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Ceodaz

Bewertungen

Insgesamt 37 Bewertungen
Bewertung vom 05.10.2025
Parker, Martina

Miss Vergnügen


sehr gut

Zwischen Beauty, Chaos und Krimi: Ein schräger Fall für Miss Brooks

Als ihr Ehemann sie während eines Aufenthalts in Wien kurzerhand aussetzt, steht Miss Brooks plötzlich allein da – mitten in der Stadt, in der auch ihre Schwester lebt, mit der sie allerdings seit Jahren ein schwieriges Verhältnis hat. Doch statt sich unterkriegen zu lassen, beginnt Miss Brooks, ihr Leben neu zu sortieren. Mit einer ordentlichen Portion britischer Gelassenheit und schwarzem Humor nimmt sie ihre neue Realität an – und stolpert dabei unverhofft in eine Welt aus Glitzer, Geheimnissen und Verbrechen.

Martina Parker ist mit diesem Krimi ein unterhaltsamer und herrlich eigenwilliger Serienauftakt gelungen. Miss Brooks ist eine Protagonistin, die man so schnell nicht vergisst: charmant, ein bisschen eigensinnig und mit einem Herz voller guter Absichten. Ihre handgemachten Sorgenpüppchen mit positiven Botschaften sind eine liebevolle Idee, die der Figur noch mehr Tiefe und Charme verleihen. Überhaupt lebt dieser Krimi sehr von seiner Hauptfigur, die mit viel britischem Witz, Eigenart und einem scharfen Blick durch die Geschichte führt.

Besonders gut gefallen hat mir der Einblick in die Beautybranche. Man merkt, dass die Autorin hier sehr genau weiß, wovon sie schreibt. Die kleinen Details, die Mechanismen im Hintergrund, die Oberflächlichkeiten und Machtspiele, all das ist glaubwürdig eingeflochten und gibt dem Krimi eine moderne, originelle Note.

Allgemein ist die Handlung abwechslungsreich, unterhaltsam und mit kleinen Überraschungen gespickt. Der Kriminalfall entwickelt sich spannend, auch wenn die Auflösung für meinen Geschmack nicht ganz an das unterhaltsame Tempo und die dichte Atmosphäre der Geschichte heranreicht. Trotzdem bleibt die Story an sich rund und schlüssig.

Die österreichischen Rezepte am Ende des Buches waren eine charmante Überraschung, wenn auch im ersten Moment etwas unerwartet in einem Krimi, der in der schillernden Beautywelt spielt. Vielleicht hätte eine augenzwinkernde Ergänzung zum Thema, wie eine DIY-Beauty-Anleitung oder ein humorvoller Beautytipp von Miss Brooks, noch besser gepasst.


Fazit:
Ein unterhaltsamer Wohlfühlkrimi mit einer starken Portion Humor, einer erfrischend eigenwilligen Protagonistin und einem herrlich bissigen Blick auf die Beautybranche. Miss Brooks verspricht Krimiunterhaltung der etwas anderen Art – schräg, smart und sehr charmant.

Bewertung vom 05.10.2025
Beyer, Anja Saskia

Sommersehnsucht und Meeresglitzern


gut

Eine sommerliche Auszeit mit vorhersehbarem Verlauf

Die Architektin Lina steht vor einem Scherbenhaufen: Ihre Ehe kriselt und ihre Tochter Marie will plötzlich die Schule schmeißen. Um Abstand zu gewinnen und um einen klaren Kopf zu bekommen reist sie kurzerhand nach Capri zu ihren Schwestern. Dort stößt sie nicht nur auf eine alte Familiengeschichte, die eng mit der Vergangenheit ihres Vaters verwoben ist, sondern auch auf den charmanten Schreiner Luca. Gemeinsam mit ihm restauriert sie ein verwunschenes Häuschen und findet dabei nicht nur neue Kraft, sondern vielleicht auch eine neue Liebe.

Für mich war der Verlauf der Geschichte leider in vielen Teilen vorhersehbar. Besonders Linas persönliche Entwicklung und das Verarbeiten ihrer Ehekrise gingen sehr schnell voran. Für mich persönlich viel zu schnell. Innerhalb weniger Tage scheint sie nicht nur zur Ruhe zu kommen, sondern auch offen für eine neue Beziehung zu sein. Diese schnelle Wandlung wirkte auf mich unrealistisch und nahm der Geschichte etwas von ihrer emotionalen Tiefe.

