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haberlei
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Begeisterte Leserin von Krimis, Thrillern, Humorvollem, historischen (Frauen-)Romanen, Biografien

Bewertungen

Insgesamt 338 Bewertungen
Bewertung vom 08.08.2025
Ehlers, Jürgen

Das Stinktier von Hamburg


sehr gut

In jeder Lüge steckt auch Wahrheit

„Das Stinktier von Hamburg“ von Jürgen Ehlers ist ein von Beginn an spannender Roman, bei dem jedoch nicht die polizeilichen Ermittlungen im Mittelpunkt stehen, sondern die Protagonisten, die gleichzeitig als Gejagte und Jäger agieren.

Kurz zum Inhalt:
Patrick wird bei einem Begräbnis von Sylvia um Schutz vor einem Verfolger gebeten. Er nimmt sie bei sich auf und schlittert in einen Strudel von Gefahren.

Das Cover mit der im Dunkeln liegenden Hamburger Ansicht wirkt düster und bedrohlich, drückt ausgezeichnet die im Buch zu erwartende Stimmung aus. Im Übrigen ähnelt das Cover den drei Vorgängerbänden, was einen guten Wiedererkennungswert ergibt. Man muss diese keinesfalls gelesen haben. Die Geschichte ist in sich abgeschlossen. Das Buch erschien 2025 im Verlag BoD (Books on Demand). Die Kapitel haben eine angenehme Länge, sind übertitelt und verfügen über genaue Zeitangaben. Die Handlung erstreckt sich über den Zeitraum vom 3. Juli bis 3. August 2023.

Der Schreibstil ist flüssig, reich an Dialogen, was die Handlung lebendig gestaltet und einem als Leser das Gefühl gibt, integriert zu sein. Im Mittelpunkt stehen Sylvia und Patrick, aus deren Sicht auch vorwiegend erzählt wird, doch gibt es auch Schwenks zur Gegnerseite. Nicht nur die Perspektivenwechsel gestalten die Handlung abwechslungs- und temporeich, sondern auch die stetigen Wendungen, die immer wieder auftauchenden neuen Erkenntnisse. Der Spannungsbogen hält sich vom Beginn bis zum fulminanten Showdown stets auf gutem Niveau. Der Fall ist schließlich gelöst, einige Punkte, wie auch das weitere persönliche Schicksal der Protagonisten bleibt offen, bietet möglicherweise Stoff für eine Fortsetzung.

Was die Charaktere anbelangt, so hatte ich vor allem anfangs so meine Probleme mit den beiden Protagonisten, deren Handlungen ich schlecht nachvollziehen konnte – weder Patricks Naivität und blauäugige Hilfsbereitschaft noch Sylvias variantenreiche Lügengeschichten. Es war einfach nicht erkennbar, was gelogen war und was davon wahr sein könnte. Nichtsdestotrotz hielt Patrick unbeirrbar zu Sylvia. Blind vor Liebe? Oder spürte er von Beginn an, dass sie besser war als es den Anschein hatte. Erst so nach und entwickelten sich bei mir Sympathiegefühle für die beiden - als sich die Wahrheit herauskristallisierte. Als ich anfing zu hoffen, dass letztlich das Gute siegen möge, die beiden heil aus dem Schlamassel herauskommen und der Täter gefasst wird. Patrick ist kein Heldentyp, aber er mausert sich im Laufe der Handlung, überwindet selbst seine Höhenangst, um Sylvia zu retten. Dass er in sie verliebt ist, ist offensichtlich. Ob Sylvia seine Liebe im selben Ausmaß erwidert oder ob sie nur die Geborgenheit bei ihm schätzt, war mir bis zuletzt nicht ganz klar. Sylvia ist einerseits eigenwillig, impulsiv und agiert immer wieder unvorsichtig, aber sie ist intelligent und gewitzt und einfallsreich – nur so gelingt es ihr, ihrem Verfolger immer wieder zu entkommen. Im Übrigen wirken nicht nur die Hauptfiguren lebendig, auch die anderen Personen, wie Sebastian und Kommissar Dischler, letztlich auch der Täter, sind gut vorstellbar beschreiben.

Ich fand das Buch von der Handlung her interessant, es war etwas anderes, spannend, gegen Ende so sehr, dass man es nicht mehr aus der Hand legen will. Obwohl ich gegen Ende sehr wohl mit den Protagonisten gefiebert habe, bin ich nie wirklich warm mit ihnen geworden. Sympathie für wenigstens eine Hauptfigur gehört für mich aber bei einem Buch dazu, dass es mich wirklich begeistert. In diesem Sinne vergebe ich eine Leseempfehlung mit 4 Punkten.

Bewertung vom 04.08.2025
Finch, Karen

Was früher blüht, ist länger tot


ausgezeichnet

Morde und idyllische Gärten

„Was früher blüht, ist länger tot“ von Karen Finch ist ein Wohlfühlkrimi im britischem Stil, der Auftakt zu einer Serie.

