In "Deutschland ohne Ausländer", bereits 2012 erschienen, wird ein Gedankenexperiment durchgespielt: Wie sähe Deutschland aus, wenn alle Menschen mit Migrationshintergrund (...wie auch ich, der Leser-Rezensent, weshalb mich das besonders interessierte) plötzlich verschwänden? Das Buch beleuchtet, wie sehr Einwanderung und Vielfalt den Alltag und das Wirtschaftsleben prägen, von der Pflege über Gastronomie bis hin zur Wissenschaft. Der Ton des Buchs ist sachlich, aber zugleich provokant und bringt einen klaren Standpunkt ein: Deutschland profitiert stark von der Vielfalt und dem Beitrag der Migranten. Der Perspektivwechsel ist klug gewählt und stellt die oft unterschätzte Bedeutung von Einwanderung auf eine neue Ebene. Für Leser, die aktuelle Diskussionen um Migration und Integration besser verstehen wollen, bietet das Buch einen wertvollen, oft überraschenden Einblick.
Emmanuel Carrères "Yoga" hat mich berührt. Als 40-jähriger, der oft über die Herausforderungen des Lebens nachdenkt, fand ich Carrères autofiktionalen Ansatz besonders spannend. Es geht nicht nur um Yoga als körperliche Praxis, sondern auch um die tiefere Auseinandersetzung mit Trauer und innerem Frieden. Dem meditativen Aspekt kommt dabei viel Bedeutung zu.
Carrère teilt offen seine persönlichen Kämpfe, wie seine psychischen Herausforderungen. Diese Ehrlichkeit spricht einen direkt an und zeigt, dass man mit seinen Sorgen nicht allein ist. Sein Schreibstil ist so einladend, dass ich mich fühlte, als wenn ich mit einem Freund spreche der mir seine Gedanken anvertraut. In einer Gesellschaft, die oft emotionale Themen ignoriert, schafft Carrère einen Raum, in dem man sich sicher fühlen kann um über solche Dinge nachzudenken. Der Autor ist in Deutschland zu Unrecht noch nicht so bekannt wie in seiner Heimat Frankreich, wo er gefeierter Intellektueller ist und es lohnt sich, ihn zu lesen.
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