Ich habe „Anna und die Wut“ von Christine Nöstlinger und Anke Kuhl mit großer Begeisterung gelesen. Besonders gut gefällt mir der klare und direkte Text. Er spricht die kleinen Leserinnen und Leser unmittelbar an, ohne Umwege und ohne Schnörkel. Genau das macht das Buch so stark – man fühlt sich sofort ernst genommen und verstanden.
Im Mittelpunkt steht Anna, die manchmal so wütend wird, dass sie gar nicht mehr weiß, wohin mit all ihren Gefühlen. Ihre Wut ist groß und mächtig, sie wirbelt alles durcheinander und reißt andere mit. Doch schnell merkt Anna, dass es nicht funktioniert, die Wut einfach freien Lauf zu lassen – am Ende steht sie ganz schön alleine da. Gleichzeitig ist auch das Herunterschlucken keine Lösung. Zum Glück hat Annas Opa eine wunderbare Idee, wie sie lernen kann, mit der Wut besser umzugehen.
Sehr eindrücklich wird damit gezeigt, dass man mit seinen Gefühlen umgehen lernen muss, und dass es völlig in Ordnung ist, wütend zu sein – solange man Wege findet, diese Energie zu kanalisieren.
Die Neuinterpretation ist in meinen Augen äußerst gelungen. Besonders mag ich die farbliche Unterlegung der Wut in den Illustrationen – sie macht die Gefühle sichtbar und für Kinder nachvollziehbar.
Für mich ist „Anna und die Wut“ ein rundum gelungenes Kinderbuch, das wichtige Themen verständlich, ehrlich und zugleich liebevoll vermittelt. Große Leseempfehlung!
Tamar Noorts Roman „Die Ewigkeit ist ein guter Ort“ hat mir insgesamt gut gefallen. Auch wenn ich mit der Protagonistin Elke nicht ganz warm geworden bin, fand ich ihre innere Suche nach Orientierung und Halt im Glauben sehr berührend und nachvollziehbar.
Elke steht nach ihrem abgeschlossenen Theologiestudium an einem entscheidenden Punkt: Eigentlich soll sie das Pastorenamt ihres Vaters übernehmen, doch sie ist selbst voller Zweifel. Zwischen Tradition und eigener Identität, zwischen Glaubenskrise und Sehnsucht nach Sinn, wirkt sie oft zerrissen. Besonders der Tod ihres Bruders, über den in der Familie kaum gesprochen wurde, prägt ihr Ringen um Glauben und Selbstverständnis nachhaltig.
Was das Buch für mich so stark macht, ist die Mischung aus Tiefe und Leichtigkeit. Noort gelingt es, existenzielle Themen wie Verlust, Glaubenszweifel und familiäre Erwartungen sensibel und nachdenklich darzustellen, ohne den Text schwer werden zu lassen. Im Gegenteil, die Geschichte ist auch von feinem Humor durchzogen und lässt einen immer wieder schmunzeln.
„Die Ewigkeit ist ein guter Ort“ ist ein Roman, der zum Innehalten und Reflektieren anregt. Er zeigt, dass die Suche nach sich selbst und nach einem persönlichen Glauben nicht geradlinig verläuft, sondern voller Umwege, Zweifel und leiser Momente ist.
Ein Buch, das nachwirkt – nachdenklich stimmt, aber zugleich tröstlich und sogar leichtfüßig erzählt ist.
Henning Sußebach gelingt es in Anna oder: Was von einem Leben bleibt, das Leben seiner Urgroßmutter auf eindrucksvolle Weise nachzuzeichnen. Beim Lesen bin ich gerne in Annas Welt eingetaucht und habe die facettenreiche Darstellung ihres Lebens sehr geschätzt. Besonders bemerkenswert finde ich, wie klar und reflektiert Sußebachs Sprache ist. Sie macht das Buch zugleich zugänglich und tiefgründig.
Hervorzuheben ist in meinen Augen auch die selbstkritische Reflexion des Autors: Er zeigt nicht nur, was er in Anna sehen möchte, sondern macht auch transparent, dass seine Deutung immer auch von eigenen Vorstellungen und Interpretationen geprägt ist. Dadurch entsteht eine Nähe, die die Geschichte lebendig und authentisch wirken lässt.
