Benutzer
Benutzername: 
schmoekerstunde

Bewertungen

Insgesamt 162 Bewertungen
Bewertung vom 25.07.2025
Gosling, Sharon

Der alte Apfelgarten


ausgezeichnet

„Der alte Apfelgarten“ war mein erster Roman von Sharon Gosling – und ich war auf Anhieb begeistert.
Schon das stimmungsvoll gestaltete Cover weckt Erwartungen an eine berührende Geschichte – und das Buch hält, was es verspricht.

Im Mittelpunkt stehen zwei sehr unterschiedliche Schwestern, die nach dem Tod ihres Vaters und der damit verbundenen Schulden gezwungen sind, sich wieder miteinander auseinanderzusetzen.

Der Schreibstil ist angenehm leicht und flüssig zu lesen, zugleich aber reich an emotionaler Tiefe.
Zwar ist die Handlung in weiten Teilen vorhersehbar, doch lebendige Dialoge, geschickt platzierte Geheimnisse und vielschichtige Figuren sorgen dafür, dass der Roman nie ins Oberflächliche abrutscht.

Besonders berührend ist der alte, verwilderte Apfelgarten – ein Ort voller Geschichte, Erinnerungen und leiser Magie. Er wird zum Symbol für alles, was verloren gegangen ist – und für das, was zwischen den Schwestern vielleicht wieder wachsen kann.

Ein melancholischer, leiser Wohlfühlroman, der von Verlust, Versöhnung und Neuanfang erzählt – und davon, dass es nie zu spät ist, die eigene Geschichte neu zu formen.

Bewertung vom 22.07.2025
Krohn, Henriette

Pinguine fliegen nur im Wasser


ausgezeichnet

In ihrem Roman „Pinguine fliegen nur im Wasser“ lässt Henriette Krohn zwei Menschen aufeinandertreffen, die gegensätzlicher kaum sein könnten.

Vincent, Mitte dreißig, verliert nach einem impulsiven Entschluss seinen Job – und damit den Halt in seinem Leben. Greta, einst Ärztin, fährt inzwischen Taxi. Sie begegnet der Welt mit schonungsloser Offenheit und versucht zugleich, den Lärm ihrer Vergangenheit auf Abstand zu halten. Als sich ihre Wege kreuzen, entsteht beim behutsamen Renovieren von Gretas geerbter Villa eine stille, doch tiefgehende Verbindung – geprägt von gegenseitigem Respekt, vorsichtigem Vertrauen und dem geteilten Wunsch nach einem Neubeginn.

Henriette Krohn erzählt diese Geschichte mit leiser Kraft und viel Feingefühl. Ihre Figuren sind authentisch beschrieben, die Dialoge glaubwürdig und ungekünstelt. Der Titel fungiert nicht nur als poetisches Bild, sondern spiegelt das zentrale Motiv des Romans wider: dass jeder Mensch auf seine eigene Weise „fliegen“ kann – sofern er den passenden Raum dafür findet.

Ein ruhiger, kluger Roman über das Scheitern, das Suchen und die zarten Wege zurück ins Leben. Warmherzig, nachdenklich und mit großem Gespür für Zwischentöne.

Mit „Pinguine fliegen nur im Wasser“ legt Henriette Krohn ein sensibles, ehrliches und literarisch überzeugendes Werk vor, das berührt und Hoffnung schenkt.

Bewertung vom 21.07.2025
Villard, Sophie

Der Glanz von Gold / Cartier Bd.2


ausgezeichnet

Schon das Cover des Buches zieht den Blick auf sich: In edlem Goldglanz schimmert der Titel, eingefasst in ein Design, das an die Eleganz und das Prestige des weltberühmten Schmuckhauses erinnert. Im Mittelpunkt steht Jeanne Toussaint, eine Frau, die mich wirklich beeindruckt hat. Elegant, mutig, kreativ – und das alles in einer Zeit, in der Frauen in der Schmuckbranche kaum etwas zu sagen hatten. Jeanne trotzt den Erwartungen, bringt frischen Wind ins Haus Cartier und wird zur treibenden Kraft hinter dem legendären Stil des Unternehmens.

Was mir besonders gefallen hat: Die fundierte historische Recherche, die sich durch den gesamten Roman zieht. Die Autorin schafft es, reale Persönlichkeiten und Ereignisse mit fiktiven Elementen so zu verbinden, dass man völlig in die Zeit eintaucht. Gerade das Nachwort zeigt, wie viel Sorgfalt und Hintergrundarbeit in der Geschichte steckt. Sophie Villard gibt hier Einblick in ihre Quellen und erklärt, welche Freiheiten sie sich beim Erzählen genommen hat.

Ich liebe historische Romane, wenn sie gut recherchiert und zugleich lebendig erzählt sind – und genau das gelingt Sophie Villard. Man erlebt den Glanz der Goldenen Zwanziger, spürt aber auch die politischen Umbrüche und persönlichen Herausforderungen, mit denen Jeanne konfrontiert ist.
Insgesamt ein glänzendes Leseerlebnis über starke Frauenfiguren.

