Neue Pandemie, neues Glück: Das Virus verbreitet sich wieder über die bekannten Ansteckungswege, wieder mal sind Masken hoch im Kurs, Infektions- und Mortalitätsraten bestimmen die Nachrichten. Doch eine Sache ist diesmal anders: Wer genesen ist, ist anders. Immund gegen eine erneute Infektion, das natürlich auch, aber viel wichtiger ist etwas anderes. Wer von Crown Royal genesen ist, sieht die Welt mit neuen Augen, fühlt mit einem ganz neuen Herzen. Plötzlich herrschen Empathie und Verständnis, wo vorher womöglich Hass und Neid die Zügel in der Hand hatten. Wer Crown Royale überstanden hat, der ist erfüllt von einem tiefgreifenden Glücksgefühl und einer allumfassenden Dankbarkeit. Diesen Menschen fehlt es an nichts - entsprechend entwickeln sich Konsumausgaben für unnötige Dinge, und die Wirtschaft gerät ins Wanken.
Inmitten dieses sich anbahnenden Chaos lebt Mariel mit ihrer Mutter auf der Straße. Wobei nicht ganz - sie leben in ihrem Auto, haben also immerhin einen letzten Rücksichtsort. Sie machen sich Sorgen um ihre Sicherheit, und sie sollen recht behalten: Mariels Mutter infiziert sich und erkrankt.
Zur gleichen Zeit erlebt Tiburon das genaue Gegenteil: Sein Vater ist einer der reichsten Männer der Welt und schirmt ihn von allem ab, was ihm schaden könnte, so auch von dem neuen Glücks-Virus. Tiburon hatte in der Vergangenheit bereits Probleme mit seiner mentalen Gesundheit, entsprechend will sein Vater keinerlei Risiken eingehen.
Die Wege der beiden kreuzen sich zunächst nur kurz, doch obwohl sie es noch nicht wissen, werden beide im weiteren Verlauf dieser Pandemie noch eine entscheidende Rolle spielen. Denn während sich viele Menschen vor einer Ansteckung schützen wollen, gibt es auch andere, die eine Infektion bewusst in Kauf nehmen, um endlich zur Gruppe der Genesenen zu stoßen, deren Leben scheinbar so erfüllt sind wie nie zuvor. Doch diese Ansichten und Interessen führen zu unvorhergesehenen Entwicklungen und Konflikten, die nicht nur die Leben von Mariel und Tiburon auf den Kopf stellen...
Die Prämisse von "All better now" ist wirklich sehr spannend: Ist das universelle Glück und die absolute Zufriedenheit ein Zustand, den wir anstreben sollten? Auf den ersten Blick auf jeden Fall, denn wer braucht schon Wut, Angst oder Hass? Doch was ist dieses Glück wert, wenn Zufriedenheit und Dankbarkeit keine Gegenspieler mehr haben, die uns erst ihren wahren Wert vermitteln? Diese Fragen wirft der Autor Neal Shusterman auf, ohne eine Antwort zu liefern, die entweder schwarz oder weiß ist. Stattdessen geht es um Nuancen, um Deutungshoheit und Machtinteressen, um Konsequenzen und die Art und Weise, wie unser Weltwirtschaftssystem funktioniert. Das Virus selbst gibt es zwar (noch) nicht, aber die Frage, die sich daraus ergibt, ist bereits höchst relevant.
Mich hat "All better now" wirklich gut unterhalten und ins Grübeln gebracht. Shusterman zeigt wunderbar auf, wie gesellschaftliche Konflikte entstehen und von verschiedenen Interessengruppen bewusst weiter angeheizt werden. An manchen Stellen hätte ich mir mehr Fantasie dafür gewünscht, was das Virus mit Menschen in verschiedenen Lebenssituationen macht. Ja, vereinzelt erfahren wir darüber, aber der Fokus der Erzählung liegt eindeutig auf Mariel, Tiburon und den weiteren Hauptcharakteren. Hier hätte ich mir anbetracht des Umfangs des Buches manchmal etwas andere Schwerpunkte gewünscht.
Alles in allem ist "All better now" ein wirklich spannendes Werk, das wir alle erst durch die Coronapandemie tatsächlich nachempfinden und als authentisch wahrnehmen können.