Ein weiterer großer Pluspunkt für mich ist die eingeflochtene geschichtliche Einordnung. Sie gibt dem Buch zusätzliche Tiefe und verortet Annas Lebensgeschichte in ihrem historischen Kontext. Dadurch entsteht ein rundes Gesamtbild, das nicht nur ein individuelles Leben erzählt, sondern auch einen Blick auf die Zeitgeschichte eröffnet.
Für mich ist „Anna oder: Was von einem Leben bleibt“ eine sehr bereichernde Lektüre – eindringlich, reflektiert und bewegend.
Wenn ich „Gute Nacht, Zoo“ von Sophie Schoenwald vorlese, beginnt für uns beide ein ganz besonderer Abendmoment. Auf jeder Doppelseite darf mein Kind ein Tierkind entdecken, das sich an Mama oder Papa schmiegt und langsam einschläft. Besonders mag ich die Szene mit dem Faultier, das sich an die Brust kuschelt – da sehe ich uns selbst ein kleines bisschen wieder.
Der kleine Elefant hält sich fest am großen Rüssel, das Giraffenkind bettet seinen Kopf auf ein weiches Wolkenkissen und die Nilpferdfamilie gähnt uns so herzlich entgegen, dass wir automatisch mitgähnen müssen.
Die Geschichte ist so eindeutig und einfühlsam geschrieben, dass mein Kind sofort versteht, was passiert. Ich merke jedes Mal, wie es mit jeder Seite ruhiger wird – oft kuschelt es sich an mich, während wir den Tieren beim Einschlafen zusehen.
Auch die Illustrationen von Günther Jakobs gefallen mir sehr. Die gedeckten, harmonischen Farben sind nicht überladen und schaffen eine wohltuende Ruhe. Gerade am Abend passt das perfekt – es wirkt fast so, als würden die Bilder selbst ein kleines Schlaflied singen.
Für mich ist „Gute Nacht, Zoo“ ein sehr gelungenes Vorlesebuch und super geeignet für die allabendliche Bettroutine. Es schafft einen Moment voller Nähe und Geborgenheit.
Was für ein bezauberndes Kinderbuch! „Selma, du machst das falsch!“ von Tini Malina hat uns von der ersten Seite an begeistert. Selma ist eine kleine Spinne mit großen Träumen und einer noch größeren Portion Mut. Ihre kunstvollen Netze unterscheiden sich von denen der anderen Spinnen – und genau das macht sie so besonders. Statt sich entmutigen zu lassen, glaubt Selma an ihre eigene Vision und geht ihren ganz eigenen Weg.
Die Geschichte vermittelt Kindern (und auch Erwachsenen) eine wertvolle Botschaft: Vertraue auf dich selbst, bleib dir treu, auch wenn es Widerstände gibt – es lohnt sich. Genau dieses Thema, das manchmal so schwer zu leben ist, wird hier auf wundervolle, leichte und kindgerechte Weise erzählt.
Die Sprache ist klar und verständlich, sodass auch schon jüngere Kinder problemlos mitkommen. Besonders hervorzuheben sind die Illustrationen: Sie sind wunderschön, künstlerisch feinfühlig und doch nicht überladen – jedes Bild ein kleines Kunstwerk für sich.
Am Ende der Geschichte erkennen auch die anderen Spinnen die Schönheit in Selmas ungewöhnlichen Netzen, was einen hoffnungsvollen und stärkenden Abschluss bietet.
Für uns ist dieses Buch ein echtes Highlight im Kinderbuchregal und eine klare Leseempfehlung – nicht nur für Kinder, sondern für alle, die sich an Kreativität, Mut und Einzigartigkeit erfreuen.
Ich selbst werde es auch in meiner Klasse lesen und die Kinder anschließend ihre eigenen kunstvollen Spinnennetze erschaffen lassen. So wird die Geschichte lebendig und inspiriert die Kinder, ihre Kreativität frei auszudrücken – ganz wie Selma.
