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Nina
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Ein Leben ohne Bücher kann ich mir nicht vorstellen!

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Insgesamt 39 Bewertungen
Bewertung vom 10.08.2025
Stava, Sophie

Eine falsche Lüge - Wird es ihre letzte sein? (eBook, ePUB)


gut

Spiel mit Identität und Wahrheit

Sophie Stava legt mit „Eine falsche Lüge“ ihr Debüt vor und widmet sich darin dem vielschichtigen Thema der Selbstinszenierung und den Facetten der Lüge. Im Mittelpunkt steht Sloane Caraway, deren Leben von kleinen und großen Unwahrheiten durchzogen ist. Sie lügt nicht aus Bosheit, sondern um sich interessanter zu machen, um Anerkennung und Nähe zu gewinnen. Schon zu Beginn wird deutlich, wie leicht ihr das Täuschen fällt: Als sie in einem Park einem weinenden Mädchen begegnet und sich kurzerhand als Krankenschwester ausgibt, setzt sie eine Kette von Ereignissen in Gang, die ihr Zugang zu einer privilegierten Familie verschafft.

Die Dynamik zwischen Sloane und Violet, der Mutter des Mädchens, entwickelt sich rasch. Sloane wird von der hilfsbereiten Fremden zum Kindermädchen und findet in Violet eine Freundin – oder zumindest eine Verbündete. Doch die zwischenmenschlichen Beziehungen sind von Beginn an von Unsicherheit und Täuschung geprägt. Sloane beginnt, sich immer mehr an Violet zu orientieren, übernimmt äußerliche Merkmale und wird von Violet sogar ermutigt, sich ihr weiter anzunähern. Ich frage mich immer öfter: Ist Sloane wirklich die Einzige, die lügt? Welche Wahrheiten bleiben verborgen?

Die Figurenzeichnung ist bewusst ambivalent gehalten. Violet erscheint zunächst freundlich und undurchsichtig, erst später erschließt sich ihr wahres Wesen. Jay Lockhart, Violets Ehemann, wird als attraktiv beschrieben, bleibt jedoch in seiner Charakterzeichnung blass und wenig greifbar. Sloane selbst ist für mich eine arme Person, deren Lügen mehr Ausdruck eines Mangels als einer Täuschungsabsicht sind.

Stavas Erzählstil ist gegenwärtig und direkt, die Geschichte beginnt recht spannend, verliert aber bald an Tempo und Tiefgang. Erst mit dem großen Twist, der an Freida McFaddens „Wenn sie wüßte“ erinnert, gewinnt der Roman neue Spannung und überrascht mit einer Wendung, die das bisherige Geschehen in ein anderes Licht rückt. Bis dahin bleibt die Handlung nett und unterhaltsam, aber wenig nachhallend. Auch das Ende hat mir nicht gut gefallen. Letztendlich eine nette Geschichte, die mich nicht wirklich überzeugen konnte.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.08.2025
Strohmeyer, Anette

Die Frau und der Fjord


ausgezeichnet

Im Mittelpunkt der Erzählung steht Gro Kristjánsdóttir. Sie lässt nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes Nicklas alles hinter sich und zieht sich in ein einfaches Holzhaus auf den norwegischen Lofoten zurück. Dort widmet sie sich ihrer Trauer und versucht ganz zaghaft einen Neuanfang fernab jeglicher Zivilisation. Die karge, raue Szenerie des Polarkreises ist zugleich Trost, Herausforderung und Spiegelbild der inneren Gefühlswelt von Gro.

