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Nina
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Sankt Augustin
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Ein Leben ohne Bücher kann ich mir nicht vorstellen!

Bewertungen

Insgesamt 47 Bewertungen
Bewertung vom 12.09.2025
McFadden, Freida

Die Kollegin - Wer hat sie so sehr gehasst, dass sie sterben musste? (eBook, ePUB)


gut

Mobbing

Das zentrale Thema in diesem Buch von der Königin der Twists – Frieda McFadden - ist Mobbing. Ein nicht seltenes Thema im Büroalltag, fast jeder wurde schon einmal damit konfrontiert. Im Mittelpunkt der Handlung steht Dawn Schiff, eine Mitarbeiterin, die vom Kollegenkreis als sonderbar wahrgenommen wird und sich zunehmend zur Außenseiterin entwickelt. Als sie eines Tages nicht zur Arbeit erscheint, nimmt eine dramatische Ereigniskette ihren Lauf, die Natalie Farrell, eine ihrer Kolleginnen, in ein undurchsichtiges Geflecht aus Verdächtigungen, Lügen und Gewalt führt.

Durch Emails, die Dawn ihrer besten Freundin geschrieben hat, lerne ich sie immer besser kennen. Und ja, sie ist sehr seltsam und da ich Bücher in Mailform oder auch Briefform nicht so gerne mag, haben mich diese Abschnitte schnell gelangweilt. Es war interessant, etwas mehr über die eigenartigen Angewohnheiten und Vorlieben von Dawn zu erfahren, aber für mich nahmen diese Mails zu viel unnötigen Raum ein.

Natürlich gibt es auch in diesem Buch einen Twist, der alles vorher Gelesene in Frage stellt und der Geschichte eine ganz neue Wendung gibt. Das ist einfach typisch für die US-amerikanische Ärztin und Bestsellerautorin Freida McFadden. Aber ich hatte schon darauf gewartet, deshalb war es für mich nicht so sehr überraschend. Das „Strickmuster“ hat sich bewährt, aber der Aha Effekt, der das erste Buch für mich außergewöhnlich gemacht hat, blieb dieses Mal aus.

Der Schreibstil ist gewohnt flüssig und bildhaft, so dass auch dieses Buch leicht und gut zu lesen ist. Einzig die E-Mail-Passagen haben mich etwas gestört.

Fazit: Freida McFadden hat wieder einen spannenden Psychothriller mit dem obligatorischen Twist vorgelegt, der mich aber nicht vollends überzeugt hat.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.09.2025
Russ, Rebecca

Der Weg - Jeder Schritt könnte dein letzter sein (eBook, ePUB)


sehr gut

Freundinnen

Julia wird bald heiraten und ihre Freundin Nicky hat sich etwas Besonderes für Julia überlegt. Sie möchte mit ihr den Kungsleden in Schweden erwandern. Die Stimmung bei den ehemals besten Freundinnen ist verhalten. Beide haben sich etwas aus den Augen verloren. Die Wanderung entwickelt sich schnell von einer harmlosen Unternehmung zu einem packenden Überlebensdrama. Die Natur wird dabei fast zu einem eigenen Charakter, der die Einsamkeit und Bedrohlichkeit der Situation intensiv spürbar macht.

Für mich war die Stimmung von Anfang an bedrückend und ich ahne ziemlich schnell, dass diese Wanderung nicht gut ausgehen wird. In Rückblenden erfahre ich viel aus Nickys Leben, aber auch über die Beziehung von Nicky und Julia. Diese Beziehung wird sehr vielschichtig dargestellt.

Der Spannungsbogen ist konstant straff gespannt, der Schreibstil von der deutschen Autorin ist packend und bildhaft vereinnahmend. Dadurch wird die düstere Atmosphäre und die innere Zerrissenheit der Figuren authentisch transportiert. Ich habe immer wieder gezweifelt, wem ich trauen kann und wie die Geschichte wohl enden wird.

Die Zusammenhänge erkenne ich erst ganz am Ende. Dann wird es auch heftig dramatisch und intensiv mit Wendungen, die ich nicht vermutet habe.

Fazit: Spannende Unterhalt mit unvorhersehbaren Wendungen und einem intensiven und dramatischen Ende

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.09.2025
Izquierdo, Andreas

Über die Toten nur Gutes / Ein Trauerredner ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

Bingo!

