Benutzer
Benutzername: 
cosmea
Wohnort: 
Witten

Bewertungen

Insgesamt 42 Bewertungen
Bewertung vom 28.08.2025
Everett, Percival

Dr. No


gut

Am Ende bleibt nichts
Der Protagonist des neuen Romans von Percival Everett mit dem sprechenden Namen Dr. No ist ein renommierter Mathematikprofessor an der Brown University, der sich Wala Kitu nennt. Die Wörter stammen aus den Sprachen Tagalog und Suaheli und bedeuten „nichts“. Er ist Spezialist für nichts. Eines Tages engagiert ihn der farbige Milliardär John Sill. Wala Kitu und seine Kollegin Eigen Vector sollen in Fort Knox einbrechen und einen Schuhkarton stehlen, der nichts enthält. Mit dem Inhalt hofft Sill die Weltherrschaft zu erlangen und sich für die Ermordung seiner Eltern durch weiße Polizisten zu rächen. Sill wirkt wie ein Bond-Schurke. Es beginnt eine aberwitzige Reise mit vielen grotesken Episoden. Der Roman enthält philosophische Ausführungen sowie zahlreiche Passagen in einem für Laien unverständlichen mathematischen Jargon, aber auch viele witzige Episoden, die auf den Wortspielen um „nichts“ basieren. Am Ende sind alle erleichtert, denn es geschieht nichts.
Neben der Beschreibung der wilden Reise geht es um Gesellschaftskritik, vor allem um den immer noch allgegenwärtigen Rassismus. Das Thema und seine sprachliche Umsetzung sind schon sehr speziell. Ein Zitat, das hier für zahllose andere steht: “…, es ist nicht nicht-nichts, und damit ist es nichts.“ (S. 319). Mir hat der Roman nicht so gut gefallen wie zwei andere Bücher des Autors, die ich kenne: “Erschütterung“ und “James.“ Von daher bin ich etwas enttäuscht.

Bewertung vom 27.08.2025
Foenkinos, David

Das glückliche Leben


sehr gut

Die Sehnsucht nach einem glücklichen Leben
Eric Kherson hat im Laufe der Jahre bei Decathlon Karriere gemacht, als eines Tages die ehemalige Klassenkameradin Amélie Mortiers Kontakt zu ihm aufnimmt und ihm eine Stelle im Ministerium für Außenhandel anbietet. Er kündigt nach zwanzig Jahren und ist künftig dafür zuständig, Frankreich für ausländische Investoren attraktiv zu machen. Nach einiger Zeit fliegen Amélie und Eric zu einer wichtigen Präsentation nach Seoul, was für Eric schwierig ist, weil er schon immer unter Flugangst leidet. Bei einem Spaziergang durch Seoul stößt er auf einen Laden mit dem Namen Happy Life. Hier wird ein koreanisches Ritual verkauft, bei dem der Kunde seine eigene Beerdigung simuliert - auf den ersten Blick eine sehr ausgefallene Therapie zur Ermöglichung eines Neuanfangs im eigenen Leben. Eric lässt sich darauf ein, und als der Sargdeckel wieder geöffnet wird, ist nichts mehr, wie es war. Eric verpasst die Präsentation, und das war´s dann auch mit diesem Job. Er schafft nicht nur beruflich einen Neuanfang, als er die neue Erfahrung als Geschäftsidee nach Frankreich importiert, sondern auch privat, indem er den Kontakt zu seiner Mutter und seinem Sohn Hugo aus der gescheiterten Ehe mit Isabelle wiederaufnimmt. Auch privates Glück ist am Ende wieder möglich.
Der nicht sehr umfangreiche Roman liest sich schnell und vermittelt die positive Botschaft, dass Veränderungen im Leben zu jeder Zeit möglich sind und niemand unbefriedigende Umstände passiv ertragen und nur noch auf das unausbleibliche Ende warten muss. Es ist nie zu spät für alles. Das Buch hat mir ganz gut gefallen, aber für mich ist es nicht sein bestes.

