epilog lässt vermuten, dass ein zweiter Band in Arbeit ist.

Bewertung vom 14.03.2024
Das Schweigen des Wassers
Tägder, Susanne

Das Schweigen des Wassers


ausgezeichnet

Susanne Tägders erster Kriminalroman spielt in der Zeit nach der Wende in der Provinz in der Nähe Rostocks. Der Fall bzw. die Fälle kommen zunächst eher unspektakulär daher. Ein Toter, der möglicherweise verunglückt ist und ein 11 Jahre zurückliegender Mord hängen irgendwie zusammen.
Tägder verzichtet (anders als z.B. Fitzek) auf weitere Leichen und Grausamkeiten (abgesehen von der Polizeiarbeit in der DDR), was den Krimi viel autentischer macht. Dagegen beschreibt sie sehr einfühlsam und liebevoll die handelnden Personen: Kommissar Groth, der aus Hamburg zurück in seine Heimat versetzt wird. Den Vorgesetzten, der ebenfalls aus dem Westen kommt und weniger an die Wahrheitsfindung als an seine Karriere denkt. Die Kollegen und Mitarbeiter*innen, denen es schwer fällt, sich an die neue Zeit zu gewöhnen, die aber trotz ihrer Stasi-Vergangenheit solide Polizeiarbeit leisten. Regine Schadow, deren Bezug zu den Toten lange unklar bleibt. Die Lehrerin, die mit viel Engagement ihre Arbeit fortsetzt. Der Fotograf, der um seinen Job fürchtet. Die für die Menschen schwierige Situation nach der Wiedervereinigung wird sachlich und nüchtern beschrieben.

Indem die tatsächlichen Vorfälle scheibchenweise aufgeschlüsselt werden, steigt die Spannung immer mehr. Erst spät werden die Zusammenhänge deutlich. Das Ende ist so offen gehalten, dass mit einem Folgeband gerechnet werden kann. Den ich ganz sicher lesen werde, da mich das Buch inhaltlich und sprachlich fasziniert hat. Es hält einem Vergleich mit bekannten skandinavischen Krimis jederzeit stand.

Bewertung vom 16.02.2024
Im Spiegel des Kosmos
Tyson, Neil deGrasse

Im Spiegel des Kosmos


ausgezeichnet

Ein interessantes, schlaues Sachbuch. Der Autor Neil de Grasse Tyson, hochrangiger US-amerikanischer Astrophysiker, aktiv in vielen Wissenschaftsinstitutionen der USA, im TV und den sozialen Medien, laut Klappentext eine der einflussreichsten Persönlichkeiten unserer Zeit (was vielleicht etwas übertrieben ist), versucht in einem Vorwort und 10 Kapiteln zu allen möglichen Themen mit Konfliktpotenzial Ursachen für die Konflikte aufzuzeigen, sie zu hinterfragen und aufzuzeigen, wie sie von den exakten („harten“) Wissenschaften in der Historie und in der Zukunft gelöst werden können.
Der Blick eines Astronauten aus dem Universum auf die Erde dient nur als nette Metapher. Es geht eher um den Einfluss wissenschaftlich gewonnener objektiver Wahrheiten auf das menschliche Miteinander und die Entstehung subjektiver Wahrheiten. Die Ausführungen zur Wahrscheinlichkeitsrechnung, zu exponentiellem Wachstum des Umfangs wissenschaftlicher Ergebnisse, zum autonomen Fahren, zum Rassismus (um nur ein paar Beispiele zu nennen) sind insbesondere durch viele verblüffende (z.T. humorvolle) und auch für den vorgebildeten Laien verständliche Fakten (alle durch Quellen belegt) und Gedankenexperimente nachvollziehbar, auch wenn ein mathematisch naturwissenschaftliches Studium für das Verständnis hilfreich sein kann. De Grasse Tyson gibt viele Denkanstöße, die dem Leser seine Vorurteile bewusst machen. Vieles ist auf die USA bezogen, aber durchaus auf Europa übertragbar. Da die weiße amerikanische Geschichte noch vergleichsweise jung ist und besonders Europäer die Geschichte der Wissenschaften beeinflussten, kann der Autor gar nicht an Europa vorbei gehen. Ihm unterlaufen kaum Fehler (z.B. dass seit dem Fall der Mauer 1989 in Europa Frieden herrscht (Seite 58). Der Konflikt in Ex-Jugoslawien wird übersehen. Der Krieg in der Ukraine begann dagegen nach dem Druck der Originalausgabe des Buchs).
Der Autor neigt gelegentlich zur bewussten Übertreibung bzw. zur Provokation. So vergleicht er die (große) Anzahl der abgetriebenen Föten in den USA mit der weit größeren Anzahl „natürlich“ durch Fehlgeburten verlorenen Föten. Oder fragt, wer eher behindert sei, ein körperlich unversehrter Mensch ohne mathematische Kenntnisse im Bereich der Vektorräume oder ein Mensch im Rollstuhl, der sich mit Vektorräumen auskennt.
De Grasse Tysons Ausführungen zu den „weichen“ Wissenschaften erzeugen beim Leser neue (berechtigte?) Vorurteile, besonders was die Rechtswissenschaften betrifft.

