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Israelfreund

Bewertungen

Insgesamt 266 Bewertungen
Bewertung vom 29.10.2025
Kresser, Bastian

Verformung


ausgezeichnet

beunruhigend echt
Es ist kein einfacher Thriller, sondern ein kluger, atmosphärischer Roman über Identität, Macht und die feinen Risse im menschlichen Selbst.
„Verformung“ hat mich vom ersten Kapitel an gepackt. Was zunächst wie eine Auszeitgeschichte über Selbstfindung klingt, entpuppt sich nach und nach zu einem vielschichtigen Psychodrama über Macht, Abhängigkeit und die Sehnsucht nach Kontrolle. Es handelt von einem gestresster Manager, in dem man sich leicht wiederfinden kann. Bin zwar Grundschullehrer, aber vielleicht sollte ich es auch mal mit dem schmieden probieren. Hat mich neugierig gemacht. Bastian Kresser schreibt mit einer Klarheit und Dichte, die fast filmisch wirkt. Jede Szene ist präzise gesetzt, jede Figur besitzt Tiefe. Besonders faszinierend fand ich die Beziehung zwischen Marc und Niels, diese Mischung aus Freundschaft, Bewunderung und stiller Manipulation. Man spürt, wie der Boden unter Marcs Füßen langsam zu bröckeln beginnt, bis man selbst nicht mehr weiß, wem man trauen kann. Die Stimmung ist dicht, der Spreewald mit seinen Nebeln und Schatten wird zur Bühne einer inneren Verwandlung. Als dann Journalistin Nina auftaucht und beginnt, die Fassade zu hinterfragen, kippt die Erzählung in einen spannungsgeladenen Strudel aus Wahrheit und Täuschung. Ein Buch, das nachhallt und das man nicht so schnell vergisst.

Bewertung vom 29.10.2025
Gerretzen, Ellen

Schattenspiel


ausgezeichnet

Ein stilles Meisterwerk
Wer literarisch anspruchsvolle Spannung mit Tiefe sucht, wird hier fündig. Ein außergewöhnliches Buch, das bleibt.
Ellen Gerretzen hat mit Schattenspiel einen Kriminalroman geschrieben, der weit über das Genre hinausgeht. Auf den ersten Blick geht es um einen Mord in Berlin, eine Spur nach Spanien und einen Ex-Kommissar, der sich seiner Vergangenheit stellen muss. Doch bald merkt man: Hier geht es um viel mehr als um die Aufklärung eines Verbrechens. Gerretzen entfaltet ein fein gewebtes Netz aus Erinnerungen, Schuld, Vergebung und Identität. Die Handlung bewegt sich zwischen Berlin und der spanischen Extremadura. Es sind zwei Schauplätze, die atmosphärisch dicht miteinander verwoben sind. Besonders beeindruckt hat mich, wie ruhig und zugleich spannungsgeladen die Geschichte erzählt wird. Nichts wirkt überhastet, jede Szene trägt Bedeutung. Die Sprache ist präzise und poetisch zugleich: kein überflüssiges Wort, aber viele Bilder, die nachhallen. Man spürt in jeder Zeile die innere Zerrissenheit des Protagonisten Wolfgang. Er ist ein Mann, der nicht nur gegen äußere Schatten kämpft, sondern auch gegen die in sich selbst. Für mich als Mann eine Figur mit Wiedererkennungseffekt. Schattenspiel ist kein Krimi für den schnellen Konsum, sondern ein Buch, das man langsam liest, um all die feinen Nuancen zu spüren. Ein Roman über Wahrheit, Erinnerung und Verantwortung. Es ist atmosphärisch, vielschichtig und zutiefst menschlich. Für mich eines der Überraschungskrimis des Jahres.

Bewertung vom 28.10.2025
Habbach, Tamara

Punkt, Linie, Halt.


