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Sternzauber
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Düren

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Insgesamt 173 Bewertungen
Bewertung vom 12.08.2025
Halls, Smriti

Huhu und Momo - Für dich trau ich mich!


ausgezeichnet

Der große Mut der kleinen Eule

„Huhu und Momo – Für dich tau ich mich“ ist ein tolles Bilderbuch über den Mut sich für einen Freund einzusetzen und dabei über sich hinaus zu wachsen!

Schon das Cover spricht mich sehr an und zeigt die beiden ProtagnonistInnen der Geschichte: Huhu und Momo sind gemeinsam unterwegs und umrahmt von ganz viel stimmungsvollem Waldflair. So werden wir LeserInnen gleich in die Welt der Geschichte eingeladen und mich hat die Gestaltung auf jeden Fall neugierig gemacht.

Huhu, die Eule lebt glücklich im Wald und schätzt die Geborgenheit und Sicherheit ihrer Höhle, wo sie jedoch immer alleine ist. Als sie Momo, den Mäuserich kennen lernt, verliert sich diese Einsamkeit, denn jeden Abend verbringen die Beiden nun gemeinsam. Momo würde so gerne gemeinsam mit Huhu die Welt entdecken, doch diese möchte ihre Höhle nach wie vor nicht verlassen. Bis Momo eines Abend nicht kommt und Huhu sich wohl oder übel auf die Suche nach ihrem Freund begibt…

Erzählt wird die Geschichte der beiden Tiere von Smriti Halls in Reimform, was einen ganz besonderen Rhythmus und eine zauberhafte Atmosphäre beim (Vor-)Lesen hervorruft. Ich mag ihre textliche Gestaltung sehr und finde, dass es der Autorin sehr gut gelungen ist eine Struktur zu schaffen, die beim Lesen einen ganz eigenen Sog erzeugt. Die Wortwahl ist kindgerecht und anregend – es macht einfach Freude die Geschichte vorzulesen und mein Neffe bat am Ende, mit den Worten „Noch mal!“, gleich um eine Wiederholung!

Und auch die Bilder von Lucy Fleming gefallen mir sehr. Realistische und fantastische Elemente gehen in diesen Bildern eine ganz selbstverständliche Symbiose ein und sind detailreich, aber nicht überladen ausgeformt. Ich mag die gut aufeinander abgestimmten Farben, die die Bilder fröhlich bunt, aber nicht aufdringlich oder grell wirken lassen und die Emotionen der Tiere sind an ihrem Ausdruck gut erkennbar.

Bilder und Text bilden zudem eine sehr gelungene Einheit, ergänzen sich prima und setzen die Themen von häuslicher Gemütlichkeit, Angst, Freundschaft, Mut, Selbstbewusstsein und Lebensfreude perfekt in Szene. Sehr interessante und wesentliche Themen werden mit diesem Buch für Kinder ab 4 Jahren ansprechend und zauberhaft aufgearbeitet. Die Kinder können in die spannende Geschichte eintauchen, sich mit der ängstlichen Huhu oder dem abenteuerlustigen Momo identifizieren und erleben, wie wertvoll es ist, Freunde zu haben!

Uns hat das Bilderbuch eine tolle Lesezeit geschenkt und es wird in Zukunft sicherlich häufiger aus dem Regal genommen werden. Von uns gibt es eine absolute Leseempfehlung und wir wünschen euch viel Spaß mit Huhu und Momo im Wald!

Bewertung vom 02.08.2025
Hell, Jane

Fischbrötchen und Hochzeitstorte


ausgezeichnet

Ostseefeeling und „stürmisches“ Liebesglück

Das Cover von „Fischbrötchen und Hochzeitstorte“ passt hervorragend zu den anderen Bänden der Fischbrötchen-Reihe und das mag ich sehr! Ja, es mag etwas kitschig und „rosa-rot“ anmuten, doch auch das passt meiner Meinung nach einfach gut zum Genre, beschwört bereits eine gewisse positive Stimmung herauf und es ist trotzdem sehr geschmackvoll gestaltet. Zudem mag ich die aufeinander abgestimmten Farben und die bildliche Thematisierung des Meeres, das eine so wesentliche Rolle im Roman spielt. Besonderes Gestaltungshighlight ist allerdings eindeutig der zauberhaft schöne Farbschnitt der besonders gut gelungen ist!

