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drachenzahn

Bewertungen

Insgesamt 124 Bewertungen
Bewertung vom 02.08.2025
Rundberg, Johan

Mika Mysteries - Der Ruf des Nachtraben


ausgezeichnet

Düster und tiefsinnig

Das Buch „Der Ruf des Nachtraben“ sowie seine Folgebände haben mich tief beeindruckt. Auf wenigen Seiten schafft es der Autor Johan Rundberg eine atmosphärisch dichte, kluge und spannende Krimigeschichte zu schreiben.

Mikas Leben im 19. Jahrhundert und ihre Suche nach ihrem Platz in der Welt ist mitfühlend und fesselnd geschrieben. Sie ist ein zwölfjähriges Mädchen, das im Waisenhaus lebt, und die ganze Härte von Armut, Hunger und harter Arbeit kennengelernt hat. Allerdings besitzt sie eine rasche Beobachtungs- und Auffassungsgabe, was auch dem Kommissar Valdemar Hoff nicht entgeht. In alter Sherlock Holmes-Manier steht sie ihm bei seiner Suche nach Mördern und Dieben zur Seite.

Mikas eigene Herkunft und auch der mysteriöse „Dunkle Engel“ bilden die Hintergrundgeschichte, die auch in den nächsten beiden Bänden fortgesetzt wird. Jeder Band ist jedoch in sich abgeschlossen. Die Kriminalfälle – hier geht es um einen Serienmörder, der angeblich vor einigen Jahren hingerichtet wurde – sind dabei stets durchdacht, beachten die historische Zeit und ziehen immer wieder lieb gewonnene Charaktere wie die etwas verrückte Thekla, die Waisenhausleitung Amelia, Mikas buckliger Freund Rufus und so weiter mit ein. Besonders die väterliche Beziehung zu Valdemar wird sehr tiefgreifend sowie emotional geschildert und langsam über die drei Bände aufgebaut.

Ich kann diese Reihe wirklich allen empfehlen, die sich für düstere Krimigeschichten interessieren. Tatsächlich finde ich das Alter von zehn Jahren etwas zu gering angesetzt, da einige Themen durchaus für so junge Kinder verstörend sein könnten. Ich denke, Erwachsene und Jugendliche ab 14 Jahren gehören eher zur Zielgruppe. Mich jedenfalls hat die Reihe sehr beeindruckt und ich warte gespannt, wie es weitergeht. Aktuell sind vier Bände auf Schwedisch erschienen.

Bewertung vom 02.08.2025
Reifenberg, Frank Maria

Aristide Ledoux - Meisterdieb wider Willen


gut

Haarsträubende Story im coolen Gewand

Die Idee des Buches hat mir auf Anhieb gefallen: Diese geniale Kombination von traditioneller Krimigeschichte und Comic. Eine wirklich tolle Mischung, die auch Lesemuffel bei der Stange hält, da die bläulich gehaltenen Bildsequenzen wie eine wohltuende Pause wirken. Auch die Ausgangshandlung fand ich spannend.

Der Meisterdetektiv Aristide verliert bei einem missglückten Anschlag auf seine Person das Gedächtnis. Aber wie schützt man sich, wenn man nicht einmal weiß, wer man selbst ist oder dass jemand einem nach dem Leben trachtet. Die beiden anderen Hauptcharaktere mochte ich sogar noch mehr. Die toughe Leontine weiß sich zu behaupten und widersetzt sich den für Frauen vorgegebenen Beschränkungen der damaligen Zeit des 19. Jahrhunderts. Während sie und Aristide der gehobenen Klasse zuzuordnen sind, gehört ihr Freund Julien der unteren Schicht an.

Die ersten beiden Drittel der Geschichte sind wirklich interessant und kurzweilig erzählt. Die Protagonisten spielen gut zusammen, insbesondere die selbstbewusste Leontine macht großen Spaß. Allerdings sind mir beim Lesen einige Begriffe aufgefallen, die zwar sprachlich zu der damaligen Zeit passen, für Kinder ab 11 Jahren aber eine Herausforderung darstellen könnten. Ich denke, die wenigsten wissen was Guillotine, Droschke, Livree, Joppe, Harlekin, Landauer usw. bedeutet. Zudem kommen noch einige französische Namen wie Droibeaux hinzu.

