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Lynn

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Insgesamt 17 Bewertungen
Bewertung vom 26.07.2025
Marshall, Lisette

Der Henker der Königin / Fae Isles Bd.1


sehr gut

Interessante Geschichte

Um ein Missgeschick auszubessern setzt die 20-jährige Emelin Magie ein, die sie eigentlich gar nicht haben sollte. Und dabei beobachtet sie auch noch der grausame Vollstrecker der Fae-Königin, genannt "Silent Death". Doch anstatt ihr Schicksal seinem blutrünstigen Ruf gemäß direkt zu besiegeln, entführt er sie auf die Insel der Fae und weiht sie schließlich in einen Plan ein, bei dem sie ihm helfen soll.

Man stößt hier auf eine Fantasy-Welt, die zweifellos sehr interessante Elemente enthält, unterschiedliche magische Wesen beispielsweise, und ein geheimnisvolles Labyrinth. Am besten gefallen hat mir das Magie-Konzept: Und zwar wird Magie mittels Farben gewirkt, die magisch begabte Personen allen möglichen Gegenständen in ihrer Nähe entziehen können. Die verschiedenen Primärfarben lassen sich dabei für unterschiedliche Arten von Magie einsetzten. Auch wenn ich dies für eine faszinierende und originelle Idee halte, so habe ich doch immer noch ein paar Fragen zu dem Konzept. Was ist beispielsweise mit dem Licht? Farbe entsteht doch letztendlich erst, wenn Licht auf einen Gegenstand fällt? Ich hätte mich über etwas mehr Theorie zu dem Magiekonzept, seiner Funktionsweise und Grenzen sehr gefreut.

Auch über die Welt an sich hätte ich gerne noch mehr erfahren. Beispielsweise scheint es Götter zu geben, aber mir ist nie so richtig klar geworden, welche Rolle diese im Alltag der Menschen spielen. Auch habe ich mich gefragt, welche Berufe es in der Welt der Fae gibt? Welche Rolle spielt Bildung? Wissenschaft? Religion? Die Fae haben eine grausame Königin, aber wie genau sieht das politische System der Menschen aus? Welche Normen und Werte prägen sie Gesellschaft?

Die Handlung ist zweifellos spannend, vollkommen unerwartete Wendungen bleiben allerdings leider aus. Insgesamt habe ich das Buch aber sehr gerne gelesen. Vom Sprachstil her war die Geschichte sehr angenehm zu lesen und auch die Ereignisse folgten für mich weder zu schnell noch zu langsam aufeinander.

Auch ist Emelin eine interessante Protagonistin. Mitunter handelt sie recht impulsiv, sodass ich ihre Entscheidungen nicht immer ganz nachvollziehen konnte. Sie wandelt sich auch ziemlich schnell von der ruhigen, dienstbeflissenen Tochter des ersten Kapitels zu einer klugen, willensstarken Frau, der sich von dem Fae-Vollstrecker nicht einschüchtern lässt und mitunter erstaunlich strategisch agiert. Im Laufe der Geschichte lernt Emelin auch die Sprache der Fae, welche sich von der der Menschen zu unterscheiden scheint. Hier hätte ich es schön gefunden, wenn diese fremde Sprache wirklich mit eigenen Wörtern in Erscheinung getreten wäre anstatt nur erwähnt zu werden. Gefragt habe ich mich auch, weshalb der Vollstrecker der Fae Königin "Silent Death" genannt wird, wenn in der Übersetzung doch ansonsten keine englischsprachigen Ausdrücke auftauchen.

Für mich insgesamt eine spannende Geschichte, die ihr volles Potential noch nicht ganz ausschöpft. Ich bin aber gespannt auf den nächsten Band!

Bewertung vom 05.07.2025
Williamson, S. F.