Es ist schon ziemlich genial und ungewöhnlich, einen Trauerredner auf Ermittlungstour zu schicken. Andreas Izquierdo hat es wieder einmal geschafft, mich zu überraschen und zu begeistern!

Schauplatz ist das Städtchen Glücksburg an der Ostsee. Dort lebt Mads, ein etwas naiver junger Mann mit seinem verschrobenen Vater Fridtjof zusammen in einem Haus. Allein das schon bietet Potential für viele humorvolle Szenen … ich sage nur Bingo! Fridtjof ist schon eine Marke der ganz speziellen Art. Mads geht aber so souverän mit seinem Vater um, das ist schön und lässt mich oft lächeln.

Mads arbeitet recht erfolgreich als Trauerredner. Als dann sein bester Freund aus Jugendtagen im benachbarten Beerdigungsinstitut eingeliefert wird, kommen die Erinnerungen und damit auch der Wille, den Tod von Patrick nicht einfach so hinzunehmen. Vor allen Dingen muss er ja recherchieren, denn Patrick hat eine wirklich gute Rede verdient.

So nehmen die Dinge ihren Lauf und Mads endet nicht nur einmal in einer ziemlich prekären Situation. Nachdem der Anfang ziemlich leicht und humorvoll war, so wird es immer spannender und auch gefährlicher für Mads. Ich mochte ihn von Anfang an und gegen Ende des Romans habe ich tiefen Respekt und Hochachtung für seine Entwicklung und seinen Mut. Was Mads auf sich nimmt, wie er mit Rückschlägen, Schuld und familiären Verstrickungen ringt, ist manchmal schmerzhaft zu lesen, aber stets authentisch und bewegend.

Nicht nur Hauptfiguren, auch die Nebencharaktere sind liebevoll und pointiert gezeichnet. Herr Barnardy, der stille Beobachter, ist für mich die heimliche Lieblingsfigur – unaufdringlich und doch mit einer Präsenz, die Spuren hinterlässt. Das „Team“, das sich rund um Mads formiert, bietet reichlich Potential für weitere Bände.

Andreas Izquierdo hat sich seinen besonderen Schreibstil, den ich so liebe, auch hier bewahrt, aber geizt auch nicht mit Cliffhangern. Das Buch lebt von seiner Mischung aus Spannung, menschlichen Abgründen, skurrilem Humor und echter Herzenswärme. Andreas Izquierdo gelingt es, große Themen wie Schuld, Vergebung und Familie in eine ungewöhnliche Kriminalgeschichte einzubetten, ohne je ins Kitschige abzudriften.

Eine Geschichte voller Wendungen und Emotionen, die ich mit einem Lächeln beendet habe.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.09.2025
Hall, Clare Leslie

Wie Risse in der Erde


ausgezeichnet

Emotional, dramatisch und spannend

Liebe, Verlust, Wut, Vergebung sind die zentralen Themen in diesem Buch, das mein Herz gestohlen hat. Am Ende muss ich fast weinen, weil ich mit diesem Ausgang nicht gerechnet habe und weil mir das Ende so gut gefällt.

Schauplatz ist das fiktive Örtchen Hemston in North Dorset, einer wunderschönen Gegend an der englischen Südküste. Dort erlebe ich eine ganze Palette an Emotionen. Selten hat mich ein Buch dermaßen gefesselt. Der Roman beginnt mit einem Todesfall, aber die Autorin lässt mich lange Zeit im Dunkeln tappen. Erst ganz am Ende erfahre ich, was passiert ist. Bis dahin erlebe ich in Rückblenden, wie die große Jugendliebe von Beth und Gabriel begonnen hat und wie sie endete. Ich erlebe die glückliche kleine Familie Beth, Frank und ihren Sohn Bobby und auch das Unglück, bei dem Bobby sein Leben verliert. Clare Leslie Hall erzählt auf verschiedenen Zeitebenen und manchmal nur in Andeutungen, so dass ich vieles vermute, aber nicht weiß.

