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wonderland09

Bewertungen

Insgesamt 82 Bewertungen
Bewertung vom 03.09.2025
Rundberg, Johan

Mika Mysteries - Der Ruf des Nachtraben


sehr gut

Erster Fall für Mika und Valdemar Hoff

Gestaltung:
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Von außen ist das Buch sehr schön gestaltet: Ein wertiges Hardcover mit einem winterlichen Weiß vor nachtblauem Hintergrund sowie einer goldfarbenen Titelüberschrift. Dazu die Silhouette von 2 Personen, offenbar Mika und Inspektor Hoff. Das Buch sieht einerseits friedlich, aber auch ein wenig düster und geheimnisvoll aus. Im Innenteil ist jedes Kapitel mit einem schwarzen Raben versehen. Er zieht sich passend zum Titel durch die ganze Geschichte.

Inhalt:
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Stockholm 1885: Der Winter ist bitterkalt und die Vorräte sowohl zum Heizen als auch an Lebensmitteln im Waisenhaus gehen langsam zu Neige. Die 12-jährige Mika ist eines der ältesten Mädchen dort und hilft mit, die anderen Kinder zu versorgen. Außerdem verdient sie im Wirtshaus etwas zum Lebensunterhalt für alle hinzu.
Eines Nachts klopft ein Junge an die Tür des Waisenhauses und bringt einen Säugling vorbei. Kurz bevor er wieder verschwindet, äußert er noch die Worte: "Der Dunkle Engel weiß, dass ich sie genommen habe."
Kurz darauf geschieht ein Mord in der Stadt und sowohl Mika als auch Inspektor Valdemar Hoff sehen einen möglichen Zusammenhang zwischen dem abgegebenen Baby und dem Mord. Da Mika ein sehr aufgewecktes Mädchen ist, dass aufgrund seiner harten Lebensumstände eine gute Beobachtungsgabe entwickelt hat, kann sie dem Ermittler immer wieder hilfreiche Hinweise geben. Und so ermitteln sie schließlich gezwungenermaßen gemeinsam.

Mein Eindruck:
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Bereits zu Beginn erwartet einen eine historische Karte des alten Stockholm. So kann man die beschriebenen Orte leicht wiederfinden und im Verlauf gut mitverfolgen. Die Geschichte ist im Präsens geschrieben, was ich sehr ungewöhnlich für einen historischen Krimi finde, aber es lässt einen direkt in die Vergangenheit eintauchen.
Ich habe das Buch gemeinsam mit meiner bald 12-jährigen Tochter gelesen. Mika war uns sehr sympathisch. Sie ist clever, empathisch gegenüber den anderen Waisenkindern, mutig und hat einen etwas trockenen Humor. Obwohl sie als Waisenkind in der damaligen Gesellschaft keinen guten Ruf hat, lässt sie sich nicht beirren und folgt ihrer Intuition sowie ihrem eigenen Gerechtigkeitssinn.
Valdemar Hoff ist ein anfangs etwas brummiger Polizist, der aber in Wirklichkeit einsam ist und ein weiches Herz hat, was er immer wieder durchblicken lässt. Außerdem respektiert er Mika und ihren Intellekt und behandelt sie nicht so herablassend wie andere Erwachsene. Auch ihn mochten wir sehr.
Die oft harten Lebensumstände der damaligen Zeit, vor allem das Leid der ärmeren Bevölkerungsschicht, werden sehr drastisch beschrieben. Meine Tochter empfand es stellenweise als zu düster und gruselig. Vor allem als es um die Hinrichtung von Verbrechern ging, waren ihr die Beschreibungen beim Lesen unangenehm. Aber das gehört eben zum damaligen Zeitgeist dazu. Auf blutige Details wird passenderweise verzichtet. Dennoch überfällt einen beim Lesen ab und an eine leichte Melancholie.
Die Handlung ist sehr spannend aufgebaut, es gibt stetig neue Hinweise und Wendungen, die zum Miträtseln einladen. Die Kapitel sind so kurz gehalten, dass man am liebsten immer noch ein weiteres lesen möchte. Das Finale wartete für uns mit einer überraschenden, aber schlüssigen Lösung auf.
Dies ist der Auftakt einer neuen Kinderkrimireihe, die wir sehr empfehlen können. Da das Geheimnis um Mikas Herkunft weiterhin nicht vollständig geklärt ist, fiebert man gleich der Fortsetzung entgegen. Wegen der düsteren Atmosphäre, die für die Zielgruppe vielleicht etwas zu beunruhigend sein könnte, vergeben wir einen Punkt Abzug.

Fazit:
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Fesselnd geschriebener historischer Kinderkrimi in Schweden mit einer starken Protagonistin, Humor, aber auch düsterer Atmosphäre

Bewertung vom 27.08.2025
Diehl, Katja

Komm mit in die Welt von morgen!


sehr gut

Schöne Neue Welt

Gestaltung:
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Das Buch ist durchweg bunt illustriert. Die Aufteilung mit etwa einem Drittel Text zu zwei Drittel Bild ist besonders für die Altersklasse ab 5 Jahren geeignet. Dabei gibt es viel zu entdecken. Highlight ist, dass auf jeder Doppelseite mindestens ein Huhn versteckt ist, die Suche danach macht viel Spaß.
Es ist ein großes Hardcoverbuch mit stabilen Seiten, dass sich gut zum gemeinsamen (Vor-)Lesen eignet.