Die Sprache der Drachen


sehr gut

Fesselnde Geschichte

Ich war absolut fasziniert von der Welt, die S.F. Williamson in "Die Sprache der Drachen" erschaffen hat. Besonders die Darstellung der Drachen mit ihren eigenen Sprachen, Bräuchen und sogar Berufen war spannend und originell. Aber auch die übrige Welt, in der die Geschichte spielt, ist komplex und vielschichtig.

Das historische Großbritannien dieser Erzählung wird von einer autoritären Regierung kontrolliert, die sich für ihr fragwürdiges Friedensabkommen mit den Drachen rühmt, aber gleichzeitig eine starre Drei-Klassen-Gesellschaft aufrechterhält. Der Zugang der Menschen zu Nahrung, Bildung und medizinischer Versorgung hängt vollständig von der Klassenzugehörigkeit ab - ein System, das zu erschreckenden Zuständen führt. Auch ist die Zugehörigkeit zu einer Klasse nicht fest - etwa durch schlechtes Abschneiden bei einer Prüfung am Ende der Schullaufbahn droht das Abrutschen in Armut und Ausgrenzung. Gegen dieses ungerechte wie willkürliche System erhebt sich Widerstand, dem die Regierung mit brutaler Härte entgegentritt.

Inmitten all dessen steht Protagonistin Vivien, disziplinierte Schülerin, folgsame Tochter und regierungstreue Bürgerin - bis auf einmal ihre Eltern als Widerständige verhaftet werden und ihre Welt auf den Kopf gestellt wird.
Vivien ist zweifellos eine interessante Figur. Sie hat mich teilweise genervt, weil sie beharrlich die Augen verschließt vor der offenkundigen Ungerechtigkeit und Gewalt um sie herum. Sie ist sehr klug und trotzdem furchtbar naiv. Auch ist sie unfassbar ehrgeizig und selbstsüchtig - und für große Teile der Geschichte bleibt sie dabei. Allerdings war es schön zu sehen, wie sie sich letztendlich doch entwickelt und ganz zum Schluss über sich hinauswächst. Der Weg dahin ist holprig. Manchmal habe ich den Eindruck, dass Figuren in Büchern irgendwie perfekt wirken und nur Schwächen haben, die eigentlich gar keine sind. Vivien ist anders. Sie ist echt, sie hat einen schweren Fehler begangen und ist von Schuldgefühlen zerfressen. Sie hadert mit der Frage, ob sie es in sich hat, ein guter Mensch zu sein.

Auch sehr interessant fand ich, welche Rolle Sprache und Linguistik in dem Roman spielen. Vivien spricht mehrere Sprachen fließend, darunter einige Drachensprachen. Für die Regierung soll sie nun zur Kriegsvorbereitung eine besondere Drachensprache entschlüsseln. Der Umgang mit Sprachen nimmt eine große Rolle in der Geschichte ein und war wirklich spannend und tiefgründig dargestellt. Das hat mir sehr gefallen, und man lernt auch etwas über Linguistik.

Insgesamt ist "Die Sprache der Drachen" ein fesselnder Roman mit einer stellenweise anstrengenden, aber absolut authentischen Protagonistin in einer faszinierenden Fantasy-Welt.

Bewertung vom 05.07.2025
Peterson, Sharon M.

The Fake Out - Sie will ihr Leben in den Griff bekommen ... aber ist er die Lösung? (eBook, ePUB)


sehr gut

Unterhaltsame Geschichte für Zwischendurch

In The Fake Out trifft die Bibliothekarin Mae in ihrer Kleinstadtbibliothek auf den NFL-Star Chris. Trotz ihrer völlig unterschiedlichen Lebenswelten – und vor allem dank Chris' Hartnäckigkeit – freunden sich die beiden an und gehen schließlich eine Fake-Verlobung ein, um Chris in der Öffentlichkeit ein besseres Image zu verschaffen.

