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cosmea
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Witten

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Insgesamt 45 Bewertungen
Bewertung vom 21.09.2025
Boyle, T. C.

No Way Home (deutschsprachige Ausgabe)


sehr gut

Eine toxische Dreiecksbeziehung
Der 31jährige Terence Tully genannt Terry arbeitet als Assistenzarzt in einem Krankenhaus in Los Angeles. Dann stirbt seine Mutter, und er hält sich vorübergehend in ihrem Haus in Boulder City, Nevada auf, um die Erbangelegenheiten zu regeln. In einer Bar lernt er die attraktive Bethany kennen, die sich gerade von ihrem Freund Jesse getrennt hat und seitdem wohnungslos und mit geringem Einkommen ist, sodass sie in Terry einen Retter aus ihrer Notlage sieht. Sie quartiert sich nach seiner Abreise heimlich in dem leerstehenden Haus ein und nimmt zudem noch ihre Freundin Lutie auf. Terry ist damit nicht einverstanden. Bethany ist jedoch stärker als er, und er wird sie nicht wieder los. Er hat sich in die schöne junge Frau verliebt und will sie eigentlich auch gar nicht verlieren. Dann taucht ihr Ex Jesse auf, wird zum Stalker und verletzt Terry schwer genauso wie einige Zeit später auch seinen geliebten Hund Daisy. Auch Bethany wird Opfer seiner Gewalttätigkeit. Als Terry dies herausfindet, rächt er sich an Jesse. Es entwickelt sich eine Spirale der Gewalt, und eigentlich will er an der Beziehung nicht länger festhalten, weil Bethany offensichtlich immer noch Gefühle für Jesse hat, egal was dieser tut. Ist er stark genug, sich endgültig von Bethany zu trennen?
Mir hat das Buch gefallen, obwohl es anders ist als die Romane von T.C. Boyle, die ich bisher gelesen habe. Keine der Figuren ist wirklich sympathisch, mit keiner kann ich mich als Leserin identifizieren, aber ich finde das psychologische Kammerspiel schon sehr faszinierend. Auch sprachlich ist Boyles neuer Roman wieder sehr gelungen.

Bewertung vom 21.09.2025
Louis, Édouard

Der Absturz


ausgezeichnet

Das traurige Leben eines Losers
In seinem neuen Roman schreibt Edouard Louis über das Leben seines neun Jahre älteren namenlosen Halbbruders aus der ersten Ehe seiner Mutter, der im Alter von 39 Jahren bewusstlos in seiner Wohnung aufgefunden wird. Der Bruder ist nicht mehr zu retten, die Geräte werden abgeschaltet. Der Autor hat seinen Bruder zu diesem Zeitpunkt fast 10 Jahre lang nicht mehr gesehen. Sie standen einander nicht nahe. Deshalb empfindet er auch keine Trauer, möchte eigentlich nichts mit der Beerdigung zu tun haben. Dennoch will er nun die Geschichte eines Mannes aufschreiben, der nie wirklich eine Chance hatte. Er stammt aus dem Arbeitermilieu in der Picardie, fing früh an zu trinken und Drogen zu konsumieren, beging schon als sehr junger Mann eine Reihe von Straftaten. Dennoch träumte er von beruflichem Erfolg und Reichtum, wollte erst der beste Metzger und dann der beste Maurer werden, der die größten Kathedralen restaurierte. Dass er seine Träume auch nicht ansatzweise verwirklichen konnte, lag an seiner prekären Ausgangssituation, aber auch an seinem unmäßigen Alkoholkonsum, durch den er jeden Job nach kurzer Zeit verlor. Hinzukam, dass er unter Alkoholeinfluss immer wieder ausrastete und gewalttätig wurde, auch gegenüber seinen Freundinnen. Dennoch erzählen gerade diese, dass der Bruder auch eine sehr liebenswerte, freundliche Seite hatte, die der Autor nicht kannte.
Louis stellt Fakten aus dem Leben des Bruders zusammen, gibt Interviews wieder, die zeigen, dass der Absturz unaufhaltsam war genauso wie der fortschreitende körperliche Verfall. Gegen sein Suchtverhalten kam er nicht an, zumal er sich nicht helfen lassen wollte, auch von den Menschen nicht, die es gut mit ihm meinten, und schließlich hatte er nur noch Angst vor jeder Form von Veränderung. Im Lauf seiner Nachforschungen erfährt Louis nicht nur vieles, was er nicht wusste. Er stellt sich auch immer wieder die Frage, ob er etwas hätte tun können oder sogar müssen.
Ich habe dieses Buch schnell und mit großem Interesse gelesen. Ich schätze Edouard Louis seit seinem Debütroman und kenne noch zwei weitere. Er wird zu Recht als einer der führenden Autoren seiner Generation betrachtet. Eine sehr lohnende Lektüre.