Die Geschichte erzählt von Dina, die mit ihrer Oma in Eckernförde nah am Strand lebt und als Hochzeitsfotografin arbeitet. Sie liebt es die schönsten Momente mit ihrer Kamera einzufangen und schätzt auch die Tatsache, dass sie sich hinter ihrer Aufgabe verstecken kann, was jedoch dazu führt, dass ihr eigenes Leben ziemlich unspektakulär von Statten geht. Sie unterhält zwar eine Affäre mit dem Caterer Johann, wünscht sich aber eigentlich die große Liebe und ihr Leben wird völlig auf den Kopf gestellt, als sie gebeten wird eine Hochzeit nicht nur zu fotografieren, sondern ganz zu planen. Und dann ist da auch noch ihr unverschämter Nachbar Arne, der plötzlich beginnt ihr Rätselbriefe zu schicken…

Dieses Buch ist meine zweite Fischbrötchen-Geschichte (alle lassen sich vollkommen unabhängig voneinander lesen) und ich habe sie sehr genossen. Jane Hell gelingt es wunderbar ein einnehmendes Ostseefeeling in Eckernförde mit einer Handlung zu verknüpfen, die Romantik und Liebe mit Selbstfindungsprozessen, Freundschafts- und Familienthemen sowie sogar einer Prise Spannung vereint. Dina war mir gleich von Anfang an sehr sympathisch und auch die anderen Charaktere sind meiner Meinung nach gut gezeichnet. Ich mochte es sehr, dass ich Dina als Hauptprotagonistin in ihrer Welt begleiten durfte und konnte mich gut in sie einfühlen.

Überrascht hat mich der sehr ernste und dramatische Umstand der Sturmflut in der Geschichte, denn mit ihm hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Umso besser hat er mir aber gefallen, weil er eine gewisse Tiefe in die Handlung bringt und mich auf Grund eigener Erfahrungen auch sehr berührt hat. Überhaupt mag ich den Erzählstil der Autorin, der ansonsten herrlich leicht und locker erscheint und wunderbar zum Wesen der Geschichte passt. Für mich ist dieses Buch die perfekte Wohlfühllektüre – egal ob am Strand, im heimischen Garten oder einfach für gemütliche Stunden auf dem Sofa! Von mir gibt es eine herzliche Leseempfehlung für alle Wohlfühljunkies und Liebesgeschichtenfans und ich wünsche euch viel Spaß in Eckernförde!

Bewertung vom 02.08.2025
Konishi, Masateru

Die Bibliothek meines Großvaters


sehr gut

Roman, Krimi und Familiengeschichte in Einem

„Die Bibliothek meines Grossvaters“ ist für mich optisch ein wunderschönes Buch! Ich mag sowohl die bildliche Gestaltung, als auch die Farbwahl sehr und empfinde die ganze Optik als sehr warm und einladend. Besonders schön wird das Gesamtergebnis natürlich durch den wunderschönen Farbschnitt mit Blütendekor – ein absoluter Hingucker im Bücherregal!

Die Geschichte erzählt von Kaede, die als Lehrerin arbeitet und sich außerdem um ihren Großvater sorgt, der an Lewy-Körper-Demenz leidet. Beide lieben Bücher, das Lesen und vor allem Rätselkrimis, weshalb sie sich über alle möglichen Rätsel in ihrem Umfeld austauschen und über erzählte Geschichten zu den Lösungen der einzelnen Fälle kommen. Doch plötzlich wird Kaede selber verfolgt und bedroht…. Wer setzt ihr so zu? Und warum?

Masateru Konishi schreibt seine Geschichte in einer sehr interessanten, ruhigen und ungewöhnlichen Art und Weise, die sich jedoch gut lesen lässt. Die einzelnen Kapitel, die jeweils ein Rätsel behandeln, sind in weitere Unterkapitel unterteilt, was ich für den Lesekomfort sehr zu schätzen weiß und was mir auch vom Aufbau her sehr gut gefallen hat. Ein tolles Gimmick ist außerdem die Tatsache, dass viele der Rätsel mit Ortsskizzen untermalt sind, was die Gestaltung zusätzlich aufwertet und die jeweilige Geschichte noch greifbarer macht.

Kaede, die sehr zurückhaltend bleibt, und ihren Großvater mag ich sehr und auch andere ProtagonistInnen sind angenehm individuell ausgearbeitet. Kaedes Freund Shiki bleib für mich jedoch während der ganzen Geschichte etwas „unfassbar“ und vage, andere Charaktere tauchen nur kurz auf und verschwinden dann einfach wieder. Außerdem muss ich leider gestehen, dass auch die Geschichte als Ganzes für mich nicht ganz stimmig war. Einzelne Teile fühlten sich für mich etwas zu konstruiert an und obwohl ich einige wiederkehrende Elemente als gute Strukturgeber empfand, waren andere in meiner Empfindung eher „Lückenfüller“.

