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haberlei
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Begeisterte Leserin von Krimis, Thrillern, Humorvollem, historischen (Frauen-)Romanen, Biografien

Bewertungen

Insgesamt 373 Bewertungen
Bewertung vom 09.12.2025
Kürschner, Marita

Lapislazuli & Mr Wichtig - Der Feind im Nacken


ausgezeichnet

Lapislazuli in Gefahr

„Lapislazuli & Mr. Wichtig – Der Feind im Nacken“ (erschienen 2025) von Marita Kürschner ist ein sowohl spannender als auch unterhaltsamer Katzenkrimi, bereits der vierte dieser Reihe.

Das Cover ist passend zu den Vorgängerbänden gestaltet - schlicht, aber doch ins Auge fallend. Diesmal mit Hund, denn Lucy und Anton freunden sich mit Scotty, einem Scottish Terrier an. Scotty und sein Herrchen erweitern und bereichern nunmehr den Kreis des tierischen und menschlichen Umfelds. Ich bin seit dem ersten Band ein begeisterter Fan dieses putzigen Katzen-Duos und freute mich sehr über das neue Abenteuer der beiden. Vorkenntnisse benötigt man zwar nicht, aber ich würde sehr empfehlen, mit der ersten Geschichte zu beginnen, um die Feinheiten ihrer Charaktere zu erfassen.

Das Besondere an dieser Reihe ist, dass die beiden Katzen nicht nur miteinander gedanklich kommunizieren können, sondern auch mit Menschen, und zwar nicht nur mit ihrer Dosenöffnerin, sondern auch mit Kommissarin Müller, die durch die Tiere immer wieder wertvolle Hinweise geliefert bekommt. Ich amüsiere mich immer königlich über die Verblüffung und Irritation jener Menschen und Tiere, die diese Gedanken erstmals empfangen oder – was meist der Fall ist – nichts vernehmen können.

Einige Tage, nachdem Frau Simon Lapislazuli und Anton vom Tierarzt chippen ließ, wird während ihrer Abwesenheit bei ihr eingebrochen und Lapislazuli gestohlen. Anton, der den Dieb attackiert, wird schwer verletzt. Der Polizei sind eine Vielzahl von ähnlichen Einbrüchen bekannt. Immer wurden Rassekatzen oder -hunde entwendet. Nicht nur Frau Simon, Lucys und Antons Dosenöffnerin, und Anton sind untröstlich, auch Scotty, der Hund eines Bekannten von Frau Simon, vermisst seine Freundin Mary, eine Rassehündin, die ebenfalls geraubt wurde. Gemeinsam mit Scotty macht sich Anton auf die Suche. Währenddessen gelingt Lapislazuli zwar die Flucht, doch was sie bis zu ihrem Auffinden erlebt, bleibt verborgen. Hier habe ich ein und zwei kurze Perspektivenwechsel zu Lucys Verbleib und Ergehen vermisst. Die Polizei tappt lange total im Dunkeln, fragt sich, wie die Diebe in Erfahrung bringen, wo es Rassetiere gibt. Bis Anton eine brillante Eingebung hat, worauf die Polizei den Tätern auf die Spur kommt und die gestohlenen Tiere findet.

Die Geschichte ist sehr packend erzählt. Es wird ein Wettlauf gegen die Zeit. Ich bangte um Lucy, aber auch um die fremden Tiere, die von den Dieben nicht gut behandelt werden. Ich verschlang Kapital um Kapitel, wollte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen.

Spannend war es wieder. Unterhaltsam und emotional. Sowohl bei den Menschen als auch im Tierreich. Ich habe es wieder sehr genossen und freue mich heute schon auf das nächste Abenteuer von Lucy, Anton und vielleicht auch Scotty!?

5 Sterne und unbedingte Leseempfehlung, nicht nur für diesen Band, sondern für die gesamte Reihe.

Bewertung vom 03.12.2025
Brun, Georg

Algorithmus des Teufels


ausgezeichnet

KI außer Rand und Band – ein Albtraum

Mit „Algorithmus des Teufels“ (erschienen 2025) ist es Georg Brun gelungen, ein schauerliches, beklemmendes, (noch) erfundenes Szenario heraufzubeschwören.