Die Geschichte ist unterhaltsam erzählt und punktet für mich mit einer erfrischend ungewöhnlichen Protagonistin. Mae ist eigensinnig, unabhängig, gelegentlich kratzbürstig – und dabei zutiefst loyal gegenüber den Menschen in ihrem Umfeld. Sie stellt ihre eigenen Bedürfnisse konsequent hinten an, was sie gleichzeitig stark und verletzlich macht. Im Vordergrund standen immer wieder ihre Enttäuschungen, vor allem durch männliche Bezugspersonen wie ihren Vater oder Ex-Freund, die ihr Verhalten nachhaltig prägen. Hier hätte ich mir stellenweise gewünscht, dass weitere Facetten ihres Charakters beleuchtet worden wären. Gleiches gilt für Chris: freundlich, hilfsbereit, ehrlich, gutaussehend – quasi ein Märchenprinz. Ein paar Ecken und Kanten hätten seiner Figur meiner Meinung nach gutgetan und ihn authentischer wirken lassen.

Thematisch dreht sich vieles um Familie, Gemeinschaft und den öffentlichen Druck, der mit Chris' Bekanntheit einhergeht. Der im Klappentext erwähnte geheimer Buchclub, auf den Chris besteht, taucht dagegen nur sporadisch auf. Und auch Chris’ Karriere in der NFL bleibt erstaunlich blass – man erfährt kaum etwas über den Sport selbst. Das hat mich etwas irritiert, da ich erwartet hätte, dass dieser Teil seines Lebens präsenter wäre.

Der Schreibstil ist locker, flüssig und angenehm zu lesen. Lediglich einige eingestreute englische Ausdrücke wie „weird“ wirkten auf mich etwas deplatziert und passten nicht ganz zu Maes sonstigem Sprachstil.

Der Plot ist schlüssig und kurzweilig und auch das Ende hat mir gut gefallen. Besonders gelungen fand ich auch die zahlreichen Nebenfiguren, sie sehr zur Unterhaltung beigetragen habe. Maes beste Freundin beispielsweise bringt mit ihrer Neigung zu anhaltenden Racheaktionen – insbesondere gegenüber Maes Ex-Freund und jetzigem Bürgermeister – eine gute Portion Humor in die Geschichte, auch wenn sie stellenweise etwas überzeichnet wirkt.

Insgesamt ist The Fake Out eine charmante, unterhaltsame Geschichte mit Witz und Herz – auch wenn ich mir inhaltlich an der ein oder anderen Stelle etwas mehr Tiefe gewünscht hätte.

Bewertung vom 15.06.2025
Lloyd, Josie

Der Bright-Side-Running-Club


sehr gut

Bewegend, ehrlich, Mut machend

Kiera steht mitten im Leben - sie ist Mutter, Ehefrau, Geschäftsinhaberin und Freundin. Doch eine unerwartete Krebsdiagnose reißt sie aus ihrem Alltag. Plötzlich sind viele Dinge, die vorher selbstverständlich schienen, nicht mehr so einfach. Kraft und Hoffnung schöpft sie aus einer Laufgruppe für Frauen mit Krebs, dem "Bright Side Running Club". Die Frauen, die sie dort trifft, verstehen, was sie durchmacht - und zeigen mit beeindruckender Stärke, dass sie sich nicht unterkriegen lassen. Sie laufen gemeinsam, trotz Krankheit, trotz Chemotherapie.

Im Roman begegnet man einer Vielzahl unterschiedlicher Charaktere mit ganz verschiednene Lebensrealitäten: Kieras Kindern, ihrem Ehemann, ihrer Mutter, Freundinnen, Kolleginnen, Ärzten - und natürlich ihrer Laufgruppe. Diese Vielfalt bringt verschiedene Perspektiven und Reaktionen auf Kieras Erkrankung ans Licht: liebevolle Unterstützung, Ermutigung, übertriebene Fürsorge, gut gemeinte, aber unpassende Ratschläge, pragmatische Ansätze - aber auch Rücksichtslosigkeit und das Ausnutzen ihrer Schwäche. Gerade diese Bandbreite an Reaktionen machte das Geschehen für mich besonders realitätsnah.

