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haberlei
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Wien
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Begeisterte Leserin von Krimis, Thrillern, Humorvollem, historischen (Frauen-)Romanen, Biografien

Bewertungen

Insgesamt 325 Bewertungen
Bewertung vom 26.06.2025
Zatlokal, Roswitha

Herbstfrau sucht Herbstmann


ausgezeichnet

Alltägliche Wohlfühl-Geschichten

„Herbstfrau sucht Herbstmann“ von Roswitha Zatlokal ist ein rund 80 Seiten umfassendes Büchlein, das elf Kurzgeschichten enthält. Erschienen ist das Buch 2025 im Verlag Buchschmiede.

Der Schreibstil ist flüssig und humorvoll. Es sind Alltagsgeschichten, die in der Gegenwart spielen, mit liebenswürdigen Protagonisten. Meist stehen Frauen im Mittelpunkt. Es geht um späte Liebe, Einsamkeit und Tierliebe, junge Verliebte, Urlaubspläne voller Uneinigkeit, einen Urlaubsflirt, einen Tag voller Missgeschicke, einen Radausflug, eine abenteuerliche UBahn-Fahrt, eine Apfelgeschichte, kaufwütige Omas und sogar um einen heimtückischen Mordanschlag. Somit ein buntgemischtes Repertoire, kurzweilige Geschichten zum Schmunzeln, abwechslungsreich, unterhaltsam, bevölkert von sympathischen Menschen.

Dieses amüsante Büchlein eignet sich vorzüglich für Fahrten mit den Öffis oder für Wartzeiten bei Ärzten, zum Entspannen und für Wohlfühlmomente. Mir haben die Geschichten ausgezeichnet gefallen. Ich hätte gerne noch mehr davon gelesen. Eine unbedingte Leseempfehlung!

Bewertung vom 26.06.2025
Poljak, Ingrid J.

ÄLTER BÖSER NOCH IMMER NICHT TOT


ausgezeichnet

Melli neuerlich auf Verbrecherjagd

Der Kriminalroman „Älter böser noch immer nicht tot“ von Ingrid J. Poljak ist die Fortsetzung von „Alt böse tot“, somit der zweite Band der Reihe mit Melli Pospischil als Protagonistin.

Kurz zum Inhalt:
Die 86-jährige Melli findet wieder eine Leiche. Diesmal in der Wotrubakirche. Ihre Recherchen führen sie zu einem Obdachlosenheim und immer wieder begegnet ihr ein verdächtiger Perser. Sehr zum Missfallen von Inspektor Angermann lässt sie sich nicht davon abhalten, herumzuschnüffeln. So gerät sie unweigerlich wieder in prekäre Situationen.

Das Cover zeigt die Wotrubakirche, passend zu dem Mittelpunkt der Ermittlungen. Einen guten Überblick über das Gebiet, die Tatorte und die von Melli benutzten Wegstrecken bieten mehrere exzellente Skizzen, von der Autorin selbst erstellt. Das Buch erschien 2024. Die Kapitel sind mit Tages- und Uhrzeitangaben übertitelt, was ich stets sehr schätze, weil man den chronologischen Ablauf gut verfolgen kann. Die Handlung spielt im Wien in der Gegenwart. Der Schreibstil liest sich flüssig, sowohl Personen als auch das Umfeld sind gut vorstellbar beschrieben. Ich mag vor allem die mit typisch Wienerischem Dialekt gefärbten Dialoge. Für Nicht-Wiener gibt es ein Glossar.

Da ich Band 1 kannte, war ich nach wenigen Seiten wieder voll in Mellis Welt angelangt. Doch auch wenn man neu einsteigt, benötigt man keine Vorkenntnisse. Jeder Band ist für sich abgeschlossen.

Melli wittert wieder gleich auf den ersten Seiten ein Verbrechen. Und tatsächlich findet sie kurz darauf eine Leiche. Und natürlich ist ihr Spürsinn geweckt, sehr zum Missfallen von Kriminalinspektor Angermann. Bei ihren Recherchen wird sie von Elfi und Otto unterstützt, ihren Freunden aus dem Pensionistenheim. Die Spannung steigert sich kontinuierlich. Denn es bleibt nicht bei einem Mord. Der Fall wird zusehends komplexer. Es passiert so einiges, scheinbar in keinem Zusammenhang zu den Morden. Melli zieht ihre Schlüsse, fixiert auf bestimmte verdächtige Personen. Sie kommt bei ihren Ermittlungen nicht nur immer wieder den Kriminalbeamten in die Quere, sondern kommt letztlich in einem dramatischen Finale auch dem Mörder gefährlich nahe. Aber sie hat wieder einmal Glück, Ende gut, alles gut.

