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remul

Bewertungen

Insgesamt 90 Bewertungen
Bewertung vom 28.08.2025
Flitner, Bettina

Meine Mutter


gut

Verarbeiten einer Tragödie
Bettina Flitner versucht in ihrem Buch „Meine Mutter“ zu ergründen, warum ihre Mutter Gila vor 40 Jahren Suizid begangen hat. Dazu begibt sie sich auf eine Reise nach Schlesien, wo ihre Mutter aufgewachsen ist und ihr die Familie über mehrere Generationen ein Sanatorium geleitet hat. Nach dem 2. Weltkrieg mussten die Besitztümer aufgegeben werden und die Familie flüchtete nach Celle. Das Buch wechselt nahtlos zwischen 2 Zeitebenen hin und her und die Vielzahl der erwähnten Personen macht das Verfolgen der Handlung schwierig. Die Informationen bezieht die Autorin hauptsächlich aus Tagebüchern, Erinnerungen und Briefen. Der Schreibstil und die Sprache haben mir gefallen, aber es ist für mich eher ein Sachbuch als ein Roman. Auch wenn der Part über die Kriegs, - und Nachkriegszeit und vor allem die Serie der Selbstmorde, die es in der Familie bereits gegeben hat ( Urgroßvater, Vetter, Tante, Mutter und Schwester) einen erschüttern, bleibt die Erzählung an der Oberfläche. Durch das distanzierte Verhältnis zu ihrer Mutter sicherlich auch bedingt durch ihre häufigen depressiven Phasen fehlt mir die emotionale Beteiligung der Autorin. Trotz der tragischen Ereignisse hat mich das Buch nicht so gepackt.

Bewertung vom 24.08.2025
Hennig, Markus

Die Sekundenochs


ausgezeichnet

Trödeln erlaubt!
Die Sekundenochs sind ein ungewöhnliches Völkchen, sie leben unter der Erde und bilden mit ihrer Philosophie des Trödelns den Gegenpart zu der menschlichen Lebensweise, wo man von einem Termin zum nächsten hetzt und Hektik den Alltag bestimmt. Eines Tages treffen beide Welten aufeinander. Tjörge, der 85 -105 jährige Sekundenoch, repariert per Zufall einen Aufzug, der über 100 Jahre defekt war und landet beim ersten Ausflug unter dem Bett von Smilla. Eine angeregte Unterhaltung fördert nun die unterschiedlichen Lebensformen zutage. Als Fazit stellt sich heraus, dass beide Varianten ihre Berechtigung haben, und eine gesunde Mischung die beste Lösung wäre. Gerade auch als Erwachsener lohnt sich darüber Nachzudenken von der Überholspur auf den Standstreifen zu wechseln, wann immer es möglich ist.
Das Buch ist im Comicstil sehr liebevoll und detailreich gestaltet. Besonderen Anklang hat ein großes Poster gefunden, welches sich als Einband um das Buch befunden hat. Mein Neffe hat sofort sein Zimmer damit verschönert.
Es könnte sein, dass es noch eine Fortsetzung geben wird, denn eigentlich möchte Smilla auch gerne Tjörge unter der Erde besuchen. Vielleicht fällt dem Autor Markus Hennig noch ein, wie man das umsetzen kann. Wir würden uns freuen, wenn wir nochmal was von dem herzallerliebsten Duo hören würden.