Bewertung vom 17.07.2025
Izquierdo, Andreas

Das Glücksbüro


ausgezeichnet

Der Roman erzählt auf einfühlsame und berührende Weise von einem Menschen, der sich über Jahre hinweg dem Leben entzogen hat. Albert Glück ist ein stiller, beinahe farbloser Beamter – doch gerade in seiner Unscheinbarkeit liegt die Tiefe seiner Wandlung. Mit feiner Beobachtungsgabe und einem poetischen Stil beschreibt der Autor die leise, aber umso bewegendere Entwicklung einer Figur, die langsam den Weg zurück ins Leben findet.

Der Erzählton ist von zarter Ironie, liebevollen Details und einem bemerkenswerten Gespür für die leisen Sehnsüchte des Menschen durchzogen.

„Das Glücksbüro“ ist ein stiller, aber kraftvoller Roman, der zum Innehalten und Nachdenken einlädt. Er zeigt, dass es nie zu spät ist, sich dem Leben zuzuwenden – dass das wahre Glück nicht in großen Gesten liegt, sondern in kleinen Momenten, im Mut zur Veränderung und im Zulassen von Nähe.

Eine leise, aber eindringliche Liebeserklärung an das Leben – und ein ebenso zartes wie eindrucksvolles Plädoyer, es nicht ungelebt an sich vorüberziehen zu lassen.

Bewertung vom 14.07.2025
Stone, Kyla

Am Rande des Zusammenbruchs (MP3-Download)


ausgezeichnet

Ein spannenden Auftakt zu einer postapokalyptischen Thrillerreihe. Allerdings lässt sich nicht übersehen, dass das Buch sehr stark auf die Fortsetzung ausgerichtet ist. Die Geschichte endet nicht etwa mit einem abgerundeten Handlungsbogen oder zumindest einem vorläufigen Abschluss, sondern bricht nahezu abrupt ab.
Wichtige Entwicklungen werden nicht abgeschlossen, Konflikte bleiben offen. Es entsteht der Eindruck, dass der Roman zum Kauf der nächsten Bände gedacht ist.
Wer jedoch bereit ist, sich auf eine mehrteilige Geschichte einzulassen und Band um Band zu verschlingen, wird mit Spannung und Dramatik belohnt.
Insgesamt bietet „Am Rande des Zusammenbruchs“ solide Unterhaltung für Fans des Genres, verliert aber durch das fehlende Ende an erzählerischer Integrität. Ein guter Auftakt – aber kein wirklich befriedigender erster Band.

Bewertung vom 14.07.2025
Izquierdo, Andreas

Fräulein Hedy träumt vom Fliegen


ausgezeichnet

Diese feinfühlige und bewegende Geschichte erzählt von einer Frau, die den Mut findet, sich aus gesellschaftlichen Zwängen zu befreien und endlich für ihre eigenen Träume einzustehen.
Hedy, die zunächst als unauffällige Sekretärin in einem Ministerium ein stilles, angepasstes Leben führt, entwickelt sich zu einer starken, mutigen und zugleich tief menschlichen Figur. Lange Zeit funktioniert sie nur – bis sie beschließt, wirklich zu leben.
Ein leiser Traum vom Fliegen wird zum Weckruf einer späten Selbstbefreiung.

Andreas Izquierdo erzählt mit großer Empathie, feiner Ironie und einem außergewöhnlichen Gespür für Figuren.
Ein zutiefst hoffnungsvoller, kraftvoller Roman über Freiheit, Selbstbestimmung und den Mut, über sich hinauszuwachsen.

Eine poetische Hommage an alle, die sich ihre Träume bewahren und nicht aufhören zu träumen, ganz gleich in welchem Alter.

Bewertung vom 14.07.2025
Romes, Claudia

Zeit der Pfingstrosen


ausgezeichnet

Nach dem Tod ihrer Großmutter kehrt Lena in deren altes Haus auf dem Land zurück – einen Ort, der nicht nur von Kindheitserinnerungen durchdrungen ist, sondern auch von lange verschwiegenen Wahrheiten. Zwischen vergilbten Fotografien, alten Briefen und dem betörenden Duft blühender Pfingstrosen stößt sie auf ein Familiengeheimnis, das nicht nur das Leben der Großmutter, sondern auch ihr eigenes in einem neuen Licht erscheinen lässt.

Manchmal findet ein Buch genau im richtigen Moment zu uns. Bereits nach wenigen Seiten war ich tief in die Geschichte eingetaucht. Besonders berührt hat mich der feinfühlige Erzählton, der mit leiser Intensität eindrucksvolle Bilder entstehen lässt. Die Sprache von Claudia Romes ist ruhig, poetisch und voller Wärme – dabei stets authentisch und nie kitschig.