Insgesamt ein sehr lesenswertes Buch von einem interessanten Autor, der Probleme analysiert und von seinem zugegeben sehr rationalen wissenschaftlichen Standpunkt aus mit viel Optimismus in die Zukunft blickt, dass die exakten Wissenschaften die Probleme der Menschheit lösen können.

Bewertung vom 15.12.2023
Kant und das Leben nach dem Tod / Kommissar Kant Bd.3
Häußler, Marcel

Kant und das Leben nach dem Tod / Kommissar Kant Bd.3


ausgezeichnet

„Kant und das Leben nach dem Tod“ von Marcel Häußler hat mich in allen Belangen so überzeugt, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte.

Es werden zunächst zwei Geschichten parallel erzählt. Zum einen die Rückkehr einer jungen Aussteigerin nach München, die neun Jahre mit ihrer alternativen Mutter in einem Mercedes Sprinter in Portugal gelebt hat. Zum anderen die Ermittlung der Kriminalpolizei in einem Mordfall, nachdem in einem Waldstück an der Autobahn Leichenteile eines alten Mannes gefunden wurden. Das Opfer lebte in einem Wohnblock und wurde dort nicht vermisst. Die Lebensumstände in dem Viertel werden sehr realistisch geschildert wie auch der Kriminalfall, der sich zu einer tragischen Mordserie ausweitet. Die handelnden Personen, auch Kant selbst, seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind teilweise skurrile, aber sehr lebensnah und liebevoll beschriebene Persönlichkeiten mit Ecken und Kanten. Häußler gelingt es mit subtilem Humor und Ironie, immer wieder auch komische Situationen entstehen zu lassen.

Schon zur Mitte des Buchs ahnt der Leser, wie die beiden Geschichten zueinander finden und der Fall am Ende gelöst wird. Das tut der Spannung aber keinen Abbruch. Das Buch bleibt abgesehen von wenigen in Krimis üblichen dramatischen Wendungen bis zum Schluss in sich logisch, trotz des tragischen Falls amüsant und sehr lesenswert.

Ich habe mir vorgenommen, die beiden ersten Bände der Reihe („Kant und der Schachspieler“ und „Kant und der sechste Winter“) ebenfalls zu lesen.

