Irina ist eine junge Künstlerin, die die Kunstschule erfolgreich beendet hat und jetzt als freie Fotografin mit Nebenjob in einer Bar in Newcastle einigermaßen über die Runden kommt. Ihre Bilder haben meist eine explizite SM-Thematik und Irina demütigt und missbraucht ihre Models häufig. Diese sind oft auf der Straße aufgegabelte, unscheinbare junge Männer, die an dieser Art der Unterwerfung Gefallen finden und der Fotografin manchmal auch bis zur Hörigkeit verfallen. Eines Tages bekommt Irina eine Anfrage von einer renommierten Londoner Galerie, die eine Ausstellung mit ihren Werken veranstalten will. Die Künstlerin ist begeistert und will unbedingt den nächsten Karriereschritt machen. Gebremst wird sie dabei allerdings von Alkohol- und Drogenexzessen, bei denen sie mit ihren Freunden und Bewunderern durch die Nacht zieht und oft mit einem Filmriss aufwacht. Außerdem gerät eines ihrer Shootings eines Tages völlig außer Kontrolle und sie ermordet ihr Model, zerstückelt es und vergräbt es irgendwo im Wald. Oder etwa doch nicht?
Eines vorweg: Ein Horrorroman ist dieser Erstling der britischen Autorin Eliza Clark trotz der teils drastischen Gewaltdarstellungen nicht. Es handelt sich vielmehr um eine Sozialstudie einer modernen – Teile des Plots werden über Chat-Nachrichten und E-Mails transportiert – Frau, deren Leben von Oberflächlichkeit, Egoismus und Selbstüberschätzung geprägt ist. Dabei werden die Rollen in toxischen Beziehungen oft einfach umgekehrt und die Männer werden mit der brutalen, manipulativen Art der Protagonistin konfrontiert, was zwar nicht wirklich neu ist, aber dennoch sehr abgründig und fies. Das gestörte Verhältnis zur Realität, die Entfremdung von den Mitmenschen und die Bereitschaft, für die eigenen Ziele auch vor den drastischsten Maßnahmen nicht zurückzuschrecken, erinnert dabei tatsächlich etwas an Bret Easton Ellis‘ Meisterwerk, ein „feministisches American Psycho“, wie auf dem Umschlag behauptet, ist es dann aber doch nicht ganz. Aber nicht falsch verstehen: „Boy Parts“ ist dennoch ein sehr gutes, bedrückendes und auch wichtiges Buch.
Connecticut im Jahre 1666: Die junge Britin Abitha wurde von ihrem Vater in die Neue Welt verkauft, um dort einen puritanischen Farmer zu heiraten. Doch auch wenn das Leben dort hart ist und die Regeln streng, hat Abitha sich doch mit ihrem Mann eine einigermaßen lebenswerte Existenz aufgebaut und die beiden stehen kurz davor, die noch gepachtete Farm selbst zu übernehmen. Doch dann stirbt ihr Mann unter mysteriösen Umständen und die junge Frau muss allein ums Überleben kämpfen. Dazu kommt, dass der gierige Bruder ihres Mannes ihr mit allen Mitteln die Farm wegnehmen möchte und dabei schreckt er vor keinen Gemeinheiten zurück …
Zur gleichen Zeit erwacht in einer finsteren Höhle im Wald ein sonderbares, aber sehr mächtiges Wesen aus uralten Zeiten namens Slewfoot aus einem tiefen Schlaf. Es erinnert sich nur bruchstückhaft an seine Vergangenheit und ist sich über den Sinn seines Lebens nicht im Klaren. Doch zwei ominöse Waldwesen reden ihm immerzu ein, dass er so viele Menschen wie möglich töten und ihr Blut trinken soll. Doch der verwirrte Slewfoot möchte nicht nur Schlächter sein und als er eines Tages Abitha trifft, stellen die beiden fest, dass zwischen ihnen eine tiefe Verbindung besteht und sie einander helfen können …
Der US-Amerikaner Gerald Brom, der als Illustrator und Autor („Der Kinderdieb“) nur unter seinem Nachnamen auftritt, hat hier ein originelles und atmosphärisches Dark-Fantasy-Horror-Werk geschaffen, dass vor finsterer, folkloristischer und blutiger Fantasie nur so strotzt. Dazu sind seine Schilderungen des kargen und frauenfeindlichen Lebens im puritanischen Neuengland des 17. Jahrhunderts sehr authentisch und dadurch äußerst bedrückend. Die kämpferische Protagonistin, der als mutmaßlicher Hexe übel mitgespielt wird und die sich mit aller Macht gegen ihre Peiniger wehrt, und das undurchsichtige, übernatürliche Halbwesen stellen dabei eines der faszinierendsten Horror-Fantasy-Pärchen der letzten Jahre da. Zusammen mit den wunderschönen Illustrationen des Autors bietet „Slewfoot“ deswegen düstere Genre-Unterhaltung, die man nicht verpassen sollte.