Der Thriller ist raffiniert aufgebaut. Zwei alltägliche Todesfälle beschäftigen die Polizei, die scheinbar nichts gemeinsam haben: ein Selbstmord in Kempten und ein Mord in München. Der Bruder des angeblichen Selbstmörders lässt aber nicht locker und verstärkt die Zweifel bei der jungen Kommissarin Jennifer Häfele. Er glaubt nicht daran, dass sein lebenslustiger, frisch verliebter Bruder aus dem Leben scheiden wollte. Er recherchiert und entdeckt einen seltsamen Chatverlauf. Auch August Wutz von der Münchner Kripo stößt bei der Suche nach dem Täter bzw. dem Mordmotiv auf fragwürdige IT-Aktivitäten. Je intensiver sich die IT-Fachleute mit den mysteriösen Chats beschäftigen, desto unheimlicher wird es. Denn es wird immer offensichtlicher, dass hinter all dem kein Mensch steht, sondern ein Chatbot, ein Chatbot, der sich Opfer sucht, die er als verführerische Frau getarnt, in den Tod treibt oder so manipuliert, dass sie morden. Man bekommt regelrecht eine Gänsehaut beim Lesen, man spürt die Faszination, die die Menschen erfasst, wenn dieses von der KI generierte, engelhafte Gesicht am Bildschirm erscheint, dieses Wesen, dem sie verfallen und wider alle Vernunft handeln. Georg Brun gelingt es vorzüglich, die doch sehr komplexen Vorgänge auch für Laien gut nachvollziehbar zu beschreiben, denjenigen, die mit der digitalen Welt nicht so vertraut sind, Begriffe und Arbeitsweisen von Dating-Plattformen oder Chatbots nahezubringen.

Die beiden Handlungsstränge nähern sich immer mehr, und es wird von Kapitel zu Kapitel spannender, es passiert so einiges, unerwartete Wendungen und es gibt weitere Opfer. Die beiden Ermittler, Jennifer und August arbeiten, wesentlich unterstützt durch Computerspezialisten, tatkräftig zusammen - bis zum actionreichen Showdown. Die Fälle sind gelöst, doch konnte das teuflische KI-Monster unschädlich gemacht werden? Heißt es doch so treffend: Was einmal im Netz ist, bleibt auf ewig …

Die handelnden Personen sind gut vorstellbar beschrieben, zeigen Emotionen, Stärken und Schwächen, was sich insbesondere auch im Privatleben der Ermittler offenbart. Die Kriminalbeamten üben ihren Beruf quasi mit Leib und Seele aus, die Fälle lassen sie auch nach Dienstschluss nicht los, was sich stets belastend auf Beziehungen auswirkt. Emil, der Bruder des Selbstmörders, personifiziert, wie leicht man Opfer digitaler Manipulation werden kann. Obwohl er sich anfangs kritisch und sorgsam in der digitalen Welt bewegt, gerät er immer mehr in ihren Bann und tappt vertrauensselig in die Falle.

Georg Brun ist ein wirklich packender KI-Thriller gelungen, in dem das Thema einer mörderischen KI erschreckend überzeugend dargestellt wird. Dieses Szenario bringt man nicht so schnell wieder aus dem Kopf. Fragt man sich doch trotz der Versicherung des Autors, „es sei alles nur seiner Fantasie entsprungen“, ob die Künstliche Intelligenz nicht längst schon irgendwo im Netz ihr Unwesen treibt.

Dieses gruselige Leseerlebnis sollte man sich nicht entgehen lassen! 5 Sterne.

Bewertung vom 01.12.2025
Ritter, Johanna

Kursänderung (eBook, PDF)


sehr gut

Wahre Freundschaft

„Kursänderung – Reise mit Hindernissen“ von Johanna Ritter ist eine liebenswerte Geschichte über ein paar alte Leute und deren Freundschaft. Das rund 130 Seiten umfassende Büchlein erschien 2015 im SPICA Verlag; es ist die Fortsetzung von „Teezeit am Meer“.

Die Geschichte liest sich leicht und locker, sie ist humorvoll und vor allem mit sehr viel Einfühlungsvermögen in die Gedankenwelt älterer Menschen verfasst. Man fühlt sich auch ohne Kenntnis des Vorgängerbandes rasch vom Umfeld eingefangen. Trotzdem erscheint es besser, wenn man die Details der Vorgeschichte kennt. Sehr anschaulich spiegelt sich auch das Lokalkolorit einer ostfriesischen Insel wider, das raue Meer und stürmische Wetter, die Dünenlandschaft, das Ambiente, die spezielle ostfriesische Teezeremonie.

