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Test-LR

Bewertungen

Insgesamt 194 Bewertungen
Bewertung vom 28.04.2025
Halbe Leben
Gregor, Susanne

Halbe Leben


ausgezeichnet

Frauen zwischen zwei Welten

Das Titelbild zeigt zwei Frauen auf einer Wiese sitzend. Ihre Gesichter lassen sich nicht erkennen, generell wirkt das Bild sehr unscharf, verwaschen. Dies ist sicherlich beabsichtigt, denn die beiden Frauen könnten stellvertretend für jede beliebige Frau stehen. Es könnte aber auch die beiden Protagonistinnen darstellen. Auf jeden Fall passt es gut zu diesem leisen und tiefgründigen Roman.

"Es ist ein stiller Tod. An einem sonnigen Mainachnachmittag um vierzehn Uhr siebenunddreißig stürzt Klara an einer unscheinbaren Böschung fünfzig Meter in die Tiefe. Sie gibt keinen Laut von sich, zu hören ist nur ein schnelles Rascheln der Blätter, es könnte auch ein Reh sein, das davonläuft. Unten ein dumpfer Aufprall, dann Stille. An der Stelle, an der sie bis eben noch stand, nichts als ein paar dünne Zweige, brauner Boden, ein Baumstumpf, darauf Ringe, die nach außen hin immer heller werden. Wie ruhig Klaras Gesicht gewesen ist in diesem letzten Moment, wie angstlos, wird Paulína später denken." (S. 11)

Das Buch beginnt gleich im Prolog mit Klaras Tod. Der letzte Satz des ersten Kapitels baut Spannung auf, denn anschließend wird die Geschichte nach und nach von Anfang an erzählt und man ertappt sich unwillkürlich bei dem Gedanken, wie es zu dem Vorfall kam bzw. ob es sich tatsächlich um einen Unfall oder gar Fremdeinwirkung ggf. durch Paulína handeln könnte. Schon dadurch wirkt das Buch wie ein Sog, der einen immer weiter lesen lässt.
Die Handlung ist in drei durchnummerierte Teile untergliedert, die wiederum nur in Abschnitte statt in Kapitel eingeteilt sind: 1. Ankommen von Paulina in der Familie, 2. Paulinas vollständiger Vereinnahmung durch Klaras Familie und schließlich 3. Paulinas emotionaler Rückzug. Der Titel "Halbe Leben" ist nicht nur auf Klara und Paulina, sondern auch auf Irene anwendbar, die seit ihrem Schlaganfall halb in der Gegenwart und zur anderen Hälfte in ihrer Vergangenheit lebt. Diese Vieldeutigkeit hat mir gut gefallen.
Man verfolgt die Entwicklung der Frauen aus ihren abwechselnd geschilderten Gedankengängen heraus in indirekter Rede verfasst. Das macht den Ton des Romans leise und ruhig, lässt den Leser aber auch tief eintauchen in die Empfindungen der Personen und deren Zerrissenheit spüren.

"Früher hat Irene Ada am Nachmittag von der Schule abgeholt, sie in den Park gebracht. Wenn Klara nach Hause kam, war ihr Kind satt und müde, es hat gereicht, sie zu waschen und ins Bett zu bringen. Erfüllt von ihren beruflichen Erfolgen, war es einfach gewesen, die Capricen ihres Einzelkindes auszuhalten, das pausenlose Geplapper, die unvermittelten Wutausbrüche oder die gezielte Gleichgültigkeit, mit der Ada den Aufforderungen ihrer Mutter begegnete. Geduldig saß sie abends am Bett ihrer Tochter und hörte zu, wenn Ada ihr etwas erzählen wollte, wenn sie mit einer Freundin gestritten oder einem Lehrer einen Streich gespielt hatte. Wie einfach es war, ein oder zwei Stunden am Tag Mutter zu sein.
Seit Irene selbst Hilfe braucht, kommt Klara noch weniger an ihre Tochter heran. Ada entzieht sich ihr, als wäre sie nie ihre Mutter gewesen, sondern bloß eine Aushilfe." (S. 30)

Das Gefühl, als Frau allen gerecht werden zu wollen, im Berufsleben ernst genommen zu werden und gleichzeitig den Erwartungen der Familie entsprechen zu wollen, kennen viele. Und oft bleibt frau mit ihren eigenen Bedürfnissen dabei auf der Strecke. In unserer westeuropäischen Kultur versuchen viele, die es sich leisten können, durch das Engagement von Haushaltshilfen oder Pflegekräften Entlastung herbeizuführen und sich damit teilweise aus ihrer Verantwortung freizukaufen. Das ist legitim. Aber in dieser Geschichte wird auch die andere Position der helfenden Kraft beleuchtet. Auch diese Person hat Familie und Bedürfnisse, die sich nicht allein mit Geld bezahlen bzw. kompensieren lassen.
Mir gefielen die vielen Zwischentöne, die subtile Spannung, die bis zu Klaras Tod aufgebaut wurde und die Auflösung am Ende.

Fazit:
--
Ein Roman über moderne Frauen und ihre Zerrissenheit sowie an sie gestellte Erwartungshaltungen in sanften Tönen, aber fesselnd erzählt

Bewertung vom 28.04.2025
Dunkle Asche (eBook, ePUB)
Thomsen, Jona

Dunkle Asche (eBook, ePUB)


sehr gut

Ein heißer Cold Case an der Ostsee

Gestaltung:
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Das Titelbild verbreitet eine düstere Stimmung und zeigt die Umgebung der Ostsee, die den Tatort verkörpert. Es passt daher sehr gut und weckt Aufmerksamkeit.