Jack Steen ist Pfleger in einer Anstalt für kriminelle Geisteskranke. In seiner Abteilung landen die Verbrecher, die kurz vor dem Sterben stehen. Davor bietet Jack, der von Kollegen und Insassen „Todesengel“ genannt wird, den meisten von ihnen jedoch noch einen Deal an: Wenn sie ihm alles gestehen, was bislang noch niemand in der Öffentlichkeit zu hören bekommen hat, ermöglicht er ihnen einen schmerzlosen und sanften Tod. Und so erfährt er die intimen Geheimnisse, die Motivation zum Töten und noch weitere unbekannte Details zu den Taten von Wahnsinnigen wie dem „Chef“, der in seiner Funktion als Bestattungsunternehmer etwas zu viel Geschmack an menschlichem Fleisch gefunden hat; oder von „Ken“, der mit seiner Freundin „Barbie“ mit 14 jungen Frauen wilden Sex gehabt hat, nur um sie dann umzubringen; oder von „Bucket“, die als Kind so schwer misshandelt wurde, dass sie irgendwann den Spieß umgedreht hat; und last but not least von der „Nanny“, einem Kindermädchen, das die Eltern von vier ihrer Schützlinge getötet hat …
Zugegeben, die Vermischung von True Crime und fiktionalem Horror, also letztendlich von Fantasie und Realität, ist wahrlich nicht neu, aber sehr faszinierend, was im Serienkiller-Kontext kürzlich erst von David Chizmars „Boogeyman“-Romanen unter Beweis gestellt wurde. Und auch Autor Jack Steen (was laut Verlag „angeblich das Pseudonym einer Bestsellerautorin ist“), der einen gleichnamigen Protagonisten in seinen Romanen zu Wort kommen lässt, gelingt der Spagat zwischen Fakt und Fiktion vorzüglich. Die Perspektive des wissbegierigen, aber irgendwie auch gestörten Krankenpflegers ist authentisch und die Morde sind teilweise von realen Serienkillerfällen inspiriert und dadurch umso verstörender. Der Schreibstil ist wunderbar flüssig und es wundert nicht, dass sich aus diesem Roman eine bislang acht Folgen umspannende „Confessions“-Reihe entwickelt hat, die zum Underground-Erfolg geworden ist. „The Asylum Confessions“ bietet also intelligenten, modernen und fiesen Horror, der ohne Splatter-Keule auskommt und sich hauptsächlich im Kopf des Lesers abspielt.
Joe Lon war einst ein Ass im Highschool-Football und ihm standen alle Möglichkeiten für eine Sportkarriere an einem großen College offen. Doch im Gegensatz zu seiner damaligen Freundin, einer wunderschönen Cheerleaderin, die auf eine gute Universität gegangen ist, blieb Joe in seinem Heimatort, dem Kuhkaff Mystic, irgendwo in Georgia. Dort lebt er mittlerweile mit einer ausgemergelten Frau und zwei ewig schreienden Kindern in einem heruntergekommenen Wohnwagen auf einem Trailerpark, den er leitet. Außerdem hat er vom Vater den örtlichen Whiskey-Handel übernommen. Ansonsten besteht sein trostloses Leben nur aus Saufen, Blödsinn reden und Langeweile. Nur einmal im Jahr, wenn das Klapperschlangen-Festival stattfindet, wird Mystic aus dem Dauerdämmerzustand gerissen. Dann strömen Tausende von Touristen in den Ort und wollen mal so richtig die Sau rauslassen. Der Alkohol fließt in Strömen und es kommt immer wieder zu Schlägereien. Doch der ganze Trubel schlägt Joe noch mehr aufs Gemüt und zu allem Übel taucht dann auch noch seine hübsche und erfolgreiche Ex-Freundin auf …
Wie einige Romane aus der Festa-Must-Read-Reihe hat auch diese Geschichte des US-Amerikaners Harry Crews aus dem Jahre 1976 schon einige Jahre auf dem Buckel. Dies ist für die Lektüre wichtig, denn der rohe, ungeschönte, brutale Realismus der Schilderung der amerikanischen Unterklasse entwickelte sich damals nach dem Vorbild von Charles Bukowski zu einem Gegengewicht zur Love&Peace-Mentalität der Hippie-Literaten. Und so sind dann auch die Charaktere dieser Story von schwer gestört bis zutiefst verzweifelt, für sie ist keine aussichtsreiche Zukunft möglich. Es herrscht ein inhärenter Rassismus, Sexismus und Sadismus. Probleme werden entweder mit Alkohol oder mit Gewalt oder meistens mit beidem bekämpft. Außerdem sind Tiere nur zum Fressen oder Quälen da. Das ist für den Leser oft schwer verdaulich, aber wer auf humorlosen Realismus, blutige Ekelszenen und ein ebenso fulminantes wie konsequent finsteres Ende steht, bekommt bei „Das Fest der Schlangen“ einen Vollbedienung.
