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Vanessa
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Niedersachsen

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Insgesamt 79 Bewertungen
Bewertung vom 09.10.2025
Woods, E. V.

Girls of Dark Divine - Eine Tänzerin. Ein Fluch. Eine verzweifelte Liebe.


ausgezeichnet

Düsterer Tanz

Seit Jahren befindet sich Emberlyn in den Fängen des Puppenspielers Malcolm.
Sie ist eine seiner Marionetten, über die er nach Belieben verfügen kann, da er die vollständige Kontrolle über sie hat.
Ein starker Fluch bindet sie an ihn, aber sie ist nicht seine einzige Marionette.
Gleich mehrere Mädchen hat er gewaltsam an sich gebunden und am Abend lässt er sie vor Publikum tanzen, ohne das je jemand die grausame Wahrheit dahinter entdeckt, da der Fluch sie daran hindert die Wahrheit auszusprechen.
Emberlyns einziger Lichtblick ist die Liebe zu ihren mitgefangenen Freundinnen, die wie Schwestern für sie sind, und die mysteriöse Schattengestalt mit der sie jeden Abend auf der Bühne tanzt.
Dennoch ist es ihr größter Traum den Fluch zu brechen und sie würde alles dafür tun.

"Girls of Dark Divine" ist definitiv kein leichtes oder gar unbeschwertes Buch und auch wenn ich nur selten diese Art von Büchern lese, hat es mich dennoch sehr gereizt und ich wollte mehr über Emberlyn und den Fluch erfahren.
Die Düsternis, die das Buch die ganze Zeit begleitet, hat eine Atmosphäre geschaffen, die teils grausam war, aber auch einfühlsame und emotionale Momente geschaffen hat.
Der Schreibstil erschien mir sehr bildlich und ich hatte keine Probleme mir das Theater vorzustellen und konnte manchmal fast die tanzenden Mädchen vor mir sehen.

Emberlyn ist erst siebzehn Jahre alt, was mich beim Lesen sehr überrascht hat, da man diese Information auch nicht direkt zu Beginn hat.
Sie wirkt schon viel älter und reifer, aber das ist bei dem, was sie schon alles erleben und durchleben musste keine große Überraschung.
In ihrem kurzen Leben musste sie nicht nur den Verlust ihrer eigenen Freiheit verkraften, sondern auch den Verlust einiger ihrer Schwestern und die gewalttätige Art von Malcolm ihnen gegenüber.
Daher fand ich es bewundernswert, dass sie nie ihre Hoffnung verloren hat doch noch aus seinen Fängen zu entkommen, egal wie schwer es erscheinen mag.
Es spielte keine Rolle, welche Probleme sich ihr im Verlaufe des Buches in den Weg gestellt haben, sie hat es immer weiter versucht.

Viel mehr sollte man vielleicht gar nicht über die Handlung wissen, bevor man das Buch liest, auch nicht, was es am Ende mit der Schattengestalt auf sich hat.
Für mich ist "Girls of Dark Divine" ein Buch, auf das man sich ohne viel Vorwissen einlassen sollte, da es dadurch spannend bleibt und man noch einige Überraschungen erlebt.
Bei Bedenken sollte man sich im Zweifelsfall jedoch die Triggerwarnung durchlesen.

Eine Besonderheit die dieses Buch hat ist, dass es zwei Enden gibt.
Das Ende aus der ursprünglichen Version und ein Ende, das extra für die deutsche Ausgabe geschrieben worden ist, damit der Verlag seine Happy End Garantie einhalten kann.
Man kann sich also entweder für ein Ende entscheiden oder man liest beide und entscheidet danach, welches Ende sich für einen besser oder schlüssiger anfühlt.

Fazit: Eine sehr düstere Geschichte über das Tanzen und den Raub der eigenen Freiheit, die sehr viele Emotionen verspricht.