Bo hat gerade sein Wirtschaftsstudium abgeschlossen und direkt einen festen Job bei der STEIN Holding bekommen. Er ist hoch motiviert, auch als absoluter Anfänger sein Allerbestes zu geben. Dafür nimmt er auch die leichtfertige Einladung des Topmanagers Dr. Thomas Meermann an, jederzeit seine Open-Door-Policy in Anspruch zu nehmen. Dieser erkennt sein Potential und spannt ihn nur allzugerne in seine Projekte ein - auch wenn es dabei erstmal darum geht, ihm ein neues Motorrad auszusuchen, das das der anderen Top-Manager auf jeden Fall wie ein Laufrad mit Stützrädern aussehen lässt. Der ungewöhnliche Führungsstil des Meermanns fasziniert und frustriert Bo gleichermaßen. Er legt sich ins Zeug, denn die Stelle des persönlichen Assistenten von Dr. Meermann ist gerade frei geworden, was natürlich ein gewaltiger nächster Schritt für Bos Karriereleiter wäre. Doch da gibt es auch noch seine neue Zahnärztin, die ihm den Kopf verdreht hat, und die er für sich gewinnen will. Schon bald erkennt Bo durch seinen besten Kumpel, dass die Ratschläge seines Karriere-Mentors Meermann sich mit ein paar kleinen Tricks auch auf sein Dating-Leben ummünzen lassen. Na gut, vielleicht muss man etwas größere Tricks anwenden, aber versuchen kann man es ja mal, oder?
"Born to perform" von Caspar Bendix liest sich locker-leicht und lässt einen hier und da schmunzeln. Die Story hat zwar wenig Tiefe, dafür ist sie unterhaltsam und nimmt die Business-Welt mit ihren Power-Point-Decks und Deadlines ganz liebevoll aufs Korn. Insgesamt liest sich der Roman wie das Love Child von "Achtsam Morden" und etwas aus der Feder von Tommy Jaud. Das ist per se nicht schlecht, aber man sollte auch nicht zu viel erwarten. Es gibt einige ganz schöne und berührende Szenen, aber leider überwiegt das Pubertäre und Angeberische. Besonders ist mir aufgefallen, dass es keine weibliche Figur gibt, die nicht als Partnerin oder Ex-Partnerin von einem männlichen Charakter auftritt. Schade, aber diesen Vorwurf kann man wahrscheinlich vielen Geschichten machen.
Alles in allem hat "Born to perform" meine Erwartungen nicht ganz erfüllt, als Story mit Business-Background fand ich es trotzdem ganz nett!
Evelyn Weigert hat zwei Kinder, einen Mann, und eine ganz besondere Art davon zu erzählen wie es ist, Mama zu sein. Nicht nur, sich um ein Kind zu kümmern, einen Haushalt zu schmeißen und Tränen zu trockenen, sondern auch all die unzähligen anderen Dinge die dazu gehören, wenn man Mama wird. Wie sich der Körper verändert, der Alltag, das Leben, die Wünsche und Träume, der Freundeskreis, der eigene Anspruch an Sauberkeit, was ein Urlaub bedeutet und mit wie wenig Schlaf man auskommen kann. Sie erzählt recht ungeschönt und auf ihre eigene Art von ihrem Leben als Mama. Manches davon wirkt abschreckend, anderes berührt und lässt einen bewundernd auf alle Eltern, und vor allem auf alle Mamas blicken. Ihre Geschichten haben mich demütig werden lassen, und mir Respekt vor dem eingeflöst, was es heißt ein Kind zur Welt zu bringen und sich diesem Kind zu widmen, mit allem was man hat und ist. "Peache Moms" lässt mich ein bisschen besser verstehen, wie es meinen Freunden mit Kind geht, auch wenn ich es im Moment wohl nie 100% nachvollziehen kann. Evelyn Weigert hat mir eine kleine Kostprobe gegeben, für die ich sehr dankbar bin, und wahrscheinlich vielen Eltern das Gefühl, nicht allein zu sein mit ihren Struggles.
