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Worttaucher

Bewertungen

Insgesamt 40 Bewertungen
Bewertung vom 08.12.2025
Tidhar, Lavie

Adama


sehr gut

In Lavie Tidhars „Adama“ begleiten wir mehrere Generationen einer israelischen Familie von den 1940er-Jahren bis in die Gegenwart. Im Mittelpunkt steht Ruth, eine junge ungarische Jüdin, die den Holocaust überlebt und in Palästina ein neues Leben beginnt. Sie hilft beim Aufbau des Kibbuz Trashim, der für sie zum Lebensinhalt wird. Getrieben von Verlust, Schuld und dem Wunsch nach Sicherheit wird sie zu einer Frau, die für ihr neues Zuhause fast jede Grenze überschreitet – persönlich wie politisch.

Tidhar erzählt die Geschichte nicht chronologisch, sondern springt zwischen Zeiten, Orten und Perspektiven. Dadurch entsteht ein vielschichtiges Bild der israelischen Geschichte, das Gewalt, Hoffnung, politische Konflikte und familiäre Bindungen miteinander verwebt. Diese Erzählweise macht das Buch dynamisch und intensiv, zugleich aber auch anspruchsvoll: Manche Zusammenhänge erschließen sich erst spät, und die Vielzahl an Figuren bleibt ohne zusätzliche Orientierung manchmal schwer greifbar.

Stark ist der Roman besonders in seiner schonungslosen Darstellung der Vergangenheit. Tidhar zeigt die Gründung des Staates Israel mit all ihren Licht- und Schattenseiten – vom Kampf gegen die Briten bis zu den arabisch-israelischen Kriegen. Obwohl die Geschichte eine starke weibliche Hauptfigur hat, wirkt sie oft bewusst distanziert erzählt. Dadurch bleibt es schwer, echte Sympathie zu entwickeln, was jedoch Teil der erzählerischen Absicht sein könnte: Die Figuren stehen für ein Land, in dem Härte, Verlust und Überleben tief miteinander verbunden sind.

Wichtig zu wissen ist, dass das Buch sich spürbar an ein israelisches Publikum richtet, das viele geschichtliche Hintergründe, Ortsnamen und politische Entwicklungen bereits kennt. Für die Leserschaft außerhalb Israels fehlen daher manchmal Erklärungen, und eigenes Vorwissen ist hilfreich, um alle Verweise richtig einordnen zu können.

Trotz seiner Schwere ist „Adama“ ein eindrucksvoller Roman, der die Entwicklung des Landes sehr lebendig darstellt und die Verbindungen zwischen persönlicher Geschichte und politischem Geschehen sichtbar macht.
Wer ein vielschichtiges, ernstes und atmosphärisches Werk über Identität, Heimat und die Entstehung Israels sucht, findet hier einen gelungenen Roman.

Bewertung vom 08.12.2025
Pierbattisti-Spira, Sara;Wick, Prof. Dr. Katharina

Freier Kopf statt Mental Load


sehr gut

In „Freier Kopf statt Mental Load“ zeigen Katharina Wick und Sara Pierbattisti-Spira, wie man die vielen unsichtbaren Aufgaben des Alltags Schritt für Schritt leichter bewältigen kann. Die Autorinnen erklären, wie sich der ständig kreisende Gedankenstrom – von Terminen über Familienorganisation bis zu kleinen Erledigungen – reduzieren lässt. Ihr Ziel ist es, mehr Luft im Kopf und mehr Gelassenheit in den Alltag zu bringen.
Das Buch ist klar gegliedert und vermittelt die drei vorgeschlagenen Schritte verständlich und praxisnah. Tabellen, Fragebögen und kleine Übungen regen dazu an, die eigene Situation zu reflektieren und Muster zu erkennen. Besonders interessant ist das Ikigai-Modell, das hilft, herauszufinden, was wirklich wichtig ist. Auch bekannte Methoden wie das Pareto-Prinzip oder die Eisenhower-Matrix werden übersichtlich und einsteigerfreundlich erklärt.

Inhaltlich richtet sich das Buch stark an Familien – vor allem an Mütter kleiner Kinder –, die sich durch die vielen täglichen Aufgaben oft überlastet fühlen. Leserinnen und Leser, die sich schon länger mit Mental Load beschäftigen, finden vielleicht weniger Neues, erhalten aber eine gute Auffrischung wichtiger Prinzipien und hilfreiche Impulse wie „gut genug reicht meistens“ oder den Unterschied zwischen Helfen und Übernehmen. Die grafische Gestaltung ist übersichtlich, und die vielen Listen, Schaubilder und kurzen Kapitel machen das Buch leicht lesbar.

