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MAG

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Insgesamt 8 Bewertungen
Bewertung vom 09.04.2023
Der Pesthof
Sommerfeldt, Albrecht

Der Pesthof


ausgezeichnet

Tolle Charaktere in spannendem, sprachlich interessantem Histo-Krimi des 17. Jhs., top recherchiert, historisch fundiert und lehrreich ;-)!

Histo-Krimi der frühen Neuzeit: Hamburg, 1619, dubiose Geschehnisse + ungewöhnliches Ermittler-Paar = faszinierende Geschichte*!

*Faszinierende Geschichte gleich im doppelten Sinne erwartet uns in diesem historischen Kriminalroman: die fiktive Kriminal-Geschichte, erdacht von Albrecht Sommerfeldt, und die Historie Hamburgs zu Beginn des 17. Jahrhunderts, denn „Der Pesthof“ existierte tatsächlich!

Mit diesem Roman schickt uns der Autor auf eine literarische Zeitreise, die mich schon auf den ersten Seiten gefangen nimmt. Einzusteigen in eine weit zurückliegende Zeit, in der die Lebensumstände so ganz anders waren, als wir sie kennen, ist faszinierend, wenn auch phasenweise erschreckend.

Der Plot, die Schilderungen der Örtlichkeiten und die Personenbeschreibungen mit ihren Charakterzügen und Eigenarten, allen voran natürlich der Protagonist Merten Overdiek, Hamburger Kaufmann und auf dem Pesthof wegen seiner Lepraerkrankung, sind sprachlich sehr ansprechend und so feinsinnig ausgearbeitet, dass man meinen könnte, man selbst wäre gerade auf dem Pesthof, würde sich dort zwischen und in den Gebäuden bewegen und die Menschen, die dort leben, vor sich sehen.

Neben Merten wächst einem auch die Pflegerin Maria ans Herz, die sich im Fortlauf der Geschichte mehr und mehr einbringt in die Recherchen zu den nicht krankheitsbedingten und deshalb verdächtigen Todesfällen auf dem Hof. Und diese Recherchen werden für die beiden, sehr sympathischen Hauptfiguren der Geschichte gefährlich, sehr gefährlich, lebensgefährlich.

Neben all der Spannung erfahren und lernen wir – fast unbemerkt ;-) - einiges aus damaliger Zeit kennen: das „Tollhaus“ für geistig Erkrankte, darin sogar „Tollkisten“, in denen die vermeintlich schlimmen Fälle in völliger Dunkelheit eingepfercht und angekettet wurden, die Eigenschaft des Pfründners, die Aufgaben des Pestmeisters und Baders und dessen Heilmethoden und nicht zuletzt die Aufgaben, Tätigkeiten und Zustände in der für damalige Verhältnisse wohl als sozial zu bezeichnenden Einrichtung des Pesthofes.

Summa summarum hat mich „Der Pesthof“ durch die bildhaften Schilderungen, die hervorragend angelegten Charaktere und die stetig ansteigende Spannungskurve bestens unterhalten, mich gefesselt und stellenweise emotional berührt. Ich war wohl selten in ein Buch derart vertieft wie in dieses! Meine uneingeschränkte 5-Sterne-Empfehlung!

Bewertung vom 09.04.2023
Von Huren, Bettlern und Glunterschratzen
Sommerfeldt, Albrecht

Von Huren, Bettlern und Glunterschratzen


ausgezeichnet

Albrecht Sommerfeldts historische Kriminalromane der frühen Neuzeit sind immer und immer wieder eine literarisch-virtuelle Reise wert!

Tagelöhner Johann Gabelschlag geht, sein Leben riskierend, rätselhaften Ereignissen auf den Grund! Sympathisch, spannend und beeindruckend!

Nachdem ich 2022 den historischen Kriminalroman „Der Pesthof“ (Hamburg, 1619) und den Band „Gassengeflüster“ mit vier schwarzen, historischen Geschichten gelesen habe, musste ;-) ich auch „Von Huren, Bettlern und Glunterschratzen“ lesen, denn Albrecht Sommerfeldts Zeitreisen in die Anfänge des 17. Jahrhunderts und u.a. ins Hamburg der damaligen Zeit sind wahrlich faszinierend.