ausgezeichnet

Alltagstauglich geeignet
Punkt, Linie, Halt.“ ist kein lautes Buch. Und genau das macht es so besonders. Es ist ein stiller, sensibler hilfreicher Begleiter.
Menschen die mit innerer Anspannung, Flashbacks oder Dissoziation leben werden hier fündig werden. Statt mit vielen Worten oder komplizierten Übungen zu überfordern, öffnet es auf sehr behutsame Weise Räume, in denen man wieder ins Spüren, Fühlen und Orientieren kommen kann. Besonders schön finde ich den Ansatz, Gestaltung als Zugang zur Selbstwahrnehmung zu nutzen: einfache Linien, Punkte, Formen, Strukturen, Farben oder Typografie. Alles darf sein, nichts muss perfekt aussehen. Dadurch entsteht kein Druck, sondern Raum, um ganz bei sich selbst anzukommen. Gerade auch (und gerade) dann, wenn Sprache schwerfällt. Die Übungen sind leicht zugänglich, klar beschrieben und vielseitig einsetzbar: sowohl in akuten Momenten zur Stabilisierung als auch zur regelmäßigen Selbstfürsorge. Man spürt beim Lesen und Anwenden, dass hier jemand mit viel Achtsamkeit, Fachwissen und Respekt für Betroffene gearbeitet hat. Ich sehe in diesem Buch ein sehr wertvolles Werkzeug, nicht als Ersatz für Therapie, aber als ergänzendes, liebevoll gestaltetes Hilfsmittel, das Sicherheit, Struktur und Orientierung geben kann. Es ist ein sensibel gestaltetes Buch, das Mut macht, die eigene Wahrnehmung ernst zu nehmen. Besonders empfehlenswert für Menschen mit traumatischer Erfahrung, hoher Reizempfindlichkeit oder alle, die in Krisen kleine, wirksame Anker suchen. Für mich eine wunderbare Möglichkeit im Alltag.

Bewertung vom 27.10.2025
Sedgman, Sam

Die gestohlene Zeit


ausgezeichnet

Spannend mit starker Botschaft
Ein richtig gutes Abenteuerbuch für junge LeserInnen (und auch für Erwachsene, die gerne miträtseln). Spannung, Herz und Freundschaft.
Schon die ersten Seiten haben mich gepackt: Big Ben steht still, Isaacs Vater ist verschwunden und mit dieser Ausgangssituation beginnt eine temporeiche Geschichte, die von Anfang bis Ende fesselt. Der zwölfjährige Isaac ist kein klassischer Held, sondern ein Junge mit Ecken und Kanten, Ängsten und Zweifeln. Gerade das macht ihn unglaublich sympathisch und nahbar. Gemeinsam mit der mutigen Hattie begibt er sich auf eine gefährliche Spurensuche durch London. Dabei gefällt mir besonders, wie geschickt Spannung, Rätsel und interessante Fakten über die Stadt miteinander verknüpft werden. Die Beschreibungen sind so lebendig, dass man beim Lesen das Gefühl hat, selbst durch die Gassen Londons zu laufen oder hoch oben im Glockenturm zu stehen. Auch die Botschaft der Geschichte ist stark: Mut bedeutet nicht, keine Angst zu haben, sondern trotz Angst weiterzugehen. Das macht das Buch nicht nur spannend, sondern auch berührend.

Bewertung vom 27.10.2025
Skalecki, Liliane

Der Bildersammler


ausgezeichnet

Für mich eine Offenbarung
Der Fall hat mich schnell in den Bann gezogen. Ein Thriller, der auf sehr besondere Weise Kunst und Kriminalfall miteinander verbindet.
Die Idee, dass ein Täter Gemälde als Vorlage für seine grausamen Inszenierungen nutzt, ist faszinierend und gleichzeitig richtig unheimlich. Ich mochte besonders die Hauptfigur Tessa, die als Kunsthistorikerin einen ganz eigenen Blick auf die Tatorte hat. Sie ist keine klassische Ermittlerin, aber ihre Perspektive bringt Tiefe und Spannung in die Geschichte. Das Zusammenspiel mit Hauptkommissar Wiedmeyer ist stimmig und locker, was gut als Ausgleich zu den düsteren Szenen funktioniert. Die Atmosphäre ist dicht, die Beschreibungen der Orte und der Inszenierungen sind bildhaft und eindringlich, ohne zu übertreiben. Man hat das Gefühl, selbst in der Kapelle zu stehen oder in die Gemälde einzutauchen. Auch das Tempo stimmt: Der Fall entwickelt sich spannend, mit Wendungen, die ich so nicht erwartet hatte. Es ist ein intelligenter, atmosphärischer Thriller mit einer originellen Idee, starken Figuren und einem fesselnden Plot. Wer spannende Krimis mit einem besonderen Kniff mag, wird hier voll auf seine Kosten kommen.