Bewertung vom 28.09.2025
Novak, Genevieve

Crushing


sehr gut

Marnies Weg zum Glück

Marnie ist am Boden zerstört. Sie hat alles verloren, ihren Freund, ihre Wohnung und auch ihren Hund. Ihre "Freundinnen" wenden sich nach der Trennung von ihr ab und da sie sonst keine andere Wahl hat, zieht sie kurzfristig zu ihrer großen Schwester Nicola.
Eines ist ihr jedoch klar, so wie jetzt, möchte sie sich nie wieder fühlen und das schafft sie nur, wenn sie sich in Zukunft von Männern und Beziehungen fernhält.
Nach und nach findet sie mehr zu sich.
Sie hat ein neues Zimmer in einer WG und in ihrer Mitbewohnerin Claud hat sie eine gute Freundin gefunden und sie macht nur noch Dinge, die sie wirklich tun will.
Doch dann trifft sie auf Isaac und ihre Vorsätze geraten ins Wanken.

Crushing ist mein zweites Buch der Autorin nach "No Hard Feelings", was mir damals sehr gut gefallen hat.
Auch Crushing konnte mich wieder überzeugen.

Marnie ist nicht perfekt. Sie hat ihre Macken und sie hat Fehler gemacht, die sie manchmal auch erst spät eingesehen hat.
In meinen Augen hat sie das sehr authentisch und auch menschlich gemacht.
In Büchern gibt es oft Charaktere, die ganz doll an der Perfektion kratzen und die dann einen einzigen Fehler haben, aber so sind echte Menschen nicht.
Die Autorin hat es geschafft Marnie als eine Person darzustellen, der man morgen spontan über den Weg laufen könnte, weil sie ein ganz normales Leben führt, wie alle anderen auch.
Mit all den Schwierigkeiten, aber auch den schönen Momenten.

Das gilt auch für die übrigen Charaktere, die zwar mal mehr mal weniger sympathisch waren, aber dennoch wie "echte Menschen" gewirkt haben.
Speziell die weiblichen Figuren waren hier toll ausgearbeitet, da alle ganz verschieden waren und auch verschiedene Lebenswege von Frauen dargestellt haben.

Was mich jedoch etwas gestört hat, war die starke Verherrlichung von dem Alkoholkonsum mancher Figuren.
Teilweise wird dieser als positive Eigenschaft betitelt.
Das vermittelt für mich ein falsches Bild, gerade für jüngere Leser:innen, auch wenn das Buch nicht unbedingt für diese Altersklasse geschrieben worden ist.

Die Handlung war eine Achterbahn der Gefühle.
Marnie erlebt so einiges in dieser Zeit, aber sie durchlebt auch viele Emotionen.
In vielen Situationen habe ich mich selbst erkennen können, was gleichzeitig schmerzlich, aber auch aufregend war, weil diese Themen meistens nicht in Büchern besprochen werden.
Durch Marnie konnte ich lernen, dass alle Gefühle ihre Berechtigung haben, man muss nur lernen sie richtig einzuordnen und nicht vorschnell zu urteilen, ohne vorher das Gesamtbild gesehen zu haben.
Mir hat ihre Entwicklung insgesamt gut gefallen und sie hat auch zu der Geschichte gepasst.
Manche Dinge gingen mir zum Ende hin jedoch etwas zu schnell, da hätte ich mir mehr Aufarbeitung gewünscht.

Fazit: Eine Empfehlung für alle Leser:innen die sich wie Marnie in den eigenen 20ern befinden und denen manchmal der Durchblick fehlt. Eine tolle und ehrliche Geschichte.

Bewertung vom 28.09.2025
Patch, Jessica R.

Garden Girls


gut

Blumiger Mord

FBI-Agent Tiberius Granger ist beunruhigt, als sein Team einen neuen Fall zugewiesen bekommt. Nicht nur das der Täter seine Opfer von Kopf bis Fuß mit Blumen tätowiert, eine der vermeintlich entführten Frauen ist die Schwester seiner Jugendliebe Bexley. Der Täter scheint ein besonderes Interesse an Ty und seinem Leben zu haben und schnell wird der Fall für ihn sehr gefährlich.