Der Einstieg in den Roman ist von tiefer Melancholie geprägt. Gro versinkt in ihrer Trauer, die sie oft überwältigt. Ich erlebe mit Gro die Schwere und Unausweichlichkeit des Verlustes. Das macht mich mitunter sehr traurig, denn ich mag mir diesen Verlust nicht vorstellen. Die Trauer wird nicht beschönigt, sondern als Prozess in all seinen Facetten gezeigt – mit Zweifeln, Rückblicken, der Angst, Fehler gemacht zu haben, und dem Wunsch, niemanden mehr an sich heranzulassen. Das war manchmal schwer auszuhalten. Aber die atemberaubende Natur und auch die Einsamkeit, für die sich bewusst entschieden hat, helfen Gro Schritt für Schritt aus ihrer Trauer heraus und den Wert des Lichtes nach der Dunkelheit neu zu entdecken.

Mitten in der Einsamkeit bringt ein stürmischer Abend die Wende: Der Fischer Jens ist mit seinem Boot in Gros Fjord havariert und während sie ihn gesund pflegt, entsteht ganz zaghaft Nähe. Die Annäherung ist behutsam erzählt, es ist ein fragiles Tasten, frei von jeglichem Kitsch, das von Unsicherheit und vorsichtiger Hoffnung geprägt ist. Es wird immer mehr deutlich, dass wirkliche Heilung nur in der Begegnung mit anderen möglich ist. Dies wird nicht nur durch die Beziehung zu Jens erkennbar, sondern auch durch die Konfrontation mit ihrer Vergangenheit. So ganz ohne Spannung geht es in einem Buch von Anette Strohmeyer nicht. Aber für mich hat dieser nicht unwichtige Teil gar keine so große Rolle gespielt.

Das Buch ist in vier Teile gegliedert. die den Jahreszeiten folgen. Der Roman beginnt im Winter, wenn die Dunkelheit am tiefsten ist, und folgt dem natürlichen Wandel bis in den Frühling und Sommer, wenn das Licht zurückkehrt – ein geschicktes Symbol für den Trauerprozess und die allmähliche Öffnung von Gro.

Die Sprache ist klar und atmosphärisch. Mit wenigen, sorgfältig gewählten Worten entstehen Bilder vor meinem inneren Auge, die lange nachwirken. Besonders die Landschaftsbeschreibungen und die Darstellung der Emotionen sind von großer Sensibilität geprägt. Anette Strohmeyer verzichtet auf übertriebene Dramatik und setzt stattdessen auf leise Zwischentöne. Am Ende bleibt das Gefühl, dass nur jene, die die Dunkelheit kennen, das Licht wirklich schätzen können. Und dass jeder Fjord, jeder Neubeginn, seinen eigenen Zauber hat, den es zu entdecken gilt.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.08.2025
Caspian, Hanna

Schwestern des brennenden Himmels


ausgezeichnet

Sorgfältig recherchiert und meisterhaft erzählt

Zum wiederholten Mal begebe ich mich in die Zeit nach dem 2. Weltkrieg. Schauplatz ist dieses Mal Potsdam, wo die legendäre Konferenz stattfindet. Vor diesem Hintergrund erzählt Hanna Caspian die Geschichte von Ann Miller, die als Mitglied der britischen Delegation nach Potsdam reist.

Während die 3 Großen auf Schloss Cecilienhof über das Schicksal Deutschlands debattieren, versucht Ann ihre Fehler aus der Vergangenheit wieder gut zu machen. Sie sucht verzweifelt nach überlebenden Familienmitgliedern und bekommt dabei Hilfe von dem amerikanischen Soldaten Jackson. Beide wachsen an der schwierigen Situation. Aber kann Ann Gefühle für jemanden zulassen, der die Deutschen so sehr hasst wie Jackson?

Im Mittelpunkt stehen zwar Ann und Jackson, aber es ist Liesel, die mich am meisten berührt hat. Anfangs erscheint sie verschlossen und distanziert. Aber im weiteren Verlauf erfahre ich immer mehr über ihr Schicksal. Liesel steht exemplarisch für viele Menschen der damaligen Zeit, denen so schlimmes widerfährt und die dennoch die Kraft finden, weiterzuleben.

