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Raphaela23

Bewertungen

Insgesamt 19 Bewertungen
Bewertung vom 25.09.2025
Brandt, Felicitas

You Are My LIFE


sehr gut

Der dritte Band der way-truth-life-Serie überzeugt erneut mit einem super schönen Design, bei dem mir besonders die ansprechende Umschlagsgestaltung ins Auge gefallen ist!
Auf den ersten paar Seiten findet sich neben einem Personenregister auch ein Mini-Rückblick zum besseren Einstieg für alle, die die vorangegangenen Bände noch nicht oder bereits vor längerer Zeit gelesen haben. Dieser hilft bei dem abrupten Beginn der Geschichte, ohne zu viel zu verraten. Der Band ist dadurch auch unabhängig der ersten beiden lesbar; dann entfalten sich manche Details der Geschichte erst nach und nach (Ich würde aber empfehlen, alle Bände zu lesen, da die Bibertaler Freunde eine tolle, bunte Truppe sind :) ).

In den beiden vorausgegangenen Teilen wurden immer wieder kleine Hinweise verbaut, die mein Interesse an den Umständen zu Aylin und Ian geweckt haben. Zudem hat der leichte Cliffhanger am Ende des zweiten Bandes natürlich neugierig auf mögliche Enthüllungen rund um Ians Leben gemacht. Die Geschichte knüpft direkt an das vorausgegangene Geschehen an und - wie erhofft - erfährt man mit der Zeit tatsächlich Einiges rund um Ians Familie. Gut platzierte Rückblenden machen die Erzählung interessant und geben darüber hinaus mehr aus dem Leben der Iversens und besonders Aylins preis.
Wie gewohnt sind die Kapitel mit kleinen Chat-Ausschnitten gespickt und die Atmosphäre der Lektüre passt mit dem Erscheintermin perfekt zum Herbst :).

Nachdem mich der zweite Band mit dem Wolfs-Thema nicht ganz abholen konnte, war ich froh, dass sich der dritte Band vor allem um die zwischenmenschlichen Beziehungen dreht.
Der Fokus liegt dabei stark auf Innenschau und Selbstreflexion der Protagonistin: Aylin ist eine vielschichtige Hauptperson mit ehrlichen Gedanken, Zweifeln, Wunden und Kämpfen, in die ich mich sehr gut hineinversetzen konnte.

Der Roman greift auf einfühlsame Weise die Themen Selbstwert und Vertrauen auf. Gleichzeitig ist er durchwoben von einem sachten und ansprechenden Glaubensbezug, welcher der Geschichte einen schönen Mehrwert gibt und punktuell auf grundlegende Fragen (bspw. Leben nach dem Tod, Licht vs. Dunkelheit, Nächstenliebe) hinweist.
Der Roman lässt sich - wie alle Bücher Felicitas Brandts - sehr leicht lesen. Der Zusammenhalt in der Freundesgruppe legt sich warm um Einen und die humorvollen Details zu den einzelnen Charakteren machen sie liebenswürdig und interessant.

Ich habe das Buch gerne gelesen, allerdings dieses Mal nicht in einem Rutsch.
Der Plot hat ein angenehmes Tempo, das eher ruhig und an manchen Stellen fast schon zu gedehnt dahinfließt, jedoch gut dem sanften Charakter Ians sowie Aylins Haltung entspricht. Erst ab Kapitel 12 kommt überhaupt Dynamik in die Beziehungsgestaltung der Beiden und die wiederkehrenden Nebenerzählungen nehmen zusätzlich etwas Tempo aus der Erzählung. Für mich gab es ein paar lose Enden der angeschnittenen Nebenthemen, sodass sich nicht alles ganz stimmig abgeschlossen anfühlte.

In den meisten Kapiteln werden kaum neue Charaktere eingeführt, wodurch die Geschichte sehr zugänglich bleibt. Die Schauplätze sind ebenfalls zentriert, was das Buch zu einer einfach zu lesenden und angenehme Lektüre macht, die ich mir nicht nur für (Young) Adults, sondern auch gut für Teenager vorstellen kann.
Ich habe das Leben im Bibertal gerne verfolgt und vielleicht geht es ja sogar irgendwann mit den Eriksons in einer neuen Serie weiter..? (:

Bewertung vom 01.08.2025
Büchle, Elisabeth

Tage wie Buchstabensuppe


ausgezeichnet

'Tage wie Buchstabensuppe' ist ein hervorragend geschriebener Wohlfühlroman, der trotz des Umgangs mit herausfordernden Themen wie Demenz, Bipolarität und toxischer Partnerschaft super schön und leicht zu lesen ist.