Mein Eindruck:
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Hauptperson ist das fünfjährige Kind Hope(=Hoffnung). Sein Geschlecht ist unklar und sein Name so neutral gewählt, dass sich jedes Kind damit identifizieren kann. Auch Hopes Familie ist divers und besteht neben dem Opa noch aus der älteren Schwester Freda, dem älteren Bruder Karl sowie zwei Müttern, von denen die eine dunkel- und die andere hellhäutig ist.
Die Erzählung entführt die Leser in eine Welt, die in einer nicht konkret benannten, aber nicht allzufernen Zukunft vorstellbar sein soll.
Sie erzählt von grünen Städten, in denen alle mit dem Rad statt mit dem Auto unterwegs sind. Größere Transporte oder weitere Strecken werden u. a. mit (Elektro-)Sammelbussen oder via Carsharing vorgenommen. Da keine Autos in der Stadt fahren dürfen, können die Kinder sicher auf der Straße spielen und durch viele Grünflächen mittels entsiegelter Flächen werden Starkregen aufgefangen und es gibt keine Überschwemmungen mehr. Auch das soziale Leben der Menschen hat sich gebessert durch Gemeinschaftsgärten, Mehrgenerationenhäuser, mehr Kitas und mehr Schulen in Wohnortnähe. Die Menschen ernähren sich gesünder und vorwiegend durch lokal selbst angebaute Lebensmittel, es wird weniger konsumiert, dafür viel geliehen oder getauscht durch Tauschschränke und wenn etwas gekauft wird, wird es in Unverpacktläden ohne Verpackungsmüll erworben. Dies sind nur einige der im Buch genannten Möglichkeiten für die Neue Welt.

Insgesamt sind das alles sehr tolle Beispiele, die größtenteils jetzt bereits existieren. In Hopes Welt sind diese Ideen zu Ende gedacht und werden final umgesetzt. Auf diese Weise entsteht eine schöne Utopie, wie die Welt besser aussehen könnte als heute. Der Ansatz gefällt mir sehr gut. Es ist wichtig, dass wir was ändern, auch wenn es schmerzhaft ist, liebsame Gewohnheiten aufzugeben, aber es ist essenziell für das weitere Überleben der Menschheit auf diesem Planeten. So werden bereits kleinen Kindern wichtige Impulse fürs Leben mitgegeben. Positiv ist außerdem hervorzuheben, dass sich zu jedem Thema rosa Info-Boxen mit wichtigen Fakten als Hintergrundwissen befinden. Auch Erwachsene lernen so beim Lesen dazu.
Abgerundet wird das Buch durch ein Kapitel mit konkreten Umsetzungshinweisen sowie ein ausführliches Glossar der verwendeten Begriffe.
Ich bezweifle zwar, dass Hopes Welt in dieser Weise eines Tages Wirklichkeit wird, denn die Realität hat leider gezeigt, dass Unverpacktläden sich nicht überall halten können, weil viele sie nicht annehmen oder dass Tauschschränke leider daran leiden, dass nicht alle vernünftig mit den Sachen umgehen. Hier verhindern leider unterschiedliche Wertvorstellungen der Menschen, dass es dauerhaft funktioniert. Auch die Darstellung zu Elektroautos finde ich einseitig, denn sie tragen zwar zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes bei, aber dafür ist die Herstellung und Entsorgung von Akkus problematisch. Generell finde ich einige Ideen etwas zu wenig kritisch dargestellt, aber der Grundgedanke ist gut.

Fazit:
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Gute Impulse für eine bessere, sozialere und umweltbewusstere Welt für Kinder ab 5 Jahren anschaulich, aber leicht einseitig dargestellt.

Bewertung vom 03.08.2025
Rossell, Judith

Midwatch - Schule der unerwünschten Mädchen


ausgezeichnet

Midwatch - Das Internat der unerwünschten, aber begabten Mädchen!

Gestaltung:
Das Buch ist wunderschön gestaltet: Als Hardcover ist es wertig, das Titelbild sieht aus wie ein historischer Abenteuerroman. Im Innenteil befinden sich viele detailreiche Zeichnungen, die wie aus einem antiken Buch wirken. Alle Illustrationen sowie die Schrift sind in Blautönen gehalten, was meiner Tochter und mir sehr gut gefallen hat, da dies unsere Lieblingsfarbe ist. Einfach klasse und mit viel Liebe gestaltet!

Inhalt:
Maggie Fishbone ist ein Waisenkind. Doch sie hat einen hohen Gerechtigkeitssinn und wenig Sinn für die Tugenden eines braven und sittsamen Mädchens, wie es die Nonnen gerne hätten, die das Waisenhaus leiten. So soll sie schließlich nach Midwatch gebracht werden, das "Internat der unerwünschten Mädchen". Hier soll sie lernen, folgsam und anständig zu werden.
Doch nach ihrer Ankunft entpuppt sich dieser Ort als Ausbildungsstätte für clevere Detektivinnen, die schwierige Fälle lösen, Entführte aufspüren und die Stadt heimlich vor Unheil bewahren. Deswegen werden hier auch neben normalen Fächern viele andere Dinge vermittelt wieVerstecken, Morsen und sogar fremde Sprachen wie Schweizerdeutsch.
Kaum hat Maggie diese Nachricht verdaut, meldet sich der Bibliothekar der Stadt mit der Vermutung, dass eine Bekannte von ihm in Schwierigkeiten steckt. Miss Fenchurch hatte offenbar in der Bücherei etwas Bedeutsames entdeckt, doch bevor sie es ihm zeigen konnte, war sie verschwunden.
Maggie und ihre neuen Freundinnen machen sich auf die Suche und geraten in ein Abenteuer, das sie sich nie zu träumen wagten!

