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Eternal-Hope
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Österreich

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Insgesamt 114 Bewertungen
Bewertung vom 06.12.2025
Kebekus, Carolin

8000 Arten, als Mutter zu versagen


ausgezeichnet

Was für ein Glück, dass die Komikerin Carolin Kebekus mit über 40 Jahren vor bald 2 Jahren doch noch Mama eines Kindes geworden ist. Denn dadurch hat sie Einblick in die vielen Verrücktheiten, überzogenen Ansprüche und Übergriffigkeiten bekommen, mit denen man als schwangere Frau und als neue Mama eines Babys konfrontiert wird. Humorvoll und ehrlich erzählt sie aus den ersten eineinhalb Jahren mit ihrem Kind, und das auf eine locker-flockig-leichte Art, die für andere neue Mamas sehr befreiend sein kann.

Ich habe selbst vor einigen Jahren ein Kind gewünscht und hätte sehr gerne schon damals dieses Hörbuch gehört - aber auch rückblickend auf die erste Zeit als frischgebackene Mama ist es eine große Freude, dieses Buch zu hören. Für mich fühlte es sich an, wie eine gute Freundin an meiner Seite zu haben, die ehrlich mit mir teilt, dass sie ihr Baby über alles liebt, sich auch viel Mühe gibt, aber an den übermenschlichen Ansprüchen, die an Mütter heutzutage gestellt werden, nur scheitern kann. Die humorvoll die Instagram-Momfluencerblase aufs Korn nimmt, genauso wie die übergriffigen Passanten mit ihren Ratschlägen, und die aufzeigt, dass es in Ordnung ist, einfach nur ein Mensch und eine Frau zu sein und zu bleiben, auch wenn man Mama geworden ist.

Carolin Kebekus erzählt auch von dem absolut idealisierten Mutterbild, mit dem sie groß geworden ist und das bis heute so verbreitet ist: von der selbstlosen, aufopferungsbereiten, jederzeit verfügbaren Frau und Mutter, ein dienender Engel ohne eigene Identität... und befreit uns gleichzeitig von diesem Anspruch, auch so sein zu müssen, indem sie erklärt, wie befreiend es auch für unsere Kinder sein könnte, nicht mehr mit diesem unrealistischen Bild aufzuwachsen und stattdessen Eltern zu haben, die ihnen eine gute Balance aus Fürsorge für die Kinder und Selbstfürsorge vorleben.

Ihr Werk ist sowohl als gedrucktes Buch als auch wie hier im Argon-Verlag als Hörbuch erschienen. Das Hörbuch wird von der Autorin selbst gesprochen - das ist bei einer Komikerin, die professionelles Sprechen gewohnt ist, natürlich ein Gewinn, und lässt einen sich der Autorin beim Zuhören noch näher fühlen, als wenn man es lesen würde. Carolin Kebekus erzählt ihr Buch auf eine sehr witzige Art, mit angenehmer Stimme und viele Varianten, sodass man ihr wirklich gerne zuhört. Danke für dieses angenehme Zuhörerlebnis und für die wichtige Botschaft, liebe Carolin Kebekus! Ich hoffe auf weitere Bücher und Hörbücher von Carolin Kebekus mit witzigen Erzählungen aus dem Leben einer Mama eines dann schon etwas größeren Kindes in den nächsten Jahren.

Bewertung vom 06.12.2025
Hewlett, Rosie

Medea


ausgezeichnet

Spannende, feministische Neuinterpretation des düsteren Medea-Mythos:

Wer war die sagenumwobene Medea, die Prinzessin und Hexe von Kolchis, Ehefrau des Jason und am Ende blutige Rächerin und Kindsmörderin? Wie können wir ihre Geschichte aus ihrer Perspektive ein Stück weit verstehen?

Der britischen Autorin Rosie Hewlett ist mit "Medea" eine sehr spannende, feministische Neuinterpretation des antiken Mythos gelungen. Während traditionelle Erzählungen meistens auf die männliche Perspektive fokussiert sind, lernen wir hier die sagenumwobene Medea aus der Innenperspektive kennen: in Ich-Form erzählt sie uns ihre Geschichte. Dabei beginnt Medea ganz am Anfang, in ihrer Kindheit, als sie noch ein kleines Mädchen war und gerade erst dabei, ihre mächtigen Zauberkräfte zu entdecken.

Es ist eine schwierige Kindheit: vom Vater unterdrückt und verprügelt, vom Bruder verspottet, mit einer schwachen, farblosen Mutter, sind die liebevolle Beziehung zu ihrer jüngeren Schwester und die wenigen Sommer, in denen ihre Tante Circe sie in der Zauberkunst unterweist, ihre einzigen Hoffnungsschimmer.

Medea selbst ist von Anfang an eine starke Persönlichkeit, freiheitsliebend und wild, die sich nicht unterdrücken lassen will, und ihren Bruder schon mal zur Strafe in ein Schweinchen verwandelt. Als junge Frau träumt sie von der Freiheit; etwas, was sich in der damaligen Zeit für die Prinzessin nur schwer verwirklichen lässt. Denn zusätzlich zu den rigiden Geschlechternormen in der Antike hat ihr Vater, der König, längst entdeckt, was für eine mächtige Waffe die Magie seiner älteren Tochter für ihn darstellt - eine Waffe, die er auf keinen Fall jemals verlieren will.