Die gekonnt eingebauten Rückblenden zeigen mir ein umfassendes Bild der Vergangenheit von Ann und Liesel. Sie machen deutlich, wie prägend vergangene Erlebnisse für das Handeln und Empfinden in der Gegenwart sind. Die Einteilung in vier Abschnitte sorgt für eine klare Gliederung der Handlung und gab mir Raum für Reflexion und Gespräche.

Hanna Caspian versteht es, die Spannungsbögen sorgsam zu setzen und dennoch Platz für leise, nachdenkliche Momente zu lassen. Sie spart nicht mit feinen Beobachtungen, die das gesellschaftliche Klima jener Jahre einfangen: Unsicherheit, Misstrauen, aber auch der unbedingte Wille, das eigene Schicksal in die Hand zu nehmen.

Die Sprache von Hanna Caspian ist klar, packend und von einer schlichten Eleganz, die weder Effekthascherei noch Sentimentalität benötigt und sie geht absolut unter die Haut. Sie versteht es meisterhaft, große Gefühle mit wenigen Worten zu transportieren, und gibt selbst den stillen Momenten Gewicht. Die Dialoge sind authentisch, lebensnah und entfalten ihre Wirkung durch das, was unausgesprochen bleibt.

Ich bin tief beeindruckt! Dieses Buch ist ein literarisches Kleinod, das gleichermaßen unterhält, berührt und bildet – und somit weit mehr ist als nur ein weiterer historischer Roman.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.07.2025
Höflich, Sarah

Maikäferjahre (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Liebe, Mut und Menschlichkeit

Ich habe schon viele Bücher über diese schlimme Zeit gelesen und bin jedes Mal aufs Neue erschüttert und tief berührt.

Im Frühjahr 1945 ist Europa von Krieg und Zerstörung gezeichnet. Anni flieht gemeinsam mit ihrer kleinen Tochter und dem halbjüdischen Geiger Adam aus dem brennenden Dresden. Ihr Weg ist gefährlich und führt sie durch das von Besatzungsmächten durchzogene Deutschland bis zu ihrer Schwiegerfamilie nach Tirol. Dort stehen die drei vor einer schweren Entscheidung: Wenn Anni bleiben will, muss Adam gehen.

Währenddessen entkommt Annis Zwillingsbruder Tristan nur knapp dem Tod und gerät in britische Kriegsgefangenschaft. Trotz heftiger Anfeindungen pflegt ihn dort die britische Krankenschwester Rosalie. Zwischen ihnen entsteht eine Liebe, die nicht nur durch das Gesetz, sondern auch durch Rosalies schottische Familie verboten ist.

Die Zerstörung Dresdens in nur einer Nacht, die Verzweiflung und die Ablehnung der Menschen werden anschaulich geschildert. Ebenso gelingt es der Autorin, die ein feines Gespür für historische Details an den Tag legt, die Atmosphäre in Deutschland und Großbritannien lebendig einzufangen. Und immer wieder erscheinen kluge Menschen, die durch ihre Haltung das Leid lindern und Hoffnung geben: „Nur Sieger, die fähig sind, ihre einstigen Feinde zu umarmen, haben ihren Sieg wirklich verdient.“ So ein schöner und wahrer Satz! Der Roman ist geprägt von dramatischen Szenen und Momenten, die tief berühren und Hoffnung geben.

Der Schreibstil zeichnet sich aus durch die klare, schnörkellose Sprache, die dennoch immer wieder poetische Bilder zulässt. Sarah Höflich schildert dramatische Szenen mit einer Intensität, die unter die Haut geht, ohne ins Sentimentale oder Übertriebene abzugleiten. Besonders beeindruckend sind die Passagen, in denen die Autorin die großen historischen Ereignisse mit privaten Schicksalen verwebt und so Geschichte auf eine persönliche, greifbare Ebene holt.