Inhalt:
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Gudrun Möller und ihre neue Kollegin Judith Engster sind in der Cold Case Unit der Landeskriminalpolizei Schleswig-Holstein. Dort rollen sie mithilfe neuer Methoden alte Kapitalverbrechen auf, wenn neue Hinweise hierzu eingehen. In diesem Fall werden sie zur Zeugenbefragung in ein Kieler Hospiz gerufen. Dort möchte ein im Sterben liegender Mann eine Aussage zum Mord an Sanna Hansen vor 30 Jahren machen. Sie wurde als junge Frau im Badeort Kalifornien im Ferienhaus ihrer Eltern mit 12 Messerstichen brutal ermordet. Ihr damaliger Freund wurde für die Tat verantwortlich gemacht, musste aber mangels Beweisen freigelassen werden. Die Zeugenaussage gibt neue Hinweise auf den Fall.
Gudrun kann sich daran erinnern, da ihr die Tote bekannt war. Zudem kennt sie einige Personen, die damals im Zusammenhang mit dem Mord gebracht wurden, sei es als Zeugen, Angehörige oder Verdächtige. Dadurch gerät sie im Zuge der voranschreitenden Ermittlungen immer mehr auch selbst in Gefahr.

Mein Eindruck:
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"Bisher lief alles erwartungsgemäß. Er hatte damit rechnen müssen, dass der Fall irgendwann wieder auf den Tisch kommt. Jetzt hieß es, Ruhe zu bewahren. Er musste unauffällig bleiben und seine Rolle spielen. Wenn er keinen Fehler machte, würde ihm nichts passieren. Das Glück war auf seiner Seite, so war es immer gewesen. Er musste nur aufmerksam bleiben und keine Skrupel haben einzugreifen. Aus dem Schatten heraus das Geschehen lenken. Dann brauchte er sich nicht zu sorgen.
Nur eine Sache gab es, die ihn aus dem Gleichgewicht brachte. Gudrun. Sie gehörte zu den ermittelnden Beamten in der Cold Case Unit. Was für eine merkwürdige Laune des Schicksals. Er fragte sich, was dieser Umstand für ihn zu bedeuten hatte. Sie konnte nichts über die Tat wissen, das war ausgeschlossen. Trotzdem. Es war ein Risikofaktor, sie in den Ermittlungen zu haben.
Eine Weile klickte er sich durch die Berichte, dann fuhr er den Computer herunter, blieb in dem dunklen Zimmer sitzen, starrte ins Nichts und dachte über Gudrun nach." (S. 70-71)

Der Einstieg, in dem der Mord von Sanna geschildert wird, war sehr spannend. Anschließend geht es erst mal etwas seichter zu. Man erfährt ein wenig aus dem Privatleben von Gudrun und über ihr (homosexuelles) Liebesleben, über die bisher bekannten Fakten zum Mord und dass es zunächst ein Mysterium ist, warum Judith Engster zur Sondereinheit gekommen ist.
Dann nehmen die Ermittlungen jedoch allmählich Fahrt auf und es werden immer mehr neue Indizien, widersprüchliche Zeugenaussagen und Verdächtige ins Feld geführt. Zusätzlich gibt es Rückblenden, die die Vergangenheit stückweise enthüllen^, sowie die Gedanken des Mörders, die die Mordermittlungen verfolgen. Der Fall nimmt dadurch immer wieder überraschende Wendungen und bis kurz vor Schluss wäre ich nicht auf den Täter gekommen. Die Kriminalhandlung war damit sehr fesselnd und das Ende überzeugend.

Was mich leider nicht überzeugen konnte, war das Verhalten der Kommissarinnen. Gudrun gibt sich sehr verschlossen und aufgrund ihrer persönlichen Bezüge zu dem Mord unternimmt sie riskante Alleingänge. Aber auch Judith verhält sich nicht sehr aufgeschlossen. Zwar bemüht sie sich um Teamarbeit, aber geht persönlichen Gesprächen, ihre Versetzung oder ihr Privatleben betreffend, gänzlich aus dem Weg. Im großen Finale nähern sich dann beide im Showdown plötzlich an. Und gerade als man den Eindruck bekommt, dass sich die beiden gegenseitig mehr öffnen, ist der Roman vorbei. Angesichts der vorherigen Verschlossenheit empfand ich die plötzliche Öffnung beider dann etwas unrealistisch. So blieben beide Charaktere für mich etwas blass, weswegen ich einen Punkt Abzug gebe.

Fazit:
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Fesselnder Cold Case an der Ostsee mit überraschenden Wendungen und überzeugender Auflösung, aber etwas blassen Ermittlerinnen

Bewertung vom 27.04.2025
ICONS Glaubensheld*innen aus der Bibel und heute

ICONS Glaubensheld*innen aus der Bibel und heute


weniger gut

Christliche Inspirationen als Coffee Table Book

Cover:
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Das Titelbild zeigt eine Frau mit Handy in der Hand und noch vielen weiteren Symbolen im Hintergrund. Die bläuliche Farbgestaltung hat mir gut gefallen und die vielen Sinnbilder weckten meine Neugier.

Inhalt:
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"Du hältst ein Buch in den Händen, das voller Geschichten von absolut ikonischen Persönlichkeiten steckt, die alle eines verbindet: Sie schauen aus einer Perspektive auf die Welt, die den Gott der Bibel als eine Realität ihres Lebens mit einbezieht. Das war es aber eigentlich auch schon mit den Gemeinsamkeiten.
Denn du findest in diesem Buch Geschichten und Bilder von Menschen aus der Bibel und von heute. Von Menschen mit ganz unterschiedlichen Biografien, Identitäten, Talenten, Herkünften und Meinungen."