Dieses Buch nun (ent)führt mich ins Hamburg der Jahre 1617 und 1618, spielt also zeitlich vor dem „Pesthof“, was absolut unproblematisch ist, da alle Geschichten in sich abgeschlossen sind.

Zum Inhalt selbst werde ich nicht viel verraten, denn schließlich kann und sollte jede(r) diese fesselnde Geschichte selbst erlesen und erleben.

Schon vertraut mit dem flüssigen und zur damaligen Zeit wunderbar passenden Schreibstil des Autors, bin ich gleich mittendrin im Geschehen, in den Straßen und schmutzigen Twieten Hamburgs, sehe dank der wunderbaren und historisch genauen Schilderungen des Autors die Behausungen der Bewohner des Armenviertels St. Jakobi vor mir und gehe mit Johann Gabelschlag, seines Zeichens Veteran und Tagelöhner, durch die Stadtviertel Hamburgs, in düstere Kneipen, zum Bader und zu manch anderer Gestalt, deren Beschreibungen so bildhaft sind, dass man meint, sich mitten unter ihnen und sich, genau wie Johann, wiederholt in Gefahr zu befinden.

Es entspinnt sich eine spannende Geschichte, die mich von Anfang an packt. Ich ermittle gemeinsam mit Johann, denn, ja, es gilt, rätselhafte und teils mysteriöse Vermisstenfälle aufzuklären. Ich leide mit Johann, bange um ihn und kämpfe ;-) an seiner Seite. Figuren, die ich schon im „Pesthof“ kennengelernt habe, begegnen mir hier wieder, so dass ich etwas von ihrer Vorgeschichte erfahre; andere hingegen lerne ich hier kennen, unter ihnen ärmliche Handwerker und windige Händler, am Hungertuch nagende Bettler und bemitleidenswerte Habenichtse, gefährdete Huren und gefährliche Gauner.

Auch sprachlich ist diese Geschichte (be)merkenswert, denn so manche Gestalt spricht Rotwelsch, eine Art Geheimsprache, durch deren Gebrauch Gesprochenes für Fremde und Angehörige der höheren Schichten möglichst unverständlich sein soll. Keine Sorge, ein Glossar erläutert viele Begriffe, obwohl einige sich schon aus dem Zusammenhang heraus selbst erklären.

Was ich hier lese, fesselt mich, auch wenn die Ereignisse und deren Darstellung immer wieder erschütternd sind, zuweilen sogar erschreckend, aber so war sie wohl, die damalige Zeit, die Gesellschaft und das Leben überhaupt (nicht nur) in Hamburg vor mehr als 400 Jahren.

„Von Huren, Bettlern und Glunterschratzen“ (die Letztgenannten sind die im Rotwelsch so genannten Kinder von Huren) möchte ich ausdrücklich all denen empfehlen, die – ob nun als Kenner oder Genre-Neulinge - eine historische, hervorragend recherchierte, bildhaft geschriebene, fesselnde und spannende Kriminalgeschichte lesen und mit dieser eine auch sprachlich interessante Zeitreise in eine ganz andere Zeit, ich würde fast sagen, in eine noch so ganz andere Welt machen möchten.

Von mir gibt es – genau wie schon für die anderen, oben genannten Bücher von Albrecht Sommerfeldt - 5 große ;-) histo-kriminalistische Sterne!

Bewertung vom 09.04.2023
Tödlicher Schlaf
Elbern, Christoph

Tödlicher Schlaf


sehr gut

Zum Mitermitteln einladender Plot überzeugt mit angenehmem Schreibstil, atmosphärischem Zeitgeist und stimmigen Charakteren!

Kriminalistisch-wissenschaftliche Zeitreise ins Hamburg des Jahres 1907 und kritischer Blick auf medizinische Forschungen der Kolonialzeit!