Sarah Höflich ist mit „Maikäferjahre“ ein eindrucksvoller Roman gelungen, der historische Ereignisse und persönliche Schicksale zu einer vielschichtigen, emotional bewegenden Geschichte verwebt. Es regt zum Nachdenken an, erschüttert und tröstet zugleich – und bleibt lange im Gedächtnis.

7 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.07.2025
Peters, Amanda

Beeren pflücken (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Verlust, Schuld und die Suche nach Wahrheit

Im Mittelpunkt dieser tragischen Geschichte stehen 2 Kinder, die ich bis ins hohe Erwachsenenalter begleite. Im Juli 1962 reist eine indigene Mi'kmaq-Familie aus Nova Scotia in das amerikanische Maine, um wie immer den Sommer über Blaubeeren zu pflücken. Während dieser scheinbar friedlichen Zeit verschwindet die vierjährige Ruthie spurlos. Der letzte Mensch, der sie sieht, ist ihr älterer Bruder Joe. Der Verlust erschüttert die Familie bis ins Mark und bleibt fast fünf Jahrzehnte lang ein ungelöstes Rätsel.

Parallel dazu verfolge ich das Leben von Norma, die als Einzelkind in wohlhabenden Verhältnissen in Maine aufwächst. Sie leidet unter der übergriffigen Fürsorge ihrer Mutter. Immer wieder wird sie von unerklärlichen Träumen heimgesucht, die sich wie Splitter einer verlorenen Erinnerung anfühlen. Mit dem Erwachsenwerden wächst in ihr das Gefühl, dass ihre Eltern ihr ein entscheidendes Geheimnis vorenthalten.

Die Kapitel wechseln ab zwischen Joes und Normas Perspektive. Während Joe von Schuldgefühlen und der Suche nach Erlösung gezeichnet ist, kämpft Norma um Selbstbestimmung und die Wahrheit über ihre Herkunft. Ihre Geschichten laufen lange Zeit parallel, bevor sie sich – ganz allmählich und doch unausweichlich – miteinander verweben.
Die Sprache von Amanda Peters ist klar und sehr empathisch. Bei vielen Sätzen muss inne halten und ich habe einige Lieblingssätze markiert.

Die Figuren sind sehr vielschichtig angelegt. Sie durchleben sehr viele Emotionen und Amanda Peters schildert diese Gefühle sehr einfühlsam und anschaulich.

Die zentralen Themen sind Identität, Zugehörigkeit und der Umgang mit Schuld. Joe verkörpert die Unfähigkeit, loszulassen und sich selbst zu verzeihen. Norma hingegen steht für die Hoffnung, dass die Wahrheit – so schmerzhaft sie auch sein mag – letztlich befreiend wirkt.

Ein weiteres Thema ist das Schweigen. Familiengeheimnisse und das Nichterzählen bestimmter Wahrheiten prägen das Leben der Figuren oft mehr als die ausgesprochenen Worte. Es ist ein Schweigen, das trennt, aber auch eines, das schützen will.

Amanda Peters versteht es, die Spannung beständig zu halten. Ich ahne früh, dass Joes und Normas Geschichten miteinander verbunden sind, aber die Autorin lässt sich Zeit mit der Auflösung. Erst spät im Buch erfahre ich, was wirklich mit Ruthie geschah und wie tief die Wunden sind, die ein solcher Verlust hinterlässt. „Beeren pflücken“ ist ein bewegender Roman, der lange nachhallt.

8 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.07.2025
Pierre, Marie

Der Weg der Frauen / Das Pensionat an der Mosel Bd.3


ausgezeichnet

Poetisch, spannend und dramatisch

Schon zum dritten Mal entführt mich Marie Pierre nach Lothringen in das jetzige Thionville (damals Diedenhofen) in das Pensionat von Pauline Martin. Auch dieses Mal steht Pauline im Mittelpunkt des Geschehens denn sie wird mit den Folgen der Verhaftung ihrer Schülerin Sophie konfrontiert, die sich bei einer Kundgebung für Frauenrechte engagiert hat. Die Situation lässt nicht nur den Ruf des Pensionats leiden, sondern bringt auch Pauline in eine prekäre Lage. Sophie kehrt nach ihrer Entlassung aus Luxemburg als gebrochene Persönlichkeit zurück, und Pauline beginnt, über nachzuforschen. Das führt sie zu verstörenden Entdeckungen im Elternhaus des Mädchens.

