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Europeantravelgirl

Bewertungen

Insgesamt 431 Bewertungen
Bewertung vom 22.05.2025
Als ich dich traf
Serle, Rebecca

Als ich dich traf


ausgezeichnet

Die Freiheit der Entscheidung

Ist es eine Anomalie des Schicksals? Immer wenn Daphne einen Mann kennenlernt, findet sie einen Zettel mit dessen Namen und einer Zeitangabe darauf. Und stets zeigt sich auf wundersame Weise, dass dies der Zeitraum ist, den die beiden zusammen sein werden. Doch plötzlich taucht ein Zettel auf. Mit dem Namen Jake. Ohne Zeitangabe. Ist er der Mann für immer? Und was bedeutet eigentlich für immer?

Es war mein dritter Roman von Rebecca Serle, und dieser wirft uns in die Welt der pink-orangefarbenen Sonnenuntergänge von Los Angeles. Diese wunderschöne und zugleich melancholische Stimmung zog sich wie ein roter, Verzeihung pink-orangefarbener Faden durch die Handlung, und für mich war diese besondere Atmosphäre der Farbteppich, auf den die eigentliche Geschichte gemalt war. In deren Mittelpunkt steht Daphne. Und ja, eine Anomalie bestimmt ihr Leben. Das wäre dann auch schon der Dreh- und Angelpunkt aller Fragen in diesem Roman:

Wovon lasse ich mein Leben bestimmen oder bestimme ich über mein Leben im Rahmen meiner Möglichkeiten selbst?

Beim Lesen habe ich mir die Frage gestellt, ob die Zettel, die Daphnes Beziehungen und vor allem deren Dauer auf wundersame Weise vorhersagen, nicht vielleicht ein Beispiel für self-fulfilling prophecy sind? Wird Daphnes Verhalten in Bewertung, Akzeptanz und Toleranz beeinflusst durch die vorgegebene Haltbarkeitsdauer einer Beziehung? Hätte sie sich ohne das Wissen um das Ende der jeweiligen Beziehung in einzelnen Situationen vielleicht anders verhalten? Legt sie vielleicht mehr Toleranz an den Tag, weil sie fest vom Fortbestand ausgeht, während sie sich in anderen Situationen noch nicht einmal bemüht, weil der auf dem Zettel angekündigte Zeitraum abgelaufen ist? Für mich ein wahnsinnig spannendes Gedankenspiel. Aber Rebecca Serle ist immer für eine Überraschung und einen emotionalen Impact gut und daher werden wir am Ende erfahren, warum Daphne glaubte, niemals Entscheidungen treffen zu dürfen, und dass sie aber genau das darf und muss.

„Doch wenn man vom Leben überrascht wird, dann ist das kein Verlieren, es ist das Leben. Es ist chaotisch und unbequem und kompliziert und schön. Es ist das Leben, alles davon. Man kann nur etwas falsch machen, wenn man sich weigert, mitzuspielen.“

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.05.2025
Little White Lies Bd.1
Barnes, Jennifer Lynn

Little White Lies Bd.1


ausgezeichnet

Vier Debütantinnen und noch mehr Geheimnisse

Für Sawyer bestand ihre Welt bisher aus ihr und ihrer Mutter Ellie. Auf einmal taucht Sawyers Großmutter auf, die Ellie damals aus dem Haus geworfen hatte, als sie als Jugendliche mit Sawyer schwanger geworden war. Nun bietet die Großmutter Sawyer einen Deal an: Wenn sie von jetzt an bei ihr lebt und sich auf eine Saison als Debütantin einlässt, winkt ihr als Belohnung eine große Geldsumme. Diese Chance lässt sie sich nicht entgehen, zumal sie hofft, auf diese Weise ihren leiblichen Vater zu finden. Sie lernt nun auch ihre Cousine Lily kennen, die mit ihrer besten Freundin Sadie-Grace Geheimnisse hat. Auch ihre Mitdebütantin Campbell scheint nichts Gutes in Sinn zu haben.

Das Buch stammt zwar von der Autorin der Inheritance Games, hat aber damit inhaltlich nichts zu tun. Die Geschichte von Sawyer wird in zwei verschiedenen Zeitlinien erzählt, nämlich die eingangs genannte Handlung und die Versuche des unwissenden Police Officers Mackie, herauszufinden, warum vier Mädchen in Debütantinnenkleidung in einer Gefängniszelle eingesperrt sind. Das klingt wahnsinnig kompliziert, aber dank der Zeitangaben über den jeweiligen Kapiteln fällt die Einordnung beim Lesen leicht.