Auch das große Familiengeheimnis, das im Vorfeld stark angedeutet wurde, konnte mich in der Auflösung nicht überzeugen. Das drastische Handeln des Großvaters war für mich nicht ausreichend nachvollziehbar und ließ mich eher ratlos zurück.

Was die Geschichte jedoch wunderbar lebendig macht, sind die stimmungsvollen Beschreibungen der Insel Capri. Das warme Licht, das Glitzern des Meeres und die mediterrane Atmosphäre entfalten sich beim Lesen fast wie ein Kurzurlaub. In mir wurde definitiv die Reiselust geweckt! Auch die Idee, am Ende des Romans die Rezepte zu den im Buch erwähnten Speisen aufzuführen, fand ich richtig schön. Das hat für mich die Geschichte ein bisschen aufgewertet.

Fazit:
„Sommersehnsucht und Meeresglitzern“ ist eine sommerlich-leichte Lektüre mit einem traumhaften Setting. Zwar bleiben einige emotionale Entwicklungen und die Auflösung der Familiengeschichte eher oberflächlich, doch die Atmosphäre, das Capri-Flair und die liebevollen Details, wie die Rezepte, machen das Buch dennoch zu einer schönen Urlaubslektüre für zwischendurch.

Bewertung vom 15.09.2025
Moyes, Jojo

Ein ganz besonderer Ort (MP3-Download)


gut

Ein Ort mit Potenzial – aber ohne Herz

Suzanna Peacock kehrt mit ihrem Mann Neil zurück in ihr Heimatstädtchen – nicht ganz freiwillig, sondern aus finanziellen Gründen. Obwohl sie nach außen hin ein geregeltes Leben führt, fühlt sie sich innerlich leer. Ihre Ehe wirkt brüchig, die Beziehung zu ihrer Familie ist belastet, und über allem schwebt die ungeklärte Frage nach ihrer leiblichen Mutter, die sie nie kennengelernt hat.

Auf der Suche nach Orientierung wagt Suzanna einen Neuanfang und eröffnet das „Peacock Emporium“ – einen kleinen, charmanten Laden mit integriertem Café. Was zunächst als Versuch beginnt, sich abzulenken, wird schnell zu etwas Größerem: einem Ort der Begegnung, an dem sich Menschen verbinden – und Suzanna langsam beginnt, ihren Platz im Leben zu finden.

Leider hat mich das Hörbuch nicht so sehr mitgenommen, wie ich es von Jojo Moyes gewohnt bin. Besonders irritierend fand ich den häufigen Wechsel zwischen Zeiten und Perspektiven ohne akustische Trennung oder erkennbare Übergänge. Plötzlich befand man sich in der Vergangenheit oder bei einer anderen Figur, ohne dass dies auf Anhieb ersichtlich war. Das hat den Hörfluss deutlich erschwert und mich immer wieder aus der Geschichte gerissen.

Auch mit Suzanna als Hauptfigur bin ich nicht richtig warm geworden. Obwohl ihre Vergangenheit im Verlauf des Romans Stück für Stück enthüllt wird, bleibt ihre Entwicklung als Figur eher blass. Ihre ständig negative Haltung, ihre Unzufriedenheit und ihr Pessimismus ziehen sich wie ein grauer Schleier durch die Geschichte. Besonders schwer nachzuvollziehen war für mich, wie wenig sie die liebevollen Gesten und das Wohlwollen ihrer Familie anerkennt. Trotz aller Unterstützung – sei es emotional oder finanziell – stößt sie Menschen von sich, die ihr helfen wollen. Ihre privilegierte Ausgangssituation scheint ihr dabei kaum bewusst zu sein.

Was mir hingegen gut gefallen hat, waren die atmosphärischen Landschaftsbeschreibungen. Diese waren sehr bildhaft und haben für mich das englische Kleinstadt-Flair greifbar gemacht. Auch das Konzept des „Peacock Emporiums“ als Ort der Begegnung hat Potenzial. Es hätte jedoch noch stärker in den Fokus rücken dürfen.

Fazit:
„Ein ganz besonderer Ort“ ist ein ruhiger Roman über Selbstsuche, Zugehörigkeit und alte Wunden. Das Hörbuch bietet schöne Szenerien und gute Grundideen, verliert aber durch unsaubere Übergänge und eine schwer zugängliche Hauptfigur an Wirkung. An sich ist es kein schlechtes Buch, aber für mich auch kein besonders bewegendes.