„Tödlicher Schlaf“ ist nach „Hafenmörder“ der zweite Fall, in dem Carl-Jakob Melcher, seines Zeichens Bakteriologe im Hamburger Tropeninstitut, an der Seite seines besten Freundes, Kriminalsekretär Martin Bucher, ermittelt und den man auch dann problemlos lesen kann, wenn man den ersten Band nicht kennen sollte.
Ich war gespannt, wie sich ein historischer Kriminalroman liest, der aus einer mal ganz anderen Perspektive erzählt wird, nämlich nicht in erster Linie aus der Sicht eines Kriminalisten, sondern aus dem Blickwinkel und mit Gedankengängen eines Mediziners. Zudem nimmt in „Tödlicher Schlaf“ die Hauptfigur Carl-Jakob Melcher die Rolle des Ich-Erzählers ein.

Zum Inhalt selbst will ich gar nicht so viel schreiben, nur so viel: in einem angenehm flüssigen Schreibstil erzählt der Autor von den Ereignissen rund um einen 1907 aus Ostafrika nach Hamburg zurückgekehrten Stabsarzt der Kaiserlichen Marine und ehemaligen Schulfreund von Carl-Jakob Melcher. Als Bakteriologe des Hamburger Tropeninstituts interessiert den Mediziner Melcher natürlich nicht nur der Gesundheitszustand seines früheren Mitschülers, sondern auch die bei diesem diagnostizierte Schlafkrankheit. Als der Freund stirbt, vermutet Melcher statt einer krankheitsbedingten Todesursache vielmehr einen Mord, weil die Erlebnisse, von denen ihm sein Freund berichtet hatte, Anlass geben, an Moral und Ethik der in den Kolonien durchgeführten, medizinischen Untersuchungen und Behandlungen Erkrankter zu zweifeln.

Die Erzählungen dieses Krimis beginnen eher ruhig, beschäftigen sich mit den manchmal unbeschreiblichen Arbeitsbedingungen der damaligen Zeit, mit dem Stand der Frau in eben diesem Arbeitsleben, in Familie und Gesellschaft und sparen nicht mit kritischen Tönen bezüglich der damaligen Kolonialisierung afrikanischer Gebiete. All das könnte jetzt wie ein von mir nicht gerade bevorzugter Geschichtsunterricht anmuten, aber es ist viel mehr als das: mit Blick auf die politische Geschichte der Zeit stellt sich ein unterschwelliges Unbehagen ein, das auch auf Grund der Beschreibungen medizinisch-unethischer Vorgänge nachhallt.

Der eigentliche Kriminalfall und die Auflösung desselben scheint da manchmal in den Hintergrund zu treten, scheint, wohl gemerkt, denn stets muss man die Protagonisten und Antagonisten im Auge behalten und versuchen, deren Taten richtig einzuordnen, wobei man auf manch falsche Fährte gelockt wird und trotz einer diffusen Ahnung am Ende doch ob der Auflösung überrascht ist.

Die Erlebnisse von Carl-Jakob Melcher, seiner Familie und seiner Freunde und all das, was er erfahren und auch erleiden muss, schweißen mich als Leser mit ihm zusammen; ich lese, erlebe, was er erlebt, ermittle mit ihm und muss phasenweise mit ihm leiden.

„Tödlicher Schlaf“ bietet gute, im Verlauf zunehmend spannende und wendungsreiche Unterhaltung mit überzeugenden Charakteren in einer historisch, wissenschaftlich und geschichtspolitisch fundierten Kriminalgeschichte.

Bewertung vom 09.04.2023
Noch mehr böse Blumen
Blasl, Klaudia

Noch mehr böse Blumen


ausgezeichnet

Wortgewandte Krimi-Sammlung mit unvergleichlichem Sprachwitz! Mordsmäßige, sprachlich ausgefeilte Unterhaltung! Giftpflanzlich-mörderisch!