Bewertung vom 21.09.2025
Xander, Iliana

Love, Mom


sehr gut

Auf der Suche nach der Wahrheit
Die 21jährige Studentin Mackenzie Casper hatte stets ein sehr distanziertes Verhältnis zu ihrer Mutter Elizabeth, der Thriller-Autorin, die ihre Bücher unter dem Pseudonym E.V. Renge schreibt und damit reich und berühmt geworden ist. Dabei ist ihr erfundener Name ein Anagramm von „Revenge“, und genau darum geht es in ihren Thrillern. Jetzt ist die Autorin tot, bei einem Waldspaziergang abgestürzt. Die Polizei ermittelt, weil es keineswegs sicher ist, dass es sich um einen Unfall handelt. Am Tag der Trauerfeier findet ihre Tochter den Brief eines Unbekannten, der sich Fan Nr. 1 XOXO nennt, in ihrem Auto. Es folgen weitere Briefe. Jeder enthält Tagebuchseiten in der Schrift ihrer Mutter, die Mackenzie über schreckliche Ereignisse in der Vergangenheit aufklären. Es handelt sich dabei nicht nur um Dinge, die der Mutter widerfahren sind, sondern auch um schlimme Racheakte ihrerseits. Zusammen mit ihrem Freund EJ macht sich Mackenzie daran, die Ereignisse der Vergangenheit aufzuklären und stößt dabei immer wieder auf neue Geheimnisse.
Ich habe diesen spannenden Thriller sehr zügig gelesen und war immer wieder aufs Neue überrascht, welche Wendungen die Geschichte bis zur endgültigen Aufklärung im Epilog nimmt. Das kann man nicht erraten. Es ist für mich durchaus nachvollziehbar, warum dieses Debüt ein solcher Erfolg wurde. Ich bin gespannt auf Xanders nächsten Roman und empfehle “Love, Mom“ allen Interessierten, die spannende Thriller ohne Gewaltorgien lieben.

Bewertung vom 28.08.2025
Everett, Percival

Dr. No


gut

Am Ende bleibt nichts
Der Protagonist des neuen Romans von Percival Everett mit dem sprechenden Namen Dr. No ist ein renommierter Mathematikprofessor an der Brown University, der sich Wala Kitu nennt. Die Wörter stammen aus den Sprachen Tagalog und Suaheli und bedeuten „nichts“. Er ist Spezialist für nichts. Eines Tages engagiert ihn der farbige Milliardär John Sill. Wala Kitu und seine Kollegin Eigen Vector sollen in Fort Knox einbrechen und einen Schuhkarton stehlen, der nichts enthält. Mit dem Inhalt hofft Sill die Weltherrschaft zu erlangen und sich für die Ermordung seiner Eltern durch weiße Polizisten zu rächen. Sill wirkt wie ein Bond-Schurke. Es beginnt eine aberwitzige Reise mit vielen grotesken Episoden. Der Roman enthält philosophische Ausführungen sowie zahlreiche Passagen in einem für Laien unverständlichen mathematischen Jargon, aber auch viele witzige Episoden, die auf den Wortspielen um „nichts“ basieren. Am Ende sind alle erleichtert, denn es geschieht nichts.
Neben der Beschreibung der wilden Reise geht es um Gesellschaftskritik, vor allem um den immer noch allgegenwärtigen Rassismus. Das Thema und seine sprachliche Umsetzung sind schon sehr speziell. Ein Zitat, das hier für zahllose andere steht: “…, es ist nicht nicht-nichts, und damit ist es nichts.“ (S. 319). Mir hat der Roman nicht so gut gefallen wie zwei andere Bücher des Autors, die ich kenne: “Erschütterung“ und “James.“ Von daher bin ich etwas enttäuscht.

