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haberlei
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Begeisterte Leserin von Krimis, Thrillern, Humorvollem, historischen (Frauen-)Romanen, Biografien

Bewertungen

Insgesamt 346 Bewertungen
Bewertung vom 01.09.2025
Caspian, Hanna

Schwestern des brennenden Himmels


ausgezeichnet

Frauenschicksale – bei den Siegern und Besiegten

Ein exzellent recherchierter historischer Roman voller Spannung und Dramatik, in dessen Mittelpunkt eine junge Britin deutscher Herkunft steht,.

Juli 1945. Potsdamer Konferenz. Churchill, Truman und Stalin entscheiden über die Aufteilung Deutschlands. Ann Miller, als Kind mit ihren Eltern nach England geflohen, mittlerweile britische Staatsbürgerin und Soldatin, befindet sich als Mitglied der britischen Delegation vor Ort. Ihre deutsche Herkunft hielt sie stets geheim. Nun sucht sie heimlich in Potsdam nach überlebenden Verwandten. Ohne ihre wahren Motive zu kennen, hilft ihr ein amerikanischer Soldat.

Das Cover harmoniert mit dem Klappentext, symbolisiert die Verbindung Anns mit dem amerikanischen Soldaten. Das Buch erschien 2025 und gliedert sich in vier Teile, diese wiederum In Abschnitte pro Tag. Die Handlung umfasst den Zeitraum vom 3. Juli bis 6. August 1945. Der Schreibstil ist flüssig, eindrucksvoll lebendig. Die Autorin hat exzellent recherchiert und versteht es meisterhaft, historische Ereignisse und die Atmosphäre so zu beschreiben, dass man emotional erfasst wird, das Gefühl hat, mittendrin zu sein. Ebenfalls hervorragend gelöst ist die Verquickung einer fiktiven Geschichte mit den historischen Fakten und Personen. Die Figurenübersicht sowie insbesondere den Stadtplan von Potsdam fand ich sehr hilfreich.

Erzählt wird chronologisch, mit einigen Rückblicken, primär aus Sicht von Ann, abgesehen von jenen Szenen, die Liesels jetziges und früheres Leben beleuchten. Die Perspektiven- bzw. Ortswechsel zwischen Anns Aufgabengebiet während der Konferenz und ihren „Ausflügen“ in die Trümmerstadt in der russischen Zone machen die Gegensätze offensichtlich. Auf der einen Seite das fast normale Leben mit ausreichender Verpflegung, guter Unterkunft und Vergnügungen, auf der anderen Hunger, Armut, Notunterkünfte und Ängste. Dieser Wechsel zwischen gewisser Leichtigkeit und den bedrückenden Szenen hilft einem als Leser, das Belastende zu ertragen, wie ein Pflaster auf einer Wunde. Die Wunde ist nach wie vor vorhanden, das Gelesene wirkt nach, doch man liest etwas getröstet weiter.

Ich wurde regelrecht hinein gesogen in diese Atmosphäre einer Stadt in Trümmern, einer geteilten, von Fremden besetzten Stadt, wo die Menschen in Kellern dahinvegetieren, hungernd, der Willkür der Besatzer ausgeliefert. Trotz des Grauens in den Konzentrationslagern wird gezeigt, dass nicht alle Deutschen „Monster“ waren, dass sich die Nazis vor den Juden zuerst gegen Andersdenkende, Kritiker wendeten. Wer nicht ihren Grundsätzen, nicht ihrer Politik folgte, wurde bestenfalls unterdrückt. Sie schwiegen, fügten sich, um nicht inhaftiert oder gar getötet zu werden. Nur wenigen Menschen, die es wagten ihre Meinung gegen die Nazis zu äußern, gelang rechtzeitig die Flucht. Wie Anns Eltern. In einer Nacht- und Nebelaktion.

Anns Suche nach noch lebenden Verwandten erweist sich als ziemlich schwierig, da sie sich als Britin nicht frei im russischen Sektor bewegen darf. Doch sie findet Helfer, vor allem Jackson, einen amerikanischen Soldaten. Die sich sanft entwickelnde Liebesbeziehung zwischen Ann und Jackson gibt dem Roman nicht nur eine romantische Note, sondern bringt auch Anns Dilemma auf den Punkt. Ihre deutsche Herkunft – denn in den Augen der Alliierten sind ja alle Deutschen „Monster“.

Nicht nur die drei Hauptakteure Ann, Jackson und Liesel wirken lebendig, sondern generell sind die Menschen gut vorstellbar beschrieben. Ann und ihre Cousine Charlie lebten als Kinder wie Schwestern. Um sie zu finden, riskiert Ann viel, sogar ihren Job. Sie handelt zielstrebig, hartnäckig und lässt sich auch von Schwierigkeiten und Rückschlägen nicht entmutigen. Dass sie gezwungen ist, ihre deutsche Herkunft Jackson gegenüber lange zu verbergen, belastet sie, denn Verlässlichkeit und Ehrlichkeit sind ihr wichtig. Jackson ist ein positiv eingestellter Mensch, optimistisch, meist gut gelaunt, emotional, empathisch. Ihn erschüttert, was er über die Konzentrationslager erfährt, aber er hat das Herz am rechten Fleck. Er hilft Anns deutscher Verwandte, er differenziert, dass diese junge Frau wohl eher Opfer des Krieges, der Nazis ist, als Täterin. Er sieht in Ann letztlich auch die Frau, die er liebt, und nicht einen Menschen deutscher Herkunft. Liesel verkörpert jenen Teil des deutschen Volkes, der sich den Richtlinien der Nazis fügte, sich anpasste, darauf achtete nicht aufzufallen. Ihr Vater war kein überzeugter Nazi, aber natürlich bei der Partei, weil es besser war, weil es sich sicherer lebte, wenn man dabei war.