Aus der Perspektive eines Familienvaters fällt auf, dass viele Beispiele sehr mütterzentriert sind. Das kann einerseits Verständnis für typische Belastungen schaffen, andererseits fühlen sich Väter, die selbst viel Familienarbeit übernehmen, manchmal weniger direkt angesprochen. Dennoch lassen sich die vorgestellten Methoden und Denkanstöße gut übertragen und regen dazu an, die eigene Rolle im Familienalltag bewusster zu reflektieren: Wo kann ich Verantwortung übernehmen? Wie können Aufgaben fairer verteilt werden? Und was braucht unsere Familie, um entspannter durch den Alltag zu kommen? So bietet das Buch auch für Väter wertvolle Orientierung, selbst wenn der Fokus überwiegend auf der Perspektive von Frauen liegt.

Insgesamt ist „Freier Kopf statt Mental Load“ ein zugänglicher und alltagsnaher Ratgeber, der zeigt, wie man Belastungen reduzieren und gemeinsam als Familie zu mehr Leichtigkeit finden kann.

Bewertung vom 08.12.2025
Wartke, Bodo

In Barbaras Rhabarberbar wird niemals der Rhabarber rar


ausgezeichnet

In Bodo Wartkes „In Barbaras Rhabarberbar wird niemals der Rhabarber rar“ dreht sich alles um Sprache, Reime und Spaß am Sprechen. Bekannte und neue Zungenbrecher wie Fischers Fritze, Blaukraut bleibt Blaukraut oder der Potsdamer Postkutscher werden von Wartke in kleine, lustige Geschichten verwandelt. Dabei spielt er mit Klängen, Reimen und Wortwitz – so entstehen Texte, die man einfach gern laut liest.

Die Geschichten machen Kindern und Erwachsenen gleichermaßen Freude. Kinder können mitsprechen, lachen und üben das schnelle Sprechen, während Erwachsene den Humor und die cleveren Ideen dahinter schätzen. So ist das Buch perfekt zum gemeinsamen Lesen – zu Hause, in der Schule oder einfach zwischendurch.

Die Illustrationen von Alexandra Junge passen wunderbar dazu. Sie sind bunt, fröhlich und mit vielen kleinen Details gezeichnet, die man immer wieder neu entdecken kann.

„In Barbaras Rhabarberbar wird niemals der Rhabarber rar“ ist ein fröhliches und kreatives Buch, das zeigt, wie viel Spaß Sprache machen kann. Es lädt zum Lachen, Mitsprechen und Staunen ein – ein echtes Lieblingsbuch für die ganze Familie.

Bewertung vom 30.10.2025
Starker, Bo

Mumpelmoff und das Wunder am Schloss


ausgezeichnet

Mumpelmoff und Kleinmeins

In Bo Starkers „Mumpelmoff und das Wunder am Schloss“ geht es um Mumpelmoff, ein sonderbares, pelziges Wesen, das selbst nicht so genau weiß, was es eigentlich ist – und vielleicht genau deshalb so liebenswert wirkt. In einer alten, stillen Villa lebt es allein – und mit einem Kleinmeins, einem Ballon voller Leuchtpilze beginnt eine Geschichte, die von Sehnsucht, Freundschaft und dem Mut zur Selbstliebe erzählt.

Mumpelmoff träumt von einer geheimnisvollen Prinzessin, die er eines Nachts auf einem Baum erspäht. Als ein Sturm über das Schloss hinwegfegt, erscheint eine kleine Fee und hilft ihm, sein eigenes Licht zu erkennen – und schließlich den Mut zu finden, auf die Prinzessin zuzugehen. Was folgt, ist ein Märchen über das Anderssein, über Freundschaft, die Grenzen überwindet, und über die Entdeckung der eigenen Schönheit.

Die Sprache ist ein ganz besonderes Erlebnis: Bo Starker spielt mit Worten, erfindet liebevolle Neuschöpfungen. Ein besonderes Lob verdienen die Illustrationen: Sie sind farbenprächtig, verspielt und voller kleiner Details. Jede Seite wirkt wie ein eigenes Kunstwerk.

„Mumpelmoff und das Wunder am Schloss“ ist ein schönes Kinderbuch, das Mut macht, sich selbst zu lieben und Freundschaft in all ihren Formen zu feiern.

