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Benutzername: 
galaxaura
Wohnort: 
Köln

Bewertungen

Insgesamt 95 Bewertungen
Bewertung vom 29.05.2025
Der Kaiser der Freude
Vuong, Ocean

Der Kaiser der Freude


ausgezeichnet

Alles rausholen

„Der Kaiser der Freude“ von Ocean Vuong, lang erwartet und jetzt 2025 endlich erschienen im Carl Hanser Verlag, ist ein schon vorab gehypter Roman, was einem Roman ja das Leben schwer machen kann – doch hier: Keine Sorge. Dieser Roman wird den Lesenden das Herz zerreißen.

Vuong erzählt die Geschichte von dem jungen Hai und der alten Grazina, die eine schicksalhafte Nacht als Notgemeinschaft zusammenwürfelt. Und wer jetzt schreit, diese Idee ist doch uralt! Der hat Recht und das Geniale an Vuongs Buch ist, dass die Idee völlig nebensächlich ist. Dieses Buch strahlt durch die Tiefe, in der Vuong Beziehungen auslotet und Leben beschreibt.

Wir befinden uns in einem furchtbar öden amerikanischen Ort, wo genau, ist vollkommen egal, nicht egal ist, wie perfekt und atmosphärisch der Autor die Trostlosigkeit und Ausweglosigkeit, das ewige Grau und den Beton, die Ballung von Diner und Imbiss in einer absoluten Tristesse beschreibt, sogar die Natur ist hier ständig nass und matschig. Und dennoch gelingt es Vuong, durchweg auch ein Gefühl von Lieben und Zugehörigkeit, von Heimat und merkwürdiger Geborgenheit einzufangen, so dass nicht umsonst irgendwann der Satz fällt: East Gladness ist der beste Ort der Welt.

Hai hat ein erstes Studium abgebrochen, weil er einen Freund verloren hat, seiner enttäuschten Mutter gaukelt er vor, nun zum Medizinstudium in Boston aufzubrechen, und als er sich zugedrogt auf einer Brücke befindet, die über einen Fluss geht und überlegt, allem ein Ende zu setzen, wird er von Grazina davon abgehalten und zieht bei ihr ein. Grazina ist alt, dement und voller wilder Gedanken und Erinnerungen. Allein können beide nicht weiter. Miteinander eigentlich auch nicht, wie soll der Blinde dem Tauben den Weg zeigen und andersherum, aber andererseits: Wenn zwei Experten des Chaos aufeinandertreffen, dann kann halt doch ein Schuh draus werden. Hai findet Arbeit in einem Schnellrestaurant, wo auch sein sehr spezieller Cousin Sony arbeitet (ja, wie die Firma) und natürlich auch noch eine große Handvoll weiterer gescheiterter Existenzen.

Wie sich diese Menschen in ihrem täglichen Versagen Halt geben, wie sie miteinander Dinge erleben, die vollkommen abwegig sind, wie sie eigentlich nie über Gefühle sprechen, weil sie die tief unten abgekapselt haben, aber beim Lesen so unendlich viel Gefühl erzeugen, wie Vuong zeigt, dass die wahren Außenseiter die Herrschenden, die Funktionierenden, die Reichen sind, die alle auch das Leben verlernt haben, es ist einfach unglaublich berührend. Getragen wird das alles von einer wahnsinnig schönen Sprache und einem subtilen, zärtlichen Humor, von einzigartigen Bildern und Gedanken. Vuong greift in seiner Erzählung Amerika perfekt, er spielt souverän auf der Klaviatur des Alltagsrassismus, macht transgenerationelles Trauma spürbar und zeigt, dass es Wunden gibt, die nie heilen werden, zeigt aber auch: „Okay“ wird gemeinhin unterschätzt. In East Gladness ist das Glück vielleicht nur in Fragmenten zu finden. Dafür wohnt hier eine Ehrlichkeit, die selten ist.

„Sag mir, was willst du anfangen / Mit deinem einzigen wilden und kostbaren Leben?“, fragt Ocean Vuong in „Der Kaiser der Freude“. Ich empfehle auf jeden Fall als Teil der Antwort dieses Buch zu lesen. Und auf Brötchen im Matsch herumzuhüpfen. Und Karotten zu essen. Und vielleicht den ein oder anderen Traum anzugehen und dabei zu scheitern. Aber dabei die beste Schicksalsgemeinschaft der Welt zu finden. Ein großartiges Buch, das mich zutiefst berührt hat. Das braucht keinen Hype. Das ist einfach: Gladness.

Bewertung vom 25.05.2025
Die Ernährungs-Docs - Unsere 100 besten Anti-Bauchfett-Rezepte
Riedl, Matthias;Andresen , Viola;Klasen, Jörn

Die Ernährungs-Docs - Unsere 100 besten Anti-Bauchfett-Rezepte


ausgezeichnet

Erkenntnisse und Hilfe zum Thema „Unerwünschtes Bauchfett“

„Die Ernährungsdocs – Unsere 100 besten Anti-Bauchfett-Rezepte“ ist ein wirklich gut gelungenes Kochbuch mit Informationsteil für alle Menschen, die dem Bauchfett zu Leibe rücken möchten.