Es ist ein Lesehighlight - spannend, berührend, beklemmend, erschütternd. Er war lehrreich und brachte mir eine Zeit näher, die mir in dieser Intensität noch nicht dargebracht wurde. Der Roman endet am Tag, an dem die Bombe auf Hiroshima fiel. Für mich liegt der Gedanke für eine Fortsetzung nahe. Ich würde es mir wünschen. Vorerst spreche ich eine unbedingte Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 01.09.2025
Dark, Simone

Teufel, tanz mit mir!


gut

Hexenrituale seinerzeit und heutzutage

„Teufel, tanz mit mir“ von Simone Dark ist mittlerweile der vierte Band der Südtiroler Krimireihe mit dem Ermittler-Duo Magnabosco & Pasqualina. Es ist ein Krimi, der zwar grausige Details beinhaltet, ermittlungstechnisch ruhig verläuft und reizvolles Lokalkolorit bietet.

Kurz zu Inhalt:
Eine Gruppe junger Leute treibt in der Walpurgisnacht als Hexen/Hexer verkleidet ihr Unwesen. Am Tag darauf ist einer von ihnen tot. Erhängt. Was einem Hexenritual ähnelt. Wer steckt dahinter?

Die typischen Südtiroler Motive am Cover – auf der Vorderseite die Stoanernen Mandln, auf der Rückseite die Ruine Stein am Ritten – stimmen gut auf den Schauplatz des Romans ein. Das Buch erschien 2025 im Raetia Verlag. Der Roman gliedert sich in drei Teile bzw. 31 kurz gehaltene Kapitel, die über Orts- aber keine Zeitangaben verfügen. Die Handlung spielt im Jahr 2024. Der Schreibstil ist flüssig, dialogreich. Das Lokalkolorit ist anschaulich eingefangen. Die historischen Fakten wirken gut recherchiert (siehe Literaturnachweise in Anhang). Ich bin bei Band 3 quer in die Reihe eingestiegen, fand mich somit rasch im Umfeld der Ermittler zurecht. Doch im Prinzip steht jeder Band für sich, man kommt stets problemlos in die Geschichte hinein und überblickte auch den relevanten Personenkreis mühelos.

Grundsätzlich gefiel mir die Idee, Südtiroler Sagengut über Hexenmeister, deren Verfolgung, Folter und Todesarten im 17. Jahrhundert, mit Mordfällen in der Gegenwart zu verknüpfen. Die Thematik ist durchaus interessant. Ich denke, nicht nur mir als Österreicherin waren diese Geschichten bis dato unbekannt. Leider wurden die dramaturgischen Möglichkeiten nicht ausgeschöpft. Zwar wird sehr spektakulär gemordet, ungewöhnlich und grausam. Doch die Leichen werden ziemlich distanziert als Funde präsentiert. Das, was vor bzw. beim Mord geschah, hätte das Geschehen lebendiger gemacht. Das Grauen ist zu wenig spürbar, zu wenig emotional eingefangen. Weder die Ängste, die Panik, der Schmerz des Opfers, noch die Übermacht, die Brutalität und Gnadenlosigkeit des Täters. Daher kribbelt es nicht, packt einen die Handlung nicht wirklich. Man fiebert nicht mit.

Die Perspektivenwechsel zu jener Person, die sich mit ihrer 400 Jahre alten Mutter über die Hexenmeister des 17. Jahrhunderts unterhält, geben der Handlung einen teils interessanten, teils seltsam anmutenden Anstrich. Im Gegensatz dazu laufen die nicht gerade berauschenden Ermittlungen von Filippo und Camela. Es ist zwar herzerfrischend, die beiden, die quasi mitten in den Flitterwochen stecken, beim Turteln zu beobachten, aber ihre Befragungen und Recherchen bringen kaum hilfreiche Erkenntnisse. Was sie in Erfahrung bringen, passiert ihnen irgendwie durch zufällige Zeugen. Die paar Verdächtigen haben zu wenig Substanz. Ich fand kaum Ansätze zum Miträtseln. Erst gegen Ende kristallisierte sich eine Person heraus. Im Finale nahm die Handlung etwas Schwung auf. Ich muss positiv anmerken, dass mich die Lösung dann doch ziemlich überrascht hat.