Im Mittelpunkt stehen Helga, Lotte und Hinnerk, drei alte Leute, die sich regelmäßig in einem Teestübchen treffen, einfach um gemeinsam verschiedene Teesorten zu genießen, zu plaudern und füreinander da zu sein. Vor ca. einem Jahr verstarb die Vierte im Bunde, Hilde. Nun sitzen sie etwas trübsinnig nur noch zu dritt an ihrem Stammtisch mit Meerblick. Sie vermissen Hilde. Nicht nur im Teestübchen, alles auf der Insel erinnert die Vier an gemeinsame Stunden, Unternehmungen. Besonders die zwei Frauen empfinden das unerträglich, planen sogar einen Umzug aufs Festland, wovon Hinnerk, der fest verwurzelt mit der Insel ist, nichts wissen möchte. Diese Meinungsverschiedenheit trübt die guten freundschaftlichen Beziehungen etwas. Fürs Erste planen sie Urlaubsreisen. Lotte und Helga schließen sich einer Damen-Reisegruppe an. Hinnerk, angeregt durch eine Lektüre über den Jakobsweg, will den norddeutschen Jakobsweg bewältigen. Er kann Tjalf, den Wirt des Teestübchens als Begleitung gewinnen. Obwohl die beiden Männer die Reise akribisch vorbereiten, stellt sich dem gemeinsamen Marsch letztlich ein Hindernis nach dem anderen in den Weg. Es passiert so einiges, das zwar die Pläne aller durchkreuzt, aber letztlich zeigt, wie wertvoll verlässliche Freunde und rege soziale Kontakte sind. Schließlich sind nicht nur sämtliche Missverständnisse aus dem Weg geräumt, sondern es eröffnen sich völlig unerwartete Möglichkeiten fürs Zusammenleben.

Mit hat diese Kurzgeschichte, in der es um wahre Freundschaft, Verbundenheit mit der Heimat und liebgewordene Traditionen geht, sehr gut gefallen. Die Charaktere sind lebendig gezeichnet, sie sind liebenswürdig, ein wenig schrullig und haben das Herz am rechten Fleck.

Eine bezaubernde Geschichte für zwischendurch, die ich gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 30.11.2025
Jennar, C. K.

5 Cottages - Das Dornenhäuschen


ausgezeichnet

Die Aufgabe ist es, die Wahrheit zu finden! (S. 34)

„5 Cottages – Das Dornenhäuschen“ von C.K. Jennar (erschienen 2025) ist der erste von fünf Bänden der 5-Cottages-Serie, ein spannungsreicher Einstieg mit überraschenden Wendungen, der Lust auf mehr macht.

Bereits das düstere Cover mit dem alten, umrankten Haus stimmt auf das Ambiente ein, auf das Geheimnisvolle, Unheimliche, das den Roman von Anfang bis zum Ende durchzieht. Der Schreibstil ist flüssig und packend, emotional und atmosphärisch. Die Geschichte spielt 2024 mit Rückblenden ins Jahr 2004. Vor allem die Perspektivenwechsel zu jener Person, die Katie beobachtet, steigern die Spannung und regen zum Miträtseln an: wer dahinter stecken könnte und ob sie es gut meint mit Katie oder ihr Gefahr droht.

Ich hatte bereits den Spin-off-Band „Haus der dunklen Geister“ gelesen, kannte somit bereits Rechtsanwalt Robert Harrington, der sich darin einer ebensolchen Herausforderung stellen musste, wie er sie nun im Namen eines unbekannte Gönners jenen fünf Menschen ankündigt, die eines von fünf Häuser geschenkt erhalten, wenn sie die ihnen gestellte Aufgabe innerhalb eines Jahres erfüllen.

Eine dieser fünf Personen ist die 38-jährige Katie McSheeran, die in dem Angebot eine Chance sieht, ein selbstständiges Leben beginnen zu können. Seit sie als Zehnjährige bei einem Unfall ihre Eltern verlor, leidet sie unter Panikattacken und lebte - vor allem nachdem ihre beste Freundin Norah verunglückte - menschenscheu und zurückgezogen und behütet mit ihrer Schwester Carol. Sie vermisst Norah auch 20 Jahre nach ihrem Tod sehr. Dass ihre Challenge mit den rätselhaften Umständen von Norahs Tod zusammenhängt, dass sie die Wahrheit erkunden soll, erkennt Katie relativ rasch. Doch wie sie soll sie das bewerkstelligen? Alleine, mit all ihren Ängsten? Wie sich bald herausstellt, hat Katie nicht nur mit ihren eigenen Dämonen zu kämpfen. Im Haus erwartet sie Unheimliches, zudem fühlt sie sich beobachtet. Doch Katie überwindet sich tagtäglich, wagt sie immer mehr hinaus ins Leben, bezwingt ihre Ängste. Von Zweifeln geplagt, verunsichert, wem sie noch trauen kann, enthüllen sich ihr nach und nach Familiengeheimnisse, bis die Wahrheit über den Tod ihrer besten Freundin ans Tageslicht kommt. Somit ist nicht nur die Aufgabe erfüllt, sondern für Katie eröffnet sich endlich ein eigenständiges, selbstsicheres Leben.

Ein wirklich spannender Roman mit Charakterentwicklung, der so nebenbei auch noch die irische Kultur näherbringt, diesmal Sheela-na-Gig im Fokus hat, eine keltische Göttin, der viele Bedeutungen zugeschrieben werden, vom Fruchtbarkeitssymbol bis Abwehr des Bösen. Mich hat Katies Geschichte begeistert und ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Band der Reihe!

