Benutzer

Bewertungen

Insgesamt 17 Bewertungen
Bewertung vom 02.08.2025
Rayne, Piper

The One I Stood Beside / Plain Daisy Ranch Bd.2


gut

Bleibt deutlich hinter dem 1. Band zurück

Jude und Sadie sind beste Freunde – nur mit dem gegenseitigen Eingestehen, dass da vielleicht mehr als nur freundschaftliche Gefühle sind, hat es seit Jahren nicht geklappt. Als Sadie’s Vater stirbt und ihre Familienfarm vor der Zwangsversteigerung steht, macht Jude ihr mit dem Ziel, als Eheleute den Kredit bewilligt zu bekommen, der Sadie allein verwehrt bleibt, einen Heiratsantrag. Es ist in erster Linie ein Zweckbündnis, aber die Farce zwingt sie dazu, sich auf eine ganz neue Art und Weise miteinander zu beschäftigen. Und so bietet sich die Chance, dass lange verborgene Gefühle an die Oberfläche kommen und beide gezwungen werden, darüber nachzudenken, was sie eigentlich wirklich vom Leben wollen…
Während der 1. Band der Reihe zwar auch nicht wahnsinnig tiefgründig war, mich aufgrund des cozy Kleinstadtgefühls und der Figuren aber überzeugte, bleibt dieser zweite Band meiner Meinung nach leider weit hinter Teil 1 zurück. Die Handlung war für mich insgesamt nicht stimmig, worin mein größter Kritikpunkt liegt. Mit dem (Schein-)Hochzeitsthema hatte ich natürlich gerechnet, die Umsetzung der Hochzeitsvorbereitungen (Tantra-Yoga-Kurs…?) konnte mich aber nicht überzeugen und erschien mir weit hergeholt. Vor allem, da die Hochzeit nur wenige Wochen nach dem spontanen Antrag bereits stattfand. Einmal verheiratet, erfolgte das lange aufgeschobene Eingestehen der gegenseitigen Gefühle füreinander in meinen Augen dann merkwürdig plötzlich und zu einem Zeitpunkt in der Geschichte, der entgegen jeder Spannungskurve steht. Etwa ein Drittel der Seiten lag danach noch vor mir und ich habe mich gefragt, was nun noch passieren soll, das diesen „Höhepunkt“ des Plots übersteigt? Tatsächlich dann auch nicht mehr viel. Ich verstehe den Ansatz der Autorinnen, das gegenseitige Ausloten von Lebenszielen und die Zweifel, den jeweils anderen von deren Erreichen abzuhalten, zu thematisieren. War für mich aber leider nicht stimmig in die Geschichte eingeflochten und fühlte sich somit nicht natürlich an. Und dann schließlich das Erfüllen aller denkbaren Klischees am Ende… uff.
Aus Jude als Charakter bin ich zudem nicht so richtig schlau geworden. Eigentlich ist er der grummelig-mürrische Typ, dem ich durchaus etwas abgewinnen kann. Sofern er überzeugend geschrieben ist und nur ganz bestimmte Personen eine andere Seite an ihm hervorlocken können. Bei Jude kam es mir aber so vor, als wäre er nach der Hochzeit auf einmal wie ausgewechselt und ich habe den grumpy Typen gar nicht mehr wiedererkannt. Sofern sich sein Verhalten gegenüber Sadie ändern würde: okay. Aber er legt ja scheinbar insgesamt eine 180°-Wendung hin. Soll mir das sagen, er war nur deshalb mürrisch, weil Sadie und er sich ihre Gefühle nicht eingestanden hatten? Fand ich insgesamt nicht wirklich authentisch. Zudem hatte ich bereits ziemlich zu Beginn einen Moment mit ihm, durch den er sehr viele Minuspunkte gesammelt hat. Zitat: „Und auch Ben [sein Bruder] würde ihr Geld leihen, aber ich will nicht, dass er sich einmischt. Mein Ego und mein Stolz sagen mir, dass ich derjenige bin, der Sadie beschützen muss.“ Sein Ego und sein Stolz? Ernsthaft? Und das ist die Begründung dafür, dass er sie lieber zum Schein heiratet, als sie Geld von seinem reichen Ex-Profifootballer-Bruder nehmen zu lassen? Das hätte man deutlich eleganter lösen können, liebe Autorinnen.
Ein letzter Kritikpunkt: Die Autorinnen fokussieren sich teilweise sehr stark auf Körperlichkeiten und Sex-Szenen zwischen ihren Paaren. Bei Ben und Gillian in Band 1 fand ich das mit einem Augenzwinkern authentisch, weil es zu ihrer Second-Chance-Geschichte passte und von Beginn an ihre gegenseitige Anziehung thematisiert wird. Jude und Sadie hingegen werden als Paar eingeführt, die beste Freunde sind und sich gegenseitig auf vielen Ebenen sehr nahe stehen. Sobald ihre romantischen Gefühle füreinander klar sind, kam es mir jedoch vor, als wäre ein Schalter umgelegt worden und ihre Beziehung auf ständige Sex-Begegnungen reduziert worden. Das habe ich als unpassend für die beiden empfunden und hätte mir hier eine viel tiefsinnigere Auseinandersetzung mit ihrer Gesamtsituation und ihrem Verhältnis zueinander gewünscht. Konflikte in dieser Richtung kommen dann ja auch auf, werden aber in meinen Augen sehr hoppladihopp abgehandelt – was wieder in Richtung meiner Kritik am Gesamt-Plot geht.
Positiv zu erwähnen bleibt, dass das Setting der Kleinstadt Willowbrook und der Plain Daisy Ranch mir sehr zusagt und man sich beim Lesen in dieser Welt rundum wohl und geborgen fühlt. Der Schreibstil ist zudem angenehm leicht, sodass man durch die Seiten hindurchfliegt.
Insgesamt für mich eine Fortsetzung, die deutlich hinter dem 1. Teil zurückbleibt, was vor allem den Plot betrifft, aber vielleicht auch am Trope und am Couple liegt. Nichtsdestotrotz bin ich gespannt auf Emmett’s Geschichte in Band 3, von dem ich mir – insbesondere auch aufgrund der bereits bekannten Charakterzüge des Protagonisten – dann wieder mehr verspreche.