Was die Charaktere anbelangt, so wirkt das Ermittlerduo, das in diesem Band heiratet, natürlich noch frisch verliebt, sehr sympathisch und liebenswert, und deren sprachliches Geplänkel ist amüsant. Die harmonische Häuslichkeit ist wohl als auflockernder Kontrast zu den brutalen Morden gedacht, nimmt aber etwas zu viel Raum ein.

„Teufel, tanz mit mir“ hat mich leider nicht so mitgerissen wie Band drei, weil es an Spannungsmomenten fehlt und zu wenig lebendig bzw. emotional ist. Darum gibt es von mir diesmal nur 3 von 5 Sternen. Nichtsdestotrotz freue ich mich auf den nächsten Band und empfehle das Buch insbesondere jenen, die Südtiroler Flair mögen und sich für die Südtiroler Sagen interessieren.

Bewertung vom 26.08.2025
Bergmann, Renate

Ihr habt es gut, ihr habt ja mich / Online-Omi Bd.21


sehr gut

Man ist nie zu alt, um sich zu engagieren

„Ihr habt es gut, ihr habt ja mich“ von Renate Bergmann, dem Pseudonym von Torsten Rohde, ist mittlerweile der 21. Band dieser unterhaltsamen Reihe über die Online-Omi.

Kurz zum Inhalt:
Um Stefan in einer Notsituation zu helfen, begibt sich Renate Bergmann nach Spreeweide in Brandenburg. Sie hilft aber nicht nur ihrem Neffen, sondern lebt sich im Dorf ein, sucht Kontakte und hat so allerlei Verbesserungsvorschläge für den Bürgermeister, der sie verärgert auffordert, doch selber zu kandidieren. Und das tut sie dann auch.

Das fröhliche bunte Cover ist ansprechend und zeigt passend zur Geschichte Renate Bergmann beim Wahlkampf. Das Buch erschien 2025 im Rowohlt Taschenbuch Verlag. Es gliedert sich in 15 kurz gehaltene, mit Überschriften versehene Kapitel. Die Handlung spielt in der nicht genau bestimmten Gegenwart. Der Schreibstil, der Dialekt und die besondere Ausdrucksweise von Renate Bergmann machen ihre Geschichten so amüsant. Wenn sie mit der Schipskarte zahlt, auf ihre Scholesterinwerte achtet, mit dem Koyota ihrer Freunde mitfährt, von Prinzessin Kät erzählt, Kürbis-Rawollis oder Zuckinis kostet, oder mit dem Wehlan Probleme hat, u.v.a.m., muss man schon schmunzeln.

Für mich war es weder der erste Band dieser Reihe, noch kenne ich alle. Ob als Quereinsteiger oder Fan, man kommt rasch in die Geschichte hinein und überblickt den relevanten Personenkreis.

Die Person der Renate Bergmann ist sympathisch, originell und verkörpert eine mittlerweile bereits 82-jährige Frau, die nicht nur über Lebenserfahrung verfügt, sondern immer wieder Neuem gegenüber aufgeschlossen ist. Ihre Ansichten sind vernünftig, so manche Lebensweisheit ist hier zu lesen. Nicht alltäglich für ältere Menschen sind ihre positive Lebenseinstellung und ihre Aktivität. Sie ist eine starke Persönlichkeit, die mit offenen Augen durch die Welt geht und sich immer wieder einmischt. So engagiert sie sich auch, kaum dass sie in dem kleinen Ort angekommen ist, für die Belange der Gemeinschaft, macht nicht nur Verbesserungsvorschläge, sondern hilft tatkräftig mit. Sie zeigt, dass man auch als alter Mensch noch etwas bewegen kann. So sehr sie auch geprägt ist von eigenen Erfahrungen, so zwingt sie nie anderen ihre Vorstellungen auf. Sie schüttelt zwar innerlich oft den Kopf über die anderen, aber sie ist tolerant, lässt die anderen leben wie sie wollen. Auch ihrer Tochter redet sie nicht drein, obwohl sie keineswegs deren esoterische Intentionen nachvollziehen kann. So hilft sie den jungen Leuten gerne, drängt sich aber nicht auf. Sie ist eigentlich eine Traum-Omi, mit dem Herz am rechten Fleck. Im Übrigen kann man sich auch die Nebenfiguren gut vorstellen, insbesondere Renates Berliner Freunde sind liebenswert und originell.

Mich hat auch diese Geschichte wieder recht gut unterhalten. Entspannend, originell, amüsant – auf jeden Fall lesenswert und zu empfehlen!

Bewertung vom 21.08.2025
Neubauer, Ralph

Finale Curioso / Südtirolkrimi Bd.12


sehr gut

Jedes Ende ist auch ein neuer Anfang

Mit „Finale Curioso“ schließt Ralph Neubauer seine zwölfbändige Südtiroler Krimireihe mit Fabio Fameo als zentrale Figur endgültig ab.

Worum geht es?
Vier ermordete Frauen in einer Bozener Villa. Was auf den ersten Blick wie Raubmord aussieht, zieht bald weite Kreise. Es eröffnen sich dem Ermittler-Team unerwartete Ränke und Machenschaften, die letztlich das Leben vieler verändern.

