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asc259
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OELSNITZ/ERZGEBIRGE

Bewertungen

Insgesamt 48 Bewertungen
Bewertung vom 28.08.2025
Maaß, Laura

Was du siehst (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

… und das ist eine unbeschwerte Kindheit und Jugend auf der östlichen Seite der Elbe im Grenzsperrgebiet. Hier wachsen Jule und Andi heran und spielen immer wieder dieses Spiel „Ich sehe was…“ Aus der Freundschaft wird Liebe, beide haben ihre Vorstellungen von ihrem Beruf, planen ein gemeinsames Leben. Der 9. November 1989 wird alles verändern. Jule macht sich auf den Weg, ihren Vater zu suchen, von dem angenommen wird, dass er sich in den Westen abgesetzt hat.
Es ist ein leichtes Buch, ohne viel Action und trotzdem war es spannend für mich. Jule, die vermeintlich ihrem Vater durch die Welt hinterherreist, während Andy als Förster bodenständig geblieben ist. Die Idee, jedem Kapitel eine Farbe zuzuordnen finde ich interessant.
Selbst in der DDR aufgewachsen finde ich vieles wieder was auch meine Kindheit und Jugend prägte. Alles in allem ein gelungenes Buch.

Bewertung vom 20.08.2025
Flitner, Bettina

Meine Mutter


ausgezeichnet

Der Roman, Bruchstücke zur Biografie der Mutter, beginnt mit der Beerdigung. Sie hatte Suizid begangen und die Autorin kann sich nicht erinnern, dass sie irgendetwas empfunden hat am Tag der Beisetzung. 40 Jahre später befasst sie sich dann doch mit dem Leben ihrer Mutter und begibt sich mit Fotos, Tagebüchern ihrer Verwandten, Aufzeichnungen ihres Großvaters zum Ursprung, einem kleinen Ort in Schlesien am Fuße des Riesengebirges. Dort wurde Gila, die Mutter der Autorin geboren hatte unbeschwerte Jahre im Nest ihrer Familie, war die niedliche Prinzessin für ihren Vater, dem Besitzer eines Sanatoriums. Das Kriegsende ändert alles, die Familie wird vertrieben, fasst Fuß in Celle.
Gila heiratet, doch das Ehepaar ist nicht wirklich glücklich. Auf beiden Seiten gibt es Affären, Streit, Depressionen und Fasen der Überschwänglichkeit. Das ist dann die Zeit, die auf eigenen Erinnerungen der Autorin beruht.
Es ist eine gelungene Aufarbeitung von Liebe und Enttäuschung, bei der sich am Ende doch Trauer einstellen wird.

Bewertung vom 08.08.2025
Laabs, Laura

Adlergestell


sehr gut

Drei Schulanfängerinnen aus der Eigenheimgasse bei der Berliner Ausfallstraße Adlergestell sind auf sich allein gestellt und was sie so Tag für Tag anstellen, kann man schon nicht mehr nur als Blödsinn bezeichnen. Die Eltern, eine alleinerziehende Mutter, die den ganzen Tag unterwegs ist, ein arbeitsloser prügelnder Vater, der oft betrunken ist und eine depressive Mutter, die Männer empfängt, kümmern sich wenig um ihre Mädchen. Ich stelle mir an dieser Stelle die Frage, gab es denn keinen Schulhort, der wenigstens einen Teil der überflüssigen Freizeit der Kinder auffing? Alles ist düster, nichts Positives. Anfangs wollte ich diesem Roman nur 3 Sterne vergeben. Doch gegen Ende hin haben mich die Biografien der handelnden Randfiguren, Mütter, Schwiegermutter, Lehrerin, Tante doch mitgenommen, auch wenn diese ebenfalls deprimierend sind. Ein Roman, der die untersten Schichten der Gesellschaft beleuchtet.

Bewertung vom 24.07.2025
Kelly, Julia R.

