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_Le4_

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Insgesamt 170 Bewertungen
Bewertung vom 22.11.2025
Hart, Emilia

Unbeugsam wie die See


sehr gut

Als Lucy beim Schlafwandeln einen jungen Mann attackiert, der ihr ein Unrecht angetan hat, beschließt sie, zu ihrer Schwester zu fliehen. Auch Jess ist früher geschlafwandelt und Lucy erhofft sich Rat oder zumindest ein offenes Ohr. Als sie dort ankommt, ist ihre Schwester jedoch nicht aufzufinden und Lucy hat sehr lebendige Träume von zwei Schwestern, die aus Irland mit einem Sträflingsschiff nach Australien überführt wurden. Je mehr sich Lucy mit Jess’ Vergangenheit auseinandersetzt, umso klarer wird, dass sie die gleichen mysteriösen Träume haben.

Das Buch hat sehr viele verschiedene sexistische Probleme aufgegriffen. Es geht um Gewalt gegenüber Frauen, Machtungleichgewicht und patriarchale Strukturen. Vor allem den Aspekt mit den Sträflingsschiffen und wie dort und später auf dem australischen Festland mit ihnen umgegangen wird, war sehr erschreckend, aber auch interessant beschrieben.
Das Element der Meerjungfrauen fand ich eine gelungene Metapher, weil sie zeigt, wie Frauen ihre Macht wiedererlangen. Sie war zum Teil sehr befreiend zu lesen, vor allem nach den Dingen, die diesen Frauen angetan wurden.
Das persönliche Leben von Lucy und Jess war zwar nicht schlecht, aber der uninteressanteste Teil des Buches. Ich hätte mir noch mehr Fokus auf die Gegebenheiten bezüglich der Sträflingsschiffe gewünscht.

Ein interessantes Buch, das ich durchaus empfehlen kann.

Bewertung vom 13.11.2025
Chipman, Jennifer

Spookily Yours


weniger gut

Als Willow eine schwarze Katze findet, denkt sie, dass sie endlich wieder ein Seelentier gefunden hat. Sie fühlt eine besondere Verbindung zu ihm. Doch als statt der Katze ein attraktiver Dämon vor ihr steht, ist sie definitiv baff. Damion beschließt noch einen Monat bei ihr zu bleiben, doch bei heißer Schokolade und Kürbis schnitzen kommen die beiden sich immer näher.

Dieses Buch hat nicht so wirklich einen Plot, was grundsätzlich gar nicht so schlimm ist, weil ich einfach auf ein Buch mit einer schönen herbstlichen Stimmung gehofft hatte. Anfangs dachte ich, ich hätte das auch gefunden. Leider wird das Buch dann furchtbar.
Es ist wie eine Fanfiction geschrieben und das meine ich im schlechtesten Sinne. Es wird plötzlich super sexuell und sie haben ständig unpassenderweise Sex. Sie finden sich toll, reden aber gar nicht wirklich miteinander. Es gibt keinen richtigen Konflikt. Immer wenn etwas (scheinbar) Furchtbares passiert, klärt es sich innerhalb der nächsten Seiten. Wenn er ihr Vertrauen missbraucht, interessiert sie das gar nicht, sie kuschelt halt einfach trotzdem. Beide Hauptcharaktere sind eifersüchtig und seltsam drauf, aber bei Damion ist es schlimmer. Er ist einfach total eifersüchtig ohne Grund und super besitzergreifend.

Der einzige Grund, dass das Buch von mir überhaupt einen zweiten Stern bekommt, ist, dass mir der Anfang relativ gut gefallen hat. Ich kann es jedoch absolut nicht empfehlen.

Bewertung vom 12.11.2025
Laroux, Harley

House of Rayne


gut

Salems Leben verändert sich von einem Moment auf den anderen. Vor kurzem noch mit Hochzeitstermin und plötzlich alleine Single auf dem Weg zu einem Cottage auf einer kleinen wilden Insel. Da kommt ihr die wunderschöne fremde Frau in einer Bar nur recht. Blöderweise stellt Salem nach ihrem kleinen Techtelmechtel fest, dass Rayne die Inhaberin des Cottage ist, wo sie sich eingemietet hat. Und als wäre das noch nicht genug, scheint die Insel von religiösen Fanatikern besiedelt zu sein. Als dann die ersten Morde geschehen, möchte Salem eigentlich nur weg. Aber die Fähren fahren für den Rest des Jahres nicht mehr.