Die Motive am Cover, nämlich das Castel Fahlburg und der Schattenriss eines Trompeters, stimmen auf das Südtiroler Flair ein. Stilistisch passt es zu allen anderen Bänden, es gibt somit einen guten Wiedererkennungswert. Titel unterstreicht, dass der Autor mit dem 12. Band einen Schlussstrich zieht. Das Buch erschien 2025 im Athesia Verlag. Es gliedert sich in mit dem jeweiligen Wochentag übertitelte Kapitel in angenehmer Länge. Diese wiederum verfügen über nummerierte Abschnitte. Die Ermittlungen erfolgen in der nicht genau bestimmten Gegenwart und erstrecken sich über etwas mehr als zwei Wochen. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft, mit Blick auf Details. Lokalkolorit durchzieht den Roman nicht nur durch Erwähnung landschaftlicher Schönheit und sehenswerter Örtlichkeiten, sondern - verpackt in einer Nebenhandlung - widmet sich der Autor (für meine Begriffe etwas zu ausführlich) der Bedeutung von Musikkapellen. Er hat das Thema eingehend recherchiert, was die umfangreiche Literaturliste am Ende des Buches beweist. Man kommt auch als Quereinsteiger ohne Vorkenntnisse problemlos in die Geschichte hinein und überblickt rasch den relevanten Personenkreis.

Ein grauenhafter Mord in einem Edelbordell. Ein Raubmord? Doch die Ermittler entdecken einen Geheimgang, Videoüberwachung in den Räumen. Erpressung? Der Fall ist interessant aufgebaut. In mühsamen kleinen Schritten sammeln sie Informationen, verfolgen Spuren, wovon etliche in die Irre führen. Bis ihnen nach etlichen überraschenden Wendungen durch einen Zufall der Mörder ins Netz geht. Tatablauf und Motiv für die Morde sind geklärt. Aber während der Mördersuche gab es Machtverschiebungen im polizeilichen Konstrukt, was zu Irritationen innerhalb des Teams führte. Es offenbarten sich Machenschaften und Entwicklungen, die das Team veranlassen, neue Wege zu gehen. Somit schließt sich der Kreis, es endet die Geschichte rund um Fabio, Tommaso, Francesca, Eduard und deren Anhang.

Das Ermittler-Team ist sympathisch, agiert effizient und arbeitet harmonisch miteinander. Das Privatleben ist gut dosiert eingeflochten. Die Charaktere sind lebendig beschrieben, zeigen Stärken und Schwächen. Man gewinnt Einblick in ihre Gedankenwelt und kann ihre Entscheidungen und Handlungen nachvollziehen.

„Finale Curioso“ hat mir sehr gut gefallen. Ich fand vor allem den Fall sehr interessant, die Suche nach dem Mörder war spannend. Ein Südtirol-Krimi, den ich gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 20.08.2025
Eichbaum, Anja

Inselnächte


sehr gut

Mörderisches Familiengeheimnis

„Inselnächte“ von Anja Eichbaum, Band 8 der Norderney-Reihe, ist wieder ein eher ruhiger Krimi mit Schwerpunkt zwischenmenschliche Beziehungen und Charaktere.

Worum geht es?
Der jüngste Sohn einer alteingesessenen Familie wird ermordet in den Dünen gefunden. Die Familie schweigt hartnäckig, hütet ein düsteres Geheimnis …

Die Abendstimmung am Meer am Cover unterstreicht den Titel des Buches, das 2025 im Gmeiner Verlag erschien. Die Handlung spielt in der nicht näher bestimmten Gegenwart. Der Schreibstil ist flüssig, liest sich locker, ist bildhaft und dialogreich. Sowohl die Wesenszüge der handelnden Personen als auch die Landschaft, das Inselflair, das Treiben am Strand, der Tourismus, auch dessen negative Begleiterscheinungen sind anschaulich beschrieben. Die Kapitel sind extrem kurz gehalten. Zudem arbeitet die Autorin geschickt mit Cliffhangern. So entstehen immer wieder Spannungsmomente. Aber diese haben oft nichts mit den Morden, mit dem Fall, zu tun, sondern mit den zwischenmenschlichen Konflikten der Protagonisten. Letztere sind stellenweise langatmig, was dem Roman wiederum Spannung nimmt.

Für mich war dies, nachdem ich mit Band 6 quer eingestiegen bin, das dritte Buch dieser Reihe. Prinzipiell steht jedes Buch, was den Fall anbelangt, für sich alleine. Den relevanten Personenkreis überblickt man auch ohne Kenntnis der Vorgängerbände problemlos. Dennoch, ich glaube, die Charaktere der Protagonisten, ihre Entwicklung und warum sie so sind, wie sie sind, versteht man sicher noch besser, wenn man die Reihe von Beginn an gelesen hat.