Bewertung vom 27.08.2025
Foenkinos, David

Das glückliche Leben


sehr gut

Die Sehnsucht nach einem glücklichen Leben
Eric Kherson hat im Laufe der Jahre bei Decathlon Karriere gemacht, als eines Tages die ehemalige Klassenkameradin Amélie Mortiers Kontakt zu ihm aufnimmt und ihm eine Stelle im Ministerium für Außenhandel anbietet. Er kündigt nach zwanzig Jahren und ist künftig dafür zuständig, Frankreich für ausländische Investoren attraktiv zu machen. Nach einiger Zeit fliegen Amélie und Eric zu einer wichtigen Präsentation nach Seoul, was für Eric schwierig ist, weil er schon immer unter Flugangst leidet. Bei einem Spaziergang durch Seoul stößt er auf einen Laden mit dem Namen Happy Life. Hier wird ein koreanisches Ritual verkauft, bei dem der Kunde seine eigene Beerdigung simuliert - auf den ersten Blick eine sehr ausgefallene Therapie zur Ermöglichung eines Neuanfangs im eigenen Leben. Eric lässt sich darauf ein, und als der Sargdeckel wieder geöffnet wird, ist nichts mehr, wie es war. Eric verpasst die Präsentation, und das war´s dann auch mit diesem Job. Er schafft nicht nur beruflich einen Neuanfang, als er die neue Erfahrung als Geschäftsidee nach Frankreich importiert, sondern auch privat, indem er den Kontakt zu seiner Mutter und seinem Sohn Hugo aus der gescheiterten Ehe mit Isabelle wiederaufnimmt. Auch privates Glück ist am Ende wieder möglich.
Der nicht sehr umfangreiche Roman liest sich schnell und vermittelt die positive Botschaft, dass Veränderungen im Leben zu jeder Zeit möglich sind und niemand unbefriedigende Umstände passiv ertragen und nur noch auf das unausbleibliche Ende warten muss. Es ist nie zu spät für alles. Das Buch hat mir ganz gut gefallen, aber für mich ist es nicht sein bestes.

Bewertung vom 07.08.2025
Schoeters, Gaea

Das Geschenk


sehr gut

Die Elefanteninvasion
In Gaea Schoeters neuem Roman “Das Geschenk“ tauchen in Berlin plötzlich Elefanten auf, und es werden schnell immer mehr. Es stellt sich heraus, dass der Präsident von Botswana den Deutschen 20 000 Elefanten zum Geschenk macht, nachdem die deutsche Regierung ein Gesetz beschlossen hat, das die Einfuhr von Jagdtrophäen verbietet. Dadurch verlieren zahllose Menschen in Botswana ihre Existenzgrundlage. Die Deutschen dürfen die geschützte Art nicht einfach beseitigen, sondern müssen den Elefanten die besten Lebensbedingungen bieten. Mit diesem Geschenk will der Präsident verdeutlichen, dass sich die Afrikaner von den Europäern nichts mehr vorschreiben lassen. Wir leben schließlich nicht mehr in der Kolonialzeit. Schon bald gibt es große Probleme. Die Elefanten gefährden sich selbst und die Menschen im Straßenverkehr, sie fressen Gärten und Parkanlagen kahl und hinterlassen überall ihre Exkremente. Die Regierung unter Bundeskanzler Hans Christian Winkler gerät in die Krise, die den Rechten unter dem Politiker Fuchs immer bessere Umfragewerte beschert. Der Kanzler muss sich entscheiden zwischen dem, was er für moralisch richtig hält und dem, was seine eigene politische Zukunft sichert.
Der kurze Roman ist ganz anders als der Vorgänger “Trophäe“, aber er liest sich gut. Es ist eine politische Satire, die aktuelle Probleme anspricht. Zum Beispiel scheint die Invasion der Elefanten ein deutlicher Hinweis auf das Thema Migration und die Flüchtlingsproblematik zu sein. Kann man die Elefanten umverteilen und andere zur Aufnahme verpflichten? Der Leser ist gehalten, über diese Themen nachzudenken, aber auch über den Fortbestand kolonialer Denkmuster lange nach dem Ende der Kolonialzeit. Manches in dieser Geschichte wirkt surreal, zum Beispiel wird nirgendwo erklärt, wie die Elefanten plötzlich nach Deutschland gelangen. Dennoch halte ich Schoeters neuen Roman für sehr lesenswert.