Kurz zum Inhalt:
Humbleham möchte den Preis als das schönste Dorf im County gewinnen. Knapp bevor die Jury eintrifft, verstirbt der Wirt des Pubs unter rätselhaften Umständen. Die Dorfpolizistin ermittelt noch, da wird eines der Jurymitglieder während der Dorfbesichtigung erschossen. Scotland Yard entsendet Unterstützung – ausgerechnet Ben, ihren früheren dienstlichen und auch privaten Partner.

Abgesehen davon, dass das kräftige Grün auffällt, kann ich dem Cover nicht viel abgewinnen. Ein Foto eines typisch englischen Prachtgartens hätte meiner Meinung nach auf den Schauplatz besser eingestimmt. Auch der Titel ist leider nichtssagend. Selbst nach Beendigung des Krimis konnte ich nicht nachvollziehen, was er aussagen soll. Das Buch erschien 2025 im Verlag HarperCollins.

Der Schreibstil ist flüssig, locker und bildhaft. Das britische Ambiente, vor allem die Blütenpracht und die von vielen Arten geprägte, vielseitige Gartengestaltung, ist eindrucksvoll beschrieben. Die Kapitel haben eine angenehme Länge, verfügen jedoch über keine Zeitangaben. Die Handlung spielt in der nicht näher festgelegten Gegenwart in einem fiktiven englischen Dörfchen. Ich hätte hinsichtlich des doch recht umfangreichen Personenkreises ein Personenverzeichnis geschätzt.

Bis auf den Prolog wird das Geschehen aus Helens Perspektive erzählt. Man schaut ihr quasi von Beginn an über die Schulter, ist in die Ermittlungen integriert und am selben Wissensstand wie sie. Generell verläuft die Handlung relativ ruhig. Das Umfeld ist beschaulich, inklusive der gut dosierten Einblicke in Helens Privatleben. Die Polizei tappt lange Zeit im Dunkeln, inwieweit die beiden Morde zusammenhängen, welches Motiv dahinter stecken könnte. Das Reizvolle an diesem Krimi ist auch die Tatsache, dass man als Leser wunderbar miträtseln kann. Die Spannung köchelt stets vor sich hin. Denn immer wieder gibt es unerwartete Wendungen. Schließlich entdeckt Helen durch Zufall zwar eine Verbindung, zudem gibt es noch weitere Mordanschläge. Doch es kristallisiert sich kein wahrer Täter heraus – immer passt irgendetwas nicht: entweder ist kein Motiv vorhanden oder keine Möglichkeit. Bis Helen etwas Wesentliches auffällt. Der Fall ist gelöst. Recht überraschend für mich.

Was die Charaktere anbelangt, so sind die Menschen im Großen und Ganzen gut vorstellbar gezeichnet, dem Genre gemäß nicht sehr in die Tiefe gehend. Im Mittelpunkt steht Helen, die junge sympathische Dorfpolizistin. Sie ist nach Jahren bei der Londoner Kriminalpolizei in ihr Heimatdorf zurückgekehrt, um ihre kranke Mutter zu unterstützen. Vorübergehend, hofft sie. Denn sie möchte wieder als Kriminalbeamtin arbeiten. Nicht nur die Beziehung zu ihrer Mutter, die ihre Tochter in egoistischer Weise vereinnahmen will, ist schwierig, sondern auch zwischen Ben und ihr steht irgendein Missverständnis. Doch die beiden mögen sich nach wie vor. Ich hoffe auf interessante private Wendungen im Folgeband.

Mit „Was früher blüht, ist länger tot“ ist Karen Finch ein gelungener Auftakt für eine neue Reihe gelungen. Ich mag den Schreibstil der Autorin, deren Krimis, die sie unter Pseudonymen Carine Bernard und Karina Ewald verfasst, ich schon seit Jahren mit Begeisterung lese. Auch dieser Roman hat mir ausgesprochen gut gefallen, sowohl das beschauliche Lokalkolorit, als auch die Protagonisten. Ich denke, hier steckt noch einiges Potential sowohl für weitere Fälle als auch in der privaten Entwicklung der Protagonisten. Von mir gibt es eine Leseempfehlung mit 5 Sternen.

Bewertung vom 02.08.2025
Oswald, Susanne

Mörderisch verstrickt - Ein Strickclub ermittelt


sehr gut

Kriminelle Energie stört wollige Idylle

„Mörderisch verstrickt“ von Susanne Oswald ist ein Roman mit liebenswürdigen Protagonisten, herzerwärmend und entspannend, es wird viel gestrickt, die Krimihandlung ist eher Nebensache.

Kurz zum Inhalt:
In Lüttjekoog, einem Dorf an der Nordseeküste, trifft man sich im Strickklub zum gemeinsamen Handarbeiten. Ein Raub und kurz danach ein Mord wirbeln das beschauliche Leben der Freundesrunde durcheinander. Sie schalten sich in die Ermittlungen ein …

Das Cover zeigt bereits, wo der Schwerpunkt der Geschichte liegt: im Stricken. Das Buch erschien 2025 im Verlag HarperCollins. Die Kapitel haben eine angenehme Länge, sind übertitelt, verfügen weder über Zeit- noch Ortsangaben. Die Handlung spielt in der nicht näher bestimmten Gegenwart an der Nordseeküste.