Bewertung vom 27.10.2025
Nguyen-Kim, Mai Thi;Meimberg, Marie

BiBiBiber hat da mal 'ne Frage. Warum muss ich schlafen?


ausgezeichnet

Biber
Dieses Buch ist ein echtes Highlight für kleine und große Entdecker! Schon beim ersten Durchblättern merkt man, wie viel Liebe, Wissen und Humor in „BiBiBiber hat da mal ’ne Frage: Warum muss ich schlafen?“ steckt. Auf über 100 Seiten wird hier die Frage nach dem Schlaf so erklärt, dass Kinder nicht nur verstehen, warum Schlaf so wichtig ist, sondern dabei auch richtig Spaß haben.
Mir gefällt besonders, wie die Autorinnen komplexe biologische Prozesse in Bilder, Geschichten und Vergleiche verpacken, die Kinder sofort nachvollziehen können: vom inneren Tag-Nacht-Wecker über das Zettelchaos im Gehirn bis hin zu Walen, die im Schlaf weiterschwimmen. Diese kreativen Erklärungen machen wissenschaftliche Fakten lebendig und anschaulich.
Auch die Illustrationen sind toll: bunt, verspielt und gleichzeitig informativ – sie fesseln Kinder ab dem Grundschulalter, regen zum Mitdenken an und machen das Lesen zu einem kleinen Abenteuer. Das Buch eignet sich perfekt zum gemeinsamen Lesen und Entdecken, z. B. abends vor dem Schlafengehen.
Besonders schön finde ich den Ton des Buches: wertschätzend, neugierig und kindgerecht – ohne zu vereinfachen. Man spürt, dass hier echte Wissenschaftlerinnen mit Leidenschaft erklären, aber gleichzeitig die Fantasie der Kinder ernst nehmen. Fazit: Ein kluges, humorvolles und wunderbar illustriertes Sachbuch, das Kinder neugierig auf die Welt macht und Erwachsenen beim Vorlesen selbst noch etwas beibringt. Absolut empfehlenswert – nicht nur für kleine Nachteulen und Frühaufsteher, sondern für alle, die wissen wollen, was in uns passiert, wenn wir schlafen.

Bewertung vom 24.10.2025
Durkin, Frances;Löwenberg, Ute

Geniale Frauen, geniale Forschung


ausgezeichnet

Geniale Frauen
Dieses Buch hat mich auf Anhieb begeistert. „Geniale Frauen, geniale Forschung“ ist weit mehr als ein klassisches Kindersachbuch – es ist eine inspirierende Reise durch 3000 Jahre Wissenschaftsgeschichte, erzählt durch die Lebensgeschichten großartiger Frauen, die Großes geleistet haben und viel zu oft übersehen werden.
Besonders beeindruckt hat mich die Vielfalt: Von Tapputi Belatekallim, die bereits im alten Mesopotamien Parfum destillierte, über Lise Meitner, die entscheidend zur Kernspaltung beitrug, bis hin zu Nzambi Matee, die heute nachhaltige Baustoffe entwickelt – die Auswahl zeigt ganz wunderbar, wie unterschiedlich und kraftvoll weibliche Forschungswege sein können.
Die Porträts sind klar, spannend und kindgerecht geschrieben. Dabei wird nichts „verkitscht“ oder vereinfacht – die Frauen werden als echte Persönlichkeiten mit Mut, Ideenreichtum und Durchhaltevermögen dargestellt. Das macht sie für Kinder greifbar und zu echten Vorbildern.
Besonders toll finde ich die Mitmach-Experimente, die den Lesestoff lebendig machen: Lavalampe bauen, Fossilien herstellen oder Unsichtbares messen – das motiviert, selbst zu forschen und die Welt zu entdecken. Die Illustrationen von Nur Ventura runden das Ganze perfekt ab: freundlich, modern und bunt, ohne zu überladen zu wirken. Fazit:
Ein starkes, inspirierendes Buch, das zeigt: Wissenschaft ist keine Männerdomäne. Es motiviert, Fragen zu stellen, neugierig zu sein und selbst aktiv zu werden. Ideal für Kinder ab 8 Jahren – sowohl für Mädchen als auch Jungen. Ein tolles Geschenk für alle kleinen und großen Entdecker*innen!

