Fesselnde Geschichte mit toller Charakterentwicklung
Das Cover von "Heir of Storms" mit wirbelnden Wellen und zuckenden Blitzen verspricht eine spannende, magische Geschichte - und ich wurde nicht enttäuscht. Es handelt sich um eine fesselnde Geschichte mit überraschenden Wendungen und lebhaften Charakteren. Ein magisches Turnier findet statt, bei dem es um den Kampf um die Kronen des Reiches geht. Gleichzeitig geht es in der Geschichte auch um den Aufbau von Freundschaften, komplizierte Familienverhältnisse und den Umgang mit Widersachern und anderen Hindernissen. Das Ganze findet in einer faszinierenden, detailreich beschriebenen Welt statt. Es gibt verschiedene Völker mit komplexer Geschichte, prunkvolle Höfe, komplizierte Herrschaftsgefüge und ausgeklügelte Bräuche. Auch das Magiesystem war spannend und gut erklärt. Beim Orientieren innerhalb der Geografie der Geschichte fand ich auch die Karte im Innern des Buches hilfreich.
Auch der Schreibstil war für mich sehr gelungen. Szenen wurden gekonnt aufgebaut, Situationen und Orte konnte ich mir gut vorstellen. Gleichzeitig wurde spannend erzählt und auch Emotionen gut vermittelt. Vor allem die Innenwelt von Protagonistin Blaze war sehr nahbar geschildert. Mit außergewöhnlichen magischen Fähigkeiten ausgestattet hat sie bei ihrer Geburt ein verhängnisvolles Unwetter heraufbeschworen, das viele Menschen ihr Leben kostete. Seitdem scheinen ihre Kräfte versiegt zu sein. Trotzdem wird sie als Unheilbringerin ausgegrenzt, gefürchtet und verachtet. Diese traumatischen Erfahrungen wurden greifbar, wie auch die Trauer um und Liebe zu ihrer verstorbenen Mutter. Auch ihre Selbstvorwürde und der Hader mit den Umständen ihrer Geburt wurden sehr gut veranschaulicht. Zudem macht Blaze eine spannende Charakterentwicklung durch. Es war sehr schön zu sehen, wie sie ihre eigene Stärke findet und an Selbstvertrauen gewinnt.
Zusätzlich zu Blaze gibt es auch sehr sympathische Nebencharaktere, beispielsweise Blazes Großmutter, ihren Zwilling oder ihren kleinen Bruder, wie auch die Königin Hydra.
Insgesamt eine fesselnde Geschichte mit tollen Charakteren!
Erzählt wird in "Treppe aus Papier" aus der Perspektive eines Gebäudes, eines Wohnhauses, dass die Gedanken all jener kennt, die sich in seinen Mauern bewegen. Es erzählt von der Familie Sternheim mit ihrer Tochter Ruth, die den Nationalsozialismus erleben. Sie sind Anfeindung, Ausgrenzung und Gewalt ausgesetzt. Erleben Schulverbot, Berufsverbot und die brutale Zerstörung und Plünderung ihres Geschäfts durch die SA. Gleichzeitig lebt die Familie Thon in dem Gebäude, die sich aktiv am nationalsozialistischen System beteiligt. Man erfährt wie ihre Tochter, Irma, die strenge Erziehung ihre Mutter und Großmutter erträgt, wie sie sich trotz Verbots mit Ruth Sternheim anfreundet. Aus ihrer kindlichen Sicht erfährt man wie ihr Vater, Nazi von Anfang an, Denunzianten in der Wohnung begrüßt und ihre Aussagen aufnimmt.
In unserer Gegenwart trifft die nun 90-jährige Irma auf die 15-jährige Nele. Nele tut sich in der Schule schwer, auch mit Geschichte. Gerade geht es da um die Gründung der BRD. Und Irma bietet ihr an, zu helfen, schließlich war sie dabei. Die beiden kommen ins Gespräch und Nele beginnt nachzudenken, nachzuforschen, will wissen was mit ihren Großeltern war und welche Rolle sie im Nationalsozialismus gespielt haben. Ihre Fragen und ihre Suche nach Antworten stoßen bei Eltern und Freunden vor allem auf Unverständnis und Ablehnung.
