Mit dem Band 80 der beliebten Wieso? Weshalb? Warum? junior-Reihe gelingt es erneut, ein wichtiges Alltagsthema für die Kleinsten liebevoll, verständlich und motivierend aufzubereiten. Dieses Sachbilderbuch begleitet Kinder im Alter von etwa 2 bis 4 Jahren behutsam auf dem Weg zum Fahrradfahren – ganz ohne Druck, dafür mit viel Neugier und Freude.
Das Buch holt Kinder genau dort ab, wo sie stehen: Egal ob sie bereits mit dem Laufrad unterwegs sind oder noch ganz neu auf zwei Rädern, alle finden sich in den dargestellten Situationen wieder. Anschaulich werden grundlegende Fragen beantwortet: Warum brauche ich einen Helm? Wie steige ich richtig auf? Was passiert, wenn ich hinfalle? Dabei vermittelt das Buch nicht nur Wissen, sondern auch Sicherheit und Mut.
Besonders gelungen sind die zahlreichen stabilen Klappen, die zum Mitmachen einladen. Sie veranschaulichen Bewegungsabläufe wie Anfahren, Bremsen oder Slalomfahren und machen das Lesen zu einem aktiven Erlebnis. Die klaren, freundlichen Illustrationen und die kurzen, kindgerechten Texte sind perfekt auf kleine Hände und kurze Aufmerksamkeitsspannen abgestimmt.
Der 60. Band der beliebten Sachbuchreihe Wieso? Weshalb? Warum? widmet sich einem der wichtigsten Themen unserer Erde: dem Wasser. Auf kindgerechte und anschauliche Weise erklärt das Buch, warum Wasser überlebenswichtig ist und wo es überall vorkommt – ob als Regen, Schnee, Fluss, Meer oder Eis. Die Inhalte reichen von der Entstehung von Niederschlägen über den Wasserkreislauf bis hin zur Bedeutung der Meere und Flüsse. Besonders gelungen sind die zahlreichen Klappen, die Prozesse sichtbar machen und zum Entdecken einladen.
Für Kinder im Alter von 4 bis 7 Jahren ist das Buch hervorragend geeignet. Die detailreichen Illustrationen unterstützen das Verständnis und halten die Aufmerksamkeit aufrecht. Positiv hervorzuheben sind auch die alltagsnahen Bezüge: Kinder lernen, wofür wir Wasser im täglichen Leben brauchen, wie es bei der Herstellung von Lebensmitteln und Gegenständen eine Rolle spielt und wie daraus Strom gewonnen wird. Themen wie Überschwemmungen, Wassermangel und Klimaschutz werden sensibel und verständlich aufgegriffen. Praktische Tipps zum Wassersparen fördern früh ein verantwortungsbewusstes Handeln.
Rosie Hewletts Medea verspricht eine moderne, feministisch eingefärbte Neuerzählung einer der umstrittensten Frauenfiguren der griechischen Mythologie. Der Klappentext zeichnet ein Bild von einer jungen Frau, die wegen ihrer magischen Fähigkeiten gefürchtet, verfolgt und gequält wird und die sich mit dem Erscheinen Jasons eine Möglichkeit zur Flucht und Selbstbestimmung erhofft.
Die ersten Seiten erfüllen dieses Versprechen auf eindrucksvolle Weise: Hewlett schildert Medeas vorsichtig tastende Magie, ihre angespannte familiäre Umgebung und die latent lauernde Gefahr so lebendig, dass man sofort in ihre Welt hineingezogen wird. Gerade die Szene, in der Medea spielerisch ihren kleinen Bruder neckt und gleichzeitig unter wachsamem Blick ihre Kräfte erprobt, war für mich einer der stärksten Einstiege, die ein Fantasy-Roman seit Langem geliefert hat.
Doch je weiter die Handlung voranschreitet, desto stärker verschiebt sich der Ton. Die Geschichte nimmt einen zunehmend düsteren, teils drastisch blutigen Verlauf, der mich persönlich mehr irritiert als gefesselt hat. Ohne Vorkenntnisse in der griechischen Mythologie, und ohne besonderes Interesse an ihr, fühlte ich mich oft, als stünde ich außerhalb einer Erzählwelt, die für eine andere Zielgruppe geschrieben ist. Viele mythische Elemente wirkten auf mich überzeichnet, manche Ereignisse geradezu surreal brutal, sodass ich mich phasenweise fragte, was ich da eigentlich lese.