Besonders positiv hervorheben möchte ich, wie nahbar und ehrlich die Geschichte erzählt wird. Als Leserin konnte ich Kieras Gefühlswelt intensiv miterleben - mit all ihren verworrenen Gedanken und Gefühle, den Ängsten, Sorgen, Zweifeln, Hoffnungen und Momenten der Stärke. Die Autorin schafft es, die emotionalen und psychischen Auswirkungen einer solchen Erkrankung authentisch zu schildern. Für mich war der Roman auch eine Erinnerung daran, wie komplex und vielschichtig menschliche Erfahrungen und Gefühle sind. Nicht immer finden wir die richtigen Worte, um auszudrücken, wie es uns geht - manchmal verstehen wir es selbst kaum.

Wer eine spannungsgeladene oder dramatische Geschichte erwartet, wird hier vielleicht nicht fündig. Einige "Krimi-Elemente" tauchen zwar auf, wirkten auf mich aber etwas überzeichnet. Im Zentrum stehen vielmehr die Veränderungen im Alltag und die persönlichen Herausforderungen - und genau das wird einfühlsam und nachvollziehbar erzählt.

Insgesamt ein bewegender, ehrlicher, mutmachender Roman.

Bewertung vom 26.05.2025
McBride, Hazel

A Fate Forged in Fire - Aus Flammen geboren


sehr gut

Fantasy Geschichte mit aktuellen Themen

In "A Fate Forged in Fire" kämpft Schmiedelehring Aemyra um den Thron ihres Reiches. Ein Land, in dem zunehmend Gläubige einer neuen Religion Einfluss geltend machen, um den Menschen ihre reaktionäre Weltvorstellung aufzuzwingen, will Aemyra zurück zu dem Matriarchat längst vergangener Zeiten zurückführen. Als Protagonistin ist sie stark, mutig, mitfühlend, aber stellenweise auch leitsinnig und impulsiv. Sie hat mir insgesamt sehr gefallen, auch wenn ich ihre Handlungen nicht immer ganz nachvollziehen konnte. Insbesondere die Entwicklung der romantischen Beziehung zwischen Aemyra und ihrem eigentlichen Erzfeind, dem Prinzen Fiorean, erschien mir stellenweise etwas gezwungen und abrupt. Das hat mir nicht so ganz überzeugt. Nichtsdestotrotz bin ich gespannt darauf, wie es im zweiten Band mit den beiden weitergeht. Potential sehe ich da schon!

Gut gefallen hat mir auch, dass sowohl historische wie auch brandaktuelle politische und gesellschaftliche Themen eine große Rolle spielen. Beispielsweise erinnern die Verfechter der neuen Religion an die katholische Kirche des Mittelalters. Auf der anderen Seite sind Gleichberechtigung von Frauen- und Männern oder reproduktive Selbstbestimmung immer noch relevante Themen. Aemyra beharrt immer wieder darauf, dass Frauen das Recht haben, über ihren eigenen Körper und ihr eigenes Leben zu bestimmen - eine Botschaft, die auch in unserer Welt gehört werden sollte.

Die magische Welt, in der die Geschichte spielt, ist sehr beeindruckend. Vor allem die Drachen haben mir gut gefallen! In einem sehr komplexen Universum gibt es verschiedene Völker, Magien und eine umfangreiche Geschichte. Allerdings hatte ich teilweise auch Schwierigkeiten, einzelne Aspekte zuzuordnen. An einigen Stellen hätte ich mir ein bisschen mehr Kontext gewünscht. Beispielsweise ist mir nicht ganz klar geworden, wie genau das magische System eigentlich funktioniert. Positiv hervorheben möchte ich aber noch die Landkarte, die im Buch abgebildet ist. Diese hilft definitiv dabei, der Handlung, vor allem dem Kriegsgeschehen, zu folgen.