Der Einstieg in das Buch hat mir richtig gut gefallen. Die Handlung war sofort spannend, als man eines der Opfer dabei begleitet hat, wie sie verzweifelt versucht hat zu fliehen. Auch die Überleitung zu Ty und seinem Team empfand ich als gelungen und ich mochte die familiäre Stimmung innerhalb des Teams.
Dennoch haben sich schon da die ersten Fragezeichen gebildet.
Es hat sich so angefühlt, als müsste man bereits viel mehr über diese Leute wissen, da auch einige alte Fälle explizit genannt worden sind.
Nach einer kleinen Nachforschung sah es dann so aus, dass Garden Girls in Deutschland zwar als erstes Buch erschienen ist, im Original aber wohl schon Band drei ist.
Ob das tatsächlich der Fall ist, kann ich natürlich nicht garantieren, würde aber zu meinem Eindruck passen.

Nach dem starken Einstieg hat das Buch für mich dann etwas nachgelassen.
Es ging viel um Ty und seine persönlichen Verstrickungen in diesem Fall, was ja auch absolut Sinn macht, aber ich wurde mit ihm überhaupt nicht warm.
Er war mir fast schon unsympathisch, speziell dann, wenn er Kontakt zu seiner Exfreundin Bexley hatte.
Bexley hat in der Vergangenheit eine Entscheidung getroffen, mit der Tiberius nun konfrontiert wird und weswegen er ihr schwere Vorwürfe macht und das immer wieder.
Einerseits verständlich und doch fand ich es zum Großteil komplett überzogen.
Ihre Erklärungen hat er nicht akzeptiert, auch wenn sie eigentlich Sinn ergeben haben.
Insgesamt mochte ich diesen Teil der Geschichte nicht so gerne, weil die beiden in meinen Augen überhaupt nicht harmoniert haben.

Der Fall an sich, und auch die Einblicke durch das immer gleiche Opfer, waren hingegen spannend und das Ende war schnell und viel.
Ein paar Dinge habe ich kommen sehen, andere hingegen nicht.
Durch andere Handlungsstränge ist mir der Fall insgesamt jedoch manchmal zu kurz gekommen, auch wenn im Grunde alles miteinander verwoben war.

Meine Meinung zum Buch ist daher eher gespalten, aber vielleicht würde mir ein anderes Buch der Reihe, in dem Ty nicht der Protagonist ist, besser gefallen.

Bewertung vom 12.09.2025
Lück, Anne

With All Your Scars / Queens Cartel Bd.1


ausgezeichnet

Gegensätze ziehen sich an

Cillian Harlow ist für jeden in Leeds ein Begriff, auch für Florie. Doch sie beide befinden sich in völlig unterschiedlichen Leben und die Chance, dass sie jemals aufeinandertreffen ist ziemlich gering...aber dennoch nicht unmöglich. Als Florie auf Cillian trifft, kann sie es kaum glauben und als sie schließlich mit ihm einen Deal eingeht, zweifelt sie ernsthaft an ihrem Verstand. Für beide eine eher ungewollte Fügung und doch entwickelt sich schon bald mehr daraus.

Bisher habe ich nur Fantasy von Anne Lück gelesen, daher war ich sehr auf Queens Cartel gespannt. Der Schreibstil war auch hier wieder toll und sehr einnehmend. Habe ich das Buch einmal in die Hand genommen, konnte ich nur schwer wieder aufhören zu lesen. Anne Lück versteht es viele verschiedene Komponenten zu nehmen, wie Protagonist:innen, Nebencharaktere, Setting und Handlung, um daraus eine Geschichte zu formen, die unglaublich harmonisch ist und einfach funktioniert.

Auf Florie und Cillian war ich sehr gespannt. Der Klappentext deutet an, dass die beiden kaum unterschiedlicher sein könnten. In der Theorie mag das auch stimmen, da beide völlig verschiedene Leben führen und dennoch waren sie in der Praxis gut kompatibel, viel besser als erwartet.

