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Benni
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Erfurt

Bewertungen

Insgesamt 33 Bewertungen
Bewertung vom 11.08.2025
Schoeters, Gaea

Das Geschenk


ausgezeichnet

Gekonnte Satire

Tausende Elefanten in Deutschland?! Was auf den ersten Blick nach Tierpark zum Anfassen klingt, wird für Bundeskanzler Winkler zum bitteren Ernst. Nachdem der Bundestag ein neues Gesetz gegen den Elfenbeinhandel verabschiedet hat, antwortet die Regierung Botswanas mit einem besonderen Geschenk und überführt 20.000 Elefanten in die freie deutsche Wildbahn. Die Lösung dieses Problems führt nicht nur Populisten auf den Plan, sondern stellt die Gesellschaft vor ungeahnte Herausforderungen.

"Das Geschenk" ist eine gekonnte politische und gesellschaftliche Satire. Autorin Gaea Schoeters zeichnet ein überaus realistisches Bild an Reaktionen auf ein eigentlich so unvorstellbares Ereignis. Mit großer Ernsthaftigkeit werden die Verknüpfungen der Politik und daraus folgende Reaktionsketten dargelegt. Dabei kommen auch die einzelnen Charaktere und persönliche Hintergründe nicht zu kurz. Dieses fiktive Szenario, das trotz allem auf einen realen Konflikt aus dem Jahr 2024 zurückzuführen ist, regt intensiv zum Nachdenken über die Gesellschaft an und zeichnet erschreckend ehrlich das menschliche Wesen nach.

Bewertung vom 11.08.2025
Myers, Benjamin

Strandgut


ausgezeichnet

Mittelmäßig Tiefgang

Das Alter macht Bucky zunehmend zu schaffen, sein bester Freund in der Nähe von Chicago ist der Apotheker. Eigentlich verlässt er seine Heimatstadt nicht.
Doch da kommt auf einmal diese Einladung aus England. Bucky, der vor vielen Jahren mal zwei Hits als Soulsänger hatte, soll auf einem Weekender in Scarborough auftreten und vor seiner unbekannten Fangemeinde singen. Dort lernt er Dinah kennen, die von seinen Songs fasziniert ist.

"Strandgut" ist ein atmosphärischer Roman der in gediegener Geschwindigkeit die Geschichte von zwei Außenseitern erzählt. Beide hadern mit dem Ausgang ihres Lebens, den Möglichkeiten, die sie vielleicht gehabt hätten und sind doch nicht in der Lage etwas grundlegend zu ändern. In ruhigem Erzähltempo und ohne große Spannungsspitzen führt Autor Benjamin Myers durch den Roman. Für mich ist das Stärke und Schwäche zugleich. Einerseits ist es bemerkenswert so gleichförmig zu schreiben ohne langweilig zu werden, andererseits hatte ich mir mehr Dynamik zwischen den Personen gewünscht. Ein nachdenkliches Buch, nett zu lesen, aber nur mit mittelmäßig Tiefgang.

Bewertung vom 04.07.2025
Kullmann, Katja

Stars


sehr gut

Unterschwelliger Humor

War es ein Anschlag, ein Versehen, eine Botschaft? Carla Mittmann ist verunsichert, eingeschüchtert, verwirrt nachdem ein Stein durch ihre Fensterscheibe geflogen ist. Unten auf dem Gehweg steht eine Botschaft für sie. Nach einigem Zögern ändert sie ihr Leben radikal, macht ihr Hobby - Horoskope verfassen - zum Haupterwerb und hat damit Erfolg.

"Stars" ist eine philosophische Geschichte über eine mittelalte Frau, die man so in jeder Stadt finden könnte. Mit einem unterschwelligen Humor und ungewöhnlichen Schreibstil wird man mitgenommen auf die Reise der Verwandlung der Hauptfigur.
An manchen Stellen war mir die Verwirrung etwas zu groß und ich hatte mir gegen Ende eine Auflösung des großen Ganzen gewünscht, die dann doch ausgeblieben ist. Trotzdem hat mich das Buch gut unterhalten und ließ sich leicht und zügig lesen.

Bewertung vom 20.06.2025
Grandl, Peter

Reset


ausgezeichnet

Reale Fiktion

Die Welt steht Kopf. Sämtliche Nachrichten, Telefonate, Videos und alle digital übermittelten Daten werden von einer KI aus einem Computervirus verändert. Niemand weiß mehr was echt ist. So kommt es auch dazu, dass das undenkbar passiert: ein Oberst der Luftwaffe macht ein mutmaßlich von Terroristen entführtes, voll besetztes, Passagierflugzeug über deutschem Luftraum unschädlich - spricht er schießt es ab. Der Jagd nach dem Urheber hat weltweit begonnen.

