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Dr_M
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Sachsen

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Insgesamt 7 Bewertungen
Bewertung vom 12.12.2025
Jaspersen, Simon

Spiel der Toten (eBook, ePUB)


weniger gut

Ziemlich überdreht und weit weg von der Wirklichkeit

Ohne Zweifel wird dieser Krimi seine Fans haben. Ich gehöre nicht dazu, weil ich mir auch von Krimis eine gewisse Erzähltiefe, glaubwürdige Figuren und einen halbwegs nachvollziehbaren Bezug zur Realität wünsche. Nichts davon enthält diese Geschichte.

Eine IT-Spezialistin wird in ihrer Wohnung ermordet aufgefunden, und im Rummelsburger Hafen schwimmen vier zerstückelte Leichen älteren Datums. Natürlich weiß man als Leser, dass diese Fälle irgendwie zusammenhängen werden. Aus Frankfurt reist unter seltsamen Umständen ein suspendierter Polizist an, der als Personenschützer für ein Mitglied einer reichen Unternehmerfamilie tätig werden soll. Sein Onkel leitet die Ermittlungen in den Mordfällen.

Das alles erfährt man in einem rasenden Telegrammstil, in dem das ganze Buch verfasst wurde. Es ist voller orthografischer, grammatikalischer und logischer Fehler. Der Erzählstil führt zu einer gewissen Spannung, die künstlich erzeugt wird, weil das Gehirn des Lesers durch die schnellen Schnitte in eine ähnliche Raserei verfällt wie der Text, denn es versucht zwanghaft sich die ganzen Lücken und Sprünge der Geschichte zu erklären. Das ist gerade der Trick. Dieser Stil verhindert aber auch eine hinreichende Erzähltiefe, was man aber wegen des hohen Tempos erst einmal nicht bemerkt. Die Figuren bleiben vielleicht bis auf den Haupthelden völlig blass. Man weiß schließlich nicht allzu viel über sie.

In der Unternehmerfamilie geht es heiß her. Der Vater und seine drei Söhne sind zerstritten. Was da genau los ist, erfährt man ebenfalls nur stückweise, aber nicht wirklich richtig. Der Telegrammstil verharrt in Andeutungen. Und dann kommt es ganz dick. Aus den Krimis im ÖRR weiß man ja, dass Unternehmer eigentlich immer kriminell sind. Hier handelt es sich um Pharmaproduzenten, natürlich stinkreich und gemeingefährlich. Sie besitzen ein Grundstück mit einem Atombunker, in dem aber seltsamerweise ihre Feinde hausen und eine Privatklinik mit einer merkwürdigen Ausrichtung, in der man erst einmal eine Spritze bekommt, wenn man sie betreten will. Ist dort Standard, wie der Autor meint. Nun ja.

Und natürlich machen sie Menschenversuche, soll heißen, sie testen ihre Produkte an Obdachlosen, die dann auch mal dabei verrecken. Dass das kompletter Unsinn ist, fällt nur jemandem auf, der etwas von Produktentwicklung versteht. Wenn ein Versuch nicht detailliert überwacht werden kann, ist er sinnlos. Obdachlose sind also wenig hilfreich als Versuchskaninchen.

Das Buch enthält noch eine Reihe anderer Klischees, die im Kopf von Autoren entstehen, denen ein praktisches Verständnis der Wirklichkeit fehlt, die sich also Geschichten der Geschichten wegen ausdenken und dabei in die Falle ihrer ahnungslosen Realitätsferne tappen. Das versuchen sie durch einen Übereifer an Knalleffekten auszugleichen. Beim Publikum kommt das aber teilweise an.

Bekanntlich ist der deutsche Humor eher derb. Deutsche Krimis sind es merkwürdigerweise auch. Wenn man das einmal verstehen will, sollte man zu schwedischen Krimis greifen. Oder zu guten amerikanischen. Die sind weniger ideologisch angehaucht, zeigen eine tiefere Betrachtung von Motiven der Figuren und neigen oft zu einem humorlosen Realismus. Plattheiten wie in diesem Buch sind da eher selten.

Mein Fall war dieser Krimi nicht, dennoch bewerte ich ihn neutral, weil er sicher auch manchem Leser gefallen wird.

