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Suzanne

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Insgesamt 33 Bewertungen
Bewertung vom 04.08.2025
Teige, Trude

Wir sehen uns wieder am Meer


ausgezeichnet

Die Hauptperson im dritten Bande der Trilogie von Trude Teige ist Birgit. Sie ist eine Freundin von Thekla die wir im ersten Band kennengelernt haben. Die Geschichte beginnt in dem von Deutschen besetzten Norwegen Anfang 1944. Birgit geht als frisch examinierte Krankenschwester in ein Krankenhaus nach Bodo. In der Nähe ist ein Kriegsgefangenenlager und ein Lager mit Zwangsarbeitern, die in der Fischfabrik arbeiten müssen. Entsetzt über die Zustände, die dort herrschen freundet sich Birgit mit der Zwangsarbeiterin Nadia an und versucht sie zu unterstützen. Bald schon schließt sie sich auch dem Widerstand an und begibt sich dabei in Gefahr. Da sie Russisch gelernt hat, wird sie zum Dolmetschen eingesetzt und verliebt sich in einen schwer verletzten russischen Kriegsgefangenen und schafft es sogar ihm zur Flucht zu verhelfen. Auf der Suche nach ihm gerät sie nach Kriegsende dann sogar in die Hände des sowjetischen Geheimdienstes.
Trude Teige hat mit ihrem einfühlsamen Schreibstil eine spannende Geschichte geschrieben. Man kann sich gut in die einzelnen Charaktere einfühlen und die Beweggründe nachvollziehen. Zudem hat sie gut recherchiert und mir damit wieder einen unbekannten Teil der norwegischen Geschichte näher gebracht.
Vor allem ist dies aber ein Buch über die Kraft von Frauenfreundschaft, von Mut in schwierigen Zeiten und von Liebe, Verrat und Verlust.
Beim Lesen habe ich mit den einzelnen Frauen mitgelitten und konnte das Buch vor lauter Spannung kaum aus der Hand legen. Man kann es auch gut lesen ohne die vorhergehenden Bände zu kennen.

Bewertung vom 22.07.2025
Kelly, Julia R.

Das Geschenk des Meeres


ausgezeichnet

Eine wunderschöne und sehr berührende Geschichte

Hauptpersonen dieses Romans sind der Fischer Joseph und die Lehrerin Dorothy die beide um 1900 in einer kleinen schottischen Dorfgemeinschaft leben.
Die Geschichte beginnt damit, dass Joseph während eines Sturmes am Strand einen halb ertrunkenen Jungen findet und ihn ins Dorf bringt.
Das löst bei den Bewohnern die unterschiedlichsten Gefühle aus. Man erinnert sich an Dorothy‘s Sohn, der vor vielleicht 15 Jahren im Meer ertrunken ist und dem dieses Kind im Alter und Aussehen gleicht. Dorothy selbst steht unter Schock und besucht den Jungen, der im Pfarrhaus untergekommen ist um festzustellen, dass es nicht ihr Sohn ist.
Die Geschichte entwickelt sich in langsamen Rückblicken in die Vergangenheit, wir erfahren wie es war als Dorothy ins Dorf gekommen ist. Wie sie von der Dorfgemeinschaft zunächst wegen ihrer Zurückhaltung als Außenseiterin behandelt wurde und wie es zu einer zarten Annäherung zwischen ihr und Joseph gekommen ist, die aber nicht zu einer Heirat geführt hat.
Der gerettete Junge kommt zunächst ins Pfarrhaus, da die Frau des Pfarrers jedoch gerade selbst ein Kind bekommen hat, bittet er Dorothy sich um den Jungen zu kümmern. Zunächst will sie dies nicht, zu schmerzhaft ist die Erinnerung an ihren ertrunkenen Sohn. Dann überlegt sie es sich jedoch anders und wir erleben wie sie langsam eine Bindung zu dem Kind aufbaut. Er ist im gleichen Alter wie ihr Sohn damals und langsam öffnet sie ihm ihr Herz und beginnt dadurch die Erinnerungen an ihr eigenes verlorenes Kind wieder zuzulassen.
Dieser Roman erzählt eine sehr berührende Geschichte über Mutterliebe und über Umwege, die manche Liebesbeziehungen geht, die den Einflüssen einer gewachsenen Dorfgemeinschaft ausgesetzt ist. Aber auch über Frauenfreundschaft die entsteht, weil man ähnliche Verluste erlebt hat. Die Autorin entwickelt die Geschichte langsam und behutsam. Dabei hat sie einen sehr lebendigen Schreibstil und enthüllt nach und nach Details, die den Leser überraschen.
Für mich war es ein wunderbares und berührendes Leseerlebnis, besonders die beiden Hauptpersonen sind mir sehr ans Herz gewachsen. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, weil ich wissen wollte, was mit Dorothy‘s Sohn damals wirklich passiert ist und was zu den Missverständnissen zwischen ihr und Joseph geführt hat.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.06.2025
Sußebach, Henning