Bewertung vom 15.09.2025
Swidler, Nicole;Swidler, Uli T.

Herzlauschen


gut

Viel versprochen, wenig gespürt: Eine Liebe, die nicht ganz berührt

Tessa Boden ist eine gefeierte Sopranistin, die auf den großen Bühnen der Welt zu Hause ist. Bei einem Benefizkonzert in Berlin fällt ihr ein Mann in der ersten Reihe auf, der sich ganz anders verhält als der Rest des Publikums: kein Applaus, kein Lächeln, nur ein intensiver Blick und ein Skizzenblock, in den er unaufhörlich zeichnet. Als Tessa später zwei Zeichnungen von ihm findet, ist sie tief bewegt. Von Neugier und innerer Unruhe getrieben, folgt sie seiner Spur. Was sie dabei entdeckt, stellt ihr bisheriges Leben auf den Kopf.

Der Schreibstil des Autorenduos ist angenehm und flüssig zu lesen. Besonders gut hat mir die Struktur des Romans gefallen: Die wechselnden Perspektiven zwischen Tessa und Paul verleihen der Geschichte Tiefe und ermöglichen einen guten Einblick in ihre Gedanken- und Gefühlswelten.

Trotzdem hat mich die Geschichte emotional nicht so mitgerissen, wie ich es mir erhofft hatte. Sowohl Tessa als auch Paul blieben mir bis zum Ende fremd, sodass ich ihre aufkeimende Verliebtheit und die große Anziehung zueinander leider nicht nachempfinden konnte. Es fehlte mir an innerer Intensität, an dem Funken, der eine Liebesgeschichte lebendig und spürbar macht.

Die Handlung an sich verläuft ohne Längen und nimmt immer wieder Fahrt auf. Allerdings hatte ich den Eindruck, dass einige Konflikte zunächst stark aufgebaut werden, nur um dann recht plötzlich und unkompliziert abgehandelt zu werden. Dadurch haben manche Szenen ein wenig an Tiefe verloren.

Am meisten gestört hat mich allerdings die Nebenhandlung rund um Pauls Freundschaft zu Sanna. Ihre jahrelange Schwärmerei, der spontane, frustrierte One-Night-Stand und die anschließende Entscheidung, so zu tun, als sei nichts gewesen, waren für mich nicht nachvollziehbar. Gerade, weil Paul parallel eine starke Verbindung zu Tessa aufbaut und ihr sogar nach New York folgt, kam mir diese Nebenhandlung wie ein konstruiertes Drama vor, das der Geschichte mehr geschadet als genutzt hat. Diese Wendung hat mir den Lesegenuss ein Stück weit genommen.

Fazit:
„Herzlauschen“ ist stilistisch gelungen und angenehm zu lesen. Die emotionale Tiefe bleibt jedoch hinter den Erwartungen zurück. Die Liebesgeschichte hat Potenzial, doch in ihrer Umsetzung hat mir das gewisse Etwas gefehlt, das mich berührt hätte. Wer eine ruhige Liebesgeschichte mit kunstvollem Flair und internationalem Setting sucht, wird hier vielleicht fündig. Für mich war es insgesamt jedoch eher eine nette Lektüre für zwischendurch als ein emotionales Highlight.

Bewertung vom 19.08.2025
Zweig, Stefan

Ungeduld des Herzens


sehr gut

Wenn Mitleid zerstört, was Liebe erhofft

Der junge Leutnant Anton Hofmiller wird in das Haus des reichen Lajos Kekesfalva zum Abendessen eingeladen. Dort begegnet er Edith, der Tochter des Hausherrn, die aufgrund einer Lähmung im Rollstuhl sitzt. Edith verliebt sich rasch und leidenschaftlich in Anton, doch seine Zuwendung entspringt nicht Gegenseitigkeit, sondern einem tragischen Missverständnis: Mitleid statt Liebe. Getrieben von Mitgefühl und Unsicherheit versucht er, ihr Hoffnung zu machen, ohne zu ahnen, welche Konsequenzen seine vermeintlich gut gemeinten Gesten haben werden. In einem unbedachten Moment verleugnet Anton ihre Beziehung – mit Folgen, die er weder erwartet noch verantworten kann.