Eine unbedingte Leseempfehlung! 5 Sterne!

Bewertung vom 26.11.2025
Sandmann, Elisabeth

Wir dachten, das Leben kommt noch


sehr gut

Englische Agentinnen im französischen Widerstand

„Wir dachten, das Leben kommt noch“ von Elisabeth Sandmann (erschienen 2025) beleuchtet ein Kapitel des Zweiten Weltkriegs, das wohl wenigen geläufig ist: den Einsatz von englischen Agentinnen in Frankreich zur Unterstützung der Résistance. Es ist dies ein Folgeroman zu „Porträt auf grüner Wandfarbe“. Zwar sind dies eigenständige Romane, dennoch denke ich, dass man Gwens Umfeld besser überblickt, wenn man Band eins gelesen hat.

Elisabeth Sandmann erzählt eine fiktive Geschichte, basierend auf historischen Fakten, die im Anhang nachzulesen sind. Die Handlung verläuft einerseits in zwei Handlungssträngen, andererseits in zwei Zeitebenen – in der Gegenwart (1998) und während des Zweiten Weltkriegs (1942). In der Gegenwart stehen zwei Personen im Mittelpunkt: die BBC-Reporterin Gwen, die den Auftrag erhält, ein Buch über jene Frauen zu schreiben, die seinerzeit der von Winston Churchill ins Leben gerufenen geheimen Spezialeinheit SOE (Special Operations Executive) als Agentinnen angehört haben, und Pat, die von Gwen bezüglich eines Interviews kontaktiert wird, und eine jener Agentinnen ist, die in Frankreich im Einsatz waren.

An und für sich ist der Schreibstil flüssig und bildhaft, viele Details unterstützen das Kopfkino. Der Lesefluss leidet jedoch ein wenig durch die abrupten Perspektiven- bzw. Ortswechsel und Zeitsprünge. Ich fühlte mich immer wieder unsanft aus dem Paris des Jahres 1942 herausgerissen, wo mich Emmas Schicksal gerade gefangen hielt, um plötzlich bei Gwens Familienleben in der Gegenwart zu landen. Letzeres empfand ich eher als nebensächlich und hie und da auch als zu ausufernd geschildert.

Der Handlungsaufbau ist eigentlich geschickt arrangiert, auch wenn man sich anfangs in der Vielzahl der Personen etwas verirrt – aber da ist das Personenverzeichnis am Ende des Buches recht hilfreich (fände ich am Anfang übrigens sinnvoller). Denn all die scheinbar in keinem Zusammenhang mit Pats/Emmas Einsatz stehenden Szenen, wie die Aufzeichnungen von Gwens Großmutter Ilsabé, deren Ersuchen, Lilou zu finden, die Gespräche mit Nebenpersonen, sind Puzzlesteinchen, die so nach und nach die Fäden verknüpfen, zu überraschenden Wendungen führen und zu einem schlüssigen Ende.

Ich fand den Roman interessant, wissenserweiternd, aber nicht spannend in dem Sinn, dass man sich um Pat/Emma geängstigt hätte. Sie gerät zwar in etliche brenzlige bis lebensgefährliche Situationen, die sie bewundernswert cool meistert, aber es ist zu ruhig, zu distanziert erzählt. Ein bisschen mehr Dramatik, Action und vor allem spürbare Emotionen hätten diese Szenen lebendiger gemacht.

Was die Charaktere anbelangt, so bleiben einige der zahlreichen Nebenfiguren ziemlich blass. Der Haupttenor liegt auf Pats Entwicklung, zunächst vom unscheinbaren Mädchen, im Schatten der hübscheren und energiegeladenen Schwester stehend, zur mutigen, sich in einem riskanten Umfeld bewährenden Agentin Emma, um danach wieder in Unscheinbarkeit zu versinken, denn die Leistungen der Agentinnen gingen seinerzeit unter. Erst als über 70-Jährige, nachdem sie ihre Schuldgefühle aus der Spionagezeit aufgearbeitet hatte, verwandelte sie sich zu einer wieder lebensbejahenden, für Neues offenen Frau. Gwens Wesen offenbart sich eher nur oberflächlich. Sie kämpft mit den Problemen jeder alleinerziehenden Mutter: Beruf und Zeit für das Kind unter einen Hut zu bringen. Sie liebt ihre Selbstständigkeit, ihren Beruf. Sie liebt wohl auch Balthasar, den Vater ihrer Tochter, zu dem freundschaftlicher Kontakt besteht. Aber er ist ebenso fest verwurzelt in Bayern wie sie in London. Eine schillernde Persönlichkeit ist Gwens Großmutter Ilsabé, reich, selbstbewusst und unabhängig, wirkt sie mitten in Kriegszeiten mit ihrem hochherrschaftlichen Stil etwas aus der Zeit gefallen.