Die Handlung wird zusätzlich durch Paulines persönliche Konflikte vertieft. Sie wird zwischen zwei Männern zerrissen: ihrem ehemaligen Verlobten Roland, der erneut um sie wirbt, und Erich von Pliesnitz, der sich enttäuscht zurückzieht, als er von Rolands Rückkehr erfährt. Diese Dreiecksbeziehung zwingt Pauline dazu, eine Entscheidung zu treffen, die nicht nur ihre Zukunft, sondern auch ihr Herz auf eine harte Probe stellt.

Marie Pierre gelingt es meisterhaft, historische Ereignisse mit einer fiktiven Erzählung zu verweben. Die Atmosphäre des frühen 20. Jahrhunderts wird so lebendig eingefangen, dass man sich förmlich in die damalige Zeit versetzt fühlt. Besonders beeindruckend ist die Darstellung der gesellschaftlichen Kämpfe und Herausforderungen, mit denen Frauen zu jener Zeit konfrontiert waren. Themen wie Frauenrechte, gesellschaftliche Erwartungen und persönliche Freiheit ziehen sich wie ein roter Faden durch das Buch.

Die Sprache des Romans ist von einer bemerkenswerten Eleganz, die perfekt zur Erzählung passt. Viele Sätze wirken wie kleine poetische Kunstwerke, die mich oft innehalten lassen. Der Schlusssatz gehört zu den schönsten, die ich in der letzten Zeit gelesen habe und lässt mich mit einem guten Gefühl, einem Lächeln und einer kleinen Gänsehaut das Buch beenden.

"Der Weg der Frauen"* von Marie Pierre ist ein emotionaler und gut recherchierter historischer Roman, der mich nicht nur durch seine spannende Handlung, sondern auch durch seine feinfühlige Charakterzeichnung und seinen poetischen Stil begeistert hat. Marie Pierre erzählt eine kraftvolle berührende Geschichte über Mut, Veränderung und die Suche nach Selbstbestimmung in einer von gesellschaftlichen Zwängen geprägten Zeit.

10 von 10 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.06.2025
Engel, Henrike

Die Lichter über St. Pauli / Elbnächte Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein bisschen düster und sehr atmosphärisch

Ich mag Hamburg sehr und deshalb habe ich mich auch gerne in das Hamburg im Jahr 1913 von Henrike Engel entführen lassen. Schon damals war es eine faszinierende und vielschichtige Stadt, was mir die Autorin gut und anschaulich vermitteln konnte.
Der Sommer 1913 wird das Leben von 3 Menschen für immer verändern.– Louise, Ella und Paul – die jeweils auf ihre eigene Weise mit Schicksalsschlägen kämpfen und sich schließlich in der turbulenten Atmosphäre von Sankt Pauli begegnen.
Louise lebte Viktors Leben und wurde sehr unsanft wach gerüttelt. Paul hadert mit seinem Schicksal, seit er seinen Arm und dadurch auch den geliebten Job als Polizist verloren hat. Ella wurde von ihren Eltern verkauft und musste dann ihren Körper verkaufen. Sie flieht und ein Zufall führt sie nach Hamburg, wo sie auf Louise und Paul trifft. Mein Lieblingssatz von Ella: „Ich habe Hunger, solchen Hunger, auf das Leben und darauf meine eigene Herrin zu sein.“ Sie ist meine Lieblingsfigur und ich bewundere ihren Mut und auch ihre Entwicklung. Sie ist ein Mensch, den man einfach mögen muss.
Doch zunächst werden alle drei in einen Mordfall verwickelt und da ist Spannung garantiert.
Die Wechselwirkungen zwischen den Figuren und die düstere, aber atmosphärische Kulisse von Sankt Pauli machen "Elbnächte" zu einem fesselnden Leseerlebnis. Es geht um Verlust, Mut und Hoffnung und ich war gefesselt und begeistert von den Einblicken in die gesellschaftlichen Herausforderungen. Beste und spannende Unterhaltung nicht nur für Hamburg-Liebhaber!