Bewertung vom 07.08.2025
Schoeters, Gaea

Das Geschenk


sehr gut

Die Elefanteninvasion
In Gaea Schoeters neuem Roman “Das Geschenk“ tauchen in Berlin plötzlich Elefanten auf, und es werden schnell immer mehr. Es stellt sich heraus, dass der Präsident von Botswana den Deutschen 20 000 Elefanten zum Geschenk macht, nachdem die deutsche Regierung ein Gesetz beschlossen hat, das die Einfuhr von Jagdtrophäen verbietet. Dadurch verlieren zahllose Menschen in Botswana ihre Existenzgrundlage. Die Deutschen dürfen die geschützte Art nicht einfach beseitigen, sondern müssen den Elefanten die besten Lebensbedingungen bieten. Mit diesem Geschenk will der Präsident verdeutlichen, dass sich die Afrikaner von den Europäern nichts mehr vorschreiben lassen. Wir leben schließlich nicht mehr in der Kolonialzeit. Schon bald gibt es große Probleme. Die Elefanten gefährden sich selbst und die Menschen im Straßenverkehr, sie fressen Gärten und Parkanlagen kahl und hinterlassen überall ihre Exkremente. Die Regierung unter Bundeskanzler Hans Christian Winkler gerät in die Krise, die den Rechten unter dem Politiker Fuchs immer bessere Umfragewerte beschert. Der Kanzler muss sich entscheiden zwischen dem, was er für moralisch richtig hält und dem, was seine eigene politische Zukunft sichert.
Der kurze Roman ist ganz anders als der Vorgänger “Trophäe“, aber er liest sich gut. Es ist eine politische Satire, die aktuelle Probleme anspricht. Zum Beispiel scheint die Invasion der Elefanten ein deutlicher Hinweis auf das Thema Migration und die Flüchtlingsproblematik zu sein. Kann man die Elefanten umverteilen und andere zur Aufnahme verpflichten? Der Leser ist gehalten, über diese Themen nachzudenken, aber auch über den Fortbestand kolonialer Denkmuster lange nach dem Ende der Kolonialzeit. Manches in dieser Geschichte wirkt surreal, zum Beispiel wird nirgendwo erklärt, wie die Elefanten plötzlich nach Deutschland gelangen. Dennoch halte ich Schoeters neuen Roman für sehr lesenswert.

Bewertung vom 18.07.2025
Hausmann, Romy

Himmelerdenblau


sehr gut

Zerstörte Leben
Im September 2003 verschwand die damals 16jährige Julie Novak spurlos. Als sich ihr Verschwinden zum zwanzigsten Mal jährt, nehmen die Podcaster Liv Keller und Philip Hendricks Kontakt zu ihrem Vater Theo auf, um den ungeklärten Fall vielleicht endlich zu lösen. Theo war einst ein angesehener Chefarzt der Charité und kämpft mit seiner zunehmenden Demenz. Auch er will das Schicksal seiner geliebten Julie aufklären, ehe seine Erinnerungen völlig verschwinden.
Erzählt wird aus wechselnden Perspektiven. Neben Liz und Theo sind das u.a. Daniel, ihr Ex-Freund, der eine Zeit lang Hauptverdächtiger war, Julies Schwester Sophia, und eine mysteriöse Lara, die von dem „Teufel“ gefangen gehalten und mit Medikamenten ruhiggestellt wird. Es entsteht zeitweise der Eindruck, dass Lara Julie sein könnte und diese also noch lebt, zumal Theo einige E-Mails erhält, die anscheinend von Julie stammen. Der Leser folgt mit den Podcastern zahlreichen falschen Spuren und sieht, was ein solcher Verlust vor allem mit den Angehörigen macht, aber in diesem Fall auch mit Ex-Freund Daniel, dessen Leben zerstört wird, weil er für immer mit Julies Verschwinden in Verbindung gebracht wird.
Der Roman ist nicht frei von Längen, beeindruckt aber durch das auch sprachlich gelungene Porträt von Demenz. Bei Theo wechseln nicht nur klare Momente mit großer Verwirrung, er hat auch ausgeprägte Wortfindungsschwierigkeiten, hilft sich häufig ersatzweise mit „Dings“ oder erfindet Wörter, die entfernte Ähnlichkeit mit dem Begriff haben, den er eigentlich sucht. Dadurch entstehen inmitten einer traurigen Geschichte gelegentlich komische Effekte.
Mir hat “Himmelerdenblau“ gut gefallen, auch weil die Autorin bewusst auf blutrünstige Gewaltorgien verzichtet. Für mich ist der Roman kein gnadenloser Thriller, aber dennoch eine hinreichend spannende und interessante Lektüre. Es gibt viele Handlungsumschwünge und immer wieder bisher unbekannte Details, so dass ich die Auflösung nicht erraten konnte.