Der Roman ist historisch informativ, würdigt die Leistung der Frauen im Zweiten Weltkrieg, die Protagonistinnen wirken authentisch und sympathisch. Auf jeden Fall ein Buch für jene, die gerne Bücher über starke Frauen lesen.

Bewertung vom 23.11.2025
Navarro, Fabian

Miez Marple und die Tatze der Verdammnis


ausgezeichnet

Ein Katzenkrimi – witzig und spannend

„Miez Marple und die Tatze der Verdammnis“ von Fabian Navarro (erschienen 2025) ist bereits der dritte Band der Cosy-Krimi-Reihe mit der Katzendetektivin.

Ich kannte Vorgängerbände zwar nicht, fand aber sofort in die Geschichte hinein und überblickte problemlos den relevanten Kreis der tierischen Protagonisten. Außerdem gibt es ja im Umschlag hinten eine Bildgalerie der im Hotel lebenden Tiere. Im Prinzip ist wohl jedes Buch für sich abgeschlossen, doch glaube ich, dass man diesen Band noch besser versteht und genießt, wenn man auch die Einzelheiten von Miez Marples Vorleben kennt.

Es ist einfach ein Genuss, dieses Buch zu lesen. Das Umfeld, ein Luxushotel für Tiere, ist so anheimelnd beschrieben, dass man am liebsten selbst dort Urlaub machen möchte. Exzellentes Service, von geräumigen, bestausgestatteten Zimmern über Fellpflege bis zum Hauben-Dinner. Die zwei- und vierbeinigen Protagonisten sind jeder für sich ein Original, köstlichst beschrieben, was deren Eigenschaften und Eigenheiten anbelangt, sehr menschliche Charakterzüge weisen sie auf. Und dann die fantasievollen Namen, die Bezüge zu realen Personen - wie Florian Silberschweif, ein Schlagersänger, oder Gabriel zu Grundel, eine im Börsengeschäft versierte „Stockente“. Dazu kommt der sprachliche Faktor, die auf die Tierwelt angepassten Wortschöpfungen – so tappt die Katze nicht im Dunkeln, sondern sie tapst, und die Stockente handelt nicht mit Bitcoins sondern mit Bitcorns, u.v.a.m. Man kommt aus dem Schmunzeln gar nicht mehr heraus, insbesondere auch darüber, wie Katzen uns Menschen sehen, wie sie uns belächeln.

So amüsant es sich liest, die Spannung kommt dabei nicht zu kurz. Es geht Mysteriöses vor in dem Hotel. Mit dem Mord ist es nicht getan, es folgen Mordanschläge. Wer hat ein Motiv? Die tierischen Hotelgäste scheinen alle irgendetwas zu verbergen. Wirken alle verdächtig. Als Leser tendiert man mal zu jenem, mal zu einem anderen als Täter. Auch Miez Marple erkennt lange nicht die Zusammenhänge, bis sie eine überraschende Entdeckung macht und sich letztlich hinaus wagt aus dem sicheren Hotelgelände, um den Täter zu stellen. Ein nicht ungefährliches Unterfangen, der Showdown ist wahrlich voller Dramatik.

Ich habe das Buch richtig genossen – die Ideenvielfalt, den Wortwitz, die fantasievollen auf die Tierwelt abgestimmten Begriffe, Redewendungen, aber natürlich auch die facettenreichen, sehr menschlichen Charakterisierungen der Tiere und last but not least den geschickt und sehr spannend aufgebauten Kriminalfall. Ich werde die beiden Vorgängerbände demnächst nachlesen und freue mich schon auf Miez Marples nächstes Abenteuer.

Eine unbedingte Leseempfehlung mit 5 Sternen!

Bewertung vom 20.11.2025
Herbst, Helen

Lady Agnes und der tote Gärtner im Rosenbeet


ausgezeichnet

Mord in englischer Gartenidylle

„Lady Agnes und der tote Gärtner im Rosenbeet“ von Helen Herbst (erschienen 2025) ist der erste Krimi der Autorin, ein Wohlfühlkrimi im britischem Stil.

Der Schreibstil ist flüssig, locker und bildhaft. Das britische Ambiente, der adelige Lifestyle, die das Herrenhaus umgebende Natur, der prachtvolle, weitläufige Garten ist gut vorstellbar beschrieben. Die Handlung spielt in der nicht näher festgelegten Gegenwart im englischen Surrey.

