Im Hafenbecken des finnischen Küstenorts Kristinestad wird die Leiche des siebzehnjährigen Jonas Snellman gefunden. Da der Junge ein ziemlicher Außenseiter war, deutet einiges auf Selbstmord hin. Doch sein Körper weist auch Spuren von Misshandlungen auf und schnell stellt sich heraus, dass Jonas von einer Gruppe gleichaltriger Jungen drangsaliert wurde. War es womöglich doch Mord? Mit den Ermittlungen wird Kriminalkommissar Mats Bergholm betraut, der sich gerade zufällig in seinem Sommerhäuschen in der Gegend aufhält. Dabei trifft er auch auf seine Jugendliebe Eevi Manner, die als Journalistin ein ganz eigenes Interesse an dem Fall hat. Beide versuchen auf ihre Art, Jonas’ Tod aufzuklären. Doch dann erfährt Eevi Manner, dass Jonas Snellman offenbar nicht nur ein Opfer, sondern auch ein Täter war. Er soll ein Mädchen sexuell missbraucht, die Tat gefilmt und ins Internet gestellt haben. Der Fall entwickelt sich damit in eine völlig andere Richtung.
Die beiden Hauptfiguren sind sympathisch und authentisch gezeichnet. Dazu kommt, dass beide in ihrer jetzigen Beziehung nicht ganz glücklich sind und durch die Begegnung Erinnerungen an ihre jugendliche Liebe wieder wach werden. Das Privatleben der beiden drängt sich jedoch nicht allzu sehr in den Vordergrund. Das Hauptaugenmerk bleibt auf dem Fall, der sich zunehmend rätselhaft und komplex entwickelt. Immer wieder rücken andere Verdächtige in den Fokus, bis zum überraschenden Ende.
Zu Recht ein Bestseller in Finnland!
Traue niemandem – nicht einmal dir selbst
Lola flieht aus ihrem Hoteljob in Hongkong. Erst nach und nach erfährt man, was in Hongkong wirklich passiert ist und warum Lola sich auch vor ihrem Freund Nathan unbedingt verstecken muss. Auf der abgelegenen Insel Keeper Island verschafft Mike Moxham, ein alter Kumpel, Lola eine neue Stelle. Keeper Island wirkt mit seinen weißen Sandstränden und dem türkisblauen Meer wie ein Paradies. Doch schon sehr bald merkt Lola, dass zwischen den Angestellten, aber auch unter den Gästen Geld, Macht und Gier regieren und sie niemandem trauen kann. Als kurz darauf dann auch noch Moxhams Leiche gefunden wird und der Hotelchef alles daran setzt, dass sein Tod als Unfall behandelt wird, ahnt Lola, dass auf der Insel so einiges nicht mit rechten Dingen zugeht. Mit ihrer Zimmerkollegin Diara versucht sie herauszufinden, was auf der Insel vor sich geht, doch dabei gerät sie selbst in große Gefahr.
Der Krimi beginnt vielversprechend, wobei vor allem Lolas Geheimnis, warum sie Hongkong verlassen musste, deutlich zur Spannung beiträgt. Dass das Urlaubsparadies der Superreichen natürlich für die Hotelangestellten kein paradiesischer Ort ist, wird schnell offensichtlich. Deutlich wird auch, wie einsam Menschen wie Lola sind, die rund um den Globus von einem gut bezahlten Jobangebot zum nächsten hetzen. Störend finde ich allerdings die ständigen Twists, dass ständig jemand anderes verdächtig wirkt. Lolas Motto: „Sei auf alles vorbereitet. Traue niemandem!“ beherzigt sie leider zu wenig und vertraut immer wieder den falschen Leuten. So kann man ihr Verhalten und ihre Handlungen oft nicht ganz nachvollziehen und sie wird einem im Lauf der Lektüre auch nicht sympathischer.
Leider zu wenig überzeugend
Gianna Pitti, die junge Polizeireporterin, soll im Auftrag ihres Vaters einen Informanten am Ostufer des Gardasees treffen. Doch stattdessen findet sie eine ermordete Frau und eine leere CD-Rom-Hülle mit der Aufschrift: Churchills Geheimnis
Zusammen mit ihrem Vater Arnaldo, ihrem Onkel, dem Marchese Francesco, und der Chefredakteurin Elvira Sondrini versucht Gianna herauszufinden, was es mit der Toten und Churchills Geheimnis auf sich hat. Onkel Francesco findet in der Familienvilla das Tagebuch von Giannas Urgroßvater, der vor Jahrzehnten mit Winston Churchill befreundet war.