Bewertung vom 26.07.2025
McLean, Jay

Loving Lucas / Preston Brothers Bd.1


sehr gut

Setting & Charaktere überzeugen, Plot erst im letzten 1/3 erkennbar – insgesamt 3,5 Sterne

Lucas & Laney kennen sich seit Kindertagen und haben eine ganz besondere Beziehung zueinander. Sie geht weit über enge Freundschaft hinaus, doch beide verpassen sie den Moment, ein Paar zu werden. Während Lucas als Teenie den Frauenheld spielt, ist Laney eher Eigenbrötlerin. Nach einer schicksalhaften Nacht haben beide Streit und es scheint etwas zwischen ihnen zerbrochen zu sein. Kurz darauf hat Laney ihre 1. Beziehung zu einem anderen Jungen und Lucas muss lernen, damit zurecht zu kommen. Während dieser Zeit wird ihre Freundschaft auf eine harte Probe gestellt, Laney scheint nicht glücklich, doch Lucas kommt nicht mehr an sie heran. Das Buch begleitet die beiden durch die Phasen ihrer Freundschaft und Liebe, mit Ups und Downs, leichteren und schwereren Phasen. Werden sie am Ende zueinander finden?
Der Einstieg in das Buch war für mich ehrlich gesagt alles andere als leicht. Die Geschichte fesselte mich nicht und es fiel mir schwer, dran zu bleiben. Etwa die erste Hälfte des Buchs lang wird in zwei Zeitebenen erzählt: Das letzte Highschool-Jahr als Gegenwart und diverse Rückblicke, die die Vergangenheit der beiden beleuchten. Die Handlung erschien mir zu Beginn sprunghaft, immer wieder wechselte die Zeitebene, hinzu kommen abwechselnde Erzählabschnitte aus Lucas und aus Laneys Perspektive, einzelne Passagen sind teils recht kurz. Mit den Rückblicken tat ich mich sprachlich teils schwer. Auch die Äußerungen der damals elfjährigen Kinder überzeugten mich nicht, sie wirkten für dieses Alter viel zu reif und reflektiert und sagten Dinge, die nicht zu diesem Alter passen.
Was der Autorin gut gelingt, ist die Beschreibung der besonderen Familienkonstellation und der Atmosphäre, die in diesem Haushalt vorherrscht. Hier fühlte ich mich schnell wohl, trotz (oder gerade wegen) des Trubels aufgrund der 7 Preston-Geschwister gewann ich die Familie lieb und konnte in die liebenswerte, warme Stimmung eintauchen. Die Namensgebung (alle beginnen mit L) erscheint zwar auf den 1. Blick als witziger Gag, sie machte es mir aber schwer, in die Handlung einzusteigen. Trotz Stammbaum hinten im Buch konnte ich beim Lesen lange die Geschwister nicht auseinander halten. Dazu noch Laney, die eigentlich Lois Sanders heißt, die über Lois Lane aber zu ihrem Spitznamen Laney gekommen ist… Naja.
Die Handlung bleibt dann auch über weite Teile des Buchs hinweg mein größter Kritikpunkt. Ich habe lange den roten Faden gesucht und mich gefragt, wo die Geschichte eigentlich herkommt und wo sie hin will. Es gibt zwar die ganze Zeit Handlung, diese plätschert aber irgendwie vor sich hin und mir fehlte ein greifbarer Anfang und ein Ziel, auf das die Geschehnisse hinaus laufen könnten. Ich spreche hier nicht von einem vorhersehbaren, langweiligen Plot ohne Twists oder unerwarteten Wendungen. Aber eine irgendeine Art Spannungsbogen wäre schön gewesen. An dieser Stelle sei vielleicht auch kurz auf den Klappentext verwiesen, der meiner Meinung nach völlig am Buch vorbei geht, was mich zusätzlich irritierte. Erst im letzten Drittel des Buches besserte sich alles deutlich und ab dann konnte man als Leser auch besser einordnen, was in den ersten 2/3 erzählt wurde. Die „Auflösung“ kam für mich zugegebenermaßen nicht überraschend, sondern ich hatte bereits geahnt, was zunächst verschwiegen wurde. Tatsächlich setzt die Autorin diesbezüglich auch ein paar schöne Stilmittel ein, die das Ganze unterstützen (beispielsweise wird eine ganze Zeit lang nur noch aus der Perspektive von Lucas erzählt), aber diese sind so unauffällig, dass sie fast untergehen.
Beide Charaktere, Laney und Lucas, sowie auch die gesamte Entourage um sie herum sind mir nach und nach sehr ans Herz gewachsen und ich mochte, wie die Autorin ihre Figuren gestaltet hat. Etwas zu viel waren mir die ganzen tragischen Themen, die in der Geschichte untergebracht wurden (Scheidung und fehlende Liebe eines Elternteils bei Laney; früher Tod eines Elternteils bei Lucas; kurzer Abstecher in den Drogenkonsum; häusliche Gewalt; toxische Beziehungen; usw.). Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass hier bewusst keine ganz und gar glückliche Familie skizziert werden soll, sondern eine authentische, echte mit all ihren Höhen und Tiefen. Dennoch wirkt die Stimmung durch die Überzahl der Themen drückend und schwer und das Ganze war für meinen Geschmack schon ein wenig zu überladen. Vielleicht wäre es mir als Leser mit den ersten beiden Dritteln leichter gefallen, wenn hier ein wenig mehr Fokus auf weniger Themen gesetzt worden wäre.
Insgesamt eine tolle Idee, die in der Umsetzung jedoch nicht 100% überzeugen kann. Das Setting der Großfamilie Preston ist wunderbar und die Charaktere toll gestaltet. Der Plot lässt einen als Leser jedoch lange im Regen stehen und es fehlt ihm etwas am erkennbaren Spannungsbogen, bis die Handlung im letzten Drittel dann schließlich doch noch rund wird. Für mich 3,5 Sterne – aufgerundet 4.