Auch der angekündigte feministische Blick auf die Figur blieb für mich überraschend blass. Statt einer vielschichtigen, modern interpretierten Frauenfigur erhielt ich über lange Strecken eine Abfolge von Gewalt, Verrat und Machtspielen, in denen Medeas Perspektive nicht immer den Raum bekam, den ich erwartet hätte. Mehrfach verlor ich den Anschluss und ertappte mich dabei, wie ich am liebsten vorspulen wollte.
Dafür empfand ich das Ende als angenehm konsequent: kein glattgebügeltes Happy End, sondern ein Abschluss, der dem tragischen Kern des Mythos treu bleibt. Dennoch reicht diese Stärke für mich nicht aus, um das Leseerlebnis insgesamt zu retten. Medea war für mich ein kurzer Ausflug in eine fremde Welt, der zwar mit einem starken Beginn lockte, mich aber letztlich nicht überzeugen konnte.
Die drei Leben der Cate Kay von Kate Fagan hat mich über drei Abende komplett in seinen Bann gezogen und ehrlich gesagt, ich wünschte, ich hätte noch länger etwas davon gehabt. Ein Roman über Identität, Erinnerung und die Geschichten, die wir uns selbst erzählen. Klug konstruiert, emotional berührend und spannend bis zur letzten Seite.
Im Zentrum steht die geheimnisvolle Bestsellerautorin Cate Kay, gefeiert für ihre Romantrilogie. Doch niemand weiß, wer sie wirklich ist. Und plötzlich öffnen sich Schichten über Schichten: Aus Cate wird Cass, aus Cass wird Annie. Ein Mädchen mit einem tragischen Geheimnis und einer Vergangenheit, die lange verborgen blieb.
Was mich besonders begeistert hat: Die Erzählstruktur ist einfach genial! Die verschiedenen Figuren bekommen eigene Perspektiven, ihre Stimmen greifen ineinander, und Annie/Cass/Cate kommentiert das alles zusätzlich mit ihren ganz eigenen Gedanken. Dadurch wird die Geschichte immer dichter und vielschichtiger. Besonders spannend fand ich auch die eingestreuten Passagen aus den fiktiven Romanen von Cate Kay. Sie spiegeln auf raffinierte Weise das eigentliche Geschehen und liefern Hinweise auf die Wahrheit hinter der Fassade. Und dann natürlich: die queere Repräsentation. Sensibel, natürlich und ohne klischeehafte Überzeichnung. Es ist so schön, mal wieder ein queeres Buch zu lesen, welches so subtil und unterhaltsam zugleich ist.
Ich hab’s regelrecht verschlungen und gleichzeitig wollte ich nicht, dass es endet. Es ist das erste Buch, das ich von Kate Fagan gelesen habe, aber garantiert nicht das letzte. Und ganz ehrlich: Wenn dieses Buch nicht irgendwann verfilmt wird, ist das wirklich eine verpasste Chance.
Absolute Empfehlung für alle, die gerne Geschichten über Geschichten lesen!
Alexander Rupflins Debüt „Protokoll eines Verschwindens“ liest sich fast wie eine schriftliche True-Crime-Dokumentation, dicht, präzise und durchdrungen von einer Atmosphäre der Beklemmung. Als Fan von ZEIT Verbrechen fühlte ich mich sofort abgeholt: Die Mischung aus journalistischer Genauigkeit, psychologischer Tiefe und multiperspektivischem Erzählen war stark.
Besonders gelungen fand ich den Perspektivwechsel: Die Erzählstränge um den Täter, die Schwester des Opfers und den Autor selbst greifen stimmig ineinander. Dadurch entsteht ein vollständiges, packendes Bild, das nicht nur einen Kriminalfall rekonstruiert, sondern auch Fragen nach Schuld, Identität und Wahrheit aufwirft.
Einziger Kritikpunkt: Manchmal wirkten einzelne Fakten oder Tatbestände mehrfach wiederholt. Das führte stellenweise dazu, dass sich Passagen wie doppelt gelesen anfühlten, vermutlich dem dokumentarischen Stil der Recherche geschuldet, aber dennoch auffällig.
Trotzdem ein beeindruckender Roman, der nicht nur unter die Haut geht, sondern auch nachdenklich macht. Klare Leseempfehlung für alle, die True Crime mit literarischem Anspruch schätzen.
