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Regina
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Steinhöring

Bewertungen

Insgesamt 10 Bewertungen
Bewertung vom 25.09.2025
Specht, Heike

Die Frau der Stunde


sehr gut

Die Autorin Heike Specht hat mit ihrem fiktiven Roman "die Frau der Stunde" die Figur der Catharina Cornelius erschaffen, die im politischen Zirkus der BRD der 1970er Jahre die von Männern dominierte Welt der Politik und Diplomatie aufmischt, überraschend den Posten der Außenministerin Deutschlands erlangt und dort beeindruckend ihre Frau in einer auf Männer ausgelegten Welt der Macht steht. Heike Specht webt diese Geschichte gekonnt in ein realistisches Setting der damaligen Zeit ein, so dass man durchaus glauben könnte, man lese einen biographischen Roman und kein fiktives Gedankenexperiment. Die Hauptfigur Catharina Cornelius ist liebevoll mit Worten gezeichnet und ist nicht nur die strahlende Heldin oder raffinierte Frau, sondern erlebt auch realistische Verzweifung und Probleme und wächst an ihnen. Das Cover ist schön gestaltet. Es zeigt die Silhuette der Protagonistin und zentriert sich zu ihren Füßen hin, um zu zeigen, dass Catharina mit beiden Beinen im Leben steht. Es wirft die Frage auf, wie viel weiter die Gleichberechtigung in Deutschland sein könnte, wenn bereits viel früher Frauen in hohe politische Ämter gekommen wären.

Bewertung vom 08.09.2025
Gieselmann, Dirk

Der Inselmann


sehr gut

Der Inselmann“ ist ein literarisches Kleinod, das durch seine Sprache, Atmosphäre und die tragische Story vorgetragen in poetischer Sprache berührt. Wer ruhige, reflektierende, bildmächtige Erzählungen liebt, wird Hans’ Schicksal tief empfinden. Der Roman regt zum Nachdenken über Freiheit, Kindheit, Entfremdung und die Suche nach einem Ort für das eigene Ich an.

Für Leser:innen hingegen, die eine klare Handlung, leicht verständliche Sprache, lebhafte Charakterbezüge oder emotionale Nähe, Freude oder selbst handelnde Protagonisten erwarten, könnte die Distanziertheit anstrengend sein. Doch gerade in dieser Reduktion liegt seine Schönheit – ein melancholisches Märchen über einen Außenseiter, dem man noch lange nach dem Lesen nnachspürt. Bei akuter Depressikn rate ich vom Lesen ab, da die erlernte Hilflosigkeit Hans' nicht zwingend förderlich für den Krankheitsverlauf ist.

Bewertung vom 08.09.2025
Peschka, Karin

Dschomba


sehr gut

Dschomba“ ist ein vielschichtiger, berührender Roman über Fremdsein, Erinnerung und stille Würdigung verdrängter Geschichte. Die Begegnung zwischen dem schweigsamen Serben Džomba und dem Alltag einer dörflichen Wirtstochter wird zur Chiffre für die Auseinandersetzung mit Krieg, Schweigen und Identität. Sprache, Stimmung und Atmosphären sind fein ausbalanciert — Peschka ermöglicht eine tiefgehende Lektüre, die sich erst nach und nach entfaltet und deren tiefere Ursprünge vermutlich jemanden, der nicht auf dem Dorf aufgewachsen ist und die Strukturen nicht kennt, fremd bleiben werden. Sprachlich eine schwer zu lesende Lektüre, es fiel mir nicht leicht, in das Buch hineinzufinden. Seinen Charme entwickelt es zunehmend im Verlauf der Geschichte, wenn man sich mehr in der Welt des Österreichs der 60er Jahre eingefunden hat.