Erzählt wird dabei nicht in chronologischer Reihenfolge. Für das Haus scheint alles gleichzeitig zu geschehen, Ereignisse sind eher an Raum als an Zeit geknüpft. Dadurch wird nicht chronologisch erzählt, sondern eher assoziativ, raumbezogen. Es war für mich nicht immer ganz leicht, direkt einzuordnenden, welche Szenen nun vor oder nach anderen passiert sind. Aber dieses Hin- und Herspringen in der Zeit mit dem Raum als Fixpunkt trägt zum einzigartigen Erzählstil dieses Romans bei und sorgt für eine ganz eigenen Faszination.
Erzählt wird überhaupt sehr wortgewaltig. Gleich der erste Satz nimmt mehrere Seiten ein. Teilweise muss man sich konzentrieren, um den Sätzen zu folgen. Trotzdem fällt es nicht schwer, sich auf die Geschichte einzulassen. Ich war schnell in den Bann gezogen!
Einzig das Cover leuchtet mir nicht ganz ein. Es zeigt einen langen Flur in leuchtend bunten Farben. Das passt nicht ganz dazu, wie ich mir das Haus aus seinen Erzählungen vorstelle - ein historisches Gebäude, in dem vor allem die lange Treppe hinauf- und hinuntergelaufen wird.
"Treppe aus Papier" ist ein eindrucksvoller Roman über Erinnerung, Verantwortung und die Spuren, die Geschichte in Menschen und Orten hinterlässt. Es ist ein Roman, der zum Nachdenken anregt. Darüber, wie wir mit unserer Vergangenheit umgehen. Und was wohl ein Gebäude erzählen würde, wenn es könnte.
Ich bin absolut begeistert von "Im Schatten von Giganten". Es ist kein Nachschlagewerk oder trockenes Sachbuch, sondern wunderschön gestaltet und wirklich angenehm zu lesen. Der Inhalt geht nicht unbedingt in die Tiefe, sondern liefert auf sehr nahbare Weise einen umfassenden Überblick über lauter Lebewesen in unserer Umgebung, auf die wir normalerweise gar nicht so achten.
Die Autorin hat einen sehr schönen Erzählstil, und holt einen als Leser gut ab. Beschreibungen von Beobachtungen in der Natur, persönliche Erfahrungen sowie allerlei Hintergrundinformationen wechseln sich ab. Zusätzlich gibt es Infokästen, die einzelne Sachverhalte genauer erläutern. So erfährt man insgesamt lauter spannende Fakten und es interessante Zusammenhänge werden aufgezeigt. Das Buch war für mich lehrreich, aber auf eine angenehme, erzählerische Art. Die Autorin erzählt auch immer wieder sehr persönlich von ihrer eigenen Herangehensweise und ihren Erfahrungen, sodass ihre Faszination für das Thema wirklich greifbar wurde.
Gefallen hat mir auch, dass einige Kernaussagen und interessante Fakten fettgedruckt am Rand stehen, so kann man einfach durch das Buch durchblättern und an der spannendsten Stelle mit dem Lesen beginnen.
Auch das Cover gefällt mir sehr und passt gut zu dem auch ansonsten wirklich schön gestalteten Buch. Die Fotos im Innern sind ebenfalls sehr schön, sie zeigen Landschaften und Tiere in ihrem Lebensraum. Toll gefunden hätte ich es lediglich noch, wenn ein paar mehr Bilder oder Zeichnungen einzelne Aspekte aus dem Text mit einem wissenschaftlichen Hintergrund beleuchten hätten.
Um ein Missgeschick auszubessern setzt die 20-jährige Emelin Magie ein, die sie eigentlich gar nicht haben sollte. Und dabei beobachtet sie auch noch der grausame Vollstrecker der Fae-Königin, genannt "Silent Death". Doch anstatt ihr Schicksal seinem blutrünstigen Ruf gemäß direkt zu besiegeln, entführt er sie auf die Insel der Fae und weiht sie schließlich in einen Plan ein, bei dem sie ihm helfen soll.