Mir ist es dieses originelle und sympathische Trio – Melli, Elfi und Otto - ans Herz gewachsen. Sie machen diesen Krimi so lebendig, so natürlich und authentisch, liebenswert. Durch ihre Dialoge, ihre Aktivitäten. Trotz ihrer Handicaps sind die drei Alten unternehmungslustig und vor allem geistig rege. Melli erinnert etwas an Miss Marple, sie ist trotz ihrer 86 Jahre erstaunlich rüstig und hart im Nehmen, fast zu unerschrocken und manchmal leichtsinnig. Ihre eigenmächtigen Alleingänge bringen sie immer wieder in die Bredouille. Gottseidank kann sich Melli auf ihre Freunde verlassen, Elfi und vor allem Otto helfen ihr aus so mancher prekären Situation heraus. Aber nicht nur die Protagonisten sind anschaulich charakterisiert, ebenso Nebenfiguren. Auch ihr Umfeld, der Alltag in einem Pensionistenheim, die teils neugierigen, teils geistig abwesenden Mitbewohner, das kulinarische Angebot, all das ist sehr wirklichkeitsnah geschildert.

Dieser Kriminalroman ist eine ebenso unterhaltsame wie spannende Lektüre, ich habe das Wienerische Flair genossen, habe über manche Situationskomik geschmunzelt, aber auch mit Melli in bedrohlichen Momenten gezittert und aufgeatmet, wenn alles wieder einmal ein gutes Ende fand. Ein Buch, das ich gerne weiterempfehle. Von mir gibt es 5 Sterne.

Bewertung vom 26.06.2025
Gesing, Daniela

Venezianisches Geheimnis


ausgezeichnet

Das Geheimnis der alten Dame

„Venezianisches Geheimnis“ von Daniela Gesing, der bereits zehnte Band dieser Reihe mit Commissario Luca Brassoni als Ermittler, besticht wiederum durch einen spannenden Fall und ansprechende Venedig-Atmosphäre.

Kurz zum Inhalt:
Eine wohlhabende alte Dame wird eines Abends erstochen und beraubt. War es die jugendliche Diebesbande, die vor allem ältere Menschen überfällt, oder ihr Neffe und Erbe, der in finanziellen Schwierigkeiten steckt? Doch dann wird auch der Neffe attackiert …

Das schemenhaft in Grau gehaltene enge venezianische Gässchen am Cover vermittelt gut das Düstere, Unheimliche eines möglichen Überfalls aus dem Hinterhalt. Das Buch erschien 2025 im Maximum Verlag. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft. Das Ambiente der Stadt Venedig kommt sehr eindrucksvoll zum Ausdruck durch stimmungsvolle Szenerien sowie durch anschauliche Beschreibungen architektonischer Besonderheiten oder von kulinarischen Genüssen. Die Kapitel haben eine angenehme Länge, verfügen jedoch über keine Zeitangaben. Die Handlung spielt in der nicht näher festgelegten Gegenwart. Jeder einzelne Band dieser Reihe steht für sich alleine. Kenntnis der Vorgängerbände ist nicht erforderlich. Wer am roten Faden, der Entwicklung der Protagonisten interessiert ist, sollte bei Band eins anfangen.

Der Krimi ist exzellent aufgebaut, vom Anfang bis zum Ende spannend. Da Brassoni nicht alleine den Fall bearbeitet, sondern im Team, entwickelt sich die Handlung aus abwechselnden Perspektiven, unter anderem erfährt man auch die Gedanken des mysteriösen Täters. Immer wieder ergeben sich auch brenzlige Situationen, prickelnde Spannungsmomente - auch wenn die Informationen über das Opfer und über den Neffen anfangs recht mager sind. Erst zahlreiche Befragungen im Umfeld des Neffen geben Aufschluss über dessen Leben, Probleme und die Beziehung zu seiner Tante, sowie auch deren Vergangenheit. Es tauchen weitere Verdächtige auf. So manche Theorie und Spur erweist sich als Irrtum. Gut zum Miträtseln. Obwohl ich irgendwann ahnte, wer der Täter ist, tat das der Spannung keinen Abbruch, denn die Motivation und die genauen Zusammenhänge durchschaute ich nicht – bis zur schlüssigen Auflösung.

Was mir an dieser Krimireihe auch so besonders gefällt, ist die positive Atmosphäre rund um das polizeiliche Ermittlerteam - Teamgeist und Harmonie. Es sind sympathische Menschen, die auch private Kontakte pflegen. Das Familienleben, das gut dosiert mit der Handlung verknüpft ist, ist auch den Männern wichtig. Hier herrscht ein modernes Männerbild vor – Männer, die sich Elternzeit nehmen und sich gleichermaßen um Kinder und Haushalt kümmern wie ihre Frauen. Generell sind die Personen der Handlung lebendig, empathisch und gut vorstellbar gezeichnet.

„Venezianisches Geheimnis“ hat mir spannende Lesestunden beschert, ein bisschen Sehnsucht nach Venedig geweckt und Vorfreude auf den nächsten Fall gemacht. Von mir gibt es eine unbedingte Leseempfehlung (nicht nur für dieses Buch, sondern für die gesamte Reihe) und 5 Sterne.

Bewertung vom 16.06.2025
Hansen, Leo

Napoli am Ostseestrand


ausgezeichnet

Unheilbringende Diamanten

„Napoli am Ostseestrand“ von Leo Hansen ist ein ebenso unterhaltsamer wie spannender Krimi, der die Ostseeküste mit etwas italienischer krimineller Energie würzt.

