Henning Sussebach schreibt über das Leben seiner Urgroßmutter, geboren 1866. Sein Wunsch ist es , Erinnerungen an ein gelebtes Leben festzuhalten, damit man nicht ganz verschwindet nach dem Tod.
Mit den wenigen Fotos und tiefgehenden Recherchen zu Zeitdokumenten versucht er, das Leben von Anna nachzuzeichnen. Immer auf dem Zeitstrahl der Geschichte, mit Geschehnissen, die an bestimmten Haltepunkten von Anna passierten.
Der Schreibstil ist angenehm zu lesen und macht das Leben von Anna vorstellbar. Aber es bleibt hauptsächlich bei dieser Vorstellung, da es kaum reale Anhaltspunkte gibt, wie Anna wirklich war.
Fotos spiegeln einen Moment wider, Daten stellen Lebenspunkte dar. Es gibt aber keine Tagebücher und keine lebendigen Erinnerungen an sie, die sie für mich wirklich lebendig machen, ihre Gefühle zeigen, was für ein Mensch sie war. Dadurch bleiben viele Fragen zu zurück. Zuviel "hätte" und "könnte".
Trotzdem konnte ich viel interessantes über das Leben in diesem Zeitabschnitt, insbesondere auf dem Lande kennenlernen.
Barbara Leciejewski schreibt hier einen äußerst berührenden Roman über die Verschickungsheime in Deutschland.
Das Cover zeigt hier hier einen Wunschgedanken oder, wie hätte es werden können auf einem Kuraufenthalt an der Nordsee für Susi. Der Amtsarzt verordnet eine Kur, die Eltern stimmen zu und wünschen Susi eine wunderschöne Zeit.
Allerdings kommt alles anders. Die Erziehungsmethoden in dem Kurheim sind grausam und demütigend für die Kinder, es gibt harte Strafen, es muss Zucht und Ordnung herrschen, die Kinder sind der Willkür der Tanten ausgesetzt.
Die Methoden sollen in den Heimen mehr oder weniger gleich gewesen sein. War es wirklich normal, dass Kinder schlecht behandelt wurden in dieser Zeit und in diesen Heimen, nur, um sie unter Kontrolle zu haben, so dass nicht wenige ein Leben lang unter Traumata litten? Diese Frage stellt man sich automatisch beim Lesen.
Dieser Roman ist sehr gefühlvoll aus der Sicht der erwachsenen Susanne erzählt, die sich am Sterbebett ihrer Mutter an ihre schlimmsten Wochen erinnert.
Aschesommer ist bereits das zweite Buch nach "Krähentage" mit dem Ermittlerteam der Gruppe 4. Ein Team, dass sehr ungewöhnlich in der Zusammensetzung ist mit interessanten Charakteren und Fähigkeiten und ihren jeweiligen Geheimnissen und speziell für die Ermittlung in Serienmorden aufgebaut wurde. Diese Figuren in ihrem Zusammenspiel beim Lösen des Falles zu erleben, war sehr spannend.
Im absoluten Hochsommer wird das Team durch eine Anzeige auf ein Bauernhaus aufmerksam, in dem sie 2 Leichen tiefgefroren vorfinden. Es gibt eine Nachricht für sie: Das Sterben hat begonnen. Damit steht fest, es werden weitere Morde folgen. Das Team steht unter enormen Zeitdruck, denn keiner weiß, wie schnell der Täter wieder zuschlägt.
Ein ereignisreiches Puzzlespiel und ein Wettrennen gegen die Zeit beginnt. Cors schreibt intensiv und hält die Spannung sehr gut bis zum Ende des Buches aufrecht.
Nun ist das Buch schon wieder ausgelesen und dabei hätte ich gern weiter und weiter gelesen.
Annegret und Charlotte, zwei Frauen, die unterschiedlicher nicht sein können, lernen sich auf ihrer gemeinsamen Arbeit beim Kindersuchdienst im Hamburg der 55er Jahre kennen.
Beide Frauen haben ihre Geheimnisse und tun sich anfangs aus unterschiedlichen Gründen schwer mit der Arbeit des Suchdienstes. Aber die Sorge, dass die Arbeit des Suchdienstes eingestellt werden könnte, schweißt sie und auch die anderen Kolleginnen bald zusammen.
