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ingri

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Insgesamt 71 Bewertungen
Bewertung vom 24.12.2025
Walton, Emily

Die Welt in unseren Händen


ausgezeichnet

intensive, emotionale Geschichte im zweiten Weltkrieg

Ein -fiktiver- historischer Roman, der sich dennoch an einer realen Lebensgeschichte orientiert, nämlich der der Großmutter der Autorin.

Emma besucht ihre neunundachtzig Jährige Großmutter in ihrer Wohnung in einer betreuten Einrichtung. Die Enkelin findet ein ihr bisher unbekanntes, älteres Buch, dass eine besondere Widmung enthält – und so erzählt ihre Großmutter ihr von ihrem Leben zur Zeit des Krieges. June, die aus ärmlichen und komplizierten Familienverhältnissen, aus einem Ort in Essex stammt, meldet sich zur WAAF, einer Frauenunterstützungseinheit für die britische Luftwaffe. Sie hofft damit etwas zu bewirken, ihrem bisherigen Leben zu entkommen und vielleicht auch das ein oder andere Abenteuer zu erleben. Die Grundausbildung ist nicht einfach, sie trifft aber inspirierende Kolleginnen in der Grundausbildung. Auch um der trostlosen Büroaufgabe in der nähe von London zu entkommen, meldet sie sich für eine Auslandseinsatz. Sie landet dabei in Kairo, wo sie den charmanten Südafrikaner Ken kennenlernt, der für die Kriegsberichterstattung zuständig ist. Doch darf sie so fern ab der Heimat ihr leben genießen, während ihre Kollegen und Freunde in London zittern.

Spannend in all dem ist die Tatsache, dass wir zu Beginn -in der Gegenwart- eine ältere, gebrechlichere Frau vorgestellt bekommen. Man ist umso überraschter welche Geschichten und Geheimnisse sie preisgibt. June ist zu Beginn des Buches eine ängstliche an sich selbst zweifelnde Frau, natürlich auch durch ihre Umstände. Ihre Mutter ist tot, ihr Vater Alkoholiker, der ihren Lohn einsteckt. Sie hat zwar einen netten Freund, der sie auch heiraten möchte, jedoch fürchtet sie dann auch wieder in einer wirtschaftlich unsicheren und eher öden Zukunft zu landen. Man begleitet June durch verschiedene Etappen ihres Lebens bzw. vor allem während ihrer Tätigkeit bei der WAAF. Es ist ein Wechselbad der Gefühle: zwischen Freude und Gemeinschaftssinn mit ihren Freudinnen Dotty und Peggy, und Abschiedsschmerz kombiniert mit Vorfreude und der Angst vor dem Unbekannten. Schließlich entwickelt sie sich zu einer starken, weniger ängstlichen Frau, die einen neuen Blick auf ihr Leben bekommt.

Bei all dem ist der Leser dabei- hautnah, mitfiebernd und teilweise mit zerrissenem Herzen. So gelungen ist die Schilderung der Szenen und die erzeugte Sogwirkung.

Hervorzuheben ist auch mit welcher Genauigkeit, die verschiedensten Tätigkeiten der WAAF, die June durchläuft, geschildert werden. Büroarbeit in London und Kairo zu unterschiedlichem Zweck und auch die schwere körperliche Arbeit beim Errichten von Ballonsperren. Traurig war es zu sehen, mit welchen Vorurteilen Frauen zu kämpfen hatten – sie mussten trotz aller Kriegswirren nett und adrett aussehen und trotz aller Bemühungen, waren sie dennoch immer den Männern untergeordnet, die sich nicht immer Gentleman- like benahmen.

Ich kann dieses Buch jedem ans Herz legen, der einen historischen Roman sucht, der sich mit etwas künstlerischer Freiheit – an einer wirklichen Lebensgeschichte orientiert. Es war definitiv mitreißend und herzerwärmend.