Der Schreibstil ist flüssig, sehr detailverliebt, sehr stricklastig, dadurch auch zeitweise etwas langatmig. Das Nordseeflair, die Mentalität der Menschen dort ist gut spürbar. Besonders interessant fand ich die Informationen betreffend Rungholt. Als Österreicherin war mir das bislang unbekannt.

Die Hauptpersonen werden sehr ausführlich beschrieben, ihr Vorleben, ihre Vorlieben, ihre Gedanken, ihr Alltag. Auch die Nebenfiguren sind markant gezeichnet, gut vorstellbar, lebendig. Erzählt wird primär aus Sicht der beiden Freundinnen Mette und Anne, zwischendurch wechselt die Perspektive auch zur Gegenseite, der „Schattenseite“, dem kriminellen Part. Das Buch vermittelt viel Herzenswärme, auch so manche Lebensweisheit. Das Zusammenleben, die tiefe Freundschaft dieser Menschen, die stetige Hilfsbereitschaft und der Zusammenhalt, all das steht im Vordergrund. Man fühlt sich einfach wohl bei Mette und Anne und ihren Freunden. Auch wenn man eigentlich kein Strick-Fan ist, wäre man gerne Mitglied dieser Runde. Ihr Alltag ist friedlich, idyllisch, ruhig. Die Handlung verläuft dementsprechend ca. 200 Seiten lang relativ ereignislos. Selbst nach dem Raubüberfall und als schließlich ein Toter gefunden wird, ist die Spannung mäßig. Der Fall klärt sich am Ende, relativ unspektakulär.

Ich denke, Menschen, die gerne stricken, werden das Buch vermutlich mit mehr Begeisterung lesen als ich, die mit all den Tipps und Anleitungen nichts anfangen kann. Zwar hat mir die zwischenmenschliche Atmosphäre gut gefallen, doch hatte ich mir etwas mehr Krimihandlung erwartet. Daher gibt es von mir nur 4 Punkte.

Bewertung vom 30.07.2025
Dubois, Julie

Gefährliche Aussicht


ausgezeichnet

Mysteriös – bis eines der Alibis platzt

„Gefährliche Aussicht“ von Julie Dubois, der fünfte Band mit Kommissarin Marie Mercier im Mittelpunkt, ist ein Musterbeispiel für einen Wohlfühl-Regionalkrimi, der Spannung mit viel französischem Flair verbindet.

Kurz zum Inhalt:
Ein Pariser Paar hat sich in Saint-André angesiedelt und renoviert ein altes Haus. Der Sturz der Frau aus einem Dachbodenfenster stellt sich bald als Mord heraus. Es gab Streit mit Nachbarn, da liegt der Verdacht nahe …

Das Cover stimmt bereits auf den Schauplatz ein, der strahlendblaue Himmel assoziiert sommerliches französisches Flair. Das Buch erschien 2025 im Bastei Lübbe Verlag. Die Kapitel sind angenehm kurz, verfügen über Zeit- und Ortsangaben, wodurch man ausgezeichnet chronologisch die Ermittlungen und Geschehnisse mit verfolgen kann. Die Handlung spielt in der nicht näher bestimmten Gegenwart und erstreckt sich über fast zwei Wochen. Der Schreibstil ist flüssig, sehr bildhaft, reich an wunderbar beschriebenem Lokalkolorit, das auch durch französische Ausdrücke, u.a. auch Sprichwörter unterstrichen wird, auch durch Schilderungen traditioneller Bräuche und kulinarischer Genüsse. Ich liebe bei dieser Reihe das französische Ambiente, einerseits die landschaftlichen Eindrücke, andererseits aber vor allem das herzliche familiäre Umfeld der Kommissarin. So fühlte ich mich nach wenigen Seiten wieder heimisch im Périgord, in Maries privatem und dienstlichem Umfeld. Doch auch Quereinsteiger finden sicher rasch in die Geschichte und überblicken den relevanten Personenkreis in Kürze. Will man jedoch die Entwicklung der Protagonisten mitverfolgen, sollte man doch die Fälle der Reihe nach lesen.

Der Kriminalfall, der tragische Sturz der schwangeren Hausbesitzerin aus dem Fenster, gibt dem Ermittler-Duo lange Rätsel auf. Rasch steht fest, dass es kein Unfall, sondern Mord war. Doch wer hatte ein Motiv? Alle Verdächtigen aus dem Umfeld der Ermordeten verfügen über Alibis. Dann wird auch noch ein Ortsbewohner ermordet aufgefunden. Die diversen Perspektiven- und Ortswechsel gestalten die Handlung abwechslungsreich, die Einblicke in Maries Familienleben lockern die Handlung auf liebenswürdige Weise auf. Es wirkt alles lebendig und authentisch, man fühlt sich stets in die Ermittlungen integriert. Unermüdlich verfolgen Marie und Richard alle nur möglichen Spuren, bis es ihnen schließlich gelingt, das falsche Alibi des Täters zu knacken.