Bewertung vom 30.10.2025
Hennig, Markus

Die Sekundenochs


ausgezeichnet

Trödeln ausdrücklich erwünscht

In Markus Hennings „Die Sekundenochs“ begleiten wir Smilla, die ständig unter Zeitdruck steht, und Tjörge, einen kleinen Sekundenoch, der das genaue Gegenteil lebt: Pausen, Gelassenheit und Trödelei. Aus dieser ungewöhnlichen Begegnung entsteht eine Freundschaft, in der beide lernen, mit Zeit ganz neu umzugehen.

Die Erzählweise ist kindgerecht, leicht verständlich und eignet sich wunderbar sowohl zum Vorlesen am Abend als auch zum eigenständigen Lesen. Besonders gelungen finde ich, dass die Geschichte nicht nur Kindern Freude bereitet, sondern auch Erwachsenen Denkanstöße gibt – etwa, dass man nicht immer schneller, höher, weiter muss, sondern manchmal einfach innehalten darf.

Die Illustrationen sind ein echtes Highlight: liebevoll gestaltet, abwechslungsreich zwischen großflächigen Szenen und comicartigen Passagen, und voll kleiner witziger Details am Rand, die zum Entdecken einladen. Dadurch bleibt das Buch auch beim wiederholten Lesen spannend und abwechslungsreich.

Neben dem Humor und der Leichtigkeit transportiert die Geschichte eine wichtige Botschaft über den Wert von Ruhe und Zeit – und das ganz ohne erhobenen Zeigefinger.

Alles in allem ist „Die Sekundenochs“ ein warmherziges, unterhaltsames und zugleich kluges Kinderbuch, das Groß und Klein gleichermaßen begeistert. Ein wunderbarer Leseschatz für die ganze Familie!

Bewertung vom 30.10.2025
Weber, Judith

Sherlock Holmes & Dr. Watson. Die Jagd nach dem Geisterzug (Band 1)


sehr gut

Tierischer Detektivspaß

In „Sherlock Holmes – tierisch ermittelt“ stolpert man gemeinsam mit dem cleveren Spürhund Holmes und seinem etwas tapsigen Schweinefreund Watson in ein wildes Abenteuer durch London. Alles beginnt mit ein paar verschwundenen Alltagsgegenständen – bis plötzlich ein mysteriöser Zug quer durch die Straßen donnert. Spätestens da wird klar: Hier steckt ein größerer Fall dahinter und ein geheimnisvoller Gegenspieler macht die Sache noch spannender.

Die Geschichte entfaltet sich in comicartigen Episoden, die von Watsons eigenen Notizen begleitet werden: mal klug, mal chaotisch, aber immer mit Humor. Besonders originell ist die Gestaltung: Sprechblasen laufen kreuz und quer, manchmal muss man das Buch sogar drehen. Dazu kommen schräg gezeichnete Figuren und kleine Rätsel, die man selbst lösen kann – so fühlt man sich fast wie ein eigener Mini-Detektiv. Eine Übersichtskarte am Anfang hilft, den Überblick über die Schauplätze zu behalten.

Die Mischung aus farbenfrohen Bildern, witzigen Dialogen und einer spannenden Handlung macht das Lesen leicht und unterhaltsam.

Bewertung vom 30.10.2025
Schneider, Roberta

In sieben Koffern um die Welt


sehr gut

Koffer voller Geschichten

In „In sieben Koffern um die Welt“ begleitet man Herrn Walis in seiner Hafenstadt-Gepäckaufbewahrung und entdeckt dabei Koffer voller Geschichten. Jedes Stück erzählt von Menschen mit ganz unterschiedlichen Lebenswegen, Berufen und Träumen.

Die Erzählstruktur ist für jüngere Leser sehr angenehm, da sie wiederkehrend ist: Erst lernen wir die Besitzerin oder den Besitzer kennen, dann öffnet sich der Koffer und gibt preis, was für diesen Menschen bedeutsam ist. So entstehen viele kleine Momentaufnahmen, die sich hervorragend zum Philosophieren mit Kindern eignen – etwa darüber, welche Dinge für einen selbst unverzichtbar wären.

Die detailreichen Illustrationen schaffen einen echten Entdeckercharakter. Der Text ist gut verständlich, angenehm im Umfang und macht das Vorlesen zu einem leichten Vergnügen. Besonders schön: Die Mischung aus Bild und Geschichte öffnet Raum für Gespräche und Fantasie.