Als Gabriel mit seinem Sohn Leo in die Heimat zurück kehrt, läuft vieles aus dem Ruder und die Idylle auf der Farm von Beth und Frank wird empfindlich und nachhaltig gestört.
Die Sprache ist eingängig und emotional. Das ist eines dieser Bücher, die ich einfach nicht weglegen konnte. Beth wird sehr facettenreich dargestellt, ich habe viele Einblicke in ihre Gedanken, da sie in der Ich-Form erzählt. Gabriel und Frank bedienen schon einige Klischees, aber nicht so, dass es mich stört. Sie sind nun mal grundverschieden, der extravagante Schriftsteller und der gütige und bodenständige Farmer. Ich erlebe Beths Konflikte, ihr Zögern, ihr schlechtes Gewissen, ihr Begehren und ihre Zerrissenheit hautnah mit. Ich selbst bin hin und hergerissen zwischen Verständnis und Empörung. Aber es gibt kein schwarz und weiß, sondern ganz viel dazwischen.

Dieses Buch ist ein emotionaler Liebesroman, eine dramatische Familiengeschichte und ein spannender Thriller in einem und ich habe es geliebt.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.09.2025
Myers, Benjamin

Strandgut (eBook, ePUB)


sehr gut

Trauer und Hoffnung

Benjamin Myers erzählt in „Strandgut“ die Geschichte von Bucky und Dinah, zwei Menschen, die auf unterschiedliche Weise vom Leben aus der Bahn geworfen wurden. Im Mittelpunkt des Romans steht zunächst die Reise von Bucky nach Scarborough, wo er auf einem Soulfestival auftreten soll. Bucky kann gar nicht glauben, dass er tatsächlich begeisterte Fans hat. Daneben nimmt die Trauer als allumfassende Kraft, die das Dasein verdunkelt – „wie ein Planet, der sich vor die Sonne schiebt“ einen bedeutenden Platz ein. Benjamin Myers beschreibt eindrücklich, wie Bucky nach dem Tod seiner Frau mit schmerzhafter Leere und Selbstzweifeln ringt. Die Trauer ist nicht einfach zu überwinden, sondern prägt jede Facette von Buckys Leben und Denken.

Gleichzeitig gelingt es dem Autor, die Schwere des Themas immer wieder mit trockenem, britischem Humor aufzulockern. In scharf beobachteten Dialogen und pointierten Bemerkungen blitzen Hoffnung und Menschlichkeit auf. Dinah, die zweite zentrale Figur, steht für die Möglichkeit des Neuanfangs. Mit viel Wärme und Authentizität begegnet sie Bucky, eröffnet ihm neue Perspektiven und wird zum entscheidenden Impuls, sich wieder auf das Leben einzulassen. Die Beziehung der beiden entwickelt sich behutsam und glaubhaft, ohne Pathos, aber mit gegenseitigem Respekt und Feingefühl.

Stilistisch besticht der Roman durch seine poetische Klarheit. Myers findet für komplexe Gefühle treffende, oft bildstarke Worte und zeichnet seine Figuren lebendig und nachvollziehbar. Besonders gelungen sind die inneren Monologe Buckys, die dessen Trauer, aber auch seinen schrittweisen Weg zurück ins Leben authentisch widerspiegeln.
Auch wenn die Erzählung mir streckenweise schwer auf dem Gemüt lastet, ist „Strandgut“ letztlich ein zutiefst menschlicher Roman über Verlust, Hoffnung und die Kraft der Begegnung. Das Meer dient dabei als Sinnbild für Sehnsucht und Freiheit und verleiht dem Roman eine besondere, melancholische Atmosphäre.

Fazit: „Strandgut“ ist ein einfühlsamer, vielschichtiger Roman, der die existenziellen Fragen des Lebens bewegend stellt und am Ende habe ich einen Hauch von Hoffnung gespürt.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.08.2025
Furniss, Jo

Der Stau


sehr gut

Nervenaufreibender Locked Car Thriller

Ein endloser Stau vor den Toren von London, eine Kommissarin kurz vor dem Ruhestand und ein Mörder, der ebenso wie seine potenziellen Opfer im Verkehrschaos gefangen ist. Das ist das Setting von „Der Stau“ und ich wurde sofort neugierig.

Schon der Einstieg zieht mich unweigerlich in die beklemmende Szenerie. Belinda Kidd – genannt Billy, vom Jetlag gezeichnet und eigentlich nach einer Auszeit in Australien auf dem Weg nach Hause, wird von der plötzlichen Explosion im Tunnel und der damit verbunden Sperrung der Autobahn genau wie alle anderen zum Anhalten gezwungen, denn nichts geht mehr. Die Idee, dass niemand entkommen kann – weder die Ermittlerin, noch der Täter – erzeugt ein konstantes, greifbares Spannungsfeld. Die Autorin spielt mit der Dynamik des Stillstandes.