Florie war mir sehr sympathisch und ich fand es immer spannend, sie bei ihrer Arbeit im Krankenhaus begleiten zu können. Sie geht in ihrem Beruf auf und das merkt man sofort. Sie will Menschen helfen, das ist ihr Ziel. Ein Ziel, das man Cillian im Gegensatz nicht unbedingt zuordnen würde, zumindest nicht zu Beginn. Sein Charakter war dann aber doch sehr überraschend. Seine Stellung verlangt eine gewisse Art von ihm, aber im Grunde ist er eigentlich kein böser Mensch, wie es sein Ruf vermuten lassen würde. Seine Familie und Freunde liegen ihm sehr am Herzen und er sorgt sich um ihr Wohlergehen. Sie wollen beide Menschen helfen und am Ende ist es das, was sie miteinander verbindet.

Das Tempo der Liebesgeschichte hat mir gut gefallen und war mir nicht zu hektisch. Auch der Suspense Anteil konnte mich fesseln und von sich überzeugen. Über die Mafia habe vorher noch nie gelesen, erst recht nicht über die Mafia in England, daher waren die meisten Eindrücke auch sehr neu für mich.

Fazit: Ein wirklich toller erster Band, der mich von Anfang an überzeugen konnte.

Bewertung vom 29.08.2025
O'Hare, Marie

I Know Where You Buried Your Husband


gut

Schwer zu beschreiben

Sophia ist schon lange unglücklich in ihrer Ehe, so unglücklich, dass sie mehr als einmal daran gedacht hat ihren Mann umzubringen.
Doch diesen Schritt ist sie nie gegangen.
Als sie eines Abends mit ihren vier Schulzeit Freundinnen zu sich nach Hause fährt, kann sie ihren Augen kaum glauben.
Im Haus liegt ihr Mann Chris, tot.
Die Freundinnen wissen, sie müssen die Leiche beseitigen und tatsächlich sind sie erfolgreich.
Doch sieben Jahre später bekommen sie plötzlich anonyme Nachrichten.
Jemand weiß was sie getan haben und diese Person erpresst sie mit diesem Wissen.
Können sie ihr Geheimnis wahren oder ist es dafür schon zu spät?

Dieses Buch ist wirklich schwer zu beschreiben.
Durch Titel, Klappentext und Leseprobe hatte ich eine Vorstellung davon, worum es in diesem Buch gehen wird und welche Themen behandelt werden.
Ich hatte mit einem Female Rage Roman gerechnet, der viele kriminalistische Elemente bereithalten wird und auch die Freundschaft der Frauen in den Vordergrund bringen wird.
Die tatsächliche Umsetzung sah dann aber ein wenig anders aus.

Aber kommen wir erstmal zu den positiven Dingen.
Der Schreibstil hat mir gut gefallen.
Das Buch ließ sich ziemlich flüssig lesen und auch den, manchmal sehr versteckten, Humor mochte ich gerne.
Die Geschichte konnte mich auf jeden Fall unterhalten und ich hatte auch nie Probleme zum Buch zu greifen, weil ich schon gerne wissen wollte, wie es weitergehen wird.

Dennoch war die Handlung ganz anders als erwartet und wurde davon begleitet, dass fast alle Charaktere durchweg unsympathisch waren.
Die Einleitung war mir persönlich zu lang und zog sich etwas, aber selbst wenn ich das ignoriere, war die darauffolgende Handlung nicht wie im Klappentext beschrieben.
Die Leben der einzelnen Frauen lagen viel mehr im Fokus, als die Freundschaft zueinander oder auch als die Tat, die sie sieben Jahre zuvor begangen haben.
Oft wurden die Frauen nicht nachvollziehbar geschrieben, teilweise sogar grausam.
Speziell Ellas Verhalten war erschreckend und den Sinn dahinter kann ich noch immer nicht verstehen.
Und da liegt vielleicht das grundsätzliche Problem: Ich habe das Buch nicht verstanden.