Während sie versuchen, die Identität der Toten zu klären, werden Gianna, ihr Vater, aber auch Onkel Francesco von bewaffneten Männern verfolgt und ein britischer Historiker, der zu Winston Churchill forscht, wird entführt.
Gianna und ihre Familie versuchen, das Rätsel zu lösen. Dabei gerät die Handlung allerdings immer wieder etwas in den Hintergrund und die Konflikte der Familie nehmen breiten Raum ein. Das ist zwar durchaus unterhaltsam und man freut sich, dass die doch sehr unterschiedlichen Mitglieder der Familie Pitti wieder zueinander finden. Dennoch leidet darunter die Spannung und nicht jeder Handlungsschritt wird schlüssig weiterverfolgt.
Für mich ist ,,Was am Ufer lauert“ bisher Koppelstätters schwächstes Buch. Schade, da sowohl die sympathische Journalistin Gianna als auch der Gardasee als Schauplatz vielversprechend ist.
In Teufels Küche
Candice Fox hat ein Händchen für besondere Figuren und die Handlung ihrer Thriller sind immer originell.
In ,Devil’s Kitchen“ geht es um die New Yorker Feuerwehrleute. Diese gelten nicht zuletzt seit 9/11 als wahre Helden der Nation. Allerdings gibt es offenbar eine verdächtige Eliteeinheit. Die freiberufliche Ermittlerin Andy Nearland wird vom FBI undercover in diese Einheit, die ,,Engine 99“ eingeschleust. Sie soll herausfinden, was an den Gerüchten dran ist, dass die Gruppe die Brände löscht, die sie vorher selbst gelegt haben und während Chaos und Panik herrschen, Banken, Juweliergeschäfte usw. plündern. Dabei schrecken sie offenbar auch nicht vor Mord zurück. Innerhalb der Gruppe herrscht ein starres Machtgefüge und eine toxische ,,Kameradschaft“. Doch Andy Nearland schafft es mit viel Mühe, sich das Vertrauen der Männer zu erarbeiten, allerdings weiß sie, dass sie immer auf der Hut sein muss und der kleinste Fehler für sie tödlich sein kann. Doch dann entwickelt sie Sympathien für Ben, einen der Männer der Crew, dessen Frau und Kind vor einigen Monaten spurlos verschwunden sind. Doch Gefühle sind das Letzte, was sich eine undercover-Ermittlerin leisten kann.
Eine extrem spannende, brandheiße Geschichte. Allerdings hinterlassen die Schilderungen der Gewalt, der falschen Heldenattitüden und die Außenseiterfiguren auch einen bedrückenden Eindruck.
Nachdem er bei seiner letzten Stelle rausgeflogen ist, bekommt DI Ryan Wilkins eine zweite Chance. Frühmorgens wird er an die Universität Oxford gerufen, wo eine junge Frau im Arbeitszimmer des Prorektors tot aufgefunden wurde. Doch die altehrwürdigen Hallen Oxfords und Ryan Wilkins passen so gar nicht zusammen. DI Ryan Wilkins ist milde gesagt unangepasst. Er wirkt wie ein Teenager mit seinen Jogginghosen und Basecap, niemand nimmt ihm ab, dass er ein Polizist ist, bevor er sich nicht ausweisen kann. Hinzu kommen seine rotzfrechen Sprüche, die er in keiner Situation für sich behalten kann. Ihm zur Seite gestellt wird sein Namensvetter Ray Wilkins, der aber nicht unterschiedlicher sein könnte. Smart, elegant und Spross einer wohlhabenden nigerianisch-britischen Familie und dazu noch Oxford-Absolvent kann Ray sich zunächst nur schwer mit seinem Kollegen abfinden. Nach Meinung ihrer Chefin erfordern die Ermittlungen in den höchsten akademischen Kreisen Takt und Fingerspitzengefühl, das Ray Wilkins durchaus vorweisen kann. Doch der verzwickte Fall lässt sich damit allein nicht lösen. Erst Ryans unkonventionelle Methoden und seine brillante Beobachtungsgabe bringen Fortschritte, führen allerdings auch dazu, dass er sich selbst in große Schwierigkeiten hineinmanövriert.
Die Namensvetter Wilkins sind ein herrliches Gespann, ihre Dialoge äußerst unterhaltsam. So wie Ray allmählich seinen unangepassten Kollegen schätzen lernt, lernt auch der Leser allmählich den Hintergrund Ryans kennen und versteht damit sein freches Gebaren besser.