Man stößt hier auf eine Fantasy-Welt, die zweifellos sehr interessante Elemente enthält, unterschiedliche magische Wesen beispielsweise, und ein geheimnisvolles Labyrinth. Am besten gefallen hat mir das Magie-Konzept: Und zwar wird Magie mittels Farben gewirkt, die magisch begabte Personen allen möglichen Gegenständen in ihrer Nähe entziehen können. Die verschiedenen Primärfarben lassen sich dabei für unterschiedliche Arten von Magie einsetzten. Auch wenn ich dies für eine faszinierende und originelle Idee halte, so habe ich doch immer noch ein paar Fragen zu dem Konzept. Was ist beispielsweise mit dem Licht? Farbe entsteht doch letztendlich erst, wenn Licht auf einen Gegenstand fällt? Ich hätte mich über etwas mehr Theorie zu dem Magiekonzept, seiner Funktionsweise und Grenzen sehr gefreut.
Auch über die Welt an sich hätte ich gerne noch mehr erfahren. Beispielsweise scheint es Götter zu geben, aber mir ist nie so richtig klar geworden, welche Rolle diese im Alltag der Menschen spielen. Auch habe ich mich gefragt, welche Berufe es in der Welt der Fae gibt? Welche Rolle spielt Bildung? Wissenschaft? Religion? Die Fae haben eine grausame Königin, aber wie genau sieht das politische System der Menschen aus? Welche Normen und Werte prägen sie Gesellschaft?
Die Handlung ist zweifellos spannend, vollkommen unerwartete Wendungen bleiben allerdings leider aus. Insgesamt habe ich das Buch aber sehr gerne gelesen. Vom Sprachstil her war die Geschichte sehr angenehm zu lesen und auch die Ereignisse folgten für mich weder zu schnell noch zu langsam aufeinander.
Auch ist Emelin eine interessante Protagonistin. Mitunter handelt sie recht impulsiv, sodass ich ihre Entscheidungen nicht immer ganz nachvollziehen konnte. Sie wandelt sich auch ziemlich schnell von der ruhigen, dienstbeflissenen Tochter des ersten Kapitels zu einer klugen, willensstarken Frau, der sich von dem Fae-Vollstrecker nicht einschüchtern lässt und mitunter erstaunlich strategisch agiert. Im Laufe der Geschichte lernt Emelin auch die Sprache der Fae, welche sich von der der Menschen zu unterscheiden scheint. Hier hätte ich es schön gefunden, wenn diese fremde Sprache wirklich mit eigenen Wörtern in Erscheinung getreten wäre anstatt nur erwähnt zu werden. Gefragt habe ich mich auch, weshalb der Vollstrecker der Fae Königin "Silent Death" genannt wird, wenn in der Übersetzung doch ansonsten keine englischsprachigen Ausdrücke auftauchen.
Für mich insgesamt eine spannende Geschichte, die ihr volles Potential noch nicht ganz ausschöpft. Ich bin aber gespannt auf den nächsten Band!
Ich war absolut fasziniert von der Welt, die S.F. Williamson in "Die Sprache der Drachen" erschaffen hat. Besonders die Darstellung der Drachen mit ihren eigenen Sprachen, Bräuchen und sogar Berufen war spannend und originell. Aber auch die übrige Welt, in der die Geschichte spielt, ist komplex und vielschichtig.
Das historische Großbritannien dieser Erzählung wird von einer autoritären Regierung kontrolliert, die sich für ihr fragwürdiges Friedensabkommen mit den Drachen rühmt, aber gleichzeitig eine starre Drei-Klassen-Gesellschaft aufrechterhält. Der Zugang der Menschen zu Nahrung, Bildung und medizinischer Versorgung hängt vollständig von der Klassenzugehörigkeit ab - ein System, das zu erschreckenden Zuständen führt. Auch ist die Zugehörigkeit zu einer Klasse nicht fest - etwa durch schlechtes Abschneiden bei einer Prüfung am Ende der Schullaufbahn droht das Abrutschen in Armut und Ausgrenzung. Gegen dieses ungerechte wie willkürliche System erhebt sich Widerstand, dem die Regierung mit brutaler Härte entgegentritt.
Inmitten all dessen steht Protagonistin Vivien, disziplinierte Schülerin, folgsame Tochter und regierungstreue Bürgerin - bis auf einmal ihre Eltern als Widerständige verhaftet werden und ihre Welt auf den Kopf gestellt wird.
