Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
sophia60
Wohnort: 
Selfkant

Bewertungen

Insgesamt 6 Bewertungen
Bewertung vom 09.11.2023
Das Gemälde
Brooks, Geraldine

Das Gemälde


sehr gut

Das Buch "das Gemälde" von Geraldine Brooks hat mir von der ersten bis zur letzten Seite sehr gut gefallen.
Der in klarem und bildreichem Stil geschriebene Roman ist in drei Zeitebenen eingeteilt, die abwechselnd und eindeutig von einander gegliedert beschrieben werden.
Im Jahr 1850 beginnt die Lebensgeschichte des Sklavenjungen Jarret, der als Eigentum eines reichen Pferdezüchters die Schrecken der Sklaverei erleiden muss. Ein großer Trost in seinem harten Leben ist seine besondere Beziehung zu einem Fohlen, das er aufgrund seiner besonderen Begabung im Umgang mit Pferden auf seinem Weg zum großartigsten Rennpferd seiner Zeit begleiten darf. In dieser Zeit begegnen wir auch dem Künstler J. Scott, der als Pferdemaler einige Berühmtheit erlangen sollte. Von diesem stammt auch "das Gemälde", das uns als Thema durch die Jahrhunderte begleiten soll.
1954 begegnen wir der Galeristin Martha Jackson, die eher aus sentimentalen Gründen das Pferdebild ihrer ansonsten eher Abstrakt-Modernen Kunstsammlung hinzufügt.
Um 2019 schließlich lernen wir den Kunsthistoriker Theo und die australische Wissenschaftlerin Jess kennen: Theo hat das Gemälde des berühmten Pferdes im Sperrmüll gefunden und Jess darf das Pferdeskelett wissenschaftlich untersuchen. Die konfliktreiche Beziehung der Beiden bereichert das Buch um viele spannende Seiten.
"Das Gemälde" und die Story rund um das berühmte Pferd Lexington dient der Autorin , uns die Geschichte Amerikas in vielen Facetten erlebbar zu machen. Hauptanliegen der Autorin dürfte dabei sein, den noch immer erlebbaren Rassismus anzuklagen und zu verdeutlichen, wie subtil und kränkend er sich auch im modernen aufgeklärten Amerika äußert.
Als Höhepunkt darf hier der erschreckende Schluß des Buch nicht unerwähnt bleiben. Seien Sie darauf gespannt und lesen Sie den Roman!

Bewertung vom 31.08.2023
Bei euch ist es immer so unheimlich still
Schröder, Alena

Bei euch ist es immer so unheimlich still


ausgezeichnet

Die Autorin Alena Schröder hat mit ihrem zweiten Buch wieder einen sehr überzeugenden Roman vorgelegt. Schon ihr erstes Buch " Junge Frau, Am Fenster stehend,....." hatte mir ausgesprochen gut gefallen.
Im neuen Buch treffen wir wieder auf einige schon bekannte Personen; Evelyn als Großmutter, Sylvia als Tochter und Hannah , diesmal jedoch noch als Säugling. Vom zeitlichen Ablauf her spielt diese Erzählung sozusagen in der Zwischenzeit im Bezug auf das erste Buch. Beide Bücher sind jedoch, auch ohne das andere zu kennen, gut verständlich.
Die Handlung spielt wieder in zwei verschieden Zeitebenen, sodass wir die Personen aus unterschiedlichen Perspektiven kennen und verstehen lernen.
Als die enttäuschte Sylvia samt unehelichem Säugling aus dem quirligen Berlin aufs Land zu ihrer unnahbaren und steifen Mutter zurück aufs Land flüchtet, sind die Komplikationen vorhersehbar. Die Autorin beschreibt überzeugend wie sich die beiden ziemlich sprachlosen Frauen einander annähern und schließlich zueienander finden. Starke Charaktere prägen die Handlung, ein flotter und schnörkelloser Schreibstil erlaubt flüssiges Lesen.
Ein toller Familienroman, der zu Recht seinen Platz auf den Bestsellerlisten schon gefunden hat.

