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blei
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V.

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Insgesamt 29 Bewertungen
Bewertung vom 23.05.2025
Am Meer ist es schön
Leciejewski, Barbara

Am Meer ist es schön


ausgezeichnet

Unvorstellbar traurig
Wie stark täuschen der Titel und das heitere Titelbild über den tragischen, unvorstellbaren und menschenverachtenden Lebensabschnitt tausender Kinder hinweg, die durch die relativ kurze, aber deswegen nicht weniger intensive Phase eines Kuraufenthalts in ihrem jungen Lebens auf Dauer psychisch geschädigt sind. Die Autorin beschreibt mitfühlend den mehrere Wochen dauernden "Urlaub" im Kurheim "Haus Morgentau" und versteht es, die Not, Angst und ständige Kontrolle aller Beteiligten auf eindrucksvolle Weise zu schildern. Wie war so etwas über Jahrzehnte möglich? Warum wurde den Schilderungen der Kinder kein Glauben geschenkt? Welche Instanzen haben sich einer Mitwisserschaft schuldig gemacht? Wie werden die Kinder von damals mit den erlittenen Verwundungen in ihrem heutigen Leben fertig? Zwangsläufig drängen sich dem Leser diese oder ähnliche Fragen auf und lassen ihn ratlos und entsetzt zurück.
Ein Buch, das schonungslos über Missstände aufklärt, die lange genug verschwiegen wurden.

Bewertung vom 18.05.2025
Für immer in deinem Herzen / Der Kindersuchdienst Bd.1
Blum, Antonia

Für immer in deinem Herzen / Der Kindersuchdienst Bd.1


gut

"Friede, Freude... und alles wird gut"
Das Buch "Der Kindersuchdienst" beschäftigt sich mit einer Thematik aus den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts, die in ihrer Dramatik das Leben tausender Kriegswaisen/-flüchtlinge und ihrer Familien nachhaltig prägte. Dabei versucht die Autorin die Schicksale der Betroffenen einfühlsam und überschwänglich nachzuzeichnen, bleibt dabei aber oft genug an der Oberfläche hängen und verklärt das Ganze mit einem romantisierenden, schwärmerischen und verträumten Blick: Familienzusammenführungen gelingen - wenn auch nicht immer im ersten Anlauf - erfolgreich und eröffnen den Beteiligten eine neue Lebensperspektive. Misserfolge kommen so gut wie nicht vor, was dem unermüdlichen Einsatz der "Suchdienstkräfte" zu verdanken ist. - Da können auch die kleinen Zwistigkeiten innerhalb des Arbeitskollegiums die Geschehnisse nicht näher an eine glaubhaftere Realität heran rücken, ebenso wenig wie die verschiedenen (un)romantischen Beziehungen, die innerhalb dieser Thematik eher störend und überflüssig erscheinen, oder die Rolle der Frau in dieser Zeit.
Das Buch gehört für mich zum Genre "leichte Kost" und konnte mich leider nicht zufriedenstellend erreichen.

Bewertung vom 07.05.2025
Das Licht in den Wellen
Mommsen, Janne

Das Licht in den Wellen


ausgezeichnet

Heimat zwischen zwei Welten
Schade, sagt man sich am Schluss , dass die Geschichte schon zuende ist, oder dient das Ganze nur als Cliffhanger, um die Fortsetzung vorzubereiten?! Wie auch immer - bei „Das Licht in den Wellen“ handelt es sich um eine wunderbare Story mit liebenswerten Menschen, deren Leben man gerne erzählt bekommt. Dabei könnten die beiden Hauptpersonen Inge und ihre Urenkelin Svantje unterschiedlicher nicht sein, die aber trotz ihres großen Altersunterschiedes gut miteinander harmonieren und sich in allem Verständnis zueinander zu einer gemeinsamen Reise nach New York einlassen. Ausgangspunkt dafür ist der abrupte, in ihrer Jugend liegende und für ihre Umgebung unverständliche Aufbruch Inges in diese Metropole zu einer Zeit, in der ein Weggang für eine junge Frau von der kleinen und beschaulichen Insel Föhr einem großen Abenteuer gleicht. Immer wieder gibt es im Verlauf des Buches Anspielungen, was sich hinter diesem Neuanfang verbirgt; dieses Spannungsmoment wird gegen Ende aufgelöst und macht die Entscheidung menschlich und nachvollziehbar.
Bleibt zu hoffen, dass es weitere Episoden um Inge und Svantje geben wird.