Eine gute Dosis Witz, etwas Drama, eine Prise Herzschmerz und eine Extraportion Liebe, kombiniert mit einem sicheren Happy End: Das ist das Rezept für Kira Mohns Roman "Note to myself". Die Story ist schnell erzählt: Alice erwischt ihren Freund Bennett im Bett mit ihrer Freundin Mindy - damit ist es aus. Nicht nur die Freundschaft zwischen Mindy und Alice, sondern auch die Beziehung zwischen Bennett und Alice. Zumindest sieht das Alice so, denn Bennett versucht wirklich alles, um sie zurückzugewinnen. Doch Alice hat sich entschieden und ist längst dabei, sich in ihrem Männer-freien Leben häuslich einzurichten. Dabei gibt es nur ein Problem: Den charmanten Lennon, der immer wieder in der Kinder-Buchhandlung auftaucht, in der Alice arbeitet. Die beiden kommen sich näher, trotzem lässt sich Alice zu einem "abschließenden" Gespräch mit Bennett hinreißen, das ausgerechnet in ihrem alten Lieblings-Italiener stattfindet, und zwischen Kerzenschein und Pasta verläuft das Dinner ganz anders, als Alice es sich vorgenommen hatte. Was bedeutet das für Alice und Bennett. Und vor allem: Was wird nun aus Alice und Lennon?
Die Geschichte bietet genau das, was das Cover vermuten lässt: Liebevoll-seichte Unterhaltung, positive Emotionen und kleinere Dramen. Mir hat diese Liebesgeschichte mit New Yorker Setting sehr gut gefallen, und ich kann mir kaum vorstellen, dass irgendein Romance-Girlie (oder Romance-Boy) hier nicht auf seine Kosten kommt. Kira Mohn schreibt mit viel Humor und Liebe zum Detail, sie schafft unperfekte Charaktere, die auch mal Fehler machen, aber keinee unnötigen Dummheiten "für den Plot" begehen. Das hat mir sehr gut gefallen und mich in nur zwei Tagen durch Alice' Geschichte fliegen lassen. Die perfekte Lektüre für ein sonniges Wochenende!
Ein Sachbuch von John Green - damit hatte ich definitiv nicht gerechnet. Mit seinen zahlreichen herzergreifenden Romanen, die Jugendliche wie Erwachsene gleichermaßen begeistert haben, hat sich John Green einen Namen als Autor gemacht. Diesen Namen nutzt er nun, um Aufmerksamkeit auf ein Thema zu lenken, das ihm besonders am Herzen liegt: Tuberkulose, die tödlichste Infektionskrankheit der Welt. Und insbesondere die Tatsache, dass es längst wirksame Mediakmente gibt, die in der westlichen Welt allen Betroffenen zur Verfügung stehen und Genesung versprechen. Während genau diese wirksamen Medikamente für Menschen aus ärmeren Ländern unerschwinglich und zuverlässige Therapien unerreichbar sind. John Green arbeitet die Ursachen für dieses Missverhältnis heraus, indem er auf die gesellschaftlichen Aspekte der Erkranung eingeht, insbesondere auf das Stigma, das mit Tuberkulose oftmals zusammenhängt. Außerdem zeigt der die Historie der "Schwindsucht"auf, und wie die Menschheit seit Jahrtausenden bemüht ist, ihr effektive Maßnahmen entgegenzusetzen, und doch so oft gescheitert ist - und es noch immer tut. Green gibt der Tuberkulose anhand von Einzelschicksalen ein Gesicht, und anhand seiner Erzählung eine Stimme. Diese Stimme (sein "Megafon", wie er er ausdrückt), will er nutzen, um der weltweiten Bekämpfung von Tuberkulose Aufmerksamkeit zu schenken, und so zu ihrer Eindämmung und schließlich Ausrottung beizutragen. Diesen Gedanken finde ich mehr als nobel, doch für mich persönlich schließt sich der Kreis nicht. Zwar hat mich das Buch gut unterhalten, und ich habe wirklich viel über Tuberkulose und ihre Folgen gelernt, doch was nun? Wo bleibt der Appell, wo die Handlungsanweisung, wie sind die nächsten Schritte? Nun mag man entgegnen, dass ich als junge Frau aus Deutschland ohne medizinischen Hintergrund wenig gegen Tuberkulose in Afrika ausrichten kann. Aber inwiefern hilft John Green dann bei der Bekämpfung eben jener Krankheit, indem er mich mit einem Buch darüber aufklärt? Klar, ein Bewusstsein schaffen schadet nie, aber den hohen Anspruch des Aktionismus, den dieses Buch zum Audruck bringt, dem wird es meiner Meinung nach nicht gerecht.