Und so ist Medeas besondere Gabe gleichzeitig auch ihr Gefängnis - bis sie sich in den Argonauten Jason verliebt, ihm mit Hilfe ihrer Fähigkeiten zum Sieg bei der Bewältigung eigentlich unmöglicher Aufgaben und damit zum goldenen Vlies verhilft, gemeinsam mit ihm und seinen Gefährten über das Meer fliehen möchte und dabei durch eine impulsive Handlung, angestiftet durch Jason, schwere Schuld auf sich lädt, die sie ihr Leben lang verfolgen wird.

Im Zentrum der Geschichte steht für mich neben Medeas Persönlichkeitsentwicklung die ungesunde Beziehung zu Jason. Selbst so vernachlässigt und verwundet aufgewachsen, idealisiert das junge Mädchen Medea diesen attraktiven Mann grenzenlos und schlägt alle Warnungen in den Wind. Sie fühlt sich gesehen und geliebt und beginnt sich erst sehr spät die Frage zu stellen, ob es diesem Mann wirklich um sie geht oder um etwas anderes. Diese Beziehungsdynamik ist sehr anschaulich geschildert.

Schlussendlich kommt es zum tragischen Finale, das jenen, die sich mit der ursprünglichen Geschichte befasst haben, bekannt sein dürfte. So, wie diese Geschichte überliefert wurde, ist dieses sehr tragisch und düster, und das ist es auch in diesem Buch. Doch ist es gleichzeitig sehr interessant, das Ganze vor dem Hintergrund der Persönlichkeit und Entwicklung Medeas zu betrachten und damit zumindest ein kleines Stück weit verstehen (wenn auch nicht gutheißen) zu können, wie es dazu gekommen ist.

Geschrieben ist das Buch sehr spannend und packend: ich konnte es kaum aus der Hand legen und war in einem Tag mit dem 500 Seiten dicken Buch durch, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es weitergeht. Dabei hat es mir den antiken Medea-Mythos nähergebracht und gleichzeitig eine neue, feministische Perspektive auf diese Geschichte eröffnet. Das Buch hat mich also nicht nur ausgezeichnet unterhalten, sondern ich werde auch noch länger über die Geschichte nachdenken. Verdiente 5 Sterne für eine tolle Neuinterpretation dieser alten Geschichte!

Bewertung vom 03.12.2025
Herbst, Lukas

Dein Leben. Dein Impact.


ausgezeichnet

Bücher zur persönlichen Weiterentwicklung gibt es viele am Markt. Doch dieses unterscheidet sich von den anderen in mehreren Punkten: es ist auf der Basis des Glaubens eines überzeugten Christen geschrieben. Und die Sprache ist nahbar, lebendig, jugendlich und frisch, dabei sehr beruhigend und entspannend und gleichzeitig Mut machend für die Arbeit an einem bewussten, selbstgestalteten Leben in Kontakt mit Gott. Beispiele?

"Wenn ich jetzt daran denke, war das für mich ein echter holy moment." (S. 10)

"Die Spannung aushalten. Zwischen den Polen bleiben. That's where the magic happens." (S. 50)

Zuerst geht der Autor auf die Situation ein, in der sich viele Menschen heute befinden: gestresst, unter Leistungsdruck und unentspannt. Er erklärt, warum dies aus christlicher Sicht nicht nötig sei, denn wir seien als Gottes Geschöpfe durch Jesus' Opfer schon gerettet und müssten uns nicht ständig optimieren: wir dürfen und sollen uns weiterentwickeln und an uns arbeiten, aber entspannt. Denn unsere Aufgabe als Menschen sei es, kreativ und produktiv zu werden, nicht nur zu konsumieren.

Ein wichtiges Prinzip aus der Bibel, das der Autor im Buch in verschiedenen Kapiteln immer wieder erwähnt, ist das vom Säen und vom Ernten. Ein Naturgesetz, wie er es beschreibt: wir können nur ernten/als Ergebnis sehen, was wir gesät haben. Zwar können wir die Ergebnisse des Säens nicht bestimmen - das kann auch kein Bauer, weil dabei noch weitere Faktoren, wie beispielsweise das Wetter, mitspielen - doch nur, wenn wir bewusst etwas säen, haben wir überhaupt die Chance, etwas Gutes zu ernten, außer nur Unkraut.

Basierend darauf lädt der Autor die Lesenden ein, sich mit verschiedenen Bereichen ihres Lebens bewusst auseinanderzusetzen: mit ihrer Beziehung zu Gott, zu anderen Menschen, zum eigenen Körper, zur Berufung, zu Geld, zur Zeit, zu den eigenen Kompetenzen und zum persönlichen Charakter, und all diese Bereiche bewusst zu analysieren, um sich weiterzuentwickeln.

Am Ende der Kapitel finden sich gemäß des Mottos "Sehen und Säen. Zum Reflektieren und Weiterentwickeln" persönliche Reflexionsfragen und Übungen wie z.B. "Wie wichtig war dir deine Charakterentwicklung bisher auf einer Skala von 1 bis 10?", "Welche Schritte möchtest du konkret gehen, um in deinen Charakter zu investieren?" oder "Was willst du sehen? Was musst du dafür säen?" (S. 93/94)

Es ist also ein Buch, mit dem man idealerweise immer wieder arbeitet und das man nicht nur einmal liest und dann zur Seite legt.

Da es sich um ein christlich inspiriertes Buch handelt, finden sich in den Kapiteln auch verschiedene Bibelreferenzen und Zitate, die jeweils praxisnah erklärt und auf das persönliche Leben in unserer Zeit umgelegt werden. Dabei geht es um die Frage, wie wir Jesus als Vorbild sehen und ihm nachfolgen können und wie sich das in unseren verschiedenen Lebensbereichen zeigen kann.