Mein Eindruck:
Optisch ist das Buch, wie bereits erwähnt, einfach klasse. Ich habe es zusammen mit meiner Tochter (11J) gelesen und wir haben es kaum aus der Hand legen können. Die Kapitel sind von der Länge her genau richtig für das Alter ab 10J. Man kann sie beim Vorlesen gut in 2er Paare einteilen, denn nach je 2 Kapiteln ist ein Abschnitt zu Ende und die Handlung wird durch einen Tipp mit der Überschrift "Nützliche Dinge, die jedes Mädchen wissen sollte" unterbrochen. Hier lernt man zum Beispiel etwas über das Knüpfen von verschiedenen Knoten, wie man sich leichter das Morsealphabet merken kann, wie man sich anschleichen kann, aber auch so scheinbar abwegige Dinge wie man einem Krokodil entkommen kann. Man kann einiges dabei lernen und gleichzeitig ist dieses Wissen auch immer mit Humor verbunden.
Teilweise enden die Kapitel mit Cliffhangern, sodass es schwerfällt, das Buch aus der Hand zu legen. Die Geschichte ist zum einen sehr spannend aufgebaut, man folgt mit den Mädchen den jeweiligen Hinweisen und macht sich seine Gedanken dazu. Gleichzeitig muss man auch immer wieder schmunzeln, wenn unerwartete Missgeschicke passieren oder die Situation an sich eine gewisse Komik beinhaltet.
Wir hatten jede Menge Spaß und haben viel in Midwatch gelernt, besonders im letzten Drittel wird es auch sehr actionreich, den Teil mussten wir in einem Rutsch lesen.
Das Einzige, das uns leider beim Lesen ärgerlich aufstieß, waren immer wieder auftauchende Druckfehler. So gab es an vielen Stellen "sage" statt "sagte" oder "frage" statt fragte.
Vor allem die Tatsache, dass dieser Fehler sich durch das gesamte Buch zog, hat uns gestört.
Daher ziehen wir einen halben Punkt ab. Ansonsten haben wir dieses Buch geliebt und würden uns über ein weiteres Midwatch-Abenteuer sehr freuen!

Fazit:
Tolle Gestaltung, spannende und lehrreiche Story mit Humor - Dieser Kinderkrimi braucht unbedingt weitere Bände!

Bewertung vom 02.08.2025
Moriarty, Liane

Vorsehung


gut

Kann man gegen eine Prophezeiung ankämpfen?

Cover:
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Der Schmetterling ist häufig ein Symbol für die Seele und für Zerbrechliches. Die Tatsache, dass er auf dem Wasser landet, verleiht dem Cover etwas Schönes und Geheimnisvolles, aber auch etwas leicht Unheimliches. Es macht auf jeden Fall neugierig und hat mir gut gefallen.

Inhalt:
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"Man hat mir gesagt, ich hätte mit dem Finger auf Passagiere gezeigt und mehrmals gesagt: »Gegen das Schicksal kommt man nicht an.«"
(S. 29)

Auf einem Inlandsflug von Hobart nach Sydney steht plötzlich eine alte Dame auf, zeigt nacheinander auf jeden der Passagiere mit den Worten "Ich erwarte", gefolgt von Todesursache und Sterbealter des Passagiers.
Viele halten sie für eine Betrügerin, aber als die ersten Voraussagungen eintreffen, wollen alle die "Todesdame" finden und versuchen, ihr Schicksal zu ändern.

Mein Eindruck:
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"Angeblich glauben nur vier von zehn Personen an Hellseherei. Ich kann diese Zahlen nicht überprüfen. Sie gehören zu den »Fakten«, die ich im verschmutzten Meer des Internets treiben fand. (Um das klarzustellen: Ich finde das Internet großartig, trotz der Verschmutzung.)
Ich glaube, in Wahrheit kann die Einstellung zum Wahrsagen so vielschichtig wie eine Schwarzwälder Kirschtorte sein. Der Verstand sagt: Unsinn! Das Unterbewusstsein sagt: Und wenn es doch stimmt?
Manchmal hängt es von der Tageszeit ab. Jemand, der im Sonnenschein darüber spottet, kann in der dunklen Tiefe der Nacht mit wild klopfendem Herzen erwachen."
(S. 94)

Ich habe schon ein paar Romane von der Autorin gelesen und war vor allem von ihrem Bestseller "Big little lies" begeistert. Daher war ich auch auf dieses Werk sehr gespannt. Die Idee, was es mit einem Menschen macht, wenn er von jemandem seinen voraussichtlichen Tod vorhergesagt bekommt, faszinierte mich.
Frau Moriarty versucht dies auch sehr detailliert herauszuarbeiten, indem sie abwechselnd die Handlung aus Sicht eines der Passagiere und aus der Ich-Perspektive der Hellseherin beschreibt. Leider ist mir diese Umsetzung zu ausführlich geraten. Zum einen sind es mir zu viele handelnde Personen und zum anderen wird von jeder Person der Alltag mit vielen Kleinigkeiten beschrieben, sodass ich viele Passagen nur quergelesen habe, weil mich die vielen Belanglosigkeiten genervt haben und sie die Handlung für mich nicht wesentlich vorangetrieben haben. Sicher, so konnte man sich die Charaktere besser vorstellen, aber vielleicht hätte man sich dann auf noch weniger Personen beschränken sollen.
Nachdem ich mich teilweise bis zur Hälfte gequält hatte und schon überlegt hatte, das Buch abzubrechen, bin ich doch froh, es beendet zu haben. Vor allem im letzten Drittel werden die Handlungsstränge geschickt miteinander verwoben und das Ende ist dann überraschend, aber schlüssig gelöst.
Der Roman zieht sich für meinen Geschmack zu sehr in die Länge, aber die Idee dahinter und einige Zitate haben mir auch gut gefallen und mich zum Nachdenken verleitet.
Daher gebe ich dann doch noch 3 Sterne.

Fazit:
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Die Idee ist toll, die Umsetzung anfangs zäh, aber letztendlich gut und interessant gelöst. Er regt zum Nachdenken über das eigene Leben an.