Das geruhsame Leben, das Lady Agnes Blackwood mit ihrem Butler Henderson und ihrer Köchin Grace auf Rosewood Manor zurückgezogen führt, wird jäh gestört, als eines Morgens der Gärtner mit einer Gartenschere erstochen im Rosenbeet liegt. Von Kommissar Edward Sterlings Kompetenz nicht wirklich überzeugt, beschließt Lady Agnes, selbst zu ermitteln. Gemeinsam mit Henderson interessiert sie sich für das Umfeld des Gärtners, verfolgt Spuren, erfährt so manches über ihren Angestellten, was sie zuvor nicht wusste. Und genau diese Details tragen zur Spannung bei, machen die Handlung interessant, geben Rätsel auf und laden zum Mitraten ein.

Wie stets, so wird auch dieser Cosy Krimi von vorwiegend liebenswürdigen Protagonisten bevölkert. Deren Wesen, Eigenarten und charakterliche Entwicklung macht neben der Mördersuche den Reiz dieses Romans aus. Denn vor dem Mordfall herrschte auf Rosewood Manor die in diesen Kreisen übliche Distanziertheit zwischen dem Adel und dem Personal. Doch je mehr sich Lady Agnes aus ihrer Komfortzone hervor und unter die Menschen wagt, desto persönlicher und emotionaler werden die zwischenmenschlichen Beziehungen. Auch der Kommissar, der eigentlich nur als Nebenfigur agiert, ist ein spezieller Typ, der sich ebenfalls wandelt.

Die Ermittlungen sind lange Zeit nicht von Erfolg gekrönt. Die von Lady Agnes verdächtigten Personen erweisen sich als unschuldig. Erst nach einer überraschenden Entdeckung wendet sich das Blatt, kommt so einiges ans Tageslicht, was sich der Gärtner zuschulden kommen ließ. Auch die Menschen auf Rosewood Manor kommen sich näher, offenbaren einander ihre Probleme, finden gemeinsam Lösungen. Als Lady Agnes schließlich den wahren Mörder erkennt, gerät sie in höchste Gefahr. Nach einem dramatischen Finale landet der Täter hinter Gittern und auf Rosewood Manor brechen neue Zeiten an.

Helen Herbst ist ein wunderbar stimmiger, gleichsam auch spannender Cosy-Krimi gelungen, dessen Wendungen immer wieder überraschen, mit originellen Protagonisten, die man einfach mögen muss. Ich hoffe sehr, dass sich hier eine neue Reihe entwickelt. Denn ich würde gerne wissen, wie es zwischenmenschlich weitergeht auf Rosewood Manor und welche Fälle Lady Agnes noch zu lösen hat.

Leseempfehlung für alle, die englische Wohlfühlkrimis lieben!

Bewertung vom 18.11.2025
Franz, Franziska

Tatort Kettenhofweg


ausgezeichnet

Wie sich ein grausames Verbrechen auf das Umfeld auswirkt

„Tatort Kettenhofweg“ von Franziska Franz (erschienen 2025) basiert auf einem wahren Mordfall, harmonisch eingebettet in eine fiktive Geschichte, die erzählt, wie die Menschen im unmittelbaren Umfeld eines Tatortes das Geschehen wahrgenommen haben könnten.

Es handelt sich um das bislang grausamste Verbrechen, das in Frankfurt am Main verübt wurde. In einer noblen Gründerzeitvilla, einem geheimen Bordell, am Kettenhofweg 124a wurden am 15. August 1994 sechs Personen brutal ermordet. Vier Tage später kam es zur Verhaftung eines Ehepaares, das mordete, um die Zeugen ihres Raubüberfalls zu beseitigen. Abgesehen davon, dass dieser Mordfall bereits 1994 geschah, ist er mir als Österreicherin nicht wirklich in Erinnerung. Umso interessanter las sich die Geschichte für mich. Die Autorin hat sehr intensiv recherchiert, im Stadtarchiv, in der Stadtchronik und diverse Medienberichte. Kontakte zu Experten, dem damaligen Oberstaatsanwalt und Anwohnern haben das Bild abgerundet. Im Nachwort erfährt man konkret, was Fakt und was Fiktion ist.

Im Mittelpunkt der erfundenen Geschichte stehen zwei ältere Anrainer, nämlich Helga Lindemeyer und Albert Lehmann, die nicht nur im Vorfeld der Tat das Treiben in der benachbarten Villa beobachten, sondern sich auch nach der Tat weiter intensiv damit befassen, indem sie die Zeitungsberichte verfolgen. Geschickt hat die Autorin die Fakten mit den fiktiven Eindrücken verwoben, auch chronologisch – die Kapitel sind exakt datiert - gut nachvollziehbar.