Bewertung vom 26.07.2025
Rayne, Piper

The One I Left Behind / Plain Daisy Ranch Bd.1


sehr gut

Cozy Wohlfühlgeschichte mit Ranch-Feeling und Großfamilie

Nach 15 Jahren kehrt Ben als pensionierter Footballspieler in seinen Heimatort Willowbrook zurück. Er hat sich seinen Traum von der Profisportlerkarriere erfüllt, musste dafür jedoch nicht nur die Familienranch zurücklassen, sondern auch seine Highschool-Liebe Gillian. Sobald er zurück ist, versucht er bei ihr dort anzuknüpfen, wo sie als Siebzehnjährige aufgehört haben. Doch so sehr die Bewohner der Kleinstadt ihren heimgekehrten Star auch feiern, seine Jugendliebe hat sich geschworen, sich nie wieder von ihm das Herz brechen zu lassen. In Gillian’s Leben sind nach der Trennung von Ben einige Dinge anders gelaufen als ursprünglich geplant. Während Ben seinen Traum lebte, schlug sie sich als alleinerziehende Mutter durch und steht nun kurz vor ihrer Anwaltsprüfung, für die sie hart geschuftet hat. Sie liebt die Bewohner von Willowbrook und ihre Hilfsbereitschaft, dennoch beneidet sie Ben um die Chance, hinaus in die große weite Welt zu ziehen, die sie nie gehabt hat. Ihr Herz spricht allerdings in Bezug auf Ben eine ganz andere Sprache als ihre Vernunft und es ist nur eine Frage der Zeit, bis es sich durchsetzen wird.
Obwohl das Buch eine Menge Potenzial für viel Drama gehabt hätte, versprüht die Geschichte eine cozy Kleinstadt-Stimmung und liest sich angenehm unterhaltsam. Ich finde es total positiv, dass die Autorinnen auf überzogenes Drama verzichten und stattdessen eine authentische Handlung erzählen, die dennoch an keiner Stelle langweilig ist. Ich habe abwechselnd gelacht und geschluckt, wurde zwar nicht tiefgründig mitgerissen, aber war doch emotional berührt. Es gibt nicht nur eine süße Second-Chance-Liebe, sondern es werden auch ein paar tiefere Themen angeschnitten, die für mich sehr gut gepasst haben.
Während des Lesens habe ich mich die ganze Zeit über wunderbar geborgen gefühlt, was nicht zuletzt an der Atmosphäre von Willowbrook, seinen Bewohnern und der Familie Noughton sowie der Freundesclique rund um Ben und Gillian lag. Die Nebencharaktere (für mich immer ein wichtiges Kriterium für ein gutes Buch) haben die Autorinnen super hingekriegt. Ebenso das Setting mit der Ranch der Noughtons und den ganzen Tanten und Onkels, Cousinen und Cousins mochte ich sehr. Ganz nebenbei bietet es eine Menge Stoff für weitere Geschichten rund um die Ranch, was sicherlich auch eine Intention der Autorinnen war. Band zwei, in dem es um Jude und Sadie geht, liegt bei mir auf jeden Fall schon bereit. :D
Ben und Gillian als Protagonisten mochte ich beide gern. Wir lesen abwechselnd aus ihren beiden Perspektiven, wodurch ich mich in beide gut einfühlen konnte. Ich würde über keinen von ihnen sagen, dass er bzw. sie eine großartige persönliche Entwicklung über die Geschichte hinweg macht, wie ich es sonst gerne in Büchern lese. Überraschenderweise hat mich das in diesem Fall überhaupt nicht gestört, das Buch ist locker-leicht zu lesen und man fliegt nur so durch die Seiten. Auch wie sich die Handlung entwickelt, ist relativ vorhersehbar, ich hatte aber nichts anderes erwartet und fand das total in Ordnung (bzw. wollte genau so eine Geschichte lesen). Dennoch gibt es hier und da ein paar kleine überraschende Wendungen, was mir persönlich sehr gut gefallen und die Geschichte abwechslungsreich und rund gemacht hat.
Insgesamt ein gelungenes Cozy-Kleinstadt-Buch für alle, die Second-Chance und etwas ältere Protagonisten mögen. Hat mir gut gefallen und ich freue mich auf die Geschichten der Brüder (und vielleicht auch noch auf die der Cousins… :D).