Die jugendliche Schülerin Rachel Chavez wurde vor einem Jahr in ihrer Wohnung überfallen. Sie kam zwar unverletzt davon, aber seitdem plagen sie Angstzustände und Albträume. Um das Trauma in Vergessenheit geraten zu lassen, zieht ihre Mutter mit Rachel ein Jahr später von Long Island nach New York City und meldet sie an der renommierten Manchester Prep School an, die hauptsächlich von den Kindern wohlbetuchter Eltern besucht wird. Doch bereits auf der ersten Party, die sie mit ihrer neuen und einzigen Freundin Saundra besucht, kommt es zu einem gruseligen Vorfall, der Rachel direkt wieder an die vergangenen Geschehnisse erinnert. Doch schon bald findet sie heraus, dass für den gruseligen Streich eine Gruppe von vier Mitschülern verantwortlich ist, die sich „Mary Shelley Club“ nennt. Dieser geheime Zusammenschluss steht auf Horror in all seinen Formen und nach anfänglichem Zögern wird auch der große Horror-Fan Rachel aufgenommen. Gemeinsam hecken sie makabre Streiche aus, die das jeweilige Opfer in Angst und Schrecken versetzen sollen. Doch schon bald läuft dabei immer mehr schief …
Dieser Roman der in Peru geborenen und in Brooklyn aufgewachsenen und dort lebenden Autorin Goldy Moldavsky beschäftigt sich mit der Faszination, die Horror in all seinen Formen, seien es Filme, Bücher, oder sonstige Kunstformen, auf junge Erwachsene ausüben kann. Das Schul-Setting, die Charaktere und die Pranks erinnern dabei etwas an „Scream“ und wenden sich eher an jüngere Leser als an alte Horror-Hasen. Denn gerade die leidenschaftlichen Gespräche der Figuren und die Themen, die dabei diskutiert werden, sind für Genre-Veteranen etwas zu altbekannt. Dafür ist das immer tiefere Eintauchen der Protagonistin in den elitären Horror-Klub sehr mitreißend und glaubhaft dargestellt. Und auch die durchgeplanten, zwar gruseligen, aber eher harmlosen Streiche, die anfänglich so aufregend waren, im Laufe der Zeit aber immer extremer und unkontrollierbarer werden, sorgen für Gänsehaut. Und so bekommt die junge Zielgruppe hier finstere Unterhaltung, die zum Ende hin auch immer blutiger ausfällt.
Seit ihrer Kindheit hat Allison Teal eine merkwürdige und grausame Gabe: Immer wenn sie starke Emotionen empfindet, bricht sie den Menschen in ihrer Umgebung mit reiner Gedankenkraft die Knochen. So auch geschehen, als sie zusammen mit ihren Eltern in einer Hütte im Grünen eine Woche Urlaub macht. Als sie von zwei Gaunern überfallen werden, die damit drohen, ihr und ihrer Familie Gewalt anzutun, bricht ihnen Allison kurzerhand alle Knochen im Leib. Doch weil sie ihre Kraft nicht kontrollieren kann, sterben dabei auch ihre Eltern …
35 Jahre später: Allison hat sich mit ihrer Gabe einigermaßen arrangiert. Sie wohnt in einem abgelegenen Haus, arbeitet von zu Hause aus und meidet auch sonst möglichst jeglichen Kontakt, bei dem es zu Aufregungen und emotionalem Stress kommen könnte. Aber als sie eines Tages Zeuge wird, wie eine schwangere Frau fast die Treppe herunterstürzt, verhindert sie telekinetisch den Sturz, hat aber die Befürchtung, dass sie dem Baby dabei aus Versehen Schaden zugefügt haben könnte. Der Mann der Schwangeren, der Auftragskiller Paxton, wittert dabei eine perfide und grausame Gelegenheit, Allison Geld abzuknöpfen. Doch Allison weiß sich durchaus zu wehren und sinnt auf blutige Rache …
Dieser Roman ist ein typischer Strand, denn auch hier verbindet der US-Amerikaner wieder blutige Gewaltausbrüche und exzessives Blutvergießen mit skurrilen Ideen und makaberem Humor. Die Charaktere agieren alle etwas tollpatschig und sind sich der verheerenden Folgen ihrer Taten meist nicht bewusst, wodurch sich die Lage bis zum überbordenden Splatter-Finale immer mehr verschlimmert. Dazu gibt es noch eine ungewöhnliche Romanze zwischen zwei Figuren, die beide mit ihren inneren Dämonen zu kämpfen haben und dem jeweils anderen ungewollt Schaden zufügen könnten, was der Geschichte noch eine weitere Ebene hinzufügt und sie dadurch bereichert. Genre- und besonders Strand-Fans bekommen hier also kurzweilige, blutige und schwarzhumorige Unterhaltung geboten.
