Ja, es gibt für Theo ein Problem. Vor 20 Jahren ist seine Tochter Julie spurlos verschwunden. In einem Podcast wird jetzt der Fall von damals wieder aufgegriffen. In diesem Podcast wird der Eindruck erweckt, dass man den Fall jetzt lösen könne. Theo hat die Hoffnung, jetzt endlich Gewissheit über das Schicksal seiner Tochter zu bekommen. Ist sie freiwillig verschwunden, wurde sie damals umgebracht oder wurde sie entführt und wird unter Umständen immer noch irgendwo gefangen gehalten?
Theos Problem ist jedoch, er leidet immer stärker unter Demenz. Es kommt also zu einem Wettlauf zwischen der zunehmenden Demenz und der Aufklärung des Falls.
Hausmann versteht es fantastisch, uns einen Einblick in Theos Gehirn und seine Gedankengänge zu vermitteln. Das ist ein Kabinettstückchen der Sprache. Und allein wegen dieser Stellen lohnt sich die Lektüre. Deshalb habe ich dem Roman trotz einiger Längen 5 Sterne gegeben.
Ich werde natürlich nichts spoilern, aber eins kann ich verraten, Leser und Leserinnen werden immer wieder auf falsche Fährten gelockt. Ich hatte mir mehrfach ausgedacht, ja, so könnte es ausgehen. Und dann war das Ende doch überraschend anders.
Der Cliffhänger am Schluss musste nicht sein. Zumal ja keine Fortsetzung dieses Romans vorgesehen ist.
Die handelnden Personen sind nicht aus einem vorhergehenden Band bekannt. Es wird eine neue Reihe. Die Hauptperson ist Deputy Emmy Clifton. Der Ausgangspunkt ist das Verschwinden zweier junger Mädchen während des Feuerwerks am 4. Juli. Ein Täter wird anhand von Indizien überführt und verurteilt. Da ist aber erst ein Drittel des Buches gelesen. Es ist also noch etwas anderes zu erwarten. Dieses Andere spielt sich dann 11 Jahre später ab. Aber da will ich jetzt nicht spoilern.
Ein Krimi mit gewohnter Spannung, wie man es von Karin Slaughter gewohnt ist. Das Ende ist sehr überraschend, jedenfalls war es das für mich. Ich hatte mit dieser Lösung überhaupt nicht gerechnet. Mit den neuen Personen dieser Reihe konnte ich mich gut anfreunden. Bin gespannt welche neuen Fälle sich Slaughter für dieses Team ausdenkt. Für Krimi Fans jedenfalls eine Leseempfehlung.
Um zwei Hauptpersonen dreht sich die Handlung in diesem Roman. Die eine ist Wala Kitu. Er ist ein bekannter Professor für Mathematik und er ist Experte für das Nichts. Die andere Person ist der schwarze Milliardär John Sill. Sill hat das Bestreben ein Schurke zu sein wie Dr. No. Sill will das Nichts, das angeblich in Fort Nox lagert, an sich bringen und sich damit vor allem an dem weißen Amerika rächen. Das will er mit dem Nichts bewerkstelligen. Dabei soll ihm Kitu helfen, da er ja der Experte für das Nichts ist.
Sie merken schon, es geht in diesem Roman sehr skurril zu. Man darf sich über nichts wundern. Und das ist der zentrale Punkt im Roman, das Nichts. Auf den ersten Seiten war ich erst ein bisschen verwirrt, denn da geht es um eine grundsätzliche Abhandlung über das Nichts. Quasi philosophisch. Wenn man seine Verwirrung abgelegt hat, ist es amüsant zu lesen.
Viele Fremdwörter im Roman dienen eigentlich auch nur der Verwirrung. Ich denke, dass einige der Fremdörter auch von Everett frei erfunden sind.