Insgesamt ist es ein inspirierendes Buch für alle Gläubigen, die an der Vertiefung ihres Glaubens und an ihrer Persönlichkeitsentwicklung interessiert sind. Aber auch Menschen, die bisher mit dem christlichen Glauben noch nicht viel anfangen konnten, aber dafür offen sind, und sich für eine spirituell fundierte Weiterentwicklung basierend auf universalen ethischen Werten interessieren, lässt sich viel Wertvolles in dem Buch finden. Die spritzig-jugendliche Sprache und der praxisorientierte, lebensnahe Ansatz machen das Buch auch für Jugendliche und junge Erwachsene sehr zugänglich und zeigt, dass Glauben absolut nichts Verstaubtes sein muss, sondern im Gegenteil sehr gut auch in die heutige Zeit passen kann.

Bewertung vom 01.12.2025
Huxley, Aldous

Zeit der Oligarchen


ausgezeichnet

Aldous Huxley ist der Autor der bekannten Dystopie "Brave New World". Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges hat er außerdem "Science, Liberty and Peace" verfasst, das über 80 Jahre lang verschollen war, nun wiedergefunden und in deutscher Sprache unter dem Titel "Zeit der Oligarchen" veröffentlicht wurde.

Es ist von seinem Umfang her ein kurzes Werk mit nicht einmal 100 Seiten, doch inhaltlich ist es umso gehaltvoller und verblüffend in seiner Aktualität und Prägnanz, die auch in der heutigen Zeit sehr zum Nachdenken anregt. Jeder Satz in dem Buch ist bewusst gewählt und mit einer klaren Botschaft: es lohnt sich also, sich Zeit zu nehmen, um immer wieder kurz innezuhalten, um die philosophischen Gedanken und logischen Schlüsse, die der Autor daraus zieht, für sich wirken zu lassen.

Hier ein paar Beispiele:

"Stift und Stimme sind dem Schwert mindestens ebenbürtig, denn das Schwert gehorcht dem gesprochenen oder geschriebenen Wort." (S. 16)

"Der Glaube an den universellen Fortschritt basiert auf dem Wunschdenken, dass etwas umsonst zu haben ist. Dahinter steht die Annahme, dass Gewinne auf einem Gebiet nicht mit Verlusten auf einem anderen bezahlt werden müssen." (S. 32)

"Eine hochgradig organisierte und reglementierte Gesellschaft, deren Angehörige ein Minimum an persönlichen Eigenheiten aufweisen und deren kollektives Verhalten einem einzigen, von oben aufgezwungenen Rahmenplan gehorcht, gilt bei den Planern und sogar den Verplanten (so wirkungsvoll ist die Propaganda) als "wissenschaftlicher" und daher besser als eine Gesellschaft unabhängiger und selbstbestimmter Individuen, die in freiwilliger Kooperation zusammenarbeiten." (S. 34)

"Ein moderner Krieg lässt sich außerdem nur führen, wenn eine Nation in der Lage ist, die gesamte Bevölkerung in einer militärischen und industriellen Generalmobilmachung einzuberufen. Das ist nur möglich, wenn die Bevölkerung weitgehend aus Entwurzelten und Besitzlosen besteht, die für ihren Lebensunterhalt auf den Staat und große private Arbeitgeber angewiesen sind." (S. 49)

Diese Zitate zeigen auf, wie wichtig es ist, sich das eigene kritische Denken zu bewahren und insbesondere nicht zu glauben, dass die Mächtigen - ob in Politik, Wirtschaft oder Wissenschaft - unbedingt im Interesse der einzelnen Menschen handeln, sondern zu erkennen, wie diese ihre eigenen Ziele verfolgen, bei denen es meist um die Ausweitung ihrer Macht geht, auch auf Kosten des Friedens. Genauso wie auf andere Weise in "Brave New World" ruft Aldous Huxley auch hier in dieser kurzen Sammlung zeitloser Weisheiten dazu auf, wachsam zu bleiben und sich unermüdlich für das Gute in der Welt und den Frieden einzusetzen. Ein lesenswertes Buch, das den Test der Zeit bestens bestanden hat und heute genauso aktuell ist wie zur Zeit seiner Veröffentlichung - Leseempfehlung!

Bewertung vom 17.11.2025
Gornichec, Genevieve

The Witch's Heart - Das Verhängnis


gut

Von Genevieve Gornichec habe ich vor diesem Buch schon “Sisters in Blood” gelesen, von dem ich absolut begeistert war und zu dem ich auch eine Rezension verfasst habe. Nun also dieses Buch, an das ich mit entsprechend hohen Erwartungen herangegangen bin, was man natürlich nicht sollte, da jedes Buch für sich stehen sollte. Außerdem ist „The witch’s heart“ das Debüt der Autorin und „Sisters in Blood“ ihr zweites Buch. Das versuche ich, bei meiner Bewertung zu berücksichtigen.

Auch in diesem Buch geht es um alte nordische Mythologie: diesmal um die Riesin und Hexe Angrboda, die gemeinsam mit dem Trickster-Gott Loki drei Kinder in die Welt setzt, aus denen die Totengöttin Hel, der Fenriswolf und die Midgardschlange werden. Das ist eine uralte mythologische Geschichte, die sozusagen den Rahmen für dieses Buch setzt, das hier auf feministische Weise neu interpretiert wird.