Bewertung vom 06.12.2025
Herzog, Sven

Die Sache mit dem Wolf


ausgezeichnet

"Der Wolf wurde in Deutschland zu einer politischen Tierart"

Noch zu Zeiten der DDR wanderte der Wolf aus Polen kommend nach Sachsen und Brandenburg ein. Noch gab es so etwas wie einen realistischen Blick auf die Wirklichkeit, denn der Wolf unterstand dem DDR-Jagdrecht und wurde erbarmungslos verfolgt. Bereits seine einstmalige Ausrottung in Deutschland hatte er seinem Drang zu verdanken, Nutztiere zu töten, meist die einzigen Tiere armer Bauern.

Nach der Wende galt das europäische Naturschutzprogramm, das den Wolf unangreifbar machte. Heerscharen von Wolfsschützern etablierten sich und verdienten ihren Lebensunterhalt mit der Liebe zum Wolf. Neben dem Streben nach "Diversität" und einer sehr seltsamen Hingabe zur Wildheit erkennt man bei diesen selbst ernannten Wolfsschützern leicht ein Defizit in Mathematik, Populationsdynamik und ein Mangel an Verständnis für die komplexen Prozesse in der Natur. Wenn Wölfe sich ungebremst vermehren können, wird irgendwann der Platz knapp, denn sie haben keine natürlichen Feinde. Nun sind sie bereits aus dem tiefen Osten kommend an den westlichen deutschen Küsten angelangt. Und jetzt plötzlich beginnt es einigen Leuten zu dämmern, denn wenn sie Schafe an den Deichen reißen, wird es gefährlich. Es wird nicht möglich sein, die Schafe beim Deichschutz zu ersetzen.

In diesem nicht immer leicht lesbaren Buch beschreibt der Autor die gegenwärtige Situation der deutschen Wolfspopulation sehr genau und äußerst kenntnisreich. Und er kommt zu dem unvermeidlichen Schluss, dass es so auf keinen Fall weitergehen darf. Dabei tendiert er wohl zu einer einfachen Lösung: Der Wolf muss ins deutsche Jagdrecht aufgenommen werden. Das fordern Fachleute in Sachsen schon lange, denn hier traten die Probleme zuerst auf. Wölfe sind scheue und sehr intelligente Tiere. Wenn man sie nicht behelligt oder vergrämt, werden sie sich entsprechend anpassen und auch in Siedlungen nachts aktiv werden. Solche Fälle sind bereits dokumentiert.

Dass das Buch stellenweise schwer lesbar ist, kann man dem Autor nicht vorwerfen. Vielmehr musste er den Dschungel aus Vorschriften zum Wolf irgendwie erläutern, der wie üblich in diesem Land voller Widersprüche und Unklarheiten steckt. Auch die Wolfsfrage erstickt in Bürokratie. Vermutlich wird es noch lange dauern, bis man wieder zu Einfachheit und Klarheit zurückfindet, wenn das überhaupt noch geht.

Wenn man dieses Buch liest, erlebt man am Beispiel des Wolfes den ganzen Irrsinn, der sich in Europa abspielt. Der Autor erläutert viele der Paradoxien, die sich aus dem völlig überzogenen Wolfsschutz ergeben. Aus den Wolfsprogrammen folgen Probleme für den Artenschutz anderer Tiere, zum Beispiel von Mufflons. Jagdpächter geraten in eine aberwitzige Situation, wenn in ihren Gebieten der Wolf siedelt. Im Buch wird das exakt erläutert. Und natürlich muss man den Schaden beklagen, der jährlich durch den Wolf erzeugt wird. Ich kann nur jedem Liebhaber dieser Tiere einmal empfehlen, sich ein vom Wolf vollendetes Massaker an einer Schafherde anzusehen. Das ist gruselig.

Der Autor geht ziemlich ausführlich auf das fast schon mythische Verhältnis von Mensch und Wolf ein. Ich halte das für leicht übertrieben. Die mehrheitliche Stimmung gegen den Wolf in Sachsen beruht nicht auf irgendeiner unerklärlichen mythischen Angst vor dem Wolf, sondern auf diesen Massakern und dem unangenehmen Gefühl in der Nachbarschaft von diesen Raubtieren zu leben, die sich auch vor Angriffen auf Rinder und Pferde nicht scheuen.