In einem Einführungsteil erfährt die lesende Person alles Wichtige zum Thema Bauchfett und kann dabei wahrscheinlich ein paar neue Fakten kennenlernen, zum Beispiel, dass Fett leider nicht gleich Fett ist und dass gerade das Bauchfett verantwortlich für viele ernstzunehmende Erkrankungen sein kann. Auch neu für mich war der Teufelskreis, der entsteht, wenn erst einmal zu viel Bauchfett entstanden ist. Damit der Mensch mit dieser Erkenntnis nicht traurig zurückbleiben muss, bietet das Buch jede Menge praktische Hilfe. Diese geht über allgemeine und wirklich sehr leicht umzusetzende Maßnahmen über in einen großen Rezeptteil.

Unter den Rezepten sollte wirklich für jede Person etwas zu finden sein. Der Großteil ist vegetarisch, und ausreichend viele Rezepte sind leicht zu kochen und gut in den Alltag zu integrieren. Allein die Frühstücksideen sind nicht unbedingt die schnelle Nummer, hier kann mensch aber über meal prep einiges rausholen. Dennoch wäre es wünschenswert, hier noch ein paar Rezepte zu integrieren, die auch für Menschen, die morgens wenig Zeit haben, gut machbar sind. Toll ist aber die Vielfalt der Rezepte, sogar an den süßen Zahn wurde gedacht und auch die Portionsgrößen sind realistisch und machen satt. Das ganze Buch ist durchzogen von sehr schönen Abbildungen und die Rezepte sind großflächig angelegt, so dass das Lesen und Nachkochen noch mehr Spaß macht.

Für mich eine runde Sache, die mich sehr motiviert, dem Bauchfett den Kampf anzusagen. Eine gut gelungene Mischung aus Information und Kochbuch. Sehr zu empfehlen.

Bewertung vom 18.05.2025
Dream Count
Adichie, Chimamanda Ngozi

Dream Count


sehr gut

Vom Träumen und Aufwachen

„Dream Count“, der neue Roman von Chimamanda Ngozi Adichie, erschienen 2025 im S. Fischer Verlag, ist eine beeindruckende Erzählung über vier Frauen, die sich jede auf ihre Art in ihren Träumen verloren haben und dadurch das Träumen immer mehr verlernt haben, gebremst von einer nach wie vor zutiefst rassistischen und kolonialen Realität.

Chimamanda Ngozi Adichie schreibt gleichermaßen flüssig und hochkomplex, sieh scheut sich nicht davor, ihren Leser:innen eine Menge Inhalt zuzumuten, holt einen aber auch mit einer klaren und schwungvollen Prosa ab. Sie schreibt spannende Figuren, die es schwer als Lesende bleibt mensch ein bisschen draußen in der beobachtenden Position, was dem Gefüge sehr gut tut, da es nie gefühlig wird. Die vier Frauen, denen wir folgen, sind Chiamaka, Zikora, Kadiatou und Omelogor. Die Handlung spielt primär in Amerika, wichtig für alle Personen ist aber ein nigerianischer Hintergrund. Adichie positioniert alle Frauen zwischen Tradition und Emanzipation, zwischen Individualität und Zugehörigkeit, zeigt ihren Kampf um Autonomie und ihre Sehnsucht nach Gemeinsamkeit. Sie legt den Finger in die Wunde von toxischen Beziehungen und Alltagsrassismus, Unterdrückung und Ausbeutung der Frau, sexuelle Gewalt und Statuskampf, hinterfragt Wurzeln und Stempel, die Menschen aufgedrückt werden. Die vier Frauen sind miteinander verknüpft, auch wenn jeder ein eigener Abschnitt gehört, am Ende steht aber jede für sich allein.

Der Dream Count des Titels klingt nicht zufällig nach Body Count. Wo die einen Körper zählen, die sie berühren, zählen andere Träume, die sich ins Nichts auflösen. Was tun, wenn frau beim letzten Traum angekommen ist? Sehr verdichtet zeigt die Autorin wie patriarchale Strukturen im Großen und Kleinen wirken. Gleichzeitig lässt uns Adichie auch in komplexere, intersektionale Verbindungen blicken. Ihr Feminismus ist nicht. Sie zeigt die patriarchalen Strukturen so unaufgeregt auf, wie sie uns im Alltag begegnen.

Die Autorin reißt in ihrem Roman jedoch noch sehr viel mehr Themen an, die alle interessant sind, leider fehlt dem Roman insgesamt dadurch aber Fokus. Hier wäre weniger doch mehr gewesen, denn so bleiben Facetten der einzelnen Geschichten am Wegesrand liegen und gehen nicht in die Tiefe. So verliert sich das Buch nach vier interessanten Frauengeschichten im fünften Teil leider ein bisschen im Nirgendwo. Dennoch absolut lesenswert, wegen vier so verschiedenen Frauenfiguren, die alle auf ihre Art stumpf geworden sind an einem Leben, das sie täglich in Frage stellt – und wegen viel Learning über die Perspektive von People of Color.