Ich habe das Buch als Beschreibung eines langen Weges in die weibliche Selbstermächtigung gelesen. Angrboda war schon früher eine sehr mächtige Hexe, doch wir lernen sie zu einem Zeitpunkt kennen, zu dem sie psychisch und auch körperlich sehr geschwächt ist. Nachdem sie sich geweigert hatte, mit Hilfe der mystischen Technik des „Seid“ in die tiefsten Dunkelheiten zu reisen, um dort für den Göttervater Odin Wissen über die Zukunft zu erlangen, wurde sie fürchterlich bestraft: drei Mal wurde ihr das Herz herausgerissen und sie wurde verbrannt. Tot ist sie nicht so ganz, aber sie hat kaum mehr Erinnerungen an ihre Vergangenheit und Identität und lebt zurückgezogen ganz alleine in einer Höhle im Wald. Da besucht sie der Außenseitergott und Trickster Loki und bringt ihr ihr Herz zurück und die beiden starten erst eine Affäre, dann eine Art On-Off-Beziehung und schließlich eine halbherzige Ehe, während ihre drei gemeinsamen Kinder entstehen: ein halbtotes Mädchen und zwei Söhne: ein Wolf und eine Schlange. Soweit zum Inhalt, ohne spoilern zu wollen.

Die mythologische Geschichte ist durchaus interessant. Schwierig fand ich beim Lesen das sehr wechselnde Tempo: im ersten Drittel des Buches passiert gefühlt kaum etwas Interessantes und in die Handlung plätschert nur so dahin. Dann spitzt es sich in der Mitte zu und es kommt zu dramatischen Ereignissen, die sehr schnell geschildert werden und wonach die Handlung zum langsamen Tempo zurückkehrt bis zum prophezeiten Ende zur Zeit der Götterdämmerung, samt überraschender Wendung. Gewünscht hätte ich mir also einerseits eine Straffung einiger Teile und andererseits, dass andere Teile ausführlicher erzählt worden wären.

Mythologisch gibt die Geschichte einiges an interessanten Themen her: es geht um Vorurteile, Magie, Hexenverfolgung, Ausgrenzung, Mutterliebe, Verrat, Frauenfreundschaft und Queerness (ein Thema, das der Autorin ein besonderes Anliegen zu sein scheint) und die Veränderlichkeit oder Unabwendbarkeit des Schicksals. Das stärkste Thema für mich in diesem Buch war, wie schon erwähnt, das der weiblichen Selbstermächtigung: zu sehen, wie die gedemütigte, geschwächte und verletzte Angrboda schrittweise wieder mehr in ihre Kraft kommt, sich für ihre Kinder einsetzt und eine mutige und selbstlose Entscheidung trifft.

Dazu ein Zitat aus dem Buch:

“Ich bin Angrboda Eisenhexe”, dachte sie. Die Alte. Mutter Hexe, die jene Wölfe gebar, die Sonne und Mond jagen. Ehemalige Gattin von Loki und Mutter sowohl der Gebieterin der Toten als auch der beiden Kreaturen des Chaos, die vom Schicksal dazu bestimmt sind, Verderben über eben die Wesen zu bringen, die unser Leben ruiniert haben. Ich kann das aus eigener Kraft schaffen.“ (S. 303)

Insgesamt ist es ein durchaus interessantes Buch, das mir eine mir bisher unbekannte nordische Mythologie nähergebracht hat und weitgehend unterhaltsam zum Lesen war. Gerade weil ich es als deutlich schwächer empfinde als das darauffolgende Buch der Autorin („Sisters in Blood“) zeigt es mir aber auch ihre Entwicklung und insgesamt ihr Talent, alte Mythologie auf unkoventionelle Art und Weise neu zu interpretieren.

Wer die Autorin noch nicht kennt, dem empfehle ich aber dennoch für den Einstieg eher „Sisters in Blood“, das über alle Stärken dieses Buches verfügt, in dem die erwähnten Schwächen aber nicht mehr vorkommen. Auf weitere Bücher dieser Autorin bin ich gespannt.

Bewertung vom 15.11.2025
Yueran, Zhang

Schwanentage


sehr gut

Klassismus in China:

Yu Ling ist arm aufgewachsen, der Vater ist früh an Krebs verstorben und in ihrer Vergangenheit gibt es eine schwierige Geschichte, die sowohl in Bezug auf Beziehungen als auch beruflich ein Handicap für sie war. Nun arbeitet sie seit einigen Jahren hingebungsvoll als Kindermädchen des 7-jährigen Kuan Kuan, eines durchaus liebenswürdigen, aber verwöhnten Sohnes einer sehr reichen Familie. Der Vater des Jungen hat eine hohe regierungsnahe Position inne, ebenso wie sein Schwiegervater, während die Mutter sich als Künstlerin selbst verwirklichen will und für ihren Sohn nicht viel übrig hat.

Nun hat Yu Ling gemeinsam mit ihrem Freund Dhongu geplant, den kleinen Kuan Kuan zu entführen, um Lösegeld von der Familie zu erpressen. So eine richtige Entführung ist es aber von Anfang an nicht so wirklich, dazu liegt ihr der Kleine viel zu sehr am Herzen und so inszeniert sie mit ihm erst einmal einen schönen Ausflug ins Freie samt feinem Grill-Barbecue. Am Weg fällt dem Kleinen, der gewohnt ist, dass ihm jeder Wunsch erfüllt wird, auch noch ein Transporter mit Gänsen auf, die er für Schwäne hält und von denen er unbedingt einen haben will und auch kriegt. Währenddessen wird klar, dass das mit der Entführung eh nicht so recht was werden kann, da der Vater des Jungen verhaftet wurde und die Mutter verschwunden ist und auch sonst von den entfernteren Verwandten keiner erreichbar ist. Also kehrt Yu Ling, nach einigen Umwegen, mit dem Jungen erst einmal wieder ins Haus ihrer Dienstgeber zurück, wo die Gans im Garten einquartiert wird, Kuan Kuan dort ein Zelt aufbaut und Yu Ling entdecken muss, dass Dhongu sich mit ihren Ersparnissen aus dem Staub gemacht hat.