Bewertung vom 11.07.2025
Wagner, Jan Costin

Eden


ausgezeichnet

Ein Augenblick trennt das Schönste vom Schlimmsten
Markus und Kerstin Stenger sind sehr glücklich mit ihrer 12jährigen Tochter Sofie. Eines Tages überrascht Markus seine Tochter mit Tickets für das Konzert ihrer geliebten Sängerin Ariana la Vega in Stuttgart. Sofies Tante Isabel und ihre Kusine Lotte sind ebenfalls eingeladen. Markus ist beim Konzert nicht dabei, will die drei aber am Ende der Veranstaltung abholen. Dann passiert das Unvorstellbare. Ein Selbstmordattentäter löst eine Explosion aus, und Markus sieht seine Tochter tot am Boden liegen, während seine Schwester und seine Nichte überleben. Danach ist nichts mehr, wie es war. Die Eltern gehen unterschiedlich mit dem Verlust ihrer Tochter um und entfernen sich in ihrer Trauer weit voneinander. Während Kerstin die schreckliche Tatsache ausspricht, will Markus nicht wahrhaben, dass seine Tochter tot ist. Mit den Stengers trauert auch Sofies Schulfreund Tobias, der in schwierigen Verhältnissen lebt, weil die Eltern sich nicht mehr verstehen und der Vater zum rechtsradikalen Verschwörungstheoretiker geworden ist. Ohne seine Angehörigen zu informieren, sucht Markus die Familie des Attentäters Ayoub Issa auf. Er will begreifen, wie es zu dieser Bluttat kommen konnte und ob seine beiden Brüder von Ayoubs Radikalisierung und seinem Vorhaben wussten.
Der Autor stellt die Trauer der Hinterbliebenen sehr empathisch dar, zeigt aber auch anschaulich die gesellschaftliche Situation. Das Land ist durch das Erstarken der Rechtsextremen gespalten. Verschwörungstheoretiker verbreiten ihre Parolen im Internet. Da darf man nicht aufgeben, sondern muss kämpfen und mutig weiterleben.
Ich habe den neuen Roman von Jan Costin Wagner schnell gelesen und bin sehr davon angetan. Ich kannte bisher nur eine Reihe seiner Krimis, aber diese völlig andere Geschichte gefällt mir auch in der sprachlichen Umsetzung gut.

Bewertung vom 11.07.2025
Wood, Benjamin

Der Krabbenfischer


ausgezeichnet

Ein anderes Leben ist möglich
In den 60er Jahren lebt der 20jährige Thomas Flett mit seiner Mutter in Longferry an der englischen Küste. Seinen Vater hat er nie kennengelernt. Seine Mutter wurde als 15jährige von ihrem Lehrer geschwängert, und er wurde von Pop, seinem Großvater aufgezogen. Von ihm hat er gelernt, was ein Krabbenfischer wissen muss. Er musste die Schule abbrechen, um für ihren kargen Lebensunterhalt zu arbeiten. Täglich fährt er mit dem Pferd und der Kutsche los und nutzt die wenigen Stunden Niedrigwasser für den Krabbenfang. Es ist eine sehr harte und wegen der Senklöcher auch gefährliche Arbeit, die schon viele Fischer das Leben gekostet hat. Im Nachbarort arbeiten die Fischer schon mit Motorbooten und riesigen Schleppnetzen und erwirtschaften einen wesentlich höheren Ertrag, aber diese Ausrüstung können sich Thomas und seine Mutter nicht leisten. Eines Tages kommt Edgar Acheson, ein amerikanischer Regisseur, zu ihnen und engagiert Thomas, weil er an genau diesem Strand seinen nächsten Film drehen will. Ihre Begegnung dauert nur einen Tag, aber sie freunden sich an, und Thomas begreift, dass es auch für ihn ein anderes Leben geben könnte, zum Beispiel als Musiker. Doch ist nichts so, wie es scheint, und aus den Plänen wird zunächst nichts. Dennoch hat sich für Thomas alles verändert. Er sieht wieder eine Perspektive für sein Leben und unmittelbar auch die Möglichkeit, der von ihm verehrten Joan, der Schwester seines Freundes Harry, seine Gefühle zu gestehen.
In einer wunderbar poetischen Sprache bringt uns der Autor das Meer und die Gezeiten nahe, und wir erleben, wie ein junger Mann wieder hoffen darf, seiner tristen Existenz zu entkommen und seinem Leben einen Sinn zu geben. Ein sehr empfehlenswerter Roman eines mir bislang unbekannten Autors.