Kurz zum Inhalt:
Jessie und Diego, beide auf der Suche nach Ruhe und Entspannung, treffen einander auf einem Campingplatz, verlieben sich und setzen die Reise gemeinsam fort. Im Campingbus, den Jessie von ihrem Stiefvater geschenkt bekam, sind Diamanten versteckt. Das weiß Jessie aber anfangs nicht, sondern erst als sie attackiert wird. Im Zuge der Verfolgung durch Kriminelle geraten die beiden immer wieder in gefährliche Situationen. Doch da gibt es noch Silvio, den schlauen Neapolitaner, der mit Schmitz, Jessies Stiefvater ihnen zu Hilfe eilt …

Das Cover fällt einem sofort ins Auge. Es verbreitet Urlaubsstimmung und der türkisblaue VW-Campingbus löst Reise- und Leselust aus. Das Buch erschien 2025 im Ellert & Richter Verlag. Der Roman gliedert sich in fünf Teile, diese wiederum in kurze Kapitel mit passenden Überschriften, ohne Orts- oder Zeitangaben. Die Handlung spielt in der Gegenwart. Der Schreibstil liest sich flüssig. Lokalkolorit fließt in einer Weise in die Handlung mit ein, dass man nicht nur eine Reihe bislang unbekannter Orte an der Ostseeküste kennenlernt, sondern richtig Lust bekommt, dort einmal hinzufahren. Ich hätte eine Landkarte, auf der man die Route verfolgen hätte können, sehr geschätzt. Im Übrigen gibt es sogar eine Personenliste, die ich aber erst entdeckt habe, als ich das Buch beendet hatte. Wäre vielleicht anzuraten, sie am Beginn zu positionieren.

Inwieweit der ziemlich dramatische Prolog mit dem nachfolgenden Roadtrip von Jessie und Diego zusammenhängt, bleibt bis zum Schluss ein großes Rätsel. So beschaulich, wie Jessie sich ihre Reise mit dem Bus vorgestellt hat, gestaltet sie sich bei weitem nicht. Zwar trifft sie gleich zu Beginn Diego und sie setzen verliebt die Fahrt fort, aber es wird von Kapitel zu Kapitel turbulenter und auch gefährlicher. Die Perspektiven- und Ortswechsel gestalten die Handlung nicht nur abwechslungsreich und temporeich, sondern geben auch Einblick in jene geheimnisvolle Person, die im Hintergrund die Fäden zieht. Die Jagd nach Diamanten endet für einige tödlich, da sich die Verfolger gegenseitig in die Quere kommen. Jessie und Diego stolpern von einem Abenteuer ins nächste, lernen Menschen mit ungewöhnlichen Hobbys kennen, entkommen mancher prekären Situation nur mit Mühe und Not und viel Glück. Die aufgrund der Leichenfunde auf den Plan gerufene Polizei ermittelt nur am Rand, der Hauptfokus in diesem Krimi liegt auf der Verfolgungsjagd und den daran beteiligten Personen, zu denen auch Jessies Stiefvater und Silvio gehören. Im letztlich versöhnlichen Ende klärt sich alles, auch der mysteriöse Prolog, der Überraschendes offenbart.

Was die Charaktere anbelangt, so fand ich die Personen lebendig und gut vorstellbar. Die Musikerin Jessie mit dem hochsensiblen Gehör und Diego, der Koch mit dem außergewöhnlichen Geruchssinn, sind sympathische, freundliche, umgängliche Menschen, die offen sind für alles Neue, sich in Gruppen und Aktionen gut einbringen und überall mitmachen, wo sie gebraucht werden. Beide können sich einigermaßen gut verteidigen: Jessie beherrscht eine Kampfsportart, während Diego geschickt im Messerwerfen ist. Abgesehen von den beiden mochte ich aber Silvio besonders, der gut geschult durch seine neapolitanische Vergangenheit, viele Tricks der Gangster durchschaut und Gefahren frühzeitig erkennt und somit maßgeblich daran beteiligt ist, dass Jessie und Diego mit heiler Haut aus der Sache herauskommen.

Mich haben die Alster-Krimis des Autors seinerzeit begeistert. Dieses Buch ist anders, aber es gefiel mir ebenfalls, was vor allem auch an den Protagonisten, sowie an der – trotz einiger Bösewichte - grundsätzlich angenehmen zwischenmenschlichen Atmosphäre lag. Es ist unterhaltsam, abwechslungsreich, führt an originelle Schauplätze und zu ungewöhnlichen Events. Eine empfehlenswerte Urlaubslektüre, die ich gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 12.06.2025
Letocha, Thomas

Ich knittere nicht, ich lache nur / Oma Else Bd.3


sehr gut

Carpe diem - Liebe mit über 80

„Ich knittere nicht, ich lache nur“ von Thomas Letocha ist der dritte und bis jetzt letzte Band der Reihe über Oma Else.