Dieses Buch zeigt die enormen Klassenunterschiede, die es offensichtlich auch im modernen China gibt, klar auf: während die Reichen - von denen wohl viele korrupt sind oder dies zumindest von den Ärmeren angenommen wird - sich jeden erdenklichen Luxus leisten können, arbeiten viele Ärmere fast ununterbrochen und können sich damit auch nach Jahren harter Arbeit nichts aufbauen.

Durch die Entführung des Jungen, aber vor allem dadurch, dass dessen Familie auf einmal in gröberen Problemen steckt, kehrt sich das Glück auf einmal um, zumindest kurzfristig, wie Yu Ling durchaus zufrieden bemerkt, immerhin wurde sie von ihrer Dienstherrin oft ziemlich respektlos behandelt: "Yu Ling dachte an die Hausherrin, Qin Wen. Inzwischen musste sie erfahren haben, dass man erst ihren Vater und dann ihren Mann verhaftet hatte. Ihre Schönwetterfreunde hielten sich in dieser Situation gewiss auf Distanz. Jetzt ist sie auf der Flucht, ganz allein, und weiß nicht, wohin, dachte Yu Ling, während ich gemütlich in der Sonne sitze und Grillspieße futtere." (S. 26)

Auch sonst geht es viel um Klassenunterschiede und weise Betrachtungen dazu, wie zum Beispiel auch diese Zitate zeigen:

"Es hieß, die Armen liebten es zu träumen, doch das stimmte nicht; Träume gehörten zu den Privilegien der Reichen, und die Welt sorgte auf alle erdenkliche Arten dafür, ihnen diese Träume vorzuenthalten." (S. 75)

"Sich mit den technischen Gimmicks dieses Haushalts auszukennen, war für ihre Zukunft wenig hilfreich, es war höchstens ein Grund mehr, sich zu quälen. Genau deshalb war es grausam, Kindermädchen oder Chauffeur zu sein: Man tauchte in einen völlig anderen Lebensstil ein, wurde davon in gewisser Weise geprägt, aber zurück in seinem alten Leben, würde man damit so lächerlich wirken wie ein ausgebauter Einbaubackofen. Es blieb dir nichts übrig, als dich in dein früheres Selbst zurückzuverwandeln. Aber ging das überhaupt?" (S. 103)

Damit ist es insgesamt ein sehr kluges und wichtiges Buch, das dazu anregt, sich über Klassismus, Privilegien und die eigene Position in der Gesellschaft - nicht nur in China - Gedanken zu machen. Ich habe es gerne gelesen, auch wenn es inhaltlich in einigem ganz anders war, als im Klappentext angekündigt wurde, und ich auch aus dem Ende nicht ganz schlau geworden bin.

Bewertung vom 13.11.2025
Tewes, Bernhard

Glimmer


ausgezeichnet

Inspirierendes Buch für eine positive Lebenseinstellung:

Der Heilpraktiker und Hypnosetherapeut Bernhard Tewes stellt mit "Glimmer" einen Ansatz vor, der dem weit verbreiteten Fokus auf negative "Trigger" etwas Positives und Heilsames entgegensetzt. Anschaulich erklärt er anhand von Fallbeispielen, wie viele Menschen dadurch, dass sie in ihrem Leben ihre Aufmerksamkeit auf Negatives, etwa ständig auf Katastrophennachrichten oder auf ihre eigenen Unzulänglichkeiten, richten, ihr eigenes Unglück verstärken. Dabei gibt es an jedem Tag und in jedem Leben viele kleine Glücksmomente wahrzunehmen oder auch aktiv herzustellen, mit uns selbst und in der Begegnung mit anderen. Wir können bewusst wählen, wie wir unsere Morgenroutinen gestalten, wie wir uns mit wohltuender Musik umgeben, nährende Beziehungen zu anderen und eine inspirierende Umgebung für uns kreieren.

Sehr interessant war für mich zum Beispiel, über den Ansatz der "Low-stake-Kreativität" zu lesen: schon kleine kreative Tätigkeiten ohne Druck oder Anspruch, z.B. das Dekorieren eines Raumes oder das Kochen einer Speise, können durch die Freude am Schaffen und Gestalten viel Glück in unser Leben bringen, Stress reduzieren und Entspannung fördern, jenseits von Leistungsdruck und Bewertung.

Geschrieben ist das Buch sehr praxisnah und zugänglich: der Autor erzählt offen und ehrlich aus seinem eigenen Leben und seinen früheren Suchtproblemen sowie auch davon, wie er diese überwunden hat, Hypnosetherapeut wurde und mit welchen Methoden und Übungen er nun seine Klientinnen und Klienten unterstützt. Am Ende jedes Kapitels finden sich praktische Übungen, um die "Glimmer"-Momente im eigenen Leben zu fördern, z.B. drei Menschen ein ehrliches Kompliment zu machen, den Gesprächspartner als die interessanteste Person der Welt zu betrachten und wirklich aufmerksam zuzuhören, Dankbarkeit zu üben, die eigenen Werte zu reflektieren, einen schönen Moment der Vergangenheit innerlich nochmal zu erleben ("Revivikation" genannt) oder auch sich bewusst mit wohltuender Musik und angenehmen Berührungen (mit sich selbst oder im Konsens mit anderen Personen, z.B. auf Kuschelpartys) auseinanderzusetzen.