Bewertung vom 21.12.2025
Jacobs, Anne

Wie das Schicksal spielt / Der Dorfladen Bd.3


sehr gut

neuerliche Herausforderungen in den 1920ern am Land

„Der Dorfladen – wie das Schicksal spielt“ ist der dritte Band einer Reihe um den Ort Dingelbach, die im Jahr 1927 spielt. Im Mittelpunkt steht der Dorfladen von Marthe, die ihre drei Töchter Herta, Frieda und Ida allein aufgezogen hat, nachdem sie ihren Mann im Krieg verloren hat. Frieda wirkt als Schauspielerin an einem Theater in Bochum. Ida pendelt von Dingelbach nach Frankfurt auf die Schiller Schule und arbeitet auf das Abitur hin und trifft sich nebenbei mit ihrem Freund Florian, der Sympathien für die KPD hegt. Herta bleibt in Dingelbach und hilft ihrer Mutter im Laden. Doch die sonst so brave und unscheinbare Herta sorgt mit einem unehelichen Kind von einem Handelsvertreter für Unruhe im Dorf.

Generell konnte ich dem Text einfach folgen, auch wenn die Sprache für manche gewöhnungsbedürftig sein dürfte – befinden wir uns doch auf dem Dorf und Dialekt und Redewendung auch typisch für die Region gewählt. Man darf sich auf hessischen Dialekt freuen.

Das Buch wartet mit einer ausführlichen Beschreibung des Dorfes auf (unterstützt durch eine Skizze des Dorfes) und mit einer Fülle an Charakteren. Die Dorfbewohner -inklusive der Fabriksbesitzerin am Dorfrand, Friedas Kollegen und Bekannte am Theater in Bochum, Idas Schulkollegen und Lehrer in Frankfurt und der weiteren Familie der Fabriksbesitzerin. Manchmal ist es gar nicht so einfach den Überblick zu behalten. Eine Liste wäre da hilfreich, auch um Verwandtschaftsverhältnisse und sonstige Verstrickungen zu verstehen.

Jedes Kapitel des Buches wird aus einer anderen Perspektiven erzählt, die sehr gut ineinander übergehen. Ida, Frieda, Marthe, der Fabriksbesitzerin Ilse und Heinz Schütz, Sohn des Bauern und Bürgermeisters Otto Schürz, tragen das Buch. Das gesamte Werk hat 600 Seiten und schildert alles sehr detailliert und auch atmosphärisch. Passend zur Realität erleben auch nicht alle Personen immer eine entsprechende Entwicklung und kommen nicht gleichmäßig ihn ihrem Handlungsstrang voran. So entspannend das Lesen für mich auch war – an manchen Stellen taten sich dann doch Längen auf. Hat man es im ersten Teil viel mit atmosphärischen Schilderungen zu tun, nimmt die Handlung so ca. im letzten Drittel dann Tempo auf und man schließt die Figuren umso mehr ins Herz.

Ich fand in die Geschichte, obwohl ich die Vorgängerbände nicht kannte. Jedoch würde ich die Bände mit jetzigem Wissen chronologisch lesen, um die Figuren besser zu verstehen.

Bewertung vom 20.12.2025
Horowitz, Anthony

Tod zur Teestunde


ausgezeichnet

ein Fall im Fall und ein typischer Horowitz

Die ehemalige Lektorin Susan Ryeland kehrt nach einem Beziehungsende wieder nach London zurück und soll für ihren Verlag nun mit einem jungen Autor zusammenarbeiten. Dieser plant sich an die Fortsetzung einer berühmten Krimireihe zu versuchen. Besonders brisant wird die Geschichte als bekannt wird das dieser junge Autor – Eliot Grace- der Enkel einer berühmten Kinderbuchautorin ist, die vor etlichen Jahren starb.

Laut Eliot soll sie vergiftet worden sein – so wie auch das Opfer in seinem fiktiven Fall. Susan taucht immer tiefer in die Geschichte ein, Eliot Grace verhält sich immer unverständlicher, eigener, aggressiver. Dann kommt es zu einem Autounfall und Eliot Grace stirbt. Nun wird Susan verdächtigt, denn war es wirklich ein Unfall?