Kurz zum Inhalt:
Die verwitwete Else hat mit 82 nochmals die große Liebe gefunden. Doch Rudolf verhält sich plötzlich seltsam und hüllt sich über die Gründe in Schweigen. Dem muss Else auf den Grund gehen und erlebt bei ihren Nachforschungen so manch Abenteuerliches …

Mir liegt die Weltbild-Ausgabe des 2016 ursprünglich im Goldmann Verlag erschienen Romans vor, wobei das Cover der Originalausgabe, wo Else und Rudolf mit dem Hund Kyra auf der Klippe stehen und aufs Meer hinausschauen, meiner Ansicht nach besser zum Inhalt passt als das sich zuprostende ältere Paar auf meinem Exemplar. Das ca. 200 Seiten umfassende Büchlein fand ich beim Sortieren meiner Bibliothek. Ich war wieder einmal auf der Suche nach einem dünnen, handlichen Buch, das in die Handtasche passte, für unterwegs. Vermutlich ist das Buch heutzutage entweder nur noch gebraucht erhältlich oder als eBook.

Ich habe Band 1 „Oma Else kann’s nicht lassen“ vor rund zehn Jahren gelesen, kann mich an den Inhalt überhaupt nicht mehr erinnern, und besitze das Buch auch nicht mehr. Band 2 „Oma Else startet durch“ kenne ich nicht. Da aber jeder Band eine für sich abgeschlossene Geschichte beinhaltet, sind keinerlei Vorkenntnisse erforderlich.

Der Schreibstil ist flüssig und humorvoll. Die Kapitel sind kurz, lediglich nummeriert, ohne Orts- oder Zeitangaben. Die Handlung spielt in der Gegenwart an der Nordseeküste. Erzählt wird aus Sicht von Else. Die Handlung verläuft ruhig, ohne große Dramatik. Sie ist dennoch kurzweilig, weil sie abwechslungsreich ist. Einerseits stolpert Else von einer urigen Situation in die nächste, erlebt aber auch Schönes, z.B. romantische Momente, lernt freundliche, hilfsbereite Menschen kennen. Eine gewisse Spannung ist stets präsent, weil sich ja erst gegen Ende das seltsame Gebaren von Rudolf aufklärt. Diverse Hoppalas, Missgeschicke und komische Szenen entlockten mir immer wieder ein Schmunzeln. Die Essenz der Geschichte ist, dass es nie zu spät ist, ein neues Leben zu beginnen, und dass man gerade im Alter jeden Moment genießen sollte. „Carpe diem“ hat, je älter man wird, umso mehr Bedeutung.

Die Charaktere sind authentisch und lebendig gezeichnet. Im Mittelpunkt steht Oma Else – sie strahlt Herzenswärme und Optimismus aus. Auch Tatkraft. Man muss sie einfach mögen. Freundlich, liebenswürdig, bescheiden und lebensklug steht sie mitten im Leben. Sie verfügt über Durchsetzungsvermögen und über erstaunlich viel Energie für ihr Alter. So verfahren eine Situation auch sein mag, sie gibt nicht auf, für sie gibt es immer eine Lösung. Elses Gefühle sind gut nachvollziehbar. Ihre Liebe zu Rudolf, die Intensität, mit der sie auch einmalige Momente bewusst genießen kann. Die männlichen Protagonisten sind ebenfalls sympathische Menschen, unterscheiden sich charakterlich und sind gut vorstellbar beschrieben.

Dieses amüsante Büchlein ist das Richtige für den Urlaub oder zwischendurch, zum Entspannen und für Wohlfühlmomente.

Bewertung vom 10.06.2025
Weißmann, Eric

Tod im Friesenhaus / Kristan Dennermann ermittelt Bd.2


ausgezeichnet

Kristans Erkenntnisse im Dunkeln

„Tod im Friesenhaus“ ist Eric Weißmanns zweiter Sylt-Krimi mit dem Immobilienmakler Kristan Dennermann als Protagonist.

Kurz zum Inhalt:
Als Immobilienmakler Kristan Dennermann das Antiquitätengeschäft besichtigt, dessen Vermittlung er übernommen hat, findet er die Leiche der Inhaberin, die sich eigentlich auf Weltreise befinden sollte. Er unterstützt den Inselkommissar bei den Ermittlungen und muss sich im Zuge dessen seinen schlimmsten Ängsten stellen.

Bereits das Cover stimmt auf Sylt ein: ein typisches Sylter Anwesen, der Leuchtturm, ein Strandkorb. Das Buch erschien 2025 im Verlag dtv. Die Kapitel sind kurz, ohne Orts- oder Zeitangaben. Die Handlung spielt in der Gegenwart. Der Schreibstil ist flüssig, beschreibend, mit Liebe zum Detail, auch atmosphärisch. Lokalkolorit fließt in einer Weise in die Handlung mit ein, dass man die Begeisterung des Autors für die Insel spürt, deren landschaftliche Vielfalt und Schönheit er so präsentiert, dass man Lust bekommt hinzufahren. Was die diversen Schauplätze anbelangt, fand ich die Landkarte von Sylt sehr hilfreich mich zu orientieren, auch die virtuelle Inseltour gefiel mir, hat mein visuelles Vorstellungsvermögen sehr bereichert.

Da ich Band 1 kannte, war mir Kristan und sein Umfeld ab der ersten Seite vertraut. Es sind aber keineswegs Vorkenntnisse vonnöten. Jeder Fall ist in sich selbst abgeschlossen. Soweit notwendig, sind Hinweise zur Vorgeschichte vorhanden.