Das bleibt jedoch mein einziger Kritikpunkt an John Greeens "Tuberkulose", das mir sonst wirklich gut gefallen hat und mir das Gefühl vermittelt hat, die Welt um mich herum etwas besser zu verstehen.
Greta und Valdin sind Geschwister und haben einiges gemeinsam: Beide sind aktuell von Liebeskummer geplagt und vom Chaos in ihrer bunten Großfamilie hin und wieder überfordert. Während Valdin noch versucht, über die Trennung von seinem Ex-Freund Xabi hinwegzukommen, scheitert Greta schon in der Kennenlernphase mit Holly, als sie erfährt, dass diese eine Freundin hat. Gretas Herz ist gebrochen, doch ebenso ist ihr Ehrgeiz geweckt, und sie macht sich auf in die Untiefen der Dating-Apps. Unterdessen muss Valdin beruflich zum aktuellen Wohnort von Xabi reisen - würde es sich da nicht anbieten, mal wieder bei ihm vorbeizuschauen? Was soll schon passieren...
Die Geschichte rund um Greta und Valdin ist deutlich weniger ernst und nüchtern, als ich sie mir vorgestellt habe. Große Themen wie Migrationsgeschichten, sexuelle Orientierung und psychische Erkrankungen werden auf eine leichte Art und Weise als Teil des Lebens erzählt. Greta und Valdin sind Menschen wie du und ich. Manches fällt ihnen schwer, manchmal brauchen sie Hilfe und manchmal sind sie es, die anderen helfen können.
Rebecca R Reilly zeigt uns die großen Gegensätze des Lebens auf, die durchaus parallel existieren können: Ein Liebesleben, das in Scherben liegt, während die berufliche Karriere voran geht. Eine Familie, in der laut geschrien, aber umso lauter geliebt wird. Eine Beziehung, die zuende gegangen ist, die Anziehung zwischen zwei Personen aber nur noch stärker gemacht hat. Mein Herz hat sie damit auf jeden Fall erobert. Ich habe mich verliebt - ein bisschen in Greta, ein bisschen in Valdin, ein bisschen in die Art und Weise, wie die beiden Herausforderungen bewältigen und an ihrem Alltag scheitern. Reillys Schreibstil ist gleichermaßen urkomisch und herzerweichend. Während sie mich in der ersten Hälfte immer wieder zum Schmunzeln gebracht hat, hat sie mir in der zweiten Hälfte immer wieder Gänsehaut-Momente beschert. Sie verwendet Wörter und macht daraus Gefühle, die in mir noch lange nach der Lektüre nachgehallt sind.
"Die Garnett Girls" von Georgina Moore erzählt die Lebensgeschichten der Frauen der Familie Garnett: Mutter Margo wurde von ihrem Mann Richard verlassen und hat ihre drei Kinder Rachel, Imogen und Sasha alleine groß gezogen. Wobei, ganz stimmt das nicht - sie hatte Unterstützung von ihrer verzweigten Familie und von Freunden, die ihr zur Seite standen, als sie nach Richards Verschwinden zusammen brach und in einer tiefen Depression versank. Seitdem ist die Beziehung zu ihren Töchtern einerseits eng, andererseits belastet, da viele Erwartungen, Geheimnisse und unterdrückte Gefühle im Spiel sind. Rachel, Imogen und Sasha leben ihre eigenen Leben, verloben sich, bekommen Kinder, heiraten oder finden neue Jobs, und doch bleibt die Familie eng miteinander. Zentrum der Handlung ist Sandcove, das Anwesen am Strand, in dem die drei Schwestern aufgewachsen sind, und das nun das Zuhause von Rachel und ihrer Familie ist. Was ihre Mutter Margo allerdings nicht davon abhält, sich das Haus regelmäßig für ausschweifende Parties und Dinner zu "leihen".
Ich habe mir von der Covergestaltung und auch dem Klappentext eine Sommerlektüre erwartet, die unterhält und träumen lässt. Diese Erwartung hat sich nicht ganz erfüllt. Tatsächlich ist die Geschichte eher von einer Schwermütigkeit geprägt, von einer Dunkelheit aus der Vergangenheit, die ihre Arme eng um die Gegenwart legt.