Eines vorneweg – dies ist der Dritte Band einer Reihe um Susan Ryeland von Anthony Horowitz. Grundsätzlich lässt sich dieses Werk auch gut eigenständig lesen, es gibt allerdings ein paar Antworten auf Band eins dieser Reihe. Man sollte daher vielleicht überlegen, diesen davor zu lesen.

Die Geschichte wird als Krimi im Krimi erzählt. Susan erkennt, dass der Plot des jungen Autors ein reales Mysterium, nämlich dem Tod seiner Großmutter, der Krimibuchautorin, ähnelt. Hinter vielen Personen im fiktiven Buch, finden sich ähnliche Personen in der Familie Grace. Man ist konstant mit Verstrickungen konfrontiert und fragt sich wie Susan, ob dies Zufall ist. Hinweise sind gut gesetzt und der Fall geschickt und komplex konstruiert. Für mich war die Auflösung auch nachvollziehbar.

Der Schreibstil ist für mich Anthony Horowitz typisch, gut lesbar, mit gewissem Witz und genial erfundener Storyline, die viele Wendungen und Überraschungen bereithält. Lesern von Agatha Christie werden auch entsprechende Verweise auffallen. Gut gelang es ihm die beiden Geschichten zu verweben. Gut gelungen sind die Charaktere, allen voran Susan Ryeland, die sehr scharfsinnig und mit Witz agiert.
Etwas überwältigend war die Länge des Buches, da es teilweise auch etwas zu Längen in der Geschichte kam, verständlich bei über 500 Seiten. Auch die Fülle an Charakteren, die sich ergeben, wenn es eine „echten Fall“ und einen entsprechenden „fiktiven Fall“ gibt, fühlt sich manchmal etwas überwältigend an.

Man versteht, warum Anthony Horowitz Werke immer wieder mit Agatha Christie verglichen werden, denn die Krimis sind gut gemacht.
Auch dieser Band war für mich definitiv lesenswert, weil ich bisher von Anthony Horowitz noch nie enttäuscht wurde. Es ist allerdings kein rasches Buch für zwischendurch, schon auf Grund der Länge und der zwei Kriminalfälle. Für Krimifans der old school Krimis aber definitiv ein Muss.

Bewertung vom 16.12.2025
Zhang, Liann

Belladonnas


sehr gut

Das Zwillingstauschthema im modernen Umfeld

Alles startet mit einem Paar Zwillingsmädchen, deren Eltern sterben. Julie Chan wird von ihrer Tante aufgezogen, in bescheidenen und eher traurigen Bedingungen in Kanada. Ihre Schwester Chloe wird adoptiert und lebt ihr Leben nun als Tochter eines reichen Paars in New York. Weiters ist Chloe auch noch bekannt, da sie ein Leben im Licht der sozialen Medien führt und Influencerin ist. Chloe schickt Julie eine sehr mysteriöse Nachricht, woraufhin sie sich auf den Weg zu Chloes Wohnung macht. Julie findet Chloe tot vor, und ergreift die Chance und übernimmt Chloes Rolle und taucht in diese Welt ein. Sie wird Teil der Influencer Elite, der „Belladonnas“. Doch bei einem Treffen der „Belladonnas“ auf einer einsamen Insel, vollziehen sie ein seltsames Ritual und alles gerät ins Wanken.

Die Geschichte wird aus der Perspektive von Julie erzählt in einem für ihr Alter sehr passenden direkten, flotten, ja doch eher frechen Ton. Besonders gut geeignet um sich in die Gedankenwelt von Julie hineinzufühlen.

Reizvoll war die Tatsache für mich, wie es möglich ist, dass ein Zwilling die Rolle eines anderen übernimmt – eben ein bisschen wie im Kinderbuch Klassiker „das doppelte Lottchen“. Hier war das ganze nur etwas endgültiger – und zu meiner Überraschung funktioniert es erstaunlich gut. Julie kann nun als Chloe ein luxuriöses Leben führen und bekommt die Aufmerksamkeit, Wertschätzung und das „Gesehenwerden“, dass ihr in ihrem bisherigen Leben verwehrt war. Man sieh auch wie die Influencerwelt sie verändert – während sie zu Beginn noch sehr kritisch ist, und sich auch mal darüber lustig macht, steckt sie am Ende mitten drinnen. Der Leser lernt, dass in dieser Welt lang nicht alles Friede Freude Eierkuchen ist, wie oft dargestellt wird.

