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KGranger
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Hürth

Bewertungen

Insgesamt 174 Bewertungen
Bewertung vom 13.10.2025
Boyle, T. C.

No Way Home (deutschsprachige Ausgabe)


sehr gut

Ich liebe T.C. Boyle und freue mich immer auf seine neuen Romane – kaum ein Autor beobachtet menschliche Schwächen so scharf und schreibt dabei so lebendig und bildgewaltig. No Way Home bildet da keine Ausnahme: sprachlich ist das Buch wieder meisterhaft, mit dieser typischen Mischung aus Witz, Abgründigkeit und präziser Gesellschaftsbeobachtung, die Boyles Stil so unverwechselbar macht.

Die Geschichte um Terry, den Arzt aus Los Angeles, der nach dem Tod seiner Mutter in die Einsamkeit der Wüste zieht und dort der rätselhaften Bethany begegnet, ist zunächst voller Spannung. Schnell entwickelt sich ein unheilvolles Dreiecksverhältnis zwischen Terry, Bethany und ihrem Ex Jesse – ein düsteres Kammerspiel in der glühenden Hitze Nevadas. Boyle gelingt es, die klaustrophobische Atmosphäre und das brodelnde Begehren, das unter der Oberfläche lodert, eindrucksvoll einzufangen.

Trotzdem muss ich sagen: No Way Home hat mich weniger gepackt als seine letzten Werke. Vielleicht liegt es daran, dass ich keinen der Protagonisten wirklich sympathisch fand. Alle drei Figuren sind auf ihre Weise getrieben, egoistisch und oft schwer greifbar. Das ist sicher gewollt – Boyle interessiert sich nun mal mehr für menschliche Abgründe als für Identifikationsfiguren – aber es hat mir das Mitfühlen ein wenig erschwert.

Unterm Strich ist No Way Home dennoch ein starkes Buch: atmosphärisch dicht, klug konstruiert und sprachlich brillant. Nur emotional bleibt es für mich etwas kühler als Boyles frühere Romane – deshalb „nur“ vier Sterne, aber immer noch auf hohem Niveau.

Bewertung vom 13.10.2025
Hotel, Nikola

Breathing for the First Time / Lost Girls Bd.1


sehr gut

Lost Girls hat mich von der ersten Seite an gepackt. Die Geschichte von Darcy, die nach außen hin das perfekte Leben führt – ein luxuriöses Strandhaus, ein erfolgreicher Footballstar als Ehemann – und doch innerlich gefangen ist, war unglaublich intensiv zu lesen. Hinter der glänzenden Fassade verbirgt sich ein Albtraum aus Kontrolle, Angst und Manipulation. Besonders die Darstellung ihrer inneren Zerrissenheit und der Mut, den sie aufbringt, um sich aus dieser toxischen Beziehung zu befreien, haben mich sehr beeindruckt.

Auch Ellis, der Engländer, der plötzlich in ihr Leben tritt und sofort erkennt, was Darcy zu verbergen versucht, bringt eine neue, hoffnungsvolle Dynamik in die Geschichte. Die Spannung zwischen Flucht, Gefahr und Neubeginn ist wirklich stark umgesetzt, und der Schreibstil ist atmosphärisch und mitreißend.

Was mir allerdings ein bisschen gefehlt hat, war der „Vibe“ zwischen den Protagonisten. Die Chemie zwischen Darcy und Ellis hätte für mich noch etwas greifbarer, emotionaler sein dürfen. Gerade bei einer so intensiven Geschichte hätte ich mir mehr spürbare Verbindung und Tiefe in ihrer Beziehung gewünscht.

Trotzdem: Lost Girls ist ein bewegender, spannender und emotional aufwühlender Roman über Freiheit, Selbstbestimmung und die Kraft, sich selbst wiederzufinden. Eine klare Leseempfehlung – auch wenn nicht jede Emotion bei mir voll angekommen ist.

Bewertung vom 13.10.2025
June, Joana

Bestie


gut

Bestie von Joana June hat mich als Debütroman durchaus neugierig gemacht – und insgesamt ist es ein guter, stellenweise sehr atmosphärischer Start für eine neue Autorin. Die Grundidee fand ich spannend: Die unscheinbare Delia, die unter dem Namen Lilly einen Neuanfang wagt, trifft auf die erfolgreiche Influencerin Anouk, die glaubt, ihre neue Mitbewohnerin für ihre eigenen Zwecke einspannen zu können. Zwischen den beiden Frauen entwickelt sich eine komplexe Beziehung, irgendwo zwischen Bewunderung, Abhängigkeit und vielleicht sogar echter Freundschaft.