Laura Maaß gelingt mit ihrem Debüt ein stiller, aber stimmungsvoller Roman, der tief in der Dorfgemeinschaft einer griesigen Gegend in Mecklenburg-Vorpommern verwurzelt ist. Die Geschichte nimmt ihren Anfang mit dem Zusammentreffen zweier Frauen, die bereits beim ersten Aufeinandertreffen ahnen, dass ihre ungeborenen Kinder durch ein unsichtbares Band verbunden sein werden. Dieser geheimnisvolle Auftakt weckt Neugier, doch statt dramatischer Wendungen folgt ein ruhiger Erzählfluss, der vor allem durch die liebevolle Darstellung der vielen Charaktere lebt.
Der Roman zeichnet sich weniger durch Spannung als durch Atmosphäre und Authentizität aus. Die eingeführten Dorfbewohnerinnen und -Bewohner wachsen einem nach und nach ans Herz. Maaß versteht es, die Besonderheiten ländlicher Verbundenheit einzufangen, ohne sie zu romantisieren.
Die angekündigte Liebesgeschichte zwischen Andi und Jule entwickelt sich nur zögerlich. Spannung bleibt hier weitgehend aus. Dennoch bleibt der Ton angenehm, die Sprache schlicht, aber einfühlsam.
Besonders bemerkenswert ist, wie die Autorin trotz fehlender eigener Wende-Erfahrung die Gefühle, Hoffnungen und Unsicherheiten dieser Zeit spürbar macht. Das zeugt von guter Recherche und einem Gespür für emotionale Tiefe.
Der Roman ist kein literarischer Meilenstein, aber ein schöner, ruhiger Begleiter für einen entspannten Leseabend.
In „Junge Frau mit Katze“ erzählt Daniela Dröscher die Geschichte von Ela, einer jungen Frau Anfang 30, die nach ihrer Doktorarbeit plötzlich körperlich zusammenbricht. Halsschmerzen, Herzrasen, Hautausschläge. Doch niemand kann ihr genau sagen, was los ist. Die Suche nach einer Diagnose bleibt lange erfolglos. Während Ela weiterarbeitet und sich auf ihre Verteidigung vorbereitet, merkt sie: Sie hat sich selbst verloren.
Der Roman zeigt eindrucksvoll, wie sehr Körper und Seele zusammenhängen. Dröscher schreibt ruhig, aber mit viel Gefühl. Besonders stark ist auch die leise, aber wichtige Rolle von Elas Mutter, die, selbst krank, nur noch telefonisch präsent ist. Ihre Gespräche sind mal tröstlich, mal belastend und zeigen, wie tief die Verbindung zwischen Mutter und Tochter noch immer wirkt. Auch wenn das Buch manchmal still und langsam erzählt ist, bleibt es berührend und nah an der Realität. Ein ehrliches, nachdenkliches Buch über Krankheit, Erschöpfung und den Weg zurück zu sich selbst.
Mit Schattengrünes Tal entführt Kristina Hauff ihre Leserinnen und Leser in ein abgelegenes Hotel im Schwarzwald. Ein Ort, der seine beste Zeit längst hinter sich hat und nun wie seine Bewohnerinnen und Bewohner langsam zu verfallen scheint. Die Handlung beginnt mit der Ankunft der geheimnisvollen Daniela, die sich überraschend dauerhaft im heruntergekommenen „Zum alten Forsthaus“ einquartiert. Lisa, die Tochter des Besitzers, nimmt sie auf. Eine Entscheidung, die ihr Umfeld zunehmend zu irritieren scheint und letztlich sogar ihre Ehe belastet.
Der Roman baut über weite Strecken auf Atmosphäre und unterschwellige Spannungen. Doch genau darin liegt auch seine Schwäche. Die Geschichte entwickelt sich nur sehr langsam, Spannung kommt erst nach über der Hälfte des Buches wirklich auf. Bis dahin bleibt das Geschehen recht unspektakulär, die Figuren wirken distanziert und blass. Mir fiel es sehr schwer mich zum zweiten Teil zu motivieren.
Kristina Hauffs Schreibstil ist zwar flüssig und leicht zugänglich, entfaltet jedoch keine besondere Sogwirkung.
Als sich die Handlung schließlich zuspitzt, kippt die Stimmung abrupt ins Bedrohliche. Der Hass, der sich in der Ehe von Lisa und Simon entfaltet, wirkt erschreckend. Die Eskalation erscheint nicht ganz organisch, sondern eher forciert.
Schattengrünes Tal beginnt atmosphärisch, verliert sich jedoch lange Zeit in einem gemächlichen Erzähltempo und blassen Charakterzeichnungen. Erst spät nimmt die Geschichte Fahrt auf, dann aber auf eine Weise, die wenig plausibel erscheint. Wer geduldige Lektüre mit latentem Unbehagen sucht, könnte hier dennoch fündig werden.