Wer gerne unblutige Krimis mit anschaulichem Lokalkolorit, mit ruhigem Verlauf und sympathischen Protagonisten mag, wird wie ich diese Reihe mögen. In diesem Sinne empfehle ich auch diesen Band gerne und vergebe 5 Sterne.

Bewertung vom 24.07.2025
Teufl-Heimhilcher, Brigitte

Die Wiener Verwandtschaft


ausgezeichnet

Leben ist Veränderung

„Die Wiener Verwandtschaft“ von Brigitte Teufl-Heimhilcher ist der dritte Band der Reihe „Juttas Freundinnen“, ein unterhaltsamer Familienroman.

Kurz zum Inhalt:
Zum großen Erstaunen aller heiraten die Bio-Chemikerin Nicolette und der Literaturkritiker Lukas. Sie scheinen so gar nicht zusammenzupassen. Doch, wo die Liebe hinfällt …

Das in hellen Pastelltönen gehaltene Cover ähnelt stilistisch den anderen Bänden der Reihe, was einen guten Wiedererkennungswert darstellt. Das Buch erschien 2025, ist in 30 mit Überschriften versehene Kapitel in angenehmer Länge unterteilt. Der Schreibstil ist locker und flüssig. Die Handlung knüpft chronologisch an den Vorgängerband an, man schreibt mittlerweile das Jahr 2023. Die stetigen Perspektivenwechsel gestalten die Handlung nicht nur abwechslungsreich, sondern geben auch guten Einblick in die Denkweise der verschiedenen Protagonisten. Es ist zwar ein Fortsetzungsband, doch man benötigt keine Vorkenntnisse – trotz roten Fadens steht die Geschichte für sich alleine.

Obwohl Jutta sehr wohl eine tragende Rolle in der Geschichte spielt, sich wieder einmal „einmischt“, stehen dennoch diesmal Nicolette und Lukas im Mittelpunkt, deren Ehe einen durchaus ungewöhnlichen Verlauf nimmt. Was ursprünglich lediglich als Vernunftehe geplant war, also primär auf Sympathie und dem Wunsch, nicht alles alleine unternehmen zu müssen, basierte, wandelt sich im Laufe der Zeit in tiefe Liebe. Doch der Weg dahin ist mit Hürden gepflastert, da sich vor allem Lukas gegen jegliche Veränderung seiner Lebensumstände sträubt. Doch Nicolette gelingt es in ihrer ruhigen, liebenswürdigen und lebensfrohen Art, den langjährigen Junggesellen und Gewohnheitstier umzustimmen. Die Art und Weise, wie die Protagonisten mit der Problematik umgehen, das Unaufgeregte, von Geduld und Verständnis geprägte Agieren, macht den Reiz dieses Romans aus. Was auch immer an Schwierigkeiten auftaucht, die Handlung verläuft ohne nervenaufreibende Dramatik, ohne aufwühlende tragische Ereignisse, auch ohne komplexe Missverständnisse oder Verwicklungen. Humorvolle Szenen und schlagfertige Dialoge lockern immer wieder auf. Die stets vorherrschende Harmonie in der Großfamilie ist das Wohltuende in diesem Roman. Man interessiert sich für die Probleme der anderen, man mischt sich auch mal ein, hält zusammen und hilft einander. Die Menschen haben natürlich auch Schwächen, aber ihre Ecken und Kanten sind nie wirklich verletzend oder störend.

Ich lese diese sogenannten heiteren Gesellschaftsromane sehr gerne zwischendurch, meist wenn ich unterwegs bin. Ich mag die liebenswürdigen Protagonisten, die stets respektvoll und rücksichtsvoll miteinander umgehen und ihre Probleme ohne negative Aktionen lösen. Ja, es ist ein wenig heile Welt, aber in Zeiten wie diesen auch wohltuend. So unterhaltsam die Geschichten auch sind, sie vermitteln immer auch eine Botschaft. So wie in dieser, nämlich dass das Leben einen stetig mit Veränderungen konfrontiert und dass man sich darauf einlassen soll, weil neue Perspektiven und Erfahrungen das Leben bereichern.

In diesem Sinne empfehle ich gerne dieses Buch bzw. überhaupt die Bücher dieser Autorin.

Bewertung vom 24.07.2025
Berg, Mathias

Die Kriminalistinnen. Der stumme Zeuge


ausgezeichnet

Als Frau bei der Kripo in den 70er Jahren

„Die Kriminalistinnen – Der stumme Zeuge“ von Mathias Berg ist bereits der dritte Band dieser Reihe mit 70er Jahre-Flair, in deren Mittelpunkt die ersten weiblichen Kriminalbeamtinnen Deutschlands stehen.

Kurz zum Inhalt:
Dezember 1970. Kommissarin Lucia Specht ist vielseitig eingesetzt. Einerseits im Entführungsfall eines vierjährigen Mädchens, andererseits als Ermittlerin im Kölner Ganovenmilieu.