Jo Furniss versteht es, die Figuren mit wenigen, prägnanten Kapiteln vorzustellen und so nach und nach ein Kaleidoskop menschlicher Abgründe, Ängste und Hoffnungen zu entwerfen. Extremes Setting, extreme Reaktionen: Ausnahmesituationen fördern bei allen Beteiligten überraschende Seiten zutage, sei es Misstrauen, Panik oder auch unerwartete Solidarität. Besonders Billy wird dabei nicht nur zur Ermittlerin, sondern auch zur Getriebenen ihrer eigenen Vergangenheit. Furniss gelingt es, die inneren Konflikte und Dämonen ihrer Hauptfigur schrittweise zu enthüllen, sei es durch Selbstgespräche oder Rückblicke in die Vergangenheit.

Der Schreibstil mag für manch einen etwas rau oder derb wirken; für andere passt er jedoch ausgezeichnet zu der düsteren, angespannten Atmosphäre, die über der gesamten Handlung liegt.

Ein besonderes Lob verdient die detailverliebte Ermittlungsarbeit: Billy setzt im Kopf und mit scharfem Blick Mosaiksteinchen um Mosaiksteinchen zusammen. Die Spannung entsteht nicht durch wilde Verfolgungsjagden, sondern durch akribische Beobachtung und das allmähliche Entschlüsseln menschlicher Verhaltensmuster.

Insgesamt hat mir „Der Stau“ gut gefallen. Die raffinierte Konstruktion, die vielschichtigen Charaktere und die konsequent durchgehaltene Stimmung machen das Buch lesenswert und spannend.

Fazit: Eine coole Idee, packend umgesetzt – und definitiv ein Thriller, der nachwirkt, denn wir alle geraten mal in einen Stau ...

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.08.2025
Beck, Jan

Zimmer 103. Hotel der Angst / Simon Dorn und Lea Wagner ermitteln Bd.1 (eBook, ePUB)


weniger gut

Leider nicht so spannend wie erhofft

Der Auftakt zur neuen Krimireihe von Jan Beck hat mich leider nicht überzeugt. Dabei beginnt es mit einem vielversprechenden und düsteren Szenario.

Ein Serienkiller treibt sein Unwesen, ein traumatisierter Kriminalpsychologe zieht sich nach persönlichen Verlusten in ein verfallenes Hotel zurück, und ein Mord an einer Cold-Case-Ermittlerin verstrickt die Figuren in einen neuen Fall. Der Klappentext verspricht ein innovatives Thriller-Erlebnis und die ersten Seiten liefern tatsächlich eine hohe Spannung, als Karla Hofbauer im Zuge ihrer verdeckten Ermittlungen in Hamburg ihr Leben verliert.
Im Mittelpunkt steht Simon Dorn, der nach tragischen Ereignissen seinen Polizeidienst quittiert und sich ins abgelegene Hotel Dornwald zurückzieht. Dort verwandelt er die Zimmer des verlassenen Hotels in einen makabren Schaukasten ungelöster Mordfälle. Seine einzige Verbindung zur Außenwelt ist Karla Hofbauer. Nach deren Tod wird die junge Kriminalpolizistin Lea Wagner auf die Spur des Falls angesetzt und reist nach Bad Gastein. Die Konstellation verspricht ein spannendes Katz-und-Maus-Spiel.

Allerdings hält das Buch diese Erwartungen nicht durchgehend. Während der Einstieg fesselnd ist, bleibt die Darstellung von Simon Dorn eher enttäuschend. Er wirkt auf mich seltsam, verschlossen und wenig sympathisch. Die Begegnung mit Lea Wagner bringt zwar Bewegung in die Handlung, doch auch diese Dynamik entfaltet sich nicht so spannend wie erhofft.

Die Grundidee – ein Kriminalpsychologe, der nach seinem Rückzug einen Schaukasten ungelöster Mordfälle inszeniert – ist originell und bietet viel Potenzial für eine düstere und psychologisch intensive Erzählung. Leider gelingt es dem Buch nicht, diese Tiefe konsequent auszuschöpfen. Die Figuren bleiben auf Distanz und erzeugen wenig Empathie, die Spannung flacht nach dem packenden Einstieg spürbar ab.