Peter Grandl ist mit "Reset" ein atemberaubender Pageturner gelungen. Von Seite eins an, wird man mitgerissen in einen rastlosen Thriller, bei dem sich die Ereignisse überschlagen. Was auf den ersten Blick vielleicht als übertriebene Fiktion erscheint, wird bei genauerem Hinsehen immer realer. Die weltweite wie auch persönliche Abhängigkeit von digitalen Medien, technischen Geräten und der Überflutung von Information wird einem immer wieder deutlich vor Augen geführt. Wer sich nicht vor negativen Szenarien fürchtet, muss dieses Buch unbedingt gelesen haben!

Bewertung vom 20.06.2025
Mommsen, Janne

Das Licht in den Wellen


sehr gut

Starke Hauptfigur

Auf ihrer Heimatinsel Föhr sieht die junge Inge keine wirkliche Perspektive für ihr weiteres Leben. Schweren Herzens begibt sie sich auf die beschwerliche Reise nach New York in eine ungewisse Zukunft. Nach einigen Startschwierigkeiten, kann sie sich eine Lebensgrundlage in Übersee erarbeiten und richtig Fuß fassen. Das Schicksal hält aber nicht nur positive Überraschungen für sie bereit.

Janne Mommsens Roman ist eine Mischung aus Familiendrama, Liebesroman und Lebensgeschichte. Das Buch lebt von seiner starken Hauptfigur, die man in zwei Zeitsträngen durch ihr langes Leben begleitet. Es kommen sowohl die örtlichen Umstände als auch persönliche Begebenheiten gut zur Sprache und man bekommt ein besonders plastisches Bild von Inges Werdegang.
Manche Passagen hätten für mich etwas weniger umfangreich sein können, sodass öfters mal der Fuß von der Spannungsbremse genommen werden müsste. Trotzdem ein schönes Buch für den Sommer, das durchaus auch Tiefgang hat.

Bewertung vom 02.06.2025
Dunlay, Emily

Teddy


ausgezeichnet

Sommerbuch mit Hintergrund

Teddy ist es gewohnt gut zu Leben. Doch mit knapp 30 Jahren wird es laut ihrer Mutter Zeit für einen Ehemann. Mit ihren Eskapaden schadet sie nicht nur ihrem Ansehen, sondern auch dem ihrer Familie. Da lernt sie plötzlich den zurückhaltenden David kennen. Nach der Hochzeit folgt sie ihm nach Rom, wo er für die amerikanische Botschaft tätig ist. Doch leider ist weder das Leben dort noch Teddys Verhalten, so wie sie es selbst erwartet hat und schon nach kurzer Zeit steckt sie in ungeahnten Schwierigkeiten.

Autorin Emily Dunlay schafft es mit "Teddy" eine lockere Sommerlektüre auf der Basis eines ernsten Hintergrundes zu schaffen. Das Setting der 1960er Jahre wird lebhaft vermittelt, genauso wie Teddy als Person buchstäblich für den Leser greifbar wird. Neben einem gut gezeichneten Spannungsbogen finden gesellschaftskritische Aspekte genauso wie Klatsch und Tratsch und eine Prise Politik ihren Platz in diesem Buch.

Bewertung vom 02.06.2025
Moore, Georgina

Die Garnett Girls


gut

Tiefsinnige Familiengeschichte

Die Familie Garnett ist sich selten einig wenn es um Männer, Feierlichkeiten oder das Essen geht. Aber sie halten trotzdem zusammen, die Fassade muss nach außen hin stimmen. Margo hat versucht ihre mittlerweile erwachsenen Töchter zu selbstbewussten Persönlichkeiten zu erziehen, trotzdem wünscht sie sich vordergründig die Ehe für sie. Und wenn es mal nicht so gut läuft, lässt sich fast jede Sorge in Alkohol ertrinken.