Insgesamt ist es ein schön gestaltetes, leicht lesbares und inspirierendes Buch, das wie ein Licht in einer Zeit der Krisen und Sorgen wirkt und das ich allen an Psychologie, Spiritualität und Persönlichkeitsentwicklung Interessierten auf jeden Fall empfehlen kann.

Bewertung vom 12.11.2025
Maschik, Anna

Wenn du es heimlich machen willst, musst du die Schafe töten


ausgezeichnet

Außergewöhnliche Geschichte über vier Generationen, voll von Symbolik und magischem Realismus:

Wenn du es heimlich machen willst, musst du die Schafe töten, denn die verraten dich nicht, sie sterben still. Das scheint zum einen eine real-pragmatische Tatsache zu sein, die es der in diesem Buch vorgestellten Familie erleichtert, auch in Kriegszeiten, wenn sogar Schlachtungen der eigenen Tiere rationiert sind, gut zu überleben.

Henrike, die Urgroßmutter der Ich-Erzählerin Alma, gelingt es so immer wieder mal, heimlich ein Tier zu schlachten und alle Teile davon zu verwerten, um dem Gatten und Sohn auf Fronturlaub besondere, nahrhafte Köstlichkeiten anbieten zu können. Dieses Buch wäre aber nicht, was es ist, wenn es sich nicht lohnen würde, auch noch auf anderen Ebenen über diesen Satz nachzudenken: über das Leben und Sterben, über das Schlachten, über die, die im Verborgenen getötet werden.

Geboren-Werden und Sterben sind zwei wichtige Säulen, die dieses Buch tragen und beide von Frauen symbolisiert werden: da gibt es die tüchtige Hebamme Anna, die so vielen Kindern ins Leben hilft, während der Kriegszeit verweigert, eine illegale Abtreibung durchzuführen (und doch die ungewollt Schwangere auf den früh blühenden Weizen verweist, dessen Mutterkorn Fehlgeburten auslösen kann) und später doch solche durchführt, die manchmal gelingen und manchmal nicht.

Wirkt das Buch zuerst wie eine recht normale österreichisch-deutsche Bauerngeschichte, so zeigt auch diese Figur, dass mehr dahinter ist: Anna ist ein Archetyp, keine reale Figur, denn sie scheint jenseits von Zeit und Raum an ganz unterschiedlichen, weit voneinander entfernten Orten und zu verschiedenen Zeiten aufzutauchen. Genauso wie ihre Kollegin Nora, die die Menschen gemeinsam mit den schon vorangegangenen Ahnen über die Schwelle aus dem Leben und ins Jenseits begleitet. Gekleidet ist sie an der Oberfläche in schwarz, für die trauernden Hinterbliebenen, doch darunter trägt sie alle bunten Farben, die immer wieder mal an der einen oder anderen Stelle schillernd hervorblitzen.

Oft treten die beiden gemeinsam auf, denn nicht so selten liegen Geboren-Werden und Todesgefahr ganz nah beieinander: wenn eine misslungene Abtreibung dazu führt, dass das Baby, das schließlich Miriam, das ungeliebte dritte Kind und später die Mutter der Ich-Erzählerin Alma, sein wird, doch geboren wird. Oder auch, noch viel mysteriöser, wenn Henrike als erstes Kind einen Sohn gebärt, der viele Jahre nur schlafen wird und bei dem selbst der Pfarrer rät, dafür zu beten, er möge von seinem Leiden erlöst werden - und der dann auf einmal, fast schon erwachsen, plötzlich die Augen öffnet und ein fast normaler junger Mann wird, als hätte er im Schlaf alle nötigen Fähigkeiten dazu erworben, aber zeitlebens blind bleibt für so vieles.

Geschichten über das bäuerliche Österreich habe ich schon viele gelesen, aber noch keine, die mit diesem subtil und geschickt eingewobenen magischen Realismus und der punktgenauen, poetischen Sprache dermaßen zum Nachdenken anregt. Szenen des bodenständig-pragmatischen Alltags im ländlichen Umfeld wechseln sich mit magischen Einschüben ab und die Leserinnen und Leser sind angehalten, mit ihrer Aufmerksamkeit voll bei diesem Buch zu bleiben, um überhaupt zu bemerken, wann es wieder zu einem Wechsel zwischen den Welten kommt. Oder sind die beiden Welten, die bodenständig-pragmatische und die surreal-mystische, immer zutiefst miteinander verbunden und wir merken es nur nicht?

Leseempfehlung für alle, die sich auf eine besondere Erzählweise österreichisch-deutscher, bäuerlich geprägter Familiengeschichte unter der Linse des magischen Realismus einlassen können, der in diesem Buch gegen Ende zunehmend mehr Raum einnimmt, wodurch es sich immer weiter von der uns als bekannt angenommenen Realität entfernt, dadurch allerdings auf sehr interessante Art und Weise bisher Bekanntes aufbricht und mit seinen Metaphern neue gedankliche Wege anregt.