Durch die Schilderung von Helga Lindemeyers und Albert Lehmanns Alltag, ihrer Beobachtungen, Eindrücke, Mutmaßungen und Ängste wirkt das Geschehen sehr lebendig. Man wird in den Fall hinein gesogen, zwar wissend, worauf es hinausläuft, dennoch gebannt. Die Perspektivenwechsel gestalten die Handlung abwechslungsreich und geschickt gesetzte Spannungsmomente sorgen für gewisse Dramatik. Die private Story ist berührend, man kann Helgas Einsamkeit und Furchtsamkeit nachempfinden, auch ihr Bedürfnis, mehr über die Hintergründe zu erfahren, ihren Gerechtigkeitssinn. Das Streben der beiden alten Leute nach mehr Information treibt die Handlung voran und offenbart gleichsam sukzessive die Fakten, vom Tathergang bis zu den Verurteilungen.

Die Charaktere sind einfühlsam beschrieben. Helga, seit kurzem verwitwet, lebt alleine mit ihrem geliebten Dackel. Sie vermisst ihren Mann, ihre Stütze im Alltag. Sie wirkt anfangs noch sehr naiv, ein bisschen weltfremd, ängstlich und hilflos, doch sie entwickelt eine unerwartete, an Sturheit grenzende Energie, zunächst das Treiben in der Villa zu erkunden und letztlich möglichst viel über Täter und Tathergang zu erfahren. Alberts Motivation für die Nachforschungen hat zwar andere Gründe, doch das gemeinsame Ziel macht die beiden zu Verbündeten.

Mir hat dieser True-Crime-Fall sehr gut gefallen, vom Schreibstil ebenso wie vom Inhalt her. Einerseits sind die Informationen zu den Fakten sehr umfassend, ohne sich in blutige Details zu verlieren. Anderseits kann man sich gut in die Situation und Gefühlslage der Menschen im Umfeld des Tatorts hineinversetzen. Ich spreche eine eindeutige Leseempfehlung aus und vergebe 5 Sterne.

Bewertung vom 16.11.2025
Weiß, Sabine

Die Chemie des Verbrechens - Die Fährte (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

DNA – Eindeutiger Schuldbeweis !?

„Die Chemie des Verbrechens“ von Sabine Weiss ist der gelungene Auftakt zu einer neuen Krimi-Reihe der Autorin.

Das Buch erschien 2025, die Handlung spielt im Jahr 2025 mit Rückblenden zu den Vorkommnissen im Jahr 2007 in Norddeutschland, vorwiegend in Hamburg. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft, sowohl die Menschen als auch deren Umfeld sind gut vorstellbar beschrieben.

Ruben Rickleffs führt ein Unternehmen, das sich mit Ahnenforschung befasst. Als Grundlage dient jeweils die DNA der Menschen. Auch er hat seine DNA in die Datenbank eingespielt. Vor 18 Jahren wurde die Schülerin Ute P in Kirchwerder ermordet. Die Tat konnte nie aufgeklärt werden. Als die Eltern des Mädchens von dieser Datenbank erfahren, lassen sie einen Schal untersuchen, den sie all die Jahre aufbewahrt hatten und den Ute trug, als sie getötet wurde, und der DNA-Spuren des Täters an sich hat, und geben vor, Verwandte zu suchen. Die Untersuchung ergibt eine Übereinstimmung mit Rubens DNA. Für die Polizei ist dies ein eindeutiger Beweis seiner Schuld. Er kommt in Untersuchungshaft.

Die junge Strafverteidigerin May Barven ist promovierte DNA-Forsensikerin. Durch ihr Fachwissen ist sie die Einzige, die Ruben Rickleffs helfen kann. Doch ihre Argumente, mit denen sie diese Eindeutigkeit der Schuld abstreitet, genügen nicht. Sie ist überzeugt, dass es einen weiteren Menschen geben muss, auf den dieselben DNA-Merkmale zutreffen.

Die Suche nach diesem Mr. X erweist sich als eine überaus packende Reise, bei der viel Wissenswertes über die Zuverlässigkeit von DNA-Spuren vermittelt wird, voll überraschender Wendungen und unerwarteter Enthüllungen. Einerseits gestalten die Perspektiven- und Ortswechsel die Handlung abwechslungsreich und offenbaren auch die Sicht des Umfeldes sowohl des Mordopfers als auch des Beschuldigten, andererseits vermitteln die Rückblenden auf jene Nacht, als ein paar Jugendliche einem Mitschüler eigentlich nur einen Streich spielen wollten, sukzessive, was noch alles geschah und wer involviert war. Die Spannung steigert sich, je mehr Informationen durch Mays und Tareks unermüdliche Recherchen ans Tageslicht kommen. Es bietet sich auch reichlich Möglichkeit zum Miträtseln. Erst nach einem dramatischen Finale ist der Fall geklärt, der Täter ermittelt.