Anna oder: Was von einem Leben bleibt


ausgezeichnet

Rekonstruktion einer Lebensgeschichte

Der Autor versucht zu erkunden welche Erinnerungen vom Leben seiner vor knapp 150 Jahren geborenen Urgroßmutter geblieben sind. Das ist nicht einfach, weil sie nur sehr wenig hinterlassen hat. Trotzdem gelingt es ihm an Hand von wenigen Fotos und Briefen und einigen Erzählungen aus der Verwandtschaft ein Bild dieser Frau zu entwerfen. Vieles bleibt vage, er muss sich dabei auf seine Mutmaßungen stützen und trotzdem entsteht hier das Bild einer starken Frau, die untypisch für ihre Zeit ist. Diese Zeit liegt für mich als heutige Leserin gar nicht soweit zurück und ist mir doch fremd. Dabei fand ich es sehr hilfreich, dass der Autor es schafft das Leben seiner Urgroßmutter durch Fakten aus dem damaligen Zeitgeschehen zu ergänzen. So bekommt man ein Gefühl für diese Epoche. Dabei war mir Anna als Person auch nicht immer sympathisch. War sie sehr streng zu ihren Schülern? War sie aufbrausend, oder eher durchsetzungsfähig? Der Autor weiß es nicht zu sagen, es ist zu wenig übermittelt. Er berichtet von ihrem Leben als Lehrerin in einem kleinen Ort im Sauerland, einer geheimen Liebe und schweren Schicksalsschlägen. Anna scheint aber eine starke und selbstbewusste Frau zu sein, die selbst entscheidet und immer berufstätig ist. Eine liebevolle warmherzige Familiengeschichte von Henning Sussebach, die seine Urgroßmutter vor dem Vergessen bewahrt. Der Autor hat gut recherchiert und hat einen so warmen und lebendigen Schreibstil, dass ich das Buch sehr gerne gelesen habe.

Bewertung vom 07.05.2025
George, Nina

Die geheime Sehnsucht der Bücher


ausgezeichnet

Endlich ein Wiedersehen mit Monsieur Perdu

Ich habe mich sehr gefreut, dass die Geschichte mit der Literarischen Apotheke weitergeht.
Auch dieses Mal hat es Nina George wieder geschafft mich mit ihrem Roman zu verzaubern. Es ist ein Buch der leisen Töne.
Hauptperson ist dieses Mal die junge Pauline, die Perdu auf dem Bücherschiff unterstützt, Buchhändlerin werden will, und mit dem Motorroller durch Paris fährt um die Bücher zu den Lesern zu bringen. Auch sie hat ein feines Gespür dafür, was ihre Kunden brauchen, hört ihnen zu und empfiehlt ihnen die passende Lektüre. Wir begleiten Pauline durch ihre Liebeswirren und bangen mit ihr, ob sie es schafft die richtige Entscheidung zu treffen.
Dann gibt es noch die zwölfjährige Françoise, die sich alle Mühe gibt um ihre Mutter zu unterstützen, die mit ihrem Leben nicht zurecht kommt. Françoise übernimmt viel um diesen Zustand zu vertuschen. Um ihrer Mutter zu helfen besucht sie Perdu, mag sich ihm dann aber doch nicht anvertrauen und flieht vom Schiff.
Und dann gibt es auch noch die elfjährige Marie, die Waise ist und jedes Wochenende auf dem Bücherschiff vorlesen darf. Perdu hat auf Wunsch ihrer verstorbenen Mutter eine Bücherpatenschaft für sie übernommen um sie auf das Leben vorzubereiten.
Für viel Aufregungen sorgen dann noch die Lesungen für Kinder, die per Livestream vom Bücherschiff gesendet werden. Sie haben aber auch den positiven Effekt, dass Monsieur Perdu online bekannt wird.
Am Ende erfährt Françoise mehr über das Geheimnis ihrer Geburt und Pauline muss herausfinden, wen sie wirklich liebt. Dazu erfahren wir nebenbei auch noch einiges aus dem Leben von Perdu, seiner Frau und seinen Freunden.
Auch dieses Mal habe ich mich wieder sehr wohl gefühlt auf dem Bücherschiff, die eingestreuten literarischen Tipps haben mir gefallen und die Hauptpersonen sind sehr lebendig beschrieben und mir beim Lesen ans Herz gewachsen. Nina George hat einen ganz besonderen Schreibstil der mir sehr gut gefällt, sie erzählt gefühlvoll und sprachgewandt.
Ein wunderbarer Roman, absolut empfehlenswert, auch wenn man die anderen Bücher der Reihe noch nicht gelesen hat.