Das Set-Up für die Story hat mir gut gefallen. Eine isolierte Insel, die von einer furchtbaren Kreatur heimgesucht wird, auf der eine Kirche voller religiöser Fanatiker lebt. Der Teil hat auch Spaß gemacht. Der Horroraspekt des Buches war zwar nichts ausgesprochen einzigartiges, war aber gut und spannend gemacht.
Leider war der erotische Teil meiner Meinung nach sehr unpassend. Wir haben immer wieder den Wechsel zwischen einem Kapitel Sex und einem Kapitel Horror und es war so erwartbar, dass ich planen konnte, welche Kapitel ich auf dem Weg zur Arbeit lesen konnte und welche lieber nicht. Die beiden Hauptcharaktere haben immer wieder Sex, nachdem sie dem furchtbaren Monster des Buches begegnet sind oder Leichen gesehen haben oder ähnliches und es hat sich einfach unpassend angefühlt.
Was schade war, weil die Sexszenen eigentlich sehr respektvoll waren. Sie waren sehr kinky, aber nie in irgendeiner Art und Weise übergriffig.

Das Buch hatte gute Horror- und gute Sexszenen, hat sie dann aber so unfassbar schlecht miteinander verwoben, dass ich das Buch leider nur mittelmäßig fand.

Bewertung vom 20.10.2025
Dabos, Christelle

Die Spur der Vertrauten


ausgezeichnet

“Ich ist nichts, Wir ist alles.” Jeder Mensch wird mit einem Instinkt geboren und egal welcher Instinkt es ist, er ist wichtig für die Gesellschaft. Claire ist eine Vertraute, die bald ihren Abschluss machen wird, als sich das mysteriöse Verschwinden mehrerer Schüler häuft. Auch Goliath fällt das auf. Er muss noch ein Leben retten, um ein Tugendhafter zu werden, so kommen ihm einige Vermisste gerade recht. Die beiden tun sich zusammen, um die Verschwundenen zu finden, und decken dabei nach und nach immer dunklere Machenschaften auf.

Als ich damals “Die Spiegelreisende” von der gleichen Autorin gelesen habe, war ich vollkommen begeistert, weshalb ich mich unheimlich auf diesen neuen Release gefreut habe.
Das Buch hat mich nicht enttäuscht. Christelle Dabos hat einen ganz einzigartigen Schreibstil, der vielleicht nicht jedermanns Sache ist, aber ich finde ihn ganz fantastisch. Ihre Welt ist wirklich kreativ, spannend und ausführlich durchdacht.
In der Welt des Buches haben alle Menschen einen Instinkt, der eine spezielle Reichweite hat und den sie ausüben müssen, um gesund zu bleiben. Diesen Instinkt sollen sie für das “Wir” einsetzen. In dieser Gesellschaft wird gesagt, dass alle Instinkte gleich viel wert sind. Trotzdem gibt es Menschen mit Instinkten, die hervorgehoben werden und besondere Privilegien erhalten.
Alle Personen waren komplett unterschiedlich charakterisiert und sehr unverwechselbar und ich fand sie alle charmant. Auch Charaktere, die nur kurz vorkommen, sind so klar definiert, dass ich am Ende des Buches in alle Charaktere ein bisschen verliebt war.

Das Buch hat mir ganz hervorragend gefallen. Wer “Die Spiegelreisende” mochte, wird auch hier wieder ein ausgezeichnetes Buch finden. Der Schreibstil ist etwas speziell, sodass jeder selbst entscheiden muss, ob man das als lesende Person mag, aber ich habe das Buch so sehr genossen, dass ich es ganz ausdrücklich empfehlen kann.

Bewertung vom 04.10.2025
Schieb, Roswitha

Die schönsten Seen in Brandenburg


ausgezeichnet

Das Buch zeigt schöne Seen und Ausflugsziele um diese herum auf. Dabei konzentriert es sich auf Seen in vier Richtungen des Berliner Umland.