Ich kann Vermutungen aufstellen und vielleicht trifft manches davon zu, aber klar erkennbar ist es nicht und das ist der für mich größte Kritikpunkt.
Denn auch wenn ich das Buch nicht schlecht fand, wie soll ich mir da wirklich sicher sein, wenn ich es wahrscheinlich nicht richtig verstehen und interpretieren konnte?
Female Rage habe ich meistens vergeblich gesucht und die Spannungselemente ebenfalls.
Das Ende habe ich nur zum Teil gemocht, manches habe ich auch hier wieder nicht verstanden.

Fazit: Mir wird es schwerfallen, dieses Buch jemals in Worte zu fassen, auch wenn es ohne Frage interessant war. Ich schätze, es ist eines dieser Bücher, bei dem Meinungen stark auseinander gehen werden.

Bewertung vom 22.08.2025
Voosen, Roman;Danielsson, Kerstin Signe

Schwüre, die wir brechen / Svea Karhuu & Jon Nordh Bd.2


sehr gut

Mordserie in Malmö

Jon Nordh und seine Kollegin Svea Karhuu arbeiten seit ihrem ersten gemeinsamen Fall nun schon seit einigen Monaten zusammen.
Doch ihr neuster Fall hat es in sich.
Der Täter inszeniert seine Opfer als altägyptische Gottheiten und tauscht ihre Köpfe, mit denen von Tieren.
Für Jon und Svea ein großes Rätsel und der Druck der Öffentlichkeit ist groß.

Schwüre, die wir brechen ist der zweite Band dieser Reihe und der zweite große Fall des Ermittler-Duos.
Den ersten Band habe ich ebenfalls gelesen, damals war meine Meinung eher gespalten.
Der Fall in diesem Buch hat mich jedoch sehr angesprochen und ich wollte gerne mehr darüber lesen.
Zum Glück habe ich das getan, denn dieses Buch konnte mich viel mehr überzeugen, als sein Vorgänger.

In diesem Band kennen sich Jon und Svea mittlerweile recht gut und eine gewisse Vertrautheit war durchaus spürbar.
Während ich Svea schon sympathisch fand, hatte ich mit Jon und seiner Art ein paar Probleme, während des ersten Falls.
Meines Erachtens hat er jetzt aber eine Entwicklung durchgemacht, die einen positiven Eindruck hinterlassen hat.
Im ersten Band empfand ich ihn als sehr hasserfüllt und viele seiner Äußerungen sind mir negativ aufgestoßen, doch von diesen Situationen gab es kaum noch welche.
Dadurch konnte ich das Lesen viel mehr genießen und musste bei seinen Kapiteln nicht immer die Augen verdrehen.

Der Fall in diesem Buch hat mir gut gefallen und er war von Anfang sehr spannend.
Es gab verschiedene Entwicklungen und Verstrickungen, die die Handlung aufregend gestaltet haben.
Auch die privaten Probleme, oder beinahe schon Fälle, von Jon und Svea haben wieder eine Rolle gespielt, die ebenfalls Spannung bereitgehalten haben.
Es gab neue, teilweise schockierende Erkenntnisse und die Hintergründe wurden immer mysteriöser und rätselhafter.
Ein paar Antworten haben die beiden bekommen, aber noch längst nicht alle.

Fazit: Ein guter zweiter Band der Reihe mit einem sehr spannendem Fall.

Bewertung vom 19.08.2025
Shusterman, Neal

All Better Now


gut

Corona 2.0

Corona hat damals die ganze Welt beschäftigt und nachdem es nun nicht mehr als große Gefahr eingestuft wird, atmen die Menschen langsam auf. Aber die Erleichterung hält nicht lange an, denn es gibt ein weiteres Virus, das Crown Royale. Betroffene werden erst sehr krank und überleben die Ansteckung auch nicht immer, aber wenn sie es tun, sind sie danach so glücklich, wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Nichts kann sie aus der Fassung bringen, alles ist schön und negative Emotionen gibt es für sie nicht mehr.

Mariel findet diese Versprechungen gar nicht mal so übel und würde sich gerne anstecken, auch Rón geht es ähnlich, denn glücklich war schon lange nicht mehr, vielleicht sogar noch nie. Doch die Ausbreitung soll gestoppt werden, da die Genesenen einfach zu unberechenbar sind, für die bisherige Gesellschaft.