Insgesamt ein nett gestaltetes und kurzweiliges Buch, ideal für die Feriensaison!

Bewertung vom 30.10.2025
Collin, Philippe

Der Barmann des Ritz


sehr gut

Geschichte im Glas gerührt

In „Der Barmann des Ritz“ verknüpft der Autor die historische Figur Frank Meier, langjähriger Barkeeper des Pariser Ritz, mit der Kulisse der deutschen Besatzung. Zwischen 1940 und 1944 bewegt sich Meier in einer gefährlichen Zwischenwelt: Während er die hochrangigen Nationalsozialisten mit Cocktails versorgt, muss er zugleich seine wahre Identität verbergen und wagt kleine Gesten des Widerstands.

Die Erzählweise kombiniert dokumentarische Elemente mit literarischer Gestaltung. Tagebuchartige Passagen lassen die inneren Ängste des Protagonisten aufscheinen, während die detailreiche Schilderung des Ritz eine beinahe intime Bühne für das Kriegsgeschehen bildet. Historische Genauigkeit und atmosphärische Dichte sind die großen Stärken des Romans.

Insgesamt ist „Der Barmann des Rotz“ ein sehr empfehlenswerter historischer Roman, der eine ungewöhnliche Perspektive auf den Zweiten Weltkrieg eröffnet und zeigt, wie schmal der Grat zwischen Anpassung und Widerstand sein konnte. Für geschichtlich Interessierte ein lohnendes Buch, das man gerne weiterempfiehlt!

Bewertung vom 30.10.2025
Zwickau, Dora

Gesellschaftsspiel


sehr gut

In „Gesellschaftsspiel“ verbindet Dora Zwickau eine familiäre Ausnahmesituation mit einer politischen Vision. Drei Frauen – Isabelle, Annika und ihre Tante Dagmar – treffen sich am Sterbebett der Mutter wieder. Zur gleichen Zeit startet in Weimar ein digitales Demokratie-Experiment: Die App Syndicate, entwickelt von einem US-Milliardär, soll Bürgern ermöglichen, direkt an Entscheidungsprozessen teilzuhaben.

Stilistisch wagt sich der Roman an moderne Elemente – z.B. Chats, Social-Media-Posts, Podcasts. Das wirkt aktuell, man muss allerdings mit den regelmäßigen Unterbrechungen des Leseflusses klarkommen. Die zentrale Idee einer digitalen Demokratie ist spannend, bleibt jedoch in der Umsetzung vage.

Trotz kleiner Schwächen ist Gesellschaftsspiel ein mutiger Roman über Partizipation und Zukunftsfragen, der sich sehr angenehm liest.

Bewertung vom 20.09.2025
Petrowitz, Michael

Der Drache der Berge / Dragon Ninjas Bd.1


sehr gut

Ninjas für Einsteiger / In „Dragon Ninjas – Der Drache der Berge“ startet eine actionreiche Kinderbuchreihe, die Fans von Abenteuern, Drachen und geheimnisvollen Kriegern sofort in ihren Bann ziehen dürfte. Im Zentrum steht der junge Ninja-Schüler Lian, der plötzlich eine Aufgabe bekommt, die weit über seine Ausbildung hinausgeht: Er soll verhindern, dass ein mächtiger Drache in den Besitz einer legendären Waffe gelangt – dem ersten von vier magischen Gegenständen.

Begleitet von seinen mutigen Freunden Pepp und Sui begibt sich Lian auf eine gefährliche Mission voller Hindernisse, Prüfungen und überraschender Wendungen. Dabei steht nicht nur der Kampf gegen das Böse im Mittelpunkt, sondern auch Themen wie Freundschaft, Mut und Teamgeist.

Die Sprache des Buches ist angenehm leicht, gut auf Kinder ab etwa dem mittleren Grundschulalter abgestimmt und eignet sich sowohl zum Selbstlesen als auch zum Vorlesen. Die Kapitel sind übersichtlich und machen es jungen Lesern leicht, dranzubleiben. Immer wieder tauchen im Text schwarz-weiße Illustrationen auf, die das Geschehen unterstützen und die Fantasie beflügeln – auch wenn einige bunte Bilder auf den Innenseiten das Leseerlebnis vielleicht noch lebendiger gemacht hätten.

„Dragon Ninjas – Der Drache der Berge“ ist ein spannender Reihenauftakt, der Lesefreude weckt und die Fantasie anregt. Besonders für Kinder mit einer Schwäche für Drachen, Kampfkünste und Abenteuer ein echter Volltreffer.