Bewertung vom 21.08.2025
Georg, Miriam

Die Verlorene


ausgezeichnet

Aufarbeitung der Vergangenheit

In einer dramatischen Familiengeschichte erzählt Autorin Miriam Georg von den Zwillingsschwestern Änne und Luise, die auf einem großen Gut in Schlesien aufwuchsen. Die beiden Mädchen sind trotz ihrer äußeren Ähnlichkeit im Wesen völlig unterschiedlich. Während Luise voller Lebensfreude ist, hat Änne ein düsteres Gemüt. Während Luise schnell Freundschaften schließt ist Änne nur auf ihre Schwester fixiert. Um sie nicht zu verlieren, ist sie zu allem bereit. Ihre behütete Kindheit ändert sich dramatisch, als der 2. Weltkrieg ausbricht, der fatale Folgen für die Familie hat.
Erzählt wird die Geschichte auf 2 Zeitebenen, einmal werden die Ereignisse während des Krieges geschildert und zum anderen befinden wir uns im Jahr 2019 in Frankfurt, wo nach Ännes Tod ihre Tochter Ellen und ihre Enkelin Laura Unterlagen finden, die weit in die Vergangenheit reichen. Änne hat nie über ihre Kindheit gesprochen und so fallen die beiden Damen aus allen Wolken, als sie von ihrer Herkunft aus Schlesien und der Existenz einer Zwillingsschwester erfahren. Um Näheres zu erfahren machen sie sich auf den Weg nach Polen.
Das Buch konnte ich einmal angefangen nicht mehr aus der Hand legen. Die Autorin wartet bis zum Ende mit vielen verblüffenden Wendungen auf und hält den Spannungsbogen durchgängig hoch. Dies war mein erstes Buch von Miriam Georg, aber bestimmt nicht mein Letztes.

Bewertung vom 18.08.2025
Allende, Isabel

Mein Name ist Emilia del Valle


gut

Hat mich diesmal nicht überzeugt
Bislang war ich eine begeisterte Leserin der Autorin. Aber ihr neuestes Werk: Mein Name ist Emilia del Valle konnte mich nicht so recht überzeugen. Die Ich-Erzählerin Emilia wird 1866 in San Francisco geboren. Ihre Mutter Molly wird als Novizin von einem chilenischen Aristokraten geschwängert, der wieder zurück nach Chile geht und sich nicht seiner Verantwortung stellt. Noch vor der Niederkunft heiratet Molly Don Pancho, einen 20 Jahre älteren Mann, der Emilia ein liebevoller Vater werden wird. Emilia entwickelt sich zu einer jungen Frau, die sich von Konventionen nicht einschüchtern lässt und unbeirrt ihren Weg geht. Sie entdeckt ihr Talent zum Schreiben, zunächst verfasst sie Groschenromane unter männlichem Pseudonym und wird später sogar bei einer Zeitung angestellt. Als es zu Unruhen in Chile kommt wird sie gemeinsam mit einem Kollegen zur Berichterstattung in das Land geschickt. Dabei nimmt sie auch den Auftrag ihrer Mutter mit, nach ihrem leiblichen Vater zu suchen. Bis dahin konnte ich der Handlung noch folgen, aber danach wird es ziemlich unglaubwürdig. In Chile befindet sie sich nach kurzer Zeit im Zentrum der mittlerweile kriegerischen Auseinandersetzungen, erlebt hautnah die grausamen Ereignisse vor Ort mit, sieht die Menschen sterben und entkommt selber nur mit viel Glück dem Gemetzel. Für eine 25 jährige im Jahre 1891 erscheinen mir ihre Erlebnisse ziemlich unwahrscheinlich. Als sie dann noch auf ihren Vater trifft, der kurz darauf verstirbt und ihr ein wertloses Stück Land im abgelegenen Süden des Landes vermacht, dass sie unbedingt alleine aufsuchen will, wird ihr Verhalten immer rätselhafter. Isabel Allende ist eine Ausnahmeerzählerin, das beweist sie auch mit diesem Buch, aber die Handlung konnte ich stellenweise überhaupt nicht nachvollziehen.

Bewertung vom 07.08.2025
Tober, Heike

tiptoi® Wieso? Weshalb? Warum? - Bei der Polizei


ausgezeichnet

Die Aufgaben der Polizei - kindgerecht vermittelt
Wir haben schon eine stolze Anzahl an Wieso? Weshalb? Warum? Bänden im Bücherregal, die immer wieder auf großes Interesse bei Nichten und Neffe stoßen. In diesem tiptoi Buch bekommen die Kinder auf 8 Doppelseiten einen umfassenden Eindruck über die Arbeit der Polizei. Es reicht von den vielfältigen Aufgaben, über Spurensicherung, Ausrüstung, was macht man im kriminaltechnischen Labor bis hin zur Festnahme. Besonders die Seite über den Einsatz von Spezialeinheiten hat den 6 jährigen Neffen fasziniert. Die farbenfrohen Illustrationen sind wie immer sehr detailreich, der Text ist kindgerecht. Es eignet sich sowohl zum Vorlesen als auch als Wimmelbuch, aber auch zum Selbstentdecken durch den Einsatz des tiptoi Stiftes. Wieder ein sehr gelungener vielseitig einsetzbarer Band aus dieser Reihe, der einem auch als Erwachsener noch die ein oder andere neue Erkenntnis beschert.