Corona ist an niemandem vorbei gegangen, egal ob man es hatte oder nicht. Daher hat mich das Buch neugierig gemacht und ich war gespannt, wie die Handlung aufgebaut ist und wie mit dem Virus dort umgegangen wird. Leider muss ich sagen, dass mich die Geschichte lange nicht packen konnte und ich keinen Zugang gefunden habe, auch wenn ich die Idee nach wie vor gut fand. Die Charaktere waren mir zu fremd und ich konnte auch die zwischenmenschlichen Beziehungen untereinander oft nicht nachvollziehen. Dadurch fühlte ich mich emotional nicht involviert.

Dennoch waren die Geschehnisse häufig sehr erschreckend und ich hätte nicht erwartet, dass es zwei so starke Fronten geben wird. Oder vielleicht habe ich das schon erwartet, aber in einem anderen Ausmaß. Das Buch befasst sich viel mit Gesellschaftskritik und damit wie unterschiedlich die Menschen ihre Überzeugungen verfechten, wenn es ihnen so wichtig ist wie hier.

Nachdem ich lange nicht von der Handlung überzeugt war, konnten mich die letzten 200 Seiten doch viel mehr fesseln, als ich es für möglich gehalten hätte. Zuvor hat mir etwas Tempo in der Geschichte gefehlt und auch die Spannung, aber zum Ende hin war beides dann endlich da und das Buch hat mich zum ersten Mal richtig packen können und zwar so weit, dass ich nicht abgeneigt wäre auch den zweiten Teil zu lesen, sobald er erscheint. Mit ein paar Wendungen habe ich nicht gerechnet und die Auswirkungen werden sich bis in den nächsten Teil ziehen, worauf ich wirklich gespannt bin.

Fazit: Nach langen Schwierigkeiten konnte mich das Buch schließlich doch noch auf den letzten 200 Seiten mitreißen und auch wenn ich ansonsten Kritikpunkte habe, waren Worldbuilding und die Idee der Geschichte wirklich gut.

Bewertung vom 12.08.2025
June, Joana

Bestie


sehr gut

Wer bist du wirklich?

Delia ist schon lange ein Fan von der Influencerin Anouk.
Als diese dann eine Mitbewohnerin sucht, will Delia unbedingt dieses Zimmer bekommen, gleichzeitig will sie auch ihrem alten Leben entfliehen.
Deswegen stellt sie sich bei Anouk nicht als Delia vor, sondern als Lilly.
Lilly ist wie Delia, nur mutiger, cooler und selbstbewusster und Anouk kann sie gut leiden.
Nach der Zusage für das Zimmer, nähern sich sie beiden langsam an und verbringen mehr Zeit zusammen.
Aber können die beiden wirklich Freundinnen werden, wenn Delia nicht ehrlich zu Anouk sein kann?

Bestie war ein sehr besonderes Buch.
Oft entwickelt man beim Lesen eine Vorahnung, wie die Geschichte wohl verlaufen oder sogar enden wird.
Aber nicht bei dieser Geschichte.
Jede Seite war ein Abenteuer und absolut nichts war vorhersehbar.
Das lag auch daran, dass selbst die beiden Protagonistinnen nicht immer wussten, wie es weitergehen soll und was sie als nächstes tun sollen und wenn sie es nicht wissen, wie sollen es dann die Leser:innen tun?

Anouk und Delia/Lilly waren Charaktere, die neugierig gemacht haben, aber in Sympathie haben die beiden nicht immer geglänzt.
Manchmal wirkten sie auf mich etwas fremd beim Lesen, dennoch haben mich ihre individuellen Leben interessiert und mitgerissen.
Beide sind in ihren Zwanzigern und versuchen das Leben zu leben, auch wenn das bei anderen oft viel leichter wirkt und sie nicht verstehen können, warum es für sie dann oft so schwer ist.
Ich fühlte mich dadurch verstanden und die Altersgruppe an sich, sehr gut und ehrlich repräsentiert.