12 Pflanzenkrimis inkl. Täterwissen! ;-) Schwarzhumorige, spitzzüngige, einzig(nicht)artige und höchst unterhaltsame „Mord-Serie“! ;-)

Die Autorin Klaudia Blasl hat eine Leidenschaft für Pflanzen, ganz besonders für „Böse Blumen“, gemeine Gewächse und die hohe Kunst der Giftmischerei. Und das merkt man dieser Kurz-Krimi-Anthologie an! Denn was als „Pflanzenkrimi-Kollektion“ daherkommt, ist, wenn man genau hinsieht, viel mehr als das. Da kennt sich Eine aus mit Geziefer und Gekräuch, Pflanzen und Pflänzchen, Schönem und Giftigem, giftigen Schönen und schön(en) ;-) Giftigen. Während man diese Krimis liest, lernt man so Allerlei aus Flora und Fauna, und das, was man liest, ist gut, mehr als das, es ist mörderisch!

Schon mit dem jeweils ersten Satz der Kapitel, die allesamt einen stets markanten und beachtenswerten ;-) Titel tragen, ist man mitten im Geschehen. In einem angenehmen, flüssig zu lesenden Schreibstil führt die Autorin durch 12 abwechslungsreiche Geschichten, deren Motive und Ingredienzen es in sich haben. ;-) Was ich damit sagen will, ist, dass die Kurzkrimis gut zu lesen sind, dass man sie aber nicht zu schnell lesen, sie nicht überfliegen, sondern sie genießen sollte, denn so mancher Krimi wartet mit unglaublich vielen kreativen Wortspielereien auf, dass ich keine Einzige davon hätte überlesen wollen.

Die Beschreibungen von Örtlichkeiten und Personen und deren von Fall zu Fall anders gelagerte, immer aber früher oder später mordverursachende Problematik sind so bildhaft, dass man meint, wenn auch nicht unmittelbarer, so aber doch mittelbarer Mittäter, mindestens jedoch und auf jeden Fall Zeuge des Geschehens zu sein. Als kleine, feine, informative und mörderische Zugabe gibt es zu jedem Fall, sprich zu jeder hier angewandten ;-) Giftpflanze noch ein Pflanzenportrait, das z.B. über Herkunft und Gattung, Aussehen und Größe, unterschiedliche Bezeichnungen/Namen sowie Inhaltsstoffe und Vergiftungserscheinungen informiert. Wunderbar (und) ;-) lehrreich!

Unvergleichlicher, giftpflanzengärtnerisch-schwarzer ;-) Humor und kluger Wortwitz, eine erstaunliche Sprachakrobatik und eine Fülle von unglaublichen, aber (be)merkenswerten Wortkreationen führen stets augenzwinkernd und gepaart mit fundiertem Pflanzenwissen durch 12 völlig verschiedene, kriminelle Geschichten, die mal zum sich schüttelnden Schaudern, mal zum fast schon verlegenen Schmunzeln oder sogar zum im Halse steckenbleibenden Lachen sind, stets wortakrobatisch-spitzfindig und sprachgewandt-leichtfüßig! Herrlich!

„Böse Blumen“ ist eine Kurz-Krimi-Auslese, die man sich wie einen guten Wein erst auf der Zunge zergehen und dann in kleinen Schlucken genießen sollte! Dabei überzeugt die Autorin nicht etwa mit blutrünstiger Hochspannung, sondern vielmehr mit der schon wiederholt erwähnten, sprachgewandten Unterhaltung vom Allerfeinsten!

Giftmischerei ist die eine, botanisch-wissenschaftliche Kunst, diese Krimis sind die dazu passende, schriftstellerisch-sprachliche Kunst!

Ich freue mich auf den Nachfolge-Band, "Noch mehr böse Blumen", und überhaupt auf mehr Lektüre von Klaudia Blasl!

Bewertung vom 11.03.2023
Glücksorte in der Ortenau
Stieglitz, Marion

Glücksorte in der Ortenau


ausgezeichnet

Ein Buch, das Interesse weckt, zu reisen und mit allen Sinnen zu genießen! Viel mehr als ein Reiseführer und ganz bestimmt Glück bringend!
Besser und verlockender hätten die „Glücksorte in der Ortenau“ nicht präsentiert werden können! Dass die Autorin ihre Heimat liebt, ist unüberlesbar! Ein Genuss!