Was sich zunächst wie ein leichter Sommerroman anhört, ist bei näherem Hinsehen keiner mehr. Autorin Georgina Moore hat mit den "Garnett Girls" gleich vier starke, aber auch kontroverse Frauen geschaffen. Leider greift nicht nur die egozentrische Mutter Margo, sondern auch der Rest der Familie oft und gerne zum Alkohol. Zwar kommt auch zum Ausdruck, dass daran viele innerfamiliäre Beziehungen bereits zerbrochen sind, trotzdem scheint es letztendlich kein große Problem zu sein so viel zu trinken, was nicht meine Auffassung zum Alkohol teilt. Hier hätte ich mir mehr Aufklärung gewünscht. Blendet man diesen Kritikpunkt, bleibt nichtsdestotrotz eine tiefsinnige Familiengeschichte übrig.

Bewertung vom 06.05.2025
Ruban, Paul

Der Duft des Wals


sehr gut

Naturgewalten

Es soll ein toller Urlaub werden, den Judith und Hugo mit Tochter Ava in Mexiko verbringen wollen. Doch schon nach kurzer Zeit vor Ort kommt die Ernüchterung: es stinkt! Weder die Urlauber, noch die Einheimischen haben dem Gestank etwas entgegenzusetzen. Ursache ist ein verendeter Wal am Strand. Die Geruchsbelästigung lässt die Reizschwelle aller Beteiligten enorm sinken und was als Erholung begonnen hat, endet im Desaster.

Mir haben Setting und Grundidee von "Der Duft des Wals" sehr gut gefallen. Das Buch ist eine Anklage gegen die Konsumgesellschaft, den Umgang miteinander und mit der Natur. Nur leider hapert es bei der Umsetzung: anders als der Klappentext verspricht, handelt es sich hierbei nicht um einen "absurd-komischen Roman". Wichtige Themen werden angesprochen, aber nicht konsequent verfolgt. Dazu gibt es zu viele Personen und Schauplätze nebenbei, die die Geschichte etwas verzerren. Trotz allem hat das Buch mich gut unterhalten können.

Bewertung vom 06.05.2025
Ehrenhauser, Martin

Unsere Suche nach Zärtlichkeit


gut

Melancholisch

Eigentlich betreibt Sebastien Dumont einen kleinen Uhrenladen in Brüssel. Er engagiert sich aber auch als Telefonseelsorger und das vor allem nachts. Nicht allen Menschen kann er helfen und besonders tragische Fälle trägt er gedanklich mit nach Hause. Als er eine weinende Frau am Telefon hat und nur vage Informationen von ihr erhält, ist er entschlossen sie zu finden. Seine Reise führt ihn ins französische Antibes. Hier findet er etwas anderes als er gesucht hat...

Leider habe ich über ein Drittel des Buches gebraucht, um mich hier richtig einzufinden. Dann wurde ich aber mit einer emotionalen und melancholischen Geschichte belohnt. Dumonts Zeit in Brüssel ist sicher wichtig für das weitere Verständnis, aber eben auch langatmig und eher fad. Als er jedoch in Antibes ankommt, stößt man doppelt auf eine Überraschung: einerseits eine unbekannte Person, die man kennen lernen darf und andererseits, dass Fahrt in die Erzählung kommt. Die Botschaft des Buches steckt bereits im Titel: es geht um das Streben nach Sanftheit, Liebe und Zuneigung, das uns allen innewohnt.

Bewertung vom 14.04.2025
Böhm-Reithmeier, Inga

Die Magie der Konsequenz


gut

Sehr ausführlich

Ein inkosequentes menschliches Verhalten ist die Ursache für fehlerhaftes Verhalten des Tieres. Diese These vertritt Autorin Inga Böhm-Reithmeier in ihrem Buch "Die Magie der Konsequenz".
Nach einer ausführlichen Einleitung und Hinführung auf das Thema werden die Probleme der Inkonsequenz an konkreten Beispielen erläutert und konkrete Übungsbeispiele für den Hundealltag gegeben.

Dieses Buch geht sehr in die Tiefe. Inhaltlich ist es sehr gut aufgebaut mit einer sinnvollen Strukturierung der einzelnen Kapitel versehen. Allerdings habe ich manche Passagen als eher langwierig empfunden. Damit ist es aber auch gut für Anfänger in der Hundehaltung und -erziehung geeignet, da nur ein allgemeines Grundverständnis vorausgesetzt wird.
Die Sprache ist einfach gehalten und gut verständlich. Es gibt mehrere Abschnitte mit Hochglanzseiten, die eine Bebilderung zu den vorangegangenen Kapiteln nachschicken.
Ein gutes Buch für alle Hundeliebhaber, die gerne ist Detail gehen.