Die Geschichte von Jenni Mäki hat mich von Anfang an fasziniert. Als ihre Kinder aus dem Haus sind, trennt sie sich von ihrem Mann und gibt ihr bisheriges Rollenverständnis auf. Diese mutige Zäsur markiert den Beginn einer Reise, die ich als Leserin mit großer Spannung und Anteilnahme verfolgt habe. Ich habe ihre Gedanken so gerne nachvollzogen und wollte unbedingt wissen, wohin dieser Weg sie führen würde.
Besonders gelungen fand ich den Perspektivenwechsel durch die weiblichen Märchenfiguren. Dadurch wurde Jenni Mäki noch einmal aus einem völlig anderen Blickwinkel beleuchtet – und ich habe mich oft dabei ertappt zu denken: Stimmt, so könnte man es auch sehen! Diese Momente haben die Geschichte für mich noch spannender und vielschichtiger gemacht.
Minna Rytisalo erzählt klar und stimmig, dabei feinfühlig und niemals belehrend. Zwischen zwei Leben ist für mich ein faszinierendes, rundum gelungenes Buch, das lange nachklingt.
Kleine Nebenbemerkung: Die Literaturtipps der Autorin am Ende fand ich superspannend – fast wie ein eigener, kleiner Schatz. Und ich werde garantiert in das ein oder andere Buch hineinlesen.
Von der ersten Seite an hat mich Schattengrünes Tal gepackt. Die Spannung blieb konstant hoch, und ich bin nur so durch die Seiten geflogen. Besonders begeistert haben mich die wunderschönen Beschreibungen des Schwarzwaldes – so atmosphärisch und bildhaft, dass ich beim Lesen das Rauschen der Bäume und das Spiel des Lichts auf den Wiesen förmlich spüren konnte.
Der Schreibstil ist klar und leicht verständlich, was das Lesen angenehm macht. Zudem wechselt die Erzählperspektive immer wieder, wodurch sich die Spannung zusätzlich steigert und man verschiedene Blickwinkel auf die Geschehnisse erhält.
Bis etwa zur Mitte des Buches war ich vollkommen gefesselt. Die Handlung war dicht, intensiv und voller Möglichkeiten. Doch dann kam für mich ein Bruch: Viele Entwicklungen wirkten vorhersehbar, manche Wendungen etwas zu konstruiert. Auch die Figuren blieben für meinen Geschmack zu sehr in festen Rollen und wirkten oft eindimensional, was ich schade fand, da das Potenzial für mehr Tiefe da war.
Ein spannender und atmosphärisch starker Roman, der vor allem in der ersten Hälfte glänzt. Die Schwarzwald-Beschreibungen sind großartig, der Stil flüssig, die wechselnden Perspektiven sorgen für zusätzlichen Nervenkitzel – und als Urlaubslektüre ist das Buch trotz kleiner Schwächen absolut gelungen.
Schon beim ersten Aufschlagen hat die kleine Eule Huhu direkt unser Herz erobert. Mit ihrer neugierigen, etwas vorsichtigen Art bin ich mir sicher, dass sich viele Kinder sofort mit ihr identifizieren können. Wie schön, dass sich Huhu am Ende für Momo getraut hat! Eine so tolle Botschaft für Freunde – und ein liebevoller Beweis dafür, wie stark Freundschaft machen kann. Hoch lebe die Freundschaft!
Der Text ist wunderbar leicht verständlich, absolut kindgerecht und in einer schönen Reimform geschrieben. Das macht das Vorlesen zu einem richtigen Vergnügen, und ich bin mir sicher, dass Kinder die sanften, rhythmischen Verse lieben werden.
Ein besonderes Highlight sind die Illustrationen von Lucy Fleming. Das Farbkonzept ist warm, harmonisch und lädt zum Träumen ein. Überall gibt es liebevolle Details zu entdecken – vom rauchenden Baum-Schornstein, über flatternde Wäsche an der Leine, bis hin zur charmanten Kuckucksuhr. Der natürliche, weiche Stil der Bilder passt perfekt zur Geschichte und macht das Buch zu einem kleinen Schatz, den man immer wieder gern in die Hand nimmt.