„Glücksorte in der Ortenau“ ist für mich das erste Buch aus dieser inzwischen umfangreichen Buch-Reihe des Droste-Verlags. Und wenn die anderen Bände auch nur annähernd so interessant sind wie dieses Glücksbuch zur Ortenau, dann werde ich in Zukunft wohl noch häufig, erst virtuell-literarisch und dann auch in Persona, (nicht nur, aber immer wieder gerne) innerhalb Deutschlands verreisen. ;-)

In einem sehr gefälligen Schreib- und Sprachstil entführt uns Marion Stieglitz in ihre Heimat, in der es viel zu entdecken gibt. Die oft angenehm in einen erzählerischen Rahmen gefassten Texte zu den einzelnen Glücksorten, jeweils begleitet von einem ganzseitigen Foto, lassen sich flüssig lesen, sind informativ, unterhaltsam und wecken Interesse.

Dabei variiert der Aufbau der Texte immer etwas, so dass nicht nur durch die Glücksorte selbst, sondern auch durch deren Beschreibung für Abwechslung gesorgt ist. Dass zudem häufig Personen erwähnt werden, die mit dem jeweiligen Ort verbunden sind oder waren, oder ein anderer Gedankengang zum jeweiligen Ort mehr erzählt, als man bei normalen Reisebüchern erführe, das macht dieses Buch zu einer runden Sache und zu einer wirklich lohnenden Lektüre!

Was mir besonders am Herzen liegt, ist zu erwähnen, dass man immer erkennen kann, was genau den jeweils beschriebenen Ort zu einem "Glücksort" macht, zu einem Glücksort, der eben diesen Titel auf Grund seiner Wirkung auf den Leser und Gast trägt, denn seien es nun Düfte oder Kulinarisches, Ausflüge oder Aussichten, Produktives oder Lehrreiches, Abenteuerliches oder Erholsames, jeder Text macht deutlich, worin genau das Glück dieses Ortes besteht.

Ebenso begeistern mich kleine Hinweise am Rand, also im wahrsten Sinne des Wortes Randnotizen ;-), denn so eine dezente Zusatz-Info bzw. ein kleiner Querverweis ;-) auf einen weiteren, womöglich ebenfalls Glück ;-) bringenden Abstecher in die nähere Umgebung und die Angabe von Internetseiten sowie Infos zu Öffis bestätigen den rundum positiven Eindruck, den ich von diesem Glücksorte-Buch habe!

Abgerundet wird all das oben Beschriebene noch durch eine Übersichtskarte mit Angabe der größeren Orte und aller im Buch enthaltenen und mit einer zuordnenden Zahl versehenen „Glücksorte“.

Ich wiederhole mich gerne: „Glücksorte in der Ortenau“ mit dem trefflichen Untertitel „Fahr hin & werd glücklich“ hat mich in jeglicher Hinsicht überzeugt und ich gebe von Herzen gerne 5-Ortenau-Genießer-Sterne! ;-)

Bewertung vom 08.04.2022
Mordseefest / Caro Falk Bd.3
Johannsen, Emmi

Mordseefest / Caro Falk Bd.3


gut

„MORDSEEFEST“ ist der dritte Band aus der „Mordsee…“-Reihe von Emmi Johannsen und war für mich der erste Ausflug mit ihr auf die Insel Borkum. Die ersten beiden Bände nicht gelesen zu haben, war für das Verständnis der Geschichte zwar kein Hindernis, aber es fehlen dann doch ein paar Infos über familiäre Zusammenhänge und die Vorgeschichte und Entwicklung der Figuren .

Eine Inhaltsangabe und Cover-Beschreibung spare ich mir, da beides schon allein durch das Anklicken des Buches ersichtlich ist.
Dem Tenor einer Rezension entsprechend, möchte ich mich vielmehr gleich auf das Wesentliche stürzen (Vorsicht ;-) Wortspiel, denn im Buch geht es im Wesentlichen auch um einen Sturz und dessen Vorgeschichte) und meine Eindrücke zum Buch schildern.