Bewertung vom 20.04.2025
Carr, Garrett

Der Junge aus dem Meer


ausgezeichnet

Ein Geschenk aus dem Meer?
Dieser Roman liest sich wie ein Bericht aus einer kleinen irischen Kleinstadt. Er ist meistens in der „Wir-Form“ geschrieben, sodass ich mich als Leserin sofort in das Geschehen einbezogen fühlte. Der kleine Ort liegt direkt am Meer in der Donegal Bay und die Haupteinnahmequelle ist der Fischfang, daher nimmt dieser auch einen großen Raum in der Erzählung ein.
Eines Tages taucht ein elternloses Baby am Strand auf und sorgt für eine Menge Spekulationen, aber auch für eine großen Hilfsbereitschaft in der der Bevölkerung. Der Fischer Ambrose adoptiert den Jungen und nennt ihn Brendan. Wir erleben im Laufe der nächsten zwanzig Jahre, wie dieser in seiner Familie zusammen mit seinem eigenen Sohn Declan und seiner Frau Christine aufwächst. Der Autor beschreibt die finanziellen Schwierigkeiten der Familie, den Bruderzwist zwischen Declan und Brendan und die enge Beziehung von Christine zu ihrer Schwester Phyllis, aber auch immer wieder das ganz normale Leben in der Kleinstadt mit seinen unausgesprochenen Regeln, Sitten und Gebräuchen. Wir begleiten das Leben von Brendan und seiner Familie über einen Zeitraum von 20 Jahren und am Ende löst sich auch das Geheimnis um seine Herkunft auf.
Garett Garr hat eine wunderbar lebendige Erzählweise und einen sehr flüssigen und bildhaften Schreibstil. Trotz mancher tragischen Momente erzählt er die Geschichte scheinbar leicht und beschreibt seine Hauptfiguren sehr liebevoll. Dadurch, dass er mich als Leserin so mit in die Geschichte einbezogen hat, als wäre ich selbst eine Bewohnerin dieses Küstenstädtchens, konnte ich die Beweggründe der einzelnen Personen sehr gut nachvollziehen und habe mich vom ersten Moment an mit diesem Roman wohlgefühlt.
Fazit: Für mich ein wunderbares Buch und eine Empfehlung für jeden Leser, der so wie ich Irland liebt, oder einfach eine besondere Familiengeschichte lesen möchte.

