Ein Krimi aus dem Milieu des Hotelbetriebs. Hotelmanagerin Lola war lange Zeit in einem Hotel in Hongkong beschäftigt. Als da jemand getötet wird und sie nicht ganz unschuldig daran ist, flieht sie aus Honkong und bekommt durch einen ehemaligen Kollegen einen Job in einem Luxusresort auf einer karibischen Privatinsel vermittelt. Dieser Kollege wird jedoch kurz nach ihrer Ankunft umgebracht. Sein Tod soll als Unfall kaschiert werden. Wenig später noch ein Todesfall. Eine Kollegin erleidet auch einen sogenannten Unfall. Lola will jedoch aufklären, was hinter den Todesfällen steckt und gerät selbst in brenzlige Situationen.
Der Roman gibt einen tiefen Einblick in das Leben hinter den Kulissen des Hotelbetriebs. Hier geht es darum, auch die abstrusesten Wünsche von Superreichen zu erfüllen, koste es, was wolle.
Der Roman hat zwischendurch immer mal wieder Längen. Er lässt sich aber insgesamt gut lesen. Eine Lektüre zum Beispiel für den Strandurlaub im Sommer.
Verschickungskinder, diesen Ausdruck hatte ich bisher nicht gehört. Ich wusste natürlich, dass früher Kinder, die aus irgendeinem Grunde, weil sie zum Beispiel zu schmächtig waren, einige Wochen zu einer Kur in einem Kinderheim verbringen konnten. Dass der Aufenthalt in diesen Heimen für Kinder aber auch der schlimmste Horror sein konnte, war mir nicht bekannt.
Barbara Leciejewskis Hauptprotagonistin in ihrem Roman ist die achtjährige Susanne, die sich einige Wochen im Haus Morgentau in St. Peter-Ording erholen soll. Der Tagesablauf dort ist bis ins Kleinste geregelt. Wer gegen eine der Regeln verstößt, wird hart bestraft durch stundenlanges Einsperren im dunklen Keller oder ebenfalls stundenlanges Stehen auf einem Stuhl. Wer seinen Teller nicht leer isst, muss solange am Tisch sitzen bleiben, bis der Teller geleert ist. Schläge sind an der Tagesordnung. Die Tanten sind sehr erfinderisch mit ihren Strafen, die sie Erziehungsmaßnahmen nennen. Das Schlimmste aber ist, dass die Eltern Susanne nicht glauben, was sie nach der Rückkehr erzählt.
Diese Handlung ist eingebettet in eine zweite Handlung etwa 50 Jahre später. Susannes Mutter liegt im Sterben und zum ersten Mal erzählt Susanne von den damaligen Ereignissen.
Die Überschrift "Nicht zu glauben" trifft gleich mehrfach zu. Es ist nicht zu glauben, dass es so viele Jahre nach dem Krieg noch derartige Erziehungsmethoden gab. Es ist nicht zu glauben, dass viele Leute diese Erziehungsmethoden normal fanden. Es ist nicht zu glauben, dass den Kindern nicht geglaubt wurde. Und es ist nicht zu glauben, dass ich das bis zur Lektüre des Romans nicht gewusst habe.
Ich habe die Lektüre nur ungern unterbrochen. Am liebsten hätte ich es in einem Rutsch durchgelesen.
Im dritten Roman von Christian Berkel erfahren wir etwas über das Leben von Sputnik. Christian Berkel selbst wird am im Oktober 1957 geboren, als der erste Satellit Sputnik die Erdumlaufbahn erreicht. Im Krankenhaus gibt es eine Episode, dass der Vater, als ihm das Kind gezeigt wird, sagt, dass das nicht sein Sohn sei. Es stellt sich heraus, dass das Kind vertauscht war. Es wurde wieder zurückgetauscht. Aber ob jetzt alles seine Richtigkeit hatte, bleibt unklar, weil niemand die entsprechenden Unterlagen zu Gesicht bekommen hat.