Schwerpunkt der Erzählung bildet eine wild zusammengewürfelte Freundesgruppe mit lauter unglaublich liebenswerten Personen, die ihrer Gemeinschaft nach und nach mehr Tiefe hinzufügen können, indem sie lernen, ihre inneren Kämpfe und das Leben aufrichtig miteinander zu teilen. Durch das Sichtbarmachen des 'jeder-hat-sein-Päckchen-zu-tragens' entdecken sie die Kraft von Vergebung, Aufrichtigkeit, Loyalität und Liebe.

Die alte Dame Lio bereichert die Geschichte vor allem mit den kurzen, aus ihrer Sichtweise geschriebenen, poetischen Abschnitten enorm - ihre Gedanken sind so tiefgreifend, bewegend und voll schönen Glaubens, dass ich sehr berührt davon war. Der Glaubensbezug ist dezent gehalten, aber dabei sehr aussagekräftig.

Einzig die mir teilweise zu häufig eingestreuten rhetorischen Fragen und hypothetischen Gedankengänge bei inneren Monologen könnte ich als Kritikpunkt anführen.

Elisabeth Büchle hat erneut ein tolles Buch veröffentlicht, das eine tiefe Sehnsucht nach qualitativer Gemeinschaft entstehen lässt und das Herz anrührt. Ich hätte auch sofort mehrere Bände über die liebenswerten Freunde gelesen :)

Bewertung vom 29.07.2025
Barron, Sylvia B.

Uns führt der Mut


ausgezeichnet

Als erster Band einer Trilogie rund um den Nationalsozialismus spielt ‚Uns führt der Mut‘ in den Jahren 1932 und 33. Die erzählte Zeit umfasst eine Spanne von etwas mehr als einem halben Jahr und endet mit der Ernennung Hitlers als Reichskanzler.

Die Autorin versteht es auf äußerst gekonnte Weise, historische Themen in ansprechender Romanform zu verpacken. Die Erzählung fängt die vorherrschende politische Stimmung gut ein und legt in einfach zu folgenden Gedanken die Strukturen von Radikalisierungstendenzen in Umschwungszeiten und Zeiten des Mangels dar, ohne dass das Buch trocken oder gar langatmig zu lesen wäre.
Der Plot legt ein angenehm ruhiges Tempo vor, sodass man gut in die Geschichte hineinfinden und die einzelnen Personen kennenlernen kann. LeserInnen benötigen kein besonderes historisches Vorwissen, um voll in die Handlung eintauchen zu können. Zusätzlich bereichern anschauliche Beschreibungen von Orten und historischen Gepflogenheiten, sowie kunstgeschichtliche Details das Lesevergnügen rund um die Otto Kaiser AG.

Die Kaisers sind eine total sympathische Familie mit Gemeinschaftssinn, gelebtem Glauben und klaren Werten, die vor allem beim Patriarchen und der Protagonistin Emma zum Vorschein kommen. Der präsente Glaubensbezug hat mir insgesamt sehr gut gefallen, da dieser nicht nur unscheinbar im Hintergrund hängt, sondern mit klaren theologische Aussagen in Erscheinung tritt und die Geschichte enorm bereichert.
Emma mochte ich wirklich sehr gerne und konnte mich so gut mit ihren Wünschen und Zweifeln identifizieren: Sie ist eine ganz und gar aufgeweckte und liebevolle Hauptperson mit hohen Ansprüchen an sich selbst und inspirierenden Gedankengängen. Das Verhalten ihrer Schwester Ilse hingegen war mir häufig unsympathisch. Dennoch lies sich gut erahnen, wie gebrochen diese ist und wie sehr sie mit ihrem Selbstwert kämpft.