Bewertung vom 06.12.2022
Die Meerjungfrau von Black Conch
Roffey, Monique

Die Meerjungfrau von Black Conch


sehr gut

Das Buch " Die Meerjungfrau von Black Conch" von der Autorin Monique Roffey hat mich auf Grund des Themas von Anfang sehr neugierig gemacht. Jedoch erwartet die Leser/innen hier kein disneyartiges Märchen sondern eine hart an der Realität spielende Erzählung. Wenn es Meerjungfrauen gäbe, dann könnten sie so unromantisch wie der junge Fischer David Babtiste es in seinem Tagebuch beschreibt aussehen: " Jung war ihr Gesicht, aber gar nicht niedlich, da lag auch etwas uraltes drin..... Ich sah Schwimmflossenhände, von denen Sargassum-Seetang troff.....Ich denk damals, diese Fischfrau muss so schwer sein, wien Maultier."
Einen großen Teil der Ereignisse erfahren wir aus den Tagebucheinträgen des Fischers. Hierbei versucht die Autorin den örtlichen Dialekt, der auf der Karibikinsel von den Einheimischen gesprochen wird,nachzuempfinden. Ich habe große Achtung vor der Übersetzerin Gesine Schröder, die diese sprachliche Herausforderung ins deutsche übersetzt hat. Hierbei musste ich mich erstmal einlesen um die Sprachmelodie und die vielen Wortwiederholungen in ihrer Bedeutung verstehen zu können.
Die Handlung der Erzählung hat mich sehr gefangen genommen; ja , so könnte es tatsächlich ablaufen, wenn eine Meerfrau von amerikanischen Touristen als Sensationsfund geangelt würde. Und auch die "Menschwerdung" der Seejungfrau in der Badewanne des David mit abfaulendem Schwanz, mit stinkenden und glibberigen Rückenflossen wurde sehr realistisch beschrieben.
Die vielfältig angesprochenen Themen des Romans, wie zB. Kolonialismus, Sklavenhandel, Frauenrechte, Kapitalismus und nicht zuletzt die schwierige Liebesbeziehung von zwei aus vollkommen unterschiedlichen Welten stammenden Partnern machen das Buch interessant und lesenswert.
Für alle , die eine außergewöhnliche Erzählung lieben, kann ich das Buch sehr empfehlen.

Bewertung vom 30.09.2022
This Charming Man
McDonnell, C. K

This Charming Man


ausgezeichnet

Endlich, ein weiterer Band des Autors McDonnel rund um die "Stranger Times"!
Auch in diesem Buch mit dem Titel "THIS CHARMING MAN" gehen Geister , Vampire und viele merkwürdige Gestalten um. Aber am beeindruckendsten sind jedoch für mich noch immer die "menschlichen" Protagonisten, wie zum Beispiel der verlotterte und versoffene Chefredakteur Banecroft, der notorisch selbstmordgefährdete Reggie , die freche und vielseitig begabte junge Assistentin Stella und natürlich die etwas unbedarft in Chaos geworfene Hauptperson Hannah. Hierbei überzeugen vor allem die frechen und humorvollen Dialoge und die schlagfertigen Auseinandersetzungen im Redaktionsteam. Und was die Story anbetrifft kann ich nur voller Staunen die Phantasie des Autors bewundern.
Anzumerken bleibt nur noch,dass man unbedingt vorher den ersten Band der Reihe gelesen haben sollte ( The Stranger Times)!

Bewertung vom 07.05.2022
Wir sind schließlich wer
Gesthuysen, Anne

Wir sind schließlich wer


gut

Leider bin ich etwas enttäuscht. Da ich die anderen Bücher der Autorin Anne Gesthuysen kenne, hatte ich eigentlich mehr erwartet.
Mir kam es stellenweise so vor, als sei die Handlung in die Mitte des letzten Jahrhunderts gerutscht, aber das war wohl doch nicht so gemeint.
Der Schreibstil der Autorin gefällt mir sehr gut, das Buch lässt sich flüssig lesen.
Es hat auch einen gewissen Unterhaltungswert, aber die angesprochenen Themen wie Standesdünkel, Homosexualität, Alkoholmissbrauch, rückständiges Landleben, sexueller Missbrauch, Fremdgehen in der Ehe, Geschwister- und Generationenkonflikte, Eifersüchteleien, vorsichtige Flirts und eine "Kindesentführung" werden, vielleicht wegen der großen Vielfalt der Themen, nur oberflächlich angekratzt und meiner Meinung nach äußerst Klischeehaft behandelt. Dies fand ich teilweise recht ärgerlich, denn ich weiß ja, dass die Autorin mehr kann.
Gute Bücher kann man durchaus mehrmals lesen; bei diesem zweifle ich stark, ob ich es noch einmal zur Hand nehmen werde. Schade!

Bewertung vom 07.05.2022
Tell
Schmidt, Joachim B.

Tell


ausgezeichnet

"Kopfkino mit Suchtfaktor", so preist der Klappentext das Buch "Tell" von Joachim B. Schmidt an. Diesem Aus- und Anspruch kann kann ich uneingeschränkt zustimmen.
Ich konnte relativ unbedarft in die Erzählung hereinfinden, da ich von "Wilhelm Tell" als Sagenheld nur etwas von der Geschichte mit dem Apfel-vom-Kopf-Schuß im Hinterkopf hatte. Der Autor hat es überzeugend geschafft, die Figur des Tell und etliche seiner Familienangehörigen und Zeitgenossen darzustellen und lebendig werden zu lassen. Vor allem die Erlebnisse und Ansichten der einzelnen Protagonisten aus deren individueller Sicht zu beschreiben, ist ihm genial gelungen.
So baut sich der Erzählstrang kontinuierlich auf und als Leser*in kann man die Emotionen und Handlungen der Beschriebenen sehr gut nachempfinden. Die Zeit des 13./14. Jahrhunderts wird in aller Grausamkeit der Sitten erfahrbar gemacht.
Wer ein von Anfang bis zum Ende spannendes und interessantes Buch lesen möchte, dem sei dieser Roman sehr empfohlen.