Bewertung vom 19.06.2025
Buck, Vera

Der dunkle Sommer


sehr gut

Düster, interessant, unterschwellig spannend

Schauplatz Botigalli: Ein verlassenes Bergdorf auf Sardinien. Im Rahmen eines Förderprojekts kann die Architektin Tilda hier ein Haus für nur einen Euro erwerben - und findet, was sie sucht: vollkommene Abgeschiedenheit. Nach einem Unfall kämpft sie mit ihren ganz eigenen Dämonen und ist froh um Ruhe und Frieden. Doch dem Geisterort haftet eine düstere Atmosphäre an, seine Historie wird von einem blutigen Gemetzel überschattet, nachdem alle Überlebenden den Ort fluchtartig verlassen haben sollen. Wie kam es dazu? Was trieben die Einwohner Botigalli’s damals wirklich? Der Journalist Enzo versucht es herauszufinden und besucht hierzu jeden Sonntag den einzigen verbliebenen Bewohner des Orts: einen alten Herrn kurz vor dem Ende seiner Tage. Doch dieser verhält sich widerspenstig und Enzo ist überzeugt: Seine Geschichte ist eng mit dem Massaker verknüpft. Nach und nach ereignen sich merkwürdige Dinge in Botigalli und eine düstere Gefahr scheint näher zu kommen. Hat Tilda für ihren Euro womöglich unfreiwillig einen Teil der Vergangenheit erworben, der nun seine Finger in die Gegenwart ausstreckt?
Der Geschichte haftet von Beginn an eine düstere, drückende Atmosphäre an, die sehr authentisch ist. Als Leser kann man die flirrende, unerträgliche Sommerhitze nahezu selbst spüren und fühlt sich in das eigenwillige Bergdorf hineinversetzt. Die Autorin schafft es, ein sehr reales, eigenwilliges Setting zu erschaffen, das super gut zum Buch passt.
Erzählt wird abwechselnd aus den Perspektiven von Tilda und Enzo auf einer Gegenwartsebene sowie der von Franca, die als Jugendliche in den 80ern in Botigalli lebt, als das Dorf noch bewohnt ist. Einzelne Einschübe eines unbekannten Erzählers und ein Prolog ergänzen das Ganze. Das Buch ist analog zur Entwicklung der Handlung in drei Teile geteilt. Die wechselnde Erzählperspektive gefiel mir sehr gut, sie bringt Abwechslung in die Geschichte und trägt zur Spannung bei. Wirklich spannend, im Sinne von Nervenkitzel wie man ihn bei einem Thriller häufig findet, ist das Buch meiner Meinung nach jedoch nicht. Es entsteht eher eine unterschwellige, indirekte Spannung. Das ist jedoch nicht negativ zu bewerten, denn die intensive Atmosphäre und die rätselhafte Aura führen trotzdem dazu, dass ich es kaum aus der Hand legen konnte.
Die Charaktere sind interessant und vielseitig, jeder hat seine Eigenheiten, Ecken und Kanten, positive sowie negative Seiten. Keiner von ihnen war mit hundertprozentig sympathisch, aber gerade die Ambivalenz und die Mischung der drei sehr unterschiedlichen Figuren macht für mich den Charme der Geschichte aus. Bei jeder konnte ich den Handlungsstrang sowie Gedanken und Gefühle gut nachvollziehen, also mit ihnen in die Handlung eintauchen.
Insgesamt für mich eine gelungene, besondere Geschichte mit sehr authentischem Setting und einer interessanten Mischung an Charakteren, getragen von der düsteren Stimmung und eine Empfehlung für alle, die unterschwellige Spannung durch ungeklärte Geheimnisse und rätselhafte Vorkommnisse gepaart mit einer dunklen Vergangenheit mögen.

Bewertung vom 19.06.2025
Rotaru, Lana

Be My Shelter (Erstauflage exklusiv mit Farbschnitt und Character Card)


gut

Mental Health meets Slow Burn Romance

Das Buch handelt von Kaira, die niemandem jemals eine Bitte abschlagen kann und dabei gar nicht merkt, wie sehr sie unter Druck steht, weil ihr Pensum für keinen normalen Menschen zu schaffen ist. Und von Cooper, der seit einiger Zeit von Ort zu Ort reist, keine feste Bleibe hat und sich aufgrund einer negativen persönlichen Erfahrung nicht binden möchte. Beide treffen aufeinander, da Cooper über Kaira’s Bruder Jason einen Schlafplatz in ihrer Wohnung erhält, als er nach Portland kommt. Es funkt eigentlich sofort zwischen den beiden, aber keiner will sich das so richtig eingestehen bzw. sie kämpfen beide gegen ihre Gefühle an. Hinzu kommt, dass ihre unterschiedlichen Lebenseinstellungen das ein oder andere Mal aufeinanderprallen.
Die Autorin schafft zwei sympathische Charaktere, mit denen ich mich zunächst super identifizieren konnte. Die abwechselnde Erzählperspektive ermöglicht Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelt beider Figuren und diese ist von der Autorin einfühlsam ausgestaltet worden. Nach und nach merkte ich jedoch, wie ich mich besonders von Kaira immer mehr distanzierte und es mir zunehmend schwerfiel, weiter an der Geschichte dran zu bleiben. Ihre People Pleaser-Art ist authentisch herausgearbeitet, ich empfand sie aber zunehmend als anstrengend und die Figur als naiv. Sie entwickelt sich zwar im Laufe der Handlung weiter, und es ist auch logisch, dass sie sich nicht von jetzt auf gleich zu 100% wandelt, aber die Konstellation war einfach nicht meins. Mit Cooper erging es mir besser. Hier bezieht sich mein Kritikpunkt eher auf das Geheimnis, das er mit sich herumschleppt. Ich möchte das gar nicht kleinreden, es ist sicherlich ein großes Thema und auch irgendwie eine spannende Kombination im Kontrast zu Kaira. Aber die ganze Vorbereitung, bis das Geheimnis dem Leser enthüllt wird, steht irgendwie nicht im Verhältnis zu dem, was dann rauskommt. Ich zumindest hatte etwas noch viel Dramatischeres erwartet.
Die Handlung und die Liebesgeschichte bauen sich langsam auf. Auch hier wurde ich im ersten Drittel gut abgeholt, danach tat ich mich jedoch schwerer. Die Ereignisse erschienen mir zunehmend unglaubwürdiger und hatten teilweise eine zickzack-mäßige Heftigkeit, der ich emotional nicht folgen konnte (zum Beispiel: Streitgespräch – er zieht aus – sie treffen sich wieder – er zieht wieder ein. Hä?). Leider hat mich gerade auch das Ende nicht überzeugt. Der Ansatz, wie alles „gelöst“ wird, ist durchaus nachvollziehbar, aber es ging mir alles viel zu schnell und zu easy. Insbesondere im Vergleich zu der zuvor eher langsam vorangehenden Weiterentwicklung.
Insgesamt schafft es die Autorin, Kaira’s „Nie nein sagen“-Mentalität und zu was diese auf lange Sicht führt, sowie Cooper’s Erlebnisse (von denen ich hier noch nicht zu viel verraten will) mit viel Fingerspitzengefühl zu thematisieren. Beides sind Themen, die noch ein wenig nachklingen, nachdem man das Buch aus der Hand gelegt hat. Leider kam in meinen Augen im Gesamtblick die Story an sich und das Mitfiebern in der Handlung zu kurz. Das ist wohl insbesondere auf meine zunehmende Genervtheit von Kaira und teilweise auch auf etwas zu plötzliche und einfach gestrickte Handlungsstränge zurückzuführen.
Eingeschränkte Leseempfehlung für alle Fans von Slow Burn Romance, die gerne ein Buch über Mental Health-Themen lesen möchten, und denen es auch nichts ausmacht, wenn diese sehr im Mittelpunkt stehen. Immerhin ist People Pleasing ein Thema, über das ich in diesem Genre noch nicht oft gestolpert bin – also auf jeden Fall etwas Außergewöhnliches. 😊