Allerdings konnte ich mir bei Eigennamen von Personen wie Orten teilweise nur schwer vorstellen, wie diese ausgesprochen werden sollten. Das macht es für mich dann auch immer ein bisschen schwieriger, Figuren und Orte im Kopf zu behalten. Hier wäre für mich eine zusätzliche Legende zur Aussprache hilfreich gewesen.

Die Geschichte ist zweifellos spannend und es gibt ein paar unerwartete Wendungen. Mit dem Ende bin ich allerdings nicht so glücklich. Es ist für Aemyra ziemlich ernüchternd und ich hätte mir einen etwas positiveren Ausgang gewünscht. Hier hatte ich das Gefühl, dass mit dem Ende nochmal geschockt und so Neugier auf Band 2 geschürt werden sollte...

Zum Schluss noch eine kurze Warnung: einige Szenen sind ziemlich brutale - ich würde empfehlen, den Disclaimer am Anfang zu lesen.

Bewertung vom 09.05.2025
Engel, Henrike

Die Lichter über St. Pauli / Elbnächte Bd.1


sehr gut

Historischer Roman mit sehr unterschiedlichen Charakteren

Elbnächte“ ist eine Mischung aus historischem Roman mit Krimi-Elementen. Dabei wird aus der Perspektive drei sehr unterschiedlicher Charaktere, Ella, Louise und Paul erzählt. Vor allem der ehemalige Polizist, Paul, ist Verbrechern auf der Spur und stellt seine eigenen Ermittlungen an. Der Krimi-Anteil hätte hier für mich allerdings gerne noch spannender und rätselhafter sein können.

Mit Ella und Louise gibt es dagegen eine für mich gelungene Darstellung zweier starker Frauen, die aus sehr unterschiedlichen Bedingungen und mit grundverschiedenen Hintergründen in ein selbstbestimmtes Leben gehen. Hier hätte ich lediglich gerne gesehen, wie die beiden sich gegenseitig mehr beeinflussen. Ihre Freundschaft war für mich nicht unbedingt auf den ersten Blick einleuchtend und ist auch recht plötzlich entstanden. Mir war nicht ganz klar, weshalb sie einander auf Anhieb so vertrauen.
Neben den beiden ist auch Paul ein interessanter Charakter. Nach einem Unfall und dem Ausscheiden aus der Polizei muss er eine neue Rolle im Leben finden und hadert mit diesem Schicksal. Dies war für mich eine sehr gelungene Ergänzung zu den anderen beiden Perspektiven.
Insgesamt sind die Protagonisten sehr unterschiedlich, was mir gut gefallen hat. Allerdings hätten gerade Ella und Louise für mich auch noch facettenreicher sein dürfen. Während Ella über einen nahezu unerschütterlichen Optimismus verfügt, wirkte Louise auf mich recht unnahbar. Sie wechselt sehr schnell von ihrem alten Leben in ihr neues, und ich konnte mich nicht immer wirklich in sie hineinversetzen. Bei beiden hätte es mir gefallen, auch jeweils noch eine andere Seite zu sehen.

Gut gefallen hat mir die Darstellung der Stadt und ihrer Bewohner. Die Umgebung der Charaktere wurde sehr anschaulich beschrieben und ich konnte mir das Hamburg des frühen 20. Jahrhunderts gut vorstellen.
Auch die Erzählweise insgesamt war für mich sehr angenehm zu lesen, sowohl von der Sprache her, als auch Länge und Wechsel der Szenen.

Das Ende wiederum ist in einigen Aspekten recht offen gehalten - wahrscheinlich in Hinblick auf den Folgeband. Hier hätte ich mir ein bisschen mehr Klarheit gewünscht.

Insgesamt eine Leseempfehlung eher für Leser historischer Romane und weniger für Krimi-Fans.