11 von 11 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.06.2025
Scott, Lia

Ein Traum von morgen / Sturmjahre Bd.5 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Grandioses Finale

Der fünfte Teil der Pentalogie um die Dennon Geschwister ist Ian gewidmet, der nach einer langen und schmerzvollen Zeit nach dem Krieg endlich heimkehrt. Ich habe sehnsüchtig auf den letzten Teil gewartet und es war wie erwartet wieder ein Gefühl wie nach Hause zu kommen. Die Familie und auch das fiktive Örtchen Foxgirth sind mir mittlerweile so vertraut! Auf Ian war ich sehr gespannt, weil er so lange weg war und ich ihn noch gar nicht „kannte“.

Ich erfahre wieder viel über die schottische Geschichte und auch endlich den Grund, warum Ian solange seinem Zuhause fern geblieben ist. Er kommt ganz überraschend heim und als er dann als erstes Maisie Glenn begegnet, musste ich schmunzeln. Die Fehde zwischen den Dennons und den Glenns zieht sich über alle fünf Bücher und auch hier erfahre ich endlich die wahren Hintergründe. Dann gibt es noch eine weitere Überraschung, die ich nicht verraten möchte, aber diese Überraschung bringt noch mal ganz neue Erkenntnisse.

Es war so schön, in Foxgirth bei den Dennons, auch wenn es natürlich auch dieses Mal Dramen gab. Familiendynamiken, alte Fehden und lang gehütete Geheimnisse prägen die Handlung. Lia Scott schafft es, diese Elemente geschickt miteinander zu verweben, sodass die Spannung bis zum überraschenden Ende konstant aufrechterhalten wird.

Ich mag den Schreibstil von Lia Scott sehr. Sie schafft es jedesmal, dass ich mich in ihren Büchern zu Hause fühle. Außerdem vereint sie historische Tiefe mit emotionaler Intensität und das macht diese Buchreihe so besonders.

Die Sturmjahre-Reihe ist viel mehr als eine Familiengeschichte. Sie zeichnet das Leben und die Kämpfe einer Großfamilie, die darum ringt, ihren Platz in der Welt nach dem großen Krieg zu finden. Besonders mag ich persönlich die starken Frauenfiguren, die gegen gesellschaftliche Normen rebellieren und für ihre Zukunft kämpfen. Dieser fünfte Teil ist ein würdiger Abschluss einer großartigen Serie!

12 von 12 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.06.2025
Cors, Benjamin

Aschesommer / Gruppe 4 ermittelt Bd.2 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Außergewöhnlich spannender Thriller

Im Zentrum dieses außergewöhnlich spannenden Thrillers stehen wieder Mila Weiss und Jakob Krogh mit ihrer „Gruppe 4“, die schon in „Krähenmorde“ ihr Können unter Beweis gestellt haben. Nun werden sie erneut zu einem mysteriösen Fall gerufen, der mit einer kryptischen Nachricht beginnt: „Das erste Sterben hat begonnen.“ Das verursacht die erste Gänsehaut. Der Fund von zwei Leichen in einer Kühlkammer auf einem verlassenen Bauernhof schockt nicht nur die Ermittler. In der drückenden Sommerhitze entwickelt sich ein Wettlauf gegen die Zeit, in dem Jakob und Mila an ihre Grenzen stoßen.

