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Bewertung vom 17.06.2007
Eine kurze Geschichte von fast allem
Bryson, Bill

Eine kurze Geschichte von fast allem


ausgezeichnet

Der vielfachen Bewertung als "Meilenstein der Populärwisschenschaft" (u.a. durch den Spiegel) kann ich mich voll und ganz anschließen.
Als bisheriger absoluter Naturwissenschaftsmuffel wollte ich mich endlich einmal davon überzeugen, dass die Naturwissenschaften auch spannend sein können (vor allem in der Richtung Physik habe ich schon vorher viel Interessantes gehört und wollte mir nun einen Überblick verschaffen), und auf eine Empfehlung hin kaufte ich dieses Buch. Ich muss sagen: ich habe es mit keiner Seite bereut!

Bill Bryson gelingt es, einen Ton anzuschneiden, der wie geschaffen dafür ist, ein so unwahrscheinlich breites Publikum mit einer naturwissenschaftlicher Abhandlung zu erreichen, wie es noch nie zuvor gelungen ist. Wie bereits erwähnt, interessierte ich mich bis vor kurzem nicht für die Naturwissenschaften, war aber doch immer neugierig, alles Mögliche zu erfahren. Da ich die letzten vier Jahre Physik- und Chemieunterricht komplett verschlafen habe (bin jetzt am Ende der 10), brauchte ich eine Einführung für absolute Laien, die überhaupt keine Ahnung haben (auch im Hinblick auf meine Fächerwahl für die 11: Bio und Physik). Was für ein genialer Zufall, dass es Mr. Bryson vor dem Verfassen seines Buches also genau so erging wie mir vor der Lektüre. Ich hatte mir schon zuvor eine naturwissenschaftliche Einführung zu Gemüte geführt (verfasst von den Brüdern Brody) und musste spätestens im Kapitel über die Relativitätstheorie (das dritte oder vierte) enttäuscht resignieren, nachdem ich mich durch gerade einmal ca. 80 Seiten gequält hatte. (Nebenbei bemerkt, sehe ich die einzige Schwäche in Brysons Werk auch an dem Punkt: Die Relativitätstheorie erklärt er nicht, er erwähnt sie nur ausführlich.) Nicht so bei der kurzen Geschichte von fast allem: Von der ersten Seite an überzeugt Brysons humoristischer Stil, der gekonnt kuriose Fakten mit wesentlichen naturwissenschaftlichen Gegebenheiten kombiniert und einen wirklich guten Überblick über - nun ja - fast alles gibt.

Insgesamt also ein durch und durch empfehlenswertes Buch, wobei ich noch drei Einschränkungen geben möchte:
1. Bitte den Titel nicht missachten: Es geht um die Geschichte (!!!) der Naturwissenschaften. Somit kommt historischen Entwicklungen und Meilensteinen in der Forschung mindestens eine ebenso große Akzentuierung zu wie den Naturwissenschaften an sich. Wer sich dafür nicht begeistern kann, sollte lieber zu einer rein naturwissenschaftlichen Einführung greifen.
2. Naturwissenschaftlich vorgebildete Leser werden diesem Buch aller Wahrscheinlichkeit nach nichts wesentlich Neues entnehmen können.
3. Wessen Humor die Kauzigkeiten diverser Naturwissenschaftler absolut nicht umfasst, der lasse auch lieber die Finger von diesem Buch, denn derartige Randbemerkungen sind zahlreich.

Ansonsten sollte wirklich jeder gebildete Europäer über die Grundkenntnisse, die dieses Buch in erstklassiger Weise vermittelt, verfügen. Möglicherweise auch eine gute Ergänzung zu Schwanitz' "Bildung"!

Ich für meinen Teil kann jedenfalls behaupten, nach der Lektüre der kurzen Geschichte von fast allem definitiv etwas gelernt zu haben.
G. aus Neuss

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