Während man im ersten Teil des Buches, vor allem die Lebensumstände der beiden Zwillinge kennen lernt und später in die Influencer Welt eintaucht, nimmt das Buch gegen Ende dann doch sehr Tempo auf. Man darf sich auf Plot Twists und doch eher „eigene Handlung“ einstellen, jedoch mit sehr detaillierter Schilderung.

Ein Buch, dass die Prämisse des Doppelten Lottchens aufgreift und in einen modernen Influencerhintergrund setzt, mit all seinen Schattenseiten. Die Spannung kommt allerdings doch eher spät.

Bewertung vom 14.12.2025
Roth, Laura

Bussi Bussi - Kein Kind von Traurigkeit


ausgezeichnet

Turbulent und empathisch- passender Abschluss der Triologie

Der dritte Band um eine Dreiergruppe von Frauen, die sich seit ihren Zwanzigern kennen. Begleiteten die Vorgängerbände Herz verfehlt – Arsch getroffen, Eva, und Lecko Mio, Marina, auf in ihren Dreißigern, widmet sich Bussi Bussi, der dritten im Bunde- Carmen.

Carmen, Anfang 40ig, ist Chefin der Eventagentur the Verve, einem doch noch etwas unbekannteren Player am Eventmanagementhimmel in Wien. Doch man bewirbt sich um den Opernball, nicht zuletzt, um auch finanziell aus den roten Zahlen zu kommen. Privat ist Carmen eher mit „kurzen Projekten“ beschäftigt. Auf einer Vernissage eines bekannten Künstlers kommt sie mit einem Unbekannten ins Gespräch, versteht sich und verbringt die Nacht miteinander – doch es nimmt ein doch eher rasantes Ende. Carmen fühlt sich danach verflucht, da die Sache mit den Männergeschichten nicht mehr so gut funktionieren und auch die Sache mit der Opernballbewerbung ist nicht einfach.

Es ist ein Roman, der mit viel Charme und Herz aufwartet. Die Geschichte trägt weiteres der scharfzüngige Witz mit Wiener Färbung und ein bisschen Spice. Doch es ist auch so viel mehr als leichte, witzige Unterhaltung, denn man begleitet Carmen als Leser bei einer Zeit, in der sie mit ihrem bisherigen Lebensentwurf hadert. Sie ist nicht nur unabhängig und stark, sondern bekommt von ihrem „Unbekannten“ auch einen Spiegel vorgehalten, der zur Reflexion anregt. Langsam wird sie sich den Auswirkungen ihrer Vergangenheit und den Schattenseiten ihres bisherigen Lebensentwurfs bewusst und hadert damit. Man leidet und fühlt mit und wundert sich teilweise, all dies, weil die Geschichte und die Entwicklung der Personen sehr authentisch sind.

Daher kann ich dieses Buch wärmstens empfehlen, so wie die Vorgängerbände. Wichtig ist auch anzumerken, dass man sie nicht der Reihenfolge nach lesen muss.

Bewertung vom 08.12.2025
McCluskey, Laura

Wolfskälte


ausgezeichnet

eine abgeschiedene Insel und ihre Geheimnisse

Auf Eilean Eadar, einer Insel der äußeren Hebriden, wurde am Fuße des Leuchtturms ein junger Inselbewohner aufgefunden. Zwei Polizisten vom Festland Georgina – George- und ihr Partner Richie sollen Ermittlungen aufnehmen, und klären, ob es der erwartete Selbstmord ist, oder doch mehr dahintersteckt. Doch die Ermittlungen gestalten sich nicht so einfach, da sie Außenstehende sind, denen mit großer Skepsis begegnet wird. Auch die Insel hat so ihre Tücken – kaltes Wetter, viel Wind, Abgeschiedenheit. Sie werden mit dem größten Vermisstenfall der Vergangenheit der Insel konfrontiert – die Besatzung des Leuchtturms, die vor hundert Jahren einfach verschwand. Weiters treffen auf besondere Symbole überall und George meint eine Gestalt mit Wolfskopf zu sehen.