Mein Hauptproblem mit dem Buch ist jedoch die völlig an den Haaren herbeigezogene Hintergrundgeschichte. Diese ist so abstrus, dass es regelrecht lächerlich ist. Leider ruiniert das für mich die gesamte Story. Es ergibt einfach keinen Sinn. Das Handeln der Figuren, die angebliche Vorgeschichte sind albern, unrealistisch und unglaubwürdig. Zumal die Geschichte offen endet. Ob es einen weiteren Band geben wird, ist mir bislang nicht bekannt.

Insgesamt mochte ich die optische Aufbereitung des Buches. Der Wechsel zwischen Lesetext und Comic sowie die bläuliche Gestaltung der Bilder war sehr modern, witzig und ansprechend. Die Auflösung der Handlung hat den Band jedoch für mich vollständig ruiniert. Zumal einige Jugendliche sicherlich Schwierigkeiten mit den altmodischen Begriffen haben könnten. Schade!

Bewertung vom 02.08.2025
Harel, Maike

Die Bestimmung der Mondsteinkinder


sehr gut

Nicht jeder Mondstein glänzt

Dieser Fantasyroman ab zehn Jahren beginnt sehr stark. Man kann sich sehr gut mit der Hauptperson Meelo identifizieren und begleitet ihn allzu gern auf seiner Reise zur Königslese. Die Hauptidee ist wirklich interessant, die Flügelpferde begeistern sowieso und auch die kindlichen Charaktere Meelo, Ria und Bea wurden glaubwürdig sowie interessant dargestellt. Allerdings wirken die Erwachsenen hingegen überzogen und teilweise kindisch. Selbst zunächst spannende Charaktere wie der Sommersprossenkrieger verkommen am Ende zu einer Karikatur.

Überhaupt ist der Plot eher naiv. Kinder werden sich daran wahrscheinlich nicht stören, aber einige Sachen waren schon sehr an den Haaren herbeigezogen und die aufgeworfenen Probleme wurden mir zu leicht gelöst. Insbesondere das letzte Drittel zog sich, da alles sehr vorhersehbar war und alle (wirklich so ziemlich alle) intensiv an einem Rettungsplan arbeiteten. Hindernisse gab es weitestgehend keine.

Aber ich schaue mit dem Blick eines Erwachsenen auf das Buch. Kinder werden sicher einige Logiklöcher und politische Schwächen übersehen. Die Botschaft als solche ist tatsächlich positiv hervorzuheben: Man selbst entscheidet, für was man bestimmt ist und was man mit seinem Leben anfangen möchte. Aufgrund dieser Message und den mutigen Kindern, die den Ungerechtigkeiten trotzen und ihren eigenen Weg gehen, kann ich das Buch dennoch empfehlen.

Bewertung vom 02.08.2025
Friese, Inka

Wieso? Weshalb? Warum? Meine Vorlesegeschichten, Band 3 - Wer ist hier im Einsatz?


ausgezeichnet

Meine Tochter war begeistert

Wir haben bereits die beiden Vorgängerbände, aber keines traf auf so großen Zuspruch wie dieses. An sich interessiert sich unser Kind sehr für Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst, hier aber wurde die entsprechenden Themen so aufgegriffen, dass sie sich auch als Mädchen angesprochen fühlte. Ich schätze an der „Wieso? Weshalb? Warum?“-Reihe sowieso sehr, dass sie sich bewusst von Rollenklischees distanziert, ohne aber das selbst zum Thema zu machen. Es wird als nichts Außergewöhnliches beschrieben, dass eine Frau bei der Feuerwehr ist oder als Rettungsschwimmer Leben rettet. Ein Kind hat zudem zwei Mamas. Das wird jedoch nie näher besprochen. Es ist halt so.

Der Detektivclub „Rabbits“ besteht aus den vier Kindern Lenny, den Geschwistern Kojo und Abena sowie dem Mädchen Toni. Wie bereits in den Vorgängerbänden drehen sich alle Geschichten um diese vier Kinder, die mal mehr oder weniger prominent vertreten sind. Man lernt auf diese Weise die einzelnen Charaktere sehr gut kennen und kann quasi eine Beziehung zu ihnen aufbauen. Auch Nebencharaktere wie Frau Heine oder die Eselsbrücke für 112 bleiben im Gedächtnis.