Bewertung vom 08.09.2025
Sinan, Marc

Gleißendes Licht


sehr gut

Gleißendes Licht ist ein poetisch kraftvolles, vielschichtiges Panorama familiärer wie politischer Verflechtungen. Erzählt wird durch Kaan, einen deutsch-türkisch‑armenischen Komponisten. Der Roman springt zwischen Zeiten und Orten: von Khan’s Kindheit in München über die Schwarzmeerküste der Türkei bis zu Stationen in Istanbul, wobei persönliche Erinnerungen mit historischer Gewalt – etwa dem armenischen Völkermord – verschränkt sind. Sinan webt Mythos, Traumata, Surreales und politisches Ringen umeinander – Rache, Erinnerung, Vergebung – zu einem klangvollen, assoziativen Gesamtwerk.
Sinans Sprache besticht durch Poesie, musikalische Rhythmik und emotionale Tiefe. Das entspricht seinem Background als Komponist – Elemente wirken wie musikalische Cluster, die sich zu einer Symphonie fügen
. Das Thema – Verdrängung, Trauma, kulturelle Verflochtenheit – ist relevant, wichtig und gelungen verarbeitet. Aber die sprunghaften Zeitsprünge und die teils skizzenhafte Erzählstruktur können anspruchsvoll und manchmal unausgereift wirken. Insgesamt bleibt „Gleißendes Licht“ ein ungewöhnliches, bewegendes Debüt, das Erinnerung und Geschichte in Klang und Sprache fasst.

Bewertung vom 05.01.2023
Görg, Christoph

Isengrim


ausgezeichnet

Das Buch ist der dritte Teil einer Reihe um Niki, den Hauptprotagonisten, den man aber auch gut lesen und verstehen kann ohne die beiden Vorgängerromane zu kennen. Die Zeitreise mit dem Sturz an der Burg Dürnstein ist ganz nett umgesetzt und auch das Setting in Österreich ist mal ein erfrischend Anderes als das immer gleiche London, das so oft in historischen Romanen herhalten muss. Ich fand auch, dass die beiden den Fall recht anständig gelöst haben und es lockert die Szene auf, wenn Niki immer wieder neuzeitliche Fehler einbaut und sich erklären muss. Und natürlich kommt auch die Liebe nicht zu kurz, Niki will im Mittelalter seine Liebe Engeltrud heiraten. Die Geschichte nimmt den Leser mit auf eine reise ins Mittelalter, die Szenerie ist schön beschrieben und man kann sich gut hineinversetzen. Ein insgesamt gelungenes, unterhaltsames Buch

Bewertung vom 05.01.2023
Lin, Tom

Die tausend Verbrechen des Ming Tsu


weniger gut

Zunächst mal zum Cover: Es zeigt einen einsam reitenden Cowboy, was zum Buch und zum Genre des Westerns ganz gut passt. Das viele Rot könnte sowohl für die Hitze der Region als auch für das viele vergossene Blut stehen. Es ist also stimmig.
Interessant ist auch der Blickwinkel eines asiatischen Protagonisten, da die meisten Western ja eher das Klichee "Cowboy und Indianer" bedienen.
Die Figur des Ming Tsu ist einerseits getrieben von Liebe und andererseits von Rache. Diese kann auch durchaus blutig ausfallen. Die Darstellung des Ming Tsu hat mir jedoch nicht zugesagt. Ich konnte mich nicht in seine Rolle hineinversetzen.
Interessant ist die Figur des Propheten, auch wenn mir der Ursprung seiner Vorhersagefähigkeiten nicht ganz klar wird und auch eher zu einem Fantasybuch passt als zu einem Westernthriller.
Die Handlung zieht sich zum Ende hin zunehmend und auch das Ende selbst war eher mau. Keine Leseempfehlung

Bewertung vom 05.01.2023
Ulich, Andreas

Die Crew: Die Rückkehr zum 9. Planeten


gut

Das Cover zeigt den Lesern sofort, wo die Reise hingeht, nämlich ins Weltall. Die Grafik finde ich schön und gut gelungen und auch für die Alterszielgruppe gut gewählt, nicht zu abstrakt und auch nicht langweilig. Das Buch ist ein Spielbuch, man kann seine eigenen Entscheidungen treffen und auch bei mehrfachem Lesen immer wieder neue Geschichten erleben. Das hat jedoch den Nachteil, dass man viele Teile der Geschichte nie liest und auch mal damit leben muss, schlechte Entscheidungen getroffen zu haben. Gerade jüngere Leser überfordert das manchmal. Außerdem ist man sehr schnell mit einem Durchgang durch, ob das jetzt gut oder schlecht ist, bleibt jedem selbst überlassen. Insgesamt ist es jedoch ein interessantes Format und mal was anderes und hat das Potential, auch nicht gerne lesende Kinder für ein Buch zu begeistern.