Eines zeichnet diesen Roman durchwegs aus, die beklemmende Stimmung, die einem die gesamte Erzählung durch folgt. Man taucht in das Inselgefühl ein, so wie ich es mir in so einem Fall vorstellen würde. Man fühlt sich schlichtweg wie auf einer wenig bewohnten Insel, weit draußen im Meer, wo einem fast jeder Einheimische -eben eine verschworene Gemeinschaft- feindlich gesinnt scheint und froh wäre, wenn man wieder den Heimweg antreten würde. Man merkt wie viele Entbehrungen das Leben auf so einer Insel mit sich bringt. Gänsehaut ist ein konstanter Begleiter.

Im Ermittlerteam tritt Georgina als der wesentlichere Charakter rasch hervor. Sie hat einige schwierige letzte Monate hinter sich, durch einen Zwischenfall im Dienst. All dies überschattet die Arbeitsbeziehung zu ihrem Partner Richie, der doch sehr konträr ist. Georgina war mir trotz all ihrer Stärken und Schwächen sympathisch und nahe. Richie verblasst für mich im Gegensatz dazu und verkommt zur Nebengestalt. Manche weiteren Charaktere werden im Gesamten doch sehr gut gezeichnet, nur kommt man diesen wie die Ermittler erst sukzessive auf die Spur.

Etwas enttäuschend war für mich, wie langsam die Ermittlungen voranschreiten und wie sehr man sich teilweise in Alltäglichkeiten verstrickt. Besonders ist aber dennoch, wie gut sich eine latente Spannung durch die beklemmende Stimmung und die undurchsichtigen Strukturen ergibt. Jedoch darf ich versprechen, dass das Ganze nicht so banal ist wie man über manche Strecken des Romanes glauben mag. Das Ende ist überraschend, spektakulär aber schließlich doch schlüssig.

Für mich ein Roman, der die bedrückende Stimmung perfekt transportiert und etwas anders als andere Krimis, die ich in letzter Zeit gelesen habe. Ich würde mich auf eine Fortsetzung des Krimiduos freuen.

Bewertung vom 08.12.2025
Wood, Dany R.

Nur Gundula gärtnerte giftiger


ausgezeichnet

Dorfpolizist Jupp Böttinger ermittelt wieder in unterhaltsamer Manier

Gundula und Alfred Böttinger sind der Schrecken der Nachbarschaft, da sie immer Dinge finden, um sich über ihre Nachbarn zu beschweren – lärmende Kinder, falsch geparkte Autos, Lärm allgemein. Eines morgens findet Gundula ihren Mann tot auf – nach einem neuerlichen Streit mit den Nachbarn und einen Polizeieinsatz durch Jupp Backes. Der Notarzt erkennt bei der Untersuchung Schaum vor dem Mund des Toten und so bringt Dorfpolizist Jupp Backes den Toten und den vielleicht vergifteten Käsekuchen zur Untersuchung.

Neben den Ermittlungen in der verfeindeten Nachbarschaft, tauchen wir auch wieder ins Familienleben der Backes ein. Jupp und seine Frau Inge werden von Inges Mutter Käthe besucht, die die Insel Sylt und ihren neuen Partner hinter sich lässt, um in der Heimat abschalten zu können. Etwas das an Jupps Nerven zehrt. Auch Tochter Eva, die mit ihrer neuen Familie Mann Chung und Stiefsohn Wunderkind Luan ins renovierte Nachbarhaus gezogen ist, strapaziert seine Nerven.