Bewertung vom 05.11.2025
Tidhar, Lavie

Adama


weniger gut

Kein Land ohne Blut:

"Adama" von Lavie Tidhar ist ein hartes Buch. Die Härte, mit der sich die Überlebenden des Holocausts und die schon früher nach Israel ausgewanderten oder dort geborenen Juden dieses Land mit der Waffe erkämpft haben, wird spürbar. Erzählt wird eine Geschichte über mehrere Generationen. Gründungsperson dieser Familie ist Ruth, die große Teile ihrer Familie im Holocaust verloren hat und die es geschafft hat, schon vor der Shoah nach Palästina auszuwandern und dort im Kibbuz lebt. Später kommt ihre Schwester Shosh(ana), die ein Konzentrationslager überlebt hat, für eine Weile dazu, außerdem gibt es Kinder und Enkel. Familie soll aber im Kibbuz nicht wirklich gelebt werden, die Kinder werden von Anfang an ihren Eltern entfremdet, gemeinschaftlich aufgezogen und sollen die Eltern nicht "Mama" oder "Papa" nennen, sondern nur beim Vornamen, siehe z.B. diese Stelle: "Yael gehörte ihr nicht, ihr gehörte nichts, jedenfalls nicht, solange sie im Kibbuz lebte. Yael war nur eine von vielen Rotznasen in der Masse der Kinder, unterschied sich durch nichts von Yoram und Ophek, den Kindern ihrer Schwester. Sie gehörten alle dem Kibbuz." (S. 228). Auch deshalb scheint in späteren Generationen, die so nicht mehr leben möchten, der Kibbuz ein aussterbendes Konzept zu sein.

Am interessantesten war für mich an diesem Buch tatsächlich die Schilderung des harten Alltags des Ankommens in Palästina in den späten 1940er Jahren und danach, sowie der kommunistisch organisierte Alltag im Kibbuz, ohne traditionelle Familienstrukturen oder Privateigentum und die extreme Betonung des Werts von Arbeit, siehe z.B. diese Stelle: "Jetzt traf Ruth sich mit all ihren alten Freunden und Freundinnen in einem hübschen, gemütlichen Saal, wo sie Produkte aus der Fabrik verpackten: eine leichte, unanstrengende Arbeit, aber immer noch Arbeit. Und die war im Kibbuz von allerhöchstem Wert. Arbeiter sein. Wer arbeitete, war jemand und war kein Schmarotzer. Ein Wort, das Ruth ausspie wie die schlimmste Beleidigung, schlimmer als alles andere. Wenn man hart arbeitete, spielte es keine Rolle, was man sonst machte." (S. 44)

Und sonst gemacht wird eine Menge, unter anderem mit der Waffe für das Land gekämpft, aber auch, in einer späteren Generation, für Geld Auftragsmorde verübt, und noch so einiges mehr. Es ist eine kalte Zeit, in der arabische Dörfer einfach ausgelöscht werden, denn: "Die Tzabarim waren nicht schwach wie die alten europäischen Juden. Sie waren neu und hart und die Herrscher in diesem Land, diesem "Adama". Sie hatte das Wort im Hebräischunterricht gelernt und hasste es. "Es gibt kein A-d-a-am-a ohne d-a-m", hatte ihr erster Lehrer stolz erklärt. "Dam" war Hebräisch und bedeutete Blut. Kein Land ohne Blut. Shosh hatte Blut satt." (S. 224)

Aber auch jüdische Flüchtlingskinder nicht sicher sind und laufen Gefahr, skrupellosen Menschenhändlern zum Opfer zu fallen, ohne dass es die meisten anderen Menschen besonders kümmert. Stark spürbar sind die tiefen Wunden und Traumatisierungen durch die NS-Zeit, und der starke Wunsch, weiterzuleben und das Leben weiterzugeben, siehe z.B. diese Stelle: "Shosh wünschte sich auch ein Baby. Von wem, spielte keine Rolle. Sie wollte neues Leben in die Welt setzen, neues Leben für all das verlorene. Schon allein, um den Nazis zu sagen, ihr konntet uns nicht alle töten, und jetzt sind wir hier, wir leben noch und wir schaffen neues Leben. Ein Baby zu bekommen, hatte etwas von einem Wunder." (S. 156)

An diesen erwähnten Themen sieht man also: das Buch behandelt wichtige Aspekte der Geschichte Israels und regt zum Nachdenken an. Damit komme ich allerdings auch schon zur Kritik: sprachlich und literarisch ist es weit entfernt davon, ein Meisterwerk zu sein. Die Sprache ist überwiegend sehr einfach, teilweise voll mit übertriebenen, unpassenden Metaphern. Es gibt unzählige für die weitere Handlung irrelevante Szenen zum Rauchen oder Essen, die in wiederholender Art detailliert geschildert werden. Die Charaktere sind simpel konstruiert, keinen davon konnte ich wirklich nachfühlen, insgesamt verbindet sie fast alle nur die Härte, die sie in sich tragen, ansonsten werden sie wenig individuell spürbar. Von der inhaltlichen Konstruktion her sind es auch eher einzelne Szenen, die geschildert werden, als ein in sich schlüssiger Thriller. Spannung kommt auch nicht wirklich auf. Insgesamt ist es also ein bestenfalls mittelmäßiges Buch, das ich nicht wirklich empfehlen kann, denn auch zu oben geschilderten Themen gibt es in der israelischen Literatur weit besseres.