Bewertung vom 08.07.2025
Reid, Taylor Jenkins

Atmosphere


sehr gut

Unterwegs zu den Sternen
Im Mittelpunkt von Taylor Jenkins Reids neuem Roman “Atmosphere“ steht Jane Goodwin. Schon von klein auf ist sie von den Sternen fasziniert und interessiert sich für alles, was mit dem Weltall zusammenhängt. Sie arbeitet als Professorin für Astrophysik an der Rice University. Als sich 1980 Wissenschaftlerinnen für das Space-Shuttle-Programm der NASA bewerben können, versucht sie ihr Glück und wird im zweiten Anlauf angenommen. Von da an ist sie Teil eines Teams von sehr unterschiedlichen Kollegen und nur zwei weiteren Kolleginnen. Sie werden intensiv auf den Start der Raumkapsel vorbereitet, der Ende 1984 stattfindet. Schon gleich zu Beginn weiß der Leser, dass es zu einer Katastrophe kommen wird. Im Übrigen wird die Geschichte chronologisch erzählt, wobei der Leser nicht nur viele Details zur Schulung des Teams, sondern auch über ihr Privatleben und die Beziehungen untereinander erfährt. Es gibt Freundschaften, aber auch viel Rivalität, denn nur fünf Personen werden tatsächlich an Bord der Raumkapsel sein. Von zentraler Bedeutung ist, dass Joan Goodwin der Liebe ihres Lebens begegnet. Ihre Liebesgeschichte muss jedoch geheim bleiben, weil sie sonst das Ende ihrer beruflichen Karriere riskieren.
Ich habe den interessanten und spannenden Roman gern gelesen, obwohl ich es schon schwierig fand, die technischen und wissenschaftlichen Aspekte in allen Einzelheiten zu verstehen. Nach “Die sieben Männer…“ ist auch dies wieder ein sehr lohnendes Buch von Reid.

Bewertung vom 26.06.2025
Hayes, Samantha

Eine von uns


gut

Jede Menge Lügen
Ein Brand zerstört Ginas Haus. Die Familie steht vor dem Nichts. Da nehmen sie gern das Angebot von Ginas alter Freundin Annie an, die für ein paar Monate auf Reisen ist. Gina, ihr Mann Matt und die beiden kleinen Kinder können in ihrem schönen alten Haus wohnen, bis ihr eigenes renoviert ist. Schon wenig später taucht eine junge Frau namens Mary an der Haustür auf, die behauptet, seit einem Jahr als Haushälterin bei Annie zu arbeiten und von nun an jeden Tag zur Arbeit kommen will. Sie zieht letztlich mit ihrem „Sohn“ Tyler bei ihnen ein. Gina ist das überhaupt nicht recht. Sie ist misstrauisch und hat das Gefühl, dass hier irgendetwas nicht stimmt. Schon bald entdeckt sie auch Ungereimtheiten und Lügen, die den Leser nicht überraschen, denn erzählt wird nicht nur aus Ginas, sondern auch aus Marys Perspektive. Eingeschobene Kapitel mit der Überschrift „Damals“ zeigen, dass alles mit Ereignissen in der Vergangenheit zu tun hat, als ein junges Mädchen namens Sara spurlos verschwand. Gina, Annie, Laura und Sara – die GALS – waren eng befreundet und hatten sich gemäß ihrem Mantra Big love, true friends, no secrets geschworen, niemals Geheimnisse vor einander zu haben. Es kam anders, vor allem, weil sie zu Rivalinnen in ihrem Werben um den attraktiven jungen Matt werden, Ginas Ehemann und Vater ihrer Kinder.
Der nicht durchweg spannende Roman erzählt mit zahllosen Handlungsumschwüngen, was damals geschah und wie sich die Ereignisse in der Gegenwart entwickeln. Vieles kann man erraten oder frühzeitig Marys Hinweisen entnehmen. Die vollständige Auflösung zum Schluss birgt dann doch noch einige Überraschungen. Insgesamt wirkt der Plot auf mich ziemlich unrealistisch und sehr konstruiert. Für mich ist das bestimmt kein Thriller der Spitzenklasse.