Zwar entsteht in der Geschichte eine gewisse Vielfalt, da die drei Töchter mit ihren verschiedenen Erfahrungen und Erlebnissen begleitet werden. Trotzdem bin ich mir der Handlung nicht richtig warm geworden, und die Geschehnisse haben einen repetitven Eindruck bei mir hinterlassen: Noch eine Party, noch ein Streit, noch ein Geheimnis, das unbeabsichtigt ausgeplappert wird. Darüber hinaus haben es die Sprünge zwischen den Charakteren für mich schwer gemacht, einen roten Faden zu erkennen. Sobald ich das Gefühl hatte, in der Perspektive einer der Schwestern angekommen zu sein, wurde sie mir auch schon wieder entrissen. Die zeitlichen Sprünge im Buch sind unregelmäßig und unvorhersehbar, ohne direkte Hinweise für den Leser - es bleibt einem nur, die Chronologie aus dem Kontext zu erschließen.
Was mir gut gefallen hat, war die Tatsache, dass wichtige, aber unkomfortable Themen angesprochen werden: Es geht um Depressionen, Alkoholismus und toxische Beziehungen, auch wenn die Dinge nicht immer so benannt werden. Leider nehmen die Beziehungen der Frauen zu Männern, sei es zu ihrem Vater, zu Partnern, Ex-Partnern etc. einen sehr großen Raum ein. Das liegt nicht nur an Margos Wunsch, sie "unter die Haube" zu bringen, sondern auch am Fokus der Geschichte. Es gibt so viele andere wunderbare Beziehungen, die in dieser Geschichte vorkommen, und die Leben der Protagonistinnen bereichern: zu Freundinnen, Schwestern, anderen Verwanden, Jugendfreunden, Arbeitskollegen. Doch all diese Beziehungen werden entwertet und in den Schatten gestellt von Beziehungen zu Männdern - sehr schade!
Darüber hinaus finde ich die Omnipräsenz von Alkohol in der Geschichte bedenklich. Der Konsum nimmt an vielen Stellen ein missbräuchliches Maß an, was in keiner Weise thematisiert oder kritisch hinterfragt wird. Es gibt keinen sicheren Alkoholkonsum, jede Menge ist gesundheitsschädlich.
Insgesamt waren "Die Garnett Girls" nicht die richtige Geschichte für mich. Ich hoffe, dass andere mit diesem Buch mehr Freude hatten!
James Becker, Kurator eines Museums einer privaten Stiftung, ist es gelungen, seinen Lebenstraum zu erfüllen: Er arbeitet für die Institution, der die Künstlerin Vanessa Chapman ihr Lebenswerk vermacht hat. James hegt schon lange eine tiefe Bewunderung für Vanessa und ihr Werk. Ihr Tod war schmerzlich für ihn, doch nun hat er die Möglichkeit, nicht nur ihre bekannten Werke auszustellen, sondern darüber hinaus ihre privaten Aufzeichnungen, Skizzen und Tagebücher zu sichten. Er wird ihr und ihrem Wesen so nah kommen wie nie zuvor. Angesichts dieser wunderbaren Aussichten verblassen seine privaten Probleme beinah. Doch dann bekommt er einen Anruf, der alles verändert: In einem der Werke von Vanessa Chapman, in einer Skulptur, ist ein menschlicher Knochen entdeckt worden. Chapman selbt ist bereits lange tot und kann keine Fragen zu diesem Thema mehr beantworten, die sich nun unweigerlich stellen: Wessen Knochen hat die Künstlerin verwendet? Und hat sie auch mit dem Tod dieser Person selbst etwas zu tun? Stammt der Knochen gar von ihrem Ex-Mann, der bereits seit Jahrzehnten verschollen ist?
James macht sich auf die Suche nach Antworten und lernt dabei Vanessas langjährige Weggefährtin Grace kennen, die mit ihr auf Eris Island, einer abgeschiedenen Gezeiteninsel, gelebt hat und die Gezeiteninsel samt des Anwesens nach Vanessas Tod geerbt hat. Je mehr Zeit James selbst auf Eris Island und mit Grace verbringt, desto mehr erfährt er über Vanessa und ihr Werk. Doch James findet nicht nur die Antworten nach denen er sucht, sondern er erfährt auch immer mehr, das sein Bild der gefeierten Künstlerin Vanessa Chapman auf einem Podest ins Wanken bringt...
