Benutzer
Benutzername: 
Pusteblümchen

Bewertungen

Insgesamt 69 Bewertungen
Bewertung vom 15.10.2025
Schreiber, Jasmin

Da, wo ich dich sehen kann


ausgezeichnet

Ein Roman der aufschreckt und nachdenklich macht

Die neunjährige Maja findet ihre Mutter Emma tot auf, getötet durch ihren Vater Frank. Nun wohnt Maja bei den Großeltern ihrer Mutter. Der Schock sitzt tief, auch bei Liv, der besten Freundin von Emma und Patentante von Maja. Jeder fühlt sich irgendwie schuldig und überlegt was er hätte anders machen können oder was hätte anders laufen können. Inmitten dieses Gefühlschaos, der Trauer und der Wut steht die kleine Maja, die neben ihrer Mutter auch das Gefühl von Sicherheit und ihr Zuhause verloren hat. Zum Glück ist da Liv, die ihr ein wenig Halt gibt und die für sie da ist.

Jasmin Schreiber spricht hier ein Thema an, das in der Öffentlichkeit viel zu wenig Aufmerksamkeit findet. Es geht um Femizid, häusliche Gewalt und die Folgen für die Betroffenen.
Aus ganz unterschiedlichen Perspektiven erfahren wir welche Auswirkungen das auf die Familie und Freunde hat. Besonders die Sicht der kleinen Maja geht ans Herz.
Das Buch steckt voller Emotionen und zeigt wie hilflos unsere Gesellschaft der Gewalt durch Angehörige entgegensteht. Das entsetzliche Schweigen muss gebrochen werden.

Die Ereignisse dieses Romans sind fiktiv, aber leider finden sie jeden Tag in ähnlicher Form statt.
Es ist wichtig, dass unsere Gesellschaft nicht wegschaut, sondern so wie die Autorin in ihrem Buch, aufmerksam damit umgeht.

Bewertung vom 12.10.2025
Dabos, Christelle

Die Spur der Vertrauten


gut

Ein Leben ohne freien Willen

In dieser Story steht das Wir über allem. Es gibt keine Individualität und keine freien Entscheidungen. Diese gelten sogar als gefährlich. Die Menschen sind mit Instinkten ausgestattet, denen sie folgen. Es gibt unterschiedliche Instinkte, die aber alle dem Gemeinwohl dienen.
In dieser Welt leben unsere Protagonisten Claire und Goliath.
Claire ist Schülerin an der „Schule der Vertrauten“, besitzt allerdings keinen Instinkt, sondern ein Ich, womit sie eine Bedrohung für das System darstellt.
Goliath steht vor einem anderen Problem, er muss innerhalb kurzer Zeit ein Leben retten, um im System aufzusteigen.
Als immer mehr Schüler spurlos verschwinden, sind es Claire und Goliath, die sich zusammentun und dem nachgehen.
Mehr möchte ich über die Handlung hier noch nicht verraten und es ist mir auch kaum möglich, da diese sehr komplex ist.
Spannung ist von Anfang an gegeben und diese wuchs genauso wie meine Fragen. Die hier von der Autorin geschaffene Welt ist düster und nicht ganz einfach zu durchschauen. Die Idee dahinter ist originell und gut durchdacht. Einfach zu lesen war das Buch leider dennoch nicht, da die Story wechselnd aus der Sichtweise von verschiedenen Personen erzählt wurde. Das sorgte für einen guten Einblick in die Welt des Wirs, macht es aber auch ein wenig anstrengend.
Es gibt vieles, was ich hier wirklich lesenswert fand und was mir gut gefallen hat, gleichzeitig war ich immer wieder ein wenig verwirrt und hätte mir gewünscht, dass das Lesen ein wenig einfacher wäre.