Bewertung vom 08.12.2023
Die Eisfischerin vom Helgasjön
Lamberti, Frieda

Die Eisfischerin vom Helgasjön


sehr gut

„Männer sind Schweine“ heißt ein bekanntes Lied der deutschen Punkrock-Band „Die Ärzte“. Dieses Vorurteil (?) trifft in besonderem Maße auf den langjährigen Lebensgefährten der Protagonistin Rieke zu, der die hoffnungsvolle Künstlerin in 7 Jahren des Zusammenlebens soweit manipuliert hat, dass sie ihre beruflichen Ambitionen aufgegeben und ihr Selbstbewusstsein verloren hat. Das gipfelt darin, dass er ohne Rieke in den Skiurlaub fährt, als sie von einem E-Roller angefahren wird und sich dabei verletzt. Aber auch andere Männer, denen sie in diesem Buch von Frieda Lamberti begegnet und die zunächst sehr sympathisch rüber kommen, enttäuschen sie.
Und die Frauen? Rieke, die „Ich-Erzählerin“, ist sympathisch, aber fürchterlich naiv, impulsiv und spontan. Statt Skiurlaub zu machen verreist sie nach Schweden. Oft schaltet sie bei ihren Entscheidungen den Verstand aus und fällt schnell (Vor-) Urteile über ihre Mitmenschen, ohne lange nachzudenken. Das führt immer wieder zu Missverständnissen und Schwierigkeiten, aus denen sie aber auch mithilfe weiblicher Bekannter herausfindet. Die wichtigsten anderen Frauen sind überaus empathisch und hilfsbereit, handeln aber ebenfalls überstürzt und impulsiv.

Die Handlung wird chronologisch mit wenigen Rückblicken sehr kurzweilig und amüsant erzählt. Das Buch liest sich sehr leicht und flüssig, da auf lange Sätze und lange Dialoge verzichtet wird.

Der Titel des Buches? Rieke geht zwar zweimal zum Eisfischen, aber das Fische angeln spielt keine Rolle. Sie sucht eher einen Weg aus ihrer Krise. Letztendlich kommt es wie erwartet für nahezu alle Beteiligten zu einem guten Ende. Rieke erlangt ihr Selbstbewusstsein zurück und hat privat wie beruflich Erfolg.

Wer einen kurzweiligen Unterhaltungsroman (keinen schmalzigen Liebesroman) mit relativ wenig Tiefgang sucht, ist mit diesem Buch gut bedient.

Bewertung vom 08.11.2023
Schwarzvogel / Fredrika Storm Bd.1
Skybäck, Frida

Schwarzvogel / Fredrika Storm Bd.1


sehr gut

Erworben mit dem Zusatz „Nr. 1 Bestseller aus Schweden“. Da denke ich sofort an Henning Mankell und Hakan Nesser und kann eigentlich wegen zu hoher Erwartungen nur enttäuscht werden.

Die Ermittlerin Frederika Storm kehrt nach einem traumatischen beruflichen Erlebnis aus Stockholm in ihre provinzielle Heimat Skåne zurück. Dort wird sie gleich mit einem komplizierten Fall konfrontiert, der tief in ihre eigene verzweigte Familie und die Vergangenheit hineinspielt. Es gilt, den Tod einer jungen Frau aufzuklären, die auf einen nur leicht zugefrorenen See gejagt wird, ins zu dünne Eis einbricht und ertrinkt. Die ganze Geschichte erscheint mir aber auf zu dünnem Eis aufgebaut, ist stellenweise dialoglastig, langatmig und insgesamt provinziell wie die Gegend, in der sie spielt. Das Ermittlerteam Frederika Storm und Henry Calment passt nicht zusammen, er weltoffen und gebildet, sie eher einfach strukturiert und bodenständig. Sie wird als begabte Polizistin vorgestellt, verhält sich aber vollkommen unprofessionell. „Wer auch immer erfuhr, was sie an diesem Abend getan hatte, würde denken, sie hätte vollkommen den Verstand verloren“.

Auch leichte Ansätze von Humor können nicht überzeugen. Trotz dieser offensichtlichen Mängel nimmt der Krimi zur Mitte hin langsam Fahrt auf und man möchte erfahren, wie alles aufgelöst wird. Ich fühlte mich immerhin einigermaßen gut unterhalten und habe mich beim Lesen gefragt, um den Erfolg in Schweden zu verstehen, ob vielleicht die Übersetzung vom Schwedischen ins Deutsche nicht gelungen ist.

Fazit: Eher 3,5 als 4 Sterne.

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