Dank des lockeren Schreibstils habe ich ganz gut hineingefunden in die Welt der Protagonistin, Hobbydetektivin, Flughafenmitarbeiterin, Mutter, geschiedenen Schwiegertochter Caro Falk; mir gefallen ihr vermutlich entspanntes Verhältnis zu ihrem Sohn Justus und ihrem Schwiegervater Hinnerk und ihre freundschaftlich-kumpelige „Beziehung“ zu ihrem „Detektiv-Kollegen“ Jan Akkermann.
Leider aber spielt ihre Familie – wohl im Gegensatz zu den Vorgängerbänden – eine eher untergeordnete Rolle, was ich sehr schade finde, vor allem, weil es bei einem Cosy Crime doch genug Raum gegeben hätte, sie in die Geschichte mit einzubinden.

Die Ereignisse werde ich nicht zitieren, um denen, die das Buch erst noch lesen möchten, nicht zu viel zu verraten.
Nur so viel: die Geschehnisse sind nicht zu, aber so detailliert beschrieben, dass man sich die Szenerien gut vorstellen und sich in die Geschichte einigermaßen gut einfühlen kann.

Gleich im ersten, kursiv gedruckten und auch deshalb anfangs seltsam anmutenden Kapitel ist von einem "er" die Rede und es scheint ein neutraler Beobachter zu sein, der hier eine Szenerie am Strand beschreibt. Allerdings wird deutlich, dass es gleichzeitig um die Gedanken dieses "er" geht und diese Gedanken klingen bedrohlich.

Dass es um Mord geht, sagt ja schon der Titel, wie es aber dann zugeht bei den „privaten Ermittlungen“ von Caro und Jan und – ganz am Rande – auch bei den Ermittlungen des Kommissars Bachmann, von denen man leider nur durch dessen Gespräche mit Caro erfährt, das hat einen gewissen Unterhaltungswert. Mehr von den polizeilichen Ermittlungen zu erfahren, hätte dem Buch sicher gut getan.
Die Gespräche und Kabbeleien zwischen dem Kommissar und Caro lassen vermuten, dass es in den Vorgängergeschichten zwischen den Beiden schon einige Diskussionen und Meinungsverschiedenheiten gab und dass die Fragen und Anmerkungen von Kommissar Bachmann an Caro aus eben diesem Grunde oft einen eher rhetorischen Charakter haben, denn sie sind resignierend und vor ihrer Ignoranz kapitulierend.

Die „Privat-Ermittlungen“ werden immer wieder unterbrochen durch weitere (wie die schon oben erwähnte) kursiv gedruckte, in die Geschichte eingeflochtene, zunehmend grausam wirkende, Gänsehaut verursachende und sich als Rückblenden herausstellende Kapitel. So nach und nach lassen sie erahnen, worum es geht und was in der Vergangenheit geschah. Und aus „erahnen“ wird peu à peu ein „Erkennen“.

Das Finale, die Aufklärung des Falls, erinnert in seinem Modus Operandi an Agatha Christies genialen Hercule Poirot, da sich auch dort zum Schluss die Verdächtigen und der Detektiv (in diesem Buch natürlich Jan und v.a. Caro) zusammenfinden und der Fall - einem Showdown ähnlich - geklärt und der/die Verdächtige(n) überführt werden.

Was ich bei all dem aber als wirklich übertrieben empfinde, ist Caros Neugierde, eher schon hartnäckige und teilweise übergriffige Wissbegierde während ihrer Recherchen; es stößt mir unangenehm auf, wenn sie bei ihren Mitbürgern weiter und weiter nach Informationen bohrt, sehr wohl merkend, dass diese sich durch ihre nicht enden wollende Fragerei zu Recht bedrängt und belästigt fühlen. Diese überzogene Neugierde und die zum Zwecke der „Ermittlunge

Bewertung vom 05.03.2022
Mrs Agatha Christie / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.3
Benedict, Marie

Mrs Agatha Christie / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.3


ausgezeichnet

Diese fiktive(?) und raffiniert erzählte Geschichte ist eine literarische Verbeugung vor der großen Agatha Christie!