Das Geschenk des Meeres


ausgezeichnet

Dorothy kommt als Lehrerin aus Edinburgh in das Fischerdorf Skerry. Schroff wie die Landschaft und das Wetter erscheinen ihr die Menschen. Dorothy ist geprägt von Aussprüchen ihrer lieblosen Mutter und sie versagt sich ihre Liebe. Die Geschichte springt vom Heute ins Damals. Da sind die Parallelen zu dem Verschwinden von Dorothys Sohn Moses und dem Kind, das Jahre später nach einem Sturm am Strand gefunden wurde. Wir werden mitgenommen in dieses Dorf, lernen die Menschen kennen und verstehen (bis auf die versoffenen prügelnden Ehemänner), spüren das Wetter, die Wärme der Kamine, den Tratsch der Frauen. Bis zum Schluss gibt es immer neue Wendungen und zuvor gefasste Überzeugungen werden über den Haufen geworfen. Stück für Stück erfährt der Leser, was damals passierte und warum. Es ist ein Roman, der mich beeindruckt hat von dieser plastischen Erzählweise.

Bewertung vom 03.06.2025
Berkel, Christian

Sputnik


gut

Gleich vorab: Die beiden Romane „Der Apfelbaum“ und „Ada“ finde ich besser. Von diesem Buch habe ich mir mehr versprochen.
Der Bogen von der unbewussten Geburt zur „nochmaligen Geburt“ bei den Theaterproben ist aber meiner Meinung nach gut gelungen. Vieles dazwischen, das pubertierende Empfinden des Heranwachsenden (als Mädchen aufgewachsen kann man das wohl nicht nachvollziehen), die Drogenexzesse, haben dafür gesorgt, diesem Buch Punkte abzuziehen.
Die Aufarbeitung der Nazivergangenheit bei der westdeutschen Jugend fand ich getroffen. In der DDR aufgewachsen ist man damit vollkommen anders umgegangen. Doch auch hier wurde das Thema totgeschwiegen. Die manchmal doch recht naiven Dialoge im Freundeskreis von Sputniks Eltern waren ebenfalls recht aufschlussreich.
Ein interessanter Einblick in das Paris zu Beginn der Siebziger ist bei mir gut angekommen.

Bewertung vom 15.05.2025
Hughes, Siân

Perlen


sehr gut

Was macht es mit einem Kind, dessen Mutter so einfach an einem Nachmittag verschwindet, ohne ein Abschiedswort, ohne etwas mitzunehmen? Mariannes ganzes Leben ist davon geprägt. Immer stand das Warum im Raum, auch als sie selbst eine Tochter hat. Immer wieder erinnert sich Marianne an die schöne gemeinsame Zeit, an die Geschichten der Mutter, an die Lieder und wie sie zärtlich mit ihrem neugeborenen Brüderchen umging. War sie psychisch krank?
Die Protagonistin beschreibt das Chaos, dass geblieben ist, wie ihr Vater mit der Situation umzugehen versuchte. Marianne igelt sich ein, hat keine Freunde, schwänzt die Schule, benimmt sich auffällig. Ihr Vater lässt sie ihren eigenen Gedanken nachhängen, versucht niemals, Druck auf sie auszuüben. Man vermutet, Marianne sei erblich belastet, als sie nach der Geburt ihrer Tochter Auffälligkeiten zeigt.
Am Anfang werden mir all die Erinnerungsfetzen zu viel, doch dann fesselt mich das Buch, die Handlung nimmt Fahrt auf. Mit ihrer Tochter kehrt sie einmal im Jahr in ihr Dorf zurück, um an einer Gedenkfeier teilzunehmen, einer Art Kirmes. Und ohne zu spoilern, es gibt eine Antwort und als Marianne und ihr Vater diese erkennen, gelingt das Loslassen.

Bewertung vom 04.05.2025
George, Nina

Die geheime Sehnsucht der Bücher


ausgezeichnet

Jean Perdu ist ein alter Bekannter aus dem Lavendelzimmer. Dies ist das dritte Buch dieser Reihe. Über Jean ist schon so ziemlich alles erzählt. In diesem Buch sind seine Auszubildende Pauline und Françoise ein zwölfjähriges Mädchen die Protagonistinnen. Françoise liest alles, was sie in die Finger bekommt, und meistert ihren Alltag, beschützt ihre „verrückte“ Mutter. Doch ist diese tatsächlich verrückt? Sie wird von der Tochter auf das Bücherschiff geschickt und Françoise lernt dort die Besatzung der »Pharmacie Littéraire« kennen. Die Gedankengänge des Mädchens sind gespickt mit Metaphern, die Dialoge sind köstlich.
Pauline ist mit ihrer Vespa unterwegs und versorgt eine Auswahl von Klienten mit Büchern, von denen wir im Laufe des Buches auch so manches erfahren.
Dann steht sie zwischen zwei Männern und keiner der beiden versucht sie auf seine Seite zu ziehen. Sie ist aufrichtig ihnen gegenüber und hat dann keinen von den beiden.
Die Übersetzerin hat in der Story manche französischen Redewendungen gelassen, wohl weil diese im Original den Sinn besser treffen als übersetzt. Allerdings gibt es trotzdem eine sinngemäße Übersetzung für welche für mich, die keine Ahnung von der französischen Sprache haben.
Am Ende gibt es noch ein filmreifes Finale.