Bewertung vom 10.10.2025
Lewis, Caryl

Wilder Honig


ausgezeichnet

Ein leises Buch voller Weisheiten
Hannah hat ihr ganzes Leben in ihrem Elternhaus in Berllan Dag verbracht, zunächst mit ihrem Eltern, dann mit ihrem Ehemann John. Dieser ist nun verstorben und hat ihr elf Briefe hinterlassen. In diesen gesteht er ihr ihre Liebe und deutet direkt zu Beginn an, dass etwas Ungesagtes zwischen ihnen geblieben ist.
Zu Hannahs Unterstützung reist ihre Schwester Sadie an, zu der sie schon seit längerem keinen Kontakt mehr hatte.
Mehr möchte ich über die Handlung hier noch nicht verraten.
Abgesehen davon ist dies auch kein Roman, der von seiner Handlung lebt, sondern von seinen Worten. Die Sprache von Caryl Lewis ist schon etwas ganz Besonderes. In sehr ruhigen Sätzen fängt sie das Leben der Protagonistinnen ein.
Die Briefe von John sind richtige kleine Schätze. In ihnen geht es vielfach um die Bienen und deren Sozialverhalten, die Imkerei und die Natur. Wenn man diese ein wenig auf sich wirken lässt, merkt man welche Parallelen es zu Johns Liebe zu Hannah gibt.
Der größte Teil der Handlung findet in dem Elternhaus und dem dazugehörigen Obstgarten statt. In dem Garten findet Hannah nach Johns Tod durch die Gartenarbeit wieder zu sich. Ich habe dabei einiges über das Gärtnern erfahren, sowie ich aus den Briefen viel über Bienen und die Natur hinzugelernt habe.
Auf mich hatte das Buch eine entschleunigende Wirkung, da es mehr durch seine sprachliche Schönheit als durch seine Handlung besticht. Ich kann den Roman allen empfehlen, die naturverbunden sind und Poesie mögen.

Bewertung vom 03.10.2025
Henn, Carsten Sebastian

Sonnenaufgang Nr. 5


ausgezeichnet

Ein Buch zum Wohlfühlen

Ich war sehr gespannt auf das neue Buch von Carsten Henn und muss zugeben, dass ich recht hohe Erwartungen hatte. Diese wurden voll und ganz erfüllt, da es für mich kaum etwas Schöneres gibt als ein Buch, in dem es thematisch um Bücher und das Schreiben geht. Zudem ist das Setting hier ganz großartig gewählt. Es geht direkt an die Küste und die Atmosphäre wird gelungen eingefangen.
Jonas ist gerade einmal 19 Jahre und hat sein Germanistikstudium abgebrochen. Er will nun Ghostwriter werden und seine erste Kundin ist Stella, eine Filmdiva, die möchte, dass er ihr Leben nur positiv darstellt. Es geht nicht nur um Jonas und Stella, sondern auch weitere Einwohner des Küstenstädtchens spielen eine entscheidende Rolle. Die Charaktere sind nahbar und wirken authentisch und verletzlich, was sie sehr menschlich macht.
„Jedes Leben ist es wert, erzählt zu werden.“, damit wirbt Jonas als Ghostwriter. Ich gebe ihm so Recht. Jedes Leben ist etwas ganz Besonderes und jeder Tag muss ganz bewusst gelebt werden.
Carsten Henn schreibt über das Leben, Erinnerungen und Freundschaft. Mal sind seine Worte poetisch, regen zum Nachdenken an und mal humorvoll. Diese Kombination hat bei mir ein warmes, wohliges Gefühl hervorgerufen. Gelungener lässt sich das Leben nicht einfangen.

Bewertung vom 19.09.2025
Specht, Heike

Die Frau der Stunde


ausgezeichnet

Ein Gedankenexperiment über Politik in den 1970er Jahren

Ich lese sehr gerne historische Romane, die auf wahren Begebenheiten beruhen. Dieser ist fiktiv, also wie ein Science-Fiction in der Vergangenheit.
Die Autorin baut hier ein Gedankenexperiment, das in der damaligen Zeit undenkbar war.
Wir befinden uns in den 1970er Jahren. Die Politikwissenschaftlerin Catharina Cornelius wird überraschend Außenministerin und Vizekanzlerin. Da sie eine Frau ist, stößt sie auf massiven Widerstand. Neben ihr gibt es weitere starke Protagonistinnen, die bedeutsame Posten belegen.