Bewertung vom 07.05.2025
Lucas, Charlotte

Luzie in den Wolken


ausgezeichnet

Berührende Geschichte

Die kleine Luzie schickt bei einem Ballonwettbewerb einen Luftballon mit einer berührenden Nachricht los. Und zwar hat sie ihren geheimen Wunsch aufgeschrieben: Sie hätte gerne einen neuen Papa, ihrer ist nämlich im Himmel. Geheim ist der Wunsch, damit ihre Mama, die sich doch so viel Mühe gibt, sich nicht unzulänglich fühlt. Luzie ist ein aufgewecktes, mutiges, entschlossenes, aber manchmal eben auch furchtbar trauriges Kind. Als Figur hat sie mir sehr gefallen und auch die Prämisse dieses Buchs finde ich wunderschön - nämlich diesen Ballon mit Luzies kindlicher Bitte.
Neben Luzie sind da natürlich auch noch die Erwachsenen, zum einen ihre Mutter Miriam, die nach dem Tod ihres Mannes und dem Verlust ihres Jobs vor ziemlich vielen Herausforderungen gleichzeitig steht. Ihre Trauer, Erschöpfung, Entschlossenheit und allem voran die Liebe zu ihrer Tochter waren sehr einfühlsam und nachvollziehbar dargestellt.

Dann gibt es noch Gabriel, erfolgreicher Autor mit Schreibkrise, eigentliche mehr Lebenskrise oder Sinnkrise, der mit Vorliebe tote Schriftsteller zitiert. Gerade Gabriels Innenleben waren für mich sehr berührend dargestellt, seine Einsamkeit, sein Hadern mit seinem Leben und der Welt. Er schafft es sich nach anfänglicher Antriebslosigkeit in eine komplizierte Geschichte zu verstricken – und in eine ganze Menge ziemlich großer Lügen. Normalerweise stört es mich sehr, wenn Menschen in einem Buch in so großem Stil angelogen werden. Und auch hier fand ich das am Anfang durchaus unangenehm. Allerdings war für mich auch wirklich nachvollziehbar dargestellt, wie Gabriel da hereingeraten ist und warum er sich nicht aus seinem Lügengeflecht befreien konnte.

Beide Protagonisten sind nicht perfekt, Miriam nicht und Gabriel erst recht nicht - aber trotzdem habe sie als liebenswerte und - wahrscheinlich gerade deswegen - als authentische Charaktere empfunden.

Nachdem die Charaktere und das Ausgangsszenario für mich ein großes Highlight waren, habe ich noch ein paar Kritikpunkte zur Erzählweise. Teilweise hat sich die Handlung für mich ein bisschen gezogen und gerade in den ersten Kapiteln habe ich mich gefragt, wann endlich etwas passiert. Auch der Prolog hat mich ein bisschen verwirrt zurückgelassen und ich bin nicht ganz sicher, in wieweit er zur Geschichte beiträgt.
Mit dem Ende ging es mir dann genau anders herum. Hier hatte ich das Gefühl, dass es etwas schnell ging und wenig ausgeführt war. Einiges hätte ich mir etwas ausführlicher gewünscht, so bin ich doch mit ein paar offenen Fragen zurückgeblieben, beispielsweise zu Gabriels Vergangenheit und seinem Umgang damit.

Insgesamt aber eine eher ruhig erzählte, sehr berührende Geschichte.

Bewertung vom 07.05.2025
Dorne, Juli

Play of Hearts / The Hearts Duet Bd.1


sehr gut

Viele interessante Elemente

In „Play of Hearts“ sticht für mich vor allem die spannende und originelle magische Welt hervor. Allerdings erschien die Darstellung dieser Welt mir teilweise recht verwirrend. Sowohl bei dem magischen System an sich als auch bei dem magischen Zirkus, in dem die Protagonistin landet, hatte ich das Gefühl, immer nur kleine Ausschnitte zu sehen. So konnte ich mir kein wirklich ganzes Bild machen. Für mich bleiben noch viele Fragen offen, beispielsweise wie die magische Welt in der der „normalen“ Menschen verankert ist? Könnten auch normale Menschen theoretisch Magie wirken? Wie viele magisch begabte Menschen gibt es? Was wissen die nicht-magischen von ihnen? Irgendwie ist mir das alles nicht so ganz klar geworden.
Die Protagonistin, Genevieve, wächst zwar recht isoliert auf – und als Leser weiß man nur das, was sie auch weiß. Allerdings hätte ich mir doch gewünscht, alles besser einordnen zu können.