Bewertung vom 31.10.2025
Suppiger, Tanja

Rauhnächte - Reguliere dein Nervensystem und schaffe die Basis für persönliches Wachstum


ausgezeichnet

Tiefe Veränderung beginnt im Nervensystem:

Bücher über die Rauhnächte gibt es mittlerweile viele am Markt. Was unterscheidet dieses Buch von den anderen? Es ist sein klarer Fokus auf das autonome Nervensystem und auf seine Bedeutung für Veränderungen in unserem Leben. Die Autorin beschreibt schlüssig, woran viele gute Vorsätze und Visionen scheitern: an unserem eigenen Körper und Nervensystem. Denn wenn wir uns innerlich nicht sicher fühlen, erstarren wir, und das macht Veränderung fast unmöglich - selbst, wenn wir sie uns noch so sehr wünschen. Es ist also empfehlenswert, sich erst einmal mit dem autonomen Nervensystem zu befassen und damit, wie man sich selbst in einen angenehmen, ruhigen, entspannten Zustand bringen kann, aus dem heraus die Arbeit an Zukunftsvisionen deutlich vielversprechender ist.

Noch ein weiterer Punkt, durch den sich das Buch unterscheidet: es beginnt nicht direkt mit den Rauhnächten, sondern schon mit der Zeit davor: mit den Sperrnächten ab dem 8. Dezember. Auch diese gehen auf eine alte, bäuerliche Tradition zurück: es ist die Zeit, in der die Arbeitsmaterialien des vergangenen Jahres für den Winter weggesperrt wurden, anstehende Arbeiten abgeschlossen wurden und insgesamt das Jahr sowohl auf der praktischen Ebene als auch spirituell zu einem bewussten Abschluss gebracht wurde, um sich dann bewusst auf die Rückkehr des Lichts mit der Wintersonnenwende, das Weihnachtsfest und danach die transformative Kraft der Rauhnächte und des Jahreswechsels einzulassen.

Somit setzt dieses Buch insgesamt deutlich früher an als viele andere Rauhnachtsratgeber und zeigt, wie man auf vielfältige Art und Weise den Boden für gewinnbringende Rauhnächte bereiten kann. Nach einer kurzen Einführung in das Thema widmet das Buch ein ausführliches Kapitel der Erklärung des autonomen Nervensystems als Grundlage für die Visionsarbeit in den Rauhnächten. Sympathikus und Parasympathikus werden beschrieben, genauso wie der Vagusnerv und die drei Hauptzustände des autonomen Nervensystems.

Dabei gelingt es der Autorin, eine zugängliche und leicht verständliche Sprache zu wählen, sodass diese medizinischen Themen auch für Menschen, die damit noch nicht viele Berührungspunkte hatten, anschaulich dargestellt sind. Weiters geht es um unser individuelles Stresstoleranzfenster und darum, wie wir dieses erweitern und die Rauhnächte als Zeit der inneren Stabilisierung nützen können: die Rauhnächte als sicherer Raum, von dem aus wir eine Transformation beginnen können.

Psychologisch betrachtet ist das Buch gut recherchiert und bietet solide Informationen über das autonome Nervensystem und über leicht anwendbare Techniken, sich selbst zu regulieren und zu stabilisieren, zum Beispiel über die Atmung, über die Verbindung mit anderen Menschen und über die bewusste Wahrnehmung von "Glimmern", kleinen Momenten der Freude und Sicherheit (z.B. ein Sonnenstrahl, das Rascheln der Blätter im Wind,...).

Im Buch finden sich viele Übungen zur Schulung der Sinne, zur Körperwahrnehmung und zur Verbindung mit dem eigenen Inneren, sowohl in den einführenden Kapiteln, als auch dann bei den jeweiligen Sperrnächten oder Rauhnächten.

Detailliert beschrieben und liebevoll bebildert wird dann in die insgesamt etwa einen Monat (von 8.12. bis 6.1.) dauernde Zeit zuerst der Sperrnächte, dann der Wintersonnenwende und schließlich der Rauhnächte hineinbegleitet. Es beginnt mit den Sperrnächten, dabei sind jeder Sperrnacht etwa drei Seiten gewidmet. Diese beginnen mit einführenden Worten zum Thema der jeweiligen Sperrnacht (z.B. "Sicherheit" für die erste Sperrnacht), dann folgen Reflexionsfragen dazu (z.B. "Wann hast du dich im vergangenen Jahr sicher gefühlt?", "Wo hast du Sicherheit eher im Außen gesucht - und wo hast du sie in dir selbst gefunden?", S. 67) und schließlich gibt es noch eine abschließende körperbezogene Übung, zum Beispiel zum bewussten Atmen.

Im letzten Drittel des Buches schließlich geht es um die Rauhnächte selbst. Auch hier ist wieder jede Rauhnacht einem übergreifenden Thema gewidmet, das an die vorher schon bearbeiteten Themen der Sperrnächte erinnert - doch nun geht es nicht um den Rückblick auf das vergangene, sondern um die Vision für das zukünftige Jahr. Beispielsweise geht es auch in der ersten Rauhnacht wieder um Sicherheit, doch nun mit dem Blick auf die Kraft der Wurzeln für das neue Jahr und auf die Entscheidungen, die wir heute treffen können, um unsere innere Stabilität für das neue Jahr zu stärken. Auch hier gibt es wieder körperbezogene Übungen sowie einen Manifestationsimpuls, für den Januar z.B. "Was wäre, wenn dein Alltag selbst zu einem sicheren Raum wird?" (S. 111)

Insgesamt handelt es sich um ein sehr liebevoll gestaltetes und ansprechendes, psychologisch fundiertes Buch, das eine gute Basis für die eigene Bewusstseinsarbeit bietet und das ich auch aus beruflicher Sicht als Psychologin allen an Weiterentwicklung interessierten Menschen wärmstens empfehlen kann.