Die Geschichten sind zudem lehrreich und amüsant zugleich. So erfahren die Kinder mehr über Hornissen, die Froschwanderungen, Baderegeln, erste Hilfe, die Arbeit von verschiedenen Rettungsdiensten und so weiter. Es gibt nur wenige Stories, die wir bislang nur einmal gelesen haben. Meine Tochter und ich können das Buch allen Kindern ab 4 Jahren empfehlen, die an ihrer Umwelt im Allgemeinen und an Rettungseinsätzen im Speziellen interessiert sind, und gerne wissen wollen, wie alles zusammenhängt. Toll!

Bewertung vom 28.06.2025
Funck, Anne

Mein magisches Museum und Vincent van Gogh


sehr gut

Moderner Kunstunterricht

Dieses Buch probiert einen neuen innovativen Weg, um Kindern sowohl Kunst als auch das Leben und Wirken von van Gogh nahezubringen. Es verbindet die Biografie dieses beeindruckenden Malers, mit verschiedenen Kunsttechniken und konkreten Mitmachaufgaben. Auf diese Weise können sich junge Künstler nicht nur theoretisch mit dem Thema auseinandersetzen, sondern auch selbst kreativ werden und das Gelernte umsetzen.

Das Besondere daran ist, dass man aufgefordert wird, direkt auf die Seiten zu zeichnen und zu malen. Auf diese Weise werden die Kinder bzw. ihre Bilder Teil dieses Buches und vervollständigen es. So soll sie ihren Fußabdruck zeichnen, Erdfarben herstellen und damit Kartoffeln (aus)malen. Man erhält die Möglichkeit, sein Traumland zu malen, am besten in der beschriebenen Technik, warme und kalte Farben zu kombinieren und so zum Strahlen zu bringen. Es gibt auch eine Aufgabe, bei der zerteilte Sätze durch Verbinden wieder zusammengefügt werden oder auch Schatten mit dem entsprechenden Gegenstand.

Wie nebenbei erhält man dazu spannende Einblicke in das Leben van Goghs und in seinen Entwicklungsprozess. Es befinden sich zahlreiche Abbildungen seiner Werke im Buch. Als Rahmenhandlung dient eine geplante Ausstellung, bei der jedoch einige Bilder durch die Farbwichtel ruiniert wurden. Indem sich die Kinder mit den Farben van Goghs beschäftigen, sollen sie sozusagen den Wichteln das Handwerk legen.

Die Idee ist prinzipiell toll. Ich bin mir jedoch nicht sicher, ob es perfekt auf die angestrebte Altersklasse von 6 Jahren zugeschnitten ist. Während sich die Inhalte meiner Meinung nach eher für ältere Grundschüler eignen, passen die Aufgaben selbst mehr zu Kindergartenkindern, da sie überwiegend zu einfach sind. Es ist aber nicht schwer, sich selbst ein paar anspruchsvollere Aufträge zu überlegen, die gut zum Text passen.

Mir persönlich widerstrebt es auch, direkt in das Buch hineinzumalen – insbesondere mit selbst angerührten Farben. Das Papier scheint zwar recht dick zu sein, aber die Gefahr, am Ende das Buch komplett ruiniert zu haben, ist sehr groß. Wahrscheinlich würde ich die Seiten vorher lieber kopieren, was bei diesem Format aber gar nicht so einfach ist.

Junge Künstler werden von diesem Werk sicher angesprochen werden. Ich denke, auch oder vor allem für den Kunstunterricht lässt sich gut die eine oder andere Idee aufgreifen und adaptieren. Zumal die einzelnen Aufgaben wirklich sehr gut mit dem Leben und Schaffen van Goghs abgestimmt wurden.

Bewertung vom 28.06.2025
Tuli, Nisha J.

Tale of the Heart Queen / Die Artefakte von Ouranos Bd.4


sehr gut

Finale mit Schwächen

Der abschließende Band der Reihe hinterlässt bei mir gemischte Gefühle. Ich hatte mich sehr auf die Fortsetzung gefreut und war gespannt, wie der fiese Cliffhanger vom letzten Mal aufgelöst werden würde, aber über weite Strecken hat mich das Buch eher enttäuscht. Das Tempo war gerade zu Beginn eher zäh und es gab endlose Gedankenmonologe, die immer wieder das aktuelle und vergangene Geschehen analysierten. Die Geschichte kam einfach nicht vorwärts.