Abgesehen davon, dass es primär darum geht, einen Mörder zu finden, stehen meiner Meinung nach eher die Protagonisten und deren private Konflikte im Mittelpunkt. Alle haben so ihre Eigenarten und Probleme, Zweifel, fühlen sich einsam oder missverstanden. Durch die stetigen Sichtwechsel nimmt man teil an den Gedanken und Gefühlen jedes einzelnen. Die Art und Weise, wie sie die Differenzen bereinigen, ihre Freundschaft pflegen, vermittelt eine Wohlfühlatmosphäre. Obwohl das Private geschickt mit der Krimihandlung verwoben ist, diese Perspektivenwechsel die Handlung mit auch abwechslungsreich gestalten, verdrängt das zu sehr den Fall. Stellenweise köchelt die Spannung nur noch verhalten vor sich hin. Die Mördersuche mutiert zur Nebensache. Die polizeilichen Ermittlungen erweisen sich als mühsam, weder Motiv noch Tathergang ist ersichtlich, auch weil die Familie des Opfers nicht kooperiert. Der Kreis der Verdächtigen scheint übersichtlich, andererseits ist deren Täterschaft wieder unwahrscheinlich. Es ist generell ein eher ruhiger Krimi. Es gibt kaum packende Spannungsmomente, kaum Action. Dennoch ist es ein ungewöhnlicher, interessanter Fall. Die Lösung überraschte mich, war aber schlüssig.

Obwohl mir „Inselnächte“ aufgrund der sympathischen Protagonisten und dem Inselflair gut gefiel, so war die Handlung zu privatlastig. Ich würde mir für die kommenden Fälle mehr Gefahrenmomente, Action und Dramatik wünschen. Nichtsdestotrotz empfehle ich den Krimi gerne all jenen, die ruhige Cosy-Krimis mit Inselflair lieben und vergebe 4 Sterne.

Bewertung vom 15.08.2025
Waltz, Franziska; Schönhofer, Claus; Peter, Norbert

Sunshine Killer


ausgezeichnet

Kriminelle Wiener Idylle

„Sunshine Killer“, eine Kurzkrimi-Sammlung verfasst von Franziska Waltz, Claus Schönhofer und Norbert Peter, ist die ideale Urlaubslektüre.

Das Cover mit der blutrünstigen Gelse mit strahlendem Sonnenschein im Hintergrund hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Ein super Eye-Catcher. Das Buch erschien 2025 im echomedia Buchverlag und beinhaltet insgesamt neun Kurzkrimis, je AutorIn drei. Mir gefielen auch die sommerlich-mörderischen Motive sehr, mit denen die Geschichten illustriert sind. Ich denke, dass Nicht-Österreicher allerdings ein Glossar vermissen werden.

Die Krimis sind thematisch abwechslungsreich, spannend, unterhaltsam. Sie strahlen nicht nur Sommerfeeling aus, sondern sind so richtig schön Wienerisch, mit viel Lokalkolorit und unterschiedlichen Schauplätzen in und um Wien, und ur-wienerischen Ausdrücken, Wiener Charme und Schmäh. Der Schreibstil ist generell locker, dialogreich und gut beschreibend. Die Protagonisten sind durchwegs sympathisch, wirken lebendig und authentisch, die Charaktere sind (wie bei Kurzkrimis nicht anders möglich) eher oberflächlich gezeichnet, haben aber markante Eigenschaften. Die Lösungen der Fälle bieten oft Überraschungen, nicht immer gibt es eine Leiche.

Für mich als Wienerin war die Lektüre besonders reizvoll, sowohl sprachlich als auch im Hinblick auf die Örtlichkeiten, die mir fast alle bekannt sind. Ich habe die Geschichten regelrecht verschlungen. Außerdem habe ich Lust auf weitere Bücher von F. Waltz, C. Schönhofer und N. Peter bekommen.

Eine unbedingte Leseempfehlung!

Bewertung vom 15.08.2025
Zatlokal, Roswitha

Mord in der Wachau


ausgezeichnet

Fast perfekte Morde

„Mord in der Wachau“ von Roswitha Zatlokal ist ein Wohlfühlkrimi mit reizvollem Lokalkolorit und zwei tatkräftigen alten Damen als Ermittlerinnen.

Kurz zum Inhalt:
Die Pensionistinnen Miriam und Else beginnen selbst Nachforschungen, als die Polizei sie nicht entsprechend ernst nimmt, als sie melden, einen Mord beobachtet zu haben.

Das Cover mit einem der schönsten Wachaumotive stimmt wunderbar auf den Schauplatz ein. Das Buch erschien 2025. Die Kapitel haben eine angenehme Länge, verfügen weder über Orts- noch Zeitangaben. Der Krimi spielt in der nicht näher bestimmten Gegenwart. Der Schreibstil ist flüssig, locker und bildhaft. Das Lokalkolorit ist gut dosiert mit der Handlung verbunden – wenn man die Gegend kennt, genießt man das Ambiente, wenn noch nicht, dann kommt sicher Lust auf hinzufahren.