Bewertung vom 25.06.2025
Williams , Niall

Das ist Glück


sehr gut

Am Ende gehen wir alle zurück zum Anfang
Der 77jährige Noel Crowe lässt sein Leben Revue passieren und erinnert sich vor allem an die Zeit als 17jähriger. Damals verließ er das Priesterseminar in Dublin, weil er den Glauben verloren hatte. Er zieht bei seinen Großeltern Doady und Ganga in Faha, einer kleinen Gemeinde im Südwesten Irlands in der Grafschaft Kerry ein. Das Besondere an Faha, das niemand mehr beachtete, war, dass es dort immer regnete. Kurz vor Ostern im Jahr 1958 hört der Regen auf, und die Sonne scheint tagelang. In Faha stehen jedoch noch weitere Veränderungen an. Mit Jahrzehnten Verspätung soll die Gemeinde endlich an das Stromnetz angeschlossen werden. Damit sind einschneidende Veränderungen verbunden, die nicht jeder im Ort begrüßt. Christy McMahon arbeitet für die Elektrizitätsgesellschaft und hält Kontakt zu den Bewohnern, bei denen er die Zustimmung einholen muss, wenn auf ihren Feldern Strommasten errichtet werden. Christy wird Untermieter bei Noels Großeltern und teilt sich mit ihm ein Zimmer. Die Beiden werden Freunde. Noel spürt schon bald, dass Christy einen anderen Grund hat, in genau dieses Dorf zu kommen. Christy erzählt ihm, dass er fünfzig Jahre zuvor eine Frau unter besonders demütigenden Umständen verlassen hat. Annie Mooney heißt inzwischen Mrs Gaffney und lebt in Faha, und Christy will sich bei ihr entschuldigen und Wiedergutmachung leisten. Zugleich verliebt sich Noel zum ersten Mal in seinem Leben, zunächst in Sophie, die jüngste Tochter von Doctor Troy, dem Arzt des Ortes. Der Leser verfolgt seine Entwicklung vom tiefen Schmerz eines Jungen zum jungen Erwachsenen, der tiefe, romantische Gefühle entwickelt.
Williams beschreibt detailverliebt das Dorf mit einer Vielzahl von Bewohnern, Landschaft und Wetter und typische Aspekte des Dorflebens wie die Rolle der Kirche, irische Musik, Alkoholkonsum, Fußball. Insgesamt ist die Geschichte eher handlungsarm, stellt aber humorvoll und voller Sympathie ein gelungenes Porträt des ländlichen Irland in einer anderen Epoche dar - ohne Sentimentalität oder übertriebene Romantisierung. Eine lohnende, aber nicht ganz leichte Lektüre.

Bewertung vom 22.06.2025
Webb, Liz

Die Bucht


ausgezeichnet

Die Geretteten
Nancy Ryan zieht mit ihrem Lebensgefährten Calder Campbell von London auf die fiktive Insel Langer vor der schottischen Westküste. Die Insel ist durch ihre reichlichen Schiefervorkommen bekannt. Dort ist er aufgewachsen, und nun hat er nach dem Tod der Mutter das Haus geerbt. Beide freuen sich auf einen Neuanfang, doch schon bald kommt alles anders. Nancy hat Schwierigkeiten, sich in dem Dorf einzuleben, dessen Bewohner ihr fremd bleiben. Eine besondere Rolle spielt hier der Pfarrer, der eine wichtige Position im Ort einnimmt und die Geheimnisse vieler Bewohner kennt. In einem speziellen Ritual lässt er die Bewohner ihre Sünden auf Schiefertafeln schreiben, die dann abgewischt werden. Durch diese symbolische Handlung sind diese Gläubigen dann von ihren Sünden befreit. Sie sind gerettet - von daher der Originaltitel "The Saved".
Eines Tages unternimmt Calder eine unangekündigte Bootsfahrt. Nancy sieht später das gekenterte Boot, und Calder treibt leblos im Wasser. Wider Erwarten überlebt er den Bootsunfall. Damit sind die Probleme jedoch nicht gelöst, denn Calder kommt völlig verändert aus dem Krankenhaus zurück. Nancy begreift, dass sie nicht viel über ihren Partner weiß. Damit haben beide Geheimnisse voreinander, denn Nancy hat Calder mit seinem besten Freund betrogen, der zugleich der Ehemann ihrer engsten Freundin ist. Dann wird eine Leiche angespült, und ungeklärte Ereignisse aus der Vergangenheit spielen plötzlich eine große Rolle. Es gibt immer neue Verdächtige, und Nancy misstraut Calder und flüchtet vor ihm.
Der Roman ist spannend zu lesen mit zahlreichen Wendungen und einer Auflösung, die man nicht unbedingt erwartet. Mir haben die sorgfältig charakterisierten Figuren und die Landschaftsbeschreibungen der schottischen Küste gut gefallen. Sehr empfehlenswert.