Sehr positiv fand ich, dass die sich entwickelnde(n) Liebesgeschichte(n) nicht platt und von Anfang an vorhersehbar ablaufen, sondern die einzelnen Charaktere vielschichtige Facetten haben und mit den zahlreichen Nuancen der menschlichen Natur dargestellt werden, sodass man nicht direkt einen klaren ‚guten‘ Favoriten vs. einen ‚schlechten‘ Kandidaten ausfindig macht. Das selbe lässt sich für die ausgefeilte Darstellung der politisch agierenden Romanpersonen sagen: hier hat es die Autorin ebenfalls geschafft, Motivation und Dynamik vom Mitläufertum bis zum überzeugten Radikalisten differenziert darzustellen, ohne Stereotype zu schaffen.

Durch die einfühlsame und klare Aufarbeitung der Inhalte trägt der Roman zur Aufklärung bzgl. unglaublich wichtiger Themen wie Antisemitismus bei und ist damit weiterhin von brandaktueller Relevanz. Aufgrund des hohen Bildungsgehalts kann ich mir den Roman auch gut als Lektüre für SchülerInnen vorstellen - ich konnte auf jeden Fall viel aus dem mit kraftvollen Aussagen durchzogenen Werk mitnehmen. Dadurch wird ‚Uns führt der Mut’ zu meinem neuen Favoriten unter den Barron-Büchern :). Am liebsten hätte ich direkt den nächsten Teil weitergelesen! Auch wenn die Geschichte gut für sich alleine zu lesen ist und ohne dramatischen Cliffhanger endet, macht sie definitiv Lust auf mehr.

CN: gestörtes Essverhalten/Bulimie, Zwangsprostitution/sexualisierte Gewalt, Dissoziation/Depersonalisation/PTBS, Rassismus/Antisemitismus

Bewertung vom 18.07.2025
Babel, Thuraia

Finding North - Mein Pfad zu Dir


ausgezeichnet

Während der ersten paar Kapitel wusste ich nicht genau, wo das Buch hinführen und ob mich die Geschichte und ihre Protagonisten abholen würden. Schnell wurde ich eines besseren belehrt und mitgerissen von dem wunderschönen, berührenden und tiefgehenden Plot.
Ich habe es geliebt, Ellas emotionale Metamorphose mitzuverfolgen und das zarte Aufsprossen von Hoffnung und Glauben in ihrem Herzen hat auch das meine berührt.
Thuraia Babel hat einen sanften und einladenden Schreibstil, in den sie gekonnt wertvolle Botschaften einwebt und es schafft, die Geschichte sehr lebendig werden zu lassen. Ich habe mich direkt zurückversetzt gefühlt in meine eigene Studienzeit und konnte das Flair des Buches und der einzelnen Szenen gut nachspüren.
Die Kapitel weisen teilweise eine hohe Emotionsdichte auf und sind sehr berührend, dabei jedoch weder kitschig noch unterkomplex.

Ein toller Nebeneffekt der Lektüre besteht darin, dass man Empfehlungen für tolle Lieder und Interpreten mitnehmen kann :)
Mein einziger persönlicher Kritikpunkt liegt darin, dass zu oft Worte wie „magisch“, „Märchen“ und „bezaubernd/Zauber“ benutzt wurden, das hat für mich nicht in ein Buch gepasst, das so eine wunderbare theologische und christologische Botschaft transportiert.

Ein absolut gelungenes Debüt im FNA-Genre, das die Kategorie um ein aussagekräftiges und toll geschriebenes Buch erweitert.

CN/TW für folgende Themen: übergriffiges Verhalten (sexuell), K.O.-Tropfen, Trauerverarbeitung, Agoraphobie.

Bewertung vom 02.07.2025
Thomas A. Seidel, Sebastian Kleinschmidt

Angst, Glaube, Zivilcourage


gut

Unter dem Leitgedanken der Jahreslosung („Prüft aber alles und das Gute behaltet“- 1. Thess 5,21), wurde ein Sammelwerk mit 17 Beiträgen verschiedener AutorInnen unterschiedlichster Profession veröffentlicht. Die einzelnen Beiträge sind zwischen 5 und 31 Seiten lang und ich würde sie als anspruchsvolle Texte, die häufig literarisch und philosophisch tiefgreifend dahergekommen, beschreiben. Einige der Artikel kann ich mir auch aufgrund der Bestückung mit weiterführender Primärliteratur gut für Besprechungen in Seminaren an Hochschulen oder anderen Bildungsstätten vorstellen.