Der Roman bezieht seine Spannung daraus, dass man darauf wartet, zu erfahren, was denn nun das sogenannt Nichts ist und wie es sich auswirkt, wenn man es anwendet. Und das will ich hier natürlich nicht spoilern. Jedenfalls ist das Ende sehr rätselhaft.
Wie war das Leben einer Frau vor über hundert Jahren. Das hat Henning Sußebach versucht herauszufinden anhand des Lebens seiner Urgroßmutter Anna Kalthoff. Anna kommt 1887 als junge Lehrerin in das Dorf Cobbenrode. Nach ein paar Jahren heiratet sie den Söhn des Postwirts. Sie muss ihren Beruf als Lehrerin aufgeben, weil nur unverheiratete Frauen den Lehrberuf ausüben durften. Bei den Dörflern kommt sie ins Gerede, weil sie, ganz ungewöhnlich für die damalige Zeit, einige Jahre älter ist als ihr Mann. Dieser verstirbt schon kurz nach der Hochzeit durch einen Unfall. Aber Anna übernimmt, auch wieder ganz ungewöhnlich für eine Frau zu der damaligen Zeit, den Hof, die Gastwirtschaft und die Poststelle. Außerdem kümmert sie sich um die Erziehung ihres Sohnes Clemens. Nach einiger Zeit heiratet sie ein zweites Mal und bekommt eine Tochter. Diese Tochter ist die Großmutter von Henning Sußebach, dem Autor.
Sußebach hat das Leben Annas anhand einiger Erbstücke und durch Quellenstudium rekonstruiert. Wo er keine Originalbelege fand, hat er begründete Vermutungen angestellt. Es entsteht für uns das Bild einer ungewöhnlichen Frau, die sich gegen den Zeitgeist durchsetzen konnte und als eine moderne Frau ihrer Zeit voraus war.
Ein Krimi aus dem Milieu des Hotelbetriebs. Hotelmanagerin Lola war lange Zeit in einem Hotel in Hongkong beschäftigt. Als da jemand getötet wird und sie nicht ganz unschuldig daran ist, flieht sie aus Honkong und bekommt durch einen ehemaligen Kollegen einen Job in einem Luxusresort auf einer karibischen Privatinsel vermittelt. Dieser Kollege wird jedoch kurz nach ihrer Ankunft umgebracht. Sein Tod soll als Unfall kaschiert werden. Wenig später noch ein Todesfall. Eine Kollegin erleidet auch einen sogenannten Unfall. Lola will jedoch aufklären, was hinter den Todesfällen steckt und gerät selbst in brenzlige Situationen.
Der Roman gibt einen tiefen Einblick in das Leben hinter den Kulissen des Hotelbetriebs. Hier geht es darum, auch die abstrusesten Wünsche von Superreichen zu erfüllen, koste es, was wolle.
Der Roman hat zwischendurch immer mal wieder Längen. Er lässt sich aber insgesamt gut lesen. Eine Lektüre zum Beispiel für den Strandurlaub im Sommer.
Verschickungskinder, diesen Ausdruck hatte ich bisher nicht gehört. Ich wusste natürlich, dass früher Kinder, die aus irgendeinem Grunde, weil sie zum Beispiel zu schmächtig waren, einige Wochen zu einer Kur in einem Kinderheim verbringen konnten. Dass der Aufenthalt in diesen Heimen für Kinder aber auch der schlimmste Horror sein konnte, war mir nicht bekannt.
Barbara Leciejewskis Hauptprotagonistin in ihrem Roman ist die achtjährige Susanne, die sich einige Wochen im Haus Morgentau in St. Peter-Ording erholen soll. Der Tagesablauf dort ist bis ins Kleinste geregelt. Wer gegen eine der Regeln verstößt, wird hart bestraft durch stundenlanges Einsperren im dunklen Keller oder ebenfalls stundenlanges Stehen auf einem Stuhl. Wer seinen Teller nicht leer isst, muss solange am Tisch sitzen bleiben, bis der Teller geleert ist. Schläge sind an der Tagesordnung. Die Tanten sind sehr erfinderisch mit ihren Strafen, die sie Erziehungsmaßnahmen nennen. Das Schlimmste aber ist, dass die Eltern Susanne nicht glauben, was sie nach der Rückkehr erzählt.