Bewertung vom 21.07.2025
Kuhn, Yuko

Onigiri (eBook, ePUB)


weniger gut

Eine Reise nach Japan und zu Erinnerungen

Gestaltung:
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Das Cover hatte mich angesprochen. Es wirkte ruhig und geheimnisvoll auf mich. Allerdings sah ich erst auf den zweiten Blick, dass es sich dabei nicht um einfache Hütten, sondern vermutlich um die Darstellung der japanischen Reistaschen handeln soll, die dem Buch "Onigiri" seinen Titel gaben. Da diese die Handlung hintergründig begleiten, ist das Bild gut gewählt.

Inhalt:
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"Seit ich weiß, dass meine Großmutter nicht mehr lebt, suche ich nach dem passenden Gefühl für ihren Tod, wundere mich darüber, dass wir es nicht gespürt haben, meine
Mutter und ich. Es ist kompliziert, um jemanden zu trauern, dessen Tod man verpasst hat, um mehr als ein halbes Jahr." (S. 12)

Aki und ihr Bruder Kenta sind Halbjapaner: Der Vater ist Deutscher, die Mutter Keiko Japanerin. Die Mutter kam schon früh nach Deutschland, wo sie ihren späteren Mann kennenlernte. Keiko ließ sich vom Vater scheiden, als Aki im Grundschulalter war. Die Mutter hat die beiden Geschwister alleine großgezogen. Die Hintergründe sind Aki unbekannt. Nun ist ihre Mutter alt und dement und lebt in einem Heim.
Als Akis Großmutter Yasuko stirbt, bucht Aki mit ihrer Mutter eine Reise nach Japan zu ihren Verwandten. Und die Mutter beginnt sich zu erinnern und zu erzählen.

Mein Eindruck:
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Durch den Klappentext war ich sehr neugierig geworden. Ich finde es immer spannend, mehr über ostasiatische Kulturen wie Japan zu erfahren. Und der Klappentext deutete an, dass die Geschichte Spannungspotenzial beinhaltet.
Doch leider wurde ich enttäuscht. Die Erzählung ist nur aus den Gedanken und Erinnerungen von Aki gestaltet. Dabei wird immer wieder zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her gesprungen, ohne dass dies kenntlich gemacht wird. Diese Tatsache zusammen mit den vielen Namen erforderte hohe Konzentration beim Lesen. Hinzu kam, dass die Kapitel alle japanische Begriffe enthielten, ohne direkte Erläuterung, und auch im Text wurde japanische Sprache oft einfach so eingestreut. Am Ende gibt es ein Glossar, aber zum einen sind nicht alle Wörter dort definiert und zum anderen war das häufige Hin- und Herblättern störend für den Lesefluss. Ich weiß zwar, dass Fußnoten leider oft eher für wissenschaftliche Bücher vorbehalten sind, aber hier hätte ich es gut gefunden. Oder eine weitere Möglichkeit wäre gewesen, die Übersetzung direkt als Anmerkung in der Erzählung in Klammern zu setzen.
Leider bekommt man zwar Einblicke in das Familienleben und die Hintergründe der Scheidung von Akis Eltern sowie ein wenig japanischen Lebensstil durch die Reise vermittelt, aber es wird eher alles erwähnt und wild zusammengewürfelt, sodass am Ende für mich kein bleibender Eindruck entstanden ist. Die titelgebenden Onigiri (japanische Reisbällchen) sind das Essen, das es immer als Trost in Akis Familie gibt und quasi ein Bindeglied zwischen den Generationen. Darüber hinaus fehlt aber eine feste Handlung mit Spannungsbogen. Es passiert gefühlt nicht wirklich etwas Bedeutendes.
Schade, die Beschreibung klang so vielversprechend, aber das Buch konnte mich leider nicht abholen. Es war anstrengend zu lesen. Ich bin trotzdem froh, dass ich bis zum Ende durchgehalten habe. Die Einblicke in die japanische Kultur und der Umgang mit der dementen Mutter konnten mich teilweise berühren. Aber "zum Heulen schön", wie es in der Empfehlung von Frau Dörrie heißt, fand ich es leider nicht. Emotionen entstanden bei mir wenig bis gar nicht, dafür war der Schreibstil zu beschreibend und distanziert.

Fazit:
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Familiengeschichte mit japanischen Wurzeln und dem Umgang mit Demenz - leider in der Umsetzung schwierig und wenig greifbar

Bewertung vom 03.07.2025
Bär, Matthäus

Drei Wasserschweine wollen's wissen / Die Wasserschwein-Reihe Bd.2


ausgezeichnet

Wohin sind die Flamingos verschwunden?

Gestaltung:
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Das Cover ist witzig gestaltet. Es zeigt die drei Wasserschweine in Action, wie sie einen Elefantenrüssel als Rutsche verwenden. Das gesamte Buch ist mit anschaulichen, liebevollen und farbigen Illustrationen versehen. Es macht Spaß, sich nur die Bilder anzuschauen und durchzublättern. Beim Lesen ergänzen sie die Handlung perfekt. Toll gemacht!

Inhalt:
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"Capybaras schätzen einen geregelten Tagesablauf. Abenteuer und Aufregungen sind nicht so ihre Sache. Emmy, Raul und Tristan allerdings waren da anders. Natürlich genossen auch sie das gemütliche, bequeme Leben auf der Wiese im Zoo, umgeben vom schützenden Zaun. Anders als dem Rest der Herde war es ihnen jedoch irgendwie nicht … genug. Deshalb hatten sie eines Nachts beschlossen, hinter die Absperrung zu blicken. Und die Welt außerhalb – das Mehr, das Emmy, Tristan und Raul jenseits des Geheges gefunden hatten – bot allerhand Erlebnisse. Manchmal sogar mehr, als ihnen lieb war." (S. 5f.)