Daniel Russell ist 13 Jahre alt und lebt in New Long Lincoln, einem kleinen Örtchen in Ost-Texas, welches an einem Stausee liegt, unter dem der Vorgängerort Long Lincoln begraben liegt. Die Ehe von Daniels Eltern ist alles andere als harmonisch und der Vater ist oft mürrisch und schlägt seinen Sohn häufig. Als die Mutter eines Tages spurlos verschwindet, fährt Daniels Vater mit ihm zu einer wackligen Brücke am See. Er spricht noch ein paar Momente mit ihm und ehe es sich der Junge versehen kann, gibt der Vater Gas, durchbricht die Brückenbegrenzung und fährt mitten in den Moon Lake. Wie durch ein Wunder kann das ungefähr gleichaltrige, schwarze Mädchen Robbie Daniel retten; der Vater versinkt in der Tiefe.
Zehn Jahre später gibt es in New Long Lincoln einige merkwürdige Funde, die auch Daniels Familie betreffen und er versucht dem Geheimnis auf den Grund zu gehen. Dabei stößt er nicht nur auf Robbie, sondern auch auf einige düstere und grausige Geheimnisse …
Dieser Roman ist ein packender Mix aus Thriller, Mystery, Familiengeschichte und Drama, und er beinhaltet viele der Trademarks, die den US-amerikanischen Autor Joe R. Lansdale auszeichnen: Packende Handlung, düstere Stimmung, lakonischer Humor und die klimatischen Bedingungen und Naturgewalten von Ost-Texas, die sehr eindringlich geschildert sind und wie ein eigener Charakter agieren. Dazu gibt es Einblicke in den immer noch inhärenten Rassismus, die Fremdenfeindlichkeit und die finsteren Machenschaften der Eliten in den Südstaaten. Außerdem driftet die Verschwörungstheorie, die hier gesponnen wird, zwar manchmal ins Groteske ab, bleibt aber dennoch zu jeder Zeit bedrückend und gruselig. Und so ist „Moon Lake“ vielleicht nicht der allerbeste Roman des Autors – die „Hap and Leonard“-Reihe thront da einfach über allem – dennoch ist er ein weiterer Beweis, dass Lansdale nicht nur zu den besten Genre-Literaten, sondern allgemein zu den größten Stimmen der US-amerikanischen Gegenwartsliteratur zählt. Ein Extra-Lob an den Indie-Verlag Festa, dass er damit einen weiteren absoluten Top-Autor veröffentlicht – Respekt!