So beginnt das Buch und fasst damit den Inhalt eigentlich schon gut zusammen. Zu Beginn steht immer ein "Icon", ein Bild der (ikonischen) biblischen Person, die später dargestellt wird. Daher ist der Titel "Icon" doppeldeutig zu verstehen. Anschließend erfolgt ein Auszug der biblischen Geschichte aus der Perspektive der dargestellten Person mit einem erläuternden Text zur Grafik. Dann eine biblische Einordnung von einem theologischen Experten. Um Bezug zur Gegenwart herzustellen, werden eine oder mehrere Personen vorgestellt, deren Biografien zum vorangegangenen Bibelgeschehen passen sollte(n). Ihre Texte in Form eines kurzen blogartigen Eintrags oder als Gedicht bieten Inspirationen, um über Körper, Kunst, Unsicherheit, Arbeit und Beziehungen oder konkret über die vorgestellten Glaubenshelden/-heldinnen zu sprechen.

Mein Eindruck:
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Ich habe das E-Book gelesen und kann daher nicht über Umschlag- oder Seitenmaterialität urteilen. Beim Durchblättern in der digitalen Variante haben mich die modernen Grafiken, die Fotos der Personen sowie die farbliche Gestaltung der Texte angesprochen.

Der Klappentext hatte mich neugierig gemacht, denn ich finde die Idee gut, die Bibel zeitgemäß aufzubereiten oder Bezug zur Gegenwart herzustellen, um auf diesem Wege auch junge Leute an den Glauben heranzuführen. Optisch und von der Länge der Texte dürfte das gelungen sein.
Inhaltlich hatte ich im Laufe des Buches jedoch Probleme, einen roten Faden oder Zusammenhänge zwischen Bibeltext und den Menschen der Gegenwart zu finden. Ich hatte selten das Gefühl, dass es einen direkten Bezug gab. Hinzu kam, dass ich bis auf wenige Ausnahmen die Hintergrundgeschichte zu den Bibelpersonen nicht kannte und mir hier die biblische Einordnung keine vollständige Aufklärung bieten konnte. Generell finde ich es gut, wenn man auch mutige Menschen aus der Bibel präsentiert bekommt, die bisher weniger bekannt sind.

Bei den heutigen "Glaubenshelden/-heldinnen" fehlte mir dagegen oft das "Heldenhafte". Es sind größtenteils Menschen, die aufgrund ihres Geschlechts, ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer Herkunft Diskriminierung auch in ihren Gemeinden erfahren haben und dennoch ihren Glauben weiterleben. Das sind Geschichten, die zum Nachdenken anregen und ich finde es auch gut, sie mit Jugendlichen, die die Hauptzielgruppe des Buches darstellen, zu diskutieren. Aber sind es deswegen gleich "Helden/Heldinnen"?
Störend empfand ich auch die vielen Rechtschreibfehler, die meinen Lesefluss negativ beeinflusst haben.

Mir hat das Buch ein paar wenige Denkanstöße gegeben und die Gestaltung und die Intention finde ich gut. Insgesamt fehlten mir aber häufig der Bezug von Bibel- zu Gegenwartstext sowie das "Heldenhafte". Als Coffee Table Book zum Durchblättern oder einzelne Texte für den Religionsunterricht als Diskussionsgrundlage sicher empfehlenswert. Für mich kein Buch mit besonders prägendem Charakter.

Fazit:
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Moderne Vorstellung von christlichen Personen aus Bibel und Gegenwart vor diversitäts- und diskriminierungssensiblen Hintergrund

Bewertung vom 01.04.2025
Für immer
Lunde, Maja

Für immer


ausgezeichnet

Wenn der Mensch aus der Zeit fällt

Gestaltung:
-
Das Titelbild ist schlicht gestaltet und zeigt eine rote Blume, deren Blütenblätter vom Wind zerstreut werden. Es wirkt nicht besonders auffällig, aber sinnlich und hat mich angesprochen.

Inhalt:
-
Von einem Tag auf den anderen steht die Zeit für die Menschen still. Während sich die Natur um sie herum weiter entwickelt, scheinen die Menschen aus dem Rahmen gefallen zu sein. Ihre Körper verändern sich nicht mehr, d. h. Kinder wachsen nicht und bleiben auf einem bestimmten Lernniveau stehen, Krankheiten verschlimmern sich nicht, keiner hat Schmerzen oder stirbt, aber es wird auch kein Mensch geboren. Die ungeborenen Kinder sind im Bauch ihrer Mutter, ohne ihren Entwicklungsstatus zu ändern.
Für einige ist diese gewonnene Zeit ein Segen, andere empfinden sie als Fluch. Da ist z. B. Jenny, die unheilbar an Krebs erkrankt ist und die nun noch mehr Zeit mit ihrem Mann und den zwei kleinen Jungen verbringen kann. Da sind das Rentnerehepaar Otto und Margo. Während Margo die Zeit ohne "Alterszipperlein" zum Feiern und Reisen nutzen will, verkriecht sich Otto nach wie vor in seinen Blumenbeeten. Da ist Ellen, die Angestellte in einem Bestattungsinstitut ist und die mit ihren Freunden im Extremsport "den Kick" sucht. Doch plötzlich stirbt niemand mehr und sie ist arbeitslos. Die Zeit mit ihren Hobbys zu verbringen, ist auch nicht mehr erfüllend. Und da ist Philipp, Ellens Freund, der an eine Verschwörung der Regierung glaubt. Aus anfänglicher Euphorie und Staunen wird die Menschheit immer verstörter, bis sie einen Ausweg aus der Situation suchen. Doch wie kann dieser aussehen?