Berkel selbst erläutert, dass der andere in gewisser Weise sein Begleiter bleibt. Er hat ihn später Sputnik genannt. Sputnik ist also gewissermaßen Berkels anderes Ich und dieser Sputnik erzählt in der Ich-Form über sich. Wir haben also quasi eine fiktionale Realität vorliegen. Reale Erlebnisse Berkels sind mit fiktionalen Erlebnissen verwoben.
Wir erfahren wie Sputnik in Deutschland heranwächst, über Probleme mit seinen Eltern. Er erfährt, dass er eine jüdische Abstammung hat und dass es da gewisse Tabus gibt, an die man nicht rühren darf. Er kann sich mit seinem Deutschsein nicht mehr identifizieren und geht deshalb zu seinem Sehnsuchtsort Paris. Wir erfahren über seine Jahre in Paris und seinen ersten Schauspielunterricht, den er dort erhält. Eines Tages wird ihm aber von seinem Schauspiellehrer gesagt, dass er zwar Französisch spricht, wie ein geborener Franzose, dass aber etwas fehlt, wenn er französische Theatertexte vorträgt, etwas, das beim Vortragen deutscher Texte vorhanden ist. Daraufhin geht Sputnik wieder nach Berlin.
Der Roman ist leicht zu lesen. Berkel schreibt meist kurze Sätze. Wenn er manchmal längere Sätze benutzt, sind sie aber so gebaut, dass sie sich mit Leichtigkeit lesen lassen. Es ist ein Roman, der keine Spannung beinhaltet wie ein Thriller. Es ist, als wenn man mit Sputnik bei einem Glas zusammen sitzt und er einfach von sich erzählt. Ich habe ihm dabei gern zugehört.
Ein Toskana Roman wie viele andere, dachte ich, denn die Toskana bietet sich ja wirklich als Romanschauplatz an. Aber ich wurde eines Besseren belehrt. Es ist nicht nur einfach eine Liebesgeschichte.
Die Hamburger Goldschmiedin Julia Matthiesen reist nach dem Tode ihres Großvaters nach Licignano in der Toskana. Sie hat von ihrem Großvater einen Zettel mit rätselhaften Hinweisen bekommen, denen sie nachgehen will. Sie trifft auf die Familie Conti. Zwischen Matteo, einem Mitglied der Conti Familie und Julia scheint sich eine Liebesbeziehung anzubahnen. Die beiden finden bei ihrer Suche heraus, dass sie wohl Cousin und Cousine sind und ihre Großväter offensichtlich Brüder waren, worüber aber beide nie gesprochen haben. Julias Großvater wurde während des Krieges als sogenannter IMI nach Deutschland verschleppt. Seine Freundin Julia unterstützte in Italien die Partisanen.
Der Roman wechselt zwischen den Jahren 1943 bis 1945 und dem Jahr 1998. So erfahren wir von der beklemmenden und gefährlichen Zeit des Krieges. Dass es die sogenannten IMIs gab, war mir zum Beispiel nicht bekannt. Auch über die Rolle von jungen Frauen bei den Partisanen in Italien wusste ich bisher nichts.
So ist der Roman von Teresa Simon eben nicht einfach ein Toskana Roman wie viele andere sondern ein sehr gut recherchierter Roman, der die Balance hält zwischen schlimmen Kriegserlebnissen und einer leichten Sommerliebe.
Während eines Flugs steht eine ältere Dame namens Cherry (wie wir später erfahren werden) auf, geht von Passagier zu Passagier und indem sie auf ihn zeigt sagt sie, in welchem Alter er oder sie sterben wird und wodurch. Wir begleiten dann einige dieser Passagiere. Einige ignorieren die Vorhersage, einige ändern ihre Lebensweise, um damit die vorhergesagt Todesursache zu vermeiden. Eine Mutter, deren Sohn angeblich durch Ertrinken umkommen soll, sorgt dafür, dass dieser Sohn schnellstens Schwimmen lernt.