Weil es viele spannende Elemente in diesem Roman gibt, entsteht ein guter Lesefluss mit witzigen Dialogen. Die Story selbst bzw. die Auflösung des Rätsels um die Gefängniszelle ergibt sich nach und nach, so dass man mit fortlaufender Handlung die Zusammenhänge immer genauer erkennt. Zu Beginn ist man als Leserin genauso überfordert wie Sawyer angesichts der zahllosen Namen und Verwandtschaften in der neuen Umgebung, doch dann findet man sich rasch in die Handlung ein.

Sehr große Leseempfehlung für alle, die eine raffinierte Story mit witzigen Dialogen mögen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.05.2025
Passion Project
Sperry, London

Passion Project


ausgezeichnet

„Having your sh!t together is not a prerequisite for love“

Die Trauer und Schuldgefühle um den tragischen Verlust ihrer großen Liebe drohen Bennet zu ersticken und halten sie so fest im Würgegriff, dass sie sich immer mehr vom Leben abkapselt:

„…denn je mehr Müll man in seinem Leben akzeptiert, desto stärker ist das Gefühl, ihn verdient zu haben.“

Ein von ihrer besten Freundin Sonya eingefädeltes Date mit einem Online-Match namens Henry endet mit einem fürchterlichen Debakel. Erst ghosted sie Henry, um ihm dann doch in der denkbar schlechtesten Verfassung in die Arme zu laufen. Überhaupt scheint das ihr Ding zu sein, denn fortan trifft Bennet immer wieder auf den unerschütterlich freundlichen Henry. Der fordert sie heraus zu einem gemeinsamen „Passion Project“, um Bennet durch eine neue Leidenschaft zurück ins Leben zu helfen.

Um es gleich vorweg zu sagen: Ein wunderschöner Roman, der mich voll und ganz begeistert hat. Das Lebensgefühl von New York City ist perfekt transportiert. Bennet ist nur wegen ihres verstorbenen Freundes Sam hierhergezogen und fühlt sich allein nun fehl am Platz. Ihre und Henrys gemeinsame Aktivitäten lassen sie fortan nicht nur die Stadt entdecken, sondern auch stets etwas über sich selbst.

Dazu bekommen wir mit Bennet eine Prota voller Ernsthaftigkeit und Tiefe, die sich im Verlauf der Handlung weiterentwickeln darf im Hinblick auf Trauer, ihre schweren Selbstzweifel und eindringlich geschilderten Mental Health Problems. Und können wir über Henry sprechen? Der einfühlsame Fotograf ist der perfekte Golden Retriever Boyfriend. Dafür, dass das Drama nicht überhandnimmt, sorgen pointierte Dialoge, und die kleinen Projekte quer durch New York City steuern eine wunderbare Kulisse aus Leichtigkeit bei. Ganz besonders mochte ich, wie das Thema Freundschaft Eingang in die Geschichte gefunden hat: Unterstützend und ehrlich mit ihrer Mitbewohnerin Sonya, unerwartet und voller Herzenswärme mit Bennets Kollegen Sal und beinahe verloren und dann doch hoffnungsvoll mit Sams Schwester Andy:

„Bloß weil du glaubst, ganz allein zu sein, bedeutet es nicht, dass du es auch wirklich bist.“

Für mich liegt der Zauber des Romans in der wunderbaren Mischung aus Lebensgefühl und Lovestory, schönen Gesten und wahrer Freundschaft. Ein gelungenes Debüt!

Bewertung vom 20.05.2025
Der dunkle Sommer
Buck, Vera

Der dunkle Sommer


ausgezeichnet

Das Gedächtnis des Geisterdorfs

Sie hat es wieder getan. Vera Buck hat uns wieder einmal Unbehagen beschert, eine Gänsehaut über den Rücken gejagt und das Bedürfnis geweckt, nachts das Licht anzulassen. Doch dieses Mal ist sie noch weiter gegangen…

Ein Haus in einem sardischen Geisterdorf für einen Euro. Genau das ist der Zufluchtsort, den Tilda nach einem schrecklichen Unglücksfall gesucht hat, um aus der Öffentlichkeit zu verschwinden. Doch Botigalli wurde aus einem entsetzlichen Grund von allen Einwohnern verlassen. Und zudem stellt sich bald heraus, dass nicht alle Einwohner geflohen sind und Tilda nicht alleine ist.