Die drei Wasserschweine Emmy, Tristan und Raul sind entgegen ihrer Art sehr neugierig und abenteuerlustig. Als sie zufällig mitbekommen, dass die Flamingos aus ihrem Gehege verschwunden sind, machen sie sich sofort auf die Suche und geraten dabei in eine Art Schnitzel- oder besser Federjagd quer durch ihren Zoo.

Mein Eindruck:
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"Hier ging es nicht nur um die Flamingos. Wenn auch den anderen Wasserschweinen Gefahr drohte, mussten sie einfach etwas dagegen unternehmen. Schon kleine Wasserferkel lernten, aufeinander aufzupassen. Und ein geflügeltes Capybara-Wort lautete: Keine Macht auf dieser Erde, beschützt dich so wie deine Herde. Umso mehr fühlten sich die Wasserschweine dafür verantwortlich aufzuklären, was mit den Flamingos geschehen war. Das verlangte ihre Schweineehre!" (S. 16f.)

Dies ist der zweite Band und ich kenne den ersten noch nicht. Das ist auch nicht nötig, denn die drei Capybaras werden mit ihren Eigenarten umfassend beschrieben und dieses Erlebnis kann daher unabhängig vom Vorgänger gelesen werden.
Das Trio ist niedlich und humorvoll. Vor allem ihre Gespräche besonders mit anderen Tieren, die alle ihre sprachlichen Eigenheiten haben, lassen einen schmunzeln. Und Tristan mit seiner Gefräßigkeit, seiner Tollpatschigkeit, aber auch mit seinen unerwarteten Begabungen hat mich zum Lachen gebracht.
Die Suche nach den Flamingos führt unter anderem über die Gehege einiger nicht weniger geläufiger Tierarten wie den Waldrappen oder dem Urson. So lernt man nebenher auch neue Tiere und deren Eigenarten kennen. Das ist gleichermaßen für Kinder und Erwachsene interessant.
Das Rätsel um die verschwundenen Flamingos ist spannend und lehrreich gestaltet. Durch die niedlichen farbigen Illustrationen und den Humor macht es besonders viel Spaß, dieses Buch zu lesen. Ein tolles Vorlesebuch, bei dem alle ihre Freude haben! Ich freue mich darauf, den ersten Band nachträglich zu lesen und hoffe, dass noch weitere Abenteuer der drei Capybaras folgen werden!

Fazit:
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Humorvolle und spannende Jagd durch den Zoo mit Wissenswertem über unbekanntere Tierarten und niedlichen Illustrationen.

Bewertung vom 26.06.2025
Turan, Fabiola

Artemis - Abenteuer auf dem Meer der Wünsche (eBook, ePUB)


weniger gut

Abenteuer auf der Dreamcatcher

Inhalt:
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Seit ihre beste Freundin ans Meer gezogen ist, haben sich Artemis' Noten in der Schule zunehmend so verschlechtert, dass ihre Versetzung gefährdet ist. Um ihre Leistungen zu verbessern, melden sie ihre Eltern in den Ferien für ein exklusives Lernprogramm in einem Internat an. Doch Artemis hat das Gefühl, dass sie dort nicht hinpasst. Frustriert geht sie abends im Wald spazieren, landet plötzlich in einem Nebel und sieht eine Strickleiter aus dem Himmel kommen. Neugierig steigt sie hinauf und gelangt so auf ein Wolkenschiff, die "Dreamcatcher". Sie kann die geheimsten Wünsche ihrer Menschen erspüren und gleitet auf dem "Meer der Wünsche" dahin. Gesteuert wird sie von Captain Justina Drake. Die Crew der Dreamcatcher besteht aus magisch begabten Kindern und auch Artemis findet schließlich eine magische Begabung. Doch diese geheimnisvolle Welt wird von einem machtgierigen Baron bedroht. Wird es Artemis und ihren neuen Freunden gelingen, ihn zu bezwingen?

Mein Eindruck:
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»Man erzählt sich, die Dreamcatcher könne unsere geheimsten Wünsche spüren«, fuhr die Captain fort, »unsere tiefste Sehnsucht. Wer unter ihren Segeln das Wolkenmeer bereist, der erkennt mit Geduld und ein wenig Glück, wonach sein Herz wirklich sucht – und welche Schätze ihm bislang verborgen geblieben sind.« (S. 45)

Das Titelbild war sehr abenteuerlich gestaltet und auch die Farben versprachen ein tolles Fantasybuch. Der Anfang, in dem Artemis auf dem Weg ins Internat ist, verlief vielversprechend. Es las sich wie eine spannende Internatsgeschichte und auch einer Gegnerin sowie einem neuen Freund begegnete sie dort. Doch rückblickend war diese Handlung überhaupt nicht relevant für die Fantasiegeschichte, die dann folgte. Ich weiß nicht, warum die Autorin Charakteren so viele Seiten spendete, die später keine Rolle mehr spielen. Man hätte die Protagonistin auch viel früher auf das Meer der Wünsche stoßen lassen können. Ihre Entwicklung ist außerdem nicht glaubwürdig. Sie ist naiv und scheint nur langsam dazuzulernen. So handelt sie sehr häufig, ohne vorab die möglichen Konsequenzen zu durchdenken oder damit zu rechnen.
Generell ist der Spannungsaufbau der Geschichte nicht besonders hoch. Zwar wird versucht, immer wieder spannungsvolle und actionreiche Momente einzubauen, aber die Situationen werden für meinen Geschmack immer viel zu schnell und auch nicht immer nachvollziehbar aufgelöst. Auch das Ende kam wenig überzeugend daher.
Das Verhalten der Eltern konnte ich auch schwer nachvollziehen. Warum haben sie nicht mit ihrer Tochter geredet, bevor sie sie auf das Internat geschickt haben? Stattdessen ist am Ende die Auflösung der Schulprobleme für meinen Geschmack zu einfach und glatt.
Genervt hat mich zudem der gegenderte Ausdruck "die Captain", warum konnte man das nicht einfach mit "die Kapitänin" übersetzen?