Vivien ist zweifellos eine interessante Figur. Sie hat mich teilweise genervt, weil sie beharrlich die Augen verschließt vor der offenkundigen Ungerechtigkeit und Gewalt um sie herum. Sie ist sehr klug und trotzdem furchtbar naiv. Auch ist sie unfassbar ehrgeizig und selbstsüchtig - und für große Teile der Geschichte bleibt sie dabei. Allerdings war es schön zu sehen, wie sie sich letztendlich doch entwickelt und ganz zum Schluss über sich hinauswächst. Der Weg dahin ist holprig. Manchmal habe ich den Eindruck, dass Figuren in Büchern irgendwie perfekt wirken und nur Schwächen haben, die eigentlich gar keine sind. Vivien ist anders. Sie ist echt, sie hat einen schweren Fehler begangen und ist von Schuldgefühlen zerfressen. Sie hadert mit der Frage, ob sie es in sich hat, ein guter Mensch zu sein.
Auch sehr interessant fand ich, welche Rolle Sprache und Linguistik in dem Roman spielen. Vivien spricht mehrere Sprachen fließend, darunter einige Drachensprachen. Für die Regierung soll sie nun zur Kriegsvorbereitung eine besondere Drachensprache entschlüsseln. Der Umgang mit Sprachen nimmt eine große Rolle in der Geschichte ein und war wirklich spannend und tiefgründig dargestellt. Das hat mir sehr gefallen, und man lernt auch etwas über Linguistik.
Insgesamt ist "Die Sprache der Drachen" ein fesselnder Roman mit einer stellenweise anstrengenden, aber absolut authentischen Protagonistin in einer faszinierenden Fantasy-Welt.
In The Fake Out trifft die Bibliothekarin Mae in ihrer Kleinstadtbibliothek auf den NFL-Star Chris. Trotz ihrer völlig unterschiedlichen Lebenswelten – und vor allem dank Chris' Hartnäckigkeit – freunden sich die beiden an und gehen schließlich eine Fake-Verlobung ein, um Chris in der Öffentlichkeit ein besseres Image zu verschaffen.
Die Geschichte ist unterhaltsam erzählt und punktet für mich mit einer erfrischend ungewöhnlichen Protagonistin. Mae ist eigensinnig, unabhängig, gelegentlich kratzbürstig – und dabei zutiefst loyal gegenüber den Menschen in ihrem Umfeld. Sie stellt ihre eigenen Bedürfnisse konsequent hinten an, was sie gleichzeitig stark und verletzlich macht. Im Vordergrund standen immer wieder ihre Enttäuschungen, vor allem durch männliche Bezugspersonen wie ihren Vater oder Ex-Freund, die ihr Verhalten nachhaltig prägen. Hier hätte ich mir stellenweise gewünscht, dass weitere Facetten ihres Charakters beleuchtet worden wären. Gleiches gilt für Chris: freundlich, hilfsbereit, ehrlich, gutaussehend – quasi ein Märchenprinz. Ein paar Ecken und Kanten hätten seiner Figur meiner Meinung nach gutgetan und ihn authentischer wirken lassen.
Thematisch dreht sich vieles um Familie, Gemeinschaft und den öffentlichen Druck, der mit Chris' Bekanntheit einhergeht. Der im Klappentext erwähnte geheimer Buchclub, auf den Chris besteht, taucht dagegen nur sporadisch auf. Und auch Chris’ Karriere in der NFL bleibt erstaunlich blass – man erfährt kaum etwas über den Sport selbst. Das hat mich etwas irritiert, da ich erwartet hätte, dass dieser Teil seines Lebens präsenter wäre.
Der Schreibstil ist locker, flüssig und angenehm zu lesen. Lediglich einige eingestreute englische Ausdrücke wie „weird“ wirkten auf mich etwas deplatziert und passten nicht ganz zu Maes sonstigem Sprachstil.