Die Rätsellösungs-Geschichten, die Großvater und Enkelin sich gegenseitig erzählen haben mir gut gefallen und auch die tiefe Liebe zu guten Geschichten und Büchern war für mich spürbar. Mit fortschreitender Lektüre wurde zudem eine Rahmengeschichte rund um die Familiengeschichte Kaedes mehr mit eingebunden, was der Handlung sehr gut getan, mehr Substanz und Spannung eingebracht hat.

Sehr gelungen und einfühlsam wirken auf mich die Beschreibungen der Demenz und ihrer Symptome, die meiner absolut inkompetenten Einschätzung nach fachlich kompetent dargestellt wurden. Dass das Ende des Buches viel Raum für Fantasie und eigene Interpretationen lässt und ein eigenes Rätsel wird, entspricht eigentlich überhaupt nicht meinen Vorlieben und ließ mich im ersten Moment etwas unglücklich zurück, es passt aber unfassbar gut zur Geschichte und begeistert mich daher dann doch.

„Die Bibliothek meines Grossvaters“ ist eine erstaunliche Mischung aus Krimi und Roman, die mir eine schöne Lesezeit beschert hat, die meiner Meinung nach jedoch ein paar Schwachstellen aufweist. Trotzdem ist es für mich ein lesenswertes Buch und ich wünsche euch ganz viel Freude beim Rätseln!

Bewertung vom 29.07.2025
Rivera Garza, Cristina

Lilianas unvergänglicher Sommer


ausgezeichnet

Sehr persönlich, berührend und erschreckend – das Leben und Sterben einer geliebten Schwester

Das Cover von „Lilianas unvergänglicher Sommer“ von Christina Rivera Garza stellte mich im ersten Moment vor eine Herausforderung, denn ich konnte mir zunächst keinen Reim darauf machen, wie das Bild einer Schwimmerin zum Inhalt passt. Doch nach der Lektüre darf ich verraten, dass das Coverbild wirklich ausgesprochen gut harmoniert und eine wunderbare Abrundung des Textes bildet. Außerdem gefällt es mir wirklich sehr gut und zeigt eine faszinierende Unterwasserszene.

Die Autorin erzählt in diesem Buch von der Ermordung ihrer Schwester und davon, wie sie nach vielen Jahrzenten versucht ihr, dem schrecklichen Verbrechen und dem Mörder nahe zu kommen, um zu verstehen, um zu trauern, um auf eine gewisse Art loslassen zu können und um zu erinnern. Sie möchte auf das Leben und den Tod ihrer Schwester aufmerksam machen, so wie darauf, dass es immer noch viele Gewalttaten gegen Frauen gibt, einfach, weil sie Frauen sind.

In sehr schöner Sprache und starkem Ausdruck beschwört Christina Rivera Garza das Bild ihrer Schwester herauf und lässt uns LeserInnen teilhaben am Leben einer jungen Frau, die mitten im Leben stand, vielfältige Talente besaß, sehr geschätzt und geliebt wurde und der Mittelpunkt ihrer Freundesclique war. Sie erzählt von Lilianas Einstellung zur Liebe und davon, wie es geschah, dass diese in den Umkreis ihres zukünftigen Mörders geriet. Dabei ist der Schmerz zu spüren, den die Autorin mit sich trägt und die Ungläubigkeit ob der schrecklichen Entwicklung, aber auch die Liebe zu ihrer Schwester. Und bei aller Tragik und Grausamkeit der Situation konnte ich das Buch doch gut lesen und empfinde es als wichtiges Zeugnis der Erinnerung und der Mahnung – Femizide müssen verhindert werden!

Die Autorin erzählt in eigenen Erinnerungen und zeigt ihre Bemühungen zur Aufklärung des Verbrechens auf, lässt aber auch offizielle Dokumente und Zeitungsartikel einfließen und Weggefährten sowie Familienangehörige zu Wort kommen. Außerdem sind Texte von Liliana eingefügt, die selber sehr viel schrieb und die Informationen „aus erster Hand“ liefern. Mich hat es erstaunlich schnell durch das Buch gezogen und durch die Abwechslung der Texte und Darstellungen war die Lektüre sehr kurzweilig. Sehr gut gefallen hat es mir zudem, dass z. B. die Zeitungsartikel auch als solche gestaltet dargestellt wurden und einzelne Fotos im Buch zu finden sind.

„Lilianas unvergänglicher Sommer“ ist ein erstaunlich intimes und persönliches sowie berührendes Buch, das das Leben und Sterben einer lebenslustigen, kreativen, talentierten und bedrohten Frau beleuchtet. Ich wünsche der Autorin, dass sie mit diesem Buch ihrer Trauer Ausdruck verleihen und ein bleibendes Erinnerungswerk an ihre Schwester schaffen konnte, das viele LeserInnen finden wird!