Diese Handlung ist eingebettet in eine zweite Handlung etwa 50 Jahre später. Susannes Mutter liegt im Sterben und zum ersten Mal erzählt Susanne von den damaligen Ereignissen.
Die Überschrift "Nicht zu glauben" trifft gleich mehrfach zu. Es ist nicht zu glauben, dass es so viele Jahre nach dem Krieg noch derartige Erziehungsmethoden gab. Es ist nicht zu glauben, dass viele Leute diese Erziehungsmethoden normal fanden. Es ist nicht zu glauben, dass den Kindern nicht geglaubt wurde. Und es ist nicht zu glauben, dass ich das bis zur Lektüre des Romans nicht gewusst habe.
Ich habe die Lektüre nur ungern unterbrochen. Am liebsten hätte ich es in einem Rutsch durchgelesen.
Im dritten Roman von Christian Berkel erfahren wir etwas über das Leben von Sputnik. Christian Berkel selbst wird am im Oktober 1957 geboren, als der erste Satellit Sputnik die Erdumlaufbahn erreicht. Im Krankenhaus gibt es eine Episode, dass der Vater, als ihm das Kind gezeigt wird, sagt, dass das nicht sein Sohn sei. Es stellt sich heraus, dass das Kind vertauscht war. Es wurde wieder zurückgetauscht. Aber ob jetzt alles seine Richtigkeit hatte, bleibt unklar, weil niemand die entsprechenden Unterlagen zu Gesicht bekommen hat.
Berkel selbst erläutert, dass der andere in gewisser Weise sein Begleiter bleibt. Er hat ihn später Sputnik genannt. Sputnik ist also gewissermaßen Berkels anderes Ich und dieser Sputnik erzählt in der Ich-Form über sich. Wir haben also quasi eine fiktionale Realität vorliegen. Reale Erlebnisse Berkels sind mit fiktionalen Erlebnissen verwoben.
Wir erfahren wie Sputnik in Deutschland heranwächst, über Probleme mit seinen Eltern. Er erfährt, dass er eine jüdische Abstammung hat und dass es da gewisse Tabus gibt, an die man nicht rühren darf. Er kann sich mit seinem Deutschsein nicht mehr identifizieren und geht deshalb zu seinem Sehnsuchtsort Paris. Wir erfahren über seine Jahre in Paris und seinen ersten Schauspielunterricht, den er dort erhält. Eines Tages wird ihm aber von seinem Schauspiellehrer gesagt, dass er zwar Französisch spricht, wie ein geborener Franzose, dass aber etwas fehlt, wenn er französische Theatertexte vorträgt, etwas, das beim Vortragen deutscher Texte vorhanden ist. Daraufhin geht Sputnik wieder nach Berlin.
Der Roman ist leicht zu lesen. Berkel schreibt meist kurze Sätze. Wenn er manchmal längere Sätze benutzt, sind sie aber so gebaut, dass sie sich mit Leichtigkeit lesen lassen. Es ist ein Roman, der keine Spannung beinhaltet wie ein Thriller. Es ist, als wenn man mit Sputnik bei einem Glas zusammen sitzt und er einfach von sich erzählt. Ich habe ihm dabei gern zugehört.
Ein Toskana Roman wie viele andere, dachte ich, denn die Toskana bietet sich ja wirklich als Romanschauplatz an. Aber ich wurde eines Besseren belehrt. Es ist nicht nur einfach eine Liebesgeschichte.