Während die Charaktere fiktiv sind, ist es der Hintergrund der Handlung nicht. Politische Ereignisse der damaligen Zeit im In- und Ausland sind eng mit der Geschichte verwoben. Obwohl ich wusste, dass das alles niemals so stattgefunden hat, konnte ich mir gut vorstellen, dass das alles genau so hätte ablaufen können.

Hier wird Politik für jeden zugänglich gemacht und unterhaltsam präsentiert. Gleichzeitig ist es ein wenig erschreckend wie wenig sich seitdem verändert hat. Politik ist nach wie vor eine Männerdomäne und die starken weiblichen Charaktere dieses Romans sind bis heute die Ausnahme geblieben.

Bewertung vom 06.09.2025
Keweritsch, Katja

Das Flüstern der Marsch


ausgezeichnet

Eine bewegende Familiengeschichte

Karl Hansens 80. Geburtstag steht an und die Familie trifft sich in der Marsch. Als die Enkelin Mona eintrifft, ist ihre Großmutter Annemie verschwunden. Während Karl nur wenig Besorgnis zeigt, beginnt Mona mit der Suche. Dabei taucht sie nach und nach immer tiefer in die Geschichte ihrer Familie ein.

Die Geschichte wird aus unterschiedlichen Perspektiven in verschiedenen Zeitebenen erzählt.

In der Gegenwart berichten Mona und Janne, 1994 Freya und 1964 Annemie. Durch diese Wechsel erfährt man nach und nach immer mehr über die Familie. Es ist wie bei einem Puzzle, aus vielen Einzelheiten ergibt sich letztendlich ein stimmiges Gesamtbild.

Wie schon die vorherigen Bücher beschreibt Katja Keweritsch auch hier die Landschaft und die Natur der Marsch sehr bildhaft.

Es werden viele verschiedene Themen aufgegriffen. Es geht um Familie, die Rolle der Frau, Doppelbelastung, Missbrauch und vieles mehr. Dadurch ist der Roman keine einfache Unterhaltungslektüre, sondern einer der zum Nachdenken anregt.

Bewertung vom 04.09.2025
Bach, Dagmar

Happy - Wo du mich findest


ausgezeichnet

Ein gelungener Trilogieauftakt

Junos Bay liegt an der kalifornischen Küste und damit hat Dagmar Bach eine wirklich traumhafte Kulisse gewählt.
Anouk hat hier im Strandhaus ihrer Eltern viele glückliche Tage verbracht. Inzwischen leben ihre Eltern getrennt, das Haus hat einen Wasserschaden und sie haben kein Interesse mehr daran.
Anouk will das Haus retten und reist gemeinsam mit ihrem besten Freund Joshua im Bus dorthin. Schon während der Reise trifft sie im Bus auf viele alte Bekannte aus der Junos Campingplatz-Clique und letztendlich auch noch auf Noah. Noah ist seit ihrer Kindheit ihr bester Freund und seit kurzem ein erfolgreicher Serienstar. Als Anouk mysteriöse Postkarten erhält, auf denen sie dazu aufgefordert wird, die Liebe zu finden, will Noah ihr dabei helfen herauszubekommen, was sich dahinter verbirgt.

Anouk war mir von Anfang an sympathisch. Mir gefiel ihre Verbundenheit zu dem Ort ihrer Kindheit und auch zu den übrigen Charakteren mit denen sie Sommer für Sommer aufgewachsen ist. Noah gefiel mir auch und er tat mir fast ein wenig leid, weil er mit seinem Erfolg zunächst so gar nicht umgehen konnte.

Während der erste Teil aus Anouks Perspektive geschildert wird, startet der zweite zum gleichen Zeitpunkt nur aus Noahs Perspektive. Dadurch passiert nicht mehr so viel Neues und dennoch fand ich diesen Sichtwechsel ausgesprochen interessant.

Mir gefiel das Rätsel um die Postkarten und auch die sich langsam entwickelnde Beziehung zwischen Anouk und Noah. Außerdem ist die Gemeinschaft in Junos Bay mit ihren liebenswerten Charakteren eine ganz besondere. Deswegen bin ich schon gespannt auf die folgenden Bände und wer dann im Mittelpunkt stehen wird.