Aber erst, wenn jemand im vorhergesagten Alter gestorben ist oder dieses Alter überlebt hat, kann man sagen, ab Cherry vorhersagen kann oder nicht. Liana Moriarty berichtet in vielen zum Teil äußerst kurzen Kapiteln über die verschiedenen betroffenen Menschen wie sie mit der Vorhersage umgehen. Immerhin 127 Kapitel hat der Roman. Mitunter sind die Kapitelanfänge so gestaltet, dass man erst einige Zeilen lesen muss, um festzustellen, über wen hier berichtet wird. Da hätte ich eine entsprechende Kapitelüberschrift zum Beispiel mit Namen sinnvoller gefunden.
Der Roman lebt davon, dass man wissen will, ob Cherry Weissagen kann oder nicht. In der Mitte zieht es sich jedoch etwas. Das tut der Spannung nicht gut. Aber insgesamt ist das Buch gut zu lesen. Wie die Frage beantwortet wird? das wird hier natürlich nicht verraten.
Ist es ein Wahnsinniger, den Jakob Kroh und Mila Weiss finden wollen? Mila und Jakob kennt man noch aus dem Vorgängerband "Krähen Tage". Sie müssen grausame Morde aufdecken. Sie finden zum Beispiel ein Paar, dass man gefesselt in einem Tiefkühlraum gelassen hatte, wo die beiden hilflos erfrieren mussten.
Kroh und Weiss finden mit ihrem Team, der sogenannten Gruppe 4, verschiedene Hinweise, die auf einen Professor deuten. Doch der kann es auf keinen Fall gewesen sein, da er seit mehreren Jahren in einer geschlossenen Anstalt lebt und diese auf keinen Fall irgendwann verlassen haben kann. Ein Rätsel also. War er es doch oder ist die Gruppe 4 auf einer ganz falschen Spur?
Benjamin Cors hat wieder einen sehr spannenden Thriller verfasst. Wenn auch der Leser oder die Leserin immer mehr wissen als das Team der Gruppe 4, schafft Cors es leicht die Spannung bis zur Auflösung am Ende hoch zu halten.
Andy Nearland ist eine freiberufliche Ermittlerin, die in New York im Auftrag des FBI in einer verschworenen Eliteeinheit der Feuerwehr verdeckt ermitteln soll. Es besteht der Verdacht, dass die Mitglieder dieser Eliteeinheit unter ihrem Chef Matt selbst Brände legen, um dann beim Löschen die Gelegenheit zu Raubüberfällen oder deren Vorbereitung zu haben. Auch vor Morden sollen sie nicht zurückgeschreckt sein. Ein Mitglied der Truppe ist Ben. Er hat seine Freundin und deren Sohn verloren und vermutet, dass sie durch die anderen Mitglieder der Truppe ermordet worden sind. Andy entwickelt zu Ben Sympathien und verspricht ihm, nach seiner Freundin und deren Sohn zu suchen, wenn er ihr hilft, die Raubüberfälle aufzuklären.
Ich bin von Candice Fox spannende Romane gewohnt. Auch dieses Buch besticht durch einen Spannungslevel, der ständig hoch gehalten wird. Es gelingt Fox, durch immer neue Wendungen immer wieder für Überraschungen zu sorgen und die Spannung bis zum Ende zu halten. Sie springt mehrfach in der Zeit zurück, um die Vergangenheit der verschiedenen Protagonisten zu beleuchten. Dadurch werden deren Handlungen und Haltungen verständlich.
Marokko ist der Dreh- und Angelpunkt in diesem Roman. Bea, ein bekanntes Model, steigt in einer spektakulären Aktion aus ihrem Beruf aus, Indem sie mit einem neuntausend Euro Couture-Kleid in einen Brunnen steigt. Sie gerät in eine brenzlige Situation und wird von Marnie, der Besitzerin des Surf House Hotels, gerettet. Bea kommt im Surf-House unter und lernt Surfen. Doch die Idylle wird durch das Eintreffen von Seth gestört, der seine verschwundene Schwester sucht, die vor einem Jahr auch im Surf-House gewohnt hat.