Die Naturbeschreibungen wirken beinahe sinnlich: Man hört das leise Summen der Bienen, spürt die Stille des Gartens und meint, den Duft der Pfingstrosen in der Luft zu riechen. Ebenso überzeugend ist die vielschichtige Beschreibung der Figuren – allen voran Lena, deren innere Reise mit großer Empathie erzählt wird. Die Rückblenden in das Leben der Großmutter sind bewegend und fein nuanciert; sie werfen Fragen nach Schuld, Mut und den Entscheidungen auf, deren Folgen über Generationen hinweg spürbar bleiben.

„Zeit der Pfingstrosen“ ist ein leiser, nachdenklicher Roman über das Loslassen und das Ankommen – im eigenen Leben, in der eigenen Geschichte. Eine berührende Lektüre für stille Stunden – und für alle, die an die heilende Kraft der Erinnerung glauben.

Bewertung vom 09.07.2025
Matt, Irene

Schonungslos offen


ausgezeichnet

Die Handlung wechselt geschickt zwischen der Perspektive der Ermittler und verstörenden Einblicken in die Psyche des Täters. Diese doppelten Blickwinkel erzeugen nicht nur eine dichte Spannung, sondern auch ein beunruhigend präzises Bild menschlicher Abgründe. Der Täter erscheint nicht als bloßes Scheusal, sondern als tragisch Entfremdeter – erschreckend nachvollziehbar in seinem Wahn, ohne je entschuldigt zu werden.

Diese Erzählweise erzeugt nicht nur Spannung, sondern erlaubt auch ein Verständnis beider Seiten – ohne zu rechtfertigen, aber auch ohne zu vereinfachen. Der Täter wird vielschichtig und psychologisch nachvollziehbar beschrieben, was die Bedrohung umso beunruhigender wirken lässt.

Die Atmosphäre gewinnt durch diese Perspektivwechsel an Intensität und Glaubwürdigkeit. Auch der zunehmende Druck durch Medien und internationale Ermittlungsbehörden wird realistisch eingefangen. Der Fall spitzt sich dramatisch zu, als klar wird, dass Alexandra selbst ins Fadenkreuz des Täters geraten ist.

Eine absolute Leseempfehlung für atemberaubende Lesestunden.

Bewertung vom 29.06.2025
Ehlers, Jürgen

Das Stinktier von Hamburg


ausgezeichnet

Sylvia ist auf der Flucht. Jung, klug, abgebrüht – und zugleich zutiefst verängstigt. Nur knapp entkommt sie einem brutalen Serienmörder und findet Zuflucht in der Wohnung von Patrick, einem zurückgezogen lebenden Wissenschaftler. Ohne zu zögern nimmt er die fremde Frau auf, die er mitten in der Nacht aufliest. Keine Fragen, keine Vorsicht – nur eine seltsame Mischung aus Hilfsbereitschaft und erschreckender Naivität.

Ist Patrick wirklich so gutgläubig – oder einfach nur blind vor Mitgefühl? Gerade diese Ambivalenz macht ihn zu einer faszinierenden Figur: verletzlich, widersprüchlich und bald selbst in Lebensgefahr. Denn auch er gerät unaufhaltsam in den Strudel der Gewalt.

Zwischen der wachsenden, von Misstrauen geprägten Nähe der beiden und der ständigen Bedrohung durch den Killer entfaltet sich eine dichte, atmosphärisch geladene Geschichte, durchzogen von fein beobachteten Details. Ehlers schreibt mit Gespür für wissenschaftliche Präzision, psychologische Tiefe und bedrückende Stimmung.

Hamburg dient nicht bloß als Kulisse – es wird zum düsteren Mitspieler: verlassene Industrieareale, verwinkelte Hinterhöfe und urbane Anonymität bieten den idealen Nährboden für das bedrohliche Versteckspiel zwischen Jäger und Gejagten.

Ein spannungsgeladener, klug konstruierter Thriller mit ungewöhnlichen Figuren – psychologisch intensiv, atmosphärisch dicht und absolut lesenswert.

Bewertung vom 23.06.2025
Gunnis, Emily

Die vergessenen Kinder


ausgezeichnet

Ein Roman, der auf wahren Begebenheiten beruht und tief unter die Haut geht. Die Autorin verbindet historische Fakten mit einer bewegenden, fesselnden Erzählung voller Emotion und Spannung.

Im Mittelpunkt steht eine junge Frau, die in einem Heim für ledige Mütter untergebracht wird – ein Ort, dessen kalte Grausamkeit und erschütternde Zustände ein dunkles Kapitel britischer Geschichte aufzeigen. Die Protagonistin wächst einem mit jeder Seite mehr ans Herz; ihr Schicksal berührt, erschüttert und lässt einen nicht los.

Themen wie Schuld, Verdrängung und die unaufhaltsame Macht der Erinnerung durchziehen diesen Roman und verleihen ihm eine Tiefe, die weit über bloße Unterhaltung hinausgeht.

Die vergessenen Kinder ist nicht nur eine packende Geschichte – es ist ein literarisches Zeitdokument, das bewegt, aufrüttelt und lange nachwirkt.