Bewertung vom 04.04.2025
Godfrey, Rebecca;Jamison, Leslie

Peggy


sehr gut

Moderne Kunst und stürmische Liebschaften
Das Cover dieses Buches mit seiner unregelmäßigen Schrift und den bunten Farben hat mich sofort angesprochen und passt zu einer Mäzenin der modernen Kunst.
Der Roman ist aus Sicht Peggy Guggenheims geschrieben und erzählt aus ihrem Leben im Alter von 14 bis ca 40 Jahren. Der Schreibstil ist dadurch sehr lebendig und wir haben teil an ihren Gedanken und Gefühlen.
Den Anfang fand ich sehr spannend, er schildert ihr privilegiertes Leben als Mitglied der Upperclass in New York das einen Einbruch erlebt, als der Vater beim Untergang der Titanic stirbt und die Familie nicht ausreichend abgesichert hinterlässt. Wir erfahren von ihrer engen Beziehung zu ihrer Schwester Benita und einige Tragödien von denen ihre Familie betroffen ist, so dass Peggy stets meinte, es würde ein Fluch auf ihrer Familie liegen.
Um der strengen Mutter zu entkommen, heiratet sie den französischen Dichter Laurence Vail und führt zunächst ein Bohème Leben in Paris, wo sie viele zeitgenössische Künstler kennenlernt.
Mit dem kleinen Vermögen, das sie geerbt hat fördert sie einige davon. Aber sie selbst fühlt sich für dieses Leben nicht geschaffen und sucht sich immer wieder andere Lebensorte. Der Roman erzählt sehr ausführlich über ihren gewalttätigen Ehemann und ihre Affären, ihre Kinder kommen wenig vor, dafür werden immer wieder Berühmtheiten erwähnt, denen sie begegnet. Gegen Ende fand ich den Roman dann etwas langatmig mit zahlreichen Affären, die aneinander gereiht wurden. Das Buch endet mit der Eröffnung ihrer ersten Galerie. Ich hätte mir gewünscht mehr von ihren späteren Lebensjahren zu erfahren und wie sie zu ihrer Kunstsammlung gekommen ist. Vielleicht liegt es daran, dass die Autorin gestorben ist, bevor das Buch ganz abgeschlossen war und dann von ihrer Freundin zu Ende geschrieben wurde, oder sie hat sich mit Absicht nur diesen Lebensabschnitt ausgewählt.
Alles in allem fand ich das der Roman das Leben in New York und Paris in den zwanziger und dreißiger Jahren sehr gut einfängt. Ich habe das Buch trotz einiger Längen am Ende sehr gerne gelesen und finde es ist absolut empfehlenswert für jeden der sich für die Zeit des Surrealismus in Paris interessiert, oder auch nur etwas über das Leben dieser unabhängigen und eigenwilligen Frau erfahren möchte.

Bewertung vom 22.03.2025
Lloyd, Josie

Der Bright-Side-Running-Club


ausgezeichnet

Starke Frauen
Das Frauen gemeinsam mit Stärke und Zusammenhalt durch Krisen kommen können, zeigt die Autorin in diesem Buch sehr eindrucksvoll.
Keira wird aus heiterem Himmel mit der Diagnose Brustkrebs konfrontiert. Bisher lief ihr Leben als Mutter, Ehefrau und Geschäftsinhaberin erfolgreich. Nun ist sie geschockt und weiß zunächst nicht wie sie sich der Herausforderung stellen soll. Wie werden ihre Kinder und ihr Ehemann mit der Diagnose umgehen? Eine zufällige Begegnung führt dazu, dass sie mit einigen anderen betroffenen Frauen eine gemeinsame Laufgruppe gründet. Trotz Chemotherapie stellen sie sich dieser Herausforderung und geben sich gegenseitig Halt.
Josie Lloyd war selbst an Brustkrebs erkrankt und trifft trotz des ernsten Themas einen angenehmen und teilweise auch humorvollen Ton. Dabei lässt sie in ihrem Roman weder Eheprobleme noch die Herausforderungen der Krebstherapie aus. Es gibt auch sehr traurige Momente, die man als Leserin aushalten muss und man sollte bereit sein sich mit dem Thema Brustkrebs auseinanderzusetzen.
Mir hat die Geschichte sehr gut gefallen und durch den sehr anschaulichen Schreibstil, die kurzen Kapitel und einige spannende Nebenhandlungen konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen.

Bewertung vom 11.03.2025
Hirschhausen, Eckart von

Der Pinguin, der fliegen lernte


ausgezeichnet

Mal den Blickwinkel ändern und sehen was in dir steckt
Die Geschichte über den Pinguin hat Eckart von Hirschhausen schon öfter erzählt. In diesem kleinen Büchlein geht er aber in sieben Lektionen ins Detail. Mit anschaulichen und sehr humorvollen Beispielen aus dem Pinguinleben werden wir als Leser zum Nachdenken angeregt. So geht es z.B. um Dankbarkeit, Wertschätzung, Resilienz und die Frage „wann bin ich in meinem Element“. Mir haben diese Denkanstöße sehr gut gefallen und ich habe das Buch häppchenweise Kapitel für Kapitel gelesen und mir dabei Zeit gelassen. Toll sind auch die wunderschönen Fotos vom Naturfotografen Stefan Christmann, die den Text perfekt ergänzen.
Für mich ein wunderschönes Buch um in Ruhe über das Leben nachzudenken und absolut empfehlenswert.