Obwohl mir eine übergeordnete Struktur gefehlt hat, fand ich die einzelnen magischen Elemente wirklich faszinieren. Beispielsweise gibt es im magischen Zirkus ein Zelt mit Wolken, auf denen man sich ausruhen kann. Allerdings reagieren sie empfindlich auf negative Stimmung und können anfangen zu regnen…

Es gibt mehrere Charaktere, die Illusionen erzeugen können – allen voran der geheimnisvolle Remi, den Genevieve im Zirkus trifft. Als Leser weiß man teilweise gar nicht so genau, ob das, was passiert, real oder Illusion ist und kann selber miträtseln. Das hat mir sehr gut gefallen.
Zudem haben mir auch die verschiedenen Charaktere, die Genevieve im Zirkus trifft, sehr gut gefallen. Vor allem von Remi bekommt man etwas mehr zu sehen, und dieser ist eine wunderbar komplexe Figur. Man hat das Gefühl, gemeinsam mit Genevieve immer nur gerade so ein bisschen hinter die Oberfläche schauen zu können.

Ein zweites Highlight neben den Elementen der magischen Welt ist für mich die Erzählweise. Auch sie ist wunderbar magisch und verträumt. Es werden sehr anschauliche Wortbilder gemalt. Vor allem Genevieves Gefühlswelt wird sehr anschaulich und einfühlsam beschrieben. Auch Genevieve als Charakter hat mir gut gefallen, vor allem die Art und Weise, mit der sie sich im Laufe des Romans verändert.

Der Schluss der Geschichte beinhaltet noch ein paar spannende Wendungen. Hier bin ich gespannt wie es weitergeht und hoffe, dass sich die Unklarheiten im Setting im Folgeband klären.

Bewertung vom 01.05.2025
Ferguson, Lana

The Fake Mate - Die Liebe ist eine Bestie für sich (eBook, ePUB)


gut

Umsetzung ist nicht so ganz meins

In „The Fake Mate“ gehen Assistenzärztin Mackenzie und Oberarzt Noah eine vorgetäuschte Beziehung ein, um einerseits Mackenzies Omas zu besänftigen, die ihre Enkelin gerne in festen Händen sähe, und andererseits einen positiven Eindruck auf Noahs Arbeitgeber zu machen. Letztere sind wohl nicht sehr begeistert davon, dass Noah als Alpha Werwolf geoutet wurde – welche als besonders gewalttätig stigmatisiert werden.

Das Ausgangsszenario für die vorgetäuscht Beziehung schien mir nicht vollständig schlüssig – war das jetzt wirklich die beste Lösung für die beiden Dilemma? Aber daraus wurde erstmal eine durchaus unterhaltsame Geschichte. Der Schreibstil war angenehm zu lesen und die beiden Protagonisten haben mir gut gefallen. Mackenzie ist eine sympathische wie willensstarke Hauptfigur, und auch Noah war eine interessante Figur, mit seinen ganz eigenen Stärken und Schwächen.
Ich habe lediglich einen kleinerer Kritikpunkt zum Schreibstil: stellenweise bestanden Dialoge ausschließlich aus wörtlicher Rede, sodass es für mich recht schwierig war zu verfolgen, wer was sagt. Da musste ich quasi mitzählen.