Die Spezialisierung dieses Reiseführers hat mir besonders gut gefallen, weil Seen für mich persönlich die besten Naherholungsgebiete sind, wo man die eigene Energie wieder auftanken kann. Da ich selbst in Berlin wohne, fand ich es auch hervorragend gewählt, dass es um Seen geht, die man von der Hauptstadt aus gut erreichen kann.
Ich hatte erwartet, dass das Buch ein paar Fakten über die Seen bietet und sehr konkret, was man dort tun kann, was es natürlich auch beschreibt. Abseits dessen gibt es auch noch einen kurzen Ausflug zur Geschichte oder Mystik um den See herum. Das war kurz gehalten, immer etwa 4 Seiten, sodass man bei jedem See direkt Lust hatte, loszugehen, um ihn zu erkunden. Letztendlich war es aber auch nicht überwältigend viel Text.
Besonders hilfreich fand ich die Kurzinformationen, bei denen immer klar wurde, ob und wie man mit den öffentlichen Verkehrsmitteln am See ankommt und ob es Badestellen oder Seebäder gibt.
Die ausdrucksstarken Bilder waren gut gewählt, sodass man sich schon einmal einen Eindruck verschaffen kann, wie es am See aussieht oder was man von Sehenswürdigkeiten erwarten kann.

Das Buch ist sehr gut strukturiert, wendet sich aber im Speziellen an Berliner und Brandenburger, die eine Grundlage für schöne Tages- oder Wochenendausflüge wollen.

Bewertung vom 01.10.2025
Stiefvater, Maggie

Grand Hotel Avalon


ausgezeichnet

Das Grand Hotel Avalon ist der Inbegriff des Luxus. Reiche Menschen verbringen hier einige Wochen im Jahr und alle ihre Bedürfnisse werden von ihren Lippen abgelesen. Dafür ist June zuständig. Sie ist die Hotelleitung und sorgt dafür, dass ihre Gäste sorglos glücklich sind, ohne zu sehen, wie viel Aufwand das Personal dafür aufbringt. Doch der Zweite Weltkrieg macht auch vor ihnen nicht halt. Bald müssen June und ihr Personal jede Menge Diplomaten der Achsenmächte einquartieren. Das ist nicht nur für das Personal herausfordernd, sondern auch für das sensible Ökosystem, von dem das Avalon Teil ist. Nun ist es an June die Balance zu halten.

Maggie Stiefvater ist meine absolute Lieblingsautorin. Sie hat einen ganz bezaubernden Schreibstil und ihre Bücher können mich immer wieder begeistern. Folglich hatte ich beängstigend hohe Ansprüche an das Buch. Ich kann hiermit zufrieden behaupten, dass sie erfüllt wurden.
Auch in diesem Buch sind die Beschreibungen von Charakteren und Gegenden so unheimlich poetisch, dass es einfach eine reine Freude ist, dieses Buch zu lesen. Mit nur wenigen Worten schafft Maggie Stiefvater es, ein umfassendes und lebendiges Bild ihrer Charaktere zu zaubern.
Beim Thema des Buches war ich erst etwas skeptisch, aber es wurde herrlich umgesetzt. Die Autorin schafft es, die furchtbaren Schrecken der Nazis darzustellen und sie trotzdem zu vermenschlichen, sodass man die seelische Zerrissenheit der Charaktere im Buch gut nachempfinden kann. Es setzt sich auch mit Klassismus auseinander und wie sich das vor allem in dieser luxuriösen Welt auswirkt. Mir hat gefallen, dass das Buch sich mit Ableismus beschäftigt, was ja vor allem im Hinblick auf die Nazis erschreckend prävalent ist.
Der Fantasy Aspekt der Geschichte hat mir gut gefallen. Es ist zugleich magisch und bedrückend und hat sich sehr gut mit den restlichen Themen ergänzt.

Maggie Stiefvaters Bücher sind wie Magie und auch dieses ist wieder etwas ganz Besonderes.

Bewertung vom 20.09.2025
Chang, Molly X.

Nightblood Prince


gut

Die Kaiserin aller Kaiserinnen wird das Volk einen. Diese Prophezeiung wurde zu Feis Geburt ausgesprochen. Daraufhin wurde sie schon im Kindesalter mit dem Sohn des Kaisers verlobt. Das Leben im Palast und mit den Erwartungen ihrer Prophezeiung empfindet Fei als beengend und sie möchte sich daraus befreien. Dafür hat sie einen Plan, der jedoch etwas aus dem Ruder gerät, als Fei dem Prinzen eines verfeindeten Reiches das Leben rettet.