Bewertung vom 28.04.2025
Heir Bd.1 (Deluxe-Ausgabe mit Farbschnitt)
Tahir, Sabaa

Heir Bd.1 (Deluxe-Ausgabe mit Farbschnitt)


ausgezeichnet

Das Böse Erben oder das Gute tun?

Mit „Heir“, dem ersten Band einer Fantasy-Dilogie, führt Sabaa Tahir die Lesenden zurück in die schon aus „An Ember in the Ashes“ bekannte Welt und steht dabei dieser Reihe, die für Begeisterung sorgte, in nichts nach. Das Buch ist optisch wunderschön aufgemacht und das stark atmosphärische Titelmotiv findet sich auch im Inneren des Buches immer wieder. Für alle, die sich Sorgen machen: Die Kenntnis der Reihe „An Ember in the Ashes“ ist nicht notwendig, Tahir gelingt es mühelos, ihr komplexes Worldbuilding auch für Neueinsteiger:innen absolut verständlich zu machen.

Womit wir direkt beim ersten großen Plus des Buches wären: Was für ein beeindruckendes und komplett durchdachtes Worldbuilding! Selten habe ich ein solches in dieser Komplexität bei gleichzeitiger Verständlichkeit gelesen. Diese Welt zieht die Lesenden vom ersten Satz an komplett in den Bann und erst 600 Seiten später kann man langsam wieder ausatmen.

Aiz, eine Waise, die in einem Klosterkontext aufwuchs, will Rache an dem Tyrannen nehmen, der ihr Leid verursacht hat. Dabei stößt sie auf Quil, Sufiyan und Aurelia, Kinder des Imperiums, sowie Sirsha, die auf ganz eigenen Pfaden wandelt. Die Schicksale der jungen Menschen verweben sich immer enger, denn es gibt eine düstere Gewalt, die sich anschickt, alles zu zerstören. Was steckt hinter dieser Macht und wird es eine Möglichkeit geben, sie aufzuhalten, bevor alles in Trümmern liegt?

Tahirs Roman ist ein hochspannender Pageturner, der sich neben einer Story voller unerwarteter Plottwists auf der Metaebene auch noch mit ganz anderen Fragen beschäftigt: Was ist Kultur? Kann es Macht ohne Gier geben? Wird es immer eine erste und eine dritte Welt geben, wird es immer Tyrannen und Ausgebeutete in den Krieg treiben? Wie stark ist die Macht des Wortes? Wie sehr müssen wir auf Worte achten, wie leicht entfesseln sie etwas, das wir gar nicht wollten? Diese tiefere Ebene zieht sich durch die Seiten und man kann leicht über sie hinweglesen in der treibenden Handlung, dennoch ist sie da und macht diesen Roman dadurch besonders, hebt ihn ab von anderer Fantasy.

Tahir schreibt brillant, ein Shout-Out auch an die gleich drei Übersetzenden, die hier ganze Arbeit geleistet haben. Stark sinnlich und bildhaft, mit vielen, jedoch nie zu vielen Details, einer guten Dosis Romance und Spice, die immer genau rechtzeitig aus dem Geschehen geht, extrem dicht und komplex geschrieben mit hohem Puls. Hier werden wirklich alle Register gezogen.

Der Band ist in sich abgeschlossen, wartet aber am Ende dennoch mit einem fetten Cliffhanger auf. Band zwei ist noch nicht geschrieben, aber zum Glück kann ich noch auf die Vorgängerreihe ausweichen, um die Wartezeit zu überbrücken. Absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 22.04.2025
Das Erbe der Karolinger
Crönert, Claudius

Das Erbe der Karolinger


ausgezeichnet

It’s running in the family

„Das Erbe der Karolinger“, ein historischer Roman von Claudius Crönert, erschienen 2025 bei Bastei Lübbe, macht mit 813 Seiten eine Ansage – aber hier lohnt sich jede Seite, vor allem, wenn man sich für die Karolingerzeit interessiert, und tatsächlich kann man diesen Roman auch vollkommen ahnungslos genießen. Crönert gelingt der Tanz auf dem Seil zwischen einem gut recherchierten Roman, der nah an der Historie bleibt und sich trotzdem erzählerische Freiheiten nimmt, was der Geschichte und dem Unterhaltungswert sehr guttut.