Zwar passiert gleich zu Beginn ein Mord, doch zunächst verläuft die Handlung ziemlich ruhig. Erst als die beiden alten Damen engagiert selbst zu recherchieren beginnen, kommt so richtig Schwung in die Ermittlungen. Denn die von ihnen kontaktierten Kriminalbeamten nehmen ihre Hinweise lange nicht wirklich ernst. Es liest sich äußerst vergnüglich, wie es Miriam, Else und den beiden Herren an ihrer Seite, nämlich Elses Ehemann Hans und dessen Freund Ferdinand, anstellen, an Informationen zu gelangen. Die diversen Perspektivenwechsel gestalten die Handlung abwechslungsreich, wobei die polizeiliche Seite nur peripher eine Rolle spielt. Von Anfang an haben Miriam und Else den Weingutbesitzer Schierling, mit dem das Opfer eine Affäre hatte, im Verdacht, und bewerben sich dort als Aushilfskräfte. Je mehr Menschen sie kontaktieren, desto mehr Verdächtige und Motive ergeben sich. Dadurch bietet sich auch für einen als Leser viel Stoff zum Miträtseln. Allerdings geraten die Frauen durch ihre Neugier ins Visier des Mörders, es wird gefährlich für die beiden Hobbydetektivinnen! Letztlich gelingt es mit Hilfe wertvoller Hinweise der „Viererbande“, wie Major Burger von der Kriminalpolizei die vier Rentner nennt, den Fall in sämtlichen Details aufzuklären.

Die Wesenszüge der Protagonisten sind sehr anschaulich dargestellt. Sie haben nicht nur eine sympathische Ausstrahlung. Alle wirken authentisch, lebendig, sind erstaunlich rüstig und fit, optisch gut beschrieben und ihre Handlungen und Reaktionen sind nachvollziehbar. Auch die Nebenfiguren sind markant gezeichnet, gut vorstellbar.

„Mord in der Wachau“ ist ein gelungener Auftakt für weitere Fälle mit den aktiv gebliebenen Rentnern – auf die ich mich jetzt schon freue. Von mir gibt es eine Leseempfehlung mit 5 Sternen.

Bewertung vom 15.08.2025
Schneider, Inga

Hering, Strandluft, Mordgeflüster - Anni Gade und die Fördemorde


ausgezeichnet

Warum musste der Journalist sterben?

„Hering, Strandluft, Mordgeflüster“ von Inga Schneider ist ein Wohlfühlkrimi mit reizvollem Lokalkolorit und einer sympathischen, cleveren Hobbydetektivin.

Kurz zum Inhalt:
Anni Gade, die Flensburger Stadtführerin, macht ein Praktikum beim ortsansässigen Radiosender. Als einer der Reporter bei einem Treppensturz zu Tode kommt, ist bald klar, dass es Mord war. Anni beginnt zu recherchieren, sehr zum Missfallen von Kommissar Jan Christiansen.

Das Cover mit Möwen, Strandkorb, Strand und Meer stimmt wunderbar auf den Schauplatz ein, ebenso wie der Titel des 2025 im Verlag Saga Egmont erschienenen Buches, der im Übrigen kaum Bezug zum Kriminalfall hat. Die Kapitel haben eine angenehme Länge, verfügen weder über Orts- noch Zeitangaben. Der Krimi spielt in der nicht näher bestimmten Gegenwart. Der Schreibstil ist flüssig, locker und bildhaft. Das Lokalkolorit ist gut dosiert mit der Handlung verbunden. Als Österreicherin, die Flensburg überhaupt nicht kennt, fand ich die Informationen über die Stadt sehr interessant, deren Geschichte, die frühere Zugehörigkeit zu Dänemark, die sich daraus entwickelte sprachliche Vermengung von Deutsch und Dänisch, u.v.a.m. Des Öfteren habe ich zwischendurch gegoogelt, um z.B. Näheres über die Petuhtanten, Flensburger Rum oder die Katzengemälde auf den Häusern der Stadt herauszufinden. Sehr anschaulich wird das Lokalkolorit auch durch die Kapitelüberschriften unterstrichen, die in Plattdeutsch bzw. Petuh (so nennt man die Mischsprache, die in Flensburg gesprochen wird) verfasst sind. Obwohl ich den ersten Band der Reihe noch nicht kannte, hatte ich kein Problem, in die Geschichte hineinzufinden.

Nach einem ruhigen Einstieg zum Kennenlernen des relevanten Personenkreises, beginnt es spannend zu werden. Ziemlich rasch steht nämlich fest, dass nicht der Treppensturz allein tödlich war, sondern der Journalist ursprünglich vergiftet wurde. Die Perspektivenwechsel zwischen Anni und Jan gestalten die Handlung abwechslungsreich, als Leser fühlt man sich mitten im Geschehen. Zwar scheint der Kreis der Verdächtigen auf die Belegschaft des Senders beschränkt, doch finden sich anfangs weder brauchbare Spuren noch greifbare Motive. Zwar war das Opfer als Casanova verschrien und auch nicht bei allen im Sender beliebt, doch die Polizei tappt im Dunkeln. Anni als Insiderin fällt so einiges auf, das sie dem Kommissar jedoch vorerst verschweigt. Verdachtsmomente sind ihr zu wenig, sie sucht nach Beweisen. Der Fall entwickelt sich komplizierter als gedacht. Nimmt eine interessante Wendung. Als Anni dahinterkommt, welch sensationeller Sache der Journalist auf der Spur war, wird es auch für sie ziemlich gefährlich. Letztlich ist es Annis exzellenter Beobachtungsgabe zu verdanken, dass der Mörder des Journalisten entlarvt werden kann. Eine überraschende Lösung, aber nachvollziehbar und schlüssig.