Ich habe mich sehr gefreut, als ich "Die Blaue Stunde" von Paula Hawkins in der Liste der Bücher entdeckt habe, denn sie ist eine meiner Lieblings-Autorinnen. Bereits "The Girl on the Train" und "Into the Water" haben mich kraftvoll in ihren Bann gezogen. "A Slow Fire Burning" steht natürlich ebenfalls auf meiner Liste. Was mich besonders fasziniert an Hawkins' Art zu schreiben, ist diese unglaubliche Spannung, die sie aufbaut, ohne auf irgendwelche Tricks oder Kniffe zurückzugreifen. Lediglich ihre Art zu beobachten und zu erzählen, Handlung in Worte zu packen und Entwicklungen darzustellen, fesselt den Leser oder die Leserin an den Text, lässt einen von Zeile zu Zeile huschen.
Das war auch meine Erwartung an "Die Blaue Stunde", und die wurde voll erfüllt. Hawkins schreibt keine Thriller voller Action, mit Cliffhangern am Ende jedes Kapitels. Stattdessen wiegt sie uns als Leser in Sicherheit, lädt uns ein in ihre Geschichte, die sich nach und nach verändert, beinah ohne, dass wir es mitbekommen. Plötzlich ist nichts mehr so, wie es einmal war, und man fragt sich wie das nur passieren konnte - und vor allem, wann? Dadurch gelingt es ihr, die Erfahrung der Charaktere für den Leser nachzubilden, und ein immersives Leseerlebnis zu schaffen, das einem den Atem stocken lässt. Ein wirklich faszinierendes und spannendes Buch, das reicher an Atmosphäre und subtilen Entwicklungen nicht sein könnte!
Jo steht vor einem Scherbenhaufen: Ihr Freund James hat sie verlassen und ihr damit das Herz gebrochen. Doch nicht nur das, nach und nach muss Jo sich eingestehen, dass ihre gemeinsamen Freunde eher James' Freund waren. Plötzlich fühlt sie sich einsam und verlassen, und entscheidet sich für die Flucht nach Vorne, als sie die entsprechende Chance bekommt: Ihr Onkel Wilbur führt in London einen kleinen Schreibwarenladen. Doch aufgrund seiner fortschreitenden Demenz muss er nun für eine Weile kürzer treten. Jo übernimmt kurzerhand, zieht in seine Wohnung und ermöglicht ihrem Onkel so eine Auszeit. Oder ist es eher eine Auszeit für Jo? Hinter der Ladentheke, die ihren neuen Wirkungskreis begrenzt, beginnt Jo ihr Leben zu betrachten, zu ordnen, zu bewerten. Was war ihr bisher wichtig? Was ist ihr zukünftig wichtig? Wie will sie durchs Leben gehen, und wer soll sie dabei begleiten? Mögliche Kandiaten wären nicht nur der charmante Optiker von Nebenan, sondern auch einige ältere Stammkunden, die regelmäßig auf einen kleinen Plausch vorbeischauen, und die das ein oder andere Geheimnis mit sich herum tragen.
Die Prämisse der Geschichte klingt vielversprechend: Ein Neustart aufgrund eines einschneidenden Erlebnis, ein Ladengeschäft als Mittelpunkt, das sowohl eine Geschichte als auch Atmosphäre hat. Dieser Teil der Erzählung hat mir tatsächlich sehr gut gefallen: Die Welt der "stationery lovers", die ein gutes Notizbuch und einen hochwertigen Stift zu schätzen wissen, die sich angeregt über verschiedene Farbtöne der Schreibtinte austauschen, und sich über einen persönlichen Brief mehr freuen als über ein überteuertes Geschenk. Ich habe die Stunden und Tage mit Jo in Onkel Wilburs Laden genossen. Allerdings hat die fortschreitende Handlung für mich keinen großen Mehrwert gehabt. Irgendwie bin ich mit den verschiedenen Charakteren nicht richtig warm geworden. Womöglich lag es am Altersunterschied zu Ruth und Malcolm, vielleicht aber auch einfach an der großen Zahl der Protagonisten: Neben Jo lernen wir Ruth und Malcolm näher kennen, aber auch Lucy, ihren kleinen Bruder, zwei von Jo's Nachbarn, und ihren Ex-Freund. Alle sind irgendwie relevant, aber auch nicht so sehr, dass sie einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Die Geschichte plätschert ein wenig vor sich hin, ist teilweise ganz nett, aber hat mich leider nicht wirklich berührt oder in ihren Bann gezogen. Daher kann ich "Das Buch der neuen Anfänge" leider nur eingeschränkt weiterempfehlen, habe es aber trotzdem gerne gelesen.