Es macht sehr viel Spaß, der Entwicklung beider Frauen zuzusehen, Anteil an ihrem persönlichen Leben und ihren Problemen zu nehmen und immer wieder Hoffnung zu haben. Die Arbeitsweise des Suchdienstes ist im Ansatz gut erklärt, so dass man sich die Mühen bis zu einer Zusammenführung gut vorstellen kann.
Antonia Blum beschreibt das Leben in Hamburg um 1955 sehr bildhaft und detailreich. Sie hat mir wunderbare Lesestunden geschenkt, so bleibt das Warten auf den Folgeroman....
Tod im Friesenhaus ist bereits das zweite Buch um Kristan Dennermann, Immobilienmakler auf Sylt.
Man muss den ersten Teil nicht gelesen haben, rückblickend hätte ich aber sogar darauf noch Lust. Kristan Dennermann findet eine Leiche in einem alten Friesenhaus, welches er auf den Markt bringen soll. Dabei hat er bereits seit seinem ersten Leichenfund vor gut einem Jahr noch mit seinen Ängsten zu kämpfen. Und doch steht er dem Inselkommissar wieder hilfreich zur Seite, alle Puzzleteile zur Lösung des Falles zusammenzutragen und sich natürlich dabei auch in Gefahr zu begeben.
Dennermann, überaus charmant in seiner Art, ist mir als Mensch sehr sympathisch, hat er doch eine angenehme natürliche Art und Weise, mit den Leuten auf der Insel und mit Fremden umzugehen und dabei noch interessante Details zu erfahren. Besonders liebenswert an seiner Seite ist natürlich auch sein Corgi.
Eric Weissmann hat einen sehr angenehmen Schreibstil entwickelt, da bleibt man gern bei der Geschichte dabei und spürt dabei permanent das besondere Inselflair, welches sicher nicht nur auf Sylt vorhanden ist, sondern an vielen Orten an Nord- oder Ostsee spürbar ist. Der Spannungsbogen war gut aufgebaut und so hatte ich einige Stunden Spaß beim Lesen.
Das Cover hat mich sogleich angesprochen, eine junge Frau im Aufbruch.
Aber ganz so schnell geht es nicht mit dem wagemutigen Aufbruch.
Louise, eine Dame mit einem bisher sehr gutem Leben, verliert über Nacht ihren Mann auf mysteriöse Weise und völlig mittellos da.
Ella, entflieht mit viel Mut, ihrem Dasein als Prostituierte in Lemberg und landet dabei in Hamburg.
Paul, ehemaliger Polizist, durch einen Unfall einarmig und schwer gebrochen, kommt als dritte Person ins Spiel.
Die beiden Frauen treffen per Zufall in einer Pension aufeinander und helfen sich gegenseitig, durch einen Mord und einen Unfall werden ihre Schicksale in kürzester Zeit eng miteinander verflochten.
Henrike Engel schreibt sehr flüssig und beschreibt das Leben in Hamburg 1913 facettenreich und bildhaft, dabei kommen mir detailreiche Erklärungen zu dem einfachen und mühseligen Leben im damaligen teils sehr schmutzigen Hamburg ein wenig zu kurz. Alle Unwegbarkeiten werden auch ziemlich schnell gut gemeistert, sei es zum Beispiel die Arbeitssuche.
Das wirkt sich aber nicht negativ auf das Lesevergnügen aus. Das Buch liest sich sehr schnell weg, man fiebert mit den 3 Protagonisten mit und ich hätte den zweiten Teil gern gleich hinterher gelesen.
Dieses Buch mit weniger als 5 Sternen zu bewerten, geht eigentlich nicht. Hera Lind hat Lydia, der Ukraine-Deutschen mit diesem Buch über ihr dramatisches Leben wirklich ein Denkmal gesetzt. Es sollten viele Menschen lesen, dann überlegt sich vielleicht manch einer weniger zu nörgeln und zu meckern, sondern auch einfach dankbarer zu sein. Und damit meine ich auch mich.
Lydia ist 25 lange Jahre auf der Flucht, in Lagern, Zwangsarbeiterin - und alles völlig unschuldig. Ihr Vater, der selbst noch kurz vor Kriegsende eingezogen wird, gibt ihr mit auf den Weg: Zusammenbleiben, die Familie muss unbedingt zusammenbleiben. Und das bleibt ihr Lebensmotto in all den schweren Zeiten, die Lydia mit ihrer Familie durchleben muss, erst mit Mutter und Geschwistern unterwegs und dann selbst mit ihren Kindern.