Mein Eindruck:
-
Ich kannte bisher das Klima-Quartett von der Autorin, das mir gut gefiel. Ich freute mich daher auf diesen neuen Roman. Das Gedankenexperiment ist sehr spannend. Schließlich wünscht sich vermutlich jeder einmal, dass er den Moment festhalten möchte oder die Zeit für eine Weile stehen bleiben soll. Auch nicht mehr zu altern oder entsprechende Symptome zu haben, erscheint oft erstrebenswert. In diesem Roman treibt Maja Lunde diesen Gedanken ins Extreme: Denn keine Entwicklung bedeutet generell Stillstand, auch von positiven Dingen. Dies wird Jenny klar, wenn sie ihrem Jüngsten zum wiederholten Male die Uhrzeit oder das Schnürsenkelbinden erklärt, aber er dies sofort wieder vergisst. Und dann stellt sich die Frage: Wie lange kann ein Stillstand genossen werden? Denn auch wenn sich die Natur weiterentwickelt, so bleiben die Tage ohne Entwicklung des Menschen für diesen sinnfrei.

Die Handlung ist abwechselnd aus den Perspektiven von Otto, Jenny, Ellen und Philipp geschrieben und ihre Sichtweisen sind einfühlsam dargestellt. Die Autorin vermag die Gefühle treffend und auch teilweise poetisch zu beschreiben. Otto gefiel mir von den vier Protagonisten am besten. Er ist die kritische Stimme bezüglich der nicht mehr vorhandenen Beziehung des Menschen zur Natur, die Frau Lunde auch im Klima-Quartett immer wieder erklingen lässt:

"So leben, wie die Götter es wünschen, stand auf den Steintafeln.
Aber was wünschen sich die Götter?
Und wer sind die Götter? Oder der Gott?
Kokolores, dachte Otto, nur Schafsköpfe glaubten, dass 5000 Jahre alte Steinplatten auf irgendetwas eine Antwort geben konnten. Nein, sie mussten sich der Natur zuwenden, das war der einzige Ort, an dem man Antworten fand. Und vielleicht waren sie tatsächlich einer Sache auf der Spur, die Verfechter der Gaia-Theorie, oder eher von deren Weiterentwicklung, die meinten, die Erde sei ein großer Organismus und dieser Organismus kämpfe gerade darum, das Leben auf unserem Planeten zu erhalten. Der Mensch benahm sich wie ein Virus, sagten die Anhänger von Gaia 2, und jetzt habe die Immunabwehr der Erde eingesetzt.
Der Stillstand sei der Versuch der Erde, den parasitären Menschen loszuwerden. Mit dem Ziel, eine neue und bessere Welt zu schaffen. Nur durch ein Leben im Einklang mit der Natur, durch das der Organismus Erde wieder für gesund erklärt werden konnte, würde der Stillstand aufgehoben werden. Aber bisher sprach wenig dafür, das man auf dem Weg dorthin war. Stattdessen forderten die Regierungen die Menschen dazu auf, so zu leben wie früher und suchten nach einer schnellen Lösung - in verstaubten Steintafeln und Religionen.
Als hätte die Religion jemals irgendein Problem gelöst. Der Glaube war einzig und allein dafür gut, neue Probleme zu verursachen!" (Otto S. 189f.)

Die Sichtweisen der anderen drei Personen konnte ich zwar nachvollziehen, aber sie standen mir nicht so nah wie Otto.
Ich habe den Roman verschlungen, weil ich zum einen die Auswirkungen des Stillstands faszinierend verfolgt habe, aber auch weil ich wissen wollte, ob und wie sich dieser Zustand auflöst. Doch das Ende war leider etwas enttäuschend, die Lösung nicht wirklich plausibel. Schade, daher gebe ich 4,5 Punkte, die ich jedoch auf 5 aufrunde.

Fazit:
-
Spannendes philosophisches Experiment über das Leben der Menschen und seine Entwicklung

Bewertung vom 24.03.2025
Lass mal reden (eBook, ePUB)
Böcking, Daniel

Lass mal reden (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Gesprächsermutigung für ein toleranteres Miteinander

Gestaltung:
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Das Titelbild war auf den ersten Blick nicht besonders einladend, da die Farbe Grau überwiegt. Betrachtet man es jedoch genauer und lässt es auf sich wirken, passt es sehr gut: Menschen, die in unterschiedliche Richtungen gehen, mal aufeinander zu, mal voneinander weg. Dazu die unterschiedlichen Farbkreise, die in der Mitte eine Schnittmenge bilden, denn letztendlich geht es um die Gemeinsamkeit aller so unterschiedlichen Meinungen. Farblich hätte man es noch etwas auffälliger gestalten können, aber thematisch passt das Bild sehr gut.

Inhalt:
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"Dieses Buch ist kein Knigge für Christen. Es ist eine Einladung, mit Liebe, Freude, Frieden, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Rücksichtnahme und Selbstbeherrschung (Galater 5,22; NGÜ) auf die so beherzt diskutierten Themen der aktuellen Zeit zu blicken. Hoffentlich zu entdecken, dass auch wir Christen die Wahrheit nur bruchstückhaft erkennen (1. Korinther 13,9) und dass es zu fast jedem Thema eine große Vielfalt der frommen Perspektiven gibt." (S. 10)

Der BILD-Redakteur, bekennende Christ und erfolgreiche Autor Daniel Böcking liefert in seinem aktuellen Buch eine Fülle von Denkanstößen zu kritischen Themen der heutigen Zeit aus christlicher Sicht. Dabei betont er stets, dass es nicht um "die eine Wahrheit" geht, sondern viele verschiedene und kontroverse Meinungen. Ihm ist wichtig, unterschiedliche Blickwinkel eines Themas zu betrachten. Es gibt oft nicht nur zwei Seiten, sondern viele dazwischen.