Der Roman beleuchtet auf interessante Weise Themen wie Selbstverwirklichung, Identität und den Einfluss sozialer Medien auf unsere Wahrnehmung – sowohl von uns selbst als auch von anderen. Die Dynamik zwischen Anouk und Delia/Lilly ist vielversprechend angelegt und sorgt gerade am Anfang für Spannung.

Allerdings konnten mich die Charaktere nicht ganz überzeugen. Sowohl Anouk als auch Delia bleiben für mich etwas blass und schwer greifbar. Ihre Motivationen wirkten oft sprunghaft, und ich hatte Mühe, wirklich mit ihnen mitzufühlen oder ihre Entscheidungen nachzuvollziehen. Dadurch ging ein Teil der emotionalen Tiefe verloren, die die Geschichte eigentlich hätte haben können.

Trotzdem: Für ein Debüt ist Bestie gut geschrieben und hat ein interessantes Konzept. Mit etwas stärker ausgearbeiteten Figuren hätte daraus ein richtig fesselnder Roman werden können. So bleibt es für mich bei soliden drei Sternen – mit Potenzial nach oben für kommende Bücher der Autorin.

Bewertung vom 13.10.2025
Lühmann, Hannah

Heimat


sehr gut

Heimat hat mich wirklich positiv überrascht. Die Idee des Romans fand ich von Anfang an stark – eine moderne Frau zieht mit ihrer Familie aufs Land und merkt schnell, dass hinter der idyllischen Fassade ihrer neuen Nachbarschaft ein ganz anderes Weltbild lauert. Hier wird ganz selbstverständlich AfD gewählt, traditionelle Rollenbilder werden gelebt, und wer nicht ins Schema passt, wird kritisch beäugt.

Besonders spannend fand ich die Figur der Karolin, Janas charismatische Nachbarin, die als überzeugte „Tradwife“ ihr Hausfrauenleben fast missionarisch verteidigt. Diese Begegnung zwischen zwei Frauen, die auf den ersten Blick kaum unterschiedlicher sein könnten, ist das Herzstück des Romans. Jana, die sich selbst als emanzipiert und liberal sieht, gerät zunehmend in einen inneren Konflikt: Sie ist abgestoßen und gleichzeitig fasziniert – und genau diese Ambivalenz bringt das Buch auf großartige Weise zum Klingen.

Der Roman schafft es, ein hochaktuelles gesellschaftliches Thema – den Rückzug in konservative Ideale – auf kluge, aber auch unterhaltsame Weise zu erzählen. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt, obwohl (oder gerade weil) das Thema durchaus unbequem ist.

Ein kleiner Kritikpunkt: Manche Nebenfiguren hätten für meinen Geschmack etwas mehr Tiefe vertragen. Trotzdem bleibt Heimat ein lesenswerter, pointierter und zeitgeistiger Roman, der lange im Kopf bleibt. Verdiente vier Sterne.

Bewertung vom 13.10.2025
Engler, Leon

Botanik des Wahnsinns


sehr gut

Botanik des Wahnsinns ist ein ungewöhnlicher, zugleich tiefgründiger und humorvoller Roman, der mich von Anfang an fasziniert hat. Leon Engler erzählt hier die Geschichte eines Erzählers, der nach einer absurden Zwangsräumung buchstäblich vor dem Nichts steht – all das, was von seiner Familie geblieben ist, landet in der Müllverbrennungsanlage. Aus diesem tragikomischen Ausgangspunkt entspinnt sich eine Reise durch Generationen voller Brüche, Krankheiten und Überforderungen: eine Großmutter mit bipolarer Störung, ein depressiver Vater, eine alkoholkranke Mutter – ein ganzer Stammbaum des Wahnsinns.

Besonders gelungen fand ich, wie Engler diese schweren Themen mit einer feinen Balance aus Empathie, Ironie und Selbstreflexion erzählt. Der Erzähler blickt auf seine Kindheit im Münchner Arbeiterviertel, seine Flucht nach New York und seine Zeit als Psychologe in Wien – und lernt dabei, dass ein Mensch immer mehr ist als seine Diagnose. Der Roman ist klug, menschlich und manchmal sogar zärtlich in seiner Betrachtung von seelischen Brüchen.