Der Plot ist schlüssig und kurzweilig und auch das Ende hat mir gut gefallen. Besonders gelungen fand ich auch die zahlreichen Nebenfiguren, sie sehr zur Unterhaltung beigetragen habe. Maes beste Freundin beispielsweise bringt mit ihrer Neigung zu anhaltenden Racheaktionen – insbesondere gegenüber Maes Ex-Freund und jetzigem Bürgermeister – eine gute Portion Humor in die Geschichte, auch wenn sie stellenweise etwas überzeichnet wirkt.
Insgesamt ist The Fake Out eine charmante, unterhaltsame Geschichte mit Witz und Herz – auch wenn ich mir inhaltlich an der ein oder anderen Stelle etwas mehr Tiefe gewünscht hätte.
Kiera steht mitten im Leben - sie ist Mutter, Ehefrau, Geschäftsinhaberin und Freundin. Doch eine unerwartete Krebsdiagnose reißt sie aus ihrem Alltag. Plötzlich sind viele Dinge, die vorher selbstverständlich schienen, nicht mehr so einfach. Kraft und Hoffnung schöpft sie aus einer Laufgruppe für Frauen mit Krebs, dem "Bright Side Running Club". Die Frauen, die sie dort trifft, verstehen, was sie durchmacht - und zeigen mit beeindruckender Stärke, dass sie sich nicht unterkriegen lassen. Sie laufen gemeinsam, trotz Krankheit, trotz Chemotherapie.
Im Roman begegnet man einer Vielzahl unterschiedlicher Charaktere mit ganz verschiednene Lebensrealitäten: Kieras Kindern, ihrem Ehemann, ihrer Mutter, Freundinnen, Kolleginnen, Ärzten - und natürlich ihrer Laufgruppe. Diese Vielfalt bringt verschiedene Perspektiven und Reaktionen auf Kieras Erkrankung ans Licht: liebevolle Unterstützung, Ermutigung, übertriebene Fürsorge, gut gemeinte, aber unpassende Ratschläge, pragmatische Ansätze - aber auch Rücksichtslosigkeit und das Ausnutzen ihrer Schwäche. Gerade diese Bandbreite an Reaktionen machte das Geschehen für mich besonders realitätsnah.
Besonders positiv hervorheben möchte ich, wie nahbar und ehrlich die Geschichte erzählt wird. Als Leserin konnte ich Kieras Gefühlswelt intensiv miterleben - mit all ihren verworrenen Gedanken und Gefühle, den Ängsten, Sorgen, Zweifeln, Hoffnungen und Momenten der Stärke. Die Autorin schafft es, die emotionalen und psychischen Auswirkungen einer solchen Erkrankung authentisch zu schildern. Für mich war der Roman auch eine Erinnerung daran, wie komplex und vielschichtig menschliche Erfahrungen und Gefühle sind. Nicht immer finden wir die richtigen Worte, um auszudrücken, wie es uns geht - manchmal verstehen wir es selbst kaum.
Wer eine spannungsgeladene oder dramatische Geschichte erwartet, wird hier vielleicht nicht fündig. Einige "Krimi-Elemente" tauchen zwar auf, wirkten auf mich aber etwas überzeichnet. Im Zentrum stehen vielmehr die Veränderungen im Alltag und die persönlichen Herausforderungen - und genau das wird einfühlsam und nachvollziehbar erzählt.
Insgesamt ein bewegender, ehrlicher, mutmachender Roman.
In "A Fate Forged in Fire" kämpft Schmiedelehring Aemyra um den Thron ihres Reiches. Ein Land, in dem zunehmend Gläubige einer neuen Religion Einfluss geltend machen, um den Menschen ihre reaktionäre Weltvorstellung aufzuzwingen, will Aemyra zurück zu dem Matriarchat längst vergangener Zeiten zurückführen. Als Protagonistin ist sie stark, mutig, mitfühlend, aber stellenweise auch leitsinnig und impulsiv. Sie hat mir insgesamt sehr gefallen, auch wenn ich ihre Handlungen nicht immer ganz nachvollziehen konnte. Insbesondere die Entwicklung der romantischen Beziehung zwischen Aemyra und ihrem eigentlichen Erzfeind, dem Prinzen Fiorean, erschien mir stellenweise etwas gezwungen und abrupt. Das hat mir nicht so ganz überzeugt. Nichtsdestotrotz bin ich gespannt darauf, wie es im zweiten Band mit den beiden weitergeht. Potential sehe ich da schon!