Claudius Crönert umreißt in seinem, nun, man muss es schon „Werk“ nennen, das Leben des Karolingerkaisers Ludwig, Sohn von Karl dem Großen, von 817-840 n. Chr. Das Buch ist zunächst einmal optisch eine Augenweide, ich mag das schlichte, aber elegante und eindrückliche Cover sehr gern, innen eine Karte, die mir einen tollen Überblick über das Reich gibt, das farblich passende Lesebändchen, die Wiederholung des Umschlagmotivs am Anfang der Teile – das macht was her. Ein Personenverzeichnis wird uns auch spendiert, immer hilfreich bei historisch komplexen Werken. Die Kapitellänge ist ideal getroffen für mich, die Gliederung nach fünf zeitlichen Abschnitten des Regiments von Ludwig sinnvoll. Auf der Formebene also schon einmal alles richtig gemacht! So weit, so trocken? Zum Glück nicht, denn Crönert gelingt das Kunststück, die Karolingerzeit mit vielen Details lebendig und erfahrbar zu machen, ohne dabei jemals die Handlung zu überfrachten oder den Faden zu verlieren zwischen den vielen Geschwistern, Familienanteilen und Bundgenossen. Ludwig ist ein sympathischer Herrscher mit so einigen Schwächen, die ihn sehr menschlich machen. Der Konflikt zu seinen Söhnen und Beratern ist von Anfang an klar im Raum und wird sich im Verlauf der Handlung immer weiter ausweiten. Ludwig ist ein Mann, der neue Wege geht, mit der Ordinatio Imperii schafft er die Basis für ein Großreich, indem er seinen Sohn Lothar als zweiten Kaiser installiert. Nur ist Lothar der richtige Mann dafür? Ziemlich sicher nicht, denn schon nach wenigen Tagen, die er regiert, wird klar, dass er ein machthungriger Willkürherrscher sein wird. Doch auch die anderen Söhne, Pippin, der kleine Ludwig, Karl – sie alle schielen auf ihre Portion von Reich und Erbe und tragen wenig zum Zusammenhalt bei. Letztlich nicht weit entfernt von Erbschaftsstreitereien, die auch heute noch in vielen Familien nach Ableben der Eltern auftreten. Doch hier geht es um mehr als nur bloßen Besitz.

Crönert begleitet Ludwig durch die vielen Ups and Downs seiner Herrscherzeit und hat dabei immer einen großen Blick auf die klugen Frauen hinter der Macht. Sehr deutlich arbeitet er heraus, wie sehr sich die Herrscherfamilie selbst schwächt, weil niemand, auch Ludwig nicht, es schafft, die eigenen Meinungen und Interessen hintenan zu stellen oder gar wirkliches Verständnis für den anderen aufzubringen, die Perspektive zu wechseln. Letztlich haben sich alle in unbewegliche Positionen verrannt – so kann es nicht gut gehen. Wahrscheinlich das Schicksal aller großen Herrschergeschlechter. Immer mehr bricht die Familie auseinander und vergeht sich zunehmend aneinander. Ein hoher Preis für etwas Macht.

Wo Männer regieren, wird es immer schwierig... Auch das finde ich ist im Roman wirklich gut herausgearbeitet, es ist deutlich spürbar, dass die Frauen im Hintergrund die klügeren Entscheidungen treffen würden. Und egal, ob das verbrieft ist oder nicht – das ist bis heute eindeutig die Situation. Einfach traurig, wie es hier alle nicht hinbekommen, wirklich an ein Reich, ein Land zu denken und die Menschen, die darin wohnen, sondern immer den eigenen Stolz voranstellen.

Ich habe einen sehr gut recherchierten Roman lesen dürfen, der nah an der Historie bleibt und sich trotzdem erzählerische Freiheiten nimmt, was der Geschichte einen hohen Unterhaltungswert gibt. Ich war auch dankbar, dass einmal nicht übertriebene Romance und Spice eingebaut wird, sondern es eher darum ging zu zeigen, dass auch Zweckarrangements zu Nähe und Verbundenheit führen können. Das Einzige, was mich am Ende dann doch gestört hat, waren die energetischen und hellseherischen Fähigkeiten einer Figur – das war mir dann doch eins drüber und das hätte ich wirklich nicht gebraucht, für mich wirkte das auch sehr unmotiviert in der Handlung, zumal es als Motiv auch nicht wirklich durchgeführt wird. Darauf hätte ich also gut verzichten können, irgendwie passt es für mich nicht zu diesem ansonsten hervorragenden Roman, der mir viel Wissen über die Karolingerzeit nahegebracht und mich dabei sehr gut unterhalten hat. Ein Leseprojekt, an das man sich unbedingt herantrauen sollte und das auf jeden Fall belohnt wird.

Bewertung vom 20.04.2025
Frau im Mond
Jarawan, Pierre

Frau im Mond


ausgezeichnet

Die andere Seite des Mondes

„Frau im Mond“ von Pierre Jarawan, erschienen 2025 im Berlin Verlag, ist ein beeindruckender und vor allem bewegender Roman, der ein ganzes Jahrhundert umspannt und dabei aus einer ungewöhnlichen Perspektive auf diese Zeit schaut.