Einziger Wermutstropfen: Ich hätte mir mehr davon gewünscht. Das Buch liest sich so interessant und sprachlich stark, dass es am Ende fast zu schnell vorbei ist. Einige Episoden bleiben angerissen, wo ich gern tiefer eingetaucht wäre.

Trotzdem: Botanik des Wahnsinns ist ein beeindruckendes, klug komponiertes Debüt – intensiv, eigenwillig und mit einer Stimme, die man im deutschsprachigen Literaturbetrieb nicht oft findet. Verdiente vier Sterne.
Botanik des Wahnsinns ist ein ungewöhnlicher, zugleich tiefgründiger und humorvoller Roman, der mich von Anfang an fasziniert hat. Leon Engler erzählt hier die Geschichte eines Erzählers, der nach einer absurden Zwangsräumung buchstäblich vor dem Nichts steht – all das, was von seiner Familie geblieben ist, landet in der Müllverbrennungsanlage. Aus diesem tragikomischen Ausgangspunkt entspinnt sich eine Reise durch Generationen voller Brüche, Krankheiten und Überforderungen: eine Großmutter mit bipolarer Störung, ein depressiver Vater, eine alkoholkranke Mutter – ein ganzer Stammbaum des Wahnsinns.

Besonders gelungen fand ich, wie Engler diese schweren Themen mit einer feinen Balance aus Empathie, Ironie und Selbstreflexion erzählt. Der Erzähler blickt auf seine Kindheit im Münchner Arbeiterviertel, seine Flucht nach New York und seine Zeit als Psychologe in Wien – und lernt dabei, dass ein Mensch immer mehr ist als seine Diagnose. Der Roman ist klug, menschlich und manchmal sogar zärtlich in seiner Betrachtung von seelischen Brüchen.

Einziger Wermutstropfen: Ich hätte mir mehr davon gewünscht. Das Buch liest sich so interessant und sprachlich stark, dass es am Ende fast zu schnell vorbei ist. Einige Episoden bleiben angerissen, wo ich gern tiefer eingetaucht wäre.

Trotzdem: Botanik des Wahnsinns ist ein beeindruckendes, klug komponiertes Debüt – intensiv, eigenwillig und mit einer Stimme, die man im deutschsprachigen Literaturbetrieb nicht oft findet. Verdiente vier Sterne.

Bewertung vom 13.10.2025
Milán, Greta

The Penguin Paradox


sehr gut

Ich liebe Pinguine und als Kind wollte ich immer Tierärztin werden. Das superschön gestaltete Cover von "The Penguin Paradox" hatte mich auch sofort in den Bann gezogen. Ich habe mich so sehr auf dieses Buch gefreut.
Es geht in "The Penguin Paradox" um die Tierärztin Emerie, die an einer Forschungsreise in die Antarktis teilnehmen darf. Das alleine ist ja schon unglaublich spannend! Dann schreibt Emerie auch noch ihre Doktorarbeit über Pinguine. Pinguine sind einfach so süße Tiere! Während des Schreibens ihrer Doktorarbeit wird sie allerdings vom Leiter des Teams auf der Polarstation, Beckett, ein wenig abgelenkt.
Ich fand die Idee mit der Polarstation und den Pinguinen einfach nur zuckersüß. Die Liebesgeschichte an sich ist zwar nicht die innovativste, aber das hat mich nicht wirklich gestört. Ich hatte meinen Spaß mit den Pinguinen. Von mir gibt es also eine Leseempfehlung!

Bewertung vom 13.10.2025
Perry, Devney

Juniper Hill Die Edens 2


ausgezeichnet

Ich habe den ersten Teil der Reihe, "Indigo Ridge" schon geliebt. Deshalb habe ich dem zweiten Teil, "Juniper Hill" schon entgegen gefiebert und wurde nicht enttäuscht.
In "Juniper Hill" geht es um Memphis und ihren Sohn, die nach Montana kommen. Dafür nehmen sie eine ganz schön lange Fahrt in Kauf. Ein Neustart scheint ganz schön verrückt zu sein, da sie nun als Hausmädchen im Eloise Inn arbeiten muss. In Montana trifft Memphis aber auch auf Knox, der Koch und gleichzeitig auch ihr Vermieter ist.
Ich habe einfach alles an der Geschichte geliebt. Ich finde es immer toll, wenn die Charaktere ein Kind haben und Memphis ist eine tolle Protagonistin. Ich finde sie so mutig.
Auch Knox ist einfach nur der perfekte Protagonist. Ich liebe Köche einfach nur. Deswegen fand ich ihn direkt toll.
Zusammen sind die beiden auch einfach super. Ich habe das Buch verschlungen.