Bewertung vom 10.04.2025
Maikäferjahre
Höflich, Sarah

Maikäferjahre


ausgezeichnet

Berührend schön
Die mitreißende Geschichte um Tristan und seine Zwillingsschwester Anni in Sarah Höflichs Buch "Maikäferjahre" zieht den Leser von Beginn an in ihren Bann und lässt ihn von Kapitel zu Kapitel mitfiebern, wie es weiter gehen wird. Der regelmäßige Wechsel zwischen den Personen und Handlungsorten/-ebenen baut eine angenehme Spannung auf, deren Auflösung man ungeduldig herbei sehnt. Die beiden Hauptpersonen Tristan und Anni und ihre jeweiligen Partner Rosalie bzw. Adam zeigen sich als sympathische und liebenswürdige Menschen, die verständnisvoll und empathisch mit dem jeweils anderen umgehen und nur zu gut kann man sich in die Gefühlswelt, die sich vielfach als kompliziert und aufwühlend erweist, hineinversetzen. Dazu bilden die Kriegsjahre, in denen sich die Geschichte abspielt, mit ihren Schrecken, Nöten und Überlebensängsten einen unbarmherzigen und schmerzlichen Gegenpart, den es auszuhalten gilt.
Ein wundervolles Buch, eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 29.03.2025
Vor hundert Sommern
Fuchs, Katharina

Vor hundert Sommern


sehr gut

Angenehm zu lesen
Ähnlich wie andere Geschichten von Katharina Fuchs ist auch "Vor hundert Sommern" ein Roman, der leichtgängig, flüssig und angenehm zu lesen ist. Diese Familiengeschichte beschäftigt intensiv drei Generationen: jede versucht auf ihre ganz eigene Weise, hinter bis dahin kaum angesprochene und ungelöste Geheimnisse zu kommen, was nicht selten alte Wunden aufreißt und mit den Beteiligten fühlen lässt.
Die Autorin lässt das Berlin der 20er und 30er Jahre wieder aufleben, dabei verschafft sie Einblick in die verschiedenen Gesellschaftsschichten, wobei die Kluft zwischen Arm und Reich kaum überbrückbar zu sein scheint und zu Konfrontationen führen muss. Parallelen zur aktuellen, politischen Zeitgeschichte kommen auf und lassen das Ganze dadurch um so beklemmender und bedrohlicher wirken.
Wenngleich man den Roman nicht aus der Hand legen möchte, um der "Lösung" auf die Spur zu kommen, so ist er doch immer wieder zu breit und ausgiebig erzählt, wenn z.B. Enkelin Lena permanent mit ihrer Lebenssituation hadert oder Mutter Anja ständig ihre Arbeitswelt in Frage stellt.
Alles in allem aber ein Buch, das man nicht aus der Hand legen möchte.

Bewertung vom 09.03.2025
Skin City
Groschupf, Johannes

Skin City


schlecht

Von Thrill und Suspense kein Spur!!!
Darf man den Worten des Verlages glauben, so soll man mit "Skin City" ein Buch in Händen haben, das "intensiv, fesselnd und voller unerwarteter Wendungen" ist, angeblich ein Thriller, der für eiskalte Spannung sorgt. Leider muss man bis ungefähr Seite 120 (von 232 Gesamtseiten) warten, bis das Gefühl aufkommt, es passiere überhaupt etwas. Bis dahin ein permanent langweiliger Wechsel zwischen einer Bande Kleinkrimineller, die ihr Glück an verschiedenen Standorten versuchen, einem ehemaligen "Knacki", der nach seiner Entlassung wieder Fuß im Leben zu fassen versucht, und einer jungen Polizisten, deren bemerkenswertester Teil in ihrer Sinti- und Romaherkunft besteht. Von Dramatik und packender Atmosphäre weit und breit keine Spur. Die Personen kreisen ständig im gleichen Fahrwasser, die verschiedenen Handlungsebenen "plätschern so vor sich hin", bis sie zum Ende hin durch seltsame, an den Haaren herbei gezogene Zufälle irgendwie zu einer Gesamtauflösung gelangen sollen, was das Buch auch dadurch nicht attraktiver macht.
17,00 € für ein Buch auszugeben, das der Geduld zum Durchhalten viel abverlangt, will gut überlegt sein.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.03.2025
Die Fletchers von Long Island
Brodesser-Akner, Taffy

Die Fletchers von Long Island


schlecht

Wie kann so etwas veröffentlicht werden?
Bei den "Fletchers von Long Island" ist mir spätestens bei Seite 30 der Geduldsfaden gerissen, bei Seite 50 habe ich endgültig kapituliert und das Buch aus der Hand gelegt, will heißen, ich war nicht mehr bereit, bis zum Ende durchzuhalten. Wie kann es ein dermaßen fehlerhaftes Buch schaffen, veröffentlicht zu werden? Dabei sind Mängel im Bereich der Orthografie bzw. Zeichensetzung noch die kleinsten aller Übel. Wenn aber Sätze gehäuft nicht korrekt und verständlich formuliert sind (es fehlen notwendige Wörter; es erscheinen Wörter, die im Zusammenhang völlig fehl am Platze und/oder überflüssig sind), es zu Wortverwechslungen (wer statt war) und zu kuriosen, unsinnigen Wortneuschöpfungen (was z.B. ist ein Kunstopak, ein Muskelgedächtnis o.a.) kommt und wiederholt nicht notwendige Tempuswechsel vorgenommen werden, drängt sich massiv die Frage auf, ob hier etwas abläuft wie "Versteckte Kamera". Oder sollte die Übersetzung ins Deutsche von einer KI gesteuerten Übersetzungsapp (selbst der könnte es, so vermute ich, besser gelingen) vorgenommen worden sein, weil ja auch Verlage heute kostensparend arbeiten müssen?! Oder ist das Ganze nur als irgendein Test zu verstehen?!
25,00 € für ein Buch auszugeben, das die Freude am Lesen kurzfristig auf die Probe stellt, sollte gut überlegt werden.