In meiner unmittelbaren Umgebung lebt ein Wolfsrudel. So wie Schafe auf den Wolf nicht vorbereitet sind, so wissen auch Menschen nicht, was sie tun sollten, wenn ihnen im Wald ein Wolf gegenübersteht. Das wird nur sehr selten passieren, denn wir sind nicht die Beutetiere von Wölfen. Allerdings verstehen Menschen nicht, wie Tiere eine Situation wahrnehmen, wenn sie zufällig eintritt, schließlich sind die meisten Zeitgenossen schon beim Verständnis ihrer Haustiere überfordert. Die Folgen können erheblich sein.

Dieses Buch ist gerade zu hervorragend geeignet, sich ein vorurteilsfreies und vollständiges Bild der gegenwärtigen Situation beim "Wolfsschutz" zu bilden.

Bewertung vom 24.11.2025
Mirow, Benedict

Joshua Jackelby


sehr gut

Irgendwo zwischen Märchen und Gewaltphantasien

Dort ist dieses Kinderbuch angesiedelt. Wenn man das Mistle-End-Konzept des Autors kennt, dann merkt man leicht, dass er es hier variiert. Eine andere Zeit und keine Mysterien. Diese werden durch einen steuerbaren Ballon ersetzt, der auch ein Mysterium bleibt, weil er über ein Fahrrad propellergetrieben durch die Lüfte braust. Ein besonderes Fahrrad dazu, denn man kann mit ihm auch rückwärtsfahren. Nun ja. Und natürlich gibt es für den Helden auch alles Mögliche zu retten, womit das Lieblingsthema unserer Zeit bedient wird.

Schließlich kann man sich des Gefühls nicht erwehren, dass es gar nicht um eine Geschichte aus dem Jahre 1851 geht, sondern nur um ein Thema, das dazu dient moderne Botschaften geschickt zu verpacken.

Joshua verdient sich seinen Lebensunterhalt durch den Verkauf von Zeitungen. Er ist obdachlos und lebt irgendwo versteckt mit anderen Kinder in der Londoner Waterloo Station. Diese Gruppe bildet eine Gang, eine positiv besetzte Truppe, während auf der anderen Themse-Seite eine negativ besetzte Gang lauert, mit denen man sich gelegentlich auseinandersetzen muss. Ähnlich wie in Mistle End geht es dabei recht gewalttätig zu. Die böse Gang ist am Diebstahl eines von einem Professor entwickelten Ballons beteiligt, bei dem der Erfinder böse niedergeschlagen wurde.

Für Joshua und seine Leute geht es nun, das sie dem Professor geholfen haben, um die Aufklärung dieses Diebstahls. Viel Zeit haben sie nicht, denn das Ding soll bei der kurz vor der Eröffnung stehenden Weltausstellung die große Überraschung darstellen. Die Bösewichte brauchen dagegen den Ballon für einen spektakulären Diebstahl.

Um es kurz zu machen: So richtig stimmig ist die Geschichte nicht, dafür aber wohl hinreichend spannend für die Zielgruppe.

Bewertung vom 19.11.2025
Kirkham, Tony

BÄUME - Der Atem der Welt


ausgezeichnet

Der Baum in der Kunst – ein faszinierender Bildband

Schon einmal bin ich auf einen solchen Titel hereingefallen und habe mich dann über einen faszinierenden Bildband gefreut. Man denkt ja bei diesem Titel nicht an Kunst, aber ich hätte es besser wissen müssen, denn der Verlag brachte schon einmal einen solchen Band heraus. Damals ging es um Vögel in der Kunst.

Bäume besitzen einen sehr beruhigenden Einfluss auf Menschen. Gelegentlich sind sie sehr alt, hoch und mächtig im Umfang. Im Buch findet man dafür Beispiele. Was mag ein Baum, der über 3000 Jahre alt ist, schon alles erlebt und gesehen haben, wenn er denn dazu fähig wäre? Man steht voller Ehrfurcht vor einem solchen Lebewesen. Aber auch ein ganz gewöhnlicher Wald besitzt eine ungeheure Wirkung auf Menschen, wenn sie es denn zulassen. Und natürlich inspirieren Bäume insbesondere Künstler. Das Buch zeugt davon.