Das Cover ähnelt im Stil und in der Farbgebung den Vorgängerbänden, hat somit einen sehr guten Wiedererkennungswert, und es passt auch zu den 70er Jahren. Das Buch erschien 2025 im Emons Verlag. Es gliedert sich in drei Teile (Das Verschwinden, Die Prüfung und Die Karambolage), innerhalb dieser wiederum in Kapitel mit angenehmer Länge, die zum Teil datiert sind, wodurch der chronologische Ablauf gut nachvollziehbar ist. Der Handlungszeitraum umfasst ca. zwei Wochen im Dezember 1970. Die Handlung setzt ca. ein halbes Jahr nach Ende des zweiten Bandes ein. Der Schreibstil liest sich flüssig, die Sprache ist jener Zeit angepasst. Nicht nur die Sprache, das Gesellschaftsbild, die Stellung der Frau und die Atmosphäre jener Zeit kommt gut zum Ausdruck, einer Zeit, als es weder Political Correctness noch eine Me-Too-Debatte gab, als noch immer und überall geraucht wurde, und Homosexualität gesellschaftlich verpönt war. Die Handlung des Romans ist zwar erfunden, doch basiert sie auf einer Tatsache. Dieses Experiment „Frauen bei der Kriminalpolizei“ ab dem Jahr 1969 gab es tatsächlich.

Als Kennerin der Vorgängerbände war ich nach wenigen Seiten wieder vertraut mit dem Team. Ich denke, dass auch Quereinsteiger problemlos in den Kriminalfall hineinkommen. Soweit erforderlich sind Hinweise zur Vorgeschichte vorhanden. Dennoch, die Charaktere und deren Entwicklung offenbaren sich noch besser, wenn man mit Band eins beginnt.

Im Gegensatz zu den anderen Bänden treten die anderen Kriminalistinnen etwas in den Hintergrund. Im Mittelpunkt dieses Krimis steht eindeutig Lucia, die sich mittlerweile derart profiliert hat, dass sie parallel in mehreren Kriminalfällen agieren muss, zusätzlich auch noch in privater Sache recherchiert. Die Geschehnisse werden in Ich-Form aus Lucias Perspektive geschildert, wodurch man sich nicht nur gut in die Ermittlungen integriert fühlt, sondern vor allem Anteil nimmt an Lucias Gedanken und Emotionen. Lucia ist nicht nur eine versierte Kriminalbeamtin, die über gute Menschenkenntnis und Spürsinn verfügt, sondern sie verfolgt ihre Ziele (auch die privaten) mit Energie, Wagemut und Risikobereitschaft, wobei sie manchmal auch legale Grenzen überschreitet. Lucia offenbart ihre Stärken und Schwächen, Gefühle und Sehnsüchte, aber auch die Nebenfiguren wirken lebendig, haben positive und negative Eigenschaften, wirken lebendig und authentisch.

Die stetigen Wechsel zwischen den Fällen, in denen Lucia ermittelt, gestalten die Handlung abwechslungsreich und halten die Spannung am Köcheln, die sich durch Gefahrenmomente und Action jeweils steigert - bis zum dramatischen Finale. Ende gut, alles gut. Alle Fälle, auch Lucias privater, sind abgeschlossen.

Mir hat dieses Buch spannende Lesestunden beschert, auch Erinnerungen an die 70er Jahre geweckt. Meine Empfehlung gilt im Übrigen nicht nur für dieses Buch, sondern für die komplette Reihe. 5 Sterne.

Bewertung vom 16.07.2025
Janssen, Jaane

Der Ruf des Horizonts


ausgezeichnet

Achterbahn der Gefühle

„Der Ruf des Horizonts“ von Jaane Janssen, die Fortsetzung von „Die Spur der Sehnsucht“, ist ebenso wie Band 1 ein packender historischer Roman, der Romantik mit Spannung verbindet.

Kurz zum Inhalt:
1780, Borkum. Einige Jahre des Zusammenseins konnten Sventje und Lian genießen, doch Lian ist nun gesund und es zieht ihn wieder auf See. Sventjes Seifenkreationen sind einerseits beliebt, andererseits sieht sie der abergläubische Bader als Konkurrenz. Etliche Familiengeheimnisse werden gelüftet und Missverständnisse geklärt.

Das Cover stimmt gut auf die Lektüre ein. Denn es zeigt Sventje, die traurig dem davongleitenden Segelschiff nachschaut, mit dem Lian wieder für lange Zeit fort sein wird. Das Buch erschien 2025 im Verlag Tinte & Feder. Die Kapitel sind einerseits mit Namen übertitelt, andererseits mit Orts- und Zeitangaben versehen, wodurch man sowohl die Perspektivenwechsel als auch die Chronologie sehr gut nachvollziehen und Rückblenden deutlich erkennen kann. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft. Zum leichteren Überblick über den doch umfangreichen Personenkreis gibt es eine Personenliste. Sehr interessant ist auch das Nachwort, das u.a. ergänzende geschichtliche Fakten enthält.

Selbstverständlich könnte man diesen zweiten Band auch ohne Vorkenntnisse lesen. Soferne es erforderlich ist, gibt es entsprechende Hinweise bzw. Erklärungen. Dennoch würde ich wärmstens empfehlen, mit Band 1 zu beginnen, weil man die Charaktere der Protagonisten und deren Entwicklung noch besser versteht.