Mein Eindruck:
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"Was Ihnen die folgenden Seiten anbieten: Einen Spaziergang durch die Megatrends, die Diskussionsthemen, beliebte Streitpunkte. Von A wie Abtreibung bis W wie Wokeness (und ein Z für „Zum Schluss“ gibt es auch …). Mit Blick in alle Richtungen. Wie unterschiedlich sind die Meinungen, je nachdem, welchen Christen man fragt? Wie bringen sich Gläubige in die Debatte ein? Auf welchen Bibelstellen beruhen die jeweiligen Annahmen? Meine Hoffnung ist, ein bisschen Gelassenheit in so manchen Streit zu bringen, auf jeden Fall aber einen liebevollen Blick auf das Wesentliche. Auf den Wesentlichen: auf Jesus. Mir geht es hier nämlich nicht um den großen Dissens, sondern um die Gemeinsamkeiten." (S. 11)

Die Themen sind wie in einem Lexikon alphabetisch geordnet und bei der Gegenüberstellung der Sichtweisen versucht der Autor weitestgehend seine eigene Meinung nicht herauszustellen. Das gefiel mir sehr gut, ebenso wie seine lockere und nicht engstirnige Herangehensweise an die Fragestellungen sowie sein etwas humorvoller Schreibstil.
Ähnlich wie in seinem letzten Buch "Wenn Erwachsene beten, klingt das langweilig" wird nicht in die Tiefe der Themen gegangen, aber viele Informationen hierzu aufgeführt. So entstehen Denkanstöße für den Leser, die Impulse zur eigenen Meinungsbildung beinhalten und einladen, Andersdenkenden (Christen) mit mehr Toleranz zu begegnen. Wieder ein Buch des Autors, das mir sehr gut gefallen hat!

Fazit:
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Eine Sammlung von unterhaltsam dargestellten Denkanstößen zu unterschiedlichen Themen für ein toleranteres Miteinander von (Nicht-)Christen

Bewertung vom 24.03.2025
Zwischen Kreissäge, Kloster und Konzern
Roßkopf, Bruder Helmut

Zwischen Kreissäge, Kloster und Konzern


sehr gut

Schreinermeister und Klosterbruder

Titelbild:
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Ein sehr sympathischer Mann lächelt dem Betrachter auf dem Cover entgegen. Er entspricht optisch für mich eher einem Unternehmer als einem Klosterbruder, aber dennoch ist er beides. Kombiniert mit dem Titel hat das Cover somit meine Neugier geweckt.

Inhalt:
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Sein Opa, sein Vater sowie sein Onkel waren bereits Schreiner (oder norddeutsch Tischler). Daher war für Helmut Roßkopf klar, dass er auch diese Ausbildung absolviert. Und so wird er wie seine Vorfahren ein sehr guter Schreinermeister. Doch seine Familie ist auch christlich und durch Zufall kommt er mit der geistlichen Gemeinschaft in Gnadenthal in Berührung. Nachdem er als Bruder in die Glaubensgemeinschaft aufgenommen wurde, baut er dort eine Schreinerei zugunsten des Wiederaufbaus eines Jugendgästehauses auf. Aus diesem Vorhaben erwächst schließlich das weltweit agierende Unternehmen "Rosskopf + Partner" , das bekannter Zulieferer für Küchenbauer, Hotelausstatter und viele große Global Player wird. In diesem Buch berichtet Bruder Helmut von seinem Werdegang und auch seinem Zwiespalt zwischen Unternehmertum und Klosterbruder.

Mein Eindruck:
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"Mich wiederum machte glücklich, dass nicht nur Siegfried in mehrfacher Hinsicht von der Arbeit bei Rosskopf + Partner profitierte. Auch ich hatte den Platz gefunden, der meiner Bestimmung entsprach. War meine Firma nicht genau der richtige Ort für mich, wo ich Gott und den Menschen dienen konnte, so wie es die Regeln der Bruderschaft vorsehen? Hier merkte ich einmal mehr, wie viel Potenzial in meiner Berufung steckte. Ich hatte gelobt, mich ganz und gar Gott zur Verfügung zu stellen, und er hatte mich an eine Stelle gesetzt, an der ich gebraucht wurde, wo ich durch das, was ich vorlebte und tat, den Menschen um mich herum Zuversicht vermitteln und ganz konkret helfen konnte. Das war ein praktischer Ansatz, der dem Evangelium entsprach, das Jesus den Menschen predigte. Er lebte vor, welche Auswirkungen es hat, wenn unsere Worte und Taten zusammenpassen."
(S. 87)