Anouk steht durch ihren Job als Influencerin in der Öffentlichkeit, aber was oft von außen glamourös wirkt, ist in Wahrheit sehr viel Arbeit, die mit sehr viel Angst verbunden ist.
Diesen Einblick mochte ich gerne und es wirkte auf mich sehr authentisch dargestellt.
Sie gibt nur einen bestimmten Teil ihres Lebens preis und doch denken viele, sie würden Anouk dadurch besser kennen, als alle anderen auf dieser Welt.

So verhält es sich auch mit Delia.
Sie hat eine genaue Vorstellung davon, wie Anouk ist, wie ihr Leben aussieht, was sie mag und nicht mag.
Sie will so sein wie sie, obwohl sie schnell merkt, dass es Unterschiede gibt zwischen ihrer Anouk und der Anouk, mit der sie jetzt zusammenwohnt.
Abgesehen von ihrer ungesunden Obsession, ist Delia eigentlich ein ziemlich spannender Mensch, der sich von anderen abhebt.
Sie verfolgt ihre Interessen, nicht weil sie gerade modern oder angesehen sind, sondern weil es schlicht das ist, was sie machen will.

Je weiter man liest, desto intensiver wird die Geschichte.
Man bekommt immer mehr Einblicke in die Abgründe der beiden, die sie sonst immer zu verstecken wissen.
Manche Enthüllungen waren wirklich überraschend, haben aber auch vieles erklären können.
Nur war eben nichts davon vorhersehbar, was ich jetzt, wie bereits erwähnt, zu schätzen weiß, beim Lesen aber manchmal etwas verwirrend sein konnte.

Bestie ist das Debüt der Autorin und das finde ich ziemlich bewundernswert.
Joana June hat eine einzigartige Geschichte erschaffen, die mir noch lange in Erinnerung bleibt.
Ich bin gespannt, was noch alles von ihr kommen wird, denn ich würde gerne mehr von ihr lesen.

Fazit: Eine Geschichte mit vielen Facetten und ein tolles Debüt der Autorin.

Bewertung vom 08.08.2025
Tuokko, Kaisu

Gerächt sein sollst du / Die Morde von Kristinestad Bd.1


sehr gut

Ein verstörendes Verbrechen

Kristinestad, ein kleiner Küstenort in Finnland, ist eigentlich ein ruhiger und sicherer Ort, bis eines Tages eine Leiche im Meer gefunden wird.
Es handelt sich um den erst siebzehnjährigen Jungen Jonas.
Sein Tod wirft viele Fragen auf.
War es Selbstmord?
Oder steckt hinter seinem Tod ein Verbrechen.
Und was hat er vor seinem Tod zuletzt getan?
Kriminalkommissar Mats Bergholm und seine Kollegen gehen dem auf die Spur, aber auch seine ehemalige Jugendliebe Eevi Manner, die mittlerweile eine erfolgreiche Journalistin ist, versucht mehr über die Umstände herauszufinden.

Gerächt sein sollst du war mein erster finnischer Krimi und überhaupt mein erstes Buch mit einem finnischen Setting.
Kristinestad ist ein süßer kleiner Ort, in dem jeder jeden kennt, und der einige schöne Ecken vorzuweisen hat.
Ich konnte mir das Städtchen bildlich vorstellen, weil es toll beschrieben worden ist.
Zwar mussten die Bewohner im Laufe des Buches ziemlich leiden, aber dennoch ist klar, wie friedlich dieser Ort zuvor war.

Der behandelte Fall war alles andere als vorhersehbar und wurde von den Taten viel verstörender, als ich es zu Beginn erwartet habe.
Dabei wurden Themen angesprochen, die leider noch viel zu häufig ein Teil dieser Welt sind und über die mehr geredet werden muss, daher fand ich die Repräsentation wichtig, auch wenn es nicht immer einfach zu lesen war.

