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Bücherwurm

Bewertungen

Insgesamt 308 Bewertungen
Bewertung vom 06.11.2025
Tack, Stella

Die letzte Stunde / Ever & After Bd.3


sehr gut

„Ever und After 3 – Die letzte Stunde“ ist der fulminante Abschluss der Ever-und-After-Reihe von Stella Tack, und ich war von Anfang an extrem gespannt, wie die Geschichte enden würde. Schon in den ersten Kapiteln geht es wieder hoch her, und die Autorin schafft es zum Schluss, alle offenen Fragen zufriedenstellend aufzulösen. Band 1 und 2 sollten vorab gelesen werden, um die Handlung von Band 3 verstehen zu können.

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Perspektive der beiden Hauptfiguren Rain und Cole erzählt, was den Leser:innen ermöglicht, tief in die Gedanken und Gefühle der beiden einzutauchen. Jedes Kapitel ist zudem wieder mit einem Originalzitat aus einem der Grimm'schen Märchen versehen, was dem Buch eine besondere Atmosphäre verleiht und die Verbindung zur märchenhaften Vorlage unterstreicht. Das hatte mir in Band 1 und 2 schon sehr gut gefallen.

Rain gefällt mir wieder besonders mit ihrer modernen Sprache und Schlagfertigkeit – manchmal zum Schmunzeln, manchmal zum laut Auflachen. Cole wirkt hingegen komplex und zwiespältig: Seine dunkle Seite erinnert ein wenig an Gollum, was die Spannung in ihrer Beziehung zusätzlich steigert.

Zu Beginn fiel es mir jedoch etwas schwer, richtig in die Handlung zu kommen. Viele der liebgewonnenen Nebencharaktere sind zunächst kaum präsent, und das Buch nimmt einen deutlich splatterhaften Ton an. Doch sobald mein Liebling Avery wieder auftaucht, gewinnt die Geschichte deutlich an Fahrt, und die Handlung entfaltet sich zunehmend spannend.

Der Showdown überrascht mit vielen unerwarteten Wendungen und Enthüllungen, die teils konfus wirken, aber dennoch zum Gesamtbild passen. Die Handlung bleibt unvorhersehbar und wild, und man wird ständig von einer neuen Überraschung zur nächsten geführt.

Alles in allem ist „Ever und After 3 – Die letzte Stunde“ ein wilder, aufregender Abschluss der Reihe. Trotz kleiner Schwächen, wie dem langsamen Einstieg und dem etwas chaotischen, splatterhaften Ton, hat mich das Buch letztlich begeistert. Es ist ein spannender, emotionaler Ritt, der die Reihe würdig abschließt.

Fazit: Ein unvorhersehbares, energiegeladenes Finale voller Spannung, Magie und überraschender Wendungen – ideal für Fans von modernen Märchenadaptionen mit einem Hauch Wahnsinn.

Bewertung vom 06.11.2025
Kingfisher

Dornenhecke


ausgezeichnet

T. Kingfishers „Dornenhecke“ ist eine märchenhafte Novelle, die klassische Motive geschickt auf den Kopf stellt. Besonders berührt hat mich die Hauptfigur Krötling, die trotz ihres einsamen Daseins und der Verantwortung, einen wichtigen Zauber aufrechtzuerhalten, menschlich und greifbar wirkt. Ihr Bedürfnis nach Zuwendung und Kommunikation führt zu Ereignissen, die sie nicht mehr aufhalten kann.

Die Geschichte besticht durch den bildhaften, fließenden Schreibstil und die vielen originellen Fantasyfiguren – ein göttlicher Mondscheinhase ist nur eines von zahlreichen Details, die die Welt lebendig machen. Auch die Darstellung verschiedener Feenarten zeigt die Fantasie der Autorin und hebt die Novelle deutlich von klassischen Märchen ab. Besonders gelungen fand ich den harmonischen Wechsel zwischen Krötlings Erinnerungen und der Gegenwart, der die Erzählung lebendig und abwechslungsreich macht.

Die Rollen von Gut und Böse werden auf erfrischende Weise vertauscht und das Ende der Novelle hat mich sehr überrascht.