Mich hat der Gedanke fasziniert, dass es möglich ist, innerhalb einer klösterlichen Gemeinschaft ein Unternehmen aufzubauen. Und so tauchte ich schon sehr bald in diese Lebensgeschichte ein. Mit Erstaunen las ich, auf welche Weise der Lebensweg des Autors gelenkt wurde. Eigentlich ein "normaler" Schreiner, begegnet er Menschen, die sein Leben dahin gehend beeinflussen, dass er zu einem dem Kloster beitritt und gleichzeitig als Unternehmer immer erfolgreicher wird. Herr Roßkopf schildert dabei alle Ereignisse und die Entstehungsgeschichte der Firma sehr ausführlich und chronologisch. Es las sich für mich größtenteils wie eine Geschäftshistorie. Zwischendurch beschreibt er auch Episoden aus seinem privaten und christlichen Leben, aber gefühlt lag der Schwerpunkt im geschäftlichen Bereich. Ich fand diesen Lebenslauf vor allem aus betriebswirtschaftlicher Sicht sehr spannend und musste oft schmunzeln, wenn ich Materialien oder Geschäftspartner wieder erkannte, mit denen ich mich vor einiger Zeit beim Thema Küchenkauf auseinandergesetzt habe. Insgesamt empfand ich den Schreibstil aber als sehr nüchtern und beschreibend. Auch wenn persönliche Konflikte angesprochen wurden, so fehlte mir an vielen Stellen die Emotionalität.
Seine Zweifel oder Gefühle bei schweren Entscheidungen waren für mich nicht richtig greifbar. Es war sehr faktenlastig und obwohl diese Tatsachen für mich interessant waren, so traf das Buch nicht hundertprozentig meine Erwartungen. Ich hatte mir mehr Klosterbruder, dafür vielleicht etwas weniger Unternehmer erwartet. Die Balance kam für mich nicht deutlich heraus. Dafür haben mich die persönlichen Bilder am Ende des Buches sowie die Schilderung des Projektes "Associação de Proteção e Assistência aos Condenados (Vereinigung zum Schutz und zur Unterstützung von Strafgefangenen)" wiederum sehr berührt.

Fazit:
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Interessante Unternehmergeschichte eines gläubigen Schreinermeisters, bei dem der Schwerpunkt mehr auf dem Unternehmerischen liegt.

Bewertung vom 24.03.2025
Die Villa
Ryder, Jess

Die Villa


ausgezeichnet

Tödlicher Junggesellinnenabschied

Inhalt:
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"Tiff und Beth sind Aoifes alte Schulfreundinnen, aber vor diesem Junggesellinnenabschied hatte Dani sie nur wenige Male getroffen – Aoifes Fünfundzwanzigster und eine Sylvesterparty in dem schicken Apartment, das sie sich mit Nathan teilte. Celine war Aoifes Arbeitskollegin, auch für die anderen eine Fremde. Es war Aoifes bevorstehende Hochzeit gewesen, die sie zusammengebracht hatte und, absurderweise, ihr Tod, der sie zusammengehalten hat. Inzwischen kennen sie sich besser, aber Dani würde nicht behaupten, dass die Tragödie sie zu Freundinnen gemacht hätte, ganz und gar nicht. Als Gruppe bleiben sie so unverbunden und dysfunktional wie vor dem schicksalhaften Wochenende."

Anlässlich Aoifes anstehender Hochzeit lädt ihre beste Freundin und Brautjungfer Tiffany sie und vier weitere Freundinnen ein, in einer Villa in Marbella ein Wochenende lang den Junggesellinnenabschied zu feiern. Doch am Ende stirbt die zukünftige Braut unter mysteriösen Umständen.
Drei Jahre später lädt Dani die anderen Freundinnen anlässlich des Todestages wieder in die Villa ein. Sie will klären, warum sie an den besagten Abend keine oder nur verschwommene Erinnerungen hat und aufklären, was wirklich geschah. Doch einige Leute fühlen sich durch ihr Vorhaben gestört und auch die Freundinnen haben alle etwas zu verbergen.

Mein Eindruck:
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Die Beschreibung erinnerte mich an "One of the Girls" von Lucy Clarke. Auch hier treffen stereotype Frauen in einem abgeschiedenen und luxuriösen Setting aufeinander und am Ende stirbt eine von ihnen. Doch abgesehen von diesen Gemeinsamkeiten entwickelt sich die Handlung hier ganz anders. Diese wird wechselnd aus der Perspektive der unterschiedlichen Frauen widergespiegelt, wobei Danis Sichtweise überwiegt. Und es wird innerhalb des Wochenendes zwischen "Damals" und "Heute" in den Kapiteln erzählt. Vergangenheit und Gegenwart werden durch die Überschriften deutlich gekennzeichnet, sodass man die Handlung gut mitverfolgen kann. Durch die Kürze der Kapitel und die wechselnden Erzählperspektiven und -zeiten wird stetige Spannung aufgebaut und so habe ich das Buch in wenigen Stunden verschlungen.
Die Erzählung erfährt einige überraschende Wendungen und die Auflösung am Ende hat mich überrascht und mir sehr gut gefallen. Obwohl ich mich mit keiner der Frauentypen identifizieren konnte, empfand ich ihre Charaktere als glaubhaft und fühlte mich durch die spannende Handlung hervorragend unterhalten.

Fazit:
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Fesselnder Krimi um einen Junggesellinnenabschied in Marbella mit überraschenden Wendungen und überzeugendem Schluss.

Bewertung vom 22.03.2025
Hotel Wunderbar
Nymphius, Jutta

Hotel Wunderbar


ausgezeichnet

Mikas Weihnachtswunsch

Gestaltung:
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Das verschneite Hotel und die menschlichen Silhouetten, die man am Rande sieht, haben etwas sehr Heimeliges an sich. Meine Neugier war geweckt. Im Innenteil befinden sich einige Illustrationen in Grautönen, die teilweise lustige Szenen darstellen und uns beim Lesen zum Schmunzeln gebracht haben. Sehr schön!