Gut gefallen hat mir auch, dass sowohl historische wie auch brandaktuelle politische und gesellschaftliche Themen eine große Rolle spielen. Beispielsweise erinnern die Verfechter der neuen Religion an die katholische Kirche des Mittelalters. Auf der anderen Seite sind Gleichberechtigung von Frauen- und Männern oder reproduktive Selbstbestimmung immer noch relevante Themen. Aemyra beharrt immer wieder darauf, dass Frauen das Recht haben, über ihren eigenen Körper und ihr eigenes Leben zu bestimmen - eine Botschaft, die auch in unserer Welt gehört werden sollte.
Die magische Welt, in der die Geschichte spielt, ist sehr beeindruckend. Vor allem die Drachen haben mir gut gefallen! In einem sehr komplexen Universum gibt es verschiedene Völker, Magien und eine umfangreiche Geschichte. Allerdings hatte ich teilweise auch Schwierigkeiten, einzelne Aspekte zuzuordnen. An einigen Stellen hätte ich mir ein bisschen mehr Kontext gewünscht. Beispielsweise ist mir nicht ganz klar geworden, wie genau das magische System eigentlich funktioniert. Positiv hervorheben möchte ich aber noch die Landkarte, die im Buch abgebildet ist. Diese hilft definitiv dabei, der Handlung, vor allem dem Kriegsgeschehen, zu folgen.
Allerdings konnte ich mir bei Eigennamen von Personen wie Orten teilweise nur schwer vorstellen, wie diese ausgesprochen werden sollten. Das macht es für mich dann auch immer ein bisschen schwieriger, Figuren und Orte im Kopf zu behalten. Hier wäre für mich eine zusätzliche Legende zur Aussprache hilfreich gewesen.
Die Geschichte ist zweifellos spannend und es gibt ein paar unerwartete Wendungen. Mit dem Ende bin ich allerdings nicht so glücklich. Es ist für Aemyra ziemlich ernüchternd und ich hätte mir einen etwas positiveren Ausgang gewünscht. Hier hatte ich das Gefühl, dass mit dem Ende nochmal geschockt und so Neugier auf Band 2 geschürt werden sollte...
Zum Schluss noch eine kurze Warnung: einige Szenen sind ziemlich brutale - ich würde empfehlen, den Disclaimer am Anfang zu lesen.
Historischer Roman mit sehr unterschiedlichen Charakteren
Elbnächte“ ist eine Mischung aus historischem Roman mit Krimi-Elementen. Dabei wird aus der Perspektive drei sehr unterschiedlicher Charaktere, Ella, Louise und Paul erzählt. Vor allem der ehemalige Polizist, Paul, ist Verbrechern auf der Spur und stellt seine eigenen Ermittlungen an. Der Krimi-Anteil hätte hier für mich allerdings gerne noch spannender und rätselhafter sein können.
Mit Ella und Louise gibt es dagegen eine für mich gelungene Darstellung zweier starker Frauen, die aus sehr unterschiedlichen Bedingungen und mit grundverschiedenen Hintergründen in ein selbstbestimmtes Leben gehen. Hier hätte ich lediglich gerne gesehen, wie die beiden sich gegenseitig mehr beeinflussen. Ihre Freundschaft war für mich nicht unbedingt auf den ersten Blick einleuchtend und ist auch recht plötzlich entstanden. Mir war nicht ganz klar, weshalb sie einander auf Anhieb so vertrauen.
Neben den beiden ist auch Paul ein interessanter Charakter. Nach einem Unfall und dem Ausscheiden aus der Polizei muss er eine neue Rolle im Leben finden und hadert mit diesem Schicksal. Dies war für mich eine sehr gelungene Ergänzung zu den anderen beiden Perspektiven.
Insgesamt sind die Protagonisten sehr unterschiedlich, was mir gut gefallen hat. Allerdings hätten gerade Ella und Louise für mich auch noch facettenreicher sein dürfen. Während Ella über einen nahezu unerschütterlichen Optimismus verfügt, wirkte Louise auf mich recht unnahbar. Sie wechselt sehr schnell von ihrem alten Leben in ihr neues, und ich konnte mich nicht immer wirklich in sie hineinversetzen. Bei beiden hätte es mir gefallen, auch jeweils noch eine andere Seite zu sehen.