In vielen Beiträgen geht es um (direkte) Kritik an politischen Entscheidungen und Vorgängen der letzten Jahre („demokratiegefährdend[..]“ S.24, „Demokratiekrise“ S.59, „Grundrechtseingriffe“ S.244). Manche der Artikel sind überarbeitete Versionen aus dem depublizierten vorausgehenden Band „Angst, Politik, Zivilcourage“ und sind inhaltlich sehr auf jenen Titel ausgerichtet – LeserInnen sollte also an vielen Stellen (unbedingt) politisches Interesse mitbringen.

Das Buch hat den Eigenanspruch, eine „vorurteilsfreie, sachgemäße und gründliche Aufarbeitung“ (S. 13) darzulegen.
Das erste Kapitel der Theologin und Politikerin Christine Lieberknecht sowie die reflexiven Gedanken Dorothea Wendebourgs haben mir diesbezüglich sehr gut gefallen. Die Geleitworte waren vielversprechend und differenziert; die folgenden Kapitel dann etwas schwankend mit einer leichten Bias zu den einzelnen Themenfeldern wie bspw. dem Impfskeptizismus.

Die Darlegungen einiger AutorInnen wirkten für mich mitunter polemisch gefärbt, obgleich das Buch im Ganzen für das genaue Gegenteil stehen möchte.
Die Pandemie samt den einhergehenden Interventionen ist ein Thema, das sehr polarisiert und nicht einfach aufzuarbeiten ist; manche AutorInnen legen ihren Standpunkt mit großer emotionaler Schlagkraft dar und schlüpfen nachdrücklich in eine advokatorische Rolle. Einzelne Kapitel waren für mich dabei zu plakativ und zu sehr bei den Problemen verweilend, wohingegen ich die wiederholte Fürsprache für Post-Vac-Syndrom-Geschädigte sehr lobenswert fand.

Einigen wenigen AutorInnen ist es gut gelungen, einen Bezug zur Bibel und gelebtem Glauben herzustellen; wohingegen viele Kapitel auch anderweitig publiziert hätten werden können und absolut keinen Glaubensbezug oder eine nur punktuelle bzw. sehr distanzierte Theologie aufweisen.
Ich persönlich hatte sehr gehofft, etwas zur Einordnung von Bibelstellen wie bspw. 1. Petr 2,13 (Verhältnis Christ - Staat) lesen zu können. Für meine eigenen Erwartungen war der im Titel inkludierte Themenbereich „Glaube“ zu selten und zu unverknüpft präsent und stattdessen an vielen Stellen zu viel von reinem Kritikgeist enthalten. Außerdem werden einzelne Argumentationsstränge von verschiedenen AutorInnen wiederholt aufgegriffen, wodurch sich die Kapitelinhalte wiederkehrend überschneiden - das hätte mMn besser aufeinander abgestimmt werden können.

Wahrscheinlich steht und fällt die Bewertung der Lektüre mit den eigenen Erwartungen an den Inhalt. Der Band ist durchweg informativ und macht solide sowie in großer Bandbreite auf Missstände und offene Fragen aufmerksam, zeitgleich jedoch ein wildes Sammelsurium unter einem Container-Titel, der die Richtung der Inhalte nicht ganz einfassen kann.

Das Buch ist eine kritische und differenzierte Diskussion verschiedenster Gedankenstränge, das zum Nachdenken anreget, mannigfaltige Impulse liefert und zu (geistlicher) Einordnung des generellen Umgangs mit der Angst anstößt.
Wer daran interessiert ist, kritische Meinungen aus verschiedenen Themenfeldern in fundierter und reflexiver Weise dargelegt zu bekommen, wird hier auf jeden Fall fündig.

Bewertung vom 17.04.2025
Unterwegs mit dir (1)

Unterwegs mit dir


ausgezeichnet

Ich habe die Buchreihe nun bereits zum zweiten Mal gelesen und bin einfach begeistert! Die Bücher gehen nur so über vor Tiefe, Weisheit und Erfahrungsschatz. Der erste Band ist mein absoluter Favorit.