Bewertung vom 24.10.2025
Maly, Beate

Aurelia und die Jagd nach dem Glück / Ein Fall für Aurelia von Kolowitz Bd.3


ausgezeichnet

Aurelia ist Wien
Mit „Aurelia und die Jagd nach dem Glück“ entführt uns die Autorin erneut ins Wien des Jahres 1872. Es ist eine Welt aus Glanz, Gesellschaft und gut verborgenen Abgründen. Schon nach den ersten Seiten war ich wieder mitten in dieser faszinierenden Atmosphäre: glänzende Ballkleider, rauschende Feste, eine Stadt im Lotteriefieber und mittendrin die scharfsinnige, unbeugsame Aurelia von Kolowitz. Ich liebe an dieser Reihe besonders, dass sie historisches Flair mit einem klugen Kriminalfall verbindet. Der Mord an dem skrupellosen Freiherrn von Sothen ist nicht nur spannend, sondern öffnet auch den Blick auf Gier, Macht und gesellschaftliche Zwänge dieser Zeit. Aurelia ist dabei erneut eine wunderbar starke und eigensinnige Hauptfigur. Sie ist klug, scharfzüngig, mutig und gleichzeitig verletzlich. Aurelia steht zwischen Pflicht und Freiheit, zwischen Erwartungen und ihrem eigenen Willen. Das macht sie unglaublich lebendig. Auch die Nebenfiguren, allen voran Oberinspektor Janek Pokorny, sind gut gezeichnet und tragen zur Spannung und zum Humor bei. Die Dialoge sind pointiert, die Beschreibungen stimmungsvoll, und der Kriminalfall ist clever aufgebaut, mit Wendungen, die man so nicht kommen sieht. Besonders gut gefallen hat mir auch die Rolle der Witwe, die dem Bild der „zarten Dame“ ordentlich widerspricht. Ein fesselnder historischer Krimi voller Charme, Spannung und feinem Humor. Perfekt für alle, die starke Frauenfiguren, elegante Gesellschaftskulissen und gut durchdachte Kriminalfälle lieben. Auch ohne die ersten Bände zu kennen, kann man problemlos einsteigen. Aber wer Aurelia einmal kennengelernt hat, möchte sowieso weiterlesen.

Bewertung vom 23.10.2025
Nöstlinger, Christine

Anna und die Wut


ausgezeichnet

große Gefühle
Ein starkes Buch über große Gefühle – ehrlich, kindgerecht und tröstlich
„Anna und die Wut“ ist ein Bilderbuch, das die Emotion Wut auf eine Weise zeigt, wie sie viele Kinder erleben – groß, überwältigend und manchmal beängstigend. Die Autorin beschreibt sehr einfühlsam, wie Anna sich verändert, wenn die Wut kommt: wie sie tobt, wie andere sich zurückziehen und wie einsam sie sich dabei fühlt. Diese Offenheit macht das Buch so besonders – denn es verharmlost nichts, sondern nimmt Kinder und ihre Gefühle ernst.
Die Illustrationen von Anke Kuhl sind wunderbar ausdrucksstark. Man spürt Annas Wut fast körperlich, wenn ihre Haare wie Igelstacheln stehen. Gleichzeitig schaffen die Bilder Raum für Mitgefühl – sowohl für Anna als auch für alle, die mit so großen Gefühlen umgehen müssen. Besonders schön ist die Idee des Großvaters, Anna eine Trommel zu schenken. Dadurch bekommt die Wut einen Ausdruck und verliert ihre Macht. Ein starkes Bild, das Kinder ermutigt, Wege zu finden, mit ihren Gefühlen umzugehen. Fazit: Ein wichtiges Buch für Familien, Erzieher:innen und alle, die mit Kindern arbeiten. Es vermittelt, dass Wut kein Tabu ist – sondern ein Gefühl, das verstanden, begleitet und verwandelt werden kann. Ein echter Klassiker, der nichts an Aktualität verloren hat.

Bewertung vom 23.10.2025
Fraser, Lu

Flapp lernt fliegen


ausgezeichnet

warmherzig schön
Ein warmherziges Bilderbuch über Mut, Freundschaft und das Überwinden von Angst
„Flapp lernt fliegen“ ist ein bezauberndes Bilderbuch, das Kindern auf liebevolle Weise zeigt, wie Mut wachsen kann – manchmal ganz plötzlich, wenn man es am wenigsten erwartet. Die kleine Fledermaus Flapp träumt vom Fliegen, aber die Angst hält sie fest. Erst als ihre Freundin Motte in Gefahr gerät, entdeckt Flapp seine eigene Stärke.
Die Geschichte ist in wunderschönen Reimen erzählt, die sich hervorragend zum Vorlesen eignen. Kinder hören gebannt zu und fiebern mit Flapp mit. Die Illustrationen sind stimmungsvoll und liebevoll gestaltet – voller Details, die man immer wieder neu entdecken kann. Besonders schön ist die Botschaft: Mut bedeutet nicht, keine Angst zu haben, sondern etwas trotzdem zu wagen. Flapp ist eine Figur, in der sich viele Kinder wiederfinden werden – und Motte erinnert daran, wie wichtig echte Freundschaft ist.
Fazit: Ein wunderschönes Mutmach-Buch für kleine Abenteurer ab 4 Jahren. Ideal zum Vorlesen, für den Kindergarten oder als Geschenk. Es wärmt das Herz – und macht Mut, die eigenen Flügel auszubreiten.