Das ungewöhnliche Setting hatte mich gelockt, aber leider enttäuscht.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.08.2025
Grandl, Peter

Reset


ausgezeichnet

Digitaler Kollaps
Peter Grandl hat mit Reset einen Thriller vorgelegt, der den Puls der Zeit trifft und mich mit seiner düsteren Zukunftsvision kalt erwischt hat. Denn ich habe die Geschichte als sehr real und beängstigend empfunden.

Im Zentrum stehen einige Hauptpersonen, die die Herzstücke dieses Thrillers sind. Reset ist in viele kurze Kapitel gegliedert, die jeweils den unterschiedlichen Hauptfiguren gewidmet sind. Rückblenden führen in deren Vergangenheit und lassen die Charaktere vielschichtig und greifbar erscheinen. So kommen mir die Hauptpersonen ziemlich nah, was das Lesen sehr emotional macht. Meine Lieblingsfigur ist Jill Jones, eine Großaktionärin der New York Times, die mit einer grandiosen Idee zur Lösung des weltweiten Problems beiträgt. Aber auch die Japanerin Seiko Ito und der Brite Valentine O’Brien sind faszinierende Persönlichkeiten.

Das Hauptthema in „Reset“ sind Deepfakes und Künstliche Intelligenz, die den Informationsfluss manipulieren und die Wahrheit infrage stellen. Gerade heute, wo gefälschte Bilder, Videos und Audiodateien zunehmend im Social Media präsent sind, wirkt das Szenario absolut realistisch und bedrückend. Peter Grandl zeigt, wie dünn die Grenze zwischen Fiktion und Wirklichkeit geworden ist und wie leicht Vertrauen zerstört werden kann, wenn die Fakenews auf bislang seriösen Nachrichtenseiten auftauchen.

Der Stil ist schnörkellos verbunden mit schnellen Perspektivwechseln. Die vielen kurzen, fokussierten Kapitel sorgen für Tempo und Spannung. Das gefällt mir richtig gut. „Reset“ ist ein beängstigender, hochaktueller Thriller mit vielschichtigen, starken Charakteren. Das Buch regt zum Nachdenken über digitale Sicherheit, Vertrauen und die Zukunft der Kommunikation an. Das Buch geht unter die Haut und bleibt lange im Gedächtnis. Es ist eines der Werke, die man nicht vergisst, weil sie die aktuelle Weltlage glaubhaft widerspiegeln.

Aber „Reset“ ist nicht nur spannend und beängstigend, sondern gibt auch Hoffnung. Absolute Leseempfehlung.

7 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.08.2025
Stava, Sophie

Eine falsche Lüge - Wird es ihre letzte sein? (eBook, ePUB)


gut

Spiel mit Identität und Wahrheit

Sophie Stava legt mit „Eine falsche Lüge“ ihr Debüt vor und widmet sich darin dem vielschichtigen Thema der Selbstinszenierung und den Facetten der Lüge. Im Mittelpunkt steht Sloane Caraway, deren Leben von kleinen und großen Unwahrheiten durchzogen ist. Sie lügt nicht aus Bosheit, sondern um sich interessanter zu machen, um Anerkennung und Nähe zu gewinnen. Schon zu Beginn wird deutlich, wie leicht ihr das Täuschen fällt: Als sie in einem Park einem weinenden Mädchen begegnet und sich kurzerhand als Krankenschwester ausgibt, setzt sie eine Kette von Ereignissen in Gang, die ihr Zugang zu einer privilegierten Familie verschafft.

Die Dynamik zwischen Sloane und Violet, der Mutter des Mädchens, entwickelt sich rasch. Sloane wird von der hilfsbereiten Fremden zum Kindermädchen und findet in Violet eine Freundin – oder zumindest eine Verbündete. Doch die zwischenmenschlichen Beziehungen sind von Beginn an von Unsicherheit und Täuschung geprägt. Sloane beginnt, sich immer mehr an Violet zu orientieren, übernimmt äußerliche Merkmale und wird von Violet sogar ermutigt, sich ihr weiter anzunähern. Ich frage mich immer öfter: Ist Sloane wirklich die Einzige, die lügt? Welche Wahrheiten bleiben verborgen?