Bewertung vom 23.08.2025
Keßler, Verena

Gym


ausgezeichnet

Schockierend und humorvoll zugleich

Die Handlung wird aus Sicht der Protagonistin geschildert. Sie ist Mitte 30 und gerade ein wenig aus der Form gekommen. Um das zu beheben, möchte sie in die Fitnessbranche wechseln und beginnt dort mit einer dicken Lüge, der viele weitere folgen. Mehr über die Handlung möchte ich an dieser Stelle lieber nicht verraten.
Es geht um Selbstoptimierung, Körperkult, Lifestyle, Fitness und gesunden Lebensstil, der schnell ins Gegenteil umschlägt. Die Protagonistin ist in allem was sie tut sehr konsequent und setzt ihre Ziele ohne Rücksicht auf Verluste durch, egal, ob es gegen sich selbst geht oder ob sie dafür andere ausnutzt. Sie weiß aus Erfahrung, dass Einsatz belohnt wird und zum Erfolg führt. Sympathisch ist sie nicht, aber dennoch wollte ich mehr über sie erfahren.
Das Buch ist wirklich anders als alles, was ich bisher gelesen habe und ich finde es unglaublich gut geschrieben. Es ist sehr ehrlich, faszinierend, abstoßend und schockierend zugleich. Dennoch musste ich immer wieder lachen, eine Kombination, die ich mag.

Bewertung vom 23.08.2025
Biedermann, Nelio

Lázár


ausgezeichnet

Das Leben einer ungarischen Adelsfamilie

Das Buch beginnt mit der Geburt von Lajos Lázár. Seine Familie lebt im Waldschloss im südlichen Ungarn.

Schon mit den ersten Seiten bin ich an den Beginn des 20. Jahrhunderts gereist. Der Autor beschreibt alles sehr detailliert, das Leben der Familie Lázár, ihr Schloss und die Atmosphäre dort. Alles wirkt ein wenig steif, passt aber auch gleichzeitig gut ins Zeitgeschehen und die Familienhierarchie.

In diesem Roman hat Nelio Biedermann seine Familiengeschichte und das historische Zeitgeschehen miteinander verwoben. Der Leser begleitet die Familie durch drei Generationen, lernt ihre Traditionen kennen und erlebt wie ihr Leben durch äußere historischen Ereignisse verändert wird. Gleichzeitig gibt es Einblicke in das innerste der Charaktere und ich bin im Nachhinein beeindruckt wie das alles auf so wenige Seiten gepasst hat.

Es ist ein beeindruckendes und intensives Leseerlebnis, das durch Krieg, politische Veränderungen, staatliche Macht seine Leser fordert, aber durch seinen angenehmen Schreibstil auch gut unterhält.

Bewertung vom 22.08.2025
Voosen, Roman;Danielsson, Kerstin Signe

Schwüre, die wir brechen / Svea Karhuu & Jon Nordh Bd.2


ausgezeichnet

Der zweite Fall Fall für Svea und Jon

In Malmö gibt es einen äußerst bizarren Leichenfund. Die Leiche hat einen Krokodilskopf und bei ihr findet sich eine verschlüsselte Nachricht. Damit haben Kommissar Jon Nordh und seine Kollegin Svea Karhuu ihren zweiten Fall. Es bleibt nicht bei einer Leiche und die Protagonisten und das Ermittlerteam haben jede Menge zu tun.

Es gibt nicht nur den Erzählstrang in der Gegenwart, sondern auch Rückblicke in die Vergangenheit. Die Zusammenhänge waren mir zunächst vollkommen unklar, aber jeder Handlungsstrang für sich ist spannend und interessant. Ebenso interessant gestalten sich die Ermittlungsarbeiten.

Die Protagonisten Svea und Jon sind sehr unterschiedliche Persönlichkeiten und absolut keine Mainstreamcharaktere. Sie und das Team arbeiten Hand in Hand, so dass es Spaß macht den Ermittlungsarbeiten zu folgen.

Der Fall ist gut gelöst, es bleiben lediglich Fragen im privaten Bereich der Protagonisten offen.