Insgesamt hat mich „Dornenhecke“ verzaubert. Die Novelle ist sanft, fantasievoll und originell geschrieben und macht Lust, mehr von T. Kingfisher zu lesen.

Bewertung vom 06.11.2025
Chipman, Jennifer

Spookily Yours


gut

"Spookily Yours" ist ein kurzweiliges Herbstbuch mit einer eher oberflächlichen Geschichte, die sich rund um die Hexe Willow und ihren Love Interest Dämon Damien dreht. Ich habe den Roman als Hörbuch gehort und konnte kleinere Schwächen in der Handlung und auch Cringe in Spice-Szenen gut überhören. So war es ein nettes Nebenher-Hören mit einem schönen, saisonalen Setting, das besonders durch seine herbstliche Atmosphäre punktet. Die Aktivitäten und Beschreibungen rund um den Herbst schafften eine gemütliche Stimmung und machten das Buch zu einer passenden Lektüre für die Übergangszeit.

Inhaltlich blieb die Geschichte jedoch eher oberflächlich. Die Handlungen und Gefühle der Protagonisten wurden häufig nur kurz angerissen, ohne wirklich in die Tiefe zu gehen. Dadurch fiel es mir manchmal schwer, die Emotionen nachzuvollziehen oder eine Bindung zu den Figuren aufzubauen. Auch einige Wendungen – etwa magische Elemente oder Verwandlungen – passierten recht plötzlich, sodass sie an Wirkung verloren.

Der Schreibstil war insgesamt flüssig, aber stilistisch nicht ganz mein Geschmack. Häufig wurde eher „erzählt“ als „gezeigt“, sodass bestimmte Emotionen eher benannt als erlebbar gemacht wurden. Besonders auffällig war die wiederkehrende Formulierung „Mich überkam ein Gefühl von …“, die den Lesefluss etwas eintönig machte.

Ab etwa der zweiten Hälfte legte die Geschichte deutlich an Tempo zu, vor allem durch einige Spice-Szenen, die klar auf eine erwachsene Zielgruppe ausgelegt sind. Diese Szenen sind stellenweise etwas übertrieben oder etwas „cringe“, passen aber zum Ton des Buches, wenn man es als leichte Unterhaltung versteht und nicht zu ernst nimmt.

Insgesamt ist "Spookily Yours" kein tiefgründiger Roman, sondern eher eine Lektüre mit herbstlichem Setting für zwischendurch – besonders, wenn man die Geschichte als Hörbuch genießt und nicht alles zu ernst nimmt. Wer nach ausgearbeitetem Fantasy-Epos oder romantischem Slow-Burn sucht, ist hier allerdings falsch.

Bewertung vom 06.11.2025
Stone, Leia

House of Ash and Shadow - Die goldene Stadt 1


sehr gut

Fallon lebt von Geburt an mit einem Fluch: Jede Berührung bereitet ihr unerträgliche Schmerzen. Als sie, um ihren sterbenskranken Vater zu retten, einen Heiler aus der nahe gelegenen goldenen Stadt der Fae engagiert und dieser sie versehentlich berührt, bleiben erstmals in ihrem Leben die Schmerzen aus. Nachdem der Heiler Ariyon von ihrem Fluch erfährt, flieht er jedoch und Fallon wird nachfolgend von der Fae-Königin der goldenen Stadt an die Akademie verschleppt. Vor Ort erfährt Fallon nach und nach, was es mit ihrem Fluch und ihrer wahren Herkunft auf sich hat. Schon bald muss sie sich fragen, wer im Spiel Böse und wer wirklich Gut ist...

Ich bin ganz ohne Erwartungen in dieses Buch gestartet (es ist mein erstes der Autorin gewesen) und wurde positiv überrascht! Zwar deutete sich von Anfang an an, dass wir in eine Romantasy-Welt eintauchen, aber im Mittelpunkt stand erfreulicherweise nicht die Liebesgeschichte, sondern Fallons Herkunft, ihre Kräfte und ihre Zukunft. Das fand ich sehr erfrischend, denn nichts nervt mich mehr, als wenn eine Protagonistin nach dem ersten Blickkontakt mit dem Love Interest plötzlich jede Handlungskompetenz verliert.