Bewertung vom 18.04.2025
Kennedy, Elle

Body Check


sehr gut

Entspannende Unterhaltung für Zwischendurch

Hayden ist nach Chicago gekommen, um ihren Vater, den Eigner des Eishockeyteams, bei seiner Scheidung zu unterstützen. Sonst immer die Vernünftige, beschließt sie sich ausnahmsweise einen One-Night-Stand zu suchen und eine Nacht lang einfach nur Spaß zu haben. Unwissentlich sucht sie sich dafür ausgerechnet Brody, einen berühmten Eishockeyspieler des Chicagoer Teams, aus. Auch er hat keine Ahnung, wer sie bzw. ihr Vater ist. Hayden’s Plan sieht vor, dass sie am nächsten Morgen getrennte Wege gehen. Doch Brody ist von Hayden fasziniert und würde sie gerne wiedersehen. Als sie sich dann zufällig in der Eishockeyarena begegnen und beiden die Identität des jeweils anderen klar wird, macht dies die Sache nicht unbedingt einfacher. Insbesondere nicht, da in der Presse üble Gerüchte über das Team und Betrug im Franchise auftreten, die sowohl Hayden’s Vater als auch Brody betreffen. Brody jedoch bleibt hartnäckig und auch Hayden kann diese gewisse Anziehung zwischen ihnen nicht leugnen. Schließlich lässt sie sich auf eine geheime Affäre mit ihm ein – Gefühle ausgeschlossen…
Das Buch ist in einem lockeren Stil geschrieben und ich bin sofort gut in die Geschichte eingestiegen. Es war mein erstes von Elle Kennedy, ich kann mir jedoch gut vorstellen, weitere ihrer Bücher zu lesen. Es handelt sich um eine ihrer älteren Geschichten, die jedoch neu aufgelegt und durch die Autorin überarbeitet wurde.
Insgesamt würde ich die Story als ziemlich spicy beschreiben, hier liegt ein deutlicher Schwerpunkt der Handlung. Das muss man mögen, ich denke jedoch, das ist einem beim Griff zu einem Buch von der Autorin vorher bewusst. ;) Somit war die Handlung an sich dann auch recht geradlinig, hatte wenig überraschende Wendungen und war dennoch unterhaltsam. Eine schöne Geschichte zum Entspannen für Zwischendurch war meine Erwartungshaltung und diese wurde vollkommen erfüllt.
Beide Charaktere mochte ich sehr gerne und konnte mich gut in sie einfühlen. Schön fand ich, dass beide irgendwie unterschiedlich ticken und neben der dominierenden Love Story zumindest ein Mindestmaß an eigenen Gedanken- und Gefühlswelten, eine Vergangenheit sowie Probleme und Herausforderungen aufweisen. Dies gibt der Geschichte ein wenig mehr Tiefgang, auch wenn die Auseinandersetzung mit diesem Themen sicherlich eher am Rande erfolgt. Gewisse Klischees werden auf jeden Fall ebenso bedient, aber bei den Figuren werden dann auf den zweiten Blick im Widerspruch zu den Klischees stehende Eigenschaften sichtbar, was sie interessanter macht.
Für ein Fünf-Sterne-Buch hat es meiner Meinung nach nicht ganz gereicht, dazu fehlte mir das gewisse letzte Etwas – ohne jedoch wirklich beschreiben zu können, was das gewesen wäre.
Insgesamt eine schöne und entspannende Lektüre für Zwischendurch, mit klarem Fokus auf den Spice in der Geschichte und dementsprechend wenig überraschender Story Line. Dennoch locker geschrieben, mit überzeugenden Charakteren und unterhaltsam.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.04.2025
Santos de Lima, Gabriella