Ein großer Kritikpunkt ist für mich dagegen, wie die ganze Werwolf-Sache dargestellt wurde: zunächst einmal gibt es hier zwar eine sehr interessante Perspektive auf Gestaltenwandler. Und zwar spielt der Roman – anders als viele andere Geschichten – in einer Zeit, in der Gestaltenwandler sich nicht mehr verstecken. Stattdessen leben sie ganz offen in der Gesellschaft. Das habe ich an sich interessant gefunden. Leider hatte ich das Gefühl, dass daraus nicht viel gemacht wurde. Überhaupt schien mir das Werwolf-Setting nicht besonders ausgereift. Man erfährt wirklich nur sehr wenig über diese Welt. Beispielsweise kommt gar nicht zu Sprache, ob es noch andere Gestaltenwandler gibt. Oder nur Wölfe? Im Laufe des Romans wird das Werwolf-Dasein von Mackenzie und Noah eigentlich nur erwähnt, wenn es um ihre Sexualität geht. Dafür werden einige Aspekte hier immer wieder wiederholt. Das schien mir dann etwas redundant wie auch eindimensional.
Auch nehmen Sex-Szenen recht schnell einen großen Teil der Handlung ein. Mir persönlich war das ein bisschen viel.

Zu guter Letzt schienen mir einige der Nebenfiguren etwas überspitzt dargestellt: die überfürsorgliche Oma, die neugierige Freunden, der schwule beste Freund. Andererseits sorgen diese auch immer wieder für amüsante Kommentare.

Mein Fazit: Interessanter Ansatz, aber von der Umsetzung bin ich nicht ganz überzeugt.

Bewertung vom 23.04.2025
Lugbauer, Eva

Schwimmen im Glas


ausgezeichnet

Regt zum Beobachten und Nachdenken an

„Schwimmen im Glas“ ist eine leise, feinfühlig erzählte Geschichte, die viele kleine Beobachtungen macht, statt laut Anklage zu erheben. In kindlicher Unschuld betrachtet die aufmerksame Lore recht wertungsfrei die Welt um sich herum, ein Dorf im ländlichen Österreich der 90er Jahre. Mit bemerkenswerter Scharfsinnigkeit erzählt sie, was sie sieht und zeichnet so mit einer Vielzahl kleiner Beobachtungen meisterhaft das komplexe Bild patriarchalischer Gesellschaftsstrukturen, in der von so vielen so wenig hinterfragt wird.

Der Schreibstil ist sehr besonders, ein bisschen eigentümlich vielleicht – im besten Sinne. Es wird so anschaulich erzählt, dass man sich wirklich gut in Lore hineinversetzten kann, ihre Neugierde, ihre Unsicherheiten, ihre Ohnmacht angesichts so starrer – wenn auch unsinnig erscheinender – gesellschaftlicher Regeln. Zudem gibt die Sprache die Sicht der kindlichen Lore sehr schön wieder und ist trotzdem für den erwachsenen Leser angenehm zu lesen. Insgesamt werden Lores Beobachtungen wie auch ihre Gedankenwelt sehr berührend und anschaulich dargestellt.

Die Handlung dreht sich überwiegend um Lore als zehn- bis zwölfjähriges Kind. Nur ab und zu kommen Einschübe aus ihrem Erwachsenenleben, die wirklich sehr gelungen in den Erzählfluss integriert werden und die ganze Geschichte abrunden. Hier finde ich den Klappentext allerdings ein kleines bisschen irreführend, ursprünglich dachte ich, beide Zeitebenen würden ähnlich gewichtet werden. Auch Lores Konfrontation mit der Vergangenheit als Erwachsene scheint mir nicht ganz so handlungstragend, sondern eher ein schöner Abschluss zu sein.

Insgesamt ist es eine schön und einfühlsam erzählte Geschichte, die zum Nachdenken und aufmerksamen Beobachten anregt. Nur das Cover lässt mich ein bisschen verwirrt zurück, für mich passen die Farben überhaupt nicht zusammen, und so erscheint mir das Buch optisch nicht unbedingt ansprechend. Ohne den interessanten Titel wäre ich wahrscheinlich nicht bis zum Klappentext vorgedrungen.