Für mich war die Geschichte überraschend spannend. Ich war schnell in der Handlung gefangen und wollte unbedingt wissen, ob sich das Schicksal vielleicht doch noch zum Guten wenden würde. Besonders Edith hat mich tief berührt. Sie ist eine junge Frau mit klarem Verstand und einem offenem Herzen. Sie drückt ihre Gefühle direkt und ehrlich ehrlich aus, und ihre Sehnsucht nach Liebe ist greifbar. In ihr schlummert der tiefe Wunsch und die kleine Hoffnung, dass sie trotz ihrer körperlichen Einschränkung liebenswert sein kann. Die Spannung zwischen ihrer Verletzlichkeit und ihrer Entschlossenheit hat mich sehr bewegt.

Anton hingegen hat gemischte Gefühle in mir ausgelöst. Einerseits handelt er nicht in böser Absicht. Er scheint vielmehr überfordert und emotional unreif zu sein. Er erkennt lange nicht, dass er es mit einer jungen Frau und nicht mit einem Kind zu tun hat. Andererseits benutzt er immer wieder Mitleid als Ausrede, um sein Verhalten zu rechtfertigen. Ich habe mich oft gefragt: Ist es wirklich nur Mitleid? Oder genießt er nicht doch ihre Bewunderung, ihre Nähe und ihre Aufmerksamkeit?

Eine besonders tragische Figur war für mich auch Ediths Vater. Wie sehr er sich nach Glück für seine Tochter sehnt und wie sehr er an diesem Wunsch zerbricht, hat mich tief bewegt. Vom einst stolzen, erfolgreichen Mann ist kaum mehr als ein Schatten übrig, der alles tun würde, um seiner Tochter ein Stück Lebensfreude zu schenken.

Was Stefan Zweig hier erzählt, ist mehr als nur ein Liebesdrama. Es ist eine intensive Auseinandersetzung mit Schuld, Gewissen und menschlicher Schwäche. Und obwohl das Buch über 80 Jahre alt ist, wirkt es zeitlos. Besonders eindrücklich empfand ich, wie schmal er den Grat zwischen Mitleid und echter Zuneigung herausarbeitet. Die Frage, wie weit Mitleid gehen darf, ohne zur Demütigung zu werden, zieht sich wie ein dunkler Faden durch die Geschichte. Die Melancholie, die in jeder Zeile mitschwingt, ist so eindringlich, dass ich das Hörbuch kaum ausschalten konnte – nicht zuletzt wegen der großartigen Lesung von Robert Levin.

Der letzte Satz „Keine Schuld ist vergessen, solange noch das Gewissen um sie weiß“ hat sich mir eingebrannt. Er bringt das zentrale Thema des Romans – das moralische Ringen mit sich selbst – auf den Punkt. Selten hat ein Buch so viele Fragen in mir ausgelöst. Was ist Mitleid? Wann wird daraus Lüge? Und wie viel Verantwortung tragen wir für das, was wir fühlen – oder vorgaukeln zu fühlen?

Fazit:
„Ungeduld des Herzens“ ist ein psychologisch feinfühliger, tragisch-schöner Roman, der zum Nachdenken anregt. Auch über 80 Jahre nach seinem Erscheinen ist die Geschichte von Anton und Edith erschütternd aktuell. Wer psychologisch fein gezeichnete Literatur schätzt, wird hier ein intensives Lese- oder Hörerlebnis finden.

Bewertung vom 19.08.2025
Horn, Elizabeth

Flohmarkt der Träume – Ein Sommer an der Schlei (MP3-Download)


sehr gut

Alte Schätze, neue Gefühle

Toni liebt es, auf Flohmärkten nach kleinen Schätzen zu stöbern. In den alten Schleidörfern entlang des Fjords hat sie schon so manchen besonderen Fund gemacht. Auch dieses Mal hat sie Glück: Der sympathische Schreiner Leo überlässt ihr eine alte Holzschatulle mit Liebesbriefen – unter der Bedingung, dass sie ihm im Falle eines Fundwerts einen Anteil abgibt. Toni hält das Ganze für harmlos, denn sie glaubt nicht, Leo je wiederzusehen. Doch es kommt anders. Die Briefe bergen ein Geheimnis, das beide erneut zusammenführt und sie auf eine gemeinsame Spurensuche schickt. Dabei entwickelt sich zwischen Toni und Leo mehr als nur eine flüchtige Bekanntschaft – obwohl Toni eigentlich gar nicht bereit ist für eine neue Beziehung. Oder doch?

