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Benutzername: 
Tamy
Wohnort: 
Deutschland

Bewertungen

Insgesamt 3 Bewertungen
Bewertung vom 06.05.2025
Swift River
Chambers, Essie

Swift River


sehr gut

Zitat aus dem Buch:
"So ist das in einer rassistischen Stadt. Sie entscheidet selbst, wann sie freundlich sein will." Zu Diamonds Eltern war Swift River nie wirklich freundlich. Zu Diamond noch weniger. Und genau davon erzählt uns die sechzigjährige Protagonistin.

Stell dir vor, eine Teenagerin- die einzige Schwarze in einer rassistischen Stadt-, mit einer Mutter, die selber bemuttert werden muss, mittellos, ohne Freunde, ohne Aussicht auf ein besseres Leben, ständiges Opfer von Diskriminierung und abwertenden Kommentaren- das ist Diamonds Leben. Sie fühlt sich im Stich gelassen- von der ganzen Welt, vor allem aber von ihrem Vater.

In Tante Lena findet Diamond nicht nur eine Brieffreundin. Sie erfährt Zuspruch, Wärme und wird akzeptiert so, wie sie ist. Durch die Briefe von Lena lernt Diamond ihre Familiengeschichte und ihren Vater besser kennen. Manchmal fügt sie alte Briefe von der mittlerweile verstorbenen Tante Clara hinzu, welche auch mal die einzige Schwarze in Swift River war.

Diamonds Erinnerungen als neunjähriges Mädchen geben uns Einblick in ihr Familienleben vor Pops Verschwinden. Einerseits war er für sie ein sicherer Hafen, andererseits eine gefährliche Klippe. Mal war sie für ihn die interessanteste Person der Welt, mal hat jedes Wort aus ihrem Mund ihn gereizt. Die Beziehung zwischen Mutter und Vater war auch nicht immer harmonisch. Was ist also mit dem Vater passiert? Hat er sie mit Absicht verlassen, oder ist ihm etwas schlimmes zugestoßen?

Bis zum Schluss bekommt man auf diese Frage keine eindeutige Antwort. Ich würde sagen, dass das Hauptthema des Buches nicht Pops Verschwinden oder die Beziehung zwischen Diamond und ihrem Vater, sondern Diamonds Gefühlswelt ist. An sich gibt es nicht viel Handlung, keine großen Entwicklungen in dem Buch. Irgendwann habe ich aufgehört, auf Wendungen oder Überraschungen zu warten und habe mich voll und ganz auf Diamond konzentriert. Sie ist sympathisch, ehrlich zu sich selbst und bemerkenswert stark. In der kurzen Zeit entwickelt sie sich zu einer Frau, die weiß was sie will und wie sie es erreichen kann. Das wünscht man sich für sie. Durch die Erzählungen von der Perspektive des neunjährigen Diamond, hat man das Gefühl sie als Kind schon gekannt und gemocht zu haben. Deswegen erlebt man als Leser jede Enttäuschung und jede kleine Freude mit ihr mit.

Essie Chambers schreibt wirklich eindringlich, mit vielen Vergleichen und sehr bildlich. Ich hatte das Gefühl, nicht nur ein Buch gelesen, sondern auch einen Film gesehen zu haben.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass „Swift River“ keine leichte Lektüre ist. Es behandelt wichtige Themen und ist sehr gefühlsintensiv. Vor allem aber traurig. Deswegen ist es mir manchmal schwer gefallen, dran zu bleiben und das Buch schnell zu lesen. Man braucht Zeit, um durchzuatmen und das gelesene zu verdauen. Ich würde das Buch weiterempfehlen, jedoch nicht für Leser, die sich in einer schwierigen emotionalen Verfassung befinden, denn es einen noch mehr runterziehen kann. Am Ende des Buches wird der Satz „Wo der Wille ist, ist auch ein Weg“ auf eine sehr kraftvolle Weise bestätigt, da Diamond trotz aller Hindernisse ihre eigene Stärke findet und sich ihren Weg bahnt

Bewertung vom 03.04.2025
Die Schwester des Serienkillers / Die Familie des Serienkillers Bd.3
Hunter, Alice

Die Schwester des Serienkillers / Die Familie des Serienkillers Bd.3


sehr gut

Der dritte Band der Serienkiller-Reihe, „Die Schwester des Serienkillers“, war meine erste Begegnung mit Alice Hunter.

Das Cover gefällt mir ausgezeichnet. Es harmoniert perfekt mit den beiden anderen Bänden der Reihe. Gelb ist meine Lieblingsfarbe, und der dunkle Hintergrund lässt das Buch sofort ins Auge stechen.

Anna und Henry entkommen ihrer drogen- und alkoholabhängigen Mutter und ihrem brutalen Freund. Sie glauben, in einem von ihnen lang ersehnten Zufluchtsort gelandet zu sein – dem Kinderheim Finely Hall. Doch auch hier gehören psychische und physische Misshandlungen zur Tagesordnung. So versprechen sie sich, immer füreinander da zu sein und aufeinander zu achten. Dieses Versprechen wird jedoch bald von Anna rücksichtslos gebrochen. Möchte Henry deshalb Annas hart erarbeitetes Glück zerstören?

Schon nach den ersten Seiten ist der Leser mitten im Geschehen und begleitet die Hauptprotagonistin Anna auf einer Schnitzeljagd – einem Spiel, das sie und ihr Bruder als Kinder gerne gespielt haben. Doch diese Jagd hat schon lange nichts mehr mit Spaß zu tun gehabt, besonders jetzt nicht, da Annas Bruder Henry von der Polizei als Serienkiller gesucht wird. Warum nimmt er nach 17 Jahren Stille auf diese Weise Kontakt zu Anna auf? Wird sie Augenzeugin eines weiteren Mordes, eine Komplizin oder gar das nächste Opfer?