Gut gefallen hat mir die Darstellung der Stadt und ihrer Bewohner. Die Umgebung der Charaktere wurde sehr anschaulich beschrieben und ich konnte mir das Hamburg des frühen 20. Jahrhunderts gut vorstellen.
Auch die Erzählweise insgesamt war für mich sehr angenehm zu lesen, sowohl von der Sprache her, als auch Länge und Wechsel der Szenen.
Das Ende wiederum ist in einigen Aspekten recht offen gehalten - wahrscheinlich in Hinblick auf den Folgeband. Hier hätte ich mir ein bisschen mehr Klarheit gewünscht.
Insgesamt eine Leseempfehlung eher für Leser historischer Romane und weniger für Krimi-Fans.
Die kleine Luzie schickt bei einem Ballonwettbewerb einen Luftballon mit einer berührenden Nachricht los. Und zwar hat sie ihren geheimen Wunsch aufgeschrieben: Sie hätte gerne einen neuen Papa, ihrer ist nämlich im Himmel. Geheim ist der Wunsch, damit ihre Mama, die sich doch so viel Mühe gibt, sich nicht unzulänglich fühlt. Luzie ist ein aufgewecktes, mutiges, entschlossenes, aber manchmal eben auch furchtbar trauriges Kind. Als Figur hat sie mir sehr gefallen und auch die Prämisse dieses Buchs finde ich wunderschön - nämlich diesen Ballon mit Luzies kindlicher Bitte.
Neben Luzie sind da natürlich auch noch die Erwachsenen, zum einen ihre Mutter Miriam, die nach dem Tod ihres Mannes und dem Verlust ihres Jobs vor ziemlich vielen Herausforderungen gleichzeitig steht. Ihre Trauer, Erschöpfung, Entschlossenheit und allem voran die Liebe zu ihrer Tochter waren sehr einfühlsam und nachvollziehbar dargestellt.
Dann gibt es noch Gabriel, erfolgreicher Autor mit Schreibkrise, eigentliche mehr Lebenskrise oder Sinnkrise, der mit Vorliebe tote Schriftsteller zitiert. Gerade Gabriels Innenleben waren für mich sehr berührend dargestellt, seine Einsamkeit, sein Hadern mit seinem Leben und der Welt. Er schafft es sich nach anfänglicher Antriebslosigkeit in eine komplizierte Geschichte zu verstricken – und in eine ganze Menge ziemlich großer Lügen. Normalerweise stört es mich sehr, wenn Menschen in einem Buch in so großem Stil angelogen werden. Und auch hier fand ich das am Anfang durchaus unangenehm. Allerdings war für mich auch wirklich nachvollziehbar dargestellt, wie Gabriel da hereingeraten ist und warum er sich nicht aus seinem Lügengeflecht befreien konnte.
Beide Protagonisten sind nicht perfekt, Miriam nicht und Gabriel erst recht nicht - aber trotzdem habe sie als liebenswerte und - wahrscheinlich gerade deswegen - als authentische Charaktere empfunden.
Nachdem die Charaktere und das Ausgangsszenario für mich ein großes Highlight waren, habe ich noch ein paar Kritikpunkte zur Erzählweise. Teilweise hat sich die Handlung für mich ein bisschen gezogen und gerade in den ersten Kapiteln habe ich mich gefragt, wann endlich etwas passiert. Auch der Prolog hat mich ein bisschen verwirrt zurückgelassen und ich bin nicht ganz sicher, in wieweit er zur Geschichte beiträgt.
Mit dem Ende ging es mir dann genau anders herum. Hier hatte ich das Gefühl, dass es etwas schnell ging und wenig ausgeführt war. Einiges hätte ich mir etwas ausführlicher gewünscht, so bin ich doch mit ein paar offenen Fragen zurückgeblieben, beispielsweise zu Gabriels Vergangenheit und seinem Umgang damit.
Insgesamt aber eine eher ruhig erzählte, sehr berührende Geschichte.
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