Bewertung vom 02.02.2025
Die Schanze
Menz, Lars

Die Schanze


sehr gut

Bedrohliche Vergangenheit?!
Ein düsteres Gesamtszenario nimmt im Thriller "Die Schanze" seinen Lauf und die junge Ärztin Ellen steht ihm zunehmend ratlos und ängstlich gegenüber. Ihre Vergangenheit holt sie - zurück gekehrt in das Dorf ihrer Kindheit und Jugend, um hier einen Neuanfang zu wagen - auf Schritt und Tritt ein. Bald weiß sie nicht mehr, wer Feind, wer Freund ist, obwohl sie sich dringend nach Nähe sehnt. Eine bedrohliche und mysteriöse Atmosphäre umgibt sie und sie ahnt, dass die Wurzeln dafür in einer Zeit zu suchen sind, die schon lange hinter ihr liegt. Eine beklemmende Stimmung nimmt das gesamte Buch ein, das wie eine Art "Kammerspiel" wirkt, beschränkt sich doch die gesamte Handlung auf eine überschaubare Anzahl von Menschen und einen begrenzten örtlichen Radius. Das wirkt manchmal etwas monoton. Ebenso die wiederholte Rückschau auf gescheiterte Liebschaften.
Alles in allem aber eine Story, auf deren Auflösung man gespannt sein darf.

Bewertung vom 26.01.2025
Von Schafen und Wölfen
Zons, Achim

Von Schafen und Wölfen


sehr gut

Brandheiß und aktuell
"Von Schafen und Wölfen" ist angesichts der momentanen Ereignisse in den USA ein hervorragend inszenierter Politthriller, wie er aktueller und brisanter nicht sein könnte. Auch wenn alle Personen fiktive Namen tragen, entwickeln sich im Verlauf der Story vor den Augen des Lesers immer wieder Parallelen zu dem momentanen amerikanischen Präsidenten, und man ist geneigt, die augenblicklichen Geschehnisse mehr denn je in Frage zu stellen.
Die Verwobenheit und das Ineinandergreifen der Angelegenheiten einerseits in den USA, andererseits in Deutschland erzeugen z.T. eine bedrohliche Stimmung, bei der die entscheidenden Fäden im Hintergrund gezogen werden und die Mitwirkenden eher wie Marionetten erscheinen lassen. Und immer wieder die Vorstellung: So oder ähnlich könnte es sich tatsächlich abspielen.
Ein Buch, das danach drängt, der Lösung auf die Schliche zu kommen. Allein der häufige Personen- und Schauplatzwechsel zu Beginn, bis es gelingt, alles etwas durchsichtiger zu "sortieren", erschweren einen reibungslosen Einstieg in die Story.

Bewertung vom 06.12.2024
Vielleicht hat das Leben Besseres vor
Gesthuysen, Anne

Vielleicht hat das Leben Besseres vor


gut

Nett - Klatsch und Tratsch im Dorf
Das neue Buch von Anne Gesthuysen lässt sich - wie man so schön sagt, "einfach so runter lesen". Es konzentriert sich schwerpunktmäßig um eine gute Handvoll von Personen, die alle ihr Päckchen zu tragen haben, im Kreis der Dorfgemeinschaft aber gut behütet und aufgenommen scheinen. Mehr schlecht als recht kümmern sich alle umeinander, was nicht immer auf Gegenliebe stößt - aber so scheint es zu sein im kleinen Ort Alpen, wo jeder jeden kennt. Alle Beteiligten wirken nett, z.T. über die Maßen neugierig, was die Gerüchteküche nicht selten zum Brodeln bringt.
Auch wenn das Buch gut lesbar ist und man seine Freude daran haben kann, scheint es doch an den vielen Stellen recht "einfach gestrickt". Die kleinen oder größeren Problemchen lassen sich stets durch ein harmonisches Miteinander lösen, das ganze Dorfleben wirkt wie "Friede, Freude, Eierkuchen" und der einzige brisante Fall um Raffaela geht am Ende eben doch noch gut aus. Manches ist vorhersehbar und auch die Dialoge/Gespräche bleiben oft an der Oberfläche. Alles in allem eben ein nettes Buch ohne größeren Tiefgang.