Bewertung vom 21.07.2025
Teige, Trude

Wir sehen uns wieder am Meer


ausgezeichnet

Einblicke in unvergessene Zeiten

Mit „Wir sehen uns wieder am Meer“ erscheint nun der Abschluss der Trilogie um Thekla und ihre Freundinnen Birgit und Annelise. Trude Teige hat den dritten Band hauptsächlich der Freundin Birgit gewidmet, die 1944 von Oslo nach Bodo zieht, um dort als Krankenschwester zu arbeiten. Da sie über russische Sprachkenntnisse verfügt, wird sie häufig als Übersetzerin benötigt, um eine Kommunikation zwischen erkrankten russischen und ukrainischen Zwangsarbeitern zu ermöglichen. Dabei bekommt sie Einblick unter welchen unwürdigen Umständen die Menschen dort leben müssen. Als sie mitbekommt, dass einige Mitarbeiter des Krankenhauses im Widerstand arbeiten, muss sie nicht lange nachdenken, um sich ihnen anzuschließen. Sie ist eine starke, unerschrockene und integre Person, die in unberechenbaren Zeiten an ihren Überzeugungen festhält und sich auch in höchster Bedrängnis nicht einschüchtern lässt.
Wie schon die beiden Vorgängerromane hat mich auch dieses Buch sehr bewegt. Der Schreibstil ist flüssig und spannend, einmal angefangen, mag man nicht mehr aufhören. Obwohl jedes Buch eigenständig ist, lohnt es sich unbedingt die komplette Reihe zu lesen. Es wird ein Stück Zeitgeschichte geschildert, die einen auch nach über 80 Jahren noch erschüttert.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.07.2025
Teich, Karsten

Jim Salabim und der Mogel-Strauß


sehr gut

Jim Salabim reißt aus
Der kleine Hase Jim Salabim ist neu im Hut des Zauberers Mogel Strauß. Dicht drängen sich Küken, Schlange, Tauben und noch so einiges andere im viel zu engen Hut. Jim gelingt es die Küken zu einem Ausflug zu überreden, so begeben sie sich auf Wanderschaft. Ihnen dicht auf den Fersen sind die beiden Tauben, die der Zauberer losgeschickt hat, um die Ausreißer wieder einzufangen. Sie erleben diverse Abenteuer und das offene Ende lässt eine Fortsetzung erwarten. Die Geschichte hat einige spannende Elemente, vor allem die Begegnung mit dem Fuchs, der sich auf eine leckere Mahlzeit freut, ist für sensible Kinder schwer zu ertragen.
Mein 5 jähriger Neffe war auch mit den Wortspielen wie Hühnerauge – Adlerauge, oder Braunbär und Blaubeer etwas überfordert. Da gab es Erklärungsbedarf.
Ansonsten ist der Text übersichtlich und auch für Erstleser geeignet, auch die Illustrationen haben uns gefallen.

Bewertung vom 19.07.2025
Kelly, Julia R.