Die Geschichte aus den Sichtweisen von vier ganz unterschiedlichen Frauen ist sehr angenehm zu lesen und hat mich kaum mehr losgelassen. Durch die starke Verflechtung von Seelsorge, geistlicher Supervision und Theologie eignet sie sich eher für Menschen, die bereits im Glauben stehen und vielleicht auch mit einigen Fragen und Lebenssituationen zu kämpfen haben.

Durch die Verschiedenheit der vier Charaktere deckt die Erzählung eine große Bandbreite an Erfahrungen und Persönlichkeiten ab und ist sehr vielschichtig. Die Geschichte arbeitet mit kurzen Rückblenden ins Kindesalter, um die individuellen Kämpfe der Protagonistinnen psychologisch besser verstehbar zu machen. Dies ermöglicht dem Leser eine tolle Innenschau und regt extrem zur Selbstreflexion an. Die sehr erfahrene Autorin lässt viele psychologisch-seelsorgerische Details einfließen, wodurch die Inhalte und das sehr intensiv zur Geltung kommen. Dabei stehen ein einladendes Gottesbild und eine sehr differenzierte Christologie im Vordergrund. Gleichzeitig bleiben die Charaktere nahbar, verwundbar, ehrlich, herausgefordert und menschlich.

Bereichert wird die Erzählung der geistigen Reise durch ganz konkrete Übungen und Anleitungen, die gut für die persönliche stille Zeit oder Gruppenarbeiten genutzt werden können und einen tollen Mehrwert für das eigene geistige Leben haben.

Ich kann das Buch einfach jedem Gläubigen nur ans Herz legen! Lasst euch mitnehmen, berühren und verändern.

(TW für: Endometriose/TotalOP, Suizid und -versuch, sexualisierte Gewalt, Abtreibung)

Bewertung vom 17.03.2025
Cox, Amanda

Die Tochter des Leuchtturmwächters


sehr gut

Das Buch startet direkt mit einem fesselnden Prolog, der Lust auf die Geschichte macht und das Interesse an den Charakteren und Geschehnissen entfacht. Dann entfaltet sich die Geschichte aus diversen Sichtweisen - kurze Rückblenden ergänzen dabei die hauptsächlich in der Gegenwart spielende, gut nachvollziehbare, Handlung. Nach und nach werden so die Geheimnisse und Zusammenhänge um die einzelnen Personen aufgedeckt. Einiges lässt sich erahnen, aber Vieles wird erst im Leseverlauf klarer, wodurch die Lektüre spannend und mitreißend bleibt.
Der Schreibstil der seelsorgerisch erfahrenen Autorin ist packend sowie einladend und erlaubt facettenreiche Einblicke in das Gefühlsleben der sympathisch dargestellten Hauptcharaktere. Zur Sprache kommen vor allem die Themen Reue, Altlasten, Aussöhnung, Chancen-ergreifen und persönliches Wachstum.

Zudem entwickeln sich innerhalb der Story Liebes- und Freundschaftsgeschichten, die jedoch nicht im Fokus der Erzähltaktik stehen und daher nicht so detailliert ausgeführt sind, wie sie es sein könnten. Einige der gut eingeflochtenen Nebenstränge wirken dadurch etwas flach und lassen differenziertere Interaktionen missen. Der Aufbau des Buches zielt vielmehr darauf ab, die eigentliche Aussagekraft in der Gesamtstory zu entdecken. Zwischendurch war ich daher ein kleinwenig von der Gestaltung der Geschichte enttäuscht, da ich mir mehr Tiefe erwartet hätte. Diese kam jedoch auf den letzten - mich dann noch sehr überzeugenden - 50 Seiten sehr schön zur Geltung.

Dass innerhalb der Geschichte mehrmals die Rede von angeblich spukenden Gespenstern und Aberglauben war, hat mir nicht so zugesagt, wenngleich sich die Protagonistin davon distanziert und es nur den Glauben der Dorfbewohner widerspiegelt.
Die den Roman einrahmenden Bibelverse sind sehr schön ausgewählt; in dem Buch wird zuerst nur sporadisch Bezug auf den christlichen Glauben genommen. Dieser kommt ebenfalls erst auf den letzten Seiten so wirklich zur Geltung und gibt der Handlung dann eine schöne Bedeutungstiefe.