Auf über 300 Bildern kann man bewundern, wie Maler, Fotografen, Grafiker oder andere Künstler dieser Inspiration gefolgt sind. Es gibt dabei kein System. Jedenfalls habe ich keins entdeckt. Und vermutlich war das eine geniale Absicht, denn man weiß einfach nicht, was einem auf der nächsten Seite erwartet. Gerade dieser Überraschungseffekt macht das Buch noch interessanter, weil man gerne weiterblättert. Dann sieht man ein neues Bild, das man erst einmal für sich entdecken muss. Liest man dann den darunter stehenden Text, freut man sich in den meisten Fällen über weitere Erkenntnisse.

Das Buch ist insofern nicht nur ein visueller, sondern auch ein intellektueller Genuss.

Bewertung vom 17.11.2025
Clasemann, Stephanie

Und zuletzt Buchara


sehr gut

Die letzte Reise


Eigentlich ist dieses Buch eine Liebeserklärung an Usbekistan. Recht geschickt verpackt die Autorin diese Liebe in eine Erzählung, die von einem Geheimnis lebt, das erst am Ende gelüftet wird, wie sollte es auch anders sein.

Die Geschichte beginnt in Göttingen mit einem etwas gestellten Vorspiel, in dessen Folge sich Gesa entschließt mit Marc und Sonja nach Usbekistan zu reisen. Das wird nicht jeder verstehen, denn wer macht schon eine Reise ins Ungewisse mit zwei etwas undurchsichtigen Personen, von denen man dann im Zielland abhängig ist? Gesa macht es, und im Folgenden liest sich die Geschichte dann wie eine Reisebeschreibung ohne Bilder. Aber die kann man sich schließlich anders dazu holen. Und wenn man das tut, versteht man die Faszination der Autorin für dieses Land, was eigentlich seine Sehenswürdigkeiten meint.

Die Autorin schildert Usbekistan wie ein irdisches Paradies. Doch abseits der Seidenstraße und ihrer Sehenswürdigkeiten ist Usbekistan ein Land voller Spannungen und Probleme, um die es aber in diesem Buch nicht geht. Sie gehören zwar zum Bild, stören aber die Geschichte und bleiben deshalb außen vor.

Marc ist von Usbekistan ebenso fasziniert wie die Autorin, aber gleichzeitig die Figur, die das Unbestimmte und Geheimnisvolle ins Geschehen bringt. Gesa verliebt sich offenbar in ihn, und auch er kann seine Zuneigung nicht verbergen. Doch eine gemeinsame Zukunft wird es für beide nicht geben, sagt er Gesa mit einer unverborgenen Traurigkeit. Wenn man dazu noch bemerkt hat, dass er ihr immer nur die Orte zeigt, an denen er schon einmal war, aber selbst nichts Neues entdecken möchte, kommt einem eine gewisse Ahnung, die dann auch noch vom Klappentext befeuert wird. Die meisten Leser wird das Ende dennoch überraschen.

Man kann sich nicht gegen den Charme der Geschichte wehren, wenngleich sie auch eine gewisse Naivität ausstrahlt. Alles andere hätte sie aber wohl verdorben.

Bewertung vom 07.11.2025
Kresser, Bastian

Verformung


sehr gut

Wenn das Publikum zu raunen beginnt …

Dann hat der Autor dieses Romans offenbar sein Ziel erreicht. Jedenfalls kommt es mir so vor, als ob er vorhatte seine Leser zu manipulieren. Und die fallen darauf geradezu beispielhaft herein. In einer Leserunde konnte man das gut verfolgen.

Die Geschichte ist einfach gestrickt und spielt im Spreewald, wo es nach Ansicht des Autors viele Kanäle gibt und wo irgendwie falsch gewählt wird. Die „Kanäle“ sind Seitenarme der Spree und heißen Fließe, weil sie natürlichen Ursprungs sind. Wenn man ein Spreewald-Stipendium gewonnen hat, sollte man das vielleicht wissen.

Marc hat sich eine Auszeit von seinem stressigen Beruf genommen und einen Messer-Schmiedekurs im Spreewald belegt. Der Schmied hat sein Grundstück mit einem hohen Zaun blickdicht geschützt, der selbst oder vielleicht gerade im Spreewald wohl so nicht genehmigt werden würde. Auf dem Grundstück gibt es einen Bunker und einen Störsender gegen Funkwellen. Und natürlich hat der Schmied Niels auch die Empfehlungen der Bundesregierung befolgt und sich Vorräte angelegt. Ein klassischer „Verschwörungstheoretiker“ halt. Zu den Stichworten, die der Autor noch in den literarischen Raum wirft, gehört auch das Kaufen großer Mengen Düngemittel. Es kann sich also nur um einen ziemlichen Bösewicht handeln. Oder?