Gerne mehr davon!
Konnte mich nicht überzeugen
Nachdem die Welt von einem giftigen Nebel verschlungen wurde, bleibt eine Insel irgendwo im Mittelmeer der einzige Ort, auf dem noch Menschen leben. In einer Idylle lebt eine Gruppe von Menschen zusammen, die Ältesten sorgen für ein friedliches Miteinander, überwachen die Landwirtschaft und damit die Ernährung. An jedem Abend fallen die Inselbewohner durch die nächtliche Sperrstunde in einen tiefen Schlaf Morgens erwachen sie manchmal mit kleinen Verletzungen, können sich aber an nichts erinnern. Abi, eine Art KI, kontrolliert die Gedanken der Dorfbewohner. Und fast niemand von ihnen stellt Fragen. Doch dann wird eine der Ältesten eines Morgens brutal ermordet aufgefunden. Wird der Mörder nicht innerhalb der nächsten 107 Stunden gefunden, wird die Insel und ihre Bewohner vom giftigen Nebel verschlungen werden.
Die Mischung aus Krimi und Dystopie wirkte auf mich eher befremdlich. Die Charaktere und ihr Verhalten wirkten teils blass, teils sprunghaft, oft wenig nachvollziehbar.
Auch wenn die Darstellung der Inselgesellschaft, deren Regeln und das ausgeklügelte Machtsystem gar nicht so futuristisch wirkt, zog sich die Handlung doch sehr in die Länge und die Spannung blieb schon recht bald auf der Strecke.
Der letzte Mord am Ende der Welt konnte mich leider nicht überzeugen.
In der Danksagung verspricht der Autor, dass sein nächstes Buch eine Art Thriller werde und eher in der Gegenwart spiele. Vermutlich wird mir das mehr zusagen.
Schwierig
Ein deutscher Gangsterroman? Klingt spannend!
Carl betreibt ein Unternehmen für kriminelle Dienstleistungen der besonderen Art. Gemacht wird praktisch alles, aber natürlich vermittelt er die Aufträge nur an seine besten Mitarbeiter. Schneider, der Mann fürs Grobe, Ridley, das mathematische Genie, die schnelle Betty, die ein Herz für Gerechtigkeit hat. Alle kennen sich seit ihrer mehr oder weniger beschissenen Kindheit und Jugend aus dem Ruhrgebiet, was sie bis heute aneinanderschweißt. Aber Vertrauen gibt es weder von seiten Carls noch auf seiten seiner Mitarbeiter. Warum sie trotzdem alles für ihn erledigen? Das erschließt sich nicht ganz.
Ein amerikanischer Tycoon will den Mörder seiner Tochter aufspüren, die in Berlin im Landwehrkanal ertrunken ist. Doch bald findet Betty heraus, dass die Tochter andere Lebenspläne hatte als ihr reicher Vater…..
Die Figuren sind trotz ihres brutalen Broterwerbs interessant. Doch auch wenn man von Carl, Ridley und Betty eine andere, weichere Seite kennenlernt, wachsen sie einem nicht wirklich ans Herz. Dafür bleibt ihr Verhalten zu oft unerklärt, bleibt zu vieles offen, nur angedeutet.
Eine düstere, beklemmende Atmosphäre beherrscht den Roman, in der dem Menschlichen und Zwischenmenschlichen eine zu geringe Chance eingeräumt wird. Interessant und originell finde ich allerdings die minimalistische Sprache und den, zugegebenermaßen oft sarkastischen, Sprachwitz.
Nicht ganz überzeugend
In der Flensburger Förde werden auf dänischem und auf deutschem Gebiet die Leichen zweier Frauen gefunden, die offenbar nach einem alten Wikinger-Ritual und mit Grabbeigaben begraben wurden. Sowohl die dänische als auch die deutsche Polizei stehen vor einem Rätsel. Zudem werden im Moment junge Frauen vermisst. Muss die Polizei von einem Serientäter ausgehen? Die ehemalige Polizistin Fria Svensson, die jetzt als Archäologin und Museumsleiterin arbeitet, kann es nicht lassen und mischt sich in die Fälle ein. Auf dänischer Seite ist das auch nicht so schwierig für sie, da ihre Brüder und ihr Ex-Freund die lokalen Ermittlungen leiten. Auf der deutschen Seite ermittelt der wortkarge Kommissar Ohlsen, dem Fria auch schon im letzten Fall begegnet ist.