Mit unglaublichen Mut, Glauben, Einfallsreichtum und endloser Ausdauer, schafft sie es immer wieder, mit ihrer Familie viele neue Zuhause aufzubauen und die Hoffnung nicht zu verlieren, irgendwann doch noch in Deutschland anzukommen.
Hera Lind reißt die Leser von Beginn bis zum Ende mit, es ist sowohl schockierend als auch aufwühlend und lässt uns immer wieder den Kopf schütteln über die vielen unmenschlichen Dinge, die sie erleben musste.
Schon das Cover dieses Krimis vermittelt das pure Süditalien-Flair, zumindest stelle ich es mir so. Hauptsächlich war ich bisher im Norden, bis maximal Ancona bin ich bisher gekommen, habe das Buch aber gerade jetzt im Urlaub in Südtirol gelesen. Passte auch irgendwie.
Commissario Gaetano kam mir zunächst wie der Antiheld vor, aber im Zusammenhang mit den örtlichen Feierlichkeiten und seinen persönlichen Problemen freundete ich mich doch sehr schnell mit ihm an, auch, wenn der Umgang mit seinen weiblichen Mitarbeiterinnen vorerst etwas seltsam anmutet.
Als eine geköpfte Leiche gefunden wird, nimmt die Geschichte einen raschen Anlauf, er kennt das Opfer und es war ihm nicht gerade sympathisch.
Nach ersten Recherchen war das Opfer ziemlich unbeliebt in der Stadt und die Ermittlungen gehen in verschiedene Richtungen.
Fabio Nola hat einen sehr erfrischenden Schreibstil, ich fand mich direkt in Neapels Straßen wieder und von dieser eigentümlichen Bevölkerung umgeben. Ich hatte eine gute Lesezeit und freue mich auch auf den nächsten Teil.
Antje Rávik Strubel ist wohl eine gefeierte Autorin, aber sicherlich nicht für die breite Masse an Lesern, sondern nur für einen erlesenen Kreis einer speziellen intellektuellen Gefolgschaft.
Frau Strubel schreibt zwar mit einem gewissen Wortwitz und netten Gedankengängen, die in Hellas Kopf umhergeistern, aber das war es dann auch schon für mich.
Hella , als Chefin eines großen Feuilletons einer großen Tageszeitung, glaubt, den Theaterleiter durch einen ihrer Artikel in den Tod getrieben zu haben. Aber ist es auch so, man weiß es nicht wirklich. In dem Buch werden Themen angesprochen, wie es in der realen Theaterwelt aussieht, Gewalt, Sexismus, Angst.
Hella ist mir beim Lesen nicht unbedingt mit ihrer Art ans Herz gewachsen.
Auch das Buch war nicht wirklich meins, unter Lesevergnügen verstehe ich doch etwas anderes.
Kreidemord ist der dritte Teil um die Ermittlerin Romy Beccare von der Insel Rügen. Man kann das Buch gut ohne Vorkenntnisse lesen.
Im Kreidemuseum wird die Leiche einer ehemaligen Polizistin gefunden, die abgetaucht war. Die Tat wirkt inszeniert und schnell tauchen Fotos auf, die Romys Mann Jan, welcher ebenfalls Kommissar ist, verdächtig machen. Um ihren Mann zu entlasten, treibt Romy die Ermittlungen voran. Diese geraten allerdings immer wieder ins Stocken. Es wird in verschiedene Richtungen ermittelt, vielen Hinweisen nachgegangen. Insgesamt wird auch die kleinteilige Polizeiarbeit mit viel Teamarbeit dargestellt, um am Ende ein Rätsel lösen zu können. Einige Szenarien kamen mir beim Lesen etwas sehr konstruiert vor, um zu einer Lösung des Falles beizutragen. Dadurch werden auch Fragen aufgeworfen, die für mich unbeantwortet blieben und die Handlung ist nicht ganz rund.
Der Stil der Autorin hat mir gefallen, es steckte sehr viel Recherche und aktuelle Themen wie Deep Fakes in dem Buch und es hat mir insgesamt ein paar schöne Lesestunden beschert.
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