Die Zwillingsschwestern Lilit (die erzählende Person) und Lina el Shami, Nachkommen libanesischer Auswanderer in der dritten Generation und in Montréal in Kanada lebend, stoßen eines Tages auf eine alte Postkarte von ihrer Großmutter, die sie nie kennengelernt haben. Dadurch animiert, macht sich Lilit auf in den Libanon, um dort die Geschichte ihrer Großmutter und ihrer Herkunft zu ergründen. Dabei stößt sie auf die Lebanese Rocket Society (oder genauer Haigazian College Rocket Society) und die große Liebe ihres Großvaters Maroun zur Weltraum- und Raketenwissenschaft, von der sie bis zu diesem Zeitpunkt noch gar nichts ahnte. Und über allem, was sie entdeckt, wacht die Frau im Mond.

Der Roman ist gegliedert in drei Stufen, wie die Weltraumrakete, die ebenfalls in drei Stufen ins All aufsteigt und dabei immer mehr Ballast abwirft. Dabei folgen die Kapitel einen Countdown von 50 auf Null – und wir reisen durch die Geschichte bis ins Beirut der Gegenwart. Das Cover des Romans ist ein Kunstwerk, das ich stundenlang betrachten könnte, und Jarawan schreibt ebenso kunstvoll, stark atmosphärisch, jede Figur so packend und lebendig, dass man sie umarmen möchte (gut, bis auf ein paar Antagonisten, die das wahrlich nicht verdient haben), er hat obendrein viel sehr feinen Humor und immer wieder glücken äußerst poetische Passagen und Bilder. Vor allem aber gelingt ihm das Kunststück, 100 Jahre Weltgeschichte und insbesondere die Geschichte des Libanons, von der ich zuvor viel zu wenig wusste, in eine Familiengeschichte einzubetten – jederzeit nahbar und plausibel. Er scheut sich dabei nicht, auch die Perspektive des Romanschreibenden einzubringen und den Prozess des Schreibens immer wieder offenzulegen – und das ist gar nicht prätentiös, sondern einfach nur clever gemacht, da die Erzählerin Lilit als Dokumentarfilmerin auch den Weg der Geschichtenschreibenden geht. Lilits Reise ist auch eine Emanzipation von ihrer Zwillingsschwester Lina, die schon längst ihr eigenes Leben gefunden hat, während Lilit noch ziellos hinter der Angst, ihre Begabung zu nutzen, verschwindet. Im Libanon wird ihr auch klar, wie viel Reichtum in ihrem Leben ist – und wie wenig dieser selbstverständlich ist. Es ist das Vermächtnis der Generationen, das nach ihr greift, auf die gute Art und Jarawan macht diese positive Last jederzeit spürbar.

Was wissen wir wirklich über den Libanon, über den Genozid an den Armeniern, über die große Armut, die über dieses Land gekommen ist, über die Situation der Menschen und insbesondere der Frauen dort, über gut und böse Raketen, über Flucht und über Bleiben? Nicht viel, habe ich gemerkt und Pierre Jarawan ist genau der richtige Mensch, um das zu ändern. Wie lassen sich ein Jahrhundert, drei Generationen, zwei Städte auf zwei Kontinenten, ein Raketenprojekt und eine Revolution in einer Geschichte unterbringen? Indem man aus dem Herzen und über die Menschen schreibt, die darin leben und das meisterhaft, durchweg begeisternd, voller Liebe und Wärme, voller trickreicher Wendungen und Verbindungen, mit ungeheuer genauer Recherche, vielen Details und dennoch einer ganz klaren thematischen Führung, einem starken, bildhaften Mondmotiv, das nie überstrapaziert wird und einem Fluss im Schreiben, der uns durchs All schweben lässt.

„Wenn wir uns nicht erinnern, machen wir uns zu Komplizen der Täter.“, lässt Jarawan Maral im Roman sagen. Seine Erinnerung ist mehr als geglückt. Er hat ein Epos zwischen zwei Kontinenten geschrieben, das sich in jedem Moment schwerelos und zugleich unendlich tief anfühlt. Die andere Seite des Mondes, die wir nie sehen können, macht er sichtbar. Was für ein Meisterstück. Lesen.