Bewertung vom 18.07.2025
Hausmann, Romy

Himmelerdenblau


sehr gut

Zerstörte Leben
Im September 2003 verschwand die damals 16jährige Julie Novak spurlos. Als sich ihr Verschwinden zum zwanzigsten Mal jährt, nehmen die Podcaster Liv Keller und Philip Hendricks Kontakt zu ihrem Vater Theo auf, um den ungeklärten Fall vielleicht endlich zu lösen. Theo war einst ein angesehener Chefarzt der Charité und kämpft mit seiner zunehmenden Demenz. Auch er will das Schicksal seiner geliebten Julie aufklären, ehe seine Erinnerungen völlig verschwinden.
Erzählt wird aus wechselnden Perspektiven. Neben Liz und Theo sind das u.a. Daniel, ihr Ex-Freund, der eine Zeit lang Hauptverdächtiger war, Julies Schwester Sophia, und eine mysteriöse Lara, die von dem „Teufel“ gefangen gehalten und mit Medikamenten ruhiggestellt wird. Es entsteht zeitweise der Eindruck, dass Lara Julie sein könnte und diese also noch lebt, zumal Theo einige E-Mails erhält, die anscheinend von Julie stammen. Der Leser folgt mit den Podcastern zahlreichen falschen Spuren und sieht, was ein solcher Verlust vor allem mit den Angehörigen macht, aber in diesem Fall auch mit Ex-Freund Daniel, dessen Leben zerstört wird, weil er für immer mit Julies Verschwinden in Verbindung gebracht wird.
Der Roman ist nicht frei von Längen, beeindruckt aber durch das auch sprachlich gelungene Porträt von Demenz. Bei Theo wechseln nicht nur klare Momente mit großer Verwirrung, er hat auch ausgeprägte Wortfindungsschwierigkeiten, hilft sich häufig ersatzweise mit „Dings“ oder erfindet Wörter, die entfernte Ähnlichkeit mit dem Begriff haben, den er eigentlich sucht. Dadurch entstehen inmitten einer traurigen Geschichte gelegentlich komische Effekte.
Mir hat “Himmelerdenblau“ gut gefallen, auch weil die Autorin bewusst auf blutrünstige Gewaltorgien verzichtet. Für mich ist der Roman kein gnadenloser Thriller, aber dennoch eine hinreichend spannende und interessante Lektüre. Es gibt viele Handlungsumschwünge und immer wieder bisher unbekannte Details, so dass ich die Auflösung nicht erraten konnte.

Bewertung vom 11.07.2025
Wagner, Jan Costin

Eden


ausgezeichnet

Ein Augenblick trennt das Schönste vom Schlimmsten
Markus und Kerstin Stenger sind sehr glücklich mit ihrer 12jährigen Tochter Sofie. Eines Tages überrascht Markus seine Tochter mit Tickets für das Konzert ihrer geliebten Sängerin Ariana la Vega in Stuttgart. Sofies Tante Isabel und ihre Kusine Lotte sind ebenfalls eingeladen. Markus ist beim Konzert nicht dabei, will die drei aber am Ende der Veranstaltung abholen. Dann passiert das Unvorstellbare. Ein Selbstmordattentäter löst eine Explosion aus, und Markus sieht seine Tochter tot am Boden liegen, während seine Schwester und seine Nichte überleben. Danach ist nichts mehr, wie es war. Die Eltern gehen unterschiedlich mit dem Verlust ihrer Tochter um und entfernen sich in ihrer Trauer weit voneinander. Während Kerstin die schreckliche Tatsache ausspricht, will Markus nicht wahrhaben, dass seine Tochter tot ist. Mit den Stengers trauert auch Sofies Schulfreund Tobias, der in schwierigen Verhältnissen lebt, weil die Eltern sich nicht mehr verstehen und der Vater zum rechtsradikalen Verschwörungstheoretiker geworden ist. Ohne seine Angehörigen zu informieren, sucht Markus die Familie des Attentäters Ayoub Issa auf. Er will begreifen, wie es zu dieser Bluttat kommen konnte und ob seine beiden Brüder von Ayoubs Radikalisierung und seinem Vorhaben wussten.
Der Autor stellt die Trauer der Hinterbliebenen sehr empathisch dar, zeigt aber auch anschaulich die gesellschaftliche Situation. Das Land ist durch das Erstarken der Rechtsextremen gespalten. Verschwörungstheoretiker verbreiten ihre Parolen im Internet. Da darf man nicht aufgeben, sondern muss kämpfen und mutig weiterleben.
Ich habe den neuen Roman von Jan Costin Wagner schnell gelesen und bin sehr davon angetan. Ich kannte bisher nur eine Reihe seiner Krimis, aber diese völlig andere Geschichte gefällt mir auch in der sprachlichen Umsetzung gut.