Das Geschenk des Meeres


sehr gut

Eine feinfühlige Erzählung um Verlust und Trauer
Die Geschichte spielt in Skerry, einem abgelegenen schottischen Fischerdorf um 1900. Die Hauptprotagonistin Dorothy ist als junge Frau von Edinburgh nach Skerry gezogen, um dort als Lehrerin zu arbeiten. Ihre Mutter eine strenge lieblose Person hat ihr keine glückliche Kindheit beschert. Auf Skerry will Dorothy einen Neuanfang wagen. Als der Fischer Joseph beginnt sich für sie zu interessieren, lässt sie ihre eigenen Gefühle nicht zu und weist ihn brüsk ab. Es hätte sich alles positiv entwickeln können, wenn sie sich nicht mit ihren festbetonierten Grundsätzen selbst im Weg stehen würde. Wenn man aber bedenkt, dass sich alles vor über 100 Jahren zugetragen hat, wird vieles nachvollziehbarer. Der Schreibstil, der für mich bislang unbekannten Autorin hat mir gut gefallen Sie hat eine poetische Ausdrucksweise, die einen die gedrückte Stimmung, das Schweigen, die Einsamkeit förmlich fühlen lässt. Es ist eine Erzählung , die überwiegend ein düsteres Bild des Alltags zeichnet und erst ganz am Ende ist ein leichter Hoffnungsschimmer erkennbar.

Bewertung vom 06.07.2025
Boese, Cornelia

Arche Boa


ausgezeichnet

Fatale Auswirkung des Klimawandels auf die Tierwelt
In Zeiten des Klimawandels und Artensterbens bewerben sich tausende Tiere bei einer spektakulären Show, die dem gefährdetsten Kandidaten ein lebenslanges Ticket an Bord des Luxus-Liners „Arche Boa“ verspricht. Zwölf Tiere treten im großen Finale an. Sie erzählen ihre Leidensgeschichte, die vom Orchester musikalisch aufgegriffen und untermalt wird. Inhaltlich wird ein breites Spektrum abgedeckt, von Plastikmüll in den Meeren, über Überfischung bis hin zum Insektensterben. Als die Kinder im Publikum am Ende die Entscheidung treffen sollen, wer den Sieg und das begehrte QuarTIER auf der Arche erhält, nimmt die Handlung eine unerwartete Wendung. Es erscheint ein 13. Gast auf der Bühne: ein Regenwurm. Er macht deutlich, dass es bei der Zukunft der Lebewesen dieses Planeten nicht auf den Erhalt einer einzelnen Art, sondern auf das Zusammenhalten aller ankommt! Cornelia Boese hat ihr Buch in Reimform verfasst, die nicht nur meine beiden Neffen ( 5+8 Jahre) sondern auch mich beeindruckt haben. Besonders das Schicksal der Elefantenkuh hat es den Jungs angetan, mittlerweile kennen sie den Text bereits auswendig. Es ist wirklich herzzerreißend, wie sie ihre Ängste schildert, weil Wilderer wegen der wertvollen Elfenbeinstoßzähne ihr nach dem Leben trachteten. Auch die Illustrationen sind wunderbar gelungen, hier konnte vor allem der Eisbär in der Gefriertruhe punkten. Das Buch hat auf der ganzen Linie überzeugt, weil es die fatalen Folgen des Klimawandels kindgerecht bewusst macht. Meine beiden Jungs hat es jedenfalls zum Nachdenken gebracht.

Bewertung vom 05.07.2025
Koelle-Wolken, Patricia

Der Garten der kleinen Wunder


sehr gut

Ein Garten, in dem man die Seele baumeln lassen kann
Der Garten der kleinen Wunder von Patricia Koelle-Wolken ist ein Buch der leisen Töne. Der Garten ist ein Ort zum Durchatmen, in dem man sich von der lauten Welt erholen kann. Ein Ort in dem alle Zeit vorhanden ist um inspirierende Gespräche zu führen und wo Verständnis aufgebracht wird für Menschen, die introvertiert sind und Probleme haben sich im Alltag zurecht zu finden. Wie die 14 jährige Vica, die eines Tages bei Toja der aktuellen Bewohnerin der Idylle auftaucht.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr gefühlvoll und detailreich. In ihrer unaufgeregten Sprache lädt sie den Leser zum Innehalten und Nachdenken ein. Die vermittelte Botschaft ist, dass auch Menschen, die still und zurückhaltend sind und schnell als Außenseiter abgestempelt werden, einen erfüllten Platz im Leben finden können. Es ist ein Buch, das einen in eine harmonische Welt entführt und einem ein paar entspannte Stunden beschert. Ich fürchte allerdings, dass die Realität anders aussieht.