Die Geschichte entwickelte sich eher langsam, was mir anfangs etwas schleppend vorkam. Als ich dann gesehen habe, dass die Reihe nicht zwei, sondern drei Bände umfasst, passte das Tempo für mich jedoch wieder. So hat Leia Stone genügend Raum, um ihre Welt, das Magiesystem und die Akademie einzuführen. Seit Fallon an eben dieser angekommen ist, war ich komplett in der Geschichte angekommen und habe als Academia-Setting-Fan die Seiten verschlungen.

Fallon selbst war mir unglaublich sympathisch. Sie hat so viel durchgemacht, und ich habe jede Emotion mit ihr mitgefühlt. Ich mochte sehr, dass Fallon tough ist, aber gleichzeitig verletzlich blieb. Auch andere Figuren wie ihre Freundin Eden oder auch ihr Vater waren gut ausgearbeitet und boten etwas für's Herz! Die beiden Love Interests Ayden und Ariyon dagegen blieben für mich zwiespältig. Der Romantasy-Anteil mit Fallon und ihren Love Interests wirkte auf mich teilweise ein bisschen jugendlich-naiv. Hier merkte ich deutlich das jüngere Zielpublikum. Mir gefiel allerdings, dass man nicht von Beginn an vorhersehen konnte, wer von den Figuren Böse oder Gut ist.

Mein heimlicher Favorit ist und bleibt jedoch Fallons Rabe, der im Verlauf der Geschichte in Erscheinung tritt. Ich musste so lachen, als er zum ersten Mal auftauchte – seine sarkastischen Kommentare haben einfach jedes Kapitel aufgelockert.

Die Sprache ist insgesamt einfach gehalten. Das machte das Buch leicht lesbar, ließ aber manchmal etwas von der „Magie“ in der Erzählweise vermissen. Es entspricht damit Jugendfantasy für 14–16 Jährige. Seit Fallon an der Akademie war, hatte mich die Geschichte dann aber völlig gepackt. Ich mochte sehr, dass wir mit ihr zusammen alles entdecken.

Das Ende des Romans hat mich dann mit seiner Wendung völlig überrascht! Es war spannend, emotional und hat extrem viele Fragen offengelassen. Ich bin auf jeden Fall gespannt auf Band 2 und muss mich nun bis Februar gedulden.

Fazit: "House of Ast and Shadow – Die goldene Stadt 1" hat mich trotz kleiner Schwächen echt begeistert. Ich habe mit Fallon mitgelitten, mitgefiebert und gelacht und, obwohl die Sprache etwas schlicht war und die Lovestory nicht immer überzeugt hat, konnte ich das Buch am Ende kaum noch aus der Hand legen.

Bewertung vom 28.10.2025
Sommer, Alicia

Falling for No. 89


gut

Alicia Sommer gelingt es auch im zweiten Band ihrer Reihe, den Leser sofort in die Welt des American Footballs hineinzuziehen. Der Schreibstil ist angenehm leicht und locker, man kommt sehr flüssig durch die Kapitel und kann gut in die Geschichte eintauchen.

Besonders positiv hervorzuheben ist der Football-Aspekt: Die Spiele, Trainings und sportlichen Abläufe sind realistisch und detailreich beschrieben – sogar besser als im ersten Band. Man spürt beim Lesen förmlich die Dynamik und Intensität des Sports, fast so, als säße man selbst vor dem Fernseher bei einem echten Spiel. Die Fachbegriffe zu Spielzügen, Fouls und Positionen sind korrekt verwendet und zeigen, dass hier gründlich recherchiert wurde.

Inhaltlich greift Alicia Sommer wichtige Themen wie psychische und physische Gesundheit im Leistungssport auf, insbesondere CTE und den Umgang mit Druck, Ruhm und Verletzungen. Dabei wird der Football sowohl von seiner glanzvollen als auch seiner dunklen Seite gezeigt: Geld, Aufmerksamkeit und Privilegien stehen einem System gegenüber, das Spieler oft eher als Ware denn als Menschen behandelt. Diese kritische, aber authentische Sichtweise fand ich sehr gelungen – auch die Anspielungen auf reale Profisportler fügten sich stimmig ein.