Bewertung vom 02.04.2025
Geht so
Serrano, Beatriz

Geht so


gut

Krank oder gesund?
„Geht so“ von Beatriz Serrano, erschienen 2025 bei Bastei Lübbe, fängt extrem stark an und verliert sich nach hinten raus leider im Nirgendwo – und macht somit seine Entwicklung genau gegenläufig zur Protagonistin durch.
Aber von vorn, ich liebe das Cover. Ein so symbolisches Bild mit Strahlkraft, eigentlich muss gar nichts mehr gesagt werden, die Emotionen, um die sich das Buch dreht sind damit einfach perfekt gegriffen.
Die Protagonistin Marisa, Inhaberin eines Bullshit-Jobs in einer Madrider Werbeagentur ist irgendwann sehr schleichend falsch abgebogen in ihrem Leben. Nicht untypisch, eine Sache studieren, die einen immerhin noch so halbwegs interessiert, hinterher erstaunt feststellen, dass ein Studium noch kein Beruf ist (auch ein immer häufigeres Phänomen) und dann in der Generation Dauerpraktikum ankommen. Immerhin hat sie es aus den Praktika heraus geschafft, doch nun quält sie sich jeden Tag damit, dass ihre Arbeit komplett ums Leere kreist, die Sinnfrage steht fett im Raum. Von außen betrachtet wäre die Lösung ihres Problems ganz einfach: Weniger Austern, weniger Ansprüche an die monetäre Ausstattung ihres Lebens und stattdessen einen Job, der ihrem Dasein Sinn gibt. Doch Marisa hängt fest. Während die Männer um sie herum zwar stehengebliebene weiße Patriarchen (aber mit sich zufrieden) oder driftende Lebemänner ohne Fokus (aber mit sich zufrieden) sind.
Hier schreibt und beschreibt Serrano (ist das ein Künstlername? Wie kann die Handlung in Madrid spielen und die Autorin heißt wie der berühmte Schinken, haha, ich liebe es) einfach richtig gut. Dieses langsame Sterben von innen, jeder Tag eine Qual noch bevor er beginnt, nicht weil die Arbeit so schrecklich ist, sondern weil Arbeit überhaupt so schrecklich ist. Ich kann es sogar als Mensch mit sinnstiftender Arbeit sehr fühlen. Irgendwann fühlt sich die Mühle endlos an und die Fragen an dieses System nehmen. Wenn Arbeit immer abstrakter ist, so abstrakt, wie die absurde Jobbezeichnung, dann bleibt am Ende des Tages nie ein sichtbarer Erfolg. Wenn mensch dann noch herausfindet, dass diese Arbeit eigentlich auch in einer Stunde statt in acht getan werden kann, dann ist es kein Wunder, wenn der Verfall beginnt. Serrano beschreibt treffend den immer weiter gehenden Absturz, den zunehmenden Griff zu Psychopharmaka und Alkohol, Ersatzhandlungen, immer weiteres Tricksen, durch das Tricksen immer mehr Imposter-Syndrom, noch weniger Selbstwert und Fokus, es gibt kaum noch ein Entkommen. Ich mag, wie die Autorin viele feministische Themen einstreut, wie sie aber auch zeigt, dass selbst ein weibliches Arbeitsumfeld nicht zu Solidarität führt. Auch das Thema Mutterschaft in der Leistungsgesellschaft wird angerissen, das ich persönlich auch wirklich wichtig finde. Der Mensch, der immer mehr zur Ware wird. Und dann ist da noch die Sache mit Rita...
Bis ungefähr zur Mitte des Buches schreibt Serrano so fluffig und herzlich ironisch, dass ich schon sehr oft vor mich hin grinsen musste – und ich mag es, wenn ernste Themen einem etwas lockerer verkauft werden, und hier wurde ich bestens unterhalten. Zeitgleich denke ich aber, dass die Problematik auch sehr elitär ist, da sie vor allem auf Akademiker:innen, die keine wirklichen Produkte mehr herstellen, und deren Arbeit vollkommen abstrakt ist, zutreffen dürfte. Einmal mehr also eigentlich ein Wohlstandsproblem, das unsere kapitalistisch-patriarchale Leistungsgesellschaft künstlich erzeugt und das ja eigentlich leicht zu lösen wäre – wer braucht schon die Weihnachtskampagne für Lippenstift und Wimpernzange 3005. Kein Wunder also, dass Marisa an Bore-Out leidet.
Der zweite Buchteil zeigt sich leider deutlich schwächer als der erste, irgendwie fehlte mir zunehmend der Fokus und ich hatte mir von der Entwicklung und der Auflösung auch mehr erwartet. Die Autorin bedient sich an Klischees und verliert die Feinsinnigkeit, mit der sie im ersten Teil so wunderbar beobachtet und analysiert. Vieles wird nicht zuende gedacht und das Finale des Romans lässt mich relativ ratlos zurück, der Clou enthält für mich keine Lebensrealität – und gerade das war die Stärke der ersten Hälfte. Das Buch hat mich leider eher verloren. Ich habe das Gefühl, hier wusste die Autorin selbst nicht ganz, wo sie hin möchte.
Also sehr gemischte Gefühle, ich würde empfehlen, einfach selbst hineinzuschnuppern, denn das Grundthema ist wirklich wichtig: Wenn man an einem kranken System leidet, ist man dann krank oder gesund?

Bewertung vom 26.03.2025
bruder, wenn wir nicht family sind, wer dann
Lovrenski, Oliver

bruder, wenn wir nicht family sind, wer dann


ausgezeichnet

sonne scheint erde dreht sich

„bruder, wenn wir nicht family sind, wer dann“, der autobiographische Debutroman von Oliver Lovrenski, erschienen 2025 bei Hanser Berlin, ist das eindrückliche Dokument einer Einwandererjugend auf der Straße und begeistert vor allem formal und sprachlich.

