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Benutzername: 
Claude
Wohnort: 
Hamburg

Bewertungen

Insgesamt 3 Bewertungen
Bewertung vom 06.03.2011
April in Paris
Wallner, Michael

April in Paris


sehr gut

Im Jahre 1943 arbeitet der junge Obergefreite Roth im besetzten Paris als Übersetzer für die Geheimpolizei. So richtig fühlt er sich nicht als Angehöriger der Besatzungsmacht, viel lieber gibt er sich verbotenerweise als Franzose aus und flaniert in zivil durch Paris. Dabei begegnet ihm Chantal, die Tochter eines Buchhändlers. Er verliebt sich in sie. Dass sie Mitglied der Résistance ist, merkt er erst, als es zu spät ist. Lange begreift Roth nicht, in welche Gefahr er sich selbst begeben hat.

Natürlich ist diese Liebesgeschichte eine tragische. Die Rezensionszitate aus dem Klappentext sind dabei leicht irreführend, denn die Balance zwischen „leichter Liebesgeschichte“ und „Nazi-Terror“ ist dabei keinesfalls gegeben, wiegen doch die Schilderungen von Folter sehr viel schwerer als die wenigen glücklichen Momente des Liebespaares. Die Handlung ist insgesamt etwas abstrus und teilweise auch unrealistisch aber trotzdem (oder gerade deswegen) auch sehr spannend. Auch die Sprache des Romans hat mir gefallen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.02.2011
Ich werde ein Berliner
Wash Echte

Ich werde ein Berliner


gut

“Wash Echte” ist nur das Pseudonym eines anonymen Amerikaners (?), der in einem Berliner Szenestadtteil lebt und bei einem großen Konzern arbeitet. In Berlin hat er es offenbar hauptsächlich mit den von ihm so genannten „Elitedeutschen“ zu tun, die er auf 285 Seiten durch den Kakao zieht.
Doch was sind „Elitedeutsche“? Nach Wash Echte sind es vor allem die Wahlberliner, die in unsanierten Altbauwohnungen vorzugsweise in Berlin-Mitte wohnen und einen extrem individuellen = alternativen Lebensstil pflegen. Sie stehen damit über den „Normalos“ und den „Spießern“. Der Autor schildert in seinem satirischen Buch seine Wahrnehmung der „Elitedeutschen“, ihren Lebensstil, ihre Arbeit, ihre Freizeit, ihre Weltanschauung und vor allem ihre Verlogenheit.

Das Buch besteht aus einer Ansammlung von Kolumnen und man merkt, dass es aus einem Blog entstanden ist. Es gibt keine Struktur in der Anordnung der Kapitel und es gibt viele Wiederholungen. Viele Gedanken von Wash Echte sind durchaus zutreffend und auch sehr witzig, mitunter überstrapaziert er aber das Stilmittel der Übertreibung und wirkt wie ein waschechter Misanthrop. Nervig sind auch seine extremen Verallgemeinerungen, denn er überträgt seine Beobachtungen mitunter auf München, Köln und Hamburg und liegt damit häufig ziemlich daneben.

Ich habe das Buch während meiner Zeit in Berlin morgens in der S-Bahn gelesen. Obwohl ich in einem der Szeneviertel gewohnt habe, habe ich keine „Elitedeutschen“ kennengelernt. Schade?!

Trotz der Kritikpunkte gebe ich drei Sterne *** weil das Buch durchaus Unterhaltungswert hat!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.02.2011
Deutschboden
Uslar, Moritz von

Deutschboden


ausgezeichnet

Moritz von Uslar tauscht für drei Monate das hippe Berlin gegen eine Kleinstadt irgendwo in der Brandenburgischen Provinz. Er taucht völlig ein in die ostdeutsche Provinz und macht dabei nichts anderes, als Menschen zu treffen, sie kennenzulernen und an ihrem Leben teilzuhaben.

Herausgekommen ist bei seinem Projekt eine fast süchtig machende Reportage. Das öde, langweilige, spießige und manchmal absurde Leben in der Kleinstadt mitten im Osten gibt zwar keine wirkliche Geschichte für den Reporter her, seine Reportage besteht größtenteils aus einer episodenhaften Aneinanderreihung von Treffen mit alkoholkranken Hartz-IV-Empfängern und orientierungslosen Jugendlichen.

Dennoch mochte ich das Buch kaum aus der Hand legen. Die präzisen Schilderungen des Reporters sind bitterböse und rührend zugleich. 20 Jahre nach der deutschen Einheit stimmt das Buch allerdings auch nachdenklich.

Auf jeden Fall hat sich der Ausflug in die ostdeutsche Provinz gelohnt. Absolute Leseempfehlung!

1 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.