Die Handlung plätschert angenehm dahin, ohne aufzuregen, und ist daher ideal für entspannte Hörmomente zwischendurch. Zwar hatte ich mir gemessen am Klappentext etwas mehr inhaltliche Tiefe rund um die Briefe erhofft, doch letztlich dienen diese eher als Aufhänger. Sie wurden recht schnell als irrelevant abgetan und anschließend kaum mehr thematisiert. Das empfand ich persönlich als sehr schade.

Die Beziehung zwischen Toni und Leo ist von Anfang an von einer leisen Anziehung geprägt. Zwar kommen zwischen den beiden wiederholt Zweifel und Unsicherheiten auf, doch der Beginn ihrer Beziehung wird sehr idealisiert dargestellt und verläuft vorhersehbar. Die zweite Liebesgeschichte um Onkel Robert entwickelt sich hingegen in rasantem Tempo, bleibt in ihrer Tiefe aber eher vage. Dadurch wirkte diese zusätzliche Liebesgeschichte auf mich eher konstruiert. Wäre der Liebes-Fokus ausschließlich auf Toni und Leo gelegen, so hätte ihre Geschichte mehr Raum bekommen können. Das hätte der Geschichte mehr Authentizität und Intensität verliehen. So empfand ich die Beziehungsdynamiken leider eher oberflächlich und nicht wirklich emotional greifbar.

Was mich dagegen richtig begeistert hat, war das Setting. Die Flohmärkte, die Stände und ihre Besucher wurden so liebevoll und detailreich beschrieben, dass ich mich beim Hören regelrecht selbst über einen Markt schlendern sah. Ich bekam direkt Lust, wieder über einen echten Flohmarkt zu laufen und selbst nach besonderen Stücken zu stöbern. Auch Leos Zuhause hatte seinen ganz eigenen Charme. Es wurde so einladend beschrieben, dass ich mich dort sofort wohlgefühlt hätte.

Ein schöner Aspekt der Geschichte war für mich auch, dass Toni nebenbei an einem Liebesroman schreibt. Zwar steht das nicht im Zentrum, aber immer wieder greift sie zur Tastatur, um ihre Gedanken niederzuschreiben. So entstand der Eindruck, dass sich ihre eigene Geschichte und die fiktive Handlung, an der sie schreibt, beinahe parallel entfalten. Das war für mich ein stiller, aber gelungener erzählerischer Effekt.

Fazit:
„Flohmarkt der Träume“ ist ein Hörbuch, das mit seinem Setting, seiner Stimmung und seinem leichten Erzählfluss punktet. Die Geschichte ist vorhersehbar, stark idealisiert und ohne große Überraschungen, aber gerade deshalb angenehm unaufgeregt. Wer eine Geschichte zum Entspannen und Wegträumen sucht, ist hier gut aufgehoben – auch wenn es inhaltlich noch etwas mehr Potenzial gegeben hätte.

Bewertung vom 14.08.2025
Flaubert, Gustave

Madame Bovary


sehr gut

Zwischen Sehnsucht und Selbstzerstörung – ein zeitloses Drama

Emma Rouault, eine junge Frau voller romantischer Vorstellungen und Sehnsüchte, heiratet den gutmütigen Landarzt Charles Bovary in der Hoffnung auf ein erfülltes, liebevolles Leben. Doch bald schon erdrücken sie der graue Alltag, die Monotonie des Landlebens und die emotionale Distanz, die sie in ihrer Ehe empfindet. Ihre hochgesteckten Erwartungen an das Leben, geprägt von schwärmerischen Romanen, prallen auf eine Realität, die sie als langweilig, stumpf und erdrückend empfindet. Auf der Suche nach Leidenschaft und Sinn stürzt sie sich in Affären und gerät immer weiter aus der Bahn.

Emma Bovary ist eine komplexe, tragische Figur, die in ihren Widersprüchen erschütternd realistisch gezeichnet ist. Sie ist eine zutiefst depressive Frau, die sich nach Schönheit, Liebe und Erfüllung sehnt, aber immer wieder an der Realität zerbricht. Ihre Fluchten in romantische Träumereien, ihre Gleichgültigkeit gegenüber ihrer Tochter und die wachsende Ablehnung gegenüber ihrem Ehemann wirken oft kalt und sind doch Ausdruck einer tiefen inneren Verlorenheit. Flaubert gelingt es meisterhaft, Emmas Sehnsüchte, ihre Gedankenspiralen und ihre zunehmende Verzweiflung spürbar zu machen.