Die Charaktere sind optisch gut vorstellbar beschrieben, wirken lebendig, zeigen Stärken und Schwächen, auch Emotionen. Die Vorgeschichte der Protagonisten ist gut dosiert eingebaut, wodurch man gut nachvollziehen kann, was sie geprägt hat und welche Probleme sie beschäftigen. Die leise Annäherung von Anni und Jan passt gut und lässt auf weitere fruchtbare Zusammenarbeit der beiden hoffen. Selbst die Nebenfiguren zeigen markante Eigenschaften, wodurch auch sie Struktur bekommen.

„Hering, Strandluft, Mordgeflüster“ ist ein gelungener Cosy-Regional-Krimi mit einem spannenden Fall, bei dem man gut miträtseln kann, sympathischen Protagonisten und wunderbarem Küstenflair. Ich werde sicher Band eins nachlesen und freue mich schon auf den nächsten Fall mit Anni und Jan. Von mir gibt es eine Leseempfehlung mit 5 Sternen.

Bewertung vom 08.08.2025
Ehlers, Jürgen

Das Stinktier von Hamburg


sehr gut

In jeder Lüge steckt auch Wahrheit

„Das Stinktier von Hamburg“ von Jürgen Ehlers ist ein von Beginn an spannender Roman, bei dem jedoch nicht die polizeilichen Ermittlungen im Mittelpunkt stehen, sondern die Protagonisten, die gleichzeitig als Gejagte und Jäger agieren.

Kurz zum Inhalt:
Patrick wird bei einem Begräbnis von Sylvia um Schutz vor einem Verfolger gebeten. Er nimmt sie bei sich auf und schlittert in einen Strudel von Gefahren.

Das Cover mit der im Dunkeln liegenden Hamburger Ansicht wirkt düster und bedrohlich, drückt ausgezeichnet die im Buch zu erwartende Stimmung aus. Im Übrigen ähnelt das Cover den drei Vorgängerbänden, was einen guten Wiedererkennungswert ergibt. Man muss diese keinesfalls gelesen haben. Die Geschichte ist in sich abgeschlossen. Das Buch erschien 2025 im Verlag BoD (Books on Demand). Die Kapitel haben eine angenehme Länge, sind übertitelt und verfügen über genaue Zeitangaben. Die Handlung erstreckt sich über den Zeitraum vom 3. Juli bis 3. August 2023.

Der Schreibstil ist flüssig, reich an Dialogen, was die Handlung lebendig gestaltet und einem als Leser das Gefühl gibt, integriert zu sein. Im Mittelpunkt stehen Sylvia und Patrick, aus deren Sicht auch vorwiegend erzählt wird, doch gibt es auch Schwenks zur Gegnerseite. Nicht nur die Perspektivenwechsel gestalten die Handlung abwechslungs- und temporeich, sondern auch die stetigen Wendungen, die immer wieder auftauchenden neuen Erkenntnisse. Der Spannungsbogen hält sich vom Beginn bis zum fulminanten Showdown stets auf gutem Niveau. Der Fall ist schließlich gelöst, einige Punkte, wie auch das weitere persönliche Schicksal der Protagonisten bleibt offen, bietet möglicherweise Stoff für eine Fortsetzung.

Was die Charaktere anbelangt, so hatte ich vor allem anfangs so meine Probleme mit den beiden Protagonisten, deren Handlungen ich schlecht nachvollziehen konnte – weder Patricks Naivität und blauäugige Hilfsbereitschaft noch Sylvias variantenreiche Lügengeschichten. Es war einfach nicht erkennbar, was gelogen war und was davon wahr sein könnte. Nichtsdestotrotz hielt Patrick unbeirrbar zu Sylvia. Blind vor Liebe? Oder spürte er von Beginn an, dass sie besser war als es den Anschein hatte. Erst so nach und entwickelten sich bei mir Sympathiegefühle für die beiden - als sich die Wahrheit herauskristallisierte. Als ich anfing zu hoffen, dass letztlich das Gute siegen möge, die beiden heil aus dem Schlamassel herauskommen und der Täter gefasst wird. Patrick ist kein Heldentyp, aber er mausert sich im Laufe der Handlung, überwindet selbst seine Höhenangst, um Sylvia zu retten. Dass er in sie verliebt ist, ist offensichtlich. Ob Sylvia seine Liebe im selben Ausmaß erwidert oder ob sie nur die Geborgenheit bei ihm schätzt, war mir bis zuletzt nicht ganz klar. Sylvia ist einerseits eigenwillig, impulsiv und agiert immer wieder unvorsichtig, aber sie ist intelligent und gewitzt und einfallsreich – nur so gelingt es ihr, ihrem Verfolger immer wieder zu entkommen. Im Übrigen wirken nicht nur die Hauptfiguren lebendig, auch die anderen Personen, wie Sebastian und Kommissar Dischler, letztlich auch der Täter, sind gut vorstellbar beschreiben.