Ein mitreißendes und bewegendes Buch mit schönem Einblick in verschiedene Lebenswege, das erst in seinem Ende und der Gesamtbetrachtung so richtig zur Entfaltung kommt!

Bewertung vom 25.02.2025
Fadling, Alan

Von Angst befreit


sehr gut

Sowohl das Thema als auch die schöne Gestaltung des Buches haben mich sehr angesprochen. Der Autor berichtet von seinen persönlichen Erkenntnissen und seinem eigenen Weg im Umgang mit der Angst. Ausführlich teilt er mit den Lesenden, welche Bibelstellen ihm wichtig geworden sind und welche Implikationen er daraus ziehen konnte.
Durch den hohen autobiografischen Anteil wirkt das Sachbuch überhaupt nicht belehrend oder trocken.
Die Ausführungen des anglikanischen Pfarrers sind in 14 Kapitel unterteilt und werden durch eine Gebetsanleitung und einem Leitfaden für Gruppentreffen vervollständigt.
Jedes Kapitel wird mit Reflexionsfragen und -anleitungen beschlossen. Diese geben gute und praktische Impulse zur Innenschau und ich konnte von vielen Reflexionsfragen sehr profitieren.
Das Ziel des Autors ist es, Angst gegen Frieden zu tauschen, wobei Friede stets als Frucht des Heiligen Geistes verstanden wird; „Von Angst befreit leben heißt mehr, als mit Angstgefühlen fertigzuwerden. Es ist eine Lebensausrichtung. Es bedeutet, zu lernen, wie man ein Leben des Schalom, des Wohlbefindens, der gesunden Rhythmen, der Kooperation mit den Wegen des Reiches Gottes führt“ (S.18).

Die Ausführungen sind angenehm anschaulich gestaltet und mit verständlichen Metaphern und Bildern ausgeschmückt. Dadurch sind die Inhalte gut in den Alltag integrierbar und bleiben nachklingend im Gedächtnis. Immer wieder finden sich auch praktische Übungen in den Kapiteln (z.B. das zentrierende Gebet auf S.70f.).
Oft werden Bezugnahmen auf Aussprüche bekannter Glaubenspersonen der Kirchengeschichte, z.B. Mystiker, aber auch biblischer Autoren wie König David, Paulus oder Jakobus in die Ausführungen eingebunden. Ich empfand es als sehr bereichernd, auf diese Art verschiedene Sichtweisen und Erkenntnisse anderer Glaubender kennenzulernen und zum Thema passende Bibelstellen neu zu entdecken.

Trotz des eher sachlichen Themas sind die Ausführungen einfach zu lesen. Die einzelnen Kapitel sind in sich geschlossen und dadurch portioniert bearbeitbar.
Manchmal hätte der rote Faden für mich noch klarer sein oder einzelne Verbindungen und Gedankengänge noch präziser ausgeführt werden können. Nicht jedes Kapitel hat mich daher ultimativ angesprochen, aber aus den meisten Darlegungen konnte ich sehr hilfreiche Aufschlüsse mitnehmen, die mich nachhaltig beschäftigen und mir in Zukunft sicherlich weiteren Mehrwert bringen werden.

Man braucht keine Angststörung zu haben, um mit dem Thema konfrontiert zu sein. Jeder Christ kann aus der Lektüre wertvolle Impulse für sein Leben und seine Gottesbeziehung gewinnen und von den einfühlsam geteilten Erkenntnissen des Autors profitieren.

Bewertung vom 22.02.2025
Siemens, Vanessa

Melody of Silence


sehr gut

'Melody of silence' ist ein schönes Jugendbuch, das die Themen Mutismus, Verlust und Mobbing behandelt. In Folge eines Trauerfalls verstummt die Protagonistin Keana im sozialen Kontext und wird von ihren Klassenkameraden mit vielerlei Streichen gequält.
Ihre aufgestauten Gefühle und die Trauer entfalten sich Stück für Stück, sodass Leser einen guten Einblick in die inneren Kämpfe der 18-Jährigen bekommen können. Die komplexe Darstellung der emotionalen Faktoren und die wiederholte Innenschau Keanas finde ich dabei sehr gelungen.