Erzählt wird die Geschichte abwechselnd aus der Perspektive von Sheila und Kayce, einem Tight End der fiktiven L.A. Vipers. Sheila kommt als Medizinstudentin im Rahmen eines Förderprogramms zum medizinischen Team der Vipers. Grundsätzlich fand ich diesen medizinischen Blickwinkel spannend und frisch – allerdings störte mich Sheilas „Gabe“, durch Handauflegen Verletzungen zu erkennen. Das wirkte zu fantastisch und passte für mich nicht in das ansonsten realistische Setting.

Auch bei den Figuren blieb für mich einiges auf der Strecke. Kayces familiäres Trauma wurde ewig nicht aufgedeckt und wirkte dann wie ein nahezu belangloses Kommunikationsproblem auf mich. Mit der Liebesgeschichte konnte ich leider ebenfalls nicht warm werden. Sheila ist von Anfang an sehr devot und emotional abhängig, während Kayce sie teilweise herablassend behandelt. Zwar gibt es am Ende eine Entwicklung, doch die kommt für mich zu plötzlich und wirkte wenig überzeugend. Dass Sheila über all die Jahre heimlich in ihn verliebt war und natürlich noch Jungfrau ist, hat für mich zu sehr dem klassischen amerikanischen Romance-Klischee entsprochen. Auch Kayces spätere Erkenntnis, Sheila sei schon immer „die Eine“ gewesen, fand ich leider zu platt.

Insgesamt ist Falling for No. 89 ein gut geschriebenes Buch mit starker sportlicher Atmosphäre und ernsthaften Themen, das aber im emotionalen Bereich und bei den Figuren für mich nicht ganz überzeugt. Wer sportlastige Romance-Geschichten mit realistischem Football-Feeling mag, wird hier dennoch auf seine Kosten kommen.

Bewertung vom 28.10.2025
Marie, I. V.

Immortal Consequences / Blackwood-Academy-Trials Bd.1


sehr gut

Ich habe mich schon vorab wahnsinnig auf diesen Roman gefreut - und allein der Farbschnitt und der Umschlag sind ja mal ein Hingucker! Der Einstieg fiel mir zunächst etwas schwer – vor allem, weil die Handlung aus den Perspektiven von insgesamt sechs Figuren erzählt wird. Durch diesen häufigen Wechsel brauchte ich eine Weile, um mich zurechtzufinden und eine emotionale Bindung zu den Charakteren aufzubauen. Die Erzählweise in der dritten Person sorgte zusätzlich für eine gewisse Distanz – die Figuren wirken insgesamt eher unnahbar, auch wenn sie interessant und vielschichtig angelegt sind.

Trotzdem gelingt es der Autorin, eine spannende, geheimnisvolle Atmosphäre aufzubauen. Besonders wichtig empfand ich für das Verständnis die Infodump-Passagen, da sie mir halfen, das komplexe Gefüge der Blackwood Academy und der magischen Regeln besser zu verstehen.

Die Geschichte entfaltete sich langsam, aber stetig – zunächst undurchschaubar, dann immer packender. Das Setting der Trials erinnerte mich stellenweise an "Harry Potter und der Feuerkelch" mit seinem magischen Wettkampfcharakter, hatte aber gleichzeitig eine ganz eigene, düstere Note Richtung Tribute von Panem.

Der offene Ende ist fies – ich möchte am liebsten sofort weiterlesen und erfahren, wie es mit Wren, August, Irene, Masika, Emilio und Olivier weitergeht.

Fazit: Ein atmosphärischer, komplexer Auftakt mit vielen Perspektiven und einem interessanten Wettkampf-Setting. Der Einstieg erfordert Geduld, belohnt aber mit einer vielschichtigen Geschichte, die Lust auf die Fortsetzung macht.