Erzählt wird im Präsens in Ich-Form, aus Sicht von Kristan, wodurch man sich einerseits mitten im Geschehen fühlt und andererseits Kristans Gedanken, Gefühle, insbesondere seine Ängste gut nachvollziehbar sind.

Wie im Vorgängerband stolpert Kristan wieder buchstäblich über die Leiche und wird unfreiwillig wieder zum Assistenten des Inselkommissars Kröger, ganz einfach weil er nicht nur durch seine Tätigkeit als Immobilienmakler jedes Fleckchen auf Sylt kennt, sondern auch über zahlreiche Kontakte verfügt. Einige Personen aus dem Umfeld der Ermordeten erscheinen besonders verdächtig, was Motiv und Gelegenheit anbelangt. Kröger und Kristan tappen dennoch lange Zeit im Dunkeln, denn eine Spur nach der anderen verläuft ins Leere. Spannung bis zuletzt. Bis zum dramatischen Showdown. Denn Kristan gerät in höchste Gefahr, als er den wahren, für mich ungeahnten Täter erkennt.

Im Mittelpunkt steht Kristan, sympathisch, kein Heldentyp, sondern ein Mensch, der mehr Schwächen als Stärken zu haben scheint, durch ein Unfallerlebnis traumatisiert ist, extreme Angst vor Dunkelheit hat. Er ist feinfühlig und empathisch, liebt vor allem seinen Hund sehr, und verfügt über gute Menschenkenntnis und Spürsinn. Die Frauen in seinem Umfeld, sie agieren in diesem Band sehr im Hintergrund, bemuttern ihn alle, da sie seine psychischen Probleme kennen. Kommissar Kröger nimmt da weniger Rücksicht, fordert ihn durch die Ermittlungstätigkeit hingegen eher heraus, wodurch sich Kristian immer wieder seinen Ängsten stellen muss und über sich hinauswächst.

Auch der zweite Band dieser Reihe hat mir sehr gut gefallen und große Lust auf weitere Sylter Mordfälle mit Kristan Dennermann als Ermittler gemacht. Ich empfehle dieses spannende Buch mit sehr viel Inselflair gerne weiter und vergebe 5 Sterne.

Bewertung vom 10.06.2025
Lacrosse, Marie

Licht und Schatten / Montmartre Bd.1


ausgezeichnet

Montmartre – Zwei Frauenschicksale inmitten von Tanz und Malerei

„Montmartre – Licht und Schatten“ von Marie Lacrosse ist der Auftakt der zweibändigen Montmartre-Saga. Der exzellent und aufwändig recherchierte historische Familienroman erzählt die Geschichte zweier Frauen verschiedener Herkunft mit großem Talent: von Valérie, der begeisterten Kunstmalerin, und Elise, der begabten Revue-Tänzerin.

Kurz zum Inhalt:
Sie wurden am selben Tag im Juni 1866 am Montmartre geboren, Valèrie, als Kind eines wohlhabenden Kunsthändlers, und Elise, als Tochter einer armen Wäscherin. Wenn auch ihre Lebensumstände komplett verschieden sind, in einem ähneln sich die beiden Frauen. Sie verfügen über besondere Talente und kämpfen für die Verwirklichung ihrer Träume.

Das Cover mit der im Stil des 19. Jahrhunderts gekleideten eleganten Dame vor einem typisch französischen Lokal stimmt bereits wunderbar auf die Lektüre ein. Der Roman erschien 2025 im Verlag Goldmann. Das Buch gliedert sich in fünf Teile (Späte Kindheit, Wilde Jugend, Stürmische Jahre, Auf dem Weg zum Erfolg und Licht und Schatten), die wiederum in Kapitel unterteilt sind. Diese sind mit Überschriften versehen, die Zeit-und Ortsangaben umfassen, was den Perspektivenwechsel zwischen den beiden Handlungssträngen – also zwischen Elises und Valéries Leben – sehr übersichtlich gestaltet. Die Handlung erstreckt sich über einen Zeitraum von rund 23 Jahren (1866 bis 1889) und spielt vorwiegend am Montmartre, Paris. Der umfangreiche Personenkreis ist anhand der detaillierten Liste mit Kennzeichnung der historischen Persönlichkeiten gut überschaubar. Auch der Stadtplan vom Montmartre anno 1880 ist sehr hilfreich.

Der Schreibstil ist flüssig, anschaulich beschreibend, ohne auszuufern. Der Roman basiert auf sehr gründlichen Recherchen, angefangen bei der Geschichte und Entwicklung des Montmartre, dem Gesellschaftsbild, über die bedeutendsten Persönlichkeiten, die das Künstlerviertel geprägt haben, bis zu Veranschaulichung der diversen Malstile. Bedeutende Ereignisse jener Zeit wie der Bau des Suezkanal, von Sacre Coeur, dem Eiffelturm, die Weltausstellung, aber auch Schicksalhaftes und Dramatisches wie der Panamaskandal und die Abhängigkeit von Absinth spielen in die Handlung mit hinein. Meisterhaft gelingt es der Autorin, en passant, verwoben mit den Lebensumständen der Protagonistinnen, Wissen zu vermitteln, wobei es stets spannend und lebendig wirkt. Im Nachhang wird ausführlich Wahrheit und Fiktion erklärt. Neben dem Quellennachweis sind sowohl die im Roman erwähnten Gemälde aufgelistet, als auch die Stilrichtungen näher erläutert. Ich fand all diese Hinweise stets sehr hilfreich bzw. habe ich mir immer wieder Gemälde übers Internet angesehen. Vielmals hätte ich mich gerne in die Museen gebeamt, um die Werke in natura betrachten zu können.