Gut gefallen hat mir aber der Grundgedanke, dass der wahre Schatz im eigenen Innersten zu suchen ist. Die Umsetzung hat mich jedoch nicht überzeugt. Vor allem war die fantastische Welt mit den magischen Begabungen, den Zaubergegenständen (den Incantari) sowie Artemis Talent nicht besonders originell erdacht. Es gibt mittlerweile viele Bücher mit ähnlichen Fantasiewelten.

Der Untertitel hatte mich glauben lassen, dies sei der Auftakt zu einer Reihe, aber dem ist nicht so. Die Handlung scheint abgeschlossen zu sein. Wenn es eine Fortsetzung gäbe, würde ich sie vermutlich nicht lesen. Insgesamt konnte mich dieses Buch trotz eines vielversprechenden Beschreibungstextes und Covers nicht wirklich packen.

Fazit:
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Gute Grundidee, aber keine originelle Fantasiewelt, wenig Spannung und unglaubwürdige Lösungen, besonders am Schluss.

Bewertung vom 13.06.2025
Leathley, Philippa

Metty Jones und das Schicksalstattoo / Inkbound Bd.1


sehr gut

Kann ein Schicksal durch ein Tattoo bestimmt werden?

»Wir sind unter dem alten London«, sagte ihr Vater. »Und zwar ziemlich weit darunter.«»Aber warum ist dieser Ort so versteckt? Kennen ihn die anderen auch?«»Ja, viele Menschen kennen ihn. Bloß runterzukommen ist extrem aufwendig – die Fahrkarten sind sehr schwer zu kriegen und furchtbar teuer. Darkwell ist, nun ja … ziemlich exklusiv.« (E-Book, S. 9-10)

Meticulous Jones, genannt Metty, ist ein 10-jähriges Mädchen, das mit ihrem Vater in London lebt. Ihre Mutter hat sich schon vor einigen Jahren von der Familie getrennt. An Mettys 10. Geburtstag ist ihr großer Tag gekommen: Wie alle Kinder bekommt sie zu diesem Anlass ihr Schicksalstattoo, das über den Rest ihres Lebens bestimmen wird.
Doch ihre Aufregung verwandelt sich schnell in Enttäuschung und Angst: Sie bekommt einen Todesschädel, der von einer Hand gehalten wird. Laut dem "Lexikon der Schicksale" bedeutet dies, dass sie eines Tages durch Magie jemanden töten wird!
Aus Angst und um Metty vor ihrer Umwelt zu schützen, versteckt ihr Vater sie außerhalb Londons auf einem Landsitz. Doch als ihr Vater von einer Geschäftsreise nicht mehr nach Hause zurückkehrt, macht sich Metty auf die Suche. Unterstützt wird sie dabei von ihrer Tante Mag, die selbst einige Geheimnisse hat. Dabei gerät Metty in Gefahr und wird von einer Geheimorganisation verfolgt. Wem kann sie trauen und wem nicht und wo ist ihr Vater? Bei ihrer Suche erfährt sie mehr über ihre Herkunft, aber auch über sich selbst und gewinnt unverhofft neue Freunde.

"Früher, bevor Magie eingeschränkt wurde, bekamen Kinder ihren ersten Tintenbinder, sobald sie ihr Schicksalstattoo hatten. Der Handschuh wurde an derselben Hand getragen wie das Tattoo, durch den dort in die Haut eingedrungenen Tintentropfen aktiviert und verband die Kinder mit Tausenden unterirdisch verlaufenden geheimen Tintenkanälen. Diese Tinte war tatsächlich allgegenwärtig, sie floss überall auf der Welt – wenn man nur wusste, wo man danach schauen musste. Ein berühmter Entdecker hatte im fünfzehnten Jahrhundert einen solchen Kanal ausfindig gemacht, aber erst in der viktorianischen Ära und der Zeit der großen Erfinder wie Tesla und Edison war man darauf aufmerksam geworden, was Tinte alles vermochte. Inzwischen diente sie als Antrieb für alle möglichen Dinge. Oder zumindest war es so gewesen, bevor die Staaten weltweit beschlossen hatten, die Magie müsse streng reguliert werden, weil sie zu gefährlich sei. Metty war überzeugt, dass deshalb die Neuen Hauptstädte gegründet wurden – eindrucksvolle Städte, in die jeder reisen konnte und in denen die Verwendung von Tinte nicht durch so viele Gesetze eingeschränkt war." (E-Book, S. 46-47)