Das Buch hat mir anfangs ausgesprochen gut gefallen. Fei setzt sich für ihre Wünsche und höhere Ziele ein und steht dazu auch widrige Umstände durch. Sie setzt sich klar mit dem vorherrschenden Sexismus auseinander und vertritt eine anti-imperialistische Meinung, die sehr gut im Gegensatz zum laufenden Krieg steht.
Leider verliert sie im Laufe des Buches ihre gesamte Eigenständigkeit. Egal, was sie tut, Yexue oder Siwang wissen bereits davon. Ihre Handlungen sind hinfällig, weil sie fast keinen Einfluss haben und ihre Probleme immer wieder von jemand anderem gelöst werden. Auch ihre letzte große Handlung im Buch gelingt nicht wegen ihrer eigenen Fähigkeiten oder ihrem Geschick, sondern weil es jemand anders für sie macht.
Auch die Romanze funktioniert meiner Meinung nach nicht. Beide Typen sind irgendwie fragwürdig, was ich eigentlich ganz cool finde, weil Fei ihnen ganz klar sagt, dass sie beide eigentlich nicht gut genug für sie sind. Was mich jedoch wieder stört, ist, dass es bei einem von beiden einfach die große Liebe ist ohne vernünftigen Beziehungsaufbau. Generell haben sich beide Liebesbeziehungen sehr flach angefühlt, ohne besonders charmant zu sein.

Das Buch hat stark angefangen und dann aber auch stark nachgelassen, was wirklich überaus schade war.

Bewertung vom 09.09.2025
Kuang, R. F.

Katabasis


gut

Alice ist Studentin der Analytischen Magie in Cambridge. Sie war auf dem besten Weg, ihren Abschluss beim besten Magieprofessor der Gegenwart zu machen. Leider stirbt genau dieser Professor bei einem grauenvollen Unfall, der während eines magischen Experiments passiert. Ein Experiment, bei dem Alice die Sicherheit kontrollieren sollte. Zum Glück weiß niemand von ihrer Mitschuld und so macht sie sich auf den Weg in die Hölle, um ihren Professor zu retten. Wäre da nur nicht Peter Murdoch, mit dem Alice eine Vergangenheit hat und der sich in die Rettungsaktion einklinkt.

Ich habe schon mehrere Bücher von R. F. Kuang gelesen. Sie hat einen kunstvollen und ausdrucksstarken Schreibstil. Daher war “Katabasis” auch eines der Bücher, worauf ich mich in diesem Jahr am meisten gefreut habe. Das Thema hat mich sehr angesprochen. Ein Trip in die Hölle aus akademischer Sicht mit vielen wissenschaftlichen und philosophischen Ansichten, das klang herrlich.
Das Buch selbst hat mich aber leider eher zwiegespalten zurückgelassen. Den Anfang fand ich herausragend. Das Magiesystem fand ich ebenso kreativ, einzigartig und faszinierend, wie das in “Babel”. Der Abstieg in die Hölle und die Rückblenden in Alice und Peters Vergangenheit sind gelungen und geben uns einen guten Einblick in ihre Ansichten, Persönlichkeiten, Beziehungen und Schwächen. Das Buch hat dabei einen klaren Fokus auf Elitismus und Sexismus in akademischen Zirkeln. Wir können sehen, was für toxische Verhältnisse in akademischen Kreisen herrschen, wo jeder den anderen ausnutzt und Menschen sich bis zur Erschöpfung abarbeiten nur um eine Mitautorenschaft oder ein Empfehlungsschreiben zu bekommen. Studierende und Lehrende werden für ihre körperlichen Bedürfnisse abgestraft und das Geistige wird über alle Maße erstrebt. Dieser Blick ist zynisch, wirkt aber leider auch gar nicht so unrealistisch. Auch den Sexismus der akademischen Welt können wir dank Alice hautnah erleben und es ist wirklich frustrierend.
Der Trip durch die Hölle hat sich teilweise ganz schön gezogen und gegen Ende haben sich einige Stellen vollkommen wirr und zusammenhangslos angefühlt. Das hat mir das Buch leider ganz schön versaut. So wurde aus einem guten Buch eine eher mittelmäßige Erfahrung.

Das Buch ist meiner Meinung nach nicht so gut geschrieben wie ihre anderen Bücher und auch wenn es nicht das schlechteste Buch ist, würde ich jedem, der etwas von R. F. Kuang lesen möchte, stattdessen “Babel” empfehlen.