Aus drei Erzählperspektiven nähert sich Vera Buck dem Geheimnis von Botigalli. Nicht nur Tildas Sicht wird geschildert, sondern auch die eines Journalisten, der einen Verbrecher entlarven möchte. Und wir hören Francas Stimme aus dem Jahr 1982, als sich die Ereignisse im Dorf dramatisch zuspitzten. Durch die raffinierte Erzählweise entsteht eine düstere Atmosphäre, und das Gefühl, drohenden Unheils breitet sich aus wie die Waldbrände auf Sardinien. Die Handlung ist durchdacht und raffiniert angelegt, lässt aber durchaus Raum, selbst auf Zusammenhänge zu kommen und die teils grauenhaften Hintergründe zu erkennen. Überhaupt löst das Geschehen heftige Emotionen aus, so dass ich beim Lesen stellenweise vor Wut schreien wollte. Im Nachwort verweist die Autorin auf den Zusammenhang zwischen der isolierten Gesellschaft, die mit Armut als Katalysator und dem männlichen Machtstreben als Treibstoff solche Strukturen ermöglicht, wie sie im Roman geschildert werden und mich zur Weißglut brachten. Das Ende ist schließlich brillant aufgelöst, auch wenn es ein wenig konstruiert anmuten mag.

Ein Roman, der einen packt wie eine Hand im Dunkeln. Nur nach Sardinien werde ich nach dieser Lektüre auf absehbare Zeit nicht reisen können.

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Bewertung vom 19.05.2025
The Games Gods Play / Schattenverführt Bd.1 (Deluxe-Ausgabe)
Owen, Abigail

The Games Gods Play / Schattenverführt Bd.1 (Deluxe-Ausgabe)


ausgezeichnet

Götterkämpfe und Machtspielchen

Als wäre das Leben als Mitglied der Diebesgilde in San Francisco nicht schon hart genug und als hätte Lyra nicht schon genug darunter zu leiden, dass sie als Kind von Göttervater Zeus verflucht wurde, findet sie sich plötzlich als Teilnehmerin des Crucible wieder. In diesem Wettstreit müssen auserwählte Menschen anstelle der Götter antreten und um nichts Geringeres als ihr Überleben kämpfen, um ihrem Gott zum Sieg und zur Herrschaft über den Olymp zu verhelfen. Und weil nichts so verlässlich ist wie Lyras Pechsträhne ist dies in ihrem Fall Hades. Gott des Todes. Herrscher der Unterwelt. Und mächtig verführerischer Regelbrecher.

Wow, wow, wow, was für ein Ritt! Dieser Auftakt einer Dilogie bietet alles, was das Fantasy-Herz begehrt: Wir haben die versammelte griechische Götterwelt, actionreiche Prüfungen, spannende Gruppendynamik und eine außergewöhnliche und starke Heldin mit losem Mundwerk. Ach ja, und Hades. Wer hätte gedacht, dass ein griechischer Gott Bookboyfriend Material besitzt, während er die gesamte Götterwelt aus den Angeln hebt. Dabei fand ich diesen Part absolut ausgewogen und nicht übertrieben, sondern die meiste Zeit standen tatsächlich die Götterprüfungen im Mittelpunkt und die Intrigen und Verbündungen innerhalb des Teams der Kandidaten. Dazu ist die ganze Story flüssig geschrieben und mit frechen Sprüchen gewürzt, was ein flottes Lesetempo ermöglichte.

Sehr, sehr geniale Unterhaltung vom Feinsten, ein wahrer Lesespaß!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.05.2025
Entscheidung in der Rosenholzvilla / Die Rosenholzvilla Bd.3
Bach, Tabea

Entscheidung in der Rosenholzvilla / Die Rosenholzvilla Bd.3


sehr gut

Finale grande in der Rosenholzvilla

Gleich zu Beginn unserer Rückkehr ins Tessin erwartet uns eine Überraschung: Fabio wird zurückkehren in Manufaktur der Fasettis. Doch wer die beiden zerstrittenen Halbbrüder kennt, weiß, dass damit die Komplikationen noch lange kein Ende haben. Gleichzeitig wird die Rosenholzvilla mit frischem Leben erfüllt und Elisa darf mehrere interessante Gäste begrüßen.