Die Handlung wird von drei Protagonisten getragen: dem Ehepaar Sventje und Lian sowie dem Gutsherrn Valentin. Aus Sicht dieser Drei werden die Ereignisse auch erzählt. Die Nebenfiguren sind ebenfalls gut gezeichnet, sowohl jene in Sventjes Umkreis als auch Valentins Familie. Hervorzuheben ist die Hebamme Fenna, der dahingehend große Bedeutung zukommt, als sie als Bindeglied zwischen Sventje und Valentin fungiert. Der stetige Wechsel zwischen den Akteuren gestaltet die Handlung tempo- und abwechslungsreich, Cliffhanger in dramatischen Situationen verstärken die Spannungsmomente, sodass man das Buch oft gar nicht mehr aus der Hand legen möchte. Man erlebt regelrecht eine Achterbahn der Gefühle – bangt um Sventje, Lian und Valentin, die alle in etliche lebensgefährliche Situationen geraten, empfindet mit ihnen Glück und Leid, Ängste, Trauer und Momente tiefer Liebe. Welche Emotionen es auch sind, sie kriechen einem spürbar zwischen den Zeilen entgegen. Man wird einfach mitgerissen von den Gefühlen.

Eingebettet ist die schicksalshafte Geschichte der Drei in ein lebendig und authentisch dargestelltes Umfeld, egal ob es sich um Lians Fahrt auf dem Walfänger, anstrengende Märsche durch eisige Landschaften, gefährliche Begegnungen mit Piraten handelt, die Auswirkungen kriegerischer Auseinandersetzungen auf die Zivilbevölkerung, wie Hunger und Armut, oder um die Lebensumstände in Valentins Kreisen, die ebenfalls von den Kriegswirren nicht verschont bleiben. Man fühlt sich dank akribischer Recherchen anschaulich in jene Zeit versetzt. Fiktives ist mit Fakten geschickt verknüpft. Die Sprache ist der damaligen Zeit angepasst. Der hie und da vorkommende Dialekt unterstreicht das Lokalkolorit. Besonders gefielen mir die gefühlvollen Briefe und Logbucheintragungen Lians, dadurch wirkt die Handlung so lebendig und authentisch.

Den Roman bevölkern vorwiegend sympathische Menschen. Sventje, Lian und Valentin sind geprägt durch ihre jeweilige Herkunft, ihr Milieu. Sventje, das Findelkind, von einer Klosterschwester aufgezogen, Lian, der unbeschwerte Junge aus einfachen Verhältnissen, der von Kind auf davon träumt, auf See zu gehen, Walfänger zu werden, und Valentin, der älteste Sohn des Gutsherrn, der von Kind an zum Respekt einflößenden Herrscher über seine Pächter erzogen wurde, aber dennoch sich zu einem empathischen Menschen ohne Dünkel entwickelt hat. Die Charaktere sind facettenreich und lebendig beschrieben, zeigen Stärken und Schwächen, Ängste und Sehnsüchte und Emotionen, vor allem tiefempfundene Liebe.

Wer bislang die Krimis und Thriller dieser Autorin liebte, die sie unter dem Namen Jennifer B. Wind schreibt, wird auch von dieser Reihe begeistert sein. Basierend auf gut recherchierten Fakten wird man in eine längst vergangene Epoche versetzt, erhält ein anschauliches Milieubild vermittelt, ganz zu schweigen von mitreißenden dramatische Entwicklungen, gewürzt mit tiefer Liebe und Romantik.

In diesem Sinne spreche ich eine unbedingte Leseempfehlung für beide Bände aus und vergebe 5 Sterne!

Bewertung vom 16.07.2025
Feilitzsch, Hanna von

Der letzte Ouzo (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Frauenpower – Christina allein dem Täter auf der Spur

„Der letzte Ouzo“ von Hanna von Feilitzsch ist der Auftakt zu einer Griechenland-Krimireihe, atmosphärisch, mitreißend und mit einer taffen Polizistin im Mittelpunkt.

Kurz zum Inhalt:
Christina hat ihren Dienst bei der Polizei auf Paros kaum angetreten, da findet sie die Leiche einer Frau. Das Ermittlerteam, dem Christina als Neue nicht angehört, ist nur auf den Ehemann als Täter fixiert, auch weil dieser sich versteckt hält. Christina vermutet hinter dem Mord ein anderes Motiv, recherchiert auf eigene Faust, was sie letztlich in große Gefahr bringt.

Bereits das Cover mit der Ouzo-Flasche und den typisch weißen Häusern stimmt sehr eindrucksvoll auf den Schauplatz des Buches ein, das 2024 erschien. Der Schreibstil ist flüssig, locker und bildhaft. Das Flair der Insel Paros zeigt sich sehr anschaulich in stimmungsvollen Szenen des Dorflebens, in Beschreibungen der Landschaft und von kulinarischen Genüssen. Die Kapitel haben eine angenehme Länge. Die in griechischen Schriftzeichen gedruckten Überschriften unterstreichen zusätzlich das Lokalkolorit. Die Handlung spielt in der nicht näher festgelegten Gegenwart. Eine Landkarte oder Skizze der Insel hätte mir gefallen, um die Schauplätze geografisch besser zuordnen zu können. Eine Personenliste hätte ich auch geschätzt, da man sich die griechischen Namen nicht so leicht merken kann.