Was mir leider nicht ganz so gut gefallen hat, waren die Charaktere, die für mich bis zum Schluss eher oberflächlich geblieben sind.
Mats war mir häufig zu emotionslos und in anderen Situationen, in denen er vor Emotionen übersprudelte, kamen mir seine Handlungen widersprüchlich vor und passten so gar nicht zu seinem vorherigem Verhalten.
Eevi war da schon wesentlich nahbarer, aber auch von ihr hätte ich gerne noch mehr erfahren.
Ein großes Thema war ihr unerfüllter Kinderwunsch und ich fand es toll, dass das angesprochen worden ist, aber sehr viel mehr hat man über sie auch nicht erfahren können.
Ich hatte auch mit einer engeren Zusammenarbeit der beiden gerechnet, was dann am Ende anders war als gedacht.

Insgesamt hat mir das Buch gefallen, auch wenn mich der Krimi-Anteil sehr viel mehr abholen konnte, als der persönliche Teil der Protagonisten.
Wovon ich im Nachhinein abraten würde ist, vor dem Lesen den Klappentext zu lesen, da dieser schon ein paar spätere Elemente beinhaltet.
Zwar wird man dadurch nicht wirklich gespoilert, aber es nimmt ein paar Überraschungsmomente vorweg.

Bewertung vom 27.07.2025
Marshall, Lisette

Der Henker der Königin / Fae Isles Bd.1


ausgezeichnet

Geheime Magie

Seit Jahren kontrollieren die Fae die Menschen und verlangen jährlich eine Entschädigung der Dörfer, nur dann werden sie am Leben gelassen.
Das Dorf von Emelin will sich dem nicht länger aussetzen und besiegelt diese Entscheidung mit einem Fest.
Emelin jedoch muss zu Hause bleiben und gefrustet von dieser Situation wirkt sie verbotenerweise Magie, als plötzlich der Silent Death auftaucht, der Henker der Fae-Königin, und sie dabei erwischt.
Ohne große Erklärungen nimmt er sie gegen ihren Willen mit zum Hof der Fae, aber nicht um sie zu verraten oder noch schlimmeres mit ihr anzustellen, sondern um sie um ihre Hilfe zu bitten.
Er will die Königin besiegen und mit ihrer Magie könnte er es vielleicht endlich schaffen.

Ich bin ziemlich begeistert von diesem Reihenauftakt!
Ich mochte schon immer Geschichten, in denen Fae die Hauptrolle spielen und auch wenn ich dadurch schon einiges gelesen hatte, gab es dennoch so viele neue Dinge, die es zu entdecken gab.
Das Magiesystem war sehr spannend und kannte ich in der Art auch noch nicht.
Das Spiel der Farben und die Magie dahinter waren einzigartig und viel intensiver und stärker, als ich es zu Beginn angenommen hatte.
Aber auch der Rest dieser Welt, in der es nicht nur Fae, sondern auch andere Wesen gibt, war einnehmend und konnte mich die gesamte Zeit fesseln.

Emelin wird mit Wahrheiten konfrontiert, die sie nie für möglich gehalten hätte und die auch ein großer Bestandteil ihrer Entwicklung sind.
Von einer unterdrückten Tochter, zu einer starken jungen Frau.
Auch Creon war ganz anders, als ich erwartet habe.
Er versteckt viel von sich, aber wenn dann doch mal Informationen über ihn aufblitzen, hinterlassen diese ein gutes Gefühl.
Da Creon nicht reden kann, mussten die beiden eine Art finden zu kommunizieren und das hat ihnen sehr viel mehr Tiefe verliehen, als wenn sie "nur" miteinander gesprochen hätten.

Das Buch ist mit fast 560 Seiten sehr lang und zwischendurch gab es schon ein paar Längen.
Zwar ist auch dort immer etwas passiert, aber vielleicht hätte man es kürzer und kompakter zusammenfassen können.
Da mich der Rest des Buches aber zu hundert Prozent überzeugen konnte, ist das vergleichsweise ein unbedeutender Kritikpunkt.

Fazit: Eine faszinierende Geschichte über die Welt der Fae und ein sehr gelungener Reihenauftakt, der ziemlich vielversprechend ist für die restlichen Bände der Reihe.