Bewertung vom 28.07.2025
Lagerlöf, Ulrika

Wo die Moltebeeren leuchten (Die Norrland-Saga, Bd. 1)


sehr gut

Die Geschichte zweier starker Frauen im Norden Schwedens

„Wo die Moltebeeren leuchten“ von Ulrika Lagerlöf wird von einem wunderschönen Cover geziert. Ich mag das Bild von Akseli Gallen-Kallela unglaublich gerne und ich finde auch die Kombination mit dem gelb-orangen Rahmen und dem tollen Farbschnitt samt Moltebeeren sehr gelungen.

Die Geschichte erzählt auf zwei Zeitebenen von den Erfahrungen zweier sehr individueller und starker Frauen: 1938 erleben wir mit der jungen Siv, die in den verschneiten Wäldern Schwedens eine Gruppe Waldarbeiter versorgt, das harte Leben ohne Strom und fließendes Wasser kennen. Doch neben aller körperlicher und psychischer Anstrengung, die es zu meistern gilt, entdeckt Siv immer mehr sich selber und eine nie gekannte Freiheit. Und dann ist da noch Nila, ein junger Sami, zu dem sie eine verbotene Liebe entwickelt. Viele Jahrzehnte später, im Jahre 2022 muss Sivs Enkelin Eva in ihre Heimat zurück kehren, da sie als PR-Mitarbeiterin eines großen Forstunternehmens einen schwelenden Konflikt vor Ort bereinigen soll. Doch schon bald wird sie von ihrer Vergangenheit und ihrer Familiengeschichte eingeholt, die ihr viel Fragen stellen und die ein gut gehütetes Geheimnis ans Licht bringen…

Ulrika Lagerlöf erzählt diese Geschichte in einer angenehm und leicht zu lesenden Schreibweise, die mich flüssig durch den Text getragen hat. Siv mochte ich von Anfang an sehr gerne und meiner Meinung nach ist es der Autorin gut gelungen ihre widersprüchlichen Gefühle und die einengenden Zeitzwänge rüber zu bringen. Auch Eva ist mir grundsätzlich sympathisch, ich habe jedoch länger gebraucht, um mit ihr warm zu werden und ihre Persönlichkeit fassen zu können. Auch andere Charaktere der Geschichte zeigen individuelle und authentische Eigenschaften, was mir gut gefällt. Für mich ist der Erzählstrang rund um Siv deutlich stärker und spannender, als die Geschichte von Eva, aber beide passen dennoch gut zusammen.

Die großen Fragen rund um Freiheit, Selbstbestimmung, Naturschutz und den Konflikt zwischen den Sami und den zugezogenen Schweden hat Ulrika Lagerlöf präsent in die Handlungen der ProtagonistInnen eingebaut und stimmig umgesetzt. Ich fand diese Thematiken sehr interessant und habe das Buch sehr gerne gelesen. Trotzdem muss ich gestehen, dass die Geschichte insgesamt für mich nicht ganz rund war. Ich kann leider nicht genau benennen, woran das lag, hatte jedoch an einzelnen Stellen das Gefühl, dass mir eine Verbindung oder „eine Brücke“ im Gefüge des Geschehens fehlte. Nichts destotrotz mochte ich das Buch sehr und würde sehr gerne auch den zweiten Band lesen, der noch mehr aus dem Leben und Erleben der beiden Frauen erzählt. Vielleicht rundet dieser zweite Teil in meinem Empfinden dann auch alle Erzählstränge perfekt ab – ich bin gespannt und freue mich darauf!

Bewertung vom 27.07.2025
Kelly, Julia R.

Das Geschenk des Meeres


ausgezeichnet

Ein absolutes Lesehighlight für mich!

Das Cover von „Das Geschenk des Meeres“ von Julia R. Kelly gefällt mir ausgesprochen gut! Ich liebe die farbliche Reduktion auf Blau und Weiß mit dem pinken Akzent des Autorinnennamens – diese Gestaltung hat für mich etwas sehr Elegantes, Reduziertes und doch Einnehmendes. Das wogende Meer im Bildvordergrund strahlt Kraft aus und zeigt die Rauheit, die diesem Element innenwohnen kann und die in der Geschichte eine wesentliche Rolle spielt. Überhaupt passen Covergestaltung und Buchinhalt für mich extrem gut zusammen.