Dem gegenüber steht Charles Bovary, der vermeintlich langweilige, einfältige Ehemann . Und doch offenbart sich im Verlauf des Romans, wie viel Herz und Güte in ihm steckt. Er liebt Emma aufrichtig, vielleicht zu sehr. Seine Naivität, seine Weltfremdheit und seine ständige Nachsicht machen ihn zu einer tragischen Figur, deren grenzenlose Liebe das Geschehen noch schmerzhafter erscheinen lässt. Er ist der stille Leidende, dessen Schicksal mindestens ebenso berührt wie das von Emma.

Was Flaubert hier geschaffen hat, ist nicht nur eine Gesellschaftskritik oder ein Ehedrama, sondern ein zeitloses Psychogramm über gescheiterte Träume, Rollenbilder und das Ringen um Sinn. Dass eine Frau in einem Roman des 19. Jahrhunderts so bewusst aus gesellschaftlichen Normen ausbricht und Ehebruch begeht, wirkt sehr modern und ist in seiner Tragik erschütternd aktuell.

Trotz des Alters von über 150 Jahren wirkt Madame Bovary erstaunlich frisch. Die sprachliche Dichte, die lebendigen Beschreibungen von Landschaften, Orten und Stimmungen, aber auch die feine Beobachtungsgabe, mit der Flaubert das Innenleben seiner Figuren zeichnet, haben mich sehr beeindruckt. Besonders die Ambivalenz von Emma, zwischen ihrer Sehnsucht und Selbstzerstörung, ist so feinfühlig und detailliert dargestellt, so dass ich absolut gespannt war, wie die Geschichte enden wird.

Fazit:
Madame Bovary ist ein literarischer Klassiker, das seiner Zeit weit voraus war. Eine intensive, sprachlich großartige Auseinandersetzung mit (verlorenen) Idealen, gesellschaftlichem Druck und der Suche nach einem Leben jenseits des Mittelmaßes. Ein Buch, das auch heute noch bewegt und zum Nachdenken anregt.

Bewertung vom 14.08.2025
Wege, Bianca

Today I'll Fall For Him / Today Bd.3


sehr gut

Wenn das Herz die To-do-Liste sprengt – Angelina & Riven

Mit „Today I’ll Fall For Him“ liefert Bianca Wege den finalen Band ihrer Today-Reihe – ein schöner, emotionaler Abschluss, der erneut zeigt, wie gut die Autorin Alltagsprobleme, persönliche Krisen und Liebesgeschichten miteinander verbinden kann. Auch wenn mich dieser dritte Teil nicht ganz so sehr berührt hat wie die beiden Vorgänger, war es dennoch ein gelungener Ausklang.

Im Mittelpunkt stehen Angelina und Riven. Angelina, Jurastudentin und scheinbar makellos organisiert, flüchtet nach einer verpatzten Prüfung und einem folgenschweren Fehler im Unternehmen ihres Vaters zu ihrem Bruder Asher nach Harpersville. Dort versucht sie, sich in ihrem Studium und unzähligen To-do-Listen zu verlieren, um die vergangenen Erlebnisse zu verdrängen. Doch ihr Plan wird gehörig durcheinandergewirbelt, als sie dem Volleyball-Coach Riven begegnet. Zwischen ihnen entwickelt sich langsam eine Verbindung, die Angelina in ihrer durchstrukturierten Welt herausfordert – und ihr Herz leise in Aufruhr versetzt.

Was Bianca Wege besonders gut gelingt, ist das Einfangen von innerem Druck und dem Gefühl, es allen recht machen zu wollen. Angelinas Angst zu versagen und die ständige Selbstoptimierung wirken absolut nachvollziehbar – viele LeserInnen werden sich darin bestimmt wiederfinden. Gleichzeitig machte genau diese Seite sie für mich manchmal etwas unnahbar. Ihre starre Art, mit Situationen umzugehen, ließ wenig Raum für Spontanität oder emotionale Nähe.

Riven bleibt dagegen überraschend blass. Während die vorherigen Bände der Reihe gerade durch die Tiefe und Vielschichtigkeit ihrer ProtagonistInnen lebten, erfährt man über ihn deutlich weniger. Das ist schade, denn sein Charakter bringt grundsätzlich interessante Facetten mit. Besonders im Zusammenspiel mit Angelina und dem sportlichen Setting hätte man sich hier noch mehr Tiefe und Einblicke in seine Gefühlswelt gewünscht. Nichtsdestotrotz fügt er sich gut in die Geschichte ein und funktioniert innerhalb der Handlung glaubwürdig.