Bewertung vom 19.10.2025
Dabos, Christelle

Die Spur der Vertrauten


gut

„Was bleibt vom Ich, wenn nur noch das Wir zählt?“

Mit „Die Spur der Vertrauten“, dem neuesten Roman von Christelle Dabos, wagt die Autorin nach ihrer gefeierten Spiegelreisenden-Reihe einen radikal anderen Weg. Statt verspielter Magie und poetischer Bilder erwartet Leser*innen eine dystopische Gesellschaft, in der Individualität nicht existiert — und genau das merkt man dem ganzen Buch an.

In dieser Welt steht das „Wir“ über allem. Jeder Mensch ist darauf programmiert, dem Allgemeinwohl zu dienen. Individualität gilt hingegen als gefährlich.
Claire steht kurz vor ihrem Abschluss an der Schule der Vertrauten, während Goliath nur noch wenige Wochen bleiben, um sich als „Tugendhafter“ zu beweisen. Als plötzlich ein Schüler verschwindet — und niemand außer Claire das wahrzunehmen scheint — tun sich die beiden zusammen. Ihre Ermittlungen führen sie tief in ein Netz aus Lügen, Kontrolle und Geheimnissen, die größer sind, als sie je erwartet hätten.

Der Einstieg war für mich schwierig. Ich kam kaum in die Geschichte hinein, alles wirkte abgehackt, inhomogen und distanziert. Auch der Schreibstil trägt dazu bei, dass man sich den Figuren kaum vorstellen kann, insbesondere ihre Gesichter oder Persönlichkeitsmerkmale. Das ist zwar irritierend, passt aber gleichzeitig zum Konzept: In einer Welt ohne Individualität bleibt auch den Leser*innen der Zugang zu persönlichen Details verwehrt. Ein interessanter, aber auch anstrengender erzählerischer Kniff.

Nach dem ersten Drittel wurde die Handlung dann plötzlich sehr viel spannender. Plötzlich hatte ich zig Fragen im Kopf und wurde in die Dynamik des Buches hineingezogen. Der Zwischen-Showdown kam allerdings sehr früh und vorhersehbar, an dieser Stelle hatte ich eine ziemlich klare Ahnung, worauf das hinauslaufen würde. Das große Ganze klärt sich aber erst zum Ende des Romans und ich bin mir nicht sicher, ob ich wirklich alles verstanden habe.

Ein großes Plus: Goliaths Entwicklung. Anfangs fand ich ihn mit seiner saloppen Sprache und sprunghaften Art eher nervig, aber er wächst im Verlauf der Geschichte enorm. Gegen Ende empfand ich ihn als starken, tragenden Charakter, der mir wirklich ans Herz gewachsen ist. Claire mochte ich von Beginn an, auch wenn ihre Rolle erst zum Ende geklärt wird.

Fazit: „Die Spur der Vertrauten“ ist kein zweites Spiegelreisende-Märchen — und das ist Absicht. Dabos wagt sich hier an ein experimentelles, dystopisches Erzählkonzept, das konsequent durchgezogen wird, Leser*innen aber auch fordert. Für mich persönlich war die Geschichte stellenweise frustrierend und sperrig, aber auch faszinierend in ihrer Konsequenz.

Wer bereit ist, sich auf eine ungewohnte, kalte Welt einzulassen, wird hier ein besonderes Leseerlebnis finden. Wer die Wärme und Detailfülle der Spiegelreisenden-Reihe erwartet, wird vermutlich enttäuscht.

Bewertung vom 16.10.2025
Kling, Marc-Uwe

Der Tag, an dem Max dreimal ins Auto gekotzt hat / Trubel bei Tiffany Bd.5 (Audio-CD)


ausgezeichnet

Wer schon einmal mit der ganzen Familie zu einer Familienfeier gefahren ist, weiß: Das kann ganz schön turbulent werden. In diesem Buch – beziehungsweise Hörbuch – wird diese Alltagssituation auf herrlich humorvolle Weise auf die Spitze getrieben.