Lucy Clarke schreibt in gewohnt professioneller Weise. Die Anzahl der handelnden Personen ist überschaubar. Die einzelnen Personen werden gut charakterisiert. Das Handeln mancher Personen bleibt zunächst unklar. Man versteht es erst nach der Auflösung am Ende. Der Roman ist insgesamt spannend. Nur in der Mitte hat er einige Durchhänger und Längen. Das Ende ist überraschend.
Über dieses Buch werden die Leserinnen und Leser bestimmt geteilter Meinung sein. Manchen wird die Handlung fehlen. Ich finde es sehr gelungen auf Grund des tollen Umgangs mit der Sprache. So wie ein Maler nicht einfach lieblos Farbe auf die Leinwand kleckst sondern liebevoll ein tolles Bild malt, so kann auch ein Autor Wörter liebevoll zu einem tollen Kunstwerk zusammensetzen. Das ist Nial Williams hier gelungen. Ich denke einen guten Teil hat auch Tanja Handels durch die grandiose deutsche Übersetzung dazu beigetragen.
Es kommen eine Unzahl von Personen im Roman vor. Aber die meisten Namen davon kann man beruhigt wieder vergessen. Sie spielen nur kurz eine Nebenrolle, durch die uns die Atmosphäre, die Umgebung, die Haltung, das Lebensgefühl oder was auch immer in dem kleinen Ort in Irland nahe gebracht wird. Natürlich gibt es Protagonisten, die eine besondere Rolle spielen. Da ist der Erzähler Noel. Er erzählt als alter Mann im Rückblick auf eine Zeit, die 60 Jahre zurück liegt. Damals verbrachte er als 17jähriger einen Sommer bei seinen Großeltern in dem kleinen irischen Dorf Faha. Er erzählt besonders von seiner damaligen Bekanntschaft mit einem ca. 50 Jahre älteren Mann namens Christy, der als Untermieter bei seinen Großeltern wohnt. Bei diesen Erzählungen verliert Noel sich in Erinnerungen an seine eigene Kindheit und an viele Geschichten, die er von irgendwem gehört hat.
All diese vielen großen und kleinen Geschichten werden um die Haupthandlung in den wenigen Wochen im Sommer 1958 herum gewunden. Die Haupthandlung, bei der die kommende Elektrifizierung des Dorfes eine Rolle spielt und außerdem die Tatsache, dass es nicht mehr regnet.
Ich war auch erst skeptisch und musste mich an den Roman gewöhnen. Aber ich kann Ihnen nur empfehlen: Lassen Sie sich darauf ein. Es lohnt sich. Und am Ende erfährt man, was wirklich das Glück ausmacht.
Wie ein Bericht aus dem Leben gegriffen ist dieses Buch. Bekannt war mir das berühmte Bild von Otto Dix, der Anita Berger in einem roten Kleid malte. Um Anita Berger geht es im Buch. Wir haben einen Roman, der auf Tatsachen beruht. Steffen Schroeder bringt uns das Leben von Anita Berger nahe. Berger hatte eine klassische Tanzausbildung. In den 20er Jahren fühlt sie sich doch mehr zu einem modernen Ausdruckstanz hingezogen. Dazu entwirft sie selbst einige Chorografien, die von den Zeitgenossen als obszön klassifiziert werden. Berger geht ganz im Tanz auf.
Schroeder beschreibt auf zwei Zeitebenen. Einmal geht es um die 20er Jahre als Berger ein Star war, wo es aber auch oft schwierig war, Engagements zu bekommen und damit genügend Geld, um über die Runden zu kommen und genügend Geld für die Finanzierung des Drogenkonsums. In der zweiten Ebene erleben wir Berger schwerkrank in einem Pflegeheim, wo sie mit ihren Erinnerungen lebt. Zum Beispiel mit der Erinnerung an das Zusammentreffen mit Otto Dix, bei dem das legendäre Bild von Berger im roten Kleid entstand. Jetzt kann ich diesem Bild sehr viel mehr Hintergrund zuordnen.
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