Musikalisch geht es weiter mit der Tessin-Saga, und so erklingen mit den neuen Bewohnern der Rosenholzvilla innovative, spannende Töne im Arrangement. Tatsächlich bringt jeder der erholungsbedürftigen Musiker interessante Harmonien ein und schenkt dem Gesamtklang einen ganz besonderen Charakter. Die zauberhafte Melodie wird gestört von zwei Missklängen in Gestalt der beiden ständig streitenden Brüder Danilo und Fabio. Die eigensinnigen Sturköpfe durchkreuzen so manchen Akkord mit ihren Querelen und anstrengenden Persönlichkeiten. Viel wohlklingender dagegen die wunderbare Elisa, eine wahre Seele von Mensch, die in ihrer liebevollen und starken Art das ganze Stück zusammenhält. Einen ganz besonderen Herzton erhält das Arrangement durch ein unverhofftes Wiedersehen mit geliebten Figuren einer anderen Reihe, die eine zarte Melodie anstimmen, so zart wie die Blüten einer Kamelie.

Vor allem dank der interessanten Villabewohner mit ihren individuellen Geschichten war es ein klangvolles Erlebnis, von dem ich mir auch gerne eine Zugabe angehört hätte und tatsächlich gerne noch mehr erfahren hätte.

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Bewertung vom 14.05.2025
Perlen
Hughes, Siân

Perlen


sehr gut

Im rechten Licht betrachtet

Mariannes ganzes Leben wird durch eine einzige Sache bestimmt: Das plötzliche und spurlose Verschwinden ihrer Mutter, als Marianne noch ein kleines Mädchen war. Für ihre Außenwelt ist sie stets das Kind, das von der Mutter verlassen wurde, und auch sich selbst definiert sie dadurch. Doch viele Jahre später, als sie mittlerweile selbst Mutter einer Tochter ist, ändert Marianne ihren Blickwinkel, hinterfragt und bewertet Dinge neu und kommt zu überraschenden Erkenntnissen.

Ein Blurb auf der Rückseite behauptet, dies sei ein ruhiger Roman. Dem muss ich vehement widersprechen, ganz im Gegenteil: Ich habe die Erzählung als lebendig, wild, auch roh und dabei doch unglaublich poetisch empfunden. Jedem Kapitel sind kurze Abzählverse vorangestellt, die es bereits ordentlich in sich haben. Auch Mariannes Leben wird nicht beschönigt, sondern mit allen Ecken und Kanten geschildert. Aber es gibt da auch diese andere Seite der Poesie und der Naturreligionen, die geradezu allegorisch von der verschwundenen Mutter verkörpert werden. Immer wieder finden sich Bezüge zum Gawain-Dichter und der Reise zur Grünen Kapelle, und in diesem Zusammenhang erscheint auch das für den Roman titelgebende Gedicht „Pearl“. Kunstvoll in die Handlung eingewoben sind diese Anklänge, das Thema der Perlen wird wiederholt aufgegriffen. Besonders eindrucksvoll fand ich die sich wandelnde Betrachtung der Mutter. Nicht nur uns, auch Marianne ist die Mutter anfangs ein Mysterium, und der Wechsel der Perspektive auf sie im Verlauf der Jahre lässt erkennen, was zuvor missverstanden wurde.

Ein intensiver Roman, für den ich gerne eine Leseempfehlung ausspreche.

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Bewertung vom 08.05.2025
Middletide - Was die Gezeiten verbergen
Crouch, Sarah

Middletide - Was die Gezeiten verbergen


sehr gut

Wunderbar, aber wohlbekannt

Der Puget Sound im Nordwesten der Vereinigten Staaten bildet die üppige Kulisse dieses Romans, der in der Tradition des Nature Writing gesehen werden darf. Den kleinen Ort Point Orchards und seine erste Liebe verlässt Elijah Leith, um ein berühmter Schriftsteller zu werden. Eine einzige schlechte Rezension zerstört nicht nur ihn, sondern sorgt auch für das Scheitern seines Debütromans, und so kehrt Elijah gebrochen zurück in die Wildnis am Pazifik.

Nur wenige Jahre später erschüttert ein Verbrechen die kleine Gemeinde, und dies umso mehr, als sich herausstellt, dass Elijahs beinahe vergessener Roman die Vorlage zur Tat bildet.