Ob das tatsächlich so ist, weiß man erst, wenn man das Buch bis zum Ende durchgehalten hat. Es lebt allein von dieser langatmig aufgebauten Spannung. Zwischendrin kommt auch noch eine farbige Journalistin ins Spiel, die sämtliche Klischees bedient und den Verdacht gegen Niels noch bestärkt. Alles ziemlich geschickt gemacht, aber auch durchschaubar. Aber seltsamerweise glauben dennoch hinreichend viele Leser an den bösen Buben. Unter ihnen sind bestimmt auch Liebhaber von Kriminalromanen. Dann sollten sie eigentlich wissen, dass das scheinbar Offensichtliche niemals stimmt. Es gehört zu den Grundprinzipien solcher Bücher, den Leser gerade so an der Nase herumzuführen.

Große Literatur ist dieser Roman nicht. Seine Sprache wirkt hölzern, und die Geschichte selbst ist voller Widersprüche. Außerdem liegt die Handlung sehr nahe an der Tagespolitik. Die Figuren besitzen keine literarische Tiefe. Eine Ausnahme ist Marc. Bei den anderen hätte Versuche, ihnen Leben und Charakter einzuhauchen, das Konzept des Autors durcheinandergebracht, also die Unbestimmtheit vorzeitig aufgelöst. So lässt er den Leser mit seinen Vermutungen allein, eben wie in einem Krimi. Nur gibt es hier keine Leiche, sondern nur eine substanzlose Ahnung, die mehr oder weniger geschickt ins Spiel gebracht und am Leben gehalten wird.

Zwar kennt sich der Autor im Spreewald nicht besonders aus, dafür aber in irgendwelchen seltsamen „alternativen“ Heilmethoden, die schließlich auch noch in die Handlung einfließen, die These von der Verrücktheit mancher Person in diesem Buch stützen sollen, aber auch wenigstens eine Vermutung entschärfen.

Wenn es etwas an diesem Buch gibt, das mich überzeugt hat, dann ist es die Hauptfigur Marc. Erstens zeigt sich an ihr, dass schöpferisches Arbeiten mit den Händen den Geist beruhigt und zur Erdung und geistigen Heilung beiträgt. Zweitens aber – und das ist wohl das Wichtigste – zeigt Marc, dass man seinem Bauchgefühl standhaft trauen sollte anstatt sich von anderen manipulieren zu lassen. Und drittens gelingt es dem Autor zu zeigen, wie wahre Freundschaften entstehen: Manche Menschen finden zueinander, weil sie ohne großes Gerede eine Verbindung spüren, der sie fest vertrauen können.

Insofern besitzt das für manche überraschende Ende auch etwas wirklich Heilsames.

Bewertung vom 06.11.2025
Townsend, Yarrow

Anna und das Leuchten der Wale


sehr gut

A Ship in the Dark

So lautet der Originaltitel. Warum Wale hingegen leuchten sollen, hat sich mir nicht erschlossen. Sie haben allerdings ein gewisses Marketinggewicht, also mussten sie in den Buchtitel. An sich ist die Geschichte, die in diesem Buch erzählt wird, schön. Nur beinhaltet sie eine ganze Reihe von Gleichnissen und symbolhaften Vorgängen, die einen nicht unerheblichen manipulativen Charakter besitzen. So stehen der Bösewicht und seine Truppe für den Kapitalismus, der gnadenlos die natürlichen Ressourcen ausbeutet und deshalb bekämpft werden muss.

Die Heldin ist dagegen eine Naturschützerin und der Autorin vermutlich in vielem ähnlich. Und schließlich enthält dieses Buch auch noch einen gewissen Schuss Feminismus. Vielleicht merken das Jugendliche nicht unbedingt, weil sie das gewöhnt sind.

Eine schöne Geschichte, nur leider etwas überfrachtet mit Ideologie und Erziehungsdrang. Hier ist ziemlich klar, was man denken soll.