Das Buch spielt in Schottland und erzählt die Geschichte von Dorothy, die einst als junge Lehrerin nach Skerry kam und dort auf tragische Weise ihren Sohn Moses verliert. Jahre später wird am Strand ein Junge angespült, der Dorothys verlorenem Sohn auf unerklärliche Weise sehr ähnelt und der all die Fragen nach den Umständen rund um Moses Verschwinden wieder aufwirft…

„Das Geschenk des Meeres“ ist eine düstere Geschichte, durchzogen von Verlust, Trauer und Schuldzuweisungen. Und trotzdem habe ich mich bei der Lektüre nicht unwohl gefühlt – ganz im Gegenteil! Julia R. Kelly gelingt es außergewöhnlich gut ein Setting zu schaffen, das mich mit seinen authentischen und individuellen Charakteren gefangen nahm, in dessen Welt ich ganz eintauchen konnte und in dem ich mich zunehmend heimisch fühlte. Dorothy ist mir in all ihrer Unsicherheit und mit all ihren Selbstzweifeln sehr schnell ans Herz gewachsen und Joseph ist einer meiner Lieblingsprotagonisten geworden. Skerry, als Ort des Geschehens, ist atmosphärisch dicht und detailliert beschrieben, so dass ich mir die Umgebung immer sehr gut vorstellen konnte und das Dorfgefüge wirkt mit typischen und doch individuellen Zügen sehr realistisch.

Nicht nur durch das nahe Meer und die Naturgewalten der Elemente wartet diese Geschichte mit einer atmosphärischen Wucht auf, die mich regelrecht umgehauen hat. Einmal eingetaucht, wollte ich das Buch überhaupt nicht mehr zur Seite legen und die vielen offenen Fragen zu Vergangenheit und Schicksalsverlauf spukten permanent in meinem Kopf herum. Beeindruckend und meisterlich, mit wie viel Spannung mich diese Geschichte fesseln konnte und trotzdem ganz leise und unaufgeregt daher kam!

Manche Wendungen bzw. Szenen der Geschichte haben mich extrem berührt und nicht nur einmal hätte ich Dorothy gerne geschüttelt, um sie „zur Vernunft“ zu bringen oder sie in den Arm genommen, um sie zu trösten, hätte ich Joseph gerne unterstützt und Moses beschützt. Die ganze Geschichte hat für mich genau den richtigen Ton getroffen und mich tief beeindruckt und berührt. Die Autorin hat Gefühle so innig und tief dargestellt, dass ich mich ihnen beim Lesen überhaupt nicht entziehen konnte.

Neben dem Haupterzählstrang rund um Dorothys Erleben lernen wir in der Geschichte auch weitere Gegebenheiten und Personen des Dorflebens kennen, tauchen ein wenig in die Mythenwelt Schottland ein und sehen uns der Lebensrealität nah am Meer um 1900 gegenüber. Für meinen Geschmack ist es der Autorin herausragend gut gelungen alle Elemente stimmig zu vereinen und dadurch eine runde, facettenreiche und doch fokussierte Geschichte zu erzählen, die die LeserInnen gefangen nehmen kann!

Der Text lässt sich ausgesprochen leicht und angenehm lesen und ich mag es sehr, dass das Geschehen immer wieder aus verschiedenen Perspektiven heraus weiter erzählt wird. Immer mehr entspinnt sich beim Lesen ein Geflecht aus Zusammenhängen, Verwicklungen und gegenseitiger Beeinflussung, dessen Entschlüsselung ich entgegen gefiebert habe und auch wenn ich sehr wohlig-zufrieden war, als sich endlich alle Fragen geklärt hatten, war ich wirklich traurig darüber, das Ende dieser Geschichte erreicht zu haben…. Was für ein tolles, beeindruckendes, sehr berührendes und nachhallendes Leseerlebnis! Ich würde 7 Sterne geben, wenn ich könnte und spreche eine berauschte Leseempfehlung von Herzen aus!

Bewertung vom 14.07.2025
Günther, Ralf

Ein grenzenloser Sommer


sehr gut

1988: Ost und West vereint auf der MS Arkona

Das Cover von „Ein grenzenloser Sommer“ des Autors Ralf Günther gefällt mir sehr, denn der weite Himmel über dem Paar an der Schiffswand, das in die Weite schaut, vermittelt schon so viel von dem Gefühl, dass die Geschichte für mich heraufbeschworen hat. Und auch rein optisch mag ich die harmonischen Blautöne und die Bildgestaltung sehr.