Man ist gleich ab der ersten Seite mitten im Geschehen, ist quasi Zeuge des Mordes, wenn auch die Umstände ziemlich mysteriös erscheinen. Im Mittelpunkt der Handlung steht Christina, die auf Paros aufgewachsen ist, über langjährige Erfahrung als Mordermittlerin in Athen zurückblicken kann, und nun nach Jahren, die sie in Deutschland lebte, nicht nur nach Griechenland zurückgekehrt ist, sondern auch wieder in den Polizeidienst eingetreten ist. Sie wird nicht mit offenen Armen von den Kollegen empfangen und – obwohl sie die Leiche fand -aus der Mordermittlung ausgeschlossen. Da Christina aber über Kontakte im Ort aus ihrer Jugendzeit verfügt, gelingt es ihr, inoffiziell an Informationen zu gelangen, die sie darin bestärken, dass nicht der Ehemann der Täter sein kann. Primär wird der Fall aus Sicht Christinas geschildert, der Perspektivenwechsel zu einer mysteriösen Person, die Christina beobachtet, erhöht die Spannung, die sich von Kapitel zu Kapitel kontinuierlich steigert, je mehr Zusammenhänge, Hintergründe und Verdächtige zutage treten. Man hat Raum zum Miträtseln, folgt irreführenden Spuren und wird von unerwarteten Wendungen überrascht. Nach einem actionreichen, dramatischen Finale wird nicht nur der Mörder gefasst, sondern auch der Maulwurf entlarvt, der seit längerem eine Drogenbande vor Razzien gewarnt hat.

Die Charaktere sind gut vorstellbar gezeichnet, wirken lebendig und emotional. Christina wirkt sympathisch, selbstbewusst und agiert zielsicher. Dadurch, dass sie im Alleingang ermittelt, sich über Weisungen ihres Vorgesetzten hinwegsetzt, riskiert sie ihren Job. Sie erweist sich als eine Ermittlerin mit einem ausgeprägten Spürsinn, bei ihren Befragungen zeigt sie Feingefühl, gute Beobachtungsgabe und Menschenkenntnis. Ihr Privatleben, ihre Familie betreffend, ist eher nur gestreift, da sowohl ihr Mann als auch die Kinder nicht vor Ort sind.

Es ist dies der erste Krimi der Autorin, und er macht eindeutig Lust auf weitere – sowohl was den Handlungsaufbau, die Spannung und die Protagonisten, als auch was das Griechenland-Flair anbelangt. Mich hat das Buch begeistert. Eine Leseempfehlung meinerseits mit 5 Sternen.

Bewertung vom 08.07.2025
Bullatschek, Sybille

Sie haben Ihr Toupet ins Glücksrad geschmissen


ausgezeichnet

Wehe, wenn sie losgelassen – Sybille bringt Schwung und Pannen ins Leben

„Sie haben Ihr Toupet ins Glücksrad geschmissen“ von Sybille Bullatschek ist bereits der dritte Band dieser Reihe über die Erlebnisse im Pflegeheim Sonnenuntergang.

Kurz zum Inhalt:
Nicht nur die Teilnahme an der „Ü80 Show“ bringt Aufregung ins Heim Sonnenuntergang, ebenso verärgern schlechte Online-Bewertungen das Personal. Auch privat erlebt Sybille eine Menge Aufregungen, als ein fescher Franzose während des Urlaubs der Nachbarn in deren Wohnung einzieht.

Der Buchtitel und das witzige Cover, schon rein optisch eine humorvolle Lektüre versprechend, haben mich sofort magisch angezogen. Das Buch erschien 2025 im HarperCollins Verlag. Die Kapitel haben eine angenehme Länge, die witzigen Titel sind auf den Inhalt bezogen. Die Handlung spielt in der Gegenwart. Der Schreibstil ist locker, flüssig, humorvoll und durch das Schwäbische zusätzlich unterhaltsam. Auch wenn man, wie ich, neu in die Reihe einsteigt, kommt man problemlos in die Geschichte hinein und überblickt leicht den relevanten Personenkreis, ohne die Vorgängerbände zu kennen.

Schon die Namensgleichheit von Buchautorin und Protagonistin ist originell, aus deren Sicht sämtliche Erlebnisse in Ich-Form geschildert werden. Dahinter verbirgt sich die Comedienne und Comedyautorin Ramona Schukraft, die landesweit auftritt und deren Videos aus dem Haus Sonnenuntergang in den Sozialen Medien eine riesige Fangemeinde folgt.

Sybilles Erlebnisse, sowohl mit den Heimbewohnern als auch privat, sind voller Situationskomik. Eigentlich meint sie es immer gut, ist bemüht, hilfsbereit und voll im Einsatz, stolpert aber von einem Hoppala ins nächste. Ich habe mich königlich amüsiert und x-mal herzlich gelacht.