Ein Tattoo, das über das Schicksal bestimmt? So spannend die Beschreibung klang, so skeptisch war ich diesem Buch gegenüber. Vor allem sind Tattoos für mich etwas, das man Kindern gegenüber nicht verharmlosen sollte. Auch wenn die mit diesem Buch mitgelieferten Tattoos nicht permanent sind und es sich hier um eine magische Welt handelt, so wird ein Tattoo als etwas Normales und Ungefährliches dargestellt, das jedes Kind erhält. Nachdem sonst in jedem Buch Triggerwarnungen oder Aufklärungstexte vorhanden sind, hätte ich mir hier im Vorwort eine Aufklärung gewünscht, dass es sich hier um spezielle Tattoos handelt und Kinder dies im realen Leben nicht anstreben sollten, da gesundheitliche Konsequenzen möglich sind.
Davon abgesehen ist die Story an sich sehr abenteuerreich und fantasievoll. Die magische Welt, die die Autorin hier geschaffen hat mit magischer Tinte, die z. B. magische Hauptstädte zum Fliegen bringt und der Kampf um diese knappe Ressource bildet eine gute Parallelwelt zur Realität ab. Die Handlung ist sehr geschickt konstruiert und man weiß genauso wenig wie die Protagonistin, wer vertrauenswürdig ist und wer nicht. Die Geschichte hat ruhige und actionreiche Elemente und ist so aufgebaut, dass man immer weiter lesen möchte. Metty mit ihrer Angst, durch ihr Schicksal Menschen zu schaden, die sie mag, ist ständig präsent und nachvollziehbar. Zudem hat sie einen guten Gerechtigkeitssinn, der ihr hilft, Freunde zu finden.
Für amüsante Momente sorgte vor allem Pumpkin, der zum Leben erweckte Gargoyle, aber auch viele Erfindungen wie Windfahrräder trugen zur Erheiterung bei. Und vor allem gefiel mir am Ende die Erkenntnis, dass man immer noch selbst Einfluss auf sein Schicksal nehmen kann.
Die Geschichte hat mich durchweg in ihren Bann gezogen und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Am Ende werden einige Geheimnisse gelüftet, aber vieles bleibt auch noch offen. Ich fiebere daher der Fortsetzung entgegen!

Spannender Auftakt zu einer magischen Reise mit einer sympathischen Protagonistin und humorvollen Momenten

Bewertung vom 26.05.2025
Schünemann, Christian

Bis die Sonne scheint


gut

Teenagerleben in den 1980ern

Cover:
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Als Titelbild wurde das Gemälde "Sly" des Künstlerehepaares Signe & Genna Grushovenko verwendet. Der lässig aussehende Junge erinnert in seinem Schlabberlook an die typischen Jugendlichen der 80er-Jahre. Die Konturen und das Gesicht sind verschwommen. Es macht dadurch neugierig und steht symbolisch für eine Kindheit der 80er.

Inhalt:
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Wir schreiben die 1980er-Jahre. Der 14-jährige Daniel Hormann wächst mit 3 Geschwistern in einem luxuriösen Bungalow im ländlichen Umfeld von Bremen auf. Sein Vater ist Architekt und hat das Haus selbst gebaut. Daniel geht wie seine Geschwister aufs Gymnasium und eine sorgenvolle Welt scheint seine Zukunft. Doch sein Vater gibt seinen bisherigen Beamtenstatus auf, um mehr Freiheit zu genießen und in der Hoffnung, mehr Geld zu verdienen. Anfangs scheint dies auch zu gelingen, doch das sorgenfreie Dasein bekommt Risse. Die Eltern leben über ihre Verhältnisse, die Finanzen reichen eigentlich nicht mehr für den Alltag, doch versuchen sie nach Möglichkeit, ihre Kinder davon wenig bemerken zu lassen. Doch Daniel spürt es, vor allem, weil er seinen erhofften Konfirmationsanzug nur in einer abgespeckten Version erhält und auch die Feier nicht so groß ausfällt wie erhofft. Als er dann noch seinen Gegenbesuch in Frankreich bei seinem Gastbruder Jean-Philippe absagen muss und der Gerichtsvollzieher vor der Tür steht, lässt sich das Ausmaß der finanziellen Krise der Hornmanns nicht mehr verbergen. Aber dennoch fahren die Eltern mit den Kindern solange in Urlaub "bis die Sonne scheint."

Mein Eindruck:
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"Die meisten Mitschüler von damals waren schon lange aus meinem Blickfeld verschwunden, Kinder in kurzen Hosen und Gummistiefeln, die nach Kuhstall rochen, unbeholfen mit dicken Filzern eierförmige Kringel malten und dabei das Papier zerknickten, als ich schon mit Füller schrieb, und bei denen schon damals klar war, dass sie es niemals aufs Gymnasium schaffen würden.Ich hielt Abstand zu diesen Kindern, als würde noch etwas anderes von ihnen ausgehen als bloß der Geruch nach Kuhstall, begann, Fleißsternchen und Sauberkeitspunkte zu sammeln und den Erwartungen gerecht zu werden, die meine Eltern in meine Geschwister und mich setzten. Wir waren der Beweis, dass wir uns auf der Erfolgsspur befanden und zu den Klugen gehörten. Wir würden aufs Gymnasium gehen, studieren, und unsere Zukunft würde großartig sein, eine einzige Bestätigung für unsere bereits großartige Gegenwart." (S. 16)

Titel und Cover hatten mich neugierig gemacht. Vor allem, da ich auch ein Kind dieser Zeit bin, freute ich mich darauf, dieses Jahrzehnt noch einmal mit Höhen und Tiefen mitzuerleben.
Herr Schürmann gelingt es sehr gut, dieses wieder zum Leben zu erwecken. Vieles erkannte ich wieder. Allerdings fiel es mir schwer, mich in die Hornmanns hineinzuversetzen. Einerseits bewunderte ich die Eltern, dass sie nie aufgeben und es schaffen, den Alltag für die Kinder so gut wie möglich aufrechtzuerhalten. Aber insgesamt empfand ich sie als sehr verantwortungslos. Sie führen fast schon ein Dasein als Hochstapler und sind sich am Ende nicht zu schade, ihre eigenen Kinder um Geld zu bitten. Sie wollen die Realität nicht wahrhaben, bis es zum großen Knall kommt. Aber auch danach ist am Ende nicht klar, ob sie aus der ganzen Situation gelernt haben und ihr Verhalten grundsätzlich ändern.