Der Thriller "Von Schafen und Wölfen" von Achim Zons erzählt eine Geschichte aus dem Umfeld des fiktiven Präsidenten Adam Rycart. Der Redaktion der Deutschen Allgemeinen Zeitung wurden Informationen zugespielt, wonach der Präsident unter einem unheilbaren Gendefekt leiden soll. Einerseits wittert man eine Sensations-Story und will mit diesen Informationen an die Öffentlichkeit gehen, auch um den wirtschaftlichen Erfolg dieser Neuigkeiten einzustreichen. Andererseits würde die Verbreitung dieser Informationen dazu führen, dass der amerikanische Investor aus dem Umfeld des Präsidenten, der den Verlag vor dem Ruin bewahren sollte, abspringen wird. Es ist also keine leichte Entscheidung, die die Verlegerin Helen Christensen treffen muss.
Etwa zur gleichen Zeit werden verschiedene Todesfälle bekannt: Neben Personen aus dem unmittelbaren Umfeld des Präsidenten kommen auch zwei Journalisten zu Tode. Was verbindet die Mordfälle miteinander?
Der Titel "Von Schafen und Wölfen" ist Teil einer Serie, die aus dem Leben des Journalisten David Jakubowicz erzählt. Der vorliegende Thriller ist bereits der dritte Teil der Serie, was jedoch weder aus der Inhaltsangabe, noch aus der Gestaltung des Covers hervorgeht. Mir ist das erst beim Lesen bewusst geworden, und ich hätte mir hier eine transparentere Kommunikation gewünscht, um mehr darüber zu wissen, was mich erwartet. Ich bin zwar der Meinung, dass Vorkenntnisse aus den anderen Teilen nicht notwendig sind, um der Handlung von "Von Schafen und Wölfen" zu folgen, aber ich glaube, dass er der Geschichte mehr Tiefgang verleihen würde, die Vorgeschichten der verschiedenen Personen zu kennnen.
Die Geschichte mutet relativ komplex an, trotzdem gelingt es einem beim Lesen gut, den verschiedenen Handlungssträngen zu folgen und sie miteinander in Bezug zu setzen. Leider hat mich die Geschichte trotz ihrer vielen Verstrickungen und Verwicklungen nicht so sehr gefesselt, wie ich es mir erhofft hatte.
Das liegt zum Teil daran, dass manche Zusammenhänge relativ leicht vorherzusehen sind, während andere Verwicklungen die Erzählung nur unnötig verschachtelt wirken lässt. Womöglich erschließt sich die Bedeutung dieser Elemente durch die weiteren Bände, für den Band "Von Schafen und Wölfen" haben sie jedoch keinen Mehrwert.
Was mir persönlich nicht gefallen hat, ist die Vorblende zum Ende am Beginn des Buches. Was wohl als umspannendes Element gedacht war, erscheint mir als unnötiger Kunstgriff, der nicht zum Spannungsaufbau beiträgt, da er bereits zu viel zu früh verrät.
Eine Besonderheit des Buches ist sicher die Parallelen zu verschiedenen wahre Begebenheiten, die immer wieder in die Erzählung eingeflochten werden. Bei mir persönlich war es allerdings so, dass diese Elemente meine Lesefluss eher gestört haben, da ich meist inngehalten musste, um für mich Fiktion von Fakt zu trennen. Andererseits haben diese Überschneidungen von Realität und Erfindung einen Bezug zu aktuellen Geschehnissen hergestellt, was die Story interessanter macht. Die abschließende Bewertung dieser Parallelen ist also sicher Geschmackssache.
Insgesamt hat mich "Von Schafen und Wölfen" ganz gut unterhalten und an manchen Stellen überrascht. Ein besonderes Lese-Highlight war es für mich allerdings nicht.
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