Auf der kleinen Insel Siren Cove leben die letzten, vom Aussterben bedrohten Meerjungfrauen. Doch bei dieser fantastischen Spezies handelt es sich nicht um aparte, bezaubernde Wesen, sondern die Meerjungfrauen locken Männer mit ihrem pheromonhaltigen Duftstoff an, um sie dann aufzufressen. Um die Inselbewohner zu schützen, hat die ESS, eine obskure Organisation für Artenschutz, Menschen genetisch verändert und sie zu willenlosem, lebendigem Futterfleisch gemacht. Doch seit einiger Zeit scheint den sagenhaften Meerbewohnern das Futterangebot nicht mehr zu munden, denn sie erbeuten nur noch „richtige“ Menschen. Deswegen schickt die ESS den ebenso rigiden, wie gefühlskalten Dr. Black auf die Insel. Begleitet wird er dabei von Jackson, einer jungen Frau, die eigentlich auf einer Nachbarinsel ihren Vater besuchen möchte. Doch nach einer dubiosen Havarie kurz vor Siren Cove verschlägt es beide auf die Insel der Meerjungfrauen, wo sich die Ereignisse schnell überschlagen …
Wie nicht anders zu erwarten, erzählt der US-amerikanische Meister der „Bizarre Fiction“ hier keine romantische Fabel rund um bezaubernde Meeresfabelwesen, sondern serviert vielmehr eine brachiale und makabre Creature-Horror-Schlachtplatte voller Blut, Ekel, Gewalt und abgründigem Sex. Dies tut er in dem für ihn typischen Stakkato-Stil, in dem der Leser immer neue Absurditäten, wilde Twists und eklige Monströsitäten um die Ohren gehauen bekommt. Wie so oft, nimmt der Autor sich aber auch hier leider nicht die Zeit seine phantastische Welt mit etwas mehr Tiefe anzureichern. Fans dieser extremen Horror-Spielart bekommen bei „Insel der Meerjungfrauen“ aber trotzdem eine blutige, originelle und aberwitzige Vollbedienung, Zartbesaitete sollten aber die Finger davon lassen. Die besonders makabre und abgründige Kurzgeschichte, die als Prequel vorangestellt wird, vertieft den Charakter des Protagonisten und ist sehr lesenswert, den ebenfalls enthaltenen, witzlosen und stümperhaft umgesetzten Comic des Autors hätte es aber nicht gebraucht. Dafür ist die Aufmachung, wie von Festa gewohnt, vorbildlich.
Ethan ist ein zwar etwas schüchterner, aber dennoch ganz normaler Junge. Doch dann trifft er ein nervöses, zappeliges Mädchen, welches von allen nur Spiderweb genannt wird, weil sich in ihren Haaren die Spinnen zu versammeln scheinen, und verliebt sich Hals über Kopf in sie. Und auch Spiderweb scheint seine Gefühle zu erwidern, setzt sie sich doch im Schulbus neben ihn und die beiden scheinen ohne viele Worte auf einer Wellenlänge zu sein. Doch das Mädchen hat ein schreckliches Problem: Wenn sie starke Emotionen und Gefühle hat, explodiert ihr Gesicht und zieht, wie Ethan schmerzlich am eigenen Leib erfahren muss, auch alle in ihrer Umgebung befindlichen Personen in Mitleidenschaft. Doch Spiderwebs Vater stellt sich als ein Meister im Vertuschen solcher Vorfälle heraus und so kann Ethan einerseits seine Liebesbeziehung fortführen, wird andererseits aber auch immer mehr in den Bannkreis seiner Geliebten und deren bizarrer Familie hineingezogen. Und die nächste Explosion lässt nicht lange auf sich warten …
Der auf dem Cover dieses Romans verwendete Begriff „Bizarro-Fiction“ beschreibt die Prosa des US-amerikanischen Autors Carlton Mellick III eigentlich sehr treffend, denn hier gibt es in Bezug auf heftigstes Blutvergießen, körperliche Abartigkeiten, merkwürdige Kreaturen und tiefschwarzen Humor keinerlei Grenzen. Dass das Ganze nicht zu einer austauschbaren Orgie von Monstrositäten und Körperflüssigkeiten verkommt, liegt zum einen an den wirklich originellen Ideen und Twists, die den Leser oftmals ungläubig staunend zurücklassen. Zum anderen versteht es der Autor stilistisch mit einer starken Prise Sarkasmus und Ironie zu punkten und sich selbst, bei all der makabren Plakativität, nicht so ernst zu nehmen. Außerdem setzt das finstere und unerbittliche Ende dem Ganzen dann die Krone auf. Dadurch ist dieser Beitrag zur hervorragenden, nicht im Buchhandel erhältlichen Festa-Special-Reihe zwar ganz gewiss kein Genuss für Jedermann und sanftere Gemüter sollten sogar tunlichst die Finger davon lassen, für Fans der genannten literarischen Attribute aber eine Vollbedienung.
Auch wenn die meisten Filmkonsumenten sich wohl wünschen, dass am Ende immer das Gute gewinnt, so sind es doch oft die Bad Guys, wie der Joker, Hannibal Lecter oder Toni Montana, die uns besonders faszinieren und dem jeweiligen Film erst die richtige Würze geben. Grund genug für Redakteur und Übersetzer Steffen Haubner insgesamt 44 Bösewichte genauer unter die Lupe zu nehmen. Das tut er anhand einer Punktevergabe für bestimmte Attribute, wie Wahnsinn, Charisma und Intelligenz, sowie einem kurzen Text, der „wichtigsten Lektion“, dem besten Satz und „Klugscheißer-Infos“. Witzige, aber etwas platte Lektüre für zwischendurch oder als Geschenk.
Benutzer