Bewertung vom 16.04.2025
Eng, Tan Twan

Das Haus der Türen


ausgezeichnet

Von asc259

Lesley führt ein privilegiertes Leben in Malaysia. Ihr Mann ist ein erfolgreicher Anwalt, sie hat zwei nette Kinder, die von dem Kindermädchen betreut werden, das einst auch sie aufzog. Eine Anzahl einheimischer Bediensteter macht der Familie das Leben angenehm. Doch so richtig zufrieden kann Lesley trotzdem nicht sein. Da ist zum Beispiel die Ungleichheit der Frauen. Sie diskutiert kontrovers mit ihrem Mann und den gemeinsamen Gästen darüber, findet jedoch kaum Gehör.
Der Roman informiert uns nicht nur über das Leben der Briten in Malaysia zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Unter der perfekten Oberfläche brodeln die Geheimnisse. Ebenfalls über die für mich unbekannte Geschichte Chinas zu jener Zeit habe ich viel lesen können.
Lesley begehrt nicht wirklich auf, nimmt sich einige Freiheiten, doch letztendlich muss sie sich ihrem Schicksal fügen und ihren Mann nach Südafrika folgen, obwohl sie ihre Insel liebt.
Der Roman zieht einen durch die Handlung, man mag ihn gar nicht zur Seite legen. Nicht nur das Gesellschaftsbild hat mich gefesselt, auch die Einblicke in die Natur kommen sehr ausführlich zur Geltung.

Bewertung vom 31.03.2025
Valla, Kristin

Ein Raum zum Schreiben


ausgezeichnet

Eine Schriftstellerin braucht ihren eigenen Platz zum Schreiben. Diese Erkenntnis hat auch die Autorin, begibt sich auf die Suche nach einem solchen und findet diesen in einem kleinen reparaturbedürftigen Haus in Südfrankreich. Wir erfahren von den Schwierigkeiten, ihren Traum Wirklichkeit werden zu lassen, die sie fast zum Aufgeben zwingen. Dabei lässt sie uns an ihren Recherchen teilhaben zu erfolgreichen Schriftstellerinnen der Weltliteratur, die gleichzeitig zu ihren eigenen Innenarchitektinnen geworden sind. Im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen, die zum Teil von ihren Frauen die Rücken freigehalten bekamen (beispielsweise Thomas Mann) haben diese sich ihren Platz allein geschaffen neben Ehemann, Kinderbetreuung und Widrigkeiten der Behörden. Unsere Autorin lebt heute, hat einen Mann, der sich um die familiären Belange kümmert und somit IHR den Rücken freihält. Eine gelungene Geschichte, die die Herausforderungen der Gegenwart mit denen mir mehr oder weniger bekannter Autorinnen verknüpft.

Bewertung vom 06.03.2025
Fuchs, Katharina

Vor hundert Sommern


ausgezeichnet

1924 und 2024, das sind die Jahre in denen die Geschichten starten. Im Jahr 2024 beginnen Anja und ihre Tochter Lena damit, die Wohnung der Mutter bzw. Großmutter aufzulösen. Dabei stoßen sie auf Sachen aus dem Jahr 1924. Elisabeth, Anjas 94-jährige Mutter und Lenas Großmutter wird davon an eine Zeit erinnert, die sie aus den Erzählungen ihrer Tante erfahren hat. Rückblicke auf die Wohn- und Arbeitsverhältnisse 1924 wechseln sich ab mit hochbrisanten aktuellen Ereignissen. Man findet Parallelen von damals, als die NSDAP erstarkt, dem Judenhass von damals bis heute. Nach und nach gibt Elisabeth lange gehütete Familiengeheimnisse preis. Auf der anderen Seite stehen die brandaktuellen Geschehnissen, die Konfrontation seit dem 7. Oktober 2023, dem Krieg im Nahen Osten, der auch an deutschen Unis seine Spuren hinterlässt.