Marc-Uwe Kling liest sein Werk selbst, was den ohnehin schon pointierten Text noch lebendiger macht. Sein unverwechselbarer Tonfall, der charmant zwischen trockenem Humor und leiser Ironie pendelt, sorgt dafür, dass man schon nach wenigen Minuten grinsend zuhört.

Die Geschichte führt uns diesmal mit der Familie rund um Tiffany auf einen Roadtrip zur Hochzeit der Tante. Im Auto sitzen Mama, Papa, Oma, Opa und die Geschwister Tiffany und Luisa – und natürlich Max, der am Abend zuvor ordentlich gefeiert hat. Die Konsequenzen lassen nicht lange auf sich warten: Max beschert der Familie eine mehr als „duftende“ Fahrt.

Besonders gelungen sind die liebevollen Eigenheiten der Figuren: der Opa mit seinen Kommentaren, die Oma, die ständig ihr Handy sucht, und der Vater, der sich über alle aufregt. Diese kleinen Macken machen die Charaktere herrlich greifbar – und erinnern einen an die eigene Familie.

Obwohl das Buch offiziell ein Kinderbuch ist, eignet es sich wunderbar für alle Altersgruppen. Die Situationen sind so alltagsnah, dass man sich unweigerlich wiedererkennt, ob als Kind auf der Rückbank oder als gestresster Elternteil am Steuer. Oder als kinderlose Tante, die herzhaft (mit-)lachen kann ;)

Fazit: Ein wunderbar unterhaltsames Hörbuch mit jeder Menge Humor und einer Prise Chaos, wie man es nur von echten Familienausflügen kennt. Wer schon die anderen Werke von Marc-Uwe Kling liebt, wird auch hier voll auf seine Kosten kommen.

Bewertung vom 14.10.2025
Kinney, Wallis

A Dark and Secret Magic


sehr gut

"A Dark and Secret Magic" von Wallis Kinney ist ein Roman, der auf leisen Sohlen daherkommt, aber schnell eine eindringliche Wirkung entfaltet. Mit warmen Herbsttönen, einer eindrucksvoll ausgestalteten Welt und einer stimmungsvoll erzählten Geschichte gelingt es der Autorin, ein besonderes Leseerlebnis zu schaffen, das zwischen Gemütlichkeit und angenehmer Spannung balanciert.

Im Fokus des Romans steht Protagonistin Hecate alias Kate. In ihrem gemütlichen Hexenhäuschen hat sie sich mit Kater Merlin ein geruhsames Leben eingerichtet. Als sie jedoch von heute auf morgen das Halloweenfest für ihren Hexenzirkel ausrichten soll und dann noch der geheimnisvolle Schattenmagier Matthew, auf den sie sich wegen seiner verbotenen Magie eigentlich gar nicht einlassen dürfte, vor der Tür steht, gerät ihre Welt langsam aber sicher aus den Fugen.

Hecate als Figur fand ich sehr interessant. Sie ist eine Heckenhexe, was mir so noch nicht begegnet war, und steht zu Beginn des Romans kurz vor ihrem 31. Geburtstag und ist damit wohltuend anders als viele Heldinnen des Genres. Ihre Perspektive verlieh der Handlung eine erwachsene Note und erlaubte feinere emotionale Nuancen, als man sie in vergleichbaren Fantasyromanen häufig findet. Matthew fungiert als männlicher Gegenpart zu Kate und vereint ein mysteriöses, verbotenes Element mit einer warmherzigen, respektvollen Art. Anstatt in stereotype Muster zu verfallen, präsentiert die Autorin mit Matthew einen Charakter, der sympathisch und glaubwürdig auf mich wirkte. Die langsam wachsende Bindung zwischen Kate und Matthew ist fein gezeichnet und entwickelte sich mit einem realistischen Tempo.

Das Worldbuilding empfand ich als außergewöhnlich detailreich. Die Autorin beschreibt ihre magische Welt so lebendig, dass sie beim Lesen greifbar wird: die klar strukturierte Magie, die an ein kunstvolles Handwerk erinnert, die liebevoll ausgestalteten Orte und nicht zuletzt die kulinarischen Details, die die Sinne ansprechen. Besonders eindrucksvoll ist die dichte Herbstatmosphäre, die das gesamte Buch trug. Das Herbstfest, das im Roman eine zentrale Rolle spielt, ist ein Paradebeispiel für diese gelungene Atmosphäre – so stimmungsvoll, dass man es am liebsten selbst besuchen würde.