Das recht schlichte Cover in zum Plot passenden, gedeckten Farben lässt die sich dann zwischen den Buchdeckeln entwickelnde Geschichte kaum erwarten und überrascht in Teil 1 – nach einem sehr kurzen, aber prägnanten Prolog - mit einem raffinierten Geflecht aus 2 Erzählsträngen:

in einer Zeitlinie, verfasst in der Vergangenheitsform, wird aus der Sicht Agathas und in größeren Zeitsprüngen die Zeitspanne zwischen Oktober 1912 und Dezember 1926 erzählt, vom Kennenlernen ihres Mannes bis zum Tag ihres Verschwindens;
in der anderen Linie wird aus neutraler Perspektive die Gegenwart geschildert, genauer gesagt die Tage des Verschwindens Agathas und die Suche nach ihr, Tag für Tag.

Da die Autorin Marie Benedict in ihrem wortgewandten und flüssig lesbarem Schreibstil zwischen diesen beiden Erzählsträngen hin und herspringt, baut sich eine Spannung auf, die mich zum Schluss hin immer schneller lesen lässt, denn was ich hier lese, besonders dann aber auch in Teil 2, in dem die beiden Erzählstränge synchron sind und zusammenlaufen, ist einfach unglaublich (und) faszinierend.

Worüber ich im Laufe der Geschichte noch grübel, wie beispielsweise über das in deren Fortlauf zunehmend unterwürfige und im negativsten Sinne selbstlose, zu ihrer Person nicht passen wollende Verhalten Agathas, das löst sich schlussendlich in…nein, mehr kann ich hier nicht verraten. Lest selbst! ;-)

Ich persönlich empfinde diese Geschichte mit ihren fein gezeichneten Charakteren, der im besten Sinne unterhaltenden, manchmal ergreifenden, immer aber raffinierten Handlung und dem wahrlich geschickten Spannungsaufbau nebst furiosem Finale als eine äußerst gelungene und absolut lesenswerte Hommage an die große Agatha Christie!

Bewertung vom 27.02.2022
Gärten, Gift und tote Männer
Blasl, Klaudia

Gärten, Gift und tote Männer


ausgezeichnet

Die Autorin Klaudia Blasl hat eine Leidenschaft für Pflanzen, ganz besonders für „Böse Blumen“, gemeine Gewächse und die hohe Kunst der Giftmischerei. Und das merkt man ihrem Buch an. Denn was als „Pflanzenkrimi“ daherkommt, ist viel mehr als das, wenn man genau hinsieht. Da kennt sich Eine aus mit Geziefer und Gekräuch, Pflanzen und Pflänzchen, Schönem und Giftigem, giftigen Schönen und schön(en) ;-) Giftigen. Während man einen Krimi liest, lernt man so Allerlei aus Flora und Fauna, und das, was man liest, ist gut, mehr als das, es ist mörderisch!
Pauline und Berta, zwei Pensionistinnen im schönen Dörfchen Oberdistelbrunn, sind nicht immer klammheimlich einem Giftmörder auf der Spur. Ihre Entourage, bestehend aus 3 weiteren Seniorinnen, Paulines Neffen Vincent und nicht zuletzt ihrem Ehemann, bietet eine unterhaltsame Vielfalt an Charakteren, arrogant beäugt von einem überheblichen und im Dunkeln tappenden Kommissar.
Die Beschreibung von Örtlichkeiten und Personen, nachbarschaftlichem Zusammenleben und der schon erwähnten Entourage der Protagonistin, sind detailliert und wichtig, um dieses Buch nicht nur zu erlesen, sondern die Geschichte auch mit nicht wirklich allen, aber vielen Sinnen erleben zu können!
Unvergleichlicher, postgärtnerisch-schwarzer ;-) Humor und kluger Wortwitz, eine erstaunliche Sprachakrobatik und die unglaublichen, aber (be)merkenswerten Wortkreationen führen stets augenzwinkernd und gepaart mit fundiertem Pflanzenwissen durch eine kriminelle Geschichte, die ihren Höhepunkt in einem bestechend starken Finale findet!
„Gärten, Gift und tote Männer“ ist ein Krimi mit heimeligem Lokalkolorit einer dörflich-nachbarschaftlichen „Idylle“, bei dem man keine blutrünstige Hochspannung, sehr wohl aber sprachgewandte Unterhaltung vom Allerfeinsten erwarten sollte.
Legt die Schüppe zur Seite und lest, es lohnt sich!

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