Ich mag die Gruppe 4 und ihre Art zu ermitteln sehr. Die Figuren entwickeln sich weiter und ich habe das Gefühl, sie schon lange zu kennen. Konflikte während der Ermittlungen lockern das Ganze etwas auf. Jakob und Mila sind das perfekte Team, auch wenn beide weiterhin mit ihrer Vergangenheit kämpfen.

Die Atmosphäre ist beklemmend, Benjamin Corrs beschreibt die einzelnen Szenarien so gut, dass ich die Hitze förmlich spüren kann und gleichzeitig unter einer Gänsehaut erschauere. Denn auch die Verdächtigen werden so intensiv beschrieben, dass es mich mehr als einmal gruselt.

Der Spannungsbogen ist konstant straff gespannt, es fiel mir schwer, das Buch nicht in einem Rutsch zu lesen. Dazu kommt ein präziser und klarer Schreibstil, der für mich diesen Thriller nicht nur spannend, sondern außergewöhnlich macht.

Mich hat die exzellent konstruierte Handlung in Verbindung mit intelligenter Ermittlungsarbeit und einem überraschenden Ende überzeugt und begeistert! Und wenn ich mir das Cover nach der Lektüre noch einmal anschaue: Es ist perfekt!

13 von 13 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.06.2025
Fuchs, Katharina

Vor hundert Sommern


sehr gut

Ein bewegender Generationenroman

Die Wohnung eines alten Menschen auszuräumen ist immer mit vielen Emotionen und Erinnerungen verbunden. Anja teilt sich die Aufgabe mit ihrer Tochter Lena und gemeinsam stoßen sie auf einige Familiengeheimnisse. Und so begebe ich mich auf eine Zeitreise, die vor genau hundert Jahren begann.

Die Hauptfiguren des Romans, Lena, ihre Mutter Anja und die rätselhafte Großtante Clara, sind überzeugend und facettenreich dargestellt. Lena, die durch ihre rebellische und unangepasste Persönlichkeit auffällt, wird mit der Geschichte ihrer Vorfahren konfrontiert und entdeckt dabei die Konflikte und Geheimnisse, die das Leben ihrer Familie geprägt haben. Clara, eine junge Frau im Berlin der 1920er-Jahre, steht im Zentrum der Ereignisse in der Vergangenheit, als sie sich unbewusst in politische und persönliche Gefahren begibt, die weitreichende Folgen für sie und ihre Familie haben.

Die Handlung entfaltet sich spannend und emotional. Besonders bewegend ist die Darstellung der innerfamiliären Konflikte und der schwierigen Entscheidungen, die von den Figuren getroffen werden müssen. Gleichzeitig nehmen aktuelle Ereignisse der Gegenwart einen sehr großen Platz ein und Parallelen zur Vergangenheit werden leider sehr deutlich.

Der Schreibstil ist flüssig und lebendig und fängt die Atmosphäre der verschiedenen Epochen sehr gut ein. Das pulsierende Berlin der 20er Jahre, die düsteren Vorzeichen des Zweiten Weltkriegs und auch die Herausforderungen der heutigen Zeit – Katharina Fuchs lässt die Schauplätze und deren Stimmung lebendig werden. Sie beschreibt sehr detailliert und die Dialoge sind authentisch und glaubwürdig.

Die zentralen Themen des Romans – Familiendrama, Liebe, politische Verantwortung und das Überwinden von Generationenkonflikten – sind sehr gut miteinander verwoben. Der Roman regt dazu an, sich mit der Frage auseinanderzusetzen, wie die Vergangenheit unsere Identität und unsere Lebensentscheidungen prägt.

Die Reise durch die Geschichte, auf die Katharina Fuchs mich geschickt hat, ist spannend und emotional. Auch wenn mir manche Themen aus der Gegenwart etwas zu viel waren, habe ich das Buch gemocht.

10 von 10 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.