Insgesamt empfand ich die Stimmung des Romans erdrückend. Zwar gab es hin und wieder auch ein paar Momente trockenen Humors, aber ich quälte mich in einigen Bereichen durch. Die Szenen waren mir viel zu detailliert beschrieben und vor allem die Ausflüge in die Vergangenheit von Daniels Großeltern waren mir zu viel. Zwar ist es interessant, auch die Hintergründe der Eltern zu durchleuchten, um zu erfahren, warum sie zu den Menschen geworden sind, die sie sind. Aber die Detailverliebtheit führte dazu, dass sich die Handlung unnötig in die Länge zog.
Nur die Tatsache, dass ich gespannt auf den Ausgang war, ließ mich bis zum Schluss durchhalten.
Gut gefallen haben mir die 3 Vokabeln aus Daniels Französischheft, die jeweils vor einem Kapitel als Überschriften fungieren und als Anspielung auf das weitere Geschehen den Leser neugierig machen. Auch hat es der Autor gut geschafft, den Zeitgeist der 80er sowie die Gesinnung der Generation aus dem 2. Weltkrieg einzufangen. Es gab in dieser Erzählung wie im richtigen Leben Höhen und Tiefen, aber leider hat es für mich daher auch nur für eine durchschnittliche Note gereicht.

Fazit:
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Höhen und Tiefen eines Teenagers in den 80er-Jahren mit einer Familie, bei der der Schein das Sein überwiegt.

Bewertung vom 12.05.2025
Metz, Alina

Tinte, Staub und Schatten: Das Buch der Verlorenen


sehr gut

Abenteuer im Bücherlabyrinth

Gestaltung:
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Das Titelbild wirkt etwas altmodisch. Zwar gefallen mir die Anspielungen mit den Büchern und dem umherwirbelnden Staub, aber die Art der Illustrationen, die sich durch das gesamte Buch zieht, sagt mir nicht so zu. Sie wirkt etwas grob und einfach. Gestalterisch hat mich das Buch nicht sehr angesprochen, es sieht aus wie ein Jugendbuch aus den 50er- oder 60er-Jahren.

Inhalt:
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Minnas Mutter ist vor 11 Jahren im Bücherlabyrinth unter mysteriösen Umständen gestorben während ihrer Aktivität als Büchersucherin: »Ich suche Bücher im Labyrinth. Wenn jemand ein besonderes Buch will, spüre ich es auf, egal welches es ist. Selbst wenn ich mich weit in die Tiefe wagen muss, zu Orten, an denen man sich verirren kann, oder durch Geheimgänge, in denen man leicht verloren geht.« (E-Book, S. 6)

Trotz dieses schlimmen Ereignisses hält Minna an ihrem Versprechen fest, derselben Berufung nachzukommen. Und so begibt sie sich im Alter von 16 Jahren zum Antiquariat des grummeligen Raban Krull, um bei ihm die Ausbildung zur Büchersucherin zu absolvieren. Gesellschaft leisten ihr dabei Rabans Sohn Gulliver sowie Jascha, ein Junge, der aussieht wie ein Mädchen und der Geheimnisse mit sich herumträgt.
Doch die Ausbildung ist schwerer als gedacht. Als Minna erfährt, dass ihre Mutter noch lebt, aber hinter einen Spiegel verbannt wurde, setzt sie alles daran, sie zu befreien. Dabei geraten sie und ihre beiden Gefährten in tödliche Gefahr. Wem kann sie noch trauen, und wer ist der böse Anonymus, der im Labyrinth sein Unwesen treibt?

Mein Eindruck:
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"Viele Büchersucher halten das Labyrinth für einen einzigen großen Organismus, durch dessen Blutbahnen sie wandern. Das ist nicht weiter verwunderlich, bei den vielen treffenden Vergleichen, die sich geradezu aufdrängen:
Der Schlund ist Mund und Magen des Labyrinths, die Bücherwürmer sind sein Verdauungssystem. Und dann gibt es da noch das geheimnisvolle Herz des Labyrinths, das irgendwo in seinen Tiefen pulsieren soll. Die Frage nach dem Gehirn könnte man wohl am ehesten mit den drei Patronen beantworten, Tinte, Staub und Schatten. Aus: Die Wesen des Labyrinths. Vorwort." (E-Book, S. 197)

Die Gestaltung gefiel mir nicht so gut, dafür wurde ich von der geheimnisvollen Beschreibung angelockt. Und ich wurde nicht enttäuscht. Ähnlich wie in der Tintenwelt-Reihe gelingt es der Autorin, eine geheimnisvolle Welt innerhalb von Bücherregalen und mit vielen Anspielungen auf Märchen, Fantasiegeschichten und der allgemeinen Literaturwelt zu schaffen.
Die fesselnde Suche von Minna und das Rätseln um den Bösewicht Anonymus wird temporeich und mit vielen überraschenden Wendungen erzählt. Zwischendurch wird die Handlung von lustigen und nachdenkenswerten Zitaten aus fiktiven und realen Literaturwerken aufgelockert.
Ich hatte Kopfkino pur und das Ende war raffiniert und gleichzeitig machte es neugierig auf den zweiten und finalen Teil.
Des Weiteren mochte ich die Freundschaftsgeschichte zwischen Minna, Gulliver und Jascha. Vor allem die Tatsache, dass Jaschas Charakter viel Raum zur Interpretation und zum Rätseln bot, gefiel mir sehr gut. Bei den Dreien kam auch der Humor nicht zu kurz, ich habe viel geschmunzelt. Ich freue mich auf das Finale!

Fazit:
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Actionreiche und spannende Fantasiegeschichte in der Welt der Literatur mit überraschenden Wendungen, Humor und interessanten Charakteren