Trotz dieser kleineren Kritikpunkte hat mir das Buch insgesamt gut gefallen. Der Schreibstil ist gewohnt flüssig, die Atmosphäre in Harpersville erneut charmant und das Zusammenspiel der Charaktere stimmig. Bianca Wege versteht es, emotionale Themen greifbar zu machen und die leisen Momente zwischen zwei Menschen gekonnt in Szene zu setzen.

„Today I’ll Fall For Him“ ist ein gefühlvoller Abschluss der Today-Reihe, der durch seine Themen und das vertraute Setting überzeugt. Auch wenn dieser Band für mich nicht ganz die emotionale Tiefe der vorherigen erreicht, bietet er eine schöne, ruhige Liebesgeschichte, in der besonders Angelinas innerer Konflikt gut zur Geltung kommt. Ein lesenswerter Roman für alle, die Geschichten über Selbstzweifel, Neuanfänge und die Suche nach dem eigenen Weg mögen.

Bewertung vom 08.08.2025
Kneidl, Laura

Henry & Kate / The Darlington Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Ein modernes Märchen mit Herz – Zwischen Luxus, Liebe und Lebenskrisen

Kate steht am Tiefpunkt ihres Lebens: Sie hat ihre Familie und ihr Zuhause verloren – und nun kämpft sie seit Monaten ums tägliche Überleben auf der Straße. Als sie eines Tages den wohlhabenden Henry bestiehlt, ahnt sie nicht, dass gerade diese Begegnung ihr Leben für immer verändern wird. Denn Henry, ältester Sohn der Eigentümerfamilie des Luxushotels The Darlington, bietet ihr eine zweite Chance – und mehr als das. Zwei Welten prallen aufeinander, doch es entsteht etwas, das keiner von beiden erwartet hat: Nähe, Vertrauen und vielleicht sogar Liebe.

Laura Kneidls Schreibstil ist flüssig, atmosphärisch und angenehm zu lesen. Die Kapitel sind kompakt und werden abwechselnd aus der Sicht von Kate und Henry erzählt, wodurch man tief in die Gedanken- und Gefühlswelt beider ProtagonistInnen eintauchen kann. Besonders schön fand ich die kleinen Einleitungen vor jedem Kapitel – in Form von Presseartikeln oder von persönlichen Messages –, die zusätzliche Tiefe und Dynamik schaffen. Dieses Spiel mit medialer Wahrnehmung passt perfekt zur Geschichte rund um Ansehen, Erwartungen und öffentliche Aufmerksamkeit.

Die aufkeimende Liebesgeschichte zwischen Kate und Henry hat für mich eine charmante Cinderella meets Pretty Woman-Note. Dass Henry nach dem Diebstahl nicht nur milde bleibt, sondern Kate sogar ins Hotel einlädt und ihr aktiv helfen möchte, wirkte für mich zwar etwas unrealistisch und beinahe naiv, doch gleichzeitig unterstreicht es den märchenhaften Charakter des Romans. Es ist ein modernes Märchen, in dem das Gute im Menschen siegt.

Trotz dieses idealisierten Moments ist es der Autorin gelungen, die Entwicklung der Beziehung glaubwürdig und mit emotionalem Feingefühl darzustellen. Die Anziehung zwischen den beiden wird leise und nachvollziehbar aufgebaut, mit authentischen Zweifeln, Unsicherheiten und der spürbaren Frage, ob ihre so gegensätzlichen Lebenswelten wirklich zueinanderpassen können. Diese sensible Balance zwischen Nähe und Distanz hat mich berührt und ließ mich mitfiebern.

Auch das Setting im luxuriösen Hotel ist atmosphärisch und mit viel Liebe zum Detail beschrieben, man hat das Gefühl, selbst durch die Gänge des Darlington zu schreiten. Besonders Henrys Blick auf das Hotel, das nicht nur sein Arbeitsort, sondern auch sein Zuhause ist, verleiht der Geschichte Tiefe und Persönlichkeit.