Bewertung vom 28.10.2022
Coccia, Emanuele

Das Zuhause


gut

Für Fachpublikum und Philosophieinteressierte

Das Cover ist schön gestaltet und erinnert an eine surrealistische Fotocollage. Auch der Titel und die Grundidee des Buchs sind interessant und wecken das Interesse der Leser*innen. Zu Beginn kommt natürlich wie irgendwie immer bei philosophisch orientierten Büchern eine Einführung in die Geschichte der Philosophie und insbesondere des betrachteten Themas. So weit, so gut. Auch der Beginn der nennen wir es mal Haupthandlung ist dem*der geneigten Leser*in noch zugänglich und verständlich. Daraus kann man auch interessante Aspekte für das eigene Leben ziehen und zumindest ich erkannte einige Parallelen. Doch mit der Zeit wird das Buch, zumindest wenn man zur Philosophie keinen oder nur einen höchst laienhaften Zugang findet, zäh zu lesen. Mag sein, dass es sich besser für Leser*innen eignet, die mit dem Thema vertrauter und insgesamt interessierter an Philosophie sind. Wobei denen wahrscheinlich wieder die fehlende Wissenschaftlichkeit und die vielen Anekdoten missfallen könnten.

Bewertung vom 26.09.2022
Goldfarb, Tobias

Spekulatius, der Weihnachtsdrache rettet das Fest / Spekulatius, der Weihnachtsdrache Bd.2


ausgezeichnet

Die Geschichte ist die Fortsetzung des Buches "Spekulatius, der Weihnachtsdrache" handelt von Spekulatius, dem Weihnachtsdrachen, der wieder die Kinder Mats und Matilda besucht. Leider tauchen neben dem von den Kindern herbeigesehnten Weihnachtsdrachen auch andere, unerfreuliche Gäste in der Stadt und im Hause der Familie auf. Deren Ziel ist es, allen die vorweihnachtliche Stimmung und das Weihnachtsfest zu vermiesen und die Arbeit des Weihnachtsmannes zu sabotieren, gegen den sie einen starken Groll hegen. Spekulatius, der liebevoll Specki genannt wird und mit einem nahezu unvorlesbaren Sprachfehler spricht, erkennt dank seiner fundierten Weihnachtsdrachenausbildung die Gefahr und somit begeben sich Mats, Matilda und Specki auf die gefährliche Mission, das Weihnachtsfest zu retten.
Das Buch ist toll für Kinder im Grundschulalter geeeignet, die Kapitel sind bereits wie im Vorgängerbuch in 24 Tage unterteilt, so dass es sich auch als Vorleseadventskalender eignet, wenn man denn den Sprachfehler Speckis aussprechen kann, was zugegebenermaßen viel Übung erfordert. Die Illustrationen sind schön und liebevoll gestaltet und die Geschichte löst sich in einer lehrreichen Moral auf. Heimliche Hauptfigur ist nicht Specki, sondern Matilda, die immer wieder die rettenden Ideen hat und sehr aufgeweckt und gewitzt die Situationen löst.

Bewertung vom 26.09.2022
Zimmermann, Birgit

Die Wolkenstürmerin


gut

Die Wolkenstürmerin von Birgit Zimmermann spielt im Deutschland der Nachkriegszeit in den 1950ern und handelt von der Hauptprotagonistin Marlene Lilienthal, die, wie der flugaffine Nachname vermuten lässt, Erbin eines Anteils eines Flugzeugherstellers ist. Marlene wird als Frau beschrieben, die ihrer Zeit voraus ist und nicht nur den Erwartungen an Frauen zu der Zeit, Hausfrau zu sein, entsprechen will, und selbst aktiv durch ihre Ideen ihre Firma mitgestalten möchte und Erfolg haben will und auch hat. Auch Chleo, die weibliche Nebendarstellerin wird als zielstrebig und ehrgeizig beschrieben. Dieser Teil des Buchs hat mir gut gefallen. Andererseits entwickelt sich nach einem Besuch Marlenes in ihrem Ferienhaus auch eine Liebesgeschichte zu einem Mann, den sie dort kennen lernt. Dieser Teil der Geschichte war recht stereotyp für ein Frauenbuch und hat mich weniger angesprochen. Schön ist auch die Einbettung der Story in den geschichtlichen Kontext der 50er Jahre. Die Covergestaltung ist auch ganz hübsch und dem Zeitgeist der 50er entsprechend. Durch den Nachnamen Lilienthal könnte man meinen, es handle sich um eine reale Person. Es sollte deutlicher hervorgehen, dass es reine Fiktion ist.