Inhalt:
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"Ich weiß, was Weihnachten ist. Weihnachten ist ein Tannenbaum, aber ein echter. So einer mit klebrigen Nadeln, die gut riechen. Auf gar keinen Fall ist Weihnachten ein Plastikbaum zum Aufklappen." (S. 11)

Das ist der Wunsch des zehnjährigen Mika: ein "richtiges" Weihnachtsfest wie früher. Er wohnt im "Hotel Jameel" (jameel=arabisch für wunderbar), das sein Vater alleine betreibt, seit Mikas Mutter gestorben ist. Seit ihrem Tod ist nichts mehr so wie früher. Der Vater zieht sich zurück, ist immer müde und beschäftigt sich kaum mit Mika. Nicht einmal das Spiel "Hase und Jäger" spielen sie noch gemeinsam! Die einzigen, die sich um ihn kümmern, sind die Hotelangestellte Fanny und der Hotelkoch Henry. Aber das ist kein Ersatz für ein richtiges Familienleben und kein Mittel gegen Mikas Einsamkeit.
Da begegnet er im Winter eines Tages dem Obdachlosen Teddy und dessen Hund Silvester. Er bietet den beiden an, im leerstehenden Hotelanbau zu übernachten, um die kalten Winternächte zu überstehen. Aber keiner darf davon erfahren! Also schleicht sich Mika Nacht für Nacht aus seinem Bett, bezieht das Bett für Teddy, lässt ihn rein, macht für ihn Frühstück und lässt ihn dann wieder hinaus, bevor sein Vater oder die Hotelangestellten etwas bemerken. Doch Teddy erzählt von seiner Übernachtungsmöglichkeit auch seinen Freunden und so übernachten immer mehr neue Gäste heimlich im Hotel. Und Mika wird von Tag zu Tag müder, weil er sich alleine um alles kümmert. Wie lange kann das noch gut gehen?

Eindruck:
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Ich habe das Buch gemeinsam mit meiner 11-jährigen Tochter gelesen. Diese Geschichte ist im Präsens geschrieben, darüber sind wir beim Vorlesen zunächst gestolpert, weil dies selten bei Kinderbüchern oder Romanen vorkommt. Aber wir hatten uns schnell eingelesen und so wirkte es, als wäre man live dabei. Mika haben wir sofort ins Herz geschlossen. Er ist klug, empathisch und seine Einsamkeit nach dem Tod seiner Mutter sowie seine Sehnsucht nach einem "richtigen" Weihnachtsfest sind nachvollziehbar. Die Handlung wechselt immer wieder zwischen humorvollen Momenten, die uns zum Lachen brachten und nachdenklicheren Szenen. Gerade diese Mischung hat uns gefallen. Mika hat für sein Alter ein hohes Verantwortungsgefühl und ist sehr selbstständig. Zum Schluss kümmert er sich um eine gute Handvoll Gäste ganz alleine. Er bezieht die Betten ohne Hilfe, räumt die Zimmer auf und bereitet Frühstück für alle vor. Damit nimmt er eine tolle Vorbildfunktion für Kinder ein. Zudem zeigt das Buch, dass Weihnachten eben nicht die Geschenke, sondern die Gemeinschaft im Vordergrund stehen sollte und führt vor Augen, dass es Menschen gibt, denen es nicht so gut geht.
Die Geschichte fesselt einen, weil sich die Ereignisse immer weiter zuspitzen und man neugierig auf die Auflösung ist. Auf den letzten Seiten ist die Anleitung des Spiels "Hase und Jäger" aufgeführt, sodass man es selbst ausprobieren kann. Zudem gibt es ein Nachwort der Autorin, in dem sie kurz von Ben Ahmed berichtet, der im realen Leben Obdachlose kostenfrei in seinem Hotel im Winter übernachten lässt und sie zu dieser Erzählung inspiriert hat.
Ein sehr empfehlenswertes Buch für Kinder und Erwachsene und das nicht nur zur Winter-Weihnachtszeit!

Fazit:
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Humorvoll, warmherzig und nachdenklich zugleich: Ein tolles Buch über Verantwortung, Mitgefühl und Nächstenliebe.

Bewertung vom 22.03.2025
Der Lehrling des Wunscherfüllers
Khoo, Rachel Chivers

Der Lehrling des Wunscherfüllers


sehr gut

Die Magie der Wünsche

Gestaltung:
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Das Titelbild ist farbenfroh gestaltet und zeigt vorne Felix auf seinem besonderen Fahrrad und auf der Rückseite den Wunscherfüller Rupus. Im Hintergrund deutet sich das Schwarze, das Bedrohliche an. Im Innenteil befindet sich eine Karte des Ortes "Whittlestone", der eine zentrale Rolle spielt. Darüber hinaus ist das Buch mit vielen detailreichen Illustrationen in Schwarz-Weiß versehen, so wird die Geschichte fast lebendig beim Lesen. Als Hardcover ist das Buch sehr schön anzusehen und wertig gestaltet.

Inhalt:
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"Wir Wunscherfüller lauschen den Wünschen. Wir bewerten ihr Risiko. Wir erfüllen sie und überwachen den weiteren Verlauf. Und am allerwichtigsten: Wir beschützen sie. Nicht, dass es uns irgendjemand danken würde. Aber was soll's: Wir Wunscherfüller sind nun mal Wunscherfüller, und wir tun, was wir zu tun haben." Rupus atmete hörbar aus. "Und wir tun es im Verborgenen. Wir hinterlassen keine Spuren von unserem Wirken. Wir sind komplett unsichtbar." (S. 28)

Der zehnjährige Felix Jones fühlt sich sehr allein, seit sein bester Freund in eine andere Stadt gezogen ist. Auch seine ältere Schwester Rebecca möchte keine Zeit mit ihm verbringen. Und generell mangelt es ihm an Selbstvertrauen. Um sich aus der Einsamkeit zu befreien, wirft er einen Cent in den Wunschbrunnen. Dort begegnet er zu seinem Erstaunen Rupus Beewinkle, einem Wunscherfüller. Dieser ist ebenso erstaunt, denn eigentlich kann ihn keiner sehen, nur Felix! Da Rupus zu viel Arbeit und keinen Helfer hat, ernennt er kurzerhand Felix zu seinem Lehrling.
Doch kaum fängt er mit seiner neuen Aufgabe an, droht ein Wunschklauer Whittlestone zu zerstören. Als dann Rupus verschwindet, muss Felix alles tun, um den Ort, die Wünsche, Rupus und auch sich selbst zu retten.