Das Buch entführt mich in den Sommer 1988, in dem Deutschland zweigeteilt und eine Kreuzfahrt etwas ganz Exklusives war. Ronni, der aus der DDR stammt und als Steward auf der MS Arkona arbeitet, lernt Sabine kennen, die im Westen lebt, nun aber in der gehobenen Klasse mit ihrer Tante die großen Hafenstädte der Ostsee kennen lernen darf. Obwohl die beiden aus ganz unterschiedlichen Welten stammen, fühlen sie sich bald zueinander hingezogen, können ihre Zuneigung jedoch nur heimlich ausleben und werden trotzdem bald von der Stasi entdeckt. Diese setzt Ronni unter Druck und er muss eine folgenschwere Entscheidung treffen…

Die Beschreibung der Geschichte hat mich unglaublich neugierig gemacht und ich habe mich sehr auf das Buch gefreut. Aus einem mir unerfindlichen Grund ist mir der Einstieg jedoch nicht so ganz leicht gefallen…. Ich kann gar nicht sagen woran das lag, denn der Schreibstil des Autors war sehr angenehm und leicht zu lesen und auch die Hauptcharaktere habe ich schnell in mein Herz geschlossen. Trotzdem habe ich etwas Zeit gebraucht und mir diese zu nehmen, hat sich definitiv gelohnt, denn im Nachhinein bin ich ganz begeistert von dieser Geschichte.

Meiner Meinung nach ist es dem Autor nämlich wunderbar gelungen, eine ausgewogene Mischung zwischen Unterhaltung und Wissensvermittlung zu finden. Letzteres steht jedoch nie im Vordergrund, sondern es passiert beim Eintauchen in die Geschichte ganz nebenbei, dass ich viel über die Gegebenheiten in der DDR und dem Umgang dieses Staatsapparates mit seinen Bürgern lernen durfte. Ich kenne mich auf diesem Gebiet überhaupt nicht aus und kann daher auch nicht bewerten, wie realistisch die Schilderungen sind, für mich haben sie sich jedoch sehr authentisch angefühlt.

Mit Ronni und Sabine hat der Autor zudem zwei Charaktere geschaffen, die ihre ganz eigenen Biografien mit in die Geschichte bringen und die der Handlung daher Substanz verleihen. Ich mag beide sehr gerne und schätze es, dass sie so individuell gezeichnet wurden. Ein Highlight ist zudem Sabines Tante, die das Geschehen oft auflockert und einen Schwung hinein bringt, der der Geschichte gut tut. Ansonsten ist es eher eine ruhige Erzählung, was mir gut gefällt und dem Charakter der Kreuzfahrt gut entspricht. Diese besondere Welt der Kreuzfahrten kommt in der Geschichte gut zur Geltung und auch die Eigenheiten des Meeres wurden meiner Meinung nach sehr passend beschrieben.

Die Liebesgeschichte zwischen Ronni und Sabine bildet einen schönen und rahmenden Überbau in diesem Buch und ist Sinn sowie Grund für alle Handlungen. Dennoch ist sie nicht das ausschließliche Thema und lässt Raum für all die anderen interessanten Dinge, was mir sehr gefallen hat und was der Geschichte auch eine Besonderheit verleiht.

Sehr gefällt mir zudem die Aufteilung in drei einzelne Abschnitte an Hand von Ronnis Schiffsreisen, die der Geschichte zusätzliche Struktur geben und die zeitliche Abfolge ist ebenfalls gut gewählt. Es gibt einzelne Stellen, in denen die Entwicklung für meinen Geschmack ruhig noch etwas mehr Raum hätte bekommen dürfen, aber dies tut dem insgesamten Genuss zum Glück keinen Abbruch.

Ich habe lange überlegt, wie viele Sterne ich diesem tollen Buch geben kann… denn die Geschichte an sich verdient auf jeden Fall 5 Sterne, da das Leseerlebnis für mich aber noch nicht ganz perfekt war, sind es dann fairerweise doch 4 Sterne geworden. Allerdings mit einer ganz klaren Leseempfehlung an alle Interessierten, denn diese Geschichte und auch die historischen Elemente verdienen es unbedingt viele Buchbegeisterte zu erreichen! Viel Freude auf der MS Arkona!

Bewertung vom 06.07.2025
Tunnicliffe, Hannah

Detektiv Stanley und das Geheimnis im Museum


ausgezeichnet

Krimispaß, Kunstgenuss und eine spannende Geschichte im Comicstil

„Detektiv Stanley und das Geheimnis im Museum“ ist für mich ein ungewöhnliches Kinderbuch, denn es ist wie ein Comic gestaltet. Eigentlich mag ich diese Art der Geschichtenerzählung nicht so gerne, mein junger Freund Julian, 7 Jahre alt, mit dem ich dieses Buch kennen gelernt habe, war allerdings ganz begeistert davon und auch ich habe mich von diesem Buch gerne überzeugen lassen.

Die Geschichte erzählt von Detektiv Stanley, der gerade in Rente gegangen ist und seine Ruhe genießen möchte, als ihn ein Hilferuf aus dem Museum erreicht. Dort ist eingebrochen worden und natürlich hilft er dabei das seltsame Verbrechen aufzuklären, denn die Räume sind verwüstet, aber es fehlt nichts… sehr seltsam!