Die Handlung entwickelt sich chronologisch parallel. Primär leben die beiden Mädchen bzw. Frauen in verschiedenen Welten, doch kreuzen sich ihre Wege immer wieder. Im Kernpunkt geht es um deren Lebensweg, deren Entwicklung, selbstverständlich unter Einbindung der Umwelt, des speziellen Milieus am Montmartre, geprägt von Vergnügungslokalen, Prostitution und Kunstmalern. Letztlich ist es diese Atmosphäre, das Leben und Schaffen der Künstler, die Tanzlokale, die die beiden Frauenschicksale miteinander verbinden, die den Roman zu einem gelungenen Ganzen werden lassen.

Die handelnden Personen, ob fiktiv oder historisch belegt, wirken allesamt sehr lebendig, authentisch. Je mehr sie im Mittelpunkt stehen, desto facettenreicher sind ihre Charaktere dargestellt, mit Schwächen und Stärken und gefühlsstark. Valèrie und Elise sind sympathische, willensstarke, begabte Frauen, die nicht dem damals üblichen Frauenbild entsprechen. Sie wollen ihre eigenen Wege gehen, ihre Selbstständigkeit bewahren. Inwieweit ihnen das auch in Zukunft gelingen kann und wird, wird erst der zweite Band dieser Saga offenbaren.

Dieser Roman hat mich unheimlich begeistert. Angefangen von den sympathischen Protagonistinnen, deren Leben spannend erzählt wird, abwechslungsreich, mit romantischen Momenten, dramatischen Ereignissen, mit Szenen voller Emotionen und einer Lebendigkeit, die einen hineinzieht in den Roman, dass man meint, mit dabei zu sein. Dazu gewinnt man faszinierende Einblicke in die Malerei jener Epoche und in das Künstlerleben am Montmartre.

Ein wahres Lesehighlight und somit eine unbedingte Leseempfehlung und 5 Punkte.

Bewertung vom 08.06.2025
Schützer, Karolina

Unter den Sternen von Paris


sehr gut

Großmutters Geheimnisse

Der Roman „Unter den Sternen von Paris“ von Karolina Schützer erzählt die Geschichte einer jungen Schwedin, die in Paris ihr Glück findet.

Kurz zum Inhalt:
Die schwedische TV-Journalistin Sophia hat so einiges zu verkraften. Eine Scheidung, den Verlust ihres Traumjobs und last but not least stirbt ihre heiß geliebte Großmutter Emmy. Völlig überraschend besaß Emmy eine kleine Bar in Paris, die nun Sophia geerbt hat. Da Sophia sowieso dringend eine Auszeit benötigt, reist sie nach Paris, mit der Absicht, den Verkauf der Bar in die Wege zu leiten. Doch dort lernt sie Louis kennen, einen alten Freund ihrer Großmutter, und es liegt etwas Geheimnisvolles über Emmys Pariser Zeit, das Sophia unbedingt ergründen will.

Das ansprechende Cover der Hardcover-Ausgabe zeigt das etwas abgewandelte Gemälde „Café-Terrasse am Abend“ von Van Gogh. Die Originalausgabe des Romans erschien 2023 unter dem Titel „Under stjärnorna i Paris“, die deutschen Fassung, übersetzt von Nora Pröfrock, 2025 im Insel Verlag. Die kurzen Kapitel verfügen weder über Zeit- noch Ortsangaben. Die Handlung spielt in der Gegenwart. Der Schreibstil ist flüssig und gut beschreibend. Das Pariser Flair ist anschaulich erfasst.

Der Handlungsaufbau konzentriert sich auf Sophias charakterliche Entwicklung. Das Geheimnis rund um ihre Großmutter Emmy ist aber damit eng verknüpft. Leider wird deren Geschichte, vor allem jene Zeit, die sie in Frankreich verbracht hat, in der sehr viele Emotionen und auch dramatische Ereignisse stecken, viel zu kurz und zu nüchtern und auch viel zu spät erzählt. Eingeschobene Perspektivenwechsel zu Gedanken bzw. Erinnerungen von Louis, hätten den Charakter der Großmutter mehr hervorgehoben und sie lebendiger werden lassen. Und es hätte die Handlung belebt.