Tamar Noorts Roman „Der Schlaf der anderen“ ist eine feinfühlige, leise Geschichte über zwei Frauen, die sich in einer ungewöhnlichen Umgebung begegnen: einem Schlaflabor. Janis, die dort als Nachtwache arbeitet, lebt fernab vom normalen Tagesrhythmus und scheint sich in einer Art Zwischenwelt zu bewegen. Irgendwo zwischen Wachen und Schlafen, zwischen Beobachten und Leben. Erst durch die Begegnung mit der Patientin Sina beginnt sie zu hinterfragen, was sie bisher versäumt hat. Zwischen den beiden entsteht eine fragile Nähe, die durch Janis' Bedürfnis, Sina zu schützen, zunächst zart aufblüht, dann aber durch einen folgenschweren Fehler ins Wanken gerät.
Besonders gelungen ist Noorts sensible Darstellung von Schlaflosigkeit und dem Wunsch nach Ruhe, nicht nur körperlich, sondern auch seelisch. Die Atmosphäre des Buches ist dicht und zugleich leicht, der Schreibstil angenehm flüssig. Man taucht tief ein in die Gedankenwelt der Protagonistinnen und fühlt sich beinahe selbst wie in einem nächtlichen Schwebezustand.
Allerdings hätte das Ende stärker und vielschichtiger ausfallen können. Es bleibt etwas hinter dem aufgebauten Potenzial zurück. Dennoch: ein lesenswerter Roman über Nähe, Einsamkeit und das, was im Verborgenen bleibt. Von mir gibt es dafür 4 von 5 Sternen.
Christopher Kloebles Roman Durch das Raue zu den Sternen erzählt die Geschichte der 13 jährigen Arkadia Fink, ein hochbegabtes, eigenwilliges Mädchen, das sich mit unbeirrbarem Willen in eine Welt drängt, die sie nicht zulassen will: die Welt eines renommierten Knabenchors. Angetrieben von der Hoffnung, dass ihre verschwundene Mutter zurückkehrt, wenn sie es auf die große Bühne schafft, kämpft Arkadia gegen gesellschaftliche Normen, persönliche Verluste und strukturelle Grenzen. Was auf den ersten Blick wie ein klassischer Entwicklungsroman wirkt, will mehr sein, atmosphärisch dicht, tragikomisch und mit der Kraft der Musik durchdrungen.
Leider gelingt diesem Roman jedoch nicht immer die Balance zwischen Form und Inhalt. Der Erzählstil ist fragmentarisch, oft sprunghaft, und lässt den Leser regelmäßig über stilistisch ungewöhnliche, teils wirr wirkende Satzkonstruktionen stolpern. Dieser Stil mag gewollt die Innenwelt einer traumatisierten, hochsensiblen Jugendlichen widerspiegeln, doch statt Nähe zur Figur zu erzeugen, führt er mitunter zu Verwirrung und Distanz. Es fällt schwer, in die Geschichte einzutauchen, wenn man ständig damit beschäftigt ist, das Wiedergegebene zu begreifen.
Inhaltlich bleibt die Handlung über weite Strecken recht statisch. Zwar wird Arkadias innerer Antrieb eindrücklich beschrieben, doch tatsächliche Entwicklungen oder Wendepunkte, die ein Vorankommen der Geschichte markieren, sind rar gesät. Stattdessen wiederholen sich Motive und Gedanken, ohne dass sie wirklich neue Tiefe oder Perspektiven erhalten. So entsteht leider weniger ein mitreißender Spannungsbogen als vielmehr das Gefühl, in einer gedanklichen Dauerschleife zu lesen.
Positiv hervorzuheben ist jedoch die Beziehung zur Figur der Eleonora, die mit Wärme, Lebendigkeit und Klarheit geschildert wird. Hier gelingt es Kloeble, eine glaubwürdige und berührende zwischenmenschliche Verbindung zu zeichnen, die dem Roman zumindest punktuell emotionale Anker verleiht.
Ob Durch das Raue zu den Sternen seine volle Wirkung entfalten kann, hängt vermutlich stark vom Zugang des Lesers zur Musik und zur emotional-symbolischen Welt eines empfindsamen Kindes ab. Wer sich darauf einlassen kann, wird vielleicht in Arkadias Welt etwas Poetisches und Bewegendes finden. Für Leserinnen und Leser, die einen klarer strukturierten Erzählfluss bevorzugen, bleibt der Roman jedoch wohl eine Herausforderung, eine, deren Belohnung nicht immer auf der letzten Seite wartet.
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