Der Fall entwickelt sich spannend und die mysteriösen Wikingerrituale bilden einen rätselhaften und interessanten Hintergrund. Die Hauptfiguren Fria und Ohlsen, die kaum gegensätzlicher sein könnten, und die Schilderung ihres Privatlebens, tragen zum Unterhaltungswert bei. Allerdings gibt es auch viele Nebenfiguren und Perspektivwechsel, was der Spannung etwas abträglich ist.
Die Auflösung des Falls und die Motive des Täters wirken auf mich etwas konstruiert und nicht ganz überzeugend.
Sehr interessantes Ermittlerduo
Die Polizistin Dora wurde bei einem Einsatz schwer durch eine Kugel am Kopf verletzt und leidet seitdem an den Folgen. Deshalb darf sie auch nur noch Schreibtischarbeit leisten und wird von den meisten Kollegen bei der Kriminalpolizei Reykjavík nicht ganz ernst genommen. Sie bemerkt Dinge, die andere nicht sehen, allerdings verhält sie sich auch öfter ziemlich unberechenbar oder sagt merkwürdige Dinge.Als bei einem Klassenausflug in den Thingvellir-Nationalpark ein Teenager verschwindet, wird Dora mit den Ermittlungen betraut, da alle anderen Kollegen mit einer Razzia beschäftigt sind.Diese Razzia gilt ausgerechnet Rados Schwiegervater. Rado, Sohn serbischer Einwanderer, hat sich in der isländischen Polizei hochgearbeitet, doch durch die kriminellen Machenschaften seines Schwiegervaters und seines Schwagers wird er von den meisten seiner Kollegen wie ein Aussätziger behandelt. Rado soll nun Dora bei der Suche nach dem verschwundenen Mädchen, die aber eigentlich ein Junge sein will, unterstützen. Der Fall bleibt zunächst rätselhaft. Außer Rado und Dora scheint sich niemand besonders für Morgan, den verschwundenen Teenager zu interessieren, nicht einmal dessen eigener Vater.
Neben dem eigentlichen Fall werden verschiedene andere Handlungsfäden erzählt, wie z.B. Rados Familiengeschichte und seinem vor Jahren verschwundenen Bruder oder die des Kleinkriminellen Hector, der durch einen Auftrag im Drogenmilieu auf die Spur des verschwundenen Teenagers stößt. Diese verschiedenen Handlungsfäden bewirken, dass man den eigentlichen Fall teilweise etwas aus den Augen verliert. Doch am Ende ergeben sich schlüssige Verknüpfungen, allerdings bleiben auch einige Fragen offen, die vermutlich im nächsten Band aufgegriffen werden.
Muss man nicht gelesen haben
Nach der schmerzhaften Trennung von ihrem Partner zieht Ellen von Hamburg zurück in ihr Heimatdorf im Süden, um dort die Praxis ihres alten Hausarztes zu übernehmen. Vor Jahren hat sie das Dorf nach einem schrecklichen Verbrechen verlassen. Damals sollte alles möglichst schnell vertuscht werden. Kaum ist Ellen im Dorf angekommen, entdeckt sie einen Toten, der an der Skisprungschanze hängt. Und Ellen kennt den Toten! Der Fund reißt alte Wunden wieder auf…..
Der Roman beginnt interessant, mit einer etwas rätselhaften Protagonistin und einer düsteren und unheilvollen Atmosphäre im Dorf. Erst nach und nach erschließen sich die Zusammenhänge, was Ellen damals geschehen ist, wer etwas zu verbergen hat und wer es eilig hatte, alles unter den Teppich zu kehren. Doch wer tatsächlich Schuld auf sich geladen hat, wird erst recht spät aufgelöst, was durchaus spannend zu lesen ist. Allerdings wirken manche Figuren wenig authentisch und ihr Verhalten befremdlich, wie z.B. eine frühere Freundin, die ausgerechnet mit einem der Täter liiert war, obwohl sie von dessen Tat wusste…
Mit Ellen selbst wird man nicht warm, da sie zu distanziert geschildert wird. Auch ihr Entschluss, am Ende in dem Dorf zu bleiben, in dem ihr so viele übel mitgespielt haben, wirkt wenig überzeugend.
Alles in allem ist ,,Die Schanze“ solide Krimikost, aber kein Thriller und kein Buch, das man unbedingt gelesen haben muss.
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