Was die Charaktere anbelangt, so sind die handelnden Personen generell gut vorstellbar. Im Mittelpunkt steht natürlich Sybille Bullatschek, die „Pflägerin der Herzen“. Für sie ist der Beruf eindeutig Berufung. Sie behandelt die alten Menschen liebevoll, zeigt Verständnis für deren Eigenarten und nimmt Rücksicht darauf. Wenn nötig, ist sie auch noch nach Dienstschluss für die SeniorInnen da. In ihrem Bemühen, den Heimbewohnern Abwechslung und Unterhaltung zu bieten, kam Sybille auch die Idee, das Heim für die „Ü80 Show“ anzumelden. Sie ist eine tüchtige Pflegekraft, im Privaten aber oft schusselig und handelt voreilig.

Für mich war es das erste Buch der Autorin und wird sicher nicht das letzte sein. Mich hat das Buch blendend unterhalten. Demgemäß gibt es eine Leseempfehlung mit 5 Sternen.

Bewertung vom 06.07.2025
Wollschläger, Stefan

Friesengier: Ostfriesen-Krimi (Diederike Dirks ermittelt, Band 14)


ausgezeichnet

Spannend, rätselhaft, überraschend

In „Friesengier“, mittlerweile dem 14. Band dieser Reihe von Stefan Wollschläger, hat Diederike Dirks wieder einen spannenden Fall voller Fragezeichen zu lösen.

Klappentext (gekürzt):
Ein ehemals gefeierter Journalist wurde ermordet. Am Tatort gibt es kaum Spuren. Freunde hat das Opfer kaum, nach einem Skandalartikel haben ihn alle fallen lassen. Diederike stösst lediglich auf eine Pokerrunde, zu der er gehörte. Gleichzeitig besucht Frieda ihren Vater auf Spiekeroog. So harmlos dies beginnt, es bringt ihr Leben durcheinander.

Das Cover mit dem Leuchtturm Arngast im Jadebusen stimmt auf den Schauplatz ein und setzt harmonisch den Stil dieser Reihe fort, sorgt somit für einen optimalen Wiedererkennungseffekt. Das Buch erschien 2025, die Handlung spielt in der Gegenwart in Ostfriesland. Die Kapitel sind kurz, nummeriert und betitelt, ohne Orts- oder Zeitangaben. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft, sowohl die Menschen als auch deren Lebensbereich sind gut vorstellbar beschrieben.

Ich war nach wenigen Seiten wieder mitten in der Geschichte, im vertrauten Umfeld von Diederike Dirks und ihrem privaten und beruflichen Personenkreis. Quereinsteigern gelingt dies sicher ebenso leicht. Jeder Krimi steht für sich alleine. Man benötigt keine Vorkenntnisse. Wen die persönliche Entwicklung der Charaktere interessiert, sollte natürlich besser mit Band eines beginnen.

Die Handlung gliedert sich in zwei Stränge, von denen man ahnt, dass sie irgendwie in Verbindung stehen müssen, doch eröffnen sich die Zusammenhänge in verblüffender Art und Weise erst gegen Ende. Bereits nach wenigen Seiten findet sich die Leiche, deren Identität sich rasch klärt. Dennoch stellen sich Diederike Dirks und Oskar Breithammer die Frage nach Motiv und Tathergang. Warum wurde der Journalist getötet? Wollte er eine brisante Enthüllungsstory veröffentlichen? Die Ermittlungsarbeit steht in dieser Krimireihe eindeutig im Mittelpunkt. Diese geht anfangs nur langsam voran. Es gibt kaum Spuren am Tatort und das Opfer hatte wenig private Kontakte. Trotzdem kristallisieren sich nach und nach einige Verdächtige heraus. Diederike und Oskar verfolgen verschiedene Theorien. Auch als Leser kann man wunderbar miträtseln. Noch mysteriöser entwickelt sich der zweite Handlungsstrang. Ein Zusammenhang zum Mord an dem Journalisten ist überhaupt nicht greifbar. Obwohl man als Leser hier einen Wissensvorsprung gegenüber der Polizei hat, die davon ja gar nichts ahnt, tappt man völlig im Dunkeln. Die Perspektiven- und Ortswechsel, sowie das Switchen zwischen den beiden Handlungsfäden halten die Spannung nicht bloß am Köcheln, sie steigert sich von Kapitel zu Kapitel. Rätselhaftes, gefahrvolle Momente und Action sowie so manch Cliffhanger lassen einen das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen – bis sich in einem dramatischen Finale alles klärt.

Was die Charaktere anbelangt, so ist für Leser, die die Reihe laufend verfolgen, eine Entwicklung der Hauptakteure zu verfolgen. Das Privatleben ist gut dosiert mit der Handlung verwoben. Die Personen zeigen Stärken und Schwächen, auch Emotionen. Generell sind die Figuren anschaulich dargestellt, wirken authentisch und lebendig.

Mit „Friesengier“ ist dem Autor ein weiterer fesselnder Krimi gelungen, den ich voll überzeugt weiterempfehle (wie im Übrigen die gesamte Reihe). Ich freue mich schon auf den nächsten Fall und vergebe 5 Sterne.