Die Figurenzeichnung ist bewusst ambivalent gehalten. Violet erscheint zunächst freundlich und undurchsichtig, erst später erschließt sich ihr wahres Wesen. Jay Lockhart, Violets Ehemann, wird als attraktiv beschrieben, bleibt jedoch in seiner Charakterzeichnung blass und wenig greifbar. Sloane selbst ist für mich eine arme Person, deren Lügen mehr Ausdruck eines Mangels als einer Täuschungsabsicht sind.

Stavas Erzählstil ist gegenwärtig und direkt, die Geschichte beginnt recht spannend, verliert aber bald an Tempo und Tiefgang. Erst mit dem großen Twist, der an Freida McFaddens „Wenn sie wüßte“ erinnert, gewinnt der Roman neue Spannung und überrascht mit einer Wendung, die das bisherige Geschehen in ein anderes Licht rückt. Bis dahin bleibt die Handlung nett und unterhaltsam, aber wenig nachhallend. Auch das Ende hat mir nicht gut gefallen. Letztendlich eine nette Geschichte, die mich nicht wirklich überzeugen konnte.

8 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.08.2025
Strohmeyer, Anette

Die Frau und der Fjord


ausgezeichnet

Im Mittelpunkt der Erzählung steht Gro Kristjánsdóttir. Sie lässt nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes Nicklas alles hinter sich und zieht sich in ein einfaches Holzhaus auf den norwegischen Lofoten zurück. Dort widmet sie sich ihrer Trauer und versucht ganz zaghaft einen Neuanfang fernab jeglicher Zivilisation. Die karge, raue Szenerie des Polarkreises ist zugleich Trost, Herausforderung und Spiegelbild der inneren Gefühlswelt von Gro.

Der Einstieg in den Roman ist von tiefer Melancholie geprägt. Gro versinkt in ihrer Trauer, die sie oft überwältigt. Ich erlebe mit Gro die Schwere und Unausweichlichkeit des Verlustes. Das macht mich mitunter sehr traurig, denn ich mag mir diesen Verlust nicht vorstellen. Die Trauer wird nicht beschönigt, sondern als Prozess in all seinen Facetten gezeigt – mit Zweifeln, Rückblicken, der Angst, Fehler gemacht zu haben, und dem Wunsch, niemanden mehr an sich heranzulassen. Das war manchmal schwer auszuhalten. Aber die atemberaubende Natur und auch die Einsamkeit, für die sich bewusst entschieden hat, helfen Gro Schritt für Schritt aus ihrer Trauer heraus und den Wert des Lichtes nach der Dunkelheit neu zu entdecken.

Mitten in der Einsamkeit bringt ein stürmischer Abend die Wende: Der Fischer Jens ist mit seinem Boot in Gros Fjord havariert und während sie ihn gesund pflegt, entsteht ganz zaghaft Nähe. Die Annäherung ist behutsam erzählt, es ist ein fragiles Tasten, frei von jeglichem Kitsch, das von Unsicherheit und vorsichtiger Hoffnung geprägt ist. Es wird immer mehr deutlich, dass wirkliche Heilung nur in der Begegnung mit anderen möglich ist. Dies wird nicht nur durch die Beziehung zu Jens erkennbar, sondern auch durch die Konfrontation mit ihrer Vergangenheit. So ganz ohne Spannung geht es in einem Buch von Anette Strohmeyer nicht. Aber für mich hat dieser nicht unwichtige Teil gar keine so große Rolle gespielt.

Das Buch ist in vier Teile gegliedert. die den Jahreszeiten folgen. Der Roman beginnt im Winter, wenn die Dunkelheit am tiefsten ist, und folgt dem natürlichen Wandel bis in den Frühling und Sommer, wenn das Licht zurückkehrt – ein geschicktes Symbol für den Trauerprozess und die allmähliche Öffnung von Gro.

Die Sprache ist klar und atmosphärisch. Mit wenigen, sorgfältig gewählten Worten entstehen Bilder vor meinem inneren Auge, die lange nachwirken. Besonders die Landschaftsbeschreibungen und die Darstellung der Emotionen sind von großer Sensibilität geprägt. Anette Strohmeyer verzichtet auf übertriebene Dramatik und setzt stattdessen auf leise Zwischentöne. Am Ende bleibt das Gefühl, dass nur jene, die die Dunkelheit kennen, das Licht wirklich schätzen können. Und dass jeder Fjord, jeder Neubeginn, seinen eigenen Zauber hat, den es zu entdecken gilt.

8 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.