Ein großes Shout-Out zunächst an die Übersetzerin Karoline Hippe, der es einfach genial gelingt, den von Lovrenski perfekt eingefangenen und zugespitzen Slang der Jugendgangs ins Deutsche zu übertragen – was für Meisterleistung.

Lovrenski erzählt von Ivor und Marco, den Brüdern durch Gelegenheit, die in den Straßen Oslos zwischen Drogen, Kriminalität, Gefahr und permanenter Brutalität, aber auch voller Freundschaft, Solidarität und Hoffnung auf ein besseres Leben aufwachsen, immer wieder am Rand der Existenz und doch immer wieder kurz auch fast dabei, das Milieu verlassen zu können. In schnellen, kurzen Clips, ein Buch wie der Swipe auf TikTok, in gedrängter, gehetzter Sprache, die nicht umsonst auf groß und klein verzichtet, oft hart und fast wie eine Fremdsprache, dann immer wieder sehr poetisch und zart, führt uns Lovrenski durch die Jugend einer wild zusammengewürfelten Truppe Heranwachsender, die mit jedem Tag tiefer abrutschen – bis der erste ganz abrutscht und die Unschuld endgültig verloren ist.

Der Beat peitscht durch dieses Buch wie die Wut durch Ivor, Marco, Jonas und all die anderen Mitglieder der Wahlfamilie, die einfach unter den falschen Voraussetzungen geboren wurden und kaum eine Chance haben, sich aus diesen zu befreien. Wir reden viel von Durchlässigkeit – doch der Roman zeigt eindrücklich, dass diese nichts hilft, wenn ein Umfeld nicht mitspielt. „die welt ist ungerecht, stell dir mal vor ein kleines unglück kann so viel scheiße anrichten“ – und vielleicht ist dieses unglück manchmal einfach die geburt. Lovrenski schafft dabei das Kunststück, durchweg so viel Liebe für seine Charaktere durch das Buch scheinen zu lassen, dass es den Lesenden kaum gelingen wird, nicht mit ihnen mitzuleiden, auch wenn diese eigentlich alles tun, um uns das Gegenteil empfinden zu lassen.

Es ist ein schonungslos ehrlicher Roman, der alle Wunden unserer Gesellschaft offenlegt. „sonne scheint erde dreht sich“ – das Leben geht weiter, ob wir es leben wollen oder nicht. Kein Entkommen, keine Gnade. Und zwischen Täter und Opfer manchmal nicht mehr viel Unterschied.

Lovrenski hat dabei in seinem Buch an alles gedacht und schenkt deshalb denen unter uns, die mit lowkey disbattle nicht so vertraut sind, ein Glossar am Ende des Buches. G der Mann. Empfehlung geht raus und nächstes Buch wird dringlich erwartet, sehr spannend, was passieren wird, wenn diese Stimme sich vielleicht einem nicht-autobiographischen Thema widmet. +10.000 Aura Starpotenzial.

Bewertung vom 21.03.2025
Stromlinien (eBook, ePUB)
Frank, Rebekka

Stromlinien (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Go on and cry, Ophelia

„Stromlinien“, der neue Roman von Rebekka Frank, erschienen 2025 im S. Fischer Verlag, hat mich vom ersten Moment an gefesselt und bis zum Ende nicht losgelassen.

Rebekka Frank erzählt uns die Geschichte der Zwillingsschwestern Jale und Enna, die darauf warten, dass nach 38 langen Jahren in Haft ihre Mutter Alea entlassen wird – doch als die Stunde Null endlich eintritt, taucht nicht nur Alea nicht auf, nein, auch Jale ist verschwunden. Enna bleibt allein zurück, geht auf Spurensuche – und gerät dabei in einen Strudel, der den Strömungen der Fahrrinne in der Elbe nichts nachsteht und bis weit in die Vergangenheit führt.

Die Handlung spielt auf drei Zeitebenen 2023, 1983/84 sowie 1923. Diese sind gut sortiert und Überschriften sowie Personal lassen die Lesenden den Zeitsprüngen leicht folgen. Die Haupthandlung liegt schwerpunktmäßig im Jetzt des Jahres 2023. Immer wieder eingeschoben sind zunächst rätselhafte Passagen ohne Jahresangabe in Kursivdruck. Frank schreibt großartige, nahegehende Figuren und Begegnungen, extrem atmosphärisch bringt sie uns die Elbmarschen vor Augen mit immer wieder wundervollen Landschaftsbeschreibungen, die Handlung ist durchweg packend und oft zerstörerisch, immer mehr ist man mit gefangen mit den Menschen, die durch die Stromlinien mäandern.