Mein Eindruck:
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Optisch traf das Buch meinen Geschmack. Durch die vielen Illustrationen war die Handlung immer anschaulich und besonders die Darstellung von Rupus hat mir sehr gut gefallen. Mit seiner etwas zu großen Brille wirkt er leicht verwirrt und irgendwie niedlich. Außerdem ist er weise und lustig und gibt seinem Zuhause den passenden Namen "Muckelschnuck". Ich habe ihn sofort ins Herz geschlossen. Und auch Felix mochte ich sehr. Seine Einsamkeit werden viele Kinder nachvollziehen können. Zudem macht es Spaß, seine positive Entwicklung mitzuverfolgen, bis er schließlich am Ende über sich hinauswächst.
Die Idee, das Thema Wünsche in eine mutmachende Geschichte zu verpacken, gefiel mir gut. Die Handlung ist spannend geschrieben. Allerdings ist der Kampf am Ende gegen den Wunschklauer für Kinder etwas gruselig und ich empfand die Auflösung von Felix' Geheimnis am Schluss nicht ganz logisch. Es stecken jedoch auch einige Weisheiten in dem Buch. Das Happy End ist zwar final, ich könnte mir aber vorstellen, mit Felix und Rupus noch weitere Abenteuer zu erleben.

Fazit:
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Spannende Geschichte rund um die Kraft des Wünschens und Träumens mit leichten Fehlern, aber einer tollen Botschaft.

Bewertung vom 22.03.2025
Ein Fall für alle Felle / Die Lama-Gang. Mit Herz & Spucke Bd.1
Schmidt, Heike Eva

Ein Fall für alle Felle / Die Lama-Gang. Mit Herz & Spucke Bd.1


sehr gut

Flauschige Detektive auf vier zweizehigen Füßen

Gestaltung:
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Das Titelbild hat uns schon sehr gut gefallen. Die flauschigen Tiere mit den leicht drolligen Blicken und im Hintergrund der dunkle Verbrecher versprechen eine amüsante und spannende Tiergeschichte. Im Innenteil sind immer wieder lustige Grafiken in Grau enthalten, die etwas satirisch gestaltet sind. Die Art, wie die Menschen gezeichnet wurden, traf nicht unseren Geschmack, dafür fanden wir die Tiere umso drolliger. Die Seiten dieses Hardcovers sind aus etwas dickerem Papier. So liegt es für Kinder im Grundschulalter gut in der Hand und es gibt nicht so schnell Eselsohren.

Inhalt:
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Nachdem das Lama Einstein und die Alpaka-Dame Petersilie glücklich mit ihren Hausmenschen auf Gut Erlenbach leben, wird ihr Leben aufgerüttelt: Ein neues Lama zieht ein! Der schwarze Vokuhila ("vorne kurz, hinten lang") ist noch etwas unerfahren, aber immer gut gelaunt und wird daher von seinen Stallgenossen sofort willkommen geheißen.
Als dann bei ihren Hausmenschen eingebrochen wird und Vokuhila zufällig Zeuge wird, beschließen die Drei als Lama-Gang den Fall zu lösen.

Mein Eindruck:
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Die Welt aus Sicht von Lamas ist eine tolle Idee! Den klugen und besonnenen Einstein haben wir sofort ins Herz geschlossen, ebenso wie den etwas naiven, aber gutherzigen Vokuhila. Dazu bildet die manchmal zickige Petersilie einen scheinbaren Kontrast, aber letztendlich ergänzt sie das Trio perfekt. Die kleineren Neckereien und Streitereien zwischen ihr und Einstein haben wir immer schmunzelnd mitverfolgt. Vor allem die auf Lama-Sprache getrimmten Wortspiele haben uns oft zum Lachen gebracht, genauso wie Vokuhilas Nachfragen, weil er so manche Floskel wörtlich versteht.

Aber auch die Hausmenschen Lisa und ihr Mann Knut Sonnenschein sowie deren Töchter Lilly und Finja gefielen uns. Die beiden Mädchen haben mit ihren Freunden Tim, Fussel und Mina eine Kinder-Detektivbande gegründet, um den Einbruch zu klären. Leider mischt sich ein weiterer Klassenkamerad in die Ermittlungen ein und sorgt dabei für eine Spaltung der Bande. Hier können sich die lesenden Kinder bestimmt gut wiederfinden. Das Rätseln um den Einbruch sorgt neben dem Humor in der Erzählung für jede Menge Spannung und die Auflösung am Ende war überraschend und rührend zugleich. Durch diese Geschichte werden den Kindern nicht nur Werte über Freundschaft und Zusammenhalt vermittelt, sondern auch über den verantwortungsbewussten Umgang mit Tieren. Das Einzige, das uns beim Lesen sehr gestört hat, war die permanente Wiederholung der Tatsache, dass die Menschen ja leider die Lama-Sprache nicht verstehen (umgekehrt die Lamas die Menschen-Sprache aber schon). Das wurde für unseren Geschmack zu häufig erwähnt. Meine Tochter (11 J.) hat gemeint, dass sich die Auflösung für sie zu sehr in die Länge gezogen hat. Das sind die Gründe, weswegen wir nur 4 Sterne vergeben. Ansonsten hat uns dieses erste Abenteuer sehr gut gefallen und wir freuen uns auf die weiteren Fälle!

Fazit:
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Lama-tastisches Kinder-Kriminalfall mit Humor!