In ruhigem Tempo bettet sich die Erzählung in die wunderbare, wilde Landschaft am Pazifik. Auf mehreren Zeitebenen umkreisen wir beim Lesen den Kernpunkt des Geschehens, erfahren Motive und Hintergründe ebenso wie Auswirkungen und Folgen, ehe sich uns die Wahrheit offenbart.

Vieles kommt dabei bekannt vor und die Autorin bedankt sich sogar im Nachwort bei denen, die vor ihr geschrieben haben. Auf dieser Liste würde ich ganz oben „Der Gesang der Flusskrebse“ sehen, denn die Parallelen und Gemeinsamkeiten der beiden Romane sind ganz offensichtlich und nicht zu leugnen. Es stellt sich die Frage, ob eine so geniale Geschichte eine Neuerzählung braucht, die dermaßen eng an der Vorlage angesiedelt ist. Ich kann natürlich nur für mich selbst sprechen, muss aber sagen, dass die Parallelen zwar jederzeit deutlich spürbar waren, ich das Lesen aber trotzdem genießen und mich in die Geschichte fallen lassen konnte.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.05.2025
Schauplätze der Weltliteratur

Schauplätze der Weltliteratur


gut

Gut gemeint, aber zu mager

Über 70 literarische Werke und deren Schauplätze werden in dieser Sammlung vorgestellt, und dies ist Segen und Fluch gleichermaßen. Zum einen wird dadurch eine enorme Vielfalt an Orten und Themen geboten, zum anderen bedeutet dies leider, dass auf keinen der behandelten Romane und die Settings wirklich detailliert und mit Tiefe eingegangen wird.

Wer neugierig ist und stöbern möchte, ist mit der Zusammenstellung in diesem Buch sicher gut bedient. Die behandelten Werke sind in vier chronologische Abschnitte gegliedert, zu jedem Roman erwartet uns in der Regel eine Doppelseite mit Text und Fotos oder Illustrationen, bei einigen Büchern auch mehr Seiten.

Wer hier im Verzeichnis allerdings ein Herzensbuch entdeckt und sich begeistert in das entsprechende Kapitel stürzt, wird hingegen ernüchtert sein. Die Texte sind knapp gehalten und schwanken zwischen Angaben zum Inhalt und manchmal auch ein paar Schilderungen zum Ort. Wenn ein Dylan Thomas beispielsweise in einem kurzen Text und wenigen Bildchen abgehandelt wird, ist dies für Literaturliebhaber einfach zu wenig.

Eine faszinierende Idee, aber die Umsetzung konnte mich nicht überzeugen, dafür war es von allem leider zu wenig.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.05.2025
Von hier aus weiter
Pásztor, Susann

Von hier aus weiter


ausgezeichnet

Dem Leben zugewandt

Marlene wurde von ihrem Ehemann betrogen. Um den Tod betrogen. Ein gemeinsamer Suizid hätte es werden sollen mit ihrem todkranken Mann, aber Rolf hat sie betrogen. Er hat ihr stattdessen nur ein Schlafmittel gegeben und ist allein gegangen.

Wie betäubt zieht das Leben fortan an Marlene vorbei, die nur den Gedanken hegt, Rolf so bald wie möglich nachzufolgen. Doch dann steht plötzlich ein ehemaliger Schüler vor ihrer Tür. Statt nur ihre Dusche zu reparieren, wie geplant, zieht Jack bei Marlene ein. In ihr Haus, aber vor allem auch in ihr Leben. Und das stellt er ordentlich auf den Kopf.

Es waren vor allem die starken Charaktere, die mir diesen Roman so ans Herz haben wachsen lassen. Marlenes Charakterentwicklung unter dem Einfluss von Jack, der das Herz auf dem rechten Fleck hat, und der patenten Ärztin Ida war einfach wunderbar zu lesen. Und auch Griseldis muss erwähnt werden, Rolfs leicht gruselige Enkelin mit dem losen Mundwerk. Überhaupt fand ich die Konstellation von Marlene und Rolfs drei Söhnen mit deren Familien wirklich spannend angelegt, und auch hier erleben wir ein Wachsen und Werden. Ein skurriler Roadtrip führt Marlene schließlich heraus aus ihrem eigenen Stillstand.

Ein schöner Roman, der ernste Themen anspricht und große Fragen stellt, aber immer dem Leben zugewandt bleibt und den Humor nicht vergisst.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.