Hannah Tunnicliffe und Erica Harrison drücken diese Geschichte in einer sehr gelungenen Mischung aus Text und Bild aus. Die Texte sind kurz gehalten und, wie sich das für ein Comic gehört, teilweise durch Sprechblasen ergänzt. Diese Art des Erzählens beinhaltet eine gewisse Unruhe, passt aber sehr gut zu der Art der Geschichte und wurde im vorliegenden Buch sehr gut eingesetzt sowie mit dem Geschehen kombiniert. Manche Ausdrucksweise oder Wortwahl wird Kinder des Alters ab 6 Jahren vielleicht noch etwas überfordern, diese Dinge regen jedoch auch zur Wortschatzerweiterung an und machen eine erwachsene Begleitung des Leseerlebnisses noch wertvoller.

Die Bilder von Erica Harrison sind sehr bunt und mit stark plakativ eingesetzten Farben gestaltet. Eigentlich entspricht auch dies nicht ganz meinem persönlichen Geschmack, aber ich finde, dass es zum Einen wunderbar zum Comic passt, zum anderen aber vor allem die Verbindung zu den Kunstwerken von Piet Mondrian, die in der Geschichte eine wichtige Rolle spielen, hervorragend herausstellt. Manche Seiten sind von einem einzigen Bild bedeckt und mit „normalem“ Textbaustein versehen, andere Seiten zeigen unterschiedlich viele, aber einzelne Szenen im Comicstil. Dadurch bleibt das Leseerlebnis sehr abwechslungsreich und der Verlauf der Geschichte wird trotzdem visuell nicht zu unruhig.

Die Kombinationsarbeit des Detektivs wird sehr ansprechend und detailliert dargestellt und bei uns war es eine Freude nach der ersten Entdeckung der Geschichte gleich noch einmal von Vorne zu beginnen und die einzelnen Schritte genau nachzuvollziehen. Die Kinder werden zu eigenem Kombinieren und Entdecken angeregt, erhalten Sachinformationen und können mitfiebern. Besonders gelungen finde ich zudem, dass am Ende eine Doppelseite zu dem realen Maler Piet Mondrian eingefügt wird, die grundlegende Informationen zu dessen Leben und Werk enthält, die aber auch neugierig darauf macht, noch mehr über ihn zu erfahren.

In diesem hochwertigen und mit festem Einband versehenen Comicbuch für Kinder ab 6 Jahren wird eine ansprechende und spannende Geschichte präsentiert, die die Kinder zum Rätseln und Mitdenken, zum genauem Hinschauen und Kombinieren einlädt und die Krimilust und Kunstgenuss wunderbar miteinander verbindet. Für uns war es ein tolles Erlebnis und wir empfehlen dieses Buch sehr gerne weiter!

Bewertung vom 06.07.2025
Bruno, Natalie;Bruno, Marisa

Italia a casa


ausgezeichnet

Authentisch italienische Küche mit viel Genuss und Alltagstauglichkeit!

Das Cover von „Italia a casa“ von Natalie und Marisa Bruno mag ich sehr. Es wirkt hochwertig und unterstreicht mit den drei ansprechenden Fotos die Liebe der Autorinnen zum italienischen Essen. Schön finde ich zudem die dezente Farbgestaltung sowie die Tatsache, dass wir die beiden Köchinnen bereits auf dem Cover kennen lernen dürfen. Auch die gelungene Haptik mit glatten und raueren Bereichen sagt mir sehr zu, genau wie der feste Einband des Buches.

Im Inneren dieses wunderschönen Kochbuches erwarten uns LeserInnen die beiden Schwestern Natalie und Marisa Bruno mit einer herzlichen Begrüßung sowie mit einer sympathisch offenen Vorstellung ihrer Beweggründe, Ansichten und Prägungen. Die Vielzahl an italienischen Familienrezepten lässt uns dann eintauchen in ihre Welt der Genüsse und hochwertigen Produkte. Besonders gut gefällt mir, dass die Autorinnen uns quasi an ihrem kulinarischen Familienleben teilhaben lassen und dabei Gerichte präsentieren, die auch für ein normales Leben alltagstauglich sind. Sie sind im besten Sinne einfach, aber sehr schmackhaft und können genauso gut zum schnellen Mittagessen, als auch (gut kombiniert) für ein aufwendigeres Menü oder eine Feier genutzt werden.