Insbesondere die erste Hälfte hat mich gelangweilt und genervt. Das lag aber hauptsächlich an Zerra, die zu einer unrealistischen und albernen Karikatur verkam. Auch die Auflösung des Cliffhangers war eher flach. Erst als der eigentliche Feind sich offenbarte, wurde das Geschehen deutlich interessanter, und Antagonisten wie der Aurora-König bekamen eine vielschichtigere Darstellung. Letztlich wurden auch alle Handlungsstränge zu einem befriedigenden Ende gebracht.

Wer bisher mit Lor und Nadir mitgefiebert hat, kommt auf jeden Fall nicht um diesen letzten Band herum. Die Handlung als solche ist nicht uninteressant, hätte aber noch etwas kompakter erzählt werden können.

Bewertung vom 28.06.2025
Blum, Antonia

Für immer in deinem Herzen / Der Kindersuchdienst Bd.1 (eBook, ePUB)


gut

Wie eine Seifenoper

Dieses Buch hat mich mit seiner Thematik sofort angesprochen, doch leider wurden zu viele Schicksale gleichzeitig bearbeitet und ein Zufall bzw. Ereignis jagte das nächste, sodass es mir teilweise schwerfiel, mit den Charakteren mitzufühlen. Einige Entwicklungen empfand ich zudem als kitschig und unrealistisch. Man sollte zudem wissen, dass Buch bewusst offen endet. Der Folgeband ist aber bereits in Planung.

Die Idee hinter dieser Geschichte ist durchaus interessant. Es geht darum, dass der Kindersuchdienst Hamburgs durch Krieg und Armut zerrissene Familien wieder zusammengeführt werden. Dabei wird das Leben von Waisen als auch von verzweifelten (Adoptiv-)Eltern geschildert. Die zwei Hauptcharaktere Annegret und Charlotte setzen sich engagiert ein, um ihnen zu helfen.

Ich fand es besonders interessant, welche Strategien Annegret bei ihrer starken Lese-Rechtschreibschwäche einsetzt. Sie stammt aus einfachen Verhältnissen und hat einen unehelichen Sohn, für den sie alles tun würde. Charlotte hingegen flieht vor einer ungewollten Verlobung und muss als Tochter einer wohlhabenden Familie erst einmal lernen, wie man auf eigenen Beinen steht.

Die Ausgangsidee ist wirklich toll, aber die zahlreichen Erzählstränge und deren teilweise doch etwas albernen Wendungen haben die Geschichte für mich letztlich verdorben. Es war mir einfach zu viel und auch zu kitschig. Dasselbe gilt für die Liebesbeziehungen. Ständig dieses Hin und Her. Die Figuren reden nicht wirklich miteinander und dann wieder lösen sich bestimmte Probleme plötzlich in Luft auf bzw. neue tauchen auf.

Eine kompaktere Erzählweise hätte dem Buch gutgetan. Die Figuren selbst sind vielschichtig und interessant, die emotionale Tiefe geht aber durch die vielen verschiedenen Handlungsstränge und die häufigen Wendungen verloren.

Bewertung vom 26.04.2025
Stronk, Cally

Ein Hai im Badesee / Die Jagd nach dem magischen Detektivkoffer Bd.8


ausgezeichnet

Der Lesespaß geht weiter

Der achte Band der witzigen Rätselreihe ist wieder ein gelungener Spaß für Freunde der Zwillinge und der diebischen Verwandlungskünstler Topf und Deckel. Allerdings befindet sich inzwischen deutlich mehr Text auf den einzelnen Seiten und der Bildanteil ist deutlich zurückgegangen im Vergleich zu den Vorgängerbüchern. Vielleicht weil man davon ausgeht, dass die Leser mitgewachsen sind und nun mehr Futter bekommen können.

Ansonsten ist die Geschichte natürlich sehr empfehlenswert. Man muss auch nicht die Vorgänger kennen, um diesen Band genießen zu können. Die Kinder reisen mit ihren Eltern und den Tieren Brötchen, Pfötchen und Sokrates an einen Badesee. Doch was ist das? Ein Hai im Badesee?! Wie kann das sein? Tatsächlich taucht die viel erwähnte Tante Gundula erstmals persönlich im Buch auf.