Apropos Stromlinien: Auch Optik und Haptik des Buches begeistern einfach, das Cover passt perfekt und die sichtbaren Stromlinien lassen sich auch erfühlen – wunderschön. Sehr elegant auch, wie Frank mit dem Ophelia-Motiv spielt, das auf bedrückende Weise Sinn ergibt.

Es ist ein Roman, der sehr tief in Beziehungen und Familien blickt und dabei durchweg Komplexität aufzeigt. Einfach superdicht geschrieben und konstruiert, es hat mich sehr berührt, irgendwo ganz tief.
Das Nachwort der Autorin hat mich dann noch einmal umgehauen, wie viel echte Historie in diesem Buch steckt, das macht es noch einmal besonders hart. Das war insgesamt ein sehr rundes und großartiges Leseerlebnis, genau wie ich es mir erhofft hatte, auch wenn es kleinere Ungereimtheiten gibt – die verzeiht man jedoch gern und wünscht sich zum Ende des Buches, es hätte noch mehr Seiten, damit man es nicht beenden muss. Irgendwie gerät man beim Lesen quasi in die Fahrrinne der Elbe und dann zieht es einen rein und man kommt nicht mehr raus. Unbedingte Empfehlung, sich der Strömung hinzugeben.

Bewertung vom 07.03.2025
Im Auftrag der Fugger - Der Burgunderschatz
Dempf, Peter

Im Auftrag der Fugger - Der Burgunderschatz


sehr gut

Ein actionreicher Female Roadtrip zur Fuggerzeit

„Im Auftrag der Fugger – Der Burgunderschatz“ von Peter Dempf, erschienen 2025 bei Bastei Lübbe, ist ein mitreißender historischer Roman, bei dem der Autor einmal mehr all seine Stärken souverän ausspielt.

Wir befinden uns in Augsburg, im Jahr 1503, als die junge, verwaiste Bettlerin Afra eine besondere Zeichnung in die Hände bekommt und so davon erfährt, dass eine Delegation aus Basel versucht, den wichtigsten Kaufleuten aus Basel extrem wertvolle Kleinode zu verkaufen – einen Teil des Burgunderschatzes, bestehend aus dem Federlin, dem Gürtelin, der Rose und den Drei Brüdern. Dieser Zufall ist der Ausgangspunkt für eine wilde Reise und Verfolgungsjagd auf Leben und Tod, bei der Afra im Auftrag Jakob Fuggers, des wohl berühmtesten Kaufmanns aus Augsburg, nach dem eine Ära benannt wurde, gemeinsam mit dessen Boten Herwart, dem Afra ebenfalls schon zuvor zufällig begegnet ist, nach Basel und zurückreist, um auf dem Hinweg viel Geld und auf dem Rückweg den Schatz zu transportieren. Natürlich sind die beiden nicht die einzigen, die von diesen Preziosen Kenntnis haben, so dass sich der Botendienst immer mehr zu einer Hatz ausweitet.

Dempf schreibt sehr kenntnisreich und atmosphärisch, er hat ein Händchen für die Charaktere – sowohl für die sympathischen als auch für die fiesen. Lebendig lässt er die Zeit um 1500 auferstehen mit vielen Details, so dass die Reise in die Schweiz und zurück gleichzeitig auch eine Lehrstunde in Geschichte ist – aber immer unterhaltsam und handlungsgebunden. Dabei arbeitet er besonders gut die Situation von Frauen im angehenden 16. Jahrhundert heraus und beschönigt hier nichts – außer bei seiner Heldin Afra, die manchmal schon fast zu Wonder Woman mutiert.

Es gibt so einige Plottwists und zwischenzeitlich wähnt man sich fast eher in einem Actionmovie oder Krimithriller als in einem historischen Roman und ja, auch für etwas Romance ist gesorgt, dankenswerterweise ohne zu viel Spice. Pikante Details finden sich eher bei sehr kreativen Versteckmethoden, doch hier soll nicht zu viel verraten werden.
Insgesamt waren es mir aber doch ein paar Verfolgungsjagden zu viel und gerade gegen Ende der Geschichte häufen sich die unwahrscheinlichen Zufälle und Rettungen doch etwas sehr, so dass sich die Handlung gegen Ende etwas zog. Daher kann ich leider nicht ganz die 5 Sterne geben, die ich für die erste Hälfte auf jeden Fall gesehen hätte. Aber in jedem Fall liegt hier ein rasanter historischer Roman mit starken Frauenfiguren vor, der wirklich gut zu lesen ist! Und wittere ich am Ende sogar einen zweiten Band? (Keine Sorge, der Roman ist in sich geschlossen.) Den würde ich ganz bestimmt lesen. Auch unbedingt noch zu erwähnen ist ein knackiges Nachwort, in dem Dempf noch einmal historische Fakten einordnet und ergänzt, bei historischen Romanen immer sehr gern von mir gesehen. Dieses hat auch eine perfekt gewählte Länge, was auch nicht selbstverständlich ist. Eine runde Leistung also, der nicht viel zum fünften Stern fehlt.