Was generell die Charaktere anbelangt, so konnte ich mir den mehrheitlich sympathischen Personenkreis grundsätzlich gut vorstellen. Sophia verwandelt sich im Laufe der Geschichte von einer ehrgeizigen, karrieresüchtigen und egozentrischen Frau, der es aber in manchen Situationen an Selbstbewusstsein und Durchsetzungskraft fehlt, in einen anderen Menschen. Sie erkennt den Wert tiefer zwischenmenschlicher Beziehungen, denkt endlich auch an andere, kann sich endlich gegen den stalkenden, manipulierenden Ex-Ehemann behaupten. Sie findet in Paris ein neues Zuhause, in der Bar ihre Berufung und letztlich auch ihre Liebe. Sophias Gedanken und Gefühle, Stärken und Schwächen sind ausführlich beschrieben. Besonders ins Herz geschlossen habe ich aber Louis, seine charmante, liebenswürdige Art. Überhaupt mochte ich vor allem das Bar-Team, wie alle nach anfänglicher Skepsis an einem Strang ziehen und die Bar auf Vordermann bringen. Sophias Handlungsweise konnte ich oft nicht nachvollziehen, zu sprunghaft und unlogisch erschien mir vieles. Erst als sie sich endgültig für Paris entschied, hatte die Geschichte jene Wendung genommen, die in meinem Sinne war. Wobei meine Erwartungen ein wenig auf der Strecke blieben. Irgendwie schaffte es die Autorin nicht, die Gefühle der Protagonisten auf mich überspringen zu lassen. Ich wurde weder mit Sophia noch mit Tristan wirklich warm. Sie wirkten auf mich zu kühl, zu distanziert. Deren große Liebe blieb irgendwo zwischen den Zeilen stecken. Mir fehlte es an poetischer Romantik, prickelnder Erotik und tiefer Leidenschaft.

„Unter den Sternen von Paris“ ist kein mitreißendes Buch, aber es hat mir im Großen und Ganzen gefallen. Zudem ist es ein Debutroman, da ist meist noch etwas Luft nach oben. Letztlich hat die positive Entwicklung der Protagonistin und das überraschende Ende bewirkt, dass ich das Buch nicht nur mit einem zufriedenen Gefühl geschlossen habe, sondern auch meine Neugierde auf die offensichtlich geplante Fortsetzung geweckt wurde.

Bewertung vom 08.06.2025
Korten, Astrid

Zwei Leben: Hinter dem Schweigen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Auf der Suche nach den eigenen Wurzeln

„Zwei Leben – Hinter dem Schweigen“ von Astrid Korten ist ein historischer Familienroman, die Geschichte zweier Frauen, von Hannah und ihrer Enkelin Nora.

Kurz zum Inhalt:
Nora findet nach dem Tod ihrer Großmutter Xanna eine kleine Holzschatulle mit für sie rätselhaftem Inhalt, u.a. enthält sie eine alte Urkunde mit einem fremden Namen. Nora, vor kurzem von ihrem Mann verlassen, ist verstört. Sie braucht Abstand zur Familie. Gemeinsam mit einem Journalisten reist sie nach Belarus, verfolgt die Spuren von Xannas Leben und erfährt, spät aber doch, wer sie war.

Das Cover mit zwei um Mohnblumen kreisenden Schwalben ist ein Eye-Catcher. Es besticht durch seine harmonische Farbgebung, vermittelt jedoch auf den ersten Blick keinen Bezug zum Inhalt, bezieht sich aber auf eine der romantischsten Szenen des Romans. Das Buch erschien 2025. Die Kapitel sind jeweils nur wenige Seite lang, soweit erforderlich mit Zeitangaben versehen bzw. ist anhand der Überschrift erkennbar, aus welcher Sicht erzählt wird. Denn die Handlung verläuft in zwei Strängen – einerseits geht es um Nora (anno 2013), andererseits um Hannah/Xanna (1941 bis 1945). Die Zeitsprünge sind harmonisch miteinander verwoben und in sich chronologisch. Der Schreibstil ist flüssig, anschaulich beschreibend ohne auszuufern. Nicht nur das Grauen des Krieges ist beklemmend hautnah eingefangen, sondern jegliche Emotionen sind vielschichtig erfasst. Denn trotz aller Gefahren und Schrecken erleben die Menschen auch Glücksmomente, Freundschaft und Zusammengehörigkeitsgefühl. Das macht den Roman so packend, weil man nicht nur von den fürchterlichen Momenten erdrückt wird, sondern mit den Protagonisten auch das Schöne mitfühlen kann. Last but not least ist die dem Roman zugrundeliegende Recherche als bemerkenswert hervorzuheben. „Zwei Leben“ basiert (unter Änderung der Namen) auf den Erinnerungen von Astrid Kortens Großeltern und wahren Begebenheiten. Fiktion und Wahrheit fließt unmerklich ineinander, fühlt sich lebendig und glaubwürdig an.

Die Charaktere, auch jene der Nebenfiguren, sind sehr eindrucksvoll und facettenreich gezeichnet. Die Menschen wirken lebendig, authentisch, zeigen Stärken und Schwächen und Gefühle, und sie entwickeln sich im Laufe ihres Lebens, Hannah vorwiegend geprägt durch die Kriegsereignisse, die schweren Schicksalsschläge, Nora gewinnt über das Wissen über ihre Wurzeln, über das Leben ihrer Großmutter, an Selbstvertrauen und Stärke und findet einen Weg für ihre Zukunft.