Die Geschichte entfaltet sich aus den Perspektiven von Keana und der männlichen Hauptperson Luca. Die Szenen sind oft in kurze Unterkapitel eingeteilt und dadurch einfach und flüssig zu lesen.
Keanas Herausforderungen und Gedankenwelt waren für mich sehr gut nachvollziehbar. Schnell wurde die Figur vor meinem inneren Auge lebendig; ich habe sie lieb gewonnen und mit ihr gefühlt.
Luca ist ein sympathischer und integrer junger Mann, der in ganz andere Schwierigkeiten verwickelt wird, wodurch die Geschichte ein kontinuierliches Spannungsmoment bekommt. Aus der Figur des Luca hätte man meines Empfindens nach noch etwas mehr rausholen können, da er sehr sympathisch wirkt, seine Gedanken jedoch leider nicht ganz so eindrücklich zur Geltung kommen wie Keanas.

Die eingearbeitete christliche Grundhaltung tritt eher sporadisch auf, kommt aber vor allem in einem Dialog von Luca und seinem Onkel gut zur Geltung. Die Botschaft, dass Gott das einzelne Leben sieht und führt, gewinnt vor allem gegen Ende der Geschichte nochmal an Ausdruckskraft, wodurch mir der Schluss gut gefallen hat, wenngleich er sehr offen gestaltet ist.

Das Buch ist eine tolle Lektüre für Teenager, die ohne Erotik und dafür mit sanftem christlichen Bezug und wichtigen Themen überzeugt. Die Geschichte ist überhaupt nicht schnulzig und enthält ein gutes Maß an Spannung, das gegen Ende stetig zunimmt. Gleichzeitig schafft die Handlung Verständnis für die Dynamiken rund um die Themen Mobbing und Trauer.

Mit dem kontinuierlich stattfindenden Mobbing und den anderen Nebenhandlungen fand ich die Lektüre mitunter etwas anstrengend und dramatisch, da die Geschichte kaum zur Ruhe kommt - das ist jedoch eine persönliche Präferenz. Wer ein inhaltsvolles Buch mit schöner Aussage, spannender Thematik und Einblick in Emotionsverarbeitung sucht oder an einen Teenager verschenken möchte, wird mit der Geschichte um Keana sicherlich fündig.

Bewertung vom 21.02.2025
Eckstein, Hans-Joachim

Das vergessene Geheimnis


ausgezeichnet

Anders als erwartet, handelt es sich bei dem kleinen Büchlein nicht um ein Sachbuch oder eine theologische Abhandlung des emeritierten Professors, sondern um eine wunderschöne lyrische Textsammlung.
Die Inhalte sind sowohl kreativ als auch ansprechend: Ich würde sie am ehesten als eine Art Tagebuch oder poetischer Input bezeichnen.
Die meisten der vielfältigen Gedankentexte sind kurze 1-2 Seiten lang und könnten gut als tägliche Andacht bzw. morgendlicher Denkanstoß genutzt werden. Am Ende der Texte sind meist die Bibelstellen angegeben, die den Gedanken zugrunde liegen, wodurch sich einzelne Bibelverse im Selbststudium ganz neu entdecken und erforschen lassen. Die Textstücke werden stellenweise durch ein paar ausführlichere Gedanken in Fließtext ergänzt.

Der Autor gibt seine Gedanken und Erkenntnisse strukturiert, kreativ und anrührend wieder. Die persönliche Haltung, dass Christus sein Leben sei (vgl. S.38), zeigt sich in der Intensität der Texte. Dabei gehen die Inhalte ans Herz, überführen, motivieren und setzen frei. Die Texte sind gleichzeitig sanft und doch voller Kraft, Wahrheit und Schönheit.

Besonders ansprechend fand ich darüber hinaus den leinenartigen Einband des Büchleins. Mit der schöne Haptik und stilvollen Farb- bzw. Schriftwahl, macht sich die Textsammlung bestimmt auch toll als Mitbringsel.
Mein einziger Verbesserungsvorschlag: Ein Lesebändel wäre noch das non-plus-ultra gewesen! Aber auch so bin ich total angetan von der kraftvollen und einzigartigen Textsammlung.

Ein wirklich wunderbares Büchlein von einem Autor, dessen Weisheit, Hingabe und Glaube ich sehr schätze.