Bewertung vom 13.10.2025
Louis, Édouard

Der Absturz


sehr gut

„Der Absturz“ ist ein Roman, der mich emotional sehr berührt und lange nachdenklich zurückgelassen hat. Die Geschichte von Louis’ Bruder – einem sensiblen Träumer, der an der Realität scheitert – ist tiefgründig, ehrlich und stellenweise schmerzhaft schön erzählt. Man spürt in jeder Zeile die Sehnsucht nach einem besseren Leben, nach Anerkennung und Liebe, die sich jedoch nie ganz erfüllen will.

Besonders beeindruckt hat mich, wie schonungslos und gleichzeitig zart der Autor das Porträt eines Mannes zeichnet, der zwischen Hoffnung und Selbstzerstörung gefangen ist. Die Szenen zwischen den Brüdern wirken authentisch und voller unausgesprochener Gefühle – sie sind das Herzstück des Buches.

An manchen Stellen hätte ich mir jedoch etwas mehr Tiefe oder längere Passagen gewünscht. Einige Entwicklungen kommen recht abrupt, wodurch die emotionale Wucht nicht immer vollständig zur Geltung kommt. Trotzdem bleibt „Der Absturz“ ein intensives, kluges und bewegendes Leseerlebnis, das noch lange nachhallt.

Bewertung vom 06.09.2025
Wahl, Carolin

Crushing Souls (Driven Dreams-Dilogie, Band 1)


ausgezeichnet

Auf "Crushing Souls" habe ich schon lange hingefiebert. Das Cover ist wunderschön gestaltet und lässt erstmal nicht direkt auf das Thema Formel 1 schließen. Wer Carolin Wahl kennt, weiß, dass sie ein riesiger Formel 1 Fan ist und sich einen kleinen Traum damit erfüllt hat, den sie nun mit ihren Leser:innen teilen kann.
In "Crushing Souls" geht es um Fiona MacKenzie, die unbedingt als Frau im Formel 1 Business arbeiten möchte. Das ist gar nicht so leicht, weil ihrem Vater ein großer Rennstall gehört. Also was tun, damit nicht jeder denkt, man habe den Job nur bekommen, da der Vater ein großer Name in dem Geschäft ist? Außerdem hasst sie Duncan McKinnon, der für ihren Vater im Team fährt. Trotzdem fängt es an, zwischen den beiden zu funken.

Ich habe einfach alles an diesem Buch wieder einmal geliebt, obwohl ich absolut gar kein Interesse an Formel 1 habe. Carolin Wahl schreibt aber einfach richtig toll und ihre Charaktere sind immer total sympathisch. Ich freue mich schon auf den nächsten Band der Reihe!

Bewertung vom 06.09.2025
Vego, Kristin

Spät am Tag


ausgezeichnet

„Spät am Tag“ erzählt die Geschichte der Schriftstellerin Johanne, die nach dem Tod ihres Mannes beginnt, einzelne Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit aufzuschreiben. Ausgangspunkt ist ihre Ankunft als junge Frau in einem weißen Haus auf dem Land. Dort entwickelt sich langsam eine Beziehung zu Mikael, die sie über viele Jahre begleiten wird – samt seiner Ex-Frau, seiner Tochter und der rauen Landschaft, die schließlich auch für Johanne Heimat wird. Jahre später blickt sie allein auf ihr Leben zurück und versucht, die Fäden zwischen Liebe, Verlust und Vergänglichkeit nachzuzeichnen.

Obwohl das Buch mit seiner Kürze zunächst wie eine schnell gelesene Erzählung wirkt, empfand ich es beim Lesen erstaunlich langatmig. Die Handlung fließt weniger als zusammenhängende Geschichte, sondern besteht eher aus einzelnen Episoden und Momentaufnahmen, die manchmal etwas spröde wirken. Die Sprache ist durchaus feinfühlig, aber die Spannung fehlte mir. Insgesamt ein ruhiges, melancholisches Buch, das eher zum Nachdenken anregt, mich aber emotional nicht richtig gepackt hat.