Die emotionale Dimension des Romans zeigte sich besonders in Hecates Einsamkeit zu Beginn der Geschichte. Ihre Isolation, eng verwoben mit ihrer magischen Begabung, verlieh der Erzählung Tiefe und Melancholie. Die Vielzahl an ambivalenten oder egoistischen Nebenfiguren – darunter Familienmitglieder und Zirkelmitglieder – sorgte für zusätzliche Spannung, auch wenn nicht alle Figuren am Ende eine klare Entwicklung oder Konsequenzen erfahren. Gerade diese moralischen Grauzonen machten den Roman interessant, auch wenn sie bisweilen etwas unausgewogen wirkten.

So überzeugend Atmosphäre und Figurenzeichnung sind, so zurückhaltend präsentierte sich der Showdown. Der finale Konflikt wirkte vergleichsweise schlicht und schnell aufgelöst – hier hätte die Geschichte mehr Raum und Komplexität vertragen können. Auch die Darstellung von Matthews Verhalten gegenüber Kate wirkte auf mich etwas idealisiert, zu überbehütend und weniger differenziert als der Rest der Figurenzeichnung. Ein Epilog hätte dem Buch gutgetan, um Kates Zukunft und mögliche Veränderungen in der magischen Gesellschaft nachzuzeichnen.

Fazit: A Dark and Secret Magic ist ein atmosphärisch dichter, liebevoll erzählter Fantasyroman, der mit einer reifen Protagonistin, sorgfältig gestaltetem Worldbuilding und einem starken Sinn für Stimmung überzeugt. Kleinere erzählerische Schwächen im Finale können die insgesamt gelungene Lektüre nur wenig schmälern und ich hoffe sehr auf eine Fortsetzung.

Bewertung vom 11.10.2025
Verley, Vivien

Das Geheimnis von Port Mint / Thea Magica Bd.1


sehr gut

Schon das Äußere von Thea Magica ist ein echter Hingucker: Das Cover ist wunderschön gestaltet, der Farbschnitt macht das Buch zu einem Schmuckstück im Regal und die kleinen Illustrationen, die den Text begleiten, runden das Leseerlebnis perfekt ab.

Im Mittelpunkt steht die Protagonistin Robin, die mir von Anfang an sehr sympathisch war. Sie kommt neu an eine Schule in Port Mint, entdeckt dort nicht nur ihre magischen Fähigkeiten, sondern findet mit Mailin und Cornelius auch zwei neue Freunde. Gemeinsam gehen sie mysteriösen Ereignissen im Ort auf den Grund – während Robin ihre magische Gabe geheim halten muss, weil diese eigentlich als gefährdend erachtet wird. Die Dynamik zwischen den drei Freunden ist süß und angenehm zu lesen.

Besonders gut hat mir die Idee gefallen, Magie mit Tee zu verbinden – eine originelle und charmante Idee, die hervorragend zur cozy Stimmung passt. Die Geschichte selbst ist insgesamt rund erzählt und verliert sich nicht in endlosen Erklärungen. Ich mochte, dass Robin nicht naiv ist, sondern Dinge direkt anspricht und hinterfragt.

Allerdings hätte ich mir an manchen Stellen – besonders am Anfang und im Finale – etwas mehr Tiefe und Erklärungen gewünscht. Die Handlung wird dort recht schnell abgehandelt, was schade ist, da die Grundidee so viel Potenzial bietet. Auch stilistisch hätte es an einigen Stellen noch ein wenig ausgefeilter sein dürfen.

Trotz dieser kleinen Kritikpunkte ist Thea Magica für mich eine richtig gemütliche Jugendgeschichte mit einem schönen Setting, einer sympathischen Heldin und einer spannenden Idee. Das offene Ende macht definitiv Lust auf Band 2 und ich freue mich schon darauf, wieder in Robins magische Welt einzutauchen.