Die aufgebaute Spannung bleibt durchgehend erhalten. Man spekulieret viel, versucht die Rätsel zu lösen und Henrys nächsten Schritt vorherzusehen. Die letzten Kapitel sind sehr wendungsreich, die die Spannung weiter steigern. Bis zu den letzten Seiten war ich von der Geschichte überzeugt. Doch am Ende fiel meine ganze Begeisterung wie ein Kartenhaus zusammen. Vieles ergab für mich keinen Sinn mehr und auf den ersten Blick gab es einige Unstimmigkeiten. Jedoch wollte ich dies nicht so stehen lassen, denn das Buch eigentlich alle Voraussetzungen für einen packenden Thriller mit einem überraschenden Ende erfüllt. Also habe ich mir einige Erklärungen zurechtgelegt, um die Handlung für mich logischer zu machen. Da ich das Buch in Rahmen einer Leserunde las, halfen mir auch andere begeisterte Teilnehmer dabei, ein paar der offen gebliebenen Fragen zu beantworten. So bekam das „Häuschen“ wieder Fundament und ich war zufrieden.

„Die Schwester des Serienkillers“ ist für mich auch in einer anderen Hinsicht einzigartig: kein einziger Charakter war mir wirklich sympathisch, was ich toll und originell fand. Mal was ganz anderes!

Zusammenfassend kann ich sagen, dass das Buch trotz kleiner Logikfehler durchaus lesenswert und gelungen ist. Ich habe mich von Anfang bis Ende gut unterhalten gefühlt. Viele Krimifans werden die Wendungen und das unvorhersehbare Ende zu schätzen wissen.
Also einfach lesen, genießen und nicht zu viel hinterfragen:)

Bewertung vom 13.02.2025
Deep Fake
Konrad, Cleo

Deep Fake


ausgezeichnet

Mit dem „Deep Fake“ ist Cleo Konrad ein ausgezeichneter Psychothriller gelungen. Manches Lebensmotto „Ich glaube nur das, was ich sehe„ wird durch dieses Buch erbarmungslos zerstört, denn heutzutage kann man fast nichts mehr glauben, nicht mal das, was man sieht.

Das Cover schien mir anfangs nicht besonders ansprechend. Doch im Laufe der Geschichte wurde mir klar, warum es genau die richtige Wahl war. Das passt zu dem Thema des Buches sehr gut- das Zeitalter der künstlichen Intelligenz und der digitalen Welt. Außerdem symbolisiert es das zentrale Thema der Vergangenheit und Zukunft der Protagonistin, Mira.

Mira ist Lehrerin mit Herz und Seele. Sie liebt ihre Arbeit und ihre Schüler. Ihr Ehemann Fabio und ihre Kinder bieten Mira einen sicheren Halt und sie führt ein augenscheinlich glückliches Leben. Nur dass dieses Glück von Selbstzweifel und Schuldgefühlen, begleitet durch Albträume, auf wackeligen Beinen steht. Als im Netz ein Nacktvideo von Mira in Umlauf gebracht wird, bricht ihre Welt zusammen. Verzweifelt versucht sie zu beweisen, dass es sich hierbei um einen Deepfake handelt. Doch keiner außer ihrem Mann glaubt ihr. Die Suche nach dem Ersteller des Videos führt sie in ihr Heimatsdorf Tannwinkel, ein Ort, an dem Vorurteile und Geheimnisse tief verwurzelt sind. Wird Mira herausfinden, wer ihr Leben zerstören will? Ist das die Rache dafür, dass sie in ihrer Jugend auch Leben zerstört hat? Kann sie endlich mit ihrer Vergangenheit abschließen? Nur eines steht fest- sie muss sich ihrer Vergangenheit stellen…

Von der ersten Seite an hat „Deepfake“ mich in seinen Bann gezogen.
Man taucht gleichzeitig in zwei Welten ein. Einerseits begleitet man Mira auf ihrem Weg zur Wahrheit, andererseits lernt man Kat kennen, die durch ihre Tagebucheinträge uns mit in das Jahr 2003 nimmt. Wir lernen dort einige Jugendliche kennen, die in Tannwinkel verzweifelt versuchen, ihren Platz zu finden.

Die zahlreichen Wendungen in dem Buch halten die Spannung durchgehend hoch.
Wenn man aufmerksam liest und auf einige Hinweise achtet, die die Autorin sehr dezent einwirft, kann man durchaus selber einige Fährten aufnehmen und so der Wahrheit näher kommen. Das gibt einem ein gutes Gefühl, nicht nur ein passiver Beobachter gewesen zu sein, sondern mit „ermittelt“ zu haben. Doch das Ende bleibt trotzdem Wendungsreich und unerwartet mit vielen „Wow“ Momenten.

Zusammengefasst kann ich sagen, dass trotz einiger Längen im letzten Abschnitt, in denen sich der Erzählstil etwas zieht, „Deep Fake“ ein packendes Leseerlebnis für mich war.
Das Buch „Deep Fake“ ist für mich kein Buch zum Lesen und gleich wieder vergessen, sondern ein Buch, das in Erinnerung bleibt und einen zum Nachdenken bringt- über Freundschaften, Vorurteile und darüber, wie der Schein in Wahrheit trügen kann.
Ich kann dieses Buch nur weiterempfehlen, auch an jüngere Leser, denn sie sind auch oft von Mobbing in den sozialen Medien betroffen.