Unterteilt sind die Rezepte in 5 Kategorien: Antipasti (Vorspeisen), Primi (Pasta, Gnocchi und Risotti), Secondi (Fleischgerichte), Contorini (Beilagen und Salate) und Dolci (Kuchen und Desserts). Vorweg stellen die beiden zudem Organisatorisches und erläutern Zutaten sowie Utensilien zum Kochen. Sehr gelungen finde ich, dass die Herstellung von selbstgemachten Nudeln und auch Gnocchi und Risotti sehr detailliert beschrieben wird und ein ganzes Kapitel einnimmt – so werde ich mich endlich daran wagen dies teilweise auch selber auszuprobieren. Bisher habe ich aus diesem Buch Linguine mit Pistazienpesto, Zucchiniküchlein, Erdbeertiramisu, gebackene Kartoffeln auf mediterrane Art und süßsaure Paprika zubereitet. Alles ist einwandfrei laut Rezept gelungen (nur ggf. leicht an den individuellen Geschmack angepasst) und jede Kreation hat uns bisher wirklich sehr gut geschmeckt. Das Pistazienpesto ist sogar zu einem meiner neuen Lieblingsrezepte geworden!

Und auch die Gestaltung des Buches ist meiner Meinung nach sehr gelungen. Die Farben des Covers finden sich als Leitfaden in der Innengestaltung wieder, was einen guten und ruhigen Rahmen bildet, die einzelnen Abschnitte aber auch wunderbar miteinander vereint. Die Fotos von Oliver Brachat ergänzen Text und grafische Gestaltung sehr ansprechend und machen bei mir große Lust darauf selber zu kochen und zu genießen. Ein übersichtliches Inhaltsverzeichnis hilft zudem bei der Orientierung und dabei das gewünschte Rezept schnell zu finden.

Mir bringt dieses Kochbuch eine meiner favorisierten Küchen auf sehr angenehme, sympathische und alltagstaugliche Art und Weise näher. Es schenkt mir neue Inspirationen, gute Rezepte für Klassiker und ganz viel Genuss, weshalb ich es sicherlich weiterhin nutzen und noch viele Rezepte ausprobieren werde. Von mir gibt es eine herzliche Leseempfehlung für alle, die „das Rad nicht neu erfinden“, die aber gerne authentisch-italienische Küche nachkochen möchten – viel Spaß beim Entdecken und guten Appetit!

Bewertung vom 06.07.2025
Shattuck, Ben

Die Geschichte des Klangs


ausgezeichnet

Außergewöhnlich!

„Die Geschichte des Klangs“ von Ben Shattuck wird von einem Cover geschmückt, dem man Teile des Inhalts bereits ansieht und das gefällt mir sehr. Das Cover ist in seiner Klarheit sehr ansprechend und auch die Farben sind für meinen Geschmack gut gewählt, denn sie vereinen Nostalgie und Moderne.

Gleiches gelingt dem Autor auch in der Geschichte, denn er vereint zwei Zeitstränge miteinander, die gemeinsam eine runde Erzählung ergeben: So lernen wir auf der einen Seite Lionel kennen, der in David seine große Liebe findet und einen Sommer lang mit ihm gemeinsam Lieder auf Wachswalzen sammelt. Und wir begegnen Annie, die sich in ihrem ereignislosen Leben gefangen fühlt, bis sie in einem geheimen Versteck des neuen Hauses seltsame Gegenstände findet, die sie eine andere Lebenswelt erahnen lassen.

Ben Shattuck ist es mit dieser kleinen Erzählung von rund 100 Seiten gelungen einen ganz eigenen Kosmos zu schaffen und mir von Menschen zu erzählen, die mich berührt haben. Seine ProtagonistInnen wirken äußerst authentisch und haben nachvollziehbare, weil „alltägliche“ bzw. lebensnahe Probleme und Gefühle.

Ganz besonders gut gefallen hat mir die sprachliche bzw. strukturelle Gestaltung des Textes, denn sie ist vielfältig (mal in Form einer Art therapeutischer Aufzeichnung vom Erzähler selber verfasst, mal wie eine Geschichte von außen) und einnehmend. Irgendwie gelingt es dem Auto, dass ich mich den Charakteren in den Worten sehr nah fühle und seine Art des Schreibens enthält zudem teilweise sehr poetische und schöne Zeilen (z. B. „In den Bäumen zirpten die Zikaden und nähten die Nacht zusammen.“). Dabei liest sich die Geschichte sehr flüssig und angenehm leicht, enthält für mich aber eine eindringliche Substanz, die mich auch nach der Lektüre noch immer wieder beschäftigt hat.

„Die Geschichte des Klangs“ greift verschiedene Themen aus der menschlichen Lebenswelt auf und zeigt, wie groß und einflussreich eine Liebe sein kann, auch, wenn deren Erleben nicht lange bestehen bleiben konnte. Für mich ist es ein wunderbares Buch mit federleichter Tiefe, gelungen gesetzten Worten sowie ganz viel Sehnsucht nach dem prallen Leben und der großen Liebe – unbedingt empfehlenswert!