Der neue Band schließt gut an die Gestaltung und Art der Vorgängerbände an – ist aber auch ohne Vorkenntnisse problemlos lesbar. Jupp ermittelt etwas unkonventionell und lässt sich von seinem Bauchgefühl leiten. Sehr zum Schrecken der Kollegen, ist da teilweise auch schon die ganze Familie über die Ermittlung im Bilde. Der Dorfpolizist ist wie für einen Dorfpolizisten üblich auch Ansprechpartner für die kleinsten Probleme und stolpert so auch manchmal zufällig über Informationen. Erheiternd ist die oft politisch nicht so korrekte Art mit der Jupp Dinge angeht oder Sachen versteht.

Schlussendlich, nach vielen Wendungen ist aber auch dieser Fall wieder logisch gelöst und die Bauchmuskeln können sich von den Lachanfällen erholen.

Bewertung vom 25.11.2025
Bertram, Rüdiger

Robin the Hood - Wie klaut man eine Stadt?


ausgezeichnet

ein spannendes, rasantes Abenteur eines Diebes in Ausbildung

Robin the Hood ist ein Nachfahre des berühmten Robins Hood und wie er ein Meisterdieb. Gemäß seinem Motto stiehlt er von den Reichen und gibt den Armen. Ganz im Gegensatz zu seinen Eltern, die ein Luxusleben führen und sich wenig um Robin kümmern. Loretta wurde mit der Aufgabe betraut Robin auszubilden und ihm Gesellschaft zu leisten. Eines Tages wird er mit einem unwiderstehlichen Schatz konfrontiert, der „unklaubar“ sein soll. Doch all dies war die Falle eines internationalen Geheimdienstes. Um einer Strafe zu entgehen, bzw. auch um seine Großmutter zu befreien, wird er für eine Mission engagiert. Gemeinsam mit Mary, - der Hand- muss er eine Stadt klauen, die ein für die Menschheit tödliches Virus enthält.

Das Buch richtet sich an Leser ab zehn Jahren, unterhält aber auch ältere Leser.

In recht kurzen Kapiteln schreitet die Geschichte rasch dahin. Der Schreibstil ist leicht, witzig mit klarer Sprache. Unterbrochen werden die Textseiten immer wieder durch Comic Passagen, die auflockern, aber eben auch die Geschichte erzählen und nicht nur Dekoration sind.

Wir lernen Robins Familie kennen, und deren unterschiedlichen Wertvorstellungen. Robin im Sinne der Robin Hood Tradition, auch dem Wohle der Ärmeren verpflichtet und seiner Großmutter. Seine Eltern die Gegenpole. Sein Rückhalt ist einerseits seine Ausbildnerin Lauretta und im Ermitteln Mary. Die beiden ergeben ein interessantes Duo. Robin, der sehr auf Gerechtigkeit bedacht ist, ein paar Ängste mit sich trägt, sehr clever ist. Mary, die Hand, die eher etwas draufgängerischer ist, mutiger wie es so manchmal scheint, und die stiehlt, weil ihr fad ist.

Eine spannende Kriminalgeschichte, ja sogar mit Thriller-Elementen und am neuesten Stand der Technik. Man freut sich auf Band zwei.

Bewertung vom 19.11.2025
Maly, Beate

Aurelia und die Jagd nach dem Glück / Ein Fall für Aurelia von Kolowitz Bd.3 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

turbulente Ballsaison im historischen Wien - Aurelia ermittelt wieder

Freiherr von Sothen hat mit dem Verkauf Lotterielosen Geld gemacht und wird erschossen in seinem Schlösslein aufgefunden.1872 in Wien -Mitten in der Ballsaison- ist die Ermittlung in höheren Kreisen für Oberinspektor Janek Pokorny nicht so einfach. Umso besser ist es, dass er von der jungen Gräfin Aurelia von Kolowitz, ihres Zeichens Hobbykriminalistin, unterstützt wird.

Obwohl dies der dritte Band einer Reihe um Aurelia von Kolowitz ist, lässt sich dieser Band wunderbar auch eigenständig lesen.