Sowohl Haupt- wie auch Nebenfiguren sind lebendig und mit markanten Wesenszügen gezeichnet. Das jeweilige Charakterbild wird durch Einblicke in den Alltag der Personen abgerundet, beruflich wie privat. Insbesondere May und der Privatdetektiv Tarek sind Menschen mit Ecken und Kanten, die über Stärken und Schwächen verfügen und Emotionen zeigen. May und Tarek, beide eher Einzelkämpfer, müssen sich erst zusammenraufen, arbeiten jedoch letztlich gut zusammen. Ob Rubens Erlebnisse und Gefühlsleben im Gefängnis oder die einschneidenden psychischen Folgen eines Mordfalls auf Utes Angehörige, Stimmungen und Emotionen sind exzellent eingefangen.

Ich fand die Thematik DNA faszinierend, der Fall war komplex, exzellent aufgebaut, packend und anschaulich geschildert. Der Roman macht eindeutig Lust auf weitere knifflige Fälle der jungen Strafverteidigerin. Von mir gibt es eine eindeutige Leseempfehlung und 5 Sterne.

Bewertung vom 09.11.2025
Teufl-Heimhilcher, Brigitte

Zwillinge in Dur und Moll


ausgezeichnet

Es ist nie zu spät, einen Neubeginn zu wagen

Schon seit längerem stand der 2018 erschienene Familienroman „Zwillinge in Dur und Moll“ von Brigitte Teufl-Heimhilcher in meinem Bücherregal. Da es demnächst eine Neuauflage mit dem Titel „Rosis Geheimnis“ und eine Fortsetzung mit dem Titel „Rosis Weihnachtspläne“ geben wird, nahm ich dies zum Anlass, das Buch endlich zu lesen.

Kurz zum Inhalt: Nach dem Tod der Mutter treffen sich die charakterlich total unterschiedlichen Zwillingsschwestern Roswitha und Vicky nach langer Zeit wieder. Rasch erkennt Vicky, dass Roswitha, die scheinbar alles hat, um glücklich zu sein, Familie, Job und ein großes Haus, total unzufrieden mit ihrem Leben ist.

Ich mag den Schreibstil der Autorin sehr gerne. Er ist locker, flüssig und humorvoll. Ihre Romane bevölkern stets primär sympathische Menschen, und man findet rasch in die Geschichten hinein, überblickt den Personenkreis, wobei die Charaktere gut vorstellbar beschrieben sind. Zudem genoss ich den Schauplatz des Romans – denn er spielt in Wien, meiner Heimatstadt.

Im Mittelpunkt steht Roswitha, seit 30 Jahren verheiratet, drei Kinder. Sie managt seit Jahrzehnten routiniert Haushalt und Familie und arbeitet im gemeinsamen Immobilienunternehmen. Sie ist tüchtig, pflichtbewusst, eine Perfektionistin. Ihr Ehemann und die Kinder – die Söhne sind bereits erwachsen, die Tochter in der Pubertät - sehen alles, was sie macht, für selbstverständlich an. Roswitha fühlt sich zusehends ausgenützt und nicht als Mensch mit eigenen Bedürfnissen wahrgenommen. Diese Ignoranz verletzt sie, macht sie unleidlich und reizbar. Roswithas Charakter offenbart sich sehr facettenreich, ihre Stärken und Schwächen, Ängste und Sehnsüchte. Ihre Zwillingsschwester Vicky, verwitwet, ist ein lebensfroher, optimistischer und positiv denkender Mensch, quirlig, stets gut gelaunt. Sie sind grundverschieden, haben aber einen guten Draht zueinander. Ihr gelingt es nicht nur, Roswitha ein großes Geheimnis zu entlocken, sondern sie hilft ihr auch, ihr Leben umzukrempeln.

So locker und leicht sich der Roman auch liest, behandelt er doch eine ernsthafte Lebenskrise, eine Entscheidung, die tiefgreifende Veränderungen nach sich zieht. Es kommt durchaus zum Ausdruck, wie schwierig es für Roswitha ist, einen Neuanfang zu starten, und für die Familie, ihren Entschluss zu verstehen und zu akzeptieren. Was die Lektüre so angenehm macht ist, dass das Miteinander durch sehr viel Verständnis, dem Willen zu verzeihen und Rücksichtnahme geprägt ist, durch respektvollen Umgang. Es gibt weder Böswilligkeit noch Rachegelüste.

Mir hat das Buch ausgezeichnet gefallen. Nach einigen sehr aufwühlenden, tragischen Romanen, tat es mir gut, eine Geschichte mit Happy-End zu lesen, die dennoch keineswegs oberflächlich und kitschig ist. Nun bin ich neugierig auf die Fortsetzung, darauf wie Roswitha ihr neues Leben meistert.

Gerne empfehle ich das Buch weiter und vergebe 5 Sterne.