Die Hamburger Goldschmiedin Julia Matthiesen reist nach dem Tode ihres Großvaters nach Licignano in der Toskana. Sie hat von ihrem Großvater einen Zettel mit rätselhaften Hinweisen bekommen, denen sie nachgehen will. Sie trifft auf die Familie Conti. Zwischen Matteo, einem Mitglied der Conti Familie und Julia scheint sich eine Liebesbeziehung anzubahnen. Die beiden finden bei ihrer Suche heraus, dass sie wohl Cousin und Cousine sind und ihre Großväter offensichtlich Brüder waren, worüber aber beide nie gesprochen haben. Julias Großvater wurde während des Krieges als sogenannter IMI nach Deutschland verschleppt. Seine Freundin Julia unterstützte in Italien die Partisanen.
Der Roman wechselt zwischen den Jahren 1943 bis 1945 und dem Jahr 1998. So erfahren wir von der beklemmenden und gefährlichen Zeit des Krieges. Dass es die sogenannten IMIs gab, war mir zum Beispiel nicht bekannt. Auch über die Rolle von jungen Frauen bei den Partisanen in Italien wusste ich bisher nichts.
So ist der Roman von Teresa Simon eben nicht einfach ein Toskana Roman wie viele andere sondern ein sehr gut recherchierter Roman, der die Balance hält zwischen schlimmen Kriegserlebnissen und einer leichten Sommerliebe.
Während eines Flugs steht eine ältere Dame namens Cherry (wie wir später erfahren werden) auf, geht von Passagier zu Passagier und indem sie auf ihn zeigt sagt sie, in welchem Alter er oder sie sterben wird und wodurch. Wir begleiten dann einige dieser Passagiere. Einige ignorieren die Vorhersage, einige ändern ihre Lebensweise, um damit die vorhergesagt Todesursache zu vermeiden. Eine Mutter, deren Sohn angeblich durch Ertrinken umkommen soll, sorgt dafür, dass dieser Sohn schnellstens Schwimmen lernt.
Aber erst, wenn jemand im vorhergesagten Alter gestorben ist oder dieses Alter überlebt hat, kann man sagen, ab Cherry vorhersagen kann oder nicht. Liana Moriarty berichtet in vielen zum Teil äußerst kurzen Kapiteln über die verschiedenen betroffenen Menschen wie sie mit der Vorhersage umgehen. Immerhin 127 Kapitel hat der Roman. Mitunter sind die Kapitelanfänge so gestaltet, dass man erst einige Zeilen lesen muss, um festzustellen, über wen hier berichtet wird. Da hätte ich eine entsprechende Kapitelüberschrift zum Beispiel mit Namen sinnvoller gefunden.
Der Roman lebt davon, dass man wissen will, ob Cherry Weissagen kann oder nicht. In der Mitte zieht es sich jedoch etwas. Das tut der Spannung nicht gut. Aber insgesamt ist das Buch gut zu lesen. Wie die Frage beantwortet wird? das wird hier natürlich nicht verraten.
Ist es ein Wahnsinniger, den Jakob Kroh und Mila Weiss finden wollen? Mila und Jakob kennt man noch aus dem Vorgängerband "Krähen Tage". Sie müssen grausame Morde aufdecken. Sie finden zum Beispiel ein Paar, dass man gefesselt in einem Tiefkühlraum gelassen hatte, wo die beiden hilflos erfrieren mussten.
Kroh und Weiss finden mit ihrem Team, der sogenannten Gruppe 4, verschiedene Hinweise, die auf einen Professor deuten. Doch der kann es auf keinen Fall gewesen sein, da er seit mehreren Jahren in einer geschlossenen Anstalt lebt und diese auf keinen Fall irgendwann verlassen haben kann. Ein Rätsel also. War er es doch oder ist die Gruppe 4 auf einer ganz falschen Spur?
Benjamin Cors hat wieder einen sehr spannenden Thriller verfasst. Wenn auch der Leser oder die Leserin immer mehr wissen als das Team der Gruppe 4, schafft Cors es leicht die Spannung bis zur Auflösung am Ende hoch zu halten.
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