Ich fand das Buch von der Handlung her interessant, es war etwas anderes, spannend, gegen Ende so sehr, dass man es nicht mehr aus der Hand legen will. Obwohl ich gegen Ende sehr wohl mit den Protagonisten gefiebert habe, bin ich nie wirklich warm mit ihnen geworden. Sympathie für wenigstens eine Hauptfigur gehört für mich aber bei einem Buch dazu, dass es mich wirklich begeistert. In diesem Sinne vergebe ich eine Leseempfehlung mit 4 Punkten.

Bewertung vom 04.08.2025
Finch, Karen

Was früher blüht, ist länger tot


ausgezeichnet

Morde und idyllische Gärten

„Was früher blüht, ist länger tot“ von Karen Finch ist ein Wohlfühlkrimi im britischem Stil, der Auftakt zu einer Serie.

Kurz zum Inhalt:
Humbleham möchte den Preis als das schönste Dorf im County gewinnen. Knapp bevor die Jury eintrifft, verstirbt der Wirt des Pubs unter rätselhaften Umständen. Die Dorfpolizistin ermittelt noch, da wird eines der Jurymitglieder während der Dorfbesichtigung erschossen. Scotland Yard entsendet Unterstützung – ausgerechnet Ben, ihren früheren dienstlichen und auch privaten Partner.

Abgesehen davon, dass das kräftige Grün auffällt, kann ich dem Cover nicht viel abgewinnen. Ein Foto eines typisch englischen Prachtgartens hätte meiner Meinung nach auf den Schauplatz besser eingestimmt. Auch der Titel ist leider nichtssagend. Selbst nach Beendigung des Krimis konnte ich nicht nachvollziehen, was er aussagen soll. Das Buch erschien 2025 im Verlag HarperCollins.

Der Schreibstil ist flüssig, locker und bildhaft. Das britische Ambiente, vor allem die Blütenpracht und die von vielen Arten geprägte, vielseitige Gartengestaltung, ist eindrucksvoll beschrieben. Die Kapitel haben eine angenehme Länge, verfügen jedoch über keine Zeitangaben. Die Handlung spielt in der nicht näher festgelegten Gegenwart in einem fiktiven englischen Dörfchen. Ich hätte hinsichtlich des doch recht umfangreichen Personenkreises ein Personenverzeichnis geschätzt.

Bis auf den Prolog wird das Geschehen aus Helens Perspektive erzählt. Man schaut ihr quasi von Beginn an über die Schulter, ist in die Ermittlungen integriert und am selben Wissensstand wie sie. Generell verläuft die Handlung relativ ruhig. Das Umfeld ist beschaulich, inklusive der gut dosierten Einblicke in Helens Privatleben. Die Polizei tappt lange Zeit im Dunkeln, inwieweit die beiden Morde zusammenhängen, welches Motiv dahinter stecken könnte. Das Reizvolle an diesem Krimi ist auch die Tatsache, dass man als Leser wunderbar miträtseln kann. Die Spannung köchelt stets vor sich hin. Denn immer wieder gibt es unerwartete Wendungen. Schließlich entdeckt Helen durch Zufall zwar eine Verbindung, zudem gibt es noch weitere Mordanschläge. Doch es kristallisiert sich kein wahrer Täter heraus – immer passt irgendetwas nicht: entweder ist kein Motiv vorhanden oder keine Möglichkeit. Bis Helen etwas Wesentliches auffällt. Der Fall ist gelöst. Recht überraschend für mich.

Was die Charaktere anbelangt, so sind die Menschen im Großen und Ganzen gut vorstellbar gezeichnet, dem Genre gemäß nicht sehr in die Tiefe gehend. Im Mittelpunkt steht Helen, die junge sympathische Dorfpolizistin. Sie ist nach Jahren bei der Londoner Kriminalpolizei in ihr Heimatdorf zurückgekehrt, um ihre kranke Mutter zu unterstützen. Vorübergehend, hofft sie. Denn sie möchte wieder als Kriminalbeamtin arbeiten. Nicht nur die Beziehung zu ihrer Mutter, die ihre Tochter in egoistischer Weise vereinnahmen will, ist schwierig, sondern auch zwischen Ben und ihr steht irgendein Missverständnis. Doch die beiden mögen sich nach wie vor. Ich hoffe auf interessante private Wendungen im Folgeband.

Mit „Was früher blüht, ist länger tot“ ist Karen Finch ein gelungener Auftakt für eine neue Reihe gelungen. Ich mag den Schreibstil der Autorin, deren Krimis, die sie unter Pseudonymen Carine Bernard und Karina Ewald verfasst, ich schon seit Jahren mit Begeisterung lese. Auch dieser Roman hat mir ausgesprochen gut gefallen, sowohl das beschauliche Lokalkolorit, als auch die Protagonisten. Ich denke, hier steckt noch einiges Potential sowohl für weitere Fälle als auch in der privaten Entwicklung der Protagonisten. Von mir gibt es eine Leseempfehlung mit 5 Sternen.