Bewertung vom 09.09.2025
Johnson, Maureen

Death at Morning House


gut

Im Buch geht es um Marlowe Wexler, die während eines Dates mit ihrer Kollegin aus Versehen das Haus ihrer Bekannten abbrennt. Um dem Klatsch in ihrer Stadt zu entgehen, nimmt sie einen Sommerjob am Morning House an. Im Morning House hat die berüchtigte Ralston Familie gelebt. Der Vater war ein bekannter Eugeniker, der seine Kinder mit Blick auf Gesundheit und Reinheit der Gene erzogen hat. 1932 ereignete sich dort ein tragischer Unfall, bei dem zwei der Kinder starben. Auch in der Gegenwart häufen sich mysteriöse Todesfälle und Marlowe nimmt sich vor, diese aufzuklären.

Die Geschichte hat mir anfangs sehr gut gefallen. Marlowe hat eine lustige innere Stimme, die dafür sorgt, dass das Buch unterhaltsam war. Mir hat gefallen, wie natürlich queer die ganzen Charaktere waren. Es gibt einige queere Charaktere und keiner davon wird dafür diskriminiert oder seltsam angesehen, was erfrischend war.
Die Geschichte rund um das Morning House hat mir gut gefallen. Wir lernen den notorischen Eugeniker Phillip Ralston kennen und seine Kinder kennen. Die Kinder setzen sich mit den Ansichten des eigenen Vaters auseinander und wir sehen die Spannungen zwischen den Familienmitgliedern, was spannend war. Jedes Mal, wenn wir wieder von der Vergangenheit gelesen haben, war ich vom Buch gefesselt.
Leider kann ich das nicht für den Zeitstrang in der Gegenwart sagen. Die Charaktere sind zwar sympathisch, aber das Mysterium ist außergewöhnlich schlecht aufgebaut. Im ersten Teil des Buches gibt es in der Gegenwart gar kein Mysterium. Im zweiten Teil gibt es dann eines, das sehr unbefriedigend war. Es gibt kaum Hinweise, die wir sammeln, um uns das Mysterium langsam aber sicher anzueignen, stattdessen reimt sich Marlowe irgendwann alles zusammen und rät quasi. Das Mysterium aus der Vergangenheit wird einfach so aufgelöst und die Charaktere in der Gegenwart kriegen es gar nicht selbst raus, sondern es wird einfach irgendwann für sie aufgelöst.

Ich war bereit, dieses Buch für seinen Humor und seine ungezwungene Queerness zu lieben, aber leider war das Mysterium sehr schlecht geschrieben.

Bewertung vom 05.09.2025
Georg, Miriam

Die Verlorene


ausgezeichnet

Im Buch geht es um Laura und ihre Familie. Ihre Großmutter Änne ist nach dem Zweiten Weltkrieg aus Schlesien geflohen. Über diese Zeit redet ihre Großmutter nicht gerne. Nach einem Sturz kommt sie ins Krankenhaus und es sieht aus, als ob weder Laura noch Ellen, Lauras Mutter, sie nach ihrer Vergangenheit fragen können. Kurzerhand entschließt sich Laura, auf den Gutshof zu fahren, auf dem Änne den ersten Teil ihres Lebens verbracht hat.

Das Buch wird in zwei Zeitsträngen erzählt. Wir sehen die Gegenwart, in der Laura und Ellen sich mit dem Mysterium ihrer Herkunft auseinandersetzen, und die Vergangenheit, wie Änne mit ihrer Familie auf dem Hof lebt und die Zeit erlebt, bis sie fliehen muss. Das Buch hat mich von seinem Aufbau an “Sehnsucht nach Licht” erinnert. Auch in diesem Buch haben wir eine berührende Familiengeschichte, die sich an den tragischen Ereignissen der Vergangenheit entlang hangelt.
Durch den Aufbau erhält man als lesende Person mehr Informationen als die Menschen in der Gegenwart, was der Suche nach der Wahrheit eine ganz besondere Perspektive gibt. Ich fand es beeindruckend, mit welcher Sensibilität die Autorin über die Schrecken der damaligen Zeit geschrieben hat. Es gab immer wieder hochinteressante Eröffnungen, die der Geschichte wieder und wieder eine ganz neue Dynamik verliehen haben, sodass das Buch konstant einen hervorragenden Spannungsbogen hatte.

Das Buch war für mich ein Überraschungshit und ich kann diese ergreifende und berührende Familiengeschichte nur empfehlen.