Ein kleiner Wermutstropfen war für mich allerdings die recht oberflächliche Behandlung sozialer Themen wie Wohnungslosigkeit und Sucht. Das Thema Wohnungslosigkeit, das anfangs eine zentrale Rolle spielt, hätte für meinen Geschmack deutlich tiefer behandelt werden können. Besonders die speziellen Herausforderungen und Gefahren, mit denen wohnungslose Frauen konfrontiert sind, werden nur am Rande angeschnitten. Hier blieb für mich viel Potenzial ungenutzt, um Kates Ausgangssituation noch eindringlicher und glaubwürdiger darzustellen.

Zudem wurde gegen Ende des Buches das Thema Sucht für mich in einem völlig unpassenden Kontext eingebaut – diese Wendung empfand ich als sehr konstruiert. Da diese Darstellung nur flüchtig und ungenau behandelt wurde, wirkte sie auf mich, als wäre diese Entscheidung weniger aus inhaltlichem Interesse getroffen worden, sondern eher, um einen Konflikt zu schaffen. Gerade LeserInnen, die mit dieser Thematik persönliche Erfahrungen gemacht haben, könnten sich hier unangenehm berührt fühlen. Eine sensiblere und gründlichere Auseinandersetzung vorab wäre hierbei wünschenswert gewesen.

Fazit:

„The Darlington – Henry & Kate“ ist ein romantischer, emotionaler Roman mit märchenhaften Elementen, berührender Liebesgeschichte und einem stimmungsvollen Setting. Trotz kleiner Schwächen bei der thematischen Tiefe sozialer Problematiken konnte mich das Buch durch seine Figuren, die besondere Atmosphäre und die gefühlvolle Erzählweise überzeugen. Ein gelungener Reihenauftakt – ich freue mich auf Band zwei!

Bewertung vom 31.07.2025
Kuhn, Yuko

Onigiri (eBook, ePUB)


sehr gut

Onigiri: Was bleibt, wenn das Erinnern schwindet

Nach dem Tod ihrer Großmutter fasst Aki den Entschluss, gemeinsam mit ihrer an Demenz erkrankten Mutter Keiko nach Japan zu reisen – zurück in das Land, das Keiko einst verlassen hat. Trotz der Herausforderungen, die eine solche Reise für ihre Mutter mit sich bringt, hofft Aki auf einen Moment der Nähe und des Verbundenseins inmitten von Erinnerungen. In Keikos Heimat erfährt Aki durch Erzählungen und Begegnungen mehr über das Leben ihrer Mutter. Die Reise wird für Aki zu einer bewegenden Spurensuche zwischen Generationen und Kulturen und zu einer Reise zu sich selbst.

„Onigiri“ ist ein leises, feinfühliges Buch, das vor allem durch seine emotionale Tiefe und die gelungene Verwebung von Gegenwart und Vergangenheit berührt. Yuko Kuhn erzählt mit großer Wärme und klarem Blick die Geschichte einer deutsch-japanischen Familie, die sich zwischen Identitätsfragen, Rassismus, Verlust, Depression und Neubeginn bewegt. Für mich waren die Perspektivwechsel besonders eindrücklich: Die Rückblicke auf Keikos Vergangenheit offenbaren ein Leben, das von Vorurteilen, inneren Kämpfen, Schmerz und gesellschaftlichen Erwartungen geprägt war – aber auch von Mut und Selbstbestimmung.

Die Darstellung von Keikos Demenz ist berührend und authentisch. Der schleichende Verlust, die Hilflosigkeit, das Verstummen – aber auch die kostbaren, hellen Momente – werden mit viel Einfühlungsvermögen beschrieben. Besonders spürbar wird, wie schwer es für Angehörige ist, einen geliebten Menschen nach und nach an die Krankheit zu verlieren und ihn trotzdem tagtäglich zu pflegen, zu begleiten, loszulassen und festzuhalten. Inmitten dieser stillen Kämpfe zeigt das Buch, wie viel Liebe in kleinen Gesten steckt.

Obwohl die Geschichte ohne große Dramatik auskommt und in ihrer Handlung recht ruhig bleibt, hat sie in mir viel ausgelöst. Sie hat mich über das eigene familiäre Miteinander und über das Älterwerden nachdenklich gemacht.

Fazit:
„Onigiri“ ist ein warmherziger, berührender Roman über Erinnerung, Herkunft, Fürsorge und die Zerbrechlichkeit des Lebens. Ohne große Spannungsbögen entfaltet sich eine stille Geschichte, die das Herz berührt und nachklingt.