„Huhu und Momo – Für dich trau ich mich!“ ist ein warmherziges, wunderschön illustriertes Freundschaftsabenteuer, das Kinder und Erwachsene gleichermaßen berührt.
Eine glasklare Leseempfehlung – für alle, die Geschichten über Mut, Vertrauen und das große Glück echter Freundschaft lieben.
Onigiri – das sind diese kleinen japanischen Reisbällchen, oft liebevoll von Hand geformt, einfach und doch voller Bedeutung. Schon der Titel hat mich berührt, denn er steht im Buch sinnbildlich für so vieles: Für Fürsorge, für das, was zwischen den Generationen weitergegeben wird, für all das, was man mit Worten vielleicht nicht mehr sagen kann – aber mit einem gemeinsam zubereiteten Essen doch ausdrücken kann.
Yuko Kuhn erzählt in Onigiri die Geschichte von Aki, die mit ihrer an Demenz erkrankten Mutter nach Japan reist – in das Land, das für die Mutter einst Heimat war. Dort ist ein halbes Jahr zuvor Akis Großmutter gestorben. In Japan beginnt sich die Mutter langsam zu verändern. Etwas in ihr wird wach, etwas, das in Deutschland schon fast verschwunden schien. Aki erkennt in ihr plötzlich eine Frau, die sie so kaum kannte: selbstbewusst, mutig, neugierig.
Für mich war es unglaublich berührend zu sehen, wie über kleine Gesten, über Erinnerungen – aber auch über das gemeinsame Essen – wieder Verbindung entsteht. Die Onigiri stehen dabei fast wie ein stilles Symbol für Zugehörigkeit, für Liebe, für Identität. Und vielleicht auch für Trost.
Das Buch ist eher leise, aber emotional sehr kraftvoll. Yoko Kuhns Sprache ist zurückhaltend, nie überladen – und gerade dadurch so eindrücklich. Sie zeigt auf eine sehr feine Art, wie groß die Spannungen sein können, in denen Menschen leben, die zwischen zwei Kulturen aufgewachsen sind – besonders die Mutterfigur hat mich tief bewegt. Ihr Schweigen, ihr Aufblühen in Japan, ihre innere Zerrissenheit bleiben mir lange im Gedächtnis.
Onigiri ist für mich ein wunderschönes, tiefgehendes Buch über Erinnerung, Herkunft, Verlust – und über das, was uns trotz allem miteinander verbindet. Ich habe es in aller Ruhe gelesen, oft innegehalten – und ich weiß, dass es noch lange in mir nachklingen wird.
Sunbirds von Penelope Slocombe (Ullstein Verlag, 416 Seiten) ist ein stilles, eindringliches Buch – eines, das nicht laut werden muss, um tief zu wirken. Die Geschichte einer Familie, deren Sohn Torran nach Indien geht und nicht zurückkehrt, entfaltet sich mit großer Ruhe und Einfühlsamkeit. Es ist kein dramatischer Thriller, kein aufgeregtes Suchen mit finalem Höhepunkt – vielmehr begleitet man die Eltern, vor allem Anne, durch Jahre der Ungewissheit, durch Hoffnung und Zweifel, durch leise Erkenntnisse.
Immer wieder tauchen Hinweise auf, Spuren, die scheinbar zu Torran führen. Doch mit jeder neuen Etappe wird spürbarer, dass diese Suche vielleicht gar nicht zu ihm, sondern zu etwas Tieferem führt. Denn im Mittelpunkt steht nicht nur das Verschwinden des Sohnes – sondern Annes Weg zu sich selbst.
Ihre Entwicklung ist wunderbar beschrieben: behutsam, glaubwürdig, und voller innerer Bewegung. Aus der verzweifelten Mutter, die nicht loslassen kann, wird eine Frau, die lernt, das Unerklärliche nicht als Scheitern zu sehen. Anne macht schließlich Frieden mit der Möglichkeit, dass ihr Sohn nicht gefunden werden will – und wählt den Mut, ihren eigenen Weg weiterzugehen.
Penelope Slocombe gelingt mit Sunbirds ein stilles Meisterwerk – poetisch, bewegend, und voller menschlicher Wahrheit. Ein Buch, das nachhallt.
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