Bewertung vom 11.07.2025
Wood, Benjamin

Der Krabbenfischer


ausgezeichnet

Ein anderes Leben ist möglich
In den 60er Jahren lebt der 20jährige Thomas Flett mit seiner Mutter in Longferry an der englischen Küste. Seinen Vater hat er nie kennengelernt. Seine Mutter wurde als 15jährige von ihrem Lehrer geschwängert, und er wurde von Pop, seinem Großvater aufgezogen. Von ihm hat er gelernt, was ein Krabbenfischer wissen muss. Er musste die Schule abbrechen, um für ihren kargen Lebensunterhalt zu arbeiten. Täglich fährt er mit dem Pferd und der Kutsche los und nutzt die wenigen Stunden Niedrigwasser für den Krabbenfang. Es ist eine sehr harte und wegen der Senklöcher auch gefährliche Arbeit, die schon viele Fischer das Leben gekostet hat. Im Nachbarort arbeiten die Fischer schon mit Motorbooten und riesigen Schleppnetzen und erwirtschaften einen wesentlich höheren Ertrag, aber diese Ausrüstung können sich Thomas und seine Mutter nicht leisten. Eines Tages kommt Edgar Acheson, ein amerikanischer Regisseur, zu ihnen und engagiert Thomas, weil er an genau diesem Strand seinen nächsten Film drehen will. Ihre Begegnung dauert nur einen Tag, aber sie freunden sich an, und Thomas begreift, dass es auch für ihn ein anderes Leben geben könnte, zum Beispiel als Musiker. Doch ist nichts so, wie es scheint, und aus den Plänen wird zunächst nichts. Dennoch hat sich für Thomas alles verändert. Er sieht wieder eine Perspektive für sein Leben und unmittelbar auch die Möglichkeit, der von ihm verehrten Joan, der Schwester seines Freundes Harry, seine Gefühle zu gestehen.
In einer wunderbar poetischen Sprache bringt uns der Autor das Meer und die Gezeiten nahe, und wir erleben, wie ein junger Mann wieder hoffen darf, seiner tristen Existenz zu entkommen und seinem Leben einen Sinn zu geben. Ein sehr empfehlenswerter Roman eines mir bislang unbekannten Autors.

Bewertung vom 08.07.2025
Reid, Taylor Jenkins

Atmosphere


sehr gut

Unterwegs zu den Sternen
Im Mittelpunkt von Taylor Jenkins Reids neuem Roman “Atmosphere“ steht Jane Goodwin. Schon von klein auf ist sie von den Sternen fasziniert und interessiert sich für alles, was mit dem Weltall zusammenhängt. Sie arbeitet als Professorin für Astrophysik an der Rice University. Als sich 1980 Wissenschaftlerinnen für das Space-Shuttle-Programm der NASA bewerben können, versucht sie ihr Glück und wird im zweiten Anlauf angenommen. Von da an ist sie Teil eines Teams von sehr unterschiedlichen Kollegen und nur zwei weiteren Kolleginnen. Sie werden intensiv auf den Start der Raumkapsel vorbereitet, der Ende 1984 stattfindet. Schon gleich zu Beginn weiß der Leser, dass es zu einer Katastrophe kommen wird. Im Übrigen wird die Geschichte chronologisch erzählt, wobei der Leser nicht nur viele Details zur Schulung des Teams, sondern auch über ihr Privatleben und die Beziehungen untereinander erfährt. Es gibt Freundschaften, aber auch viel Rivalität, denn nur fünf Personen werden tatsächlich an Bord der Raumkapsel sein. Von zentraler Bedeutung ist, dass Joan Goodwin der Liebe ihres Lebens begegnet. Ihre Liebesgeschichte muss jedoch geheim bleiben, weil sie sonst das Ende ihrer beruflichen Karriere riskieren.
Ich habe den interessanten und spannenden Roman gern gelesen, obwohl ich es schon schwierig fand, die technischen und wissenschaftlichen Aspekte in allen Einzelheiten zu verstehen. Nach “Die sieben Männer…“ ist auch dies wieder ein sehr lohnendes Buch von Reid.