Die Geschichte ist wie gewohnt in einem humorvollen und kindgerechten Ton geschrieben. Die große Fibelschrift ist perfekt für Erstleser geeignet. Zudem unterstützen die farbigen Abbildungen das Verständnis. Allerdings würde ich es aufgrund des höheren Textanteils eher schon für geübtere Leser empfehlen. Insgesamt handelt es sich um eine tolle Ergänzung der Reihe.

Bewertung vom 26.04.2025
Scharmacher-Schreiber, Kristina

Was ist arm und was ist reich?


ausgezeichnet

Unsere Welt verstehen

Die meisten Kinder haben keine wirkliche Vorstellung davon, was es bedeutet, arm oder reich zu sein. Vor allem fehlt ihnen Vergleichsmöglichkeiten und auch Vergleichspunkte. Zählt denn nur der Kontostand oder sind vielleicht andere Werte mindestens ebenso bedeutsam.

Dieses Buch nähert sich in verschiedenen Kapiteln und Fragestellungen diesem wichtigen Thema, etwa „Absolut arm?“, „Wie war das früher?“, „Warum hat man wenig Geld?“, „Viel Arbeit = viel Geld?“, „“Was ist Hunger?“, „Was tut die Weltpolitik?“ … und viele mehr. Dabei werden politische, faktische und philosophische Betrachtungen weltweit mit einbezogen.

Kleine witzige Comics lockern das sachliche Thema dabei auf und bieten zahlreiche Beispiele, in denen sich der Leser wiederfinden kann bzw. eine andere Perspektive erhält. Das Buch ist zudem so geschrieben, dass es nie belehrend oder anmaßend herüberkommt. Man erhält vielmehr kindgerechte Erklärungen aus verschiedenen Blickwinkeln, mit denen man sich selbst eine Meinung bilden kann.

Ich finde dieses Sachbuch tatsächlich sehr wichtig und kann es jedem empfehlen, der Antworten auf schwierige Fragen sucht. Das Buch eignet sich ab dem Grundschulalter und bietet jede Menge Gesprächsanlässe für zu Hause oder auch in der Schule.

Bewertung vom 26.04.2025
Foxwood, Rowan

Anis


ausgezeichnet

Märchenhaft und tiefgründig

Die Geschichte um das Mädchen Anis vereint kunstvoll Motive aus Volksmärchen verschiedenster Kulturen. Figuren wie die geheimnisvolle Hexe erinnern an Baba Yaga, während andere Wesen beinahe einem Ghibli-Film entsprungen scheinen. Besonders „Prinzessin Mononoke“ kam mit beim Lesen in den Sinn. Trotz dieser vertrauten Elemente entsteht eine ganz eigene, faszinierende Erzählung, die vor allem die Gegensätze von Tradition und technischem Fortschritt ins Zentrum rückt.

Anis lebt seit ihrer Kindheit in einem Flickwerkhaus im sagenumwobenen Weißwald. Als sogenannte Herzseherin kann sie Dinge wahrnehmen, die anderen verborgen bleiben, darunter auch Naturgeister wie ihren treuen Begleiter, den Geisterhund Wolf. Doch als ihr Vormund ihr droht, alles zu nehmen, was ihr am Herzen liegt, macht sie sich auf den Weg in die Hauptstadt. Dort hofft sie, ihren Bruder zu finden und den König um Hilfe zu bitten. Auf ihrer Reise begegnet sie nicht nur wundersamen Kreaturen, sondern wird auch von einem düsteren Tintenwesen und dem habgierigen Herrn Biedermann verfolgt.

Dieses Buch ist ein echtes Kleinod. Es entführt die Lesenden in eine zauberhafte Welt voller Magie und Poesie, in der man schnell versinkt. Besonders die Darstellung der Naturwesen ist vielschichtig, oft anrührend und immer mit großer Fantasie gestaltet. Im Mittelpunkt steht die Frage, ob ein Leben im Einklang mit der Natur auch in einer sich wandelnden, technisierten Welt möglich ist. Die Autorin erzählt mit viel Herz, Wärme und einer tiefen Verbundenheit zur Natur.

Ich empfehle dieses Buch allen, die fantasievolle Geschichten mit Tiefe lieben und gerne in andere Welten abtauchen. Es vereint Folklore mit aktuellen Themen wie Nachhaltigkeit und das Verhältnis zwischen Mensch und Natur auf kluge und gefühlvolle Weise. Es ist ein stilles, aber kraftvolles Märchen für Jung und Alt, das zum Träumen, Nachdenken und Staunen einlädt.