Die Romangeschichte hat mich auch persönlich nachdenklich gestimmt, mir bewusst gemacht, wie wenig ich eigentlich über meine Vorfahren, über deren Leben, somit über meine Wurzeln weiß. Leider habe auch ich – wie Nora - nie Fragen gestellt, solange meine Eltern noch lebten.

Mit „Zwei Leben“ ist Astrid Korten, von der ich schon einige packende Thriller und berührende Romane gelesen habe, mit ihrem ersten historischen Familienroman ein neuerliches Meisterwerk gelungen. Der Roman hat mich gefesselt, begeistert und berührt. Die Geschichte von Hannah wird sicher noch lange in meinem Gedächtnis haften bleiben. Ein wahres Lesehighlight und somit eine unbedingte Leseempfehlung und 5 Punkte.

Bewertung vom 31.05.2025
Florin, Elisabeth

Merano criminale


ausgezeichnet

Eiskalte Morde

„Merano Criminale“ von Elisabeth Florin ist mittlerweile der dritte Band mit dem Ermittler-Duo Emmenegger und Eva Marthaler.

Kurz zum Inhalt:
Zwei ermordete Frauen innerhalb kurzer Zeit und ein Freund Emmeneggers als Hauptverdächtigter. Das Ermittler-Duo stößt bei ihren Recherchen auf einen zwanzig Jahre zurückliegender Kriminalfall. Ob da ein Zusammenhang besteht? Für Turbulenzen sorgt der Schauspielschüler Paul, der undercover in der Gastromieszene herumschnüffelt.

Das Cover stimmt einen schon auf das Umfeld ein – ein malerisch-idyllisches Ambiente, das sommerliche Gefühle und Urlaubssehnsucht ausstrahlt. Das Buch erschien 2025 im Emons Verlag. Die Kapitel sind von angenehmer Länge und mit Orts- und Zeitangaben versehen, was ich persönlich immer sehr schätze. Der Roman spielt in der Gegenwart in Meran und Umgebung. Der Schreibstil des Romans ist flüssig, besticht durch die bildsprachliche Ausdrucksweise und humorvolle Szenen. Stimmungen und Kulisse werden gut vorstellbar, aber nie zu langatmig beschrieben. Immer wieder fließen in die Handlung Hinweise auf sehenswerte Örtlichkeiten und empfehlenswerte Ausflüge in und rund um Meran ein. Das Nachwort gibt Aufschluss darüber, welche Schauplätze es real gibt und welche der Fantasie entsprangen. Meran erscheint mir jedenfalls ein sich lohnendes Reiseziel zu sein.

Der Prolog, ein mysteriöser Rückblick, erweckt gleich einmal Neugierde, die lange nicht gestillt wird, da hier die Leserschaft ja einen Wissensvorsprung gegenüber der Polizei hat und die beiden Mordfälle 20 Jahre später keinen Zusammenhang erkennen lassen. Emmenegger und Marthaler haben nicht nur mit den rätselhaften Fällen zu kämpfen, sondern auch mit dem üblichen polizeilichen Kompetenzgerangel zwischen Carabinieri und der Staatspolizei. Noch dazu wird Emmeneggers Freund, der Wirt jenes Bierlokals, in dem eine der Leichen gefunden wird, verdächtigt. Je intensiver Emmi und Eva recherchieren, desto rätselhafter erscheint das Motiv und es mehren sich die Fragezeichen. Es gibt viel Raum für eigene Theorien, zum Miträtseln. Die Spannung flacht nie ab. Perspektiven- und Ortswechsel gestalten die Handlung abwechslungsreich, humorvolle Dialoge und Szenen lockern sie auf, regen zum Schmunzeln an. Immer mehr Fäden finden zueinander, bis letztlich in einem wirklich dramatischen Finale voller Action sich alles klärt und sich eine Person als Täter entpuppt, auf die man wirklich nie gekommen wäre.

Was die Charaktere anbelangt, konnte ich mir auch die Nebenfiguren recht gut vorstellen. Neben dem sympathischen Ermittler-Duo, das im Mittelpunkt steht, mochte ich Paul am meisten. Seine Fantasie und Schlagfertigkeit, auch Unbekümmertheit war ausgesprochen amüsant. Emmi und Eva harmonieren trotz mancher Missverständnisse, nicht nur privat, sondern ergänzen einander auch beruflich optimal. Es wird interessant werden, welchen weiteren Berufsweg Eva einschlagen wird und inwieweit sie dann zusammenarbeiten werden.

„Merano Criminale“ hat mich wiederum begeistert. Ich mag den Erzählstil der Autorin, diesen Mix aus Spannung, der Möglichkeit mitzurätseln, das Ganze eingehüllt in herrliche Landschaftsbeschreibungen, die einen aus der Großstadt gedanklich hinwegbeamen in eine beeindruckende Bergwelt, und dazwischen lockern amüsante Szenen die Handlung auf. Da mir die Lektüre großes Lesevergnügen bereitet hat, empfehle ich das Buch mit Freuden weiter, vergebe 5 Punkte, und freue mich schon auf den nächsten Fall.