2 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.02.2025
Engelmann, Gabriella

Der Gesang der Seeschwalben / Die Bücherfrauen von Listland Bd.1


ausgezeichnet

Bezaubernde Familiengeschichte
Gabriella Engelmann verknüpft in ihrem Roman gekonnt die zwei Zeitebenen einer Familiengeschichte, die auf der Insel Sylt spielt.
In der Vergangenheit verliebt sich die junge Lene unsterblich in einen Feriengast. In der Gegenwart soll ihre Tochter Fenja von der Journalistin Anna für ein Projekt über Bücherfrauen interviewt werden.
Doch Fenja ist zunächst spurlos verschwunden und auf der Insel angekommen trifft Anna nur auf ihre Tochter Elisa. Gemeinsam retten sie in einem Sturm Fenjas Bücherschätze vom Dachboden und machen dabei auch noch einen erstaunlichen Fund. Bücher spielen in diesem Roman eine große Rolle, sie werden oft zitiert und die Liebe zu Büchern hat sich in der Familie weiter vererbt.
Als Anna Fenja endlich findet, bittet diese sie ihr bei der Recherche ihrer Familiengeschichte zu helfen, damit alte Wunden heilen können.
Die Autorin hat die Atmosphäre der Insel gut eingefangen und mit liebevollen Details ausgeschmückt. Da gibt es z.B. den koboldartigen Bo, den Lene immer wieder am Strand trifft und den außer ihr offenbar niemand sehen kann. Auch die Landschaft an der Nordsee ist sehr lebendig beschrieben und die Hauptpersonen in diesem Roman waren mir sofort sympathisch.
Alles in allem ein richtiges Wohlfühlbuch, das ich sehr gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 24.02.2025
Kiss, Nikoletta

Rückkehr nach Budapest


ausgezeichnet

Verratene Liebe
Der Roman von Nikoletta Kiss ist ein Sprung zurück in die Zeit als es den Ostblock noch gab und in Kneipen noch kräftig geraucht wurde.
Die Icherzählerin Márta ist seit ihrer gemeinsamen Kindheit am Balaton  eng mit ihrer Cousine Theresa befreundet. Selbst Scheidungskind mit einem trinkenden Vater beneidet sie die Cousine um ihre heile gut situierte Familie. Sie selbst sucht Halt bei ihrem Freund Andras und flüchtet, als ihr dies nicht mehr genügt, zu Theresa nach Ostberlin.
Diese nimmt sie mit in eine Welt der Künstler und Schriftsteller in verrauchte Kneipen und heruntergekommene Wohnungen. Beide sind fasziniert von dem charismatischen Konstantin, einem regimekritischen Dichter, der sich ungern festlegt und immer zwischen mehren Frauen schwankt. Obwohl er mit Theresa zusammen ist, verfällt ihm auch Márta. Es kommt zu engen Momenten mit Konstantin, die sie aber ratlos zurücklassen. Die Beziehung zu Theresa verändert sich dadurch, bleibt aber bestehen.
Als Rahmenhandlung für den Roman dient die Beerdigung der früh verstorbenen Theresa, die Márta zum Anlass nimmt auf ihre Freundschaft zurück zu blicken. Der Autorin gelingt es sehr gut die Lebensumstände in Berlin und Budapest zu dieser Zeit lebendig und nachvollziehbar darzustellen. Sie macht uns deutlich, wie eine impulsive unüberlegte Handlung damals sehr schnell zu einem Verrat führen konnte. In das Gefühlsleben von Márta als Erzählerin konnte ich mich sehr gut hineinversetzen und ihre Verzweiflung in der Beziehung zu Konstantin und ihre ambivalenten Gefühle für Theresa verstehen. Dadurch war das Buch für mich so spannend, dass ich die 300 Seiten sehr schnell durchgelesen habe.