Man taucht durch den flüssigen, lebendigen Erzählstils von Beate Maly rasch in die Geschichte ein. Charaktere werden interessant gezeichnet. Man schließt vor allem Aurelia und Janek rasch ins Herz.

Man merkt die Geschichtskenntnis und Wienkenntnis der Autorin deutlich. Die Lebensumstände der Schichten werden detailliert wiedergegeben, wie auch die allgemeine Situation der Frau, die immer Abhängig ist. Eben auch eine Frau aus den oberen gesellschaftlichen Schichten, wie Aurelia.

Der Fall wird souverän mit den Methoden der damaligen Zeit gelöst – kriminalistischen Spürsinn, Tipps und Zufällen. Auch das Privatleben von Aurelia – die Anziehung zu Janek und den Druck einen Fabrikanten zu heiraten unterstützen die Geschichte.

Ein definitiv gelungener historischer Cozy Crime.

Bewertung vom 19.11.2025
Koppel, Benjamin

Großmutters Geheimnis


ausgezeichnet

Die Vergangenheit beeinflusst uns immer

Ein Roman der in zwei Zeitebenen ja auch Perspektiven erzählt wird: Alexander und Alexanders Großmutter Ruth.

Alexander, im Jahr 2015 in Kopenhagen, Musiker in einer Fernsehshow, Nachkomme einer bekannten Musikerfamilie, von der er eigentlich nur seine (eher egozentrische) Mutter Liliane kennt. Als Fernsehmusiker verdient er sein Geld, lebt etwas das Musikerklischee von Drogen und Alkoholkonsum. Er versucht mit seiner langjährigen Freundin ein Kind durch künstliche Befruchtung zu bekommen. Greifbare Selbstzweifel von Alexander begleiten den Leser durch diese Abschnitte.

Ruth, Musikerin und Überlebende aus Theresienstadt, nimmt zu einem unbestimmten Zeitpunkt, allerdings schon in höherem Alter, in New York Tonbänder für ihren Enkel Alexander auf. Neben Beschreibungen ihres derzeitigen Alltags in einem Pflegeheim, erkundigt und sehnt sie sich nach Alexander, den sie nicht kennt. Sie spricht auf den Tonbändern ihre Lebensgeschichte nieder von einer glücklichen Jugend, die durch Musik geprägt war, bis hin zu schrecklichen Zeit in Theresienstadt ab 1943

Ein Roman der einerseits lange ist und andererseits auch wieder nicht. Während in Alexandersteilen über weite Strecken wenig passiert (kein Fortschritt, man dreht sich im Kreis), stolpert man mit Ruth, doch recht rasant durch ihr Leben, oder sagen wir prägendsten Jahre. Wir begleiten sie in ihrer Erinnerung von der Jugend bis kurz nach dem Ende ihrer Zeit in Theresienstadt. Auch das Ende kommt dann etwas rasch.

Speziell Ruths Kapitel, fand ich trotz eines gewissen Tempos schwer zu lesen, da sie natürlich sehr berührend ja bedrückend waren. Dies ist natürlich neben dem Thema auch dem entsprechendem Erzählstil geschuldet.

Ein Roman sehr tief in die Welt der Musik eintaucht und jedes Musikstück, egal in welcher Umgebung es gespielt wird feiert. Es ist bewundernswert mit welcher Hingabe Musikstücke beschrieben werden – Stimmen, Musikinstrumente, Tonarten.

Ein weiteres bzw. das zentrale Thema des Buches ist Generationentrauma. Wie beeinflusst das Leben der vorherigen Generationen das eigene, auch wenn man das Trauma so nicht mit erlebt hat. Ein denke ich sehr wichtiges Thema um viele Konflikte zu verstehen, denn Trauma gibt es ja in unterschiedlichsten Gestalten.

Für mich war es definitiv ein lesenswertes Buch, da ich das Thema Generationentrauma wichtig finde. Ich werde bei Gelegenheit auch das Vorgängerbuch Annas Lied lesen. Auch dabei erwarte ich wie hier kein Buch, dass sich leicht nebenbei lesen lässt.