Moments So Blue Like Our Love / Blue Eternity Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Langes Warten auf den Wendepunkt, aber dann eine richtig tolle Geschichte

Emmies Studium an einer Londoner Filmhochschule ist kein Zuckerschlecken und doch ihr großer Traum. Als sie herausfindet, dass ihr Freund sie mit einer anderen betrügt, und ihre Freundin Maisie zwar davon gewusst, ihr aber nichts erzählt hat, ist sie am Boden zerstört. Fast mehr jedoch als an einem gebrochenen Herzen leidet sie an einem zerstörten Ego - ein Umstand, der ihr zusätzlich zu denken gibt. Durch einen unglücklichen Umstand verliert sie dann noch ihren Praktikumsplatz bei einer Produktionsfirma und muss sich spontan nach einem neuen Praktikum umsehen. Ihre Professorin vermittelt sie zu zwei Absolventen der Filmhochschule, die mittlerweile ihr eigenes Ding machen und eine gewisse Bekanntheit in der Branche erlangt haben: Connor und Sam. Mit ihnen fliegt sie nach Sardinien, um dort Aufnahmen für Sams neustes Filmprojekt zu machen. Zwischen den beiden besteht von Sekunde eins an diese gewisse Anziehung, doch irgendetwas Unausgesprochenes steht zwischen ihnen und verhindert, dass sie sich wirklich aufeinander einlassen…

Hinsichtlich meiner Bewertung würde ich das Buch grob in zwei Hälften aufteilen. Die erste Hälfte hat sich für mein Empfinden ziemlich gezogen, die Rahmenhandlung war zwar da und schön zu lesen, aber zwischen den beiden Protagonisten war es mir einfach etwas zu viel Hin und Her. Sie will, er will nicht, sie will nicht wollen, er will, aber kann nicht, und so weiter. Immer wieder etwas Annäherung, um dann wieder drei Schritte zurückzugehen. Zwischendurch dachte ich mal, der Knoten wäre endlich geplatzt, aber es stellt sich heraus, doch nicht. Natürlich hält das auf gewisse Art auch die Spannung oben, aber mich hat es irgendwann etwas genervt. Ungefähr nach der Hälfte gibt es dann einen deutlichen und für mich völlig unerwarteten Wendepunkt, an dem endlich etwas Wichtiges ausgesprochen wird, über das ich jedoch nicht zu viel verraten möchte. Dieser hat für mich alles verändert, ich konnte von einem Moment auf den nächsten viel besser in beide Charaktere hinein fühlen und die Geschichte hat mich auf allen Ebenen auf einmal deutlich besser abgeholt. Ab diesem Punkt hat mir das Buch richtig gut gefallen und mich auch emotional überzeugt. Er hätte für meinen Geschmack einfach etwas früher kommen können. ;)

Emmie als Hauptfigur konnte mich insgesamt betrachtet leider nicht so richtig abholen. Insbesondere in der ersten Hälfte fiel es mir teils schwer, ihren ständigen Zweifeln zu folgen und ihre als übermäßig stark empfunden beschriebenen Gefühle konnte ich größtenteils nicht nachvollziehen. (Ja, ich weiß, dass gerade in dieser Art, die Emotionen zu beschreiben und auszudrücken, eine Botschaft liegt, hat mich aber leider dennoch nicht abgeholt). Ähnlich wie die Handlung selber gefiel mir Emmie und ihre Entwicklung dann in der zweiten Hälfte deutlich besser. Mein Favorit der beiden Protagonisten war somit deutlich Sam, den ich auch sehr gerne mochte. Er scheint mir tiefgründig und durchaus auch mit einer emotionalen Tiefe versehen, aber ohne die Art von Zweifeln, die Emmie umtreiben.

Der Schreibstil der Autorin ist wie immer super angenehm und flüssig lesbar, verbindet Beschreibungen der Handlung und der Umgebung (Sardinien, sehr schön!) auf exzellente Weise mit Gedanken und Gefühlen. Hier ist nicht viel hinzuzufügen, Erwartungen wie gewohnt erfüllt. Erzählt wird abwechselnd aus Sicht von Emmie und Sam, also fast schon klassisch im NA-Bereich, hier absolut passend. Zudem mochte ich die Charaktere, die um die beiden Hauptfiguren herum eine Rolle spielen. Allen voran Leah, Emmies Freundin in Deutschland, die per Handy und Co seelischen Support leistet. Aber auch Connor, Sams besten Freund und Produzent des Films, Blair, Sams Schwester, und so weiter. Erwähnt werden sollte auch das Setting, das ich für außergewöhnlich halte und das der Geschichte einen besonderen Charme gibt: Filmhochschule, Filmdreh und alles drumherum zum einen; London als Studienort für eine deutsche Studentin und der Aufenthalt zum Filmdreh auf Sardinien zum anderen. Beides Pluspunkte.

Fazit: Ein gut lesbares Buch mit interessanter Geschichte. Leider mit Schwächen in der ersten Hälfte, dann jedoch einem tollen Wendepunkt und die zweite Hälfte reißt alles wieder raus. Charaktere nur teilweise meins, aber ich freue mich definitiv auf die Story von Blair in Band 2! :)

Bewertung vom 29.03.2025
Regett, Julia

Egal, sagt Aal


ausgezeichnet

Liebevolle Illustration und einfühlsame Message

Im Mittelpunkt des Bilderbuchs steht der Fisch Aal, der in seinem Gewässer so einiges erlebt und verschiedene andere tierische Bewohner trifft. Auch wenn ihm einige negative Kommentare entgegengeschleudert werden, bleibt Aal sich treu, denn sein Motto ist „egal“. Doch dass diese Einstellung nicht immer greift, merkt Aal, als der Flusskrebs Fred wegen Aal’s Verhalten zum Weinen gebracht wird.
Das großformatige Bilderbuch ist sehr liebevoll illustriert und hat mich optisch vollkommen überzeugt. Es gibt auf jeder Seite einige Details zu entdecken, ohne dass das Ganze jedoch zu überfrachtet wird. Das Setting Gewässer spricht mich sowieso an und ich mag Büchern in diesem Bereich gerne. Auch der Aal ist als Hauptfigur toll gewählt und es macht Spaß, seine verschiedenen Körperhaltungen und Gesichtsausdrücke bildlich zu verfolgen.
Die Geschichte von Aal ist einfühlsam und auf subtile Weise lehrreich. Schließlich ist es zunächst toll, wenn man negative Kommentare anderer nicht zu sehr an sich heranlässt und für sich selbst einstehen kann. Um dieses Gefühl zu vermitteln, ist es nie zu früh, und ich denke die Aufbereitung ist sehr zielgruppengerecht. Das Buch wird für Kinder ab 4 Jahren empfohlen. Kleine Wortwitze sind auch eingebaut, so ist es zum Beispiel die Fischart Stichling, die immer etwas sticheln muss. ;) Die Geschichte bekommt noch einmal eine ganz andere Wendung, als der Flusskrebs zum Weinen gebracht wird, weil Aal sein frisch gesäubertes Zuhause schmutzig macht. Aal macht sich nicht viel aus Sauberkeit – die ist ihm egal, aber hier lernen wir als Leser, dass es auch für die Alles Egal-Haltung Grenzen gibt, wenn wir andere damit verletzen.
Insgesamt ein sehr gelungenes Bilderbuch mit schönen Illustrationen, einer altersgruppengerecht verpackten Message und einem ausgewogenen Verhältnis von Bild und Textlängen.

Bewertung vom 22.03.2025
Walther, K. L.

Maybe Meant To Be


ausgezeichnet

Sage und Charlie steht das letzte Jahr ihrer Schulzeit bevor. Es ist eine intensive Zeit, in der Entscheidungen über die Zukunft getroffen werden müssen. Als wäre das nicht genug, wirbelt das Auftauchen des neuen Mitschülers Luke so einiges in ihrem Freundeskreis und in ihrer Gefühlswelt durcheinander. Obwohl Charlie in ihrem Internat als der Frauenschwarm schlechthin bekannt ist und seine Freundinnen ständig wechselt, sind ihre Mitschüler insgeheim davon überzeugt, dass Sage und Charlie heimlich ineinander verliebt sind. Dass es so einfach nicht ist, bezeugen Charlie’s aufkeimende Gefühle für Luke, von denen jedoch niemand jemals erfahren darf – nicht einmal Sage. Sie hingegen könnte eigentlich auf Wolke 7 schweben, denn sie und Charlie’s Zwillingsbruder Nick haben endlich zueinander gefunden. Nur, dass Charlie ihr gegenüber deutlich geäußert hat, wie viel er gegen eine solche Beziehung einzuwenden hat, und deshalb auf gar keinen Fall davon wissen darf. Zwischen romantischen Gefühlen, Herzschmerz und Geheimnissen bleiben Sage und Charlie jedoch beste Freunde und stehen füreinander ein, komme was wolle.
Ein weiteres Mal begeistert mich K. L. Walther mit ausdrucksstarken und tiefgründigen Charakteren, denen ich bereits nach wenigen Seiten vollkommen verfallen war. Bereits „The Summer Of Broken Rules“ hatte mich diesbezüglich restlos überzeugt, mit dem vorliegenden Buch schafft die Autorin es, dies noch einmal zu toppen. Erzählt wird abwechselnd aus den Perspektiven von Sage und Charlie. Eine spannende Mischung, da die beiden mal nicht die Gegenseiten einer Liebesbeziehung darstellen, sondern durch eine starke Freundschaft verbunden sind. Hierzu passend entsteht durch die Verquickung der Charaktere und ihres Beziehungsgeflechts untereinander ein spannendes Umfeld, das sich immer wieder in verschiedene Richtungen entwickelt. Luke und Sage freunden sich schnell an, während Charlie sich seine Schwärmerei für Luke zunächst verbietet. Nick und Charlie haben als Zwillingsbrüder eine starke Beziehung, dennoch ahnt Charlie nichts davon, was seinen Bruder und seine beste Freundin verbindet. Zudem gibt es ein mitunter aufreibendes Wechselspiel aus dem, was nach außen kommuniziert und dem, was im Inneren gefühlt wird. Während Luke Sage und Nick recht schnell durchschaut, ahnt Charlie nichts. Sage hat ein gewisses Gespür dafür, was Charlie beschäftigt; Nick jedoch bleibt ebenso wie ihre Eltern und der gesamte Campus im Dunkeln.
Die Geschichte ist emotional und aufwühlend, nimmt den Leser mit in Höhen und Tiefen, bringt zum Lachen und zum Weinen. Ich konnte mich in alle Charaktere sehr gut einfühlen und habe mich beim Lesen beinahe als Teils des Ganzen gefühlt. Es ist eine ganze Bandbreite an Emotionen vertreten, Romantik, Verliebtheit und Liebe spielen ebenso eine wichtige Rolle wie Angst vor Bewertung, mangelndes Selbstvertrauen und Unsicherheit. Besonders gut gefällt mir, dass es letztlich die Freundschaft ist, die im Zentrum des Buchs steht und in all ihren Facetten beschrieben wird.
Fazit: Ein rundum gelungenes Buch mit einer tollen und interessanten Figurenkonstellation. Ganz anders als die üblichen Er-trifft-sie-Geschichten, deutlich vielseitiger und mit einem starken Fokus auf das Thema Freundschaft. Große Leseempfehlung für alle, die gerne emotional eintauchen und Höhen und Tiefen mit den Charakteren durchleben wollen.

Bewertung vom 03.03.2025
Westerkamp, Stina

Nachtflut


gut

Schwerfällige Handlung vor eindrucksvollem Naturkatastrophen-Setting

Elisa ist eine junge Frau, die nach einigen Schicksalsschlägen unter einer Angststörung mit Panikattacken leidet und infolgedessen tablettenabhängig geworden ist. Wasser triggert sie, da ihre Schwester bei einem Segelausflug verstarb. Als eine Sturmflut gigantischen Ausmaßes auf ihren Wohnort Bad Seeberg nahe der Ostsee zukommt, schafft sie es nicht rechtzeitig zu fliehen und landet schließlich im Haus des Nachbarehepaars. Die Naturkatastrophe bleibt jedoch nicht das einzige Problem, denn die schicksalhaften Ereignisse rund um ihre Familie scheinen Elisa einzuholen. Der als Mörder verhaftete Ex-Mann ihrer Schwester, Paul, kann aufgrund der Sturmflut aus der JVA entfliehen. Er hat Rache geschworen und macht sich auf in Richtung Bad Seeberg. Zudem funkt sie in ihrer Panik ihren eigenen Ex-Mann, Max, an, der sich ebenfalls auf den Weg macht. Das Buch thematisiert parallel den Umgang mit den akuten, lebensbedrohlichen Naturereignissen und rollt die Ereignisse aus Elisas Vergangenheit neu auf. Und auch mit dem Nachbarsehepaar stimmt etwas nicht…

Elisa ist die zentrale Protagonistin des Buchs, erzählt wird jedoch aus multiplen Perspektiven. Zum einen aus Elisa’s, dann aus Paul’s beginnend mit seinem Ausbruch aus der JVA, aus Max‘ beginnend mit seinem Einsatz für das THW und aus Vera’s (Elisa’s Nachbarin) beginnend mit deren Vorbereitungen auf die angekündigte Flut. Zusätzlich wird man als Leser immer wieder mit Auszügen aus einem Tagebuch konfrontiert, dessen Schreiberin erst gegen Ende offengelegt wird. Man gewinnt aber relativ schnell einen Verdacht, um wen es sich handeln könnte. Mich hat diese Flut an Perspektiven teilweise etwas überfordert und ich bin mir letztlich nicht sicher, ob es sie alle gebraucht hätte, um die Geschichte rüberzubringen. Vielmehr hatte ich den Eindruck, die Vielzahl an Handlungssträngen hat es stellenweise unnötig gestreckt und so eher Spannung rausgenommen als reingebracht. Als Beispiel hierfür seien die recht ausführlichen Beschreibungen von Max‘ Einsatz für das THW genannt, die dem Plot eigentlich nichts beigetragen haben. Dass er für das THW arbeitet und gut darin ist, hätte man als Leser auch in 5 Seiten verstanden.

Der Prolog und Beginn hat mir zunächst sehr gut gefallen und ich war auf eine spannende und nervenaufreibende Handlung eingestellt. Das Buch entwickelt sich aber leider in den ersten zwei Dritteln nur sehr langsam und zieht sich für meinen Geschmack, sodass es mir zwischendurch schwer gefallen ist, dran zu bleiben. Leider schafft es die Autorin nach meinem Empfinden über große Strecken hinweg nicht wirklich, Spannung aufzubauen und aufrechtzuerhalten. Ich denke, dies hängt insbesondere mit den ausführlichen Beschreibungen der einzelnen Handlungsstränge der Personen zusammen, in denen aber irgendwie nicht wirklich viel passiert. Die Geschichte hätte für mich deutlich mehr Tempo haben können. Im letzten Teil reißt die Autorin das Ruder dann jedoch noch einmal etwas herum, endlich passieren ein paar Ereignisse Schlag auf Schlag hintereinander und man wird durch unerwartete Wendungen überrascht.

Mit den Charakteren habe ich mich nur schwer anfreunden können. Elisa war für mich keine Person zum Identifizieren, ihre Labilität, Tablettensucht und Schwerfälligkeit macht es einem wirklich schwer, sie zu mögen. Auch die anderen Figuren waren mir nicht wirklich sympathisch, am ehesten vielleicht noch die Nachbarin Vera, die aber für die Handlung nur eine untergeordnete Rolle spielt. Schade fand ich auch, dass man als Leser relativ lange einen sehr einseitigen Eindruck der einzelnen erzählenden Figuren erhält. Gerade mit Hinblick auf die Plottwists am Ende hätte es sich angeboten, mal ein paar Zweifel zu streuen und den Leser dazu zu bringen, die Charaktere und deren Motive zu hinterfragen. Das hätte es deutlich spannender gemacht.

Insgesamt vergebe ich nur eine eingeschränkte Leseempfehlung, mein Fall war dieses Buch nicht. Größter Kritikpunkt ist hierbei die zu langsam voranschreitende Handlung über weite Teile des Buchs, wodurch es erheblich an Spannung einbüßt. Einen halben Stern Bonus gibt es für die überraschenden Wendungen im letzten Teil, dieser reißt es wieder etwas heraus. Gut gefallen hat mir außerdem das außergewöhnliche